Wer ist eigentlich dieser Michael Benjamin Bay? In erster Linie ist der am 17. Februar 1965 in Los Angeles geborene Bay ein amerikanischer Regisseur, der für seine Herrschsucht am Set und sein ungestümes Aufbrausen bekannt ist. Doch das ist noch lange nicht alles. In Interviews blitzt immer wieder eine ungemein selbstsichere Attitüde durch, die nahezu an Arroganz zu grenzen scheint. Genau jene Arroganz ist es, die ihn dazu bringt, sich niemals von seinen Zielen abbringen zu lassen. Nehmen wir nur die Gerüchte um seinen Vater. Als Kind wurde er wie seine jüngere Schwester von Pflegeeltern adoptiert. Seine Mutter lernte er irgendwann sogar kennen, nur um den Vater ranken sich viele Gerüchte. Er selber behauptet gerne, er sei ein Sohn des Regisseurs John Frankenheimer. Dieser zweifelte dies an, ließ gar einen Vaterschaftstest zu und belegte seine "Unschuld" an Michaels Existenz. Doch Bay blieb hartnäckig bei seiner Theorie.
Und genau diese
Hartnäckigkeit ist es, der er im Grunde seine Karriere verdankt. Bay lässt
sich einfach nicht beirren. Und Bay polarisiert mit seinem unbeirrbaren Schaffen.
Auf der einen Seite hassen ihn die Kritiker und Leser der Feuilletons dieser
Welt für seine strunzdummen, hohlen und patriotisch peinlichen, höchst
pathetischen Storys, die er in seinen Werken verbrät. Und auf der anderen
Seite wird er von Millionen Actionfans dieser Welt genau dafür geliebt.
Freilich in Verbindung mit dem ganzen Stilmittelbombardements des Michael Bay,
die er sich selber über Jahre in der harten Schule der Werbe- und Videoclipbranche
(er drehte Videos für Aerosmith, Tina Turnert, Meat Loaf) erworben hat.
Diese implementierte er 1995 erstmals in seinem Langfilmdebüt Bad Boys
und unterflog mit dem Startschuss für Will Smiths Karriere noch sämtliche
Radars.
Michael Bay am Set von Transformers II: Und wo Bay ist, sind Helikopter nie weit ;-) © 2009 DW Studios L.L.C. and Paramount Pictures Corporation.
Die Kritiker äußerten sich einigermaßen wohlwollend über den Stil und die einigermaßen witzige Geschichte und die Actionfans goutierten mit Wonne ein paar herrlich inszenierte Actionszenen. Mit The Rock trieb er dann seinen Baystil zur Perfektion und renovierte das Actiongenre. Plötzlich öffneten sich für die verschiedensten Werbe- und Videoclipregisseure Tür und Tor zu der Traumfabrik und sie ergriffen zumeist umgehend die sich bietende Chance - nicht immer zu Gunsten des actionaffinen Publikums. Wackelkamera und irrsinnige Schnittfrequenzen überfordern noch heute so manches Menschenauge.
Doch der Anfang war gemacht. Denn dieser zweite Hit, wie Bad Boys I unter Produzent Jerry Bruckheimer lanciert, ließ Michael Bay zum ultimativen Hot Shot werden. Dummerweise kam danach Armageddon (1998). Dieser bewies Michael Bays Händchen für die Inszenierung bombastischer Szenarien, eingebettet in vorsintflutlich anmutende, vollkommen übersteigerte Männlichkeitsrituale und perfekte Optik/Effekte. Für die Actionfans dieser Welt stand fest: Michael Bay ist Gott. Für die Kritiker war der Antichrist geboren. Dinosaurierkeksschlachten, peinliches Geturtel, infernalischer Patriotismus. Wer brauchte denn so was? Jerry Bruckheimer meinte: "Möglichst alle Menschen dieser Welt. Also lasst uns Pearl Harbor verfilmen."
Das Ergebnis war ein Desaster: die peinlich platten Anlehnungen an den Klassiker Titanic schlugen dem Zuschauer im Minutentakt um die Ohren, die Geschichte berührte zu keinem Zeitpunkt, Cuba Godding Jr. wurde aufgefordert, seinen Oscar wieder herzugeben und mittendrin Nullcharmeur Ben Affleck mit der wohl hölzernsten Leistung seiner Karriere. Bay rannten alle angezielten Zielgruppen davon. Die Frauen wurden durch die gigantische Materialschlacht und das Hauruckpatriotenende vergrault und die Kerle wurden aufgrund der peinlichen Liebesgeschichte rot vor Scham. Die Kritiker dagegen eher vor Wut.
Bays Karriere war an einem Scheidepunkt angelangt. Also wandte er sich wieder dem zu, was er am besten konnte: Action ohne Sinn und Verstand. Das Ergebnis: Bad Boys II. Ein Ultrarechter sei Bay, ein Menschenhasser, einer der die Invasion in fremde Staaten befürworte und ein Perverser, der sogar unflätige Witze mit Leichen trieb. Selten wurde Bay von der Journalie so angefahren und selten hatte selbige so recht. Doch das juckte keinen seiner Fans, denn Bad Boys II war überkandideltes Actionkino einer neuen Generation.
Und "neu" wurde zu Bays neuem Leitspruch. So begründete er eine eigene Produktionsfirma namens Platinum Dunes, die sich seit 2003 der verschiedensten Horrorklassiker annahm und sie auf ein neues Publikum losließ, freilich deutlich modernisiert, was nicht immer zu deren Vorteil gereichen sollte.
In Bezug auf seine eigene Person verließ Bay seine Vaterfigur Jerry Bruckheimer und schlüpfte bei Steven Spielberg unter. Das erste Ergebnis dieser Kollaboration ließ so manchen Kritikergegner auf Bays Kurs umschwenken, denn in den ersten 60 Minuten von The Island beweist Bay sogar so etwas wie erzählerisches Geschick und es gelingt ihm ein paar diskussionswürdige Ansätze in einem Mainstreamstreifen par Excellance unterzubringen. Seine Fans beglückte er dann mit einer gigantischen Action Tour de Force im zweiten Abschnitt seines Streifens. Doch ausgerechnet bei diesem engagierten Projekt blieben ihm die Fans weg und The Island hatte Probleme, in den USA seine Produktionskosten wieder einzuspielen. Bays Reputation stand auf dem Spiel.
Kein Wunder also, dass er zunächst Spielbergs Angebot für die Regie an Transformers dankend ablehnte. Denn er brauchte einen Hit. Einen echten. Und der schien ihm mit einer Spielzeugverwurstung nicht erreichbar. Doch Bay wurde schnell stutzig, denn er vertraute auf Spielbergs Gespür für erfolgreiche Themen und er überdachte seine Ablehnung noch einmal. Warum? Kaum eine Frage dürfte schwerer zu beantworten sein, denn nach Bays Ausflügen in anspruchsvollere (bitte in Relation sehen ;-) ) Gefilde, ist die in Transformers gebotene Geschichte ein eklatanter und fast schon peinlicher Rückschritt in Richtung: Asteroid könnte auf Erde fallen, harte Kerle sprengen ihn weg. Klar, das Gebrubbel um einen allmächtigen Würfel, der die Welt der Autobots wieder neu beleben könnte, die einst von den Deceptions zerstört wurde, soll so etwas wie eine komplexe Story vorgaukeln. In Wirklichkeit geht es aber nur darum, dass sich Autobots und Deceptions auf Erden gegenseitig auf die Omme hauen, weil der Würfel irgendwann hier gelandet ist. Dass dabei ein paar Menschen zwischen die Fronten geraten, ist so logisch wie egal. Denn im Grunde, so betonten es Spielberg und Bay auf ihren Promoterminen immer wieder aufs Neue, ginge es um einen Jungen und dessen Liebe zu seinem Auto. Ein urarchaisches Thema, glaubt man den Beiden. Eine, gelinde gesagt, peinliche Rechtfertigung für eine quasi nicht vorhandene Story für alle anderen.
Doch das ist den Fans egal, denn spüren in jeder Filmsekunde, mit welch unbändiger Energie Bay an seine Filmprojekte herangeht. Man spürt die geradezu kindliche Freude an der Zerstörung und den Bildern, die ebenjene perfekt transportieren. In dem gigantischen Showdown merkt man Bay an, dass es das ist, wofür er Filme macht: Die Menschen begeistern, unterhalten und ihnen etwas zeigen, was es so noch nie zu sehen gab ... und das hauptsächlich über die Arbeit mit Superlativen. Alles an Transformers ist überlebensgroß: Der Patriotismus, der Heldenmut, das Tempo in der Action, die Action selber, die Bilder, die Effekte ... Bombast in XXXXL und der Beweis dafür, dass Bay einen actionaffinen Menschen IMMER packen kann. Dafür steht der Name Michael Bay ... DAS ist Michael Bay ...
Die Fans dankten es ihm,
das Box Office stimmte alle Beteiligten mehr als zufrieden und ein zweiter Teil
war schnell beschlossene Sache. Dieser überrollte dann so manchen bestehenden
Zuschauerrekord und treibt den Bay’schen Gigantismus auf die Spitze. Was
danach kommen soll? Bay, der angeblich die Option für Transformers III
ausschlug, wird’s schon wissen und wir, wir können Großes erhoffen
...
1995 | Bad Boys |
1996 | The Rock |
1998 | Armageddon |
2001 | Pearl Harbor |
2003 | Bad Boys 2 |
Michael Bay’s Texas Chainsaw Massacre (Produktion) | |
2005 | The Island |
Amityville Horror – Eine wahre Geschichte (Produktion) | |
2006 | Texas Chainsaw Massacre: The Beginning (Produktion) |
2007 | Transformers |
The Hitcher (Produktion) | |
2009 | Transformers - Die Rache |
Freitag der 13. (Produktion) | |
The Unborn (Produktion) | |
2010 | Nightmare on Elm Street (Produktion) |