Lange bevor Terminator Arnie und John McClane Bruce Willis Hollywoods Actionthron erklommen, gelangte ein gewisser Sylvester Stallone mit den Kultrollen von Underdog-Boxer Rocky Balboa und Vietnamveteran John Rambo zu unsterblichem Weltruhm und ist seit nunmehr über 30 Jahren erfolgreich im Geschäft sowie eine der letzten Genreikonen, die noch immer auf der großen Leinwand wüten dürfen.

Am 6. Juli 1946 als Sohn italienischer Einwanderer in New York geboren und anschließend Philadelphia aufgewachsen, sammelte Sylvester Gardenzio Stallone bereits in der Grundschule und später am American College of Switzerland erste Schauspielerfahrungen, wechselte schließlich an die Universität von Miami, die er allerdings vor seinem Abschluss wieder verließ und begann sich als Autor zu versuchen.

Seine Darstellerkarriere startete Sly mit dem Pornofilm „The Party at Kitty and Stud’s“ 1970 bedingt rühmlich und hielt sich fortan mit Nebenrollen über Wasser, erwähnenswert ist in der Hauptsache sein Part als Machine Gun Joe Vitelli im Roger-Corman-Trashklassiker „Frankensteins Todesrennen“ aka „Death Race 2000“, ehe der Welthit „Rocky“ 1976 alles veränderte. Inspiriert von einem Fight Muhammad Alis gegen Chuck Wepner, verfasste Stallone angeblich innerhalb von nur dreieinhalb Tagen die erste Fassung eines Drehbuchs, dessen Verkauf er an die Bedingung koppelte, selbst die Hauptrolle zu übernehmen.

Mit einer vergleichsweise bescheidenen Gage, dafür aber einer prozentualen Beteiligung am Erfolg des Films setzte Sly sich schließlich durch und der Rest ist, wie man so schön sagt, Geschichte. Die Rolle des Underdog-Boxers Rocky Balboa machte Stallone über Nacht zum Star. Auch zu seinen nächsten beiden Projekten „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ und „Vorhof zum Paradies“ verfasste Stallone die Drehbücher, debütierte bei letztgenanntem auch als Regisseur und nahm die Fortsetzungen seines Megahits ebenfalls multiengagiert selbst in die Hand: „Rocky“ 2 und 3 entstanden 1979 und 1982 mit einem sowohl vor als auch hinter der Kamera aktiven Stallone, der die Hauptrolle übernahm, das Skript verfasste und die Filme selbst inszenierte.

War Slys Oeuvre bis dahin recht dramaorientiert, startete er mit Beginn der 80er-Jahre als Actionheld an der Seite wohlbekannter Haudrauf-Heroen wie Chuck Norris und Arnold Schwarzenegger durch. Auf den feinen Thriller „Nachtfalken“ von 1981 folgte ein Jahr später der Streifen, der Stallones Karriere den zweiten entscheidenden Schub versetzen, eine der kultigsten Filmfiguren der Hollywood-Geschichte hervorbringen und dem Actionkino das Aushängeschild schlechthin bescheren sollte: Mit der Rolle des Vietnamveteranen John Rambo in Ted Kotcheffs legendärem Actiondrama „First Blood“ schuf sich Stallone sein zweites Franchise-Standbein und schrieb mit einem der populärsten Werke der 80er-Jahre Geschichte.

Im Jahr darauf war er als Regisseur, Produzent und Drehbuchautor ungewöhnlicherweise ins „Saturday Night Fever“-Sequel „Staying Alive“ involviert, machte sich im Anschluss aber beispiellos ans Vorantreiben seiner Actionkarriere: „Rambo 2 – Der Auftrag“, basierend auf einem Skript von „Terminator“-Vater James Cameron, das Sly in Eigenregie umschrieb, avancierte zum Überklassiker der im reaktionären 80s-Genrekino populären Vietnam-Rescue-Filme schlechthin, definierte die Figur des Rambo mit der Wandlung vom gebrochenen Antihelden zur patronengurtbewehrten Larger-Than-Life-Killermaschine als den Begriff, der heute in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen ist und gilt noch heute als der wohl wichtigste und kultigste Vertreter des One-Man-Army-Krawallkinos überhaupt.

Auch der „Rocky“-Franchise spendierte Sly mit dem vierten Teil „Der Kampf des Jahrhunderts“ einen einzigartig spaßigen vierten Teil, der weit abseits des realistischen Dramacharakters der ersten beiden Filme die mit „Eye of the Tiger“ vollzogene Entwicklung konsequent weiterführte und bei purem US-patriotischem Fun-Entertainment ankam, das den Kalten Krieg im Boxring entscheidet und mit fescher Action sowie flottem Poprock-Soundtrack auftrumpft.

Der Topposition auf dem Genrethron der 80s-Action sollte allerdings ein gewisser österreichischer Bodybuilder gefährlich werden, der im Jahre „First Blood“ mit dem Barbarenkult „Conan“ einen ersten Erfolg gefeiert und mit James Camerons Sci-Fi-Meisterwerk „Terminator“ 1984 zu Weltruhm gelangt war: Im Folgejahr des „Rocky“/“Rambo“-Fortsetzungsdoubles lief Stallones „City Cobra“ gegen Arnold Schwarzeneggers „City Hai“ und verlor das Duell vom finanziellen Standpunkt aus gesehen kläglich.

Während Arnie in den Folgejahren mit Krachern wie „Predator“ und „Running Man“ reüssierte, blieb auch Sly dem Genre treu und trat in den spaßigen Actionflicks„Over the Top“, „Tango & Cash“ und Bombastkrawall „Rambo 3“ auf, ohne jedoch an den Erfolg des Überfilms „First Blood Part 2“ anknüpfen zu können. Auf den Knastreißer „Lock Up“ folge 1990 ein fünftes, enttäuschendes „Rocky“-Kapitel, ehe sich Sly ein Beispiel am gerade durch „Twins“ und „Kindergartencop“ geturnten Kollegen Arnie nahm und für „Stop! Oder meine Mami schießt“ ins Comedygenre exkursierte – wenn auch mit bedingt überzeugendem Ergebnis.

Glücklicherweise besann er sich schnell auf alte Tugenden zurück und lieferte in den Jahren 1993 bis 1995 einen spaßigen Actionkracher nach dem nächsten ab: Die herrlich ironische Sci-Fi-Gaudi „Demolition Man“, der Bergsteigerthriller „Cliffhanger“, die weitaus besser unterhaltende als es ihr negativer Ruf vermuten lässt Pyrozauber/Erotikmischung„The Specialist“, der SF-Copkracher „Judge Dredd“ und Richard Donners Edel-Killerthrillerduell „Assassins“ an der Seite Antonio Banderas’ und Julianne Moores markierten eine qualitative Highlight-Phase der Stalloneschen Filmografie, ehe in der zweiten Hälfte der 90er der Abstieg ins Karriereloch begann.

Rob Cohens „Daylight“ war lahme Katastrophenware von der Schema-F-Stange, im Drama „Copland“ widmete sich Sly von der Kritik wohlwollend aufgenommenen schauspielerischen Ambitionen, ehe er das neue Millennium mit den unspektakulären Thrillergurken „D-Tox“ und „Get Carter“ einleitete und mit Renny Harlins Racerfilm „Driven“ baden ging. Mit der furchtbaren DTV-Krimikomödiengurke „Avenging Angelo“ am absoluten Tiefpunkt angelangt, sprangen für Sly in den Folgejahren nur noch teils immerhin kultige Nebenrollen und Cameo-Auftritte in „Taxi 3“, „Spy Kids 3-D“ und der TV-Serie „Las Vegas“ heraus, womit er das Schicksal so ziemlich aller um den Jahrtausendwechsel in klägliche Flopgefilde abrutschender Genrehelden von einst teilte.

Als Rettung erwies sich einmal mehr die Rückkehr zu seinen legendären Kultrollen: Erst stemmte Sly als Produzent, Autor, Regisseur und Hauptdarsteller in Personalunion mit „Rocky Balboa“ ein gigantisches Nostalgiemonster, das die Franchise 16 Jahre nach dem enttäuschenden fünften Teil zu einem würdigen Abschluss führte, dann schlüpfte er im Zuge erfolgreicher Klassikerrevivals wie „Die Hard 4.0“ und „Indiana Jones 4“ noch einmal in die Rolle des „John Rambo“ und servierte den Fans mit der gleichnamigen atemberaubenden Oldschool-Schlachtplatte 2008 ein Genrefest sondergleichen, das sein furioses Comeback beeindruckend komplettierte.

Aus drei Ehen, von 1974 bis 1985 mit Sasha Czack, 1985 bis 1987 mit „Rocky IV“- und „City Cobra“-Partnerin Brigitte Nielsen und zuletzt Jennifer Flavin hat Stallone zwei Söhne und drei Töchter. Zusammen mit Arnold Schwarzenegger, Bruce Willis, Demi Moore und Jackie Chan gründete er 1991 die Restaurant-Kette Planet Hollywood. Als nächste Projekte sind ein fünfter „Rambo“-Teil sowie die Vereinigung einer ganzen Handvoll Genresuperstars (Jet Li, Jason Statham, Gary Daniels, Mickey Rourke, Dolph Lundgren, ...) in dem Söldnerstreifen The Expendables in der Pipeline ...

 

1970 The Party at Kitty and Stud's
  Lovers and Other Strangers
1971 Bananas
  Klute
1974 The Lord's of Flatbush
1975 Ohne Ausweg
  The Prisoner of Second Avenue
  Capone
  Death Race 2000
  Farewell, My Lovely
1976 Cannonball!
  Rocky
1978 F.I.S.T
  Vorhof zum Paradies (auch Regie)
1979 Rocky II (auch Regie)
1981 Nachtfalken
1982 Rocky III
  Rambo - First Blood
1983 Staying Alive (auch Regie)
1984 Rhinestone
1985 Rambo: First Blood Part II - aka Rambo - Der Auftrag
  Rocky IV (auch Regie)
1986 City Cobra
1987 Over the Top
1988 Rambo III
1989 Lock Up
  Tango & Cash
1990 A Man Called... Rainbo
  Rocky V
1991 Oscar
1992 Stop! Or My Mom Will Shoot
1993 Cliffhanger
  Demolition Man
1994 The Specialist
1995 Judge Dredd
  Assassins
1996 Daylight
1997 Fahr zur Hölle, Hollywood
  The Good Life
  Cop Land
1998 Antz (Synchronisation)
2000 Get Carter
2001 Driven
2002 D-Tox
  Avenging Angelo
  Liberty's Kids: Est. 1776 (TV Serie)
2003 Taxi 3
  Shade
  Spy Kids 3-D: Game Over
2007 Rocky Balboa (auch Regie)
2008 John Rambo (auch Regie)
2009 The Expendables