The Dark
Originaltitel: The Dark
Herstellungsland: Großbritannien
Produktionsjahr: 2005
Regie: John Fawcett
Darsteller: Maria Bello, Sean Bean, Maurice Roeves, Abigail Stone, Sophie Stuckey, Richard Elfyn
Man nehme eine zerrüttete Familie, ein unheimliches Geistermädchen, eine örtliche Mythologie und suizidfreudige Zombieschafe – äh, Schafe? Ja, genau. Zumindest sind das die Ingredienzien, aus denen Serienregisseur John Fawcett, der allenfalls durch den Werwolfhit „Ginger Snaps“ auch filmische Bekanntheit erlangte, den Mainstreamhorror „The Dark“ zusammenpantschen durfte – irgendwo zwischen Familiendrama und Unterweltschocker entsteht hier eine ziemlich wüste Mischung aus Klischeegrusel, unfreiwilliger Komik und strangen Ideen.
Adelle (Maria Bello; „A History of Violence“) macht sich mit ihrer Tochter Sarah (Sophie Stuckey) von New York nach Wales auf, um ihren Ex-Mann James (Sean Bean) zu besuchen. Die Bemühungen, ein Familienidyll zu rekonstruieren, werden von einem furchtbaren Unglück unterbrochen: Sarah verschwindet spurlos in den Fluten des Meeres, Rettungstrupps haben keinen Erfolg. Während sich James mit dem Tod seiner Tochter abzufinden versucht, trifft Adelle auf ein mysteriöses kleines Mädchens, das etwas über Sarahs Schicksal zu wissen scheint…
Was als mit schönen Landschaftsaufnahmen der walisischen Felsküsten garniertes Familiendrama beginnt, wandelt sich erst zum handelsüblichen Abklappern von Gruselkonventionen wie dem mysteriösen Mädchen, endlosem um-dunkle-Ecken-Schleichen und dem einen oder anderen selbstzweckhaft platzierten Erschreck-Effekt, um schließlich mit der Einbindung einer alten Legende um den Austausch Lebender mit Toten vielversprechende atmosphärische Ansätze zu offenbaren, selbige aber mit effekthascherischem und allzu abgefahrenem Gruselrabatz zu zerstören: Da reist man mal eben in die Unterwelt, um Sarah zurück zu den Lebenden zu holen, eine dämonische Schafherde begeht Massenselbstmord und ist auch auf menschliche Wesen nicht gut zu sprechen, deren Schäfer hantiert gern mit einem selbstgebastelten Folterstuhl, um Frauen die Schädelknochen aufzubohren und inmitten all dessen will Maria Bello ihre Filmtochter retten.
Handwerklich routiniert, inhaltlich teils überladen und holprig, präsentiert sich „The Dark“ als ständiges Auf-und-Ab-Spiel guter Ansätze mit Standardschocks und Leerlauf, die prominenten Stars Sean Bean und Maria Bello wissen das Geschehen kaum aufzuwerten. Naja.
Fazit: „The Dark“ ist ein strange und holprig zusammengestopselter Horrorthriller mit 08/15-Schocks und einer in Ansätzen guten, aber leicht überladenen Story, der sich teils nicht zwischen Familiendrama, mythischem Grusel und konventionellen Genreelementen entscheiden kann. Und wenn ich Mörderschafe sehen wollte, würde ich eher auf „Black Sheep“ zurückgreifen.
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freeman mäht:
Adele und ihre Tochter Sarah sind an die walisische Küste gereist, um Adeles Mann James und somit Sarahs Vater wiederzutreffen. Dazu scheint es nicht früh genug zu sein, denn zwischen Adele und James scheint eher Funkstille denn eine geregelte Beziehung vorzuherrschen und Sarah hat mittlerweile den Draht zu ihrer Mutter verloren. Kurzum, man will diese Reise nutzen, um etwas Ruhe in die angespannten Familienverhältnisse zu bringen. Kaum bei James angelangt, wird Sarah von einer Herde Schafe attackiert und kurz darauf verschwindet sie gar! Versuche sie wiederzufinden, verlaufen im Nichts und so lässt man Sarah für Tod erklären, als man sie nach tagelanger Suche nicht gefunden hat.
Doch Adele trauert nicht ... nein, sie hat Erscheinungen von einem blonden Mädchen, nur glaubt ihr keiner. Das aber nur solange, bis die "Erscheinung" in Form des Mädchens Ebrill leibhaftig vor Adele und James steht. Nachforschungen ergeben, dass Ebrill seit Jahren tot ist ...
Tja, der Atmohorror hat es in Zeiten totaler Übersättigung des Marktes mit japanischen schwarzhaarigen Mädchen und deren pausbäckigen amerikanischen Spiegelbildern in den Remakes der japanischen Originale schwer. Die Einspielergebnisse sprechen ebenso eine deutliche Sprache wie die teils verheerenden Kritiken für Werke wie zum Beispiel Ring II. Doch auch handfester Horror wie The Descent oder The Devils Rejects wird vom Publikum gemieden und Horrorneuauflagen wie The Fog werden ebenfalls links liegen gelassen. Das noch vor einem Jahr wahrlich boomende Genre liegt wieder danieder, wird in die Videothekengrabbelecken verbannt und auch The Dark wird das Dahinsiechen des Genres wahrlich nicht beenden. Dazu ist er einfach zu ideenlos und überraschungsfrei aus den verschiedensten Genreversatzstücken zusammengeschustert. Die Vorbilder sind dabei offensichtlich: Ring, The Grudge, Dark Water und alles was sonst in letzter Zeit unsere Kinos heimsuchte. Vom Ring-Remake übernimmt man zum Beispiel gleich mal die komplette Pferdestory und münzt sie um auf die wohl grauenerregendsten Geschöpfe auf Gottes weitem Rund: SCHAFE! Derartige Ideen sind dann der Todesstoß für einen Film, der versucht, atmosphärischen Horror aufzubauen. Auch sonst will keine bedrohliche Stimmung aufkommen. Das liegt unter anderem daran, dass die Schocks zu lang und breit vorbereitet werden, um dann - wenn sie losschlagen - ausschließlich im Gehör des Zuschauers zu explodieren. Denn während die Tonspur des Filmes so manchen Schock bereithält, erinnern die gezeigten Bilder an lustiges Ringelpietz mit Anfassen. Kein einziger optischer Schock, nichts! Nur lautes Gekrache von der Soundspur, das im Grunde nichts untermalt! Schade - Atmohorror ist etwas anderes. Wenn dann noch die billigsten Klischees verbraten werden wie: Mutter hat Probleme mit ihrer aufmüpfigen Tochter, der Vater dringt zu der Mutter nicht mehr durch, jemand hat Erscheinungen, niemand glaubt ihm etc. verliert man vollends die Lust an diesem armen Budenzauber.
Doch wo Schatten ist, muss freilich auch Licht sein. Und so kann man konstatieren, dass das Einbinden walisischer Horrormären und Legenden wirklich Spaß macht, weil es eben mal etwas Neues ist. Leider wird diese Möglichkeit nicht einmal ansatzweise ausgenutzt. Man braucht sie eigentlich nur, um den Showdown loszutreten, mehr nicht! Dieser wartet dann zwar mit einer Pointe auf, die ein wenig tot erklärt wird und alles andere als neu ist. Aber man kann wenigstens behaupten, dass der Film hier durchaus ein wenig anzieht und allzu ausgetrampelte Horrorpfade verlässt! Zumal sich in diesem Abschnitt Adele im Annwyn (gesprochen Anun) befindet und man dieses Reich der Toten optisch interessant umzusetzen wusste. Klar, im Grunde hat man nur mit Filtern gearbeitet und zum Beispiel die Möglichkeiten des PCs komplett außen vor gelassen, aber so bekommt der Film zumindest einen gewissen altmodischen Charme. Auch sehr gut haben mir die Bilder von der zerklüfteten walisischen Küste gefallen und die Tatsache, dass man versucht hat, den Film ein wenig an das dort vorherrschende Umfeld/Klima anzupassen und dementsprechend mit einer eher kargen Farbpalette hantierte, die von viel Grün und Erdfarben dominiert wird. Was optisch dann wieder mit dem Entwurf eines Atmohorrofilms konfligierte, war der übermäßige Handkameraeinsatz und der Einsatz verkürzter Verschlusszeiten, was in einigen Szenen fast schon schwindelerregende und ruhelose Bilder zur Folge hatte, die JEDE Orientierung fast unmöglich machten. Ab und zu bestand die Leinwand nur aus verwischten, hektisch zappelnden Figuren, die im Meer herumplanschten. So erzeugt man freilich keinen schleichenden Horror!
Den größten Bock hat man dann mit den bereits erwähnten Schafen geschossen: Diese sind mir nun nicht unbedingt ein Begriff für FSK 18 Horror mit Blut und Gedärmen. Vielmehr sind es lustige kleine Viecher, die immer ein wenig töffelig wirken und sich schon mal von einem Schweinchen namens Babe den Schäferhund machen lassen oder Wallace und Gromit Höchstleistungen bei der Bekämpfung eines Wolldiebes abringen. Aber als Horrorviechers? Was hat denn die Leute geritten, sich so einen Quark einfallen zu lassen? Und so überrennen die Wollhaufen hier auch mal ungeniert einen erwachsenen Mann und treiben ein Mädchen fast in den Tod. Mir trieben diese Einlagen dann eher Lachtränen in die Augen. Die Grenzen zum Trash sprengen dann Bilder von Schafen mit katzengleich in der Dunkelheit leuchtenden Augen und Kinder die dazu orakeln: Wir sind alle Schafe ... Herr, lass Hirn regnen ...
Dieses seltsam kopflose Konzept einen Horrorfilm zu gestalten, macht es seinen Darstellern nicht einfach in irgendeiner Weise Akzente zu setzen und so kommen einem insbesondere Sean Bean und Maria Bello hoffnungslos verloren vor. Sean Bean habe ich noch nie so knuffig, lieb und nett ohne jegliche Ecken und Kanten erlebt! Meines Wissens nennen Frauen dergleichen heute: Langweilig. Und das trifft es ziemlich genau. Dementsprechend versucht er auch gar nicht erst zu spielen. Maria Bellos Schauspiel beschränkt sich auf: Augen aufreißen, Kopf hektisch drehen, bei kleinsten Anstrengungen ziemlich versaut stöhnen und ... hm, da war nicht viel mehr! Und das ist nun wahrlich keine Herausforderung, die einer Maria Bello bedurfte! Verschenkt ... Und nun zu meinen "Lieblingen". Ich "liebe" ja Kinderdarsteller in Filmen. Vor allem, wenn es Problemkinder sind, die immer nölen und prinzipiell NIE auf die Eltern hören. Und was soll ich sagen: Sarah ist genau das und peng, hasse ich ihre Figur. Da stört es dann auch nicht, dass die Darstellerin Sophie Stuckey nicht für einen Cent spielen kann, sie ist sich meines Hasses ohnehin gewiss ... Nicht viel besser sind Kinder, die septisch in der Gegend rumstehen, blasse Haut haben und in mir das Bedürfnis des Fütterns hervorrufen. Und auch hier trifft die Figur der Ebrill hundertprozentig ins Schwarze. Zum Glück kann ich nicht behaupten, dass ihre Darstellerin Abigail Stone irgendwie Talent hätte, denn dann würde ich sagen, sie musste die Rolle ja so spielen. Himmel! Ein solches Castingversagen hätte ich James Fawcett nach seinem Fingerspitzengefühl für schwierigere Teenierollen in Ginger Snaps niemals zugetraut!
Nach Ginger Snaps wird das Können des Regisseurs James Fawcett wieder vollkommen relativiert. Er beweist NULL Fingerspitzengefühl für das Genre und kann - im Gegensatz zu dem brillanten Ginger Snaps - keine neuen Akzente im Horrorgenre setzen. Obendrein bestehen die Schockszenen nur aus akustischem Krach, laufen die Darsteller auf Stand By und werden interessante Ansätze so schnell fallen gelassen, wie sie aufgekommen sind! Ein nettes Ende, die vielen lustigen Schafeinlagen, ein toll umgesetzter Massensuizid und ein insgesamt ordentlicher Score verhindern ein komplettes Desaster und lassen den Zuschauer wenigstens nicht vollkommen belämmert zurück!
Den Film gibt es von Constantin/Highlight wahlweise als normale oder als Deluxe-Edition im Steelbook.
The Dark
- MysteryBobisCREEPY
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Jup, da lässt sich eigentlich nicht viel hinzufügen. Mein damaliger Kommentar:
"The Dark" ist genauso konventionell wie sein Titel. John Fawcett inszenierte hier den Querschnitt der letzten Jahre Horrorfilm jenseits der Terror-Welle: Dunkel, mysteriös, geisterhaft, Japan-inspiriert, suspensehaltige Atmosphäre und ein Sean Bean in der Hauptrolle - welcher Film konnte Sean Bean zuletzt eigentlich nicht aufbieten?
Die Konsequenz: Genrekenner werden diese säuberliche Zusammenfassung der letzten Jahre Horrorfilm als Zeitverschwendung erachten, andere könnten ob des schön dunkel gefilmten Waliser Küstenörtchens einen spannenden Filmabend verbringen. Genaugenommen müsste man dafür allerdings in letzter Zeit schon hinter dem Mond gelebt haben - und selbst dann, ich meine, der Mond ist sicherlich auch ein creepy Örtchen...
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