Verflucht sei, was stark macht

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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McClane
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Verflucht sei, was stark macht

Beitrag von McClane » 31.01.2008, 11:21

Verflucht sei, was stark macht

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Originaltitel: The Lords of Discipline
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1983
Regie: Franc Roddam
Darsteller: David Keith, Robert Prosky, G.D. Spradlin, Barbara Babcock, Michael Biehn, Rick Rossovich, John Lavachielli, Mitchell Lichtenstein, Mark Breland, Malcolm Danare, Judge Reinhold, Greg Webb, Bill Paxton, Ed Bishop u.a.

Trotz seines markigen deutschen Titels „Verflucht sei, was stark macht“ und der hohen Freigaben zur Entstehungszeit ist „The Lords of Discipline“ ein Militärdrama, das nicht auf Härte oder Machotum setzt wie z.B. „Heartbreak Ridge“.
1964: Will McClean (David Keith) ist aufstrebender Rekrut am Carolina Military Institute und im letzten Jahr seiner Kadettenlaufbahn. Zwar ist er stets etwas kritischer und liberaler als seine Kameraden, jedoch hat er seinen Platz und seinen Respekt in der Hierarchie. Das Frischfleisch kommt zur Ausbildung, jedoch erwähnt „The Lords of Discipline“ den beginnenden Vietnamkrieg zu keiner Zeit – sicher einer der Gründe, warum das Heer damals aufstockte, aber andrerseits ist dies auch nicht so wichtig für die Narration.
Jedoch zeichnet sich bereits die Zeit der Bürgerrechtsbewegung ab, denn das Institut lässt zum ersten Mal einen jungen schwarzen Rekruten zum Dienst zu: Pearce (Mark Breland). Wills Vorgesetzte, der altgediente Colonel Bear (Robert Prosky) gibt ihm den Auftrag dafür zu sorgen, dass keine Übergriffe auf ihn stattfinden. Dabei stellt er durchaus mutig klar, er sei zwar ein Rassist, aber jedem seiner Schützlinge gebühre die gleiche Behandlung. Damit stellt „The Lords of Discipline“ bereits einen seiner Grundkonflikte vor: Das Schwanken zwischen Pflichtgefühl und eigenen Vorstellungen.

So übernimmt Will trotz seiner Einstellung den Job eher widerwillig. Dabei kommt er auf die Spur der Zehn, eines stets neu gebildeten Zirkels von jeweils zehn ausgesuchten Kadetten, die jene vertreiben, die sie für unpassend halten...
„The Lords of Discipline“ spricht brisante Themen an, ist ein interessanter Film und lässt dennoch Potential ungenutzt. Obwohl die Zehn bereits früh einen Kadetten in den Selbstmord treiben und immer schwerere Schritte gegen jene unternehmen, die ihnen nicht passen, schafft Regisseur Franc Roddam es nicht so wirklich die Fallhöhe und die Bedrohung für die Hauptcharaktere zu etablieren. Erst im letzten Drittel wird Will wirklich stärker involviert und erst dort kocht sie Spannung dann hoch.
Dieses Manko ist wirklich schade, denn ansonsten ist „The Lords of Discipline“ ziemlich gut erzählt. Es schaukeln sich die Konflikte immer weiter hoch, wer wohl zu den Zehn gehört oder sie unterstützt wird erst gegen Ende gelüftet. Teilweise kann man es schon am fiesen Grinsen einiger Leute überdeutlich erkennen, teilweise ahnt man es bereits, aber teilweise können die Enthüllungen überraschen. Zudem bietet „The Lords of Discipline“ ein angenehm lebensnahes Bild von der US-Militärausbildung, das sowohl Drill und Schleifen, aber auch eine ganz eigene Form von Kameradschaft bedeutet.

Jedoch ist „The Lords of Discipline“ alles andere als unkritisch. Sowohl latenter als auch offener Rassismus werden in aller Deutlichkeit gezeigt und auch die Art, wie das militärische System jene abstraft, die es nicht will: Bei einer unehrenhaften Entlassung muss ein Rekrut ein Spalier entlang schreiten, dessen Teilnehmer sich alle symbolisch von ihm abwenden. Auch Will wird klar, dass er innerhalb des Systems funktioniert, es aber trotzdem nicht das Richtige für ihn ist. Auf der anderen Seite verdammt „The Lords of Discipline“ die Armee auch nie, stattdessen scheint es sein Anliegen zu sein auf Fehler hinzuweisen, die auch Jahre später noch nicht völlig ausgemerzt sind.
David Keith spielt die Hauptrolle auch ziemlich überzeugend und kann die Facetten seines Charakters glaubwürdig darstellen. Ansonsten sind nur Michael Biehn und Bill Paxton etwas bekannter; erster spielt leider ein wenig klischeehaft, aber doch recht charismatisch, letzterer hat kaum Screentime. Unter den Nebendarstellern fallen vor allem Robert Prosky sowie Rick Rossovich sehr positiv auf.

Alles in allem ist „The Lords of Discipline“ ein ordentliches Militärdrama, das brisante Themen anspricht und stets glaubwürdig wirkt, jedoch etwas spannender sein könnte. Durch und durch solide, aber es wäre doch etwas mehr drin gewesen.

:liquid6:

Mir bekannt ist die UK DVD von Paramount, die gewohnt gute Qualität bietet, aber sehr mager ausfällt: Nur englischer Ton und keine Extras.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]

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Beitrag von freeman » 31.01.2008, 12:05

Oh, coole Sache ... hab den vor Ewigkeiten mal im TV gesehen und würde rein erinnerungstechnisch zwischen 6/10 und 7/10 schwanken. Fand den wirklich gelungen und David Keith fand ich schon immer recht charismatisch ... An Michael Biehn kann ich mich ehrlicherweise gar nicht mehr erinnern ...

In diesem Sinne:
freeman
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