bzw.
Originaltitel: Awake
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2007
Regie: Joby Harold
Darsteller: Hayden Christensen, Jessica Alba, Lena Olin, Terrence Howard, Arliss Howard, Christopher McDonald,
Fisher Stevens, Georgina Chapman, ...
Trailer:
http://german.imdb.com/title/tt0211933/trailers
„Anesthesia Awareness“, ebenso bekannt unter dem Begriff „Unintended Intra-Operative Awareness“, bezeichnet den unglückseligen Zustand einer Person, bei der die verabreichte Betäubung bzw Anästhesie im Vorfeld einer Operation nicht zu einer vollständigen Bewusstlosigkeit führt, worauf der physisch gelähmte Patient während des Eingriffs die entsprechenden Schmerzen verspürt, bestimmte Dinge um sich herum noch wahrnehmen kann sowie sich auch im Anschluss an die betreffenden Eindrücke zu erinnern vermag – was wiederum meist zu langfristigen psychologischen Belastungen und Störungen führt. Eine beängstigende Vorstellung, die einem unweigerlich einen Schauer den Rücken hinablaufen lässt – und genau auf diese Art einer Publikumsreaktion baut Joby Harold´s Thriller „Awake“. Um eine solche zusätzlich zu forcieren, informiert eine eingangs eingeblendete Texttafel, dass Statistiken belegen, die Chancen, etwas Derartiges zu durchleben, würden bei 1:700 stehen, was natürlich eine erschreckende Zahl darstellt – allerdings schwanken die bezifferten Werte anderer Studien eher in Größenordnungen zwischen 1:1000 und 1:40000…
Clay Beresford (Hayden Christensen) ist ein begehrter, gebildeter Junggeselle, der an der Spitze eines hunderte Millionen Dollar schweren Unternehmens steht, das er von seinem Vater geerbt hat und nun gemeinsam mit seiner überfürsorglich wie dominant auftretenden Mutter Lilith (Lena Olin) leitet, welche ihrem Sohn aber noch die nötige Reife abspricht, bestimmte bedeutungsvolle Entscheidungen selbständig zu treffen, weshalb sie ihn stets in ihrem übermächtigen Schatten zu halten versucht. Aus diesem Grund hat es Clay bislang auch nicht gewagt, ihr davon zu erzählen, dass er schon seit etlichen Monaten eine Beziehung mit ihrer Assistentin Sam (Jessica Alba) führt – sie inzwischen sogar verlobt sind und in Kürze zu heiraten gedenken. Darüber hinaus trübt eine weitere Gegebenheit das potentiell umfassende Glück seiner Existenz: Sein Herz weist einen angeborenen Fehler auf – und wenn er nicht bald ein neues bekommt, was aufgrund seiner eher seltenen Blutgruppe recht schwierig ist, hat er wohl nicht mehr lange zu leben. Eines Abends entschließt er sich endlich, seiner Mutter Sam offiziell als Partnerin bzw Frau an seiner Seite vorzustellen – was leider in einer nicht sonderlich harmonischen, von einem dieser klassischen „Entweder sie oder ich!“-Momente geprägten Situation resultiert. Da er aber keine der ihm belassenen Augenblicke nun mehr verschwenden möchte, entscheidet sich Clay für Sam und heiratet sie noch in derselben Nacht – und nur wenig später erhält er die erfreuliche Nachricht, dass endlich ein passendes Spenderorgan gefunden wurde…
In der Klinik trifft das frisch gebackene Ehepaar dann zwangsweise erneut auf Lilith, die einen angesehenen Spezialisten (Arliss Howard) für den Eingriff gewinnen konnte – dieser wird allerdings von Clay rigoros abgelehnt, welcher ausschließlich von seinem Freund, Trauzeugen und Kardiologen Dr. Jack Harper (Terrence Howard) operiert werden will, der ihn in der Vergangenheit, trotz nicht so umfangreicher Erfahrung, stets hervorragend betreut hat. Umgehend versammelt Jack sein eingespieltes Team, zu welchem noch die Doktoren Puttman (Fisher Stevens) und Carver (Georgina Chapman) gehören, und bereitet alles Notwendige vor – nur der reguläre Anästhesist taucht nicht zum Dienst auf, weshalb ein Kollege (Christopher McDonald) aus einem anderen Krankenhaus jenen kurzerhand ersetzt. Planmäßig wird die OP eingeleitet, bloß sinkt Clay im Zuge dessen nicht in die Schwärze der Narkose ab, sondern verbleibt bei Bewusstsein – unfähig, sich mitzuteilen oder zu bewegen. Die Schmerzen, die das Öffnen seines Brustkorbs heraufbeschwören, versucht er verzweifelt auszublenden, indem er sich in seine schönsten Erinnerungen mit Sam flüchtet – nur geht das nicht unbedingt lange gut, da die sich entfaltenden Umstände in ihrer entsetzlichen Art schlichtweg zu überwältigend sind. Fortan kommen ihm zudem unterschiedliche alarmierende Gesprächsfetzen zu Ohren, die sich mit einigen spezifischen Details, wie dass einer der Ärzte nach Alkohol riecht und einen Flachmann in der Tasche bei sich trägt, zu einem extrem besorgniserregenden Bild verbinden…
Die Idee hinter „Awake“ ist zweifellos eine effektive. Dies liegt in erster Linie daran, dass man sich unabwendbar im Geiste die Vorstellung ausmalt, selbst an Clay´s Stelle dort ohne Einfluss und Kontrolle auf dem OP-Tisch zu liegen – nur leider ist das Konzept an sich zugleich nicht unbedingt neu und/oder reichhaltig genug, um damit eine volle Spielfilmlänge bündig auszufüllen. Da Clay tatsächlich bis zum Einsetzen des Abspanns in jenem interaktionsfreien Zustand verbleibt, mussten also andere Wege beschritten werden, um den Storyverlauf interessant sowie fortwährend in Fahrt zu halten: Schrittweise fügen sich verschiedene Puzzlestücke zusammen, geben das Vorhandensein eines heimtückischen Plans preis und werden mit diversen folgenschweren Twists angereichert. Ferner ergänzt ein weiteres zentrales Plot-Element die Handlung sehr prägnant: Zwar ist Clay´s Körper gelähmt, sein Verstand arbeitet jedoch auf Hochtouren, weshalb er die Ereignisse der jüngeren Vergangenheit nun gedanklich nach Hinweisen durchgeht, um so gegebenenfalls welche zu identifizieren und jene dann in eine für ihn plausible Perspektive zu rücken. Veranschaulicht wird das, indem er sich im Prinzip (für den Zuschauer) dupliziert und im Rahmen einer „Out-of-Body“-Erfahrung frei in seinen aufgezeigten Flashbacks bewegt – allerdings ebenso im Krankenhaus der Gegenwart, begrenzt auf einen passiven, sich irgendwo zwischen Leben und Tod befindlichen Zustand. Hört sich reizvoll an? Ist es auch – nur leider wusste Regisseur und Drehbuchautor Harold, in beiden Bereichen übrigens ein Newcomer, das evident vorhandene Potential schlussendlich kaum genügend auszuschöpfen. Das Hauptproblem ist, dass sein Werk inhaltlich schlichtweg zu unzureichend ausgearbeitet anmutet. Ich habe beileibe nichts gegen abstruse Thriller á la „I know who killed me“ – aber dieser oberflächliche Mix (u.a.) aus „the Invisible“, Poe´s „the Premature Burial“ und „the Eternal Sunshine of the Spotless Mind“ scheitert gleich an einer ganzen Reihe gravierender (Negativ-) Faktoren: Er ist weder clever, spannend, nachhaltig noch intelligent – und obendrein nur eingeschränkt unterhaltsam.
Ursprünglich sollten Jared Leto, Kate Bosworth und Helen Mirren bzw Sigourney Weaver die Hauptrollen bekleiden – doch als jene (aus welchen Gründen auch immer) „nicht (mehr) zur Verfügung standen“, wich man halt auf eine „2.Wahl“-Cast aus, unglücklich angeführt von zwei der ausdruckslosesten Mimen ihrer Bekanntheit und Generation: Hayden Christensen („Star Wars: EP 1-3“), der zumindest in „Shattered Glass“ etwas Hoffnung auf Talent erkennen ließ, und Jessica Alba („Into the Blue“/„Sin City“), Hollywood´s bei vielen gern gesehene darstellerische Schaufensterpuppe. Clay wird als netter, sympathischer Mann portraitiert, dem „halb Manhattan“ gehört, der mit Anfang 20 das erste Mal in New York U-Bahn fährt und dem (in seiner Position als Firmenchef) erhaltene Jobs sowie Bemühungen für wohltätige Zwecke sehr wichtig sind. Abgesehen davon, dass einem diese Punkte schon ein Stückchen zu weit hergeholt erscheinen, nimmt man Christensen den Part einfach nicht ab – was eine Schande ist, denn die Basis der Story beruht ja darauf, dass Clay mental derart stark ist, dass er diese von etlichen Seiten her auf ihn einwirkende Extremsituation tatsächlich meistern kann. Seine Screen-Partnerin steht ihm da in nichts nach: Alba ist hübsch und charmant, was für die Rolle ungemein wichtig ist, bloß mindestens genauso blass und frei von der Fähigkeit, eine komplexere emotionale Tiefe zu präsentieren. Ja, sie darf sich (in einem flüchtigen Moment) nackig zeigen sowie süß und/oder besorgt in die Kamera blicken – aber das reicht hier (erneut) definitiv nicht aus. Hayden und Jessica verbindet die gemeinsame Farblosigkeit, nur leider kaum eine spürbare Chemie als Paar auf der Leinwand. Lena Olin („Romeo is Bleeding“/„Hollywood Homicide“) indessen liefert eine herausragende, mehrschichtige Leistung ab, obgleich die Figur der Lilith recht stereotyp daherkommt. Dank ihrer starken Präsenz reißt Lena ihre Szenen allesamt an sich, was zugleich jene mit ihren minder überzeugenden Co-Stars ebenso spürbar aufwertet. Das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn ist ein in vielerlei Belangen wichtiger Aspekt und wird gut vermittelt – unabhängig einiger entgleister Dialogzeilen, die übrigens nicht nur in jenem Zusammenhang auftreten. Terrence Howard („Hustle & Flow“/„August Rush“) agiert solide, verbleibt allerdings im Ganzen klar unterfordert. Die Nebenrollen werden u.a. von Christopher McDonald („Requiem for a Dream“), Georgina Chapman („the Nanny Diaries“), Fisher Stevens („Short Circuit“) und Arliss Howard („Birth“) allesamt passabel ausgefüllt – nur nützt das unterm Strich wenig, wenn die beiden Leads den ihnen abverlangten Aufgaben nicht gewachsen sind.
„Awake“ wurde im Jahre 2005 gedreht, lange Zeit unter Verschluss gehalten und schließlich im letzten Quartal 2007 ohne Presse-Vorführungen am Wochenende nach (!) Thanksgiving in die US-Kinos gebracht. Angesichts des belanglosen Ergebnisses irgendwie passend. Beim Verfassen seines Skripts war sich Harold der nicht sehr reichhaltigen Natur seines entworfenen Szenarios wahrscheinlich bewusst, weshalb er die dünne Story künstlich mit verschiedenen Twists aufzuwerten gedachte. Das Problem ist nur, dass jene Wendungen und Offenbarungen weder innovativ noch intelligent ausgefallen sind – zudem kann man ausnahmslos alle im Vorfeld vorausahnen, was natürlich absolut unverzeihlich ist! Mindestens fünf Minuten vorher weiß man immerzu, welch Paukenschlag da wohl demnächst ansteht – dies resultiert aus viel zu offensichtlich ins Bild gerückten Hinweisen sowie Miss Alba´s Unvermögen, einen prägnanten Satz im ersten Drittel nicht so auszusprechen, dass er einem das Finale nicht bereits gleich zu Beginn spoilert. Tja, da hat das Publikum leider Pech gehabt. Danke, Jess und Joby – Ihr habt´s vermasselt. Das Drehbuch weist jedoch noch etliche andere offenkundliche Mängel auf: Die Charaktere sind durch die Bank weg unterentwickelt, Plot- und Logik-Löcher lauern an jeder Ecke, so manch eine Dialogzeile lässt einen erschaudern. Außerdem erwecken viele Gegebenheiten einen unrealistischen Eindruck – jetzt mal abgesehen von der ganzen Sache mit der außerkörperlichen Erfahrung: Zum Beispiel selbst für Laien ersichtliche Unstimmigkeiten im Bereich der Herz-OP-Details, ein scheinbar kaum frequentiertes Krankenhaus oder kein wirkliches Achten auf Sterilität seitens der Ärzte und Beobachter – die Liste ließe sich problemlos länger fortführen. Förmlich gestört hat mich die Tatsache, dass Clay die entsetzlichen Schmerzen offenbar relativ locker wegsteckt: Anfangs jammert und schreit er etwas, allerdings stellt er sich dann Sam am Strand vor, und alles ist schlagartig halb so wild. Ich mutmaße mal, dass ich in solch einer Lage keinen klaren Gedanken fassen könnte sowie mir permanent innerlich die Seele aus dem Leib brüllen würde – aber nun ja. Wie gesagt: Auf dem Papier klingt das Konzept bzw der Inhalt des Streifens ungleich besser als das fertige cineastische Produkt wirkt – zumindest sind die gebotenen Aufnahmen des Eingriffs und die auf sich selbst projizierten Vorstellungen des Zuschauers auf eine „schöne“ Weise unangenehm…
Bei der konkreten Umsetzung seiner Vorlage bewies Debütant Harold zum Glück ein deutlich besseres Händchen: Seine Inszenierung ist straff und kann mit einigen gelungenen Einstellungen aufwarten, hauptsächlich im Rahmen der aneinandergereihten Flashback-Fragmente bzw Clay´s geistigen Reisen in die Vergangenheit, welche jeweils nicht zu „flashy“ gestaltet wurden – besonders eine späte Rückkehr in sein Elternhaus weiß zu gefallen. Cinematographer Russell Carpenter („Titanic“) fing die inspiriert ausgewählten Locations ansprechend ein, welche TV-Komponist Samuel Sim („Tsunami: Wave of Disaster“) dann mit einem ausdruckslosen 08/15-Score unterlegte. Diese „Licht und Schatten“- Einschätzung durchzieht im Prinzip das gesamte Projekt: Einerseits gewährleistet die nur knapp 78-minütige Laufzeit, dass keine echten Längen entstehen und ein recht zügiges Tempo aufkommt, auf der anderen Seite wirkt die Verteilung unausgewogen, da der Einstieg etwa mehr Tiefe (oder ansonsten halt eine entsprechende Kürzung) hätte vertragen können, während sich die zweite Hälfte fast schon zu rasch entfaltet. Manche Momente sind erfreulich hochwertig, andere hingegen verbleiben geradezu ohne Wirkung auf den Betrachter. Der Schluss schließt die Handlung insgesamt bündig ab – nur hätte ich mir in diesem speziellen Fall tatsächlich mal einen die Nachwirkungen der Ereignisse aufzeigenden Epilog gewünscht. Verschenktes Potential, wohin man blickt…
Fazit: „Awake“ ist ein leidlich unterhaltsamer, substanzloser, unter Spannungsmangel krankender, dennoch solide inszenierter Thriller, welcher ein den Gesamteindruck klar schädigend schwaches Hauptdarsteller-Gespann aufweist und gern clever wäre – dies allerdings, nicht bloß angesichts seiner umfassenden Vorhersehbarkeit, beileibe nicht ist…
In den USA erscheint die RC1-DVD im März 2008, über einen Starttermin hierzulande besitze ich noch keine
konkreten Infos...
Awake
Na ja, Talent hat sie zwar noch immer nicht, aber hier fand ich sie zumindest teilweise relativ charmant - vielleicht ist das mit ein Grund dafür, dass ich es nicht überziehen wollte. Am nächsten WoE hau ich übrigens meine nächste Alba-Kritik raus (zu "the Eye", den ich noch vor diesem hier gesehen hatte) - da kommt sie gar noch ein kleines Stück weit besser weg...
Sodale, gesehen und für erstaunlich gut befunden. Zum einen muss ich sagen, dass dies der erste Film war, in dem der Hayden Christensen durchaus mal so etwas wie schauspielerische Ansätze zeigt und nicht vollkommen untergeht. Jessica ist absolut hinreißend in ihrer Rolle. Wo ich Stefan zustimme, ist, dass die Chemie zwischen beiden nicht stimmt. Was dem "Twist" im Film schadet. Lena Olin ist grandios und Howard agiert so, wie Christensen sonst: Blass bis zum geht nicht mehr. Die Geschichte fand ich persönlich sehr interessant aufgezogen, was in Verbund mit der kurzen Laufzeit keinerlei Langeweile aufkommen ließ. Zwar ist das Motiv für das ganze Geschehen arg hanebüchen, wird innerhalb der Logik des Filmes aber halbwegs vernünftig aufgezogen. Optisch fand ich den Film großartig. Das wirkte bis ins kleinste durcharrangiert und auch der Score wusste absolut zu gefallen. Dank des Filmes bin ich jetzt ziemlich angefixt, mir auch mal die koreanische Variante zum Thema "Wide Awake" anzuschauen.
In diesem Sinne:
freeman
In diesem Sinne:
freeman
When your number is up, your number is up.
Awake
Jährlich werden 21 Millionen Patienten in eine Vollnarkose versetzt, von denen etwa 30.000 nicht im Tiefschlaf versinken, sondern sich in einer intraoperativen Wachheit befinden. Damit liegt die Chance, diesem Phänomen zu erliegen, bei dem der Patient trotz Anästhesie teilweise oder gar vollständig seine Umgebung handlungsunfähig wahrnimmt, bei 1,4 Prozent... wenn man dem Vorspann von "Awake" Glauben schenken darf. Woher Regie-Debütant Joby Harold diese Zahlen genau hat, bleibt sein Geheimnis. Besagtes Phänomen dient seinem 2007er Thriller jedenfalls als Prämisse: Man stelle sich vor, man würde einen lebensgefährlichen operativen Eingriff bei vollem Bewusstsein erleben müssen. Ein furchteinflößender Gedanke, nicht umsonst, müssen in der Realität Betroffene oft jahrelang durch intensive Therapien von einer posttraumatischen Belastungsstörung geheilt werden. In "Awake" treibt Harold diesen Ansatz jedoch auf die Spitze: Was, wenn man nicht nur die OP hautnah miterlebt, sondern gleichzeitig anhören muss, wie die Ärzte die eigene Ermordung in die Wege leiten?
Was wie eine spannende Ausgangssituation klingt, ist in Wahrheit eine für die Regie äußerst knifflige Angelegenheit. Da "Awake" fast die komplette Laufzeit über bei der Operation verbleibt, ist Protagonist Clay Beresford betäubt auf den Operationstisch gelegt zur Passivität verdammt. Bewegungs- und handlungsunfähig hat die Handlung somit nur wenig Möglichkeiten, sich zu entfalten. Und damit Hauptdarsteller und "Star Wars"-Star Hayden Christensen überhaupt etwas zu tun hat, setzt Harold auf eine metaphysische Inszenierung, bei der Beresford seinen Körper während der Operation verlassen kann und verwirrt und irritiert auf den Gängen des Krankenhauses umher irrt, verzweifelnd versuchend, die bisherigen Geschehnisse der vorab gezeigten Exposition zu rekonstruieren und somit die Motive seiner todbringenden blauen Engel zu analysieren. Doch in Konzeption und Ausführung erweist sich dieses Konstrukt für eine dramatische Erzählung als äußerst mangelhaft. Obgleich durch ein Voice-over seine Gedanken mit dem Zuschauer teilend, bleibt Beresford als Charakter völlig blass, sein Erleben der anesthesia awareness schlicht und ergreifend unglaubwürdig. Anfangs wird durch ein immer hektischer werdendes Sprechen und Schreien Christensens zwar noch halbwegs der erhoffte albtraumhafte Ton getroffen, danach gerät dieser immerhin handlungsgebende Aufhänger beinahe zur Nebensache und die schnöde Krimihandlung dominiert Harolds Film.
Enorm problematisch erweist sich dabei, dass Christensens Figur trotz ihrer filmisch umgesetzten Pseudo-Aktivität keinerlei Einfluss auf die Gegenwart seiner tatsächlichen Sitation erhält. Zwar vermag er gemeinsam mit dem Zuschauer die Hintergründe aufzuklären und das Spiel seiner Gegenspieler zu durchschauen, dennoch ist er unfähig, konkret etwas zum Handlungsausgang beizutragen. Als er in einer Szene etwa von seinen Emotionen überwältigt auf dem OP-Tisch liegend eine Träne zu Stande bringt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass der einzige ehrliche Arzt im Saal diese bemerkt. Leider gelingt es Harold nicht, dieses frustrierende Element der Handlung inszenatorisch zu kompensieren. Während der Soundtrack das komatöse Gefühl eines OP-Patienten etwas zu authentisch mit flachen, schlicht unpassenden Melodien wiederspiegelt, verlieren Kamera und Schnitt sich in kitschiger Werbefilmästhetik und lassen die dramatischen Rückblenden des sterbenden Protagonisten gleichermaßen unspektakulär wie uninspirerend erscheinen. Hier rächt sich auch, dass Harold für seine Einführung in die Handlung viel zu viel Zeit verschwendet hat: Ganze 30 Minuten leitet er auf die OP hin, was für einen Thriller mit einer Laufzeit von gerade mal 84 Minuten erheblich zu viel Zeit kostet und im Hinblick auf das Folgende erheblich kürzer hätte sein können. Schade auch, dass sich im Laufe der Rückblenden rund um die Elternprobleme Beresfords ein zusätzlicher Nebenhandlungsstrang öffnet, der vorher nur ungenügend vorbereitet wurde und zu sehr von der eigentlichen Erzählung ablenkt, womit die Dramatik einen weiteren Stoßdämpfer erleidet.
Wenn es "Awake" gelingt, Interesse zu wecken, dann ist das den Darstellern zu verdanken. Christensen weiß trotz eingeschränkter Möglichkeiten das Gefühl der Verzweiflung und zunehmenden Verbitterung deutlich griffiger darzustellen als es ihm in den "Star Wars" Prequels noch als Skywalker-Familienmitglied gelang. Seine Filmfreundin Jessica Alba ist durchaus mehr als nur Blickfang fürs männliche Publikum, sondern weiß eine charmante Performance darzulegen, die besonders bei einer Zweitsichtung an Interesse gewinnen dürfte. Richtig gut aufspielen tun derweil die Nebenparts Terrence Howard als Chefarzt (auch wenn er vielleicht anfangs gar zu sympathisch rüberkommt, um später als abgebrühter Mörder zu funktionieren) und Filmmutter Lena Olin, die weitaus mehr Tiefgang in ihre Darstellung legt, als es das naive Script je hergegeben hätte. "Awake" kommt zudem auf der Habenseite zu Gute, dass er ob seiner kurzen Laufzeit nicht allzu viel Zeit hat, größere Längen aufkommen zu lassen, tatsächlich weiß er an zwei Stellen sogar mit angenehmen Plotwendungen aufzuwarten, die zumindest kurzzeitig Interesse schüren können, ohne wirklich aufregend zu sein. So blitzt in einigen Szenen sogar durch, dass das Debütwerk Potential geboten hätte, mit einer stärkeren konzentrischen Drama-Inszenierung der Handlung ein höheres Maß an Emotionalität und Komplexität einzuimpfen, und so eventuell ein experimentelles Stück Erzählarbeit zu werden, doch Harolds Versuch bleibt zu sehr mit sich selbst und seinen wenigen unausgegorenen Ideen beschäftigt, um in diese vielversprechenden Richtungen tendieren zu können.
Fazit: "Awake" darf als Thriller genauso wie als Drama als gescheitert betrachtet werden, was nicht heißt, dass er als kleiner Happen für zwischendurch nicht leicht zu goutieren sein kann. Von seiner Harmlosigkeit profitierend ist Harolds Film vermutlich nicht als die ultimative Bruchlandung anzusehen, die er im Hinblick auf das verschenkte Potential der höchst interessanten Ausgangslage eigentlich geworden ist. "Awake" ist somit nicht mehr und nicht weniger als ein Versuch, ein Herantasten, aber keinesfalls ein wirklich vollständiges, zufriedenstellendes Werk. In seiner Unbeholfenheit ist er dabei dank der charmanten Darstellerriege durchaus als sympathisch einzuschätzen, wohl aber dennoch im Vergleich zur Genre-Konkurrenz ein bescheidenes Stück Film und der seltene Fall, bei dem ein Remake in ein paar Jährchen dringend erwünscht wäre.
Jährlich werden 21 Millionen Patienten in eine Vollnarkose versetzt, von denen etwa 30.000 nicht im Tiefschlaf versinken, sondern sich in einer intraoperativen Wachheit befinden. Damit liegt die Chance, diesem Phänomen zu erliegen, bei dem der Patient trotz Anästhesie teilweise oder gar vollständig seine Umgebung handlungsunfähig wahrnimmt, bei 1,4 Prozent... wenn man dem Vorspann von "Awake" Glauben schenken darf. Woher Regie-Debütant Joby Harold diese Zahlen genau hat, bleibt sein Geheimnis. Besagtes Phänomen dient seinem 2007er Thriller jedenfalls als Prämisse: Man stelle sich vor, man würde einen lebensgefährlichen operativen Eingriff bei vollem Bewusstsein erleben müssen. Ein furchteinflößender Gedanke, nicht umsonst, müssen in der Realität Betroffene oft jahrelang durch intensive Therapien von einer posttraumatischen Belastungsstörung geheilt werden. In "Awake" treibt Harold diesen Ansatz jedoch auf die Spitze: Was, wenn man nicht nur die OP hautnah miterlebt, sondern gleichzeitig anhören muss, wie die Ärzte die eigene Ermordung in die Wege leiten?
Was wie eine spannende Ausgangssituation klingt, ist in Wahrheit eine für die Regie äußerst knifflige Angelegenheit. Da "Awake" fast die komplette Laufzeit über bei der Operation verbleibt, ist Protagonist Clay Beresford betäubt auf den Operationstisch gelegt zur Passivität verdammt. Bewegungs- und handlungsunfähig hat die Handlung somit nur wenig Möglichkeiten, sich zu entfalten. Und damit Hauptdarsteller und "Star Wars"-Star Hayden Christensen überhaupt etwas zu tun hat, setzt Harold auf eine metaphysische Inszenierung, bei der Beresford seinen Körper während der Operation verlassen kann und verwirrt und irritiert auf den Gängen des Krankenhauses umher irrt, verzweifelnd versuchend, die bisherigen Geschehnisse der vorab gezeigten Exposition zu rekonstruieren und somit die Motive seiner todbringenden blauen Engel zu analysieren. Doch in Konzeption und Ausführung erweist sich dieses Konstrukt für eine dramatische Erzählung als äußerst mangelhaft. Obgleich durch ein Voice-over seine Gedanken mit dem Zuschauer teilend, bleibt Beresford als Charakter völlig blass, sein Erleben der anesthesia awareness schlicht und ergreifend unglaubwürdig. Anfangs wird durch ein immer hektischer werdendes Sprechen und Schreien Christensens zwar noch halbwegs der erhoffte albtraumhafte Ton getroffen, danach gerät dieser immerhin handlungsgebende Aufhänger beinahe zur Nebensache und die schnöde Krimihandlung dominiert Harolds Film.
Enorm problematisch erweist sich dabei, dass Christensens Figur trotz ihrer filmisch umgesetzten Pseudo-Aktivität keinerlei Einfluss auf die Gegenwart seiner tatsächlichen Sitation erhält. Zwar vermag er gemeinsam mit dem Zuschauer die Hintergründe aufzuklären und das Spiel seiner Gegenspieler zu durchschauen, dennoch ist er unfähig, konkret etwas zum Handlungsausgang beizutragen. Als er in einer Szene etwa von seinen Emotionen überwältigt auf dem OP-Tisch liegend eine Träne zu Stande bringt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als darauf zu hoffen, dass der einzige ehrliche Arzt im Saal diese bemerkt. Leider gelingt es Harold nicht, dieses frustrierende Element der Handlung inszenatorisch zu kompensieren. Während der Soundtrack das komatöse Gefühl eines OP-Patienten etwas zu authentisch mit flachen, schlicht unpassenden Melodien wiederspiegelt, verlieren Kamera und Schnitt sich in kitschiger Werbefilmästhetik und lassen die dramatischen Rückblenden des sterbenden Protagonisten gleichermaßen unspektakulär wie uninspirerend erscheinen. Hier rächt sich auch, dass Harold für seine Einführung in die Handlung viel zu viel Zeit verschwendet hat: Ganze 30 Minuten leitet er auf die OP hin, was für einen Thriller mit einer Laufzeit von gerade mal 84 Minuten erheblich zu viel Zeit kostet und im Hinblick auf das Folgende erheblich kürzer hätte sein können. Schade auch, dass sich im Laufe der Rückblenden rund um die Elternprobleme Beresfords ein zusätzlicher Nebenhandlungsstrang öffnet, der vorher nur ungenügend vorbereitet wurde und zu sehr von der eigentlichen Erzählung ablenkt, womit die Dramatik einen weiteren Stoßdämpfer erleidet.
Wenn es "Awake" gelingt, Interesse zu wecken, dann ist das den Darstellern zu verdanken. Christensen weiß trotz eingeschränkter Möglichkeiten das Gefühl der Verzweiflung und zunehmenden Verbitterung deutlich griffiger darzustellen als es ihm in den "Star Wars" Prequels noch als Skywalker-Familienmitglied gelang. Seine Filmfreundin Jessica Alba ist durchaus mehr als nur Blickfang fürs männliche Publikum, sondern weiß eine charmante Performance darzulegen, die besonders bei einer Zweitsichtung an Interesse gewinnen dürfte. Richtig gut aufspielen tun derweil die Nebenparts Terrence Howard als Chefarzt (auch wenn er vielleicht anfangs gar zu sympathisch rüberkommt, um später als abgebrühter Mörder zu funktionieren) und Filmmutter Lena Olin, die weitaus mehr Tiefgang in ihre Darstellung legt, als es das naive Script je hergegeben hätte. "Awake" kommt zudem auf der Habenseite zu Gute, dass er ob seiner kurzen Laufzeit nicht allzu viel Zeit hat, größere Längen aufkommen zu lassen, tatsächlich weiß er an zwei Stellen sogar mit angenehmen Plotwendungen aufzuwarten, die zumindest kurzzeitig Interesse schüren können, ohne wirklich aufregend zu sein. So blitzt in einigen Szenen sogar durch, dass das Debütwerk Potential geboten hätte, mit einer stärkeren konzentrischen Drama-Inszenierung der Handlung ein höheres Maß an Emotionalität und Komplexität einzuimpfen, und so eventuell ein experimentelles Stück Erzählarbeit zu werden, doch Harolds Versuch bleibt zu sehr mit sich selbst und seinen wenigen unausgegorenen Ideen beschäftigt, um in diese vielversprechenden Richtungen tendieren zu können.
Fazit: "Awake" darf als Thriller genauso wie als Drama als gescheitert betrachtet werden, was nicht heißt, dass er als kleiner Happen für zwischendurch nicht leicht zu goutieren sein kann. Von seiner Harmlosigkeit profitierend ist Harolds Film vermutlich nicht als die ultimative Bruchlandung anzusehen, die er im Hinblick auf das verschenkte Potential der höchst interessanten Ausgangslage eigentlich geworden ist. "Awake" ist somit nicht mehr und nicht weniger als ein Versuch, ein Herantasten, aber keinesfalls ein wirklich vollständiges, zufriedenstellendes Werk. In seiner Unbeholfenheit ist er dabei dank der charmanten Darstellerriege durchaus als sympathisch einzuschätzen, wohl aber dennoch im Vergleich zur Genre-Konkurrenz ein bescheidenes Stück Film und der seltene Fall, bei dem ein Remake in ein paar Jährchen dringend erwünscht wäre.
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