Was Jackie Chan mit “Rumble in the Bronx” ablieferte, ist dieser hier für Jet Li, ein typischer Ami-Culture-Clash-Klopper made in Hongkong, teilweise gedreht in Los Angeles. Der Double-Dragon-Ära entsprungen, als Amerika von Kung-Fu-Popkultur besessen war und asiatische Stars als Exoten im eigenen Landa präsentierte. Die Großstädte definierten sich in diesen Filmen durch das direkte Nebeneinander von Anzugträgern, die in Hochhäusern Börsenkriege ausfochten und Gangs, die in vermüllten Seitengassen Kämpfe austrugen oder Mülleimer durch die Fensterläden kleiner Geschäfte warfen. Und Kampfsportschulen hatten Hochbetrieb; man musste schließlich gewappnet sein, wenn man sich auf die Straßen traute.
Für damalige Verhältnisse gelang Tsui Hark ein allenfalls durchschnittlicher, retrospektiv vor allem unheimlich trashiger Prügelfilm mit immerhin sattem Faustanteil, der aber grundsätzlich nicht sonderlich aus der Masse herausstach, weil er dumm und billig produziert war, ohne Bemühen in Drehbuch oder Schauspiel zu stecken. Heute sind solche Filme ausgestorben, was ihren Wert wieder etwas steigert.
So durchschreitet Jet Li den Weg vieler Asiaten im Land der unbegrenzten Möglichkeiten: Er wird zum Zirkusaffen transformiert. Schaulustigkeit und echte Bewunderung stehen in Konkurrenz, wenn der kleine Mann mit Cap und Rucksack zu sprinten beginnt und seine Körperkontrolle in allerhand Prüfungen unter Beweis stellt.
Bereits sein erster Kontakt mit den Einheimischen lässt den Film komplett entgleisen. Ausgerechnet eine völlig überdreht gezeichnete Latinogang muss ihm nach Ankunft sofort mal den Rucksack klauen und wird fortan als rennender Slapstick-Gag implementiert. Jerry Trimbles Vokuhila indes stiehlt sogar diesem Triple spielend die Show, seine Performance als Hauptgegner bleibt nur zur Hälfte wegen seiner Kampfkünste in Erinnerung. Der dabei hervortretende Klamauk beißt sich aber stark mit den Ansprüchen an Blut und Knochenbrecher-Action, die hier insbesondere in einer tonal völlig neben der Spur geratenen Schießerei in einem Bus hervorkommt – ein Problem, das Stanley Tong mit „Rumble in the Bronx“ ebenfalls hatte.
Wer also mal wieder über haufenweise Anschlussfehler lachen möchte, über grenzdebile Dialoge voller Missverständnisse, über hässliche Frisuren und Klamotten, wer einfach mal wieder Lust hat, sich vom unvollkommenen Charme schnellschießender 80er-Stunts einlullen zu lassen, der ist bei „The Master“ gar nicht mal unbedingt an der falschen Adresse.
gute
