[CD] Depeche Mode - Construction Time again (1983)

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[CD] Depeche Mode - Construction Time again (1983)

Beitrag von gelini71 » 03.06.2009, 13:56

Bild
Mute Records 1983

Offizielle Depeche Mode Webseite

• Dave Gahan - Gesang
• Martin Gore – Keyboards , Gesang
• Andrew Fletcher – Keyboards , Backing Vocals
• Alan Wilder – Keyboards , Backing Vocals

Produziert von Depeche Mode & Daniel Miller
Aufgenommen in den Garden Studios , London
Abgemischt in den Hansa Tonstudios , Berlin (West)

Tracklist
01. Love in itself 1 – 4:29
02. More than a Party – 4:45
03. Pipeline – 5:54
04. Everything Counts – 4:19
05. Two Minutes Warning – 4:13
06. Shame – 3:50
07. the Landscape is changing – 4:47
08. Told you so – 4:24
09. And then… - 4:34
10. Everything Counts (Reprise) – 0:55

Gesang bei “Pipeline” Martin Gore

Mit diesem Album begann die Zusammenarbeit mit dem Musiker & Technikfreak Alan Wilder , der nach einer Erfolgreichen Tour als Gastmusiker den Platz von Vince Clark im Gruppenensemble einnehmen sollte. Der räumte dann auch mal direkt kräftig auf im Instrumentenstall der Gruppe & verpasste dem Album direkt ein neues Klangbild. „Construction Time Again“ ist das erste Album was genauso klingt wie man sich ein Depeche Mode Album vorstellt. Alleine vom Klangbild & der Produktionstechnik her ist dieses Album ein extremer Sprung im direkten Vergleich zu den beiden Vorgängern & kann sogar noch mit heutigen Produktionen mithalten.

Elemente von Industrial & Electronic Body Music (kurz EBM) werden ganz geschickt mit eingearbeitet & der Sampler wird das bevorzugte Instrument , Doppel T Träger werden zu Musikinstrumenten umfunktioniert. Töne vom schlagen auf Metall ist hier allgegenwärtig , dazu diverse Samples wie fahrende Züge oder andere Alltagstöne. Das auf dem Cover ein Mann mit Schmiedeschürze & Vorschlaghammer zu sehen ist ist also kein Zufall – hier zeigt bereits das Coverfoto wo die Platte Musikalisch hingeht.

Wilder schrieb sogar zwei Songs für das Album („Two Minutes Warning“ sowie „the Landscape is chaning“) die sich ohne Probleme in den Gruppenkontext einfügen , den Rest der Songs wurde wie üblich von Martin Gore geschrieben. Der hatte sich mit seinem Talent enorm verbessert & wagte es sogar hier etwas kritischere Texte zu machen. So ist z.B. „Everything counts“ ein recht zynischer Kommentar zur Musikindustrie mit ihren Knebelverträgen.

Vom leichten lockeren Pop der beiden früheren Alben ist hier kaum noch was zu spüren. Sicherlich ist „Everything Counts“ ein netter Song der zum Mitsingen einlädt , aber von der Hitparadenfröhlichkeit eines Vince Clark ist auch dieser Song Meilenweit entfernt. „Everything Counts“ sollte über Jahre hinweg zum festen Live Fundus gehören – meist am Ende des Konzertes gespielt damit die Fans noch schön lange den Refrain mitsingen können (was man Jahre später sehr schön beim Live Dokument „101“ hören kann). Doch seit einigen Jahren ist dieser Song aus dem Live Programm verschwunden. Angeblich weil die Gruppe ihn nicht mehr mag.

Schon beim ersten Song „Love in itself 1“ (die Zahlen im Titel stehen für die diversen Versionen des Songs – „Love in itself 3“ war z.B. die Maxiversion , die „2“ die Singleversion & „4“ die Reprise Version) türmen sich die Synthiemelodien zu waren Türmen vor dem Hörer auf – das Klangbild ist ungemein beeindruckend & lädt direkt mal zu lauter aufdrehen ein. Der Song geht nahtlos über zu „More than a Party“ einem sehr schnellen EBM-lastigen Song , bei dem die Hauptmelodie von einem Piano gespielt wird. Darauf folgt mit „Pipeline“ ein Track der nicht aus Musik im herkömmlichen Sinn besteht sondern aus diversen Samples & Alltagsgeräuschen zusammengesetzt wurde – aus diesem Song wurde übrigens auch der Albumtitel entnommen. „Told you so“ besticht durch sein sehr komplexen Arrangement & mit „and then...“ gibt es einen sehr feinen Midtemposong als Abschluß. Ganz zum Schluß gibt es noch mal kurz „Everything counts“ – somit endeten beide Vinylseiten ursprünglich jeweils mit diesen Song.

„Construction Time again“ ist so gesehen das erste richtige Depeche Mode Album was auch wie ein Depeche Mode Album klingt. Der Einfluß von Neuzugang Alan Wilder ist unüberhörbar. Von der Produktionstechnik her ist das Album auf höchsten Niveau , das Songwriting von Martin Gore hat sich zum Vorgängeralbum verbessert & mit „Love in itself“ & natürlich „Everything Counts“ hat das Album sogar richtig dicke Klassiker an Bord. Das bei der Produktion Bands wie DAF oder die Einstürzenden Neubauten gehört wurden ist ganz deutlich hörbar – der Einfluß von der Stadt Berlin , wo das Album abgemischt wurde , sollte in den Folgejahren aber noch stärker & wichtiger werden.
Ein Album welches man auch heute noch ohne große Probleme hören kann. Sehr gute Produktion , alle Songs in der oberen Qualitätshälfte (es ist kein Ausfall dabei) & alles in allem eine sehr runde kurzweilige Sache. Doch zum ganz großen Erfolg sollte es noch nicht reichen – der sollte erst mit dem nächsten Album kommen.
:liquid9:
Ich mache keine Rechtschreibfehler, ich gebe Wörtern lediglich eine individuelle Note

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