Herstellungsland: USA / D
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Tim Story
Darsteller: Ioan Gruffudd, Michael Chiklis, Jessica Alba, Chris Evans, Julian McMahon, …
Wer hätte es gedacht, doch der deutsche Star-Produzent Bernd Eichinger (“Name der Rose“/“der Untergang“) ist tatsächlich ein Comic-Fan, der am liebsten den „Silver Surfer“ auf die große Leinwand bringen würde … und bereits 1986 sicherte er sich von „Marvel“ die Rechte an der 1961 von Stan Lee (“Spider-Man“/“Hulk“) sowie Jack Kirby erdachten Reihe „the Fantastic Four“. Jener Vertrag beinhaltete allerdings eine Klausel, dass bis zu einem bestimmten Zeitpunkt ein fertiger Film abgeliefert werden muss – ansonsten erhält Marvel die Option, davon zurücktreten zu können. Aufgrund diverser Hürden und Probleme war es den Verantwortlichen jedoch nicht möglich, ein angemessenes Projekt in jenem Zeitraum auf die Beine zu stellen, weshalb sich Eichinger zu einem außergewöhnlichen Schritt entschied: Er beauftragte den legendären Low-Budget-Papst Roger Corman damit, eine kostengünstige Variante zu drehen, was den Vertrag letztenlich erfüllte und die Rechte für die Zukunft weiter sicherte. Natürlich war Marvel von dem Schritt nicht wirklich begeistert, weshalb man die Budgetkosten erstattete – im Gegenzug dafür, dass man von einer Veröffentlichung des Werks absah (was bis heute auch noch nicht geschehen ist – von Raubkopien, die sich großer Beliebtheit erfreuen, mal abgesehen).
Im Jahre 2004 sollte es also endlich (diesmal wirklich!) soweit sein: Mit einem Budget von (angeblich) irgendwo in der Nähe von 150 Millionen Dollar ging der Film (inmitten einer allgemeinen Welle des Erfolges von Comicadaptionen) in Produktion…
Eine wissenschaftliche Mission vereint eine Gruppe unterschiedlicher Charaktere auf einer Raumstation im Weltall: Mathematiker Reed Richards (Ioan Gruffudd), dessen Kumpel Ben Grimm (Michael Chiklis), Wissenschaftlerin Susan Storm (Jessica Alba), übrigens Reeds „doch nicht so ganz“-Ex-Freundin, Pilot (und Susans Bruder) Johnny Storm (Chris Evans) sowie Finanzier Victor von Doom (Julian McMahon). Als sie jedoch aus Versehen ungeschützt der Strahlung eines kosmischen Sturms ausgesetzt werden, bewirkt das eine Veränderung ihrer jeweiligen molekularen Zellstruktur: Reed kann seinen Körper auf einmal gummiartig dehnen (= Mr.Fantastic), Grimm mutiert zu einem überstarken, steinartigen Wesen (= the Thing), Susan kann sich unsichtbar machen (= Invisible Woman), Johnny seinen Körper komplett in Flammen aufgehen lassen (= Human Torch). Sie nennen sich „the Fantastic Four“, werden aber von den Menschen / ihrer Umwelt aufgrund ihrer Fähigkeiten erst einmal argwöhnisch betrachtet, bis sie sich ihnen beweisen. Doch auch Victor hat sich verändert – er verwandelt sich zunehmend in ein Metallwesen, nennt sich „Dr.Doom“ und sinnt nach Rache, da die Mission auf diese Weise fehlgeschlagen war. Nur die „FF“ scheinen ihm gewappnet zu sein, weshalb sie vereint ihre Kräfte dazu einsetzen, das Böse zu bekämpfen…
Comicverfilmungen verwöhnen den Zuschauer meist ohnehin nicht mit reichhaltigen oder tiefgründigen Drehbüchern („Batman begins“, die „X-Men“ oder „Hulk“ bilden da natürlich löbliche Ausnahmen), doch in diesem Fall ist das Skript besonders schwach ausgefallen – eine wirkliche Handlung ist kaum existent, sondern besteht nur aus einer Aneinanderreihung von Szenen der Protagonisten sowie den Auswirkungen ihrer Kräfte. Das ist besonders enttäuschend, zumal die Story aus der Feder von Mark Frost („Twin Peaks“) stammt – selbst die 94er-Billigproduktion hatte in dieser Beziehung mehr zu bieten. Einige Facetten der Charaktere werden gut ausgearbeitet (wie spezielle Beziehungen untereinander, dass Johnny sich wegen des Medienrummels zunehmend gehen lässt oder alle Auswirkungen von Bens Situation), was in einigen guten Szenen resultiert (zB als Ben mit seinen veränderten Händen seinen Ehering nicht mehr aufheben kann), doch insgesamt überwiegen oberflächliche bzw gar negative Auffälligkeiten (etwa Bens Beziehung zu seiner Frau – oder als er am Ende tatsächlich geheilt werden könnte…und er das ablehnt!). Die Comics leben von ihren ironischen Charakteren, doch der humorvolle Ansatz wirkt hier zeitweise unpassend: Ein Dalmatiner verdeckt sich die Augen mit einer Pfote, ein Vogel entledigt sein Geschäft aufs „Thing“, welcher in einem anderen Moment nach einem Mahl laut aufstößt – das stört einfach. Am Ende des Films danken die Bewohner den „FF“ zudem mit einer großen Party – aber wofür eigentlich? Die Bedrohung galt nicht ihnen, sondern unseren 4 Helden…
Okay, wenn ein Film dieser Art schon nicht mit seiner Story punkten kann, müssen die F/X halt die Eisen aus dem Feuer holen – leider wird man auf diesem Sektor letztendlich (vor allem angesichts der Budgethöhe) ebenfalls enttäuscht: Es kommt viel CGI zum Einsatz, doch etliche Einstellungen sehen billig und wenig überzeugend aus (vorwiegend die Dehn-Effekte von Mr.Fantastic oder Sequenzen während des Showdowns). Dann wäre da noch das „Thing“-Kostüm, welches arg nach dem ausschaut, was es ist – ein Gummianzug, der steinartige Masse verkörpern soll. Für einen Moment habe ich mir tatsächlich die Frage gestellt, ob es nicht vielleicht besser gewesen wäre, diese Figur komplett am PC zu animieren, bin aber in Anbetracht der ohnehin nicht allzu berauschenden CGI-Arbeit schnell wieder davon abgekommen. Insgesamt sind die Effekte okay, aber man ist inzwischen besseres gewöhnt.
Zu einem großen Popcorn-Sommer-Blockbuster gehört natürlich ein entsprechender Soundtrack – dieser ist im Fall von „FF“ erstaunlich blass ausgefallen, denn weder der Score von John Ottman („X2“) noch das Titelstück von Ben Moody & Anastacia wecken Begeisterung. Klar, eine Untermalung wie von Danny Elfman bei „Batman“ war natürlich nicht zu erwarten, doch selbst der Chartauskopplung mangelt es an echtem Hitpotential.
Die Figuren erinnern kaum noch an jene der ursprünglichen Comics aus den 60ern, sondern eher an die im Laufe der Zeit überarbeiteten Versionen (bis hin zu den neueren „Ultimate FF“-Ausgaben). Dafür, dass die Charaktere sehr grob gezeichnet sind, holen einige Darsteller recht viel aus dem Material heraus: Chris Evans („the Cellular“) und Michael Chiklis (TV´s „the Shield“) trumpfen am stärksten auf – die Chemie zwischen ihnen stimmt, weshalb die Konkurrenzsituation hervorragend vermittelt wird (toll: als Johnny Ben mit dessen Actionfigur aufzieht). Ioan Gruffudd („the Gathering“) spielt okay, Jessica Alba („Honey“) nicht wirklich (der Begriff „blasses Püppchen“ kommt in den Sinn). Julian McMahon lässt viel von seiner hervorragenden „Nip/Tuck“-Rolle in den Charakter einfließen und besitzt die nötige Ausstrahlung, doch das war es dann auch schon – außerdem mutiert er im Verlauf ohnehin zu einer eindimensionalen Gestalt (und das noch bevor er die eiserne Maske aufsetzt).
Die besten Comic-Adaptionen resultieren aus den Visionen fähiger Regisseure (wie Burton, Nolan, Singer oder Raimi), welche nicht nur aufs Äußere achten (siehe Pitof oder M.S.Johnson). Tim Story hat zuvor „Barbershop“ und „Taxi NYC“ gedreht – noch Fragen…?
Wenn es tatsächlich eine Fortsetzung geben sollte (jip, der obligatorische Cliffhanger ist bereits vorhanden), sollten sich die Macher schleunigst auf ihre Figuren konzentrieren, denn jene sind selbst gegenüber den nicht besonders originellen oder aufregenden Actionszenen in diesem Fall das Hauptproblem. Der Film lief sehr erfolgreich in den USA an, was meiner Meinung nach daran zu erklären ist, dass es in diesem Jahr keinen „X-Men“-Film gibt sowie dass die letzten Comic-Verfilmungen (“Batman begins“/“Sin City“) eher ältere Kinobesucher ansprachen und nicht auf ein reines „Popcorn“-Format setzten. Kiddies, denen Spannung, eine clevere Handlung, ausgearbeitete Charaktere oder überzeugende Darsteller egal sind, werden sicher ihre Freude an „FF“ haben, denn er ist bunt, laut, fordert das Gehirn in keiner Weise und vermag mit einem gewichtigen Humor-Anteil aufzuwarten. Der Rest sollte den Film lieber meiden oder wird im Anschluss wehmütig auf kommende Projekte hoffen…
Fazit: „Fantastic Four“ ist eine bunte Superhelden-Action-Komödie der banalen Sorte, welche an einem schwachen Drehbuch sowie der uninspirierten Inszenierung von Regisseur Tim Story leidet. Schade, denn das haben die (Comic-) „FF“ nicht verdient – auch angesichts ihrer „Vorbildfunktion“ im Business (vgl. „the Incredibles“). In einem Sommer der (im Vergleich zu sonst) eher „klügeren“ Blockbuster (“Batman begins“/“War of the Worlds“/“the Island“) fällt ein oberflächlicher Film wie dieser zudem noch enttäuschender auf … meine Bewertung würde ich daher im oberen Bereich der „3 von 10“-Marke ansetzen.
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In Deuschlang ist der Film von „Highlight/Constantin“ veröffentlicht worden – sowohl in Form einer „Single-“ als auch „Premium“-Edition.
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Freeman meint:
Die Fantastischen Vier
Der Film nimmt sich vor allem die Entstehung der - vor allem in den USA ungemein populären - Superhelden ausführlichst zur Brust und präsentiert Reed Richards, der ein kosmisches Phänomen erwartet und beobachten will, welches dereinst die Entstehung des Lebens auf der Welt ausgelöst haben soll. Er überredet Victor von Doom dazu, ihm den Aufenthalt im All zu ermöglichen, wo er das Phänomen mit seinem besten Freund Ben Grimm, seiner ehemaligen Geliebten Sue Storm, deren Bruder Johnny und Victor von Doom höchst selbst beobachten will.
Doch erstens kommt es anders und zweitens kommt es anders und so verselbstständig sich das Beobachtungsobjekt und durchfährt unsere fünf Forscher. Auf der Erde angelangt gehen in ihnen seltsame Veränderungen vor und Ben, Sue, Johnny und Reed mutieren zu den Fantastic Four und von Doom zu Dr. Doom. Und da Doom Reed Richards für das Fehlschlagen des Vorhabens verantwortlich macht, sind sich beide Parteien - man ahnt es schon - alles andere als grün.
Tja, was soll man zu der Story sagen. Sie ist halt durch und durch ein Comicgeschichtchen mit allen Höhen und Tiefen. So gibt es wunderbar bunte Bilder und atemberaubende Special Effects zu sehen, während die Charaktere teils stark unterentwickelt bleiben und sich auch das ein oder andere riesige Logikloch auftut, dass selbst Superman mit seinem Hitzeblick nicht mehr zulöten könnte. ABER: Sie funktioniert dennoch UND - und das ist meines Erachtens das Wichtigste - sie langweilt keine Sekunde und das, wo der Fokus doch deutlich auf der Superhelden- respektive Bösewichtwerdung der Hauptfiguren liegt und zugunsten dieses Faktes die Action fast schon spartanisch ausgefallen ist und sich auf drei größere Sequenzen verteilt. Respekt dafür.
Die Schauspieler sind meines Erachtens allesamt überdurchschnittlich gut gewesen. Jessica Alba sieht einfach hinreißend aus. Ihr brauner Teint korrespondiert hervorragend mit den ungewohnt blonden Haaren, die ihr wunderschönes, immer exotisch anmutendes Gesicht umrahmen und die Idee ihren sportlich festen Körper in einen hautengen Spandexanzug zu stecken, dürfte dem Kostümdesigner auf ewig einen Platz im Himmel zusichern, egal was für modische Desaster er noch anrichten sollte. Leider spielt ihre Rolle eine eher kleine Geige in dem Film und sie hat erstaunlich wenig zu tun und darf sich auch nicht wirklich entwickeln. Bei ihr muss man auch das meiste schlucken, was die Superheldenfähigkeiten angeht. Sie kann sich unsichtbar machen, was halbwegs erklärt wird (also nicht wirklich logisch oder so, allerdings innerhalb der Filmlogik funktionierend), doch dann kann sie auch noch Energiefelder verschießen und steuern und was weiß ich nicht. Das steht dann einfach so als gegeben im Raum ...
Gott Troy (McNamara ;-) ) als Doom führt einfach seine Rolle aus Nip/Tuck weiter und spielt das, was ihm am besten steht: den arroganten, selbstverliebten Schnösel. Von daher ist er mehr als nur die Idealbesetzung des von Doom und es macht Spaß ihm zuzuschauen. Leider hat er eine ungewohnte Synchro abbekommen.
Ioan Gruffudd, der schon in King Arthur eine arg zurückhaltende Performance hinlegen musste, verfällt in seiner Rolle fast ins Koma. Er gibt den Wissenschaftler so überzeugend, dass man am liebsten einschlafen möchte, wenn er anfängt zu reden. Zwar mag das für die Rolle auf dem Papier vielleicht ganz richtig sein, ABER was nützt denn ein Anführer einer Superheldengruppe, der den Namen Mr. Fantastic trägt und eigentlich Mr. Langweiler heißen müsste ... Seinen Part müsste man für weitere Filme deutlich dynamisieren. Zudem sind die Mr. Fantastic Körperdehnungsaktionen nur trashig und zeigen eins überdeutlich: Menschen oder deren Körperteile glaubhaft zu animieren ist nach wie vor noch ein Ding der Unmöglichkeit.
Und nun kommen wir zu den beiden Highlights des Filmes. Da wäre zunächst Michael Chiklis, dem man die ganze Zeit nur zurufen möchte: Yeah, Rock on Dude. Denn zu Beginn teilt er sich mit Chris Evans (die zweite kleine Filmsensation) die besten One Liner, um dann dem Ding die tragische menschliche Komponente zu verleihen, die schon die Figur innerhalb der Comics so einzigartig gemacht hat. Toll.
Absoluter Burner ist aber Chris Evans und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Er gibt die menschliche Fackel und ist die Verkörperung des Begriffes jugendlicher Überschwang. Es ist eine Freude ihm zuzugucken, wie er alle 5 Minuten in seine Jubelposen verfällt und wirklich einen One Liner nach dem anderen raushaut und so die meisten Lacher auf sich vereint.
Der Score des Filmes ist sehr bombastisch geraten, bleibt aber leider null in den Ohren und auch optisch gibt es bis auf die Spezialeffekte kaum etwas eindrucksvolles zu sehen. Regisseur Tim Story bietet viel zu altmodische und fast schon starre Perspektiven/Bilder, die nicht wirklich beeindrucken können. Somit haben wir hier einen schauspielerisch guten Film, mit teils eindrucksvollen Spezialeffekten, der aber in fast allen Belangen hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Die tragischen Dimensionen der Helden werden nur beim Ding angeschnitten, keine Figur entwickelt sich, der Bösewicht darf nicht ausgiebig genug wüten und die Action kommt deutlich zu kurz. Als Start eines neuen Franchises ist der Film sicher nicht der falscheste Anfang, die Nachfolger müssten sich aber allesamt stark steigern, um wirklich begeistern zu können.
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fantastische Doppel DVD im brillant gestalteten comicbunten Digipak kommt von Constantin Film und ist mit einer FSK 12 freilich uncut.
In diesem Sinne:
freeman