Vampire Nation
Originaltitel: Stake Land
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2010
Regie: Jim Mickle
Darsteller: Nick Damici, Connor Paolo, Danielle Harris, Kelly McGillis, Bonnie Dennison, Michael Cerveris, Chance Kelly, Sean Nelson, Adam Scarimbolo, Marianne Hagan, Stuart Rudin u.a.
Zugegeben, der aktuelle Hype um Vampire quer durch alle Medien lässt einen bei jedem neuen Vampirstreifen unvermittelt „Och nöööö“ denken, doch diesem Sättigungsgefühl voreilig nachzugeben, könnte sich aktuell als echter Fehler erweisen. Wieso? Nun, da wäre das wirklich witzige und interessante eigene Wege gehende Remake des Vampirkulthits und langjährigen Geheimtipps „Fright Night“, das aktuell die Kinos rockt. Und im Heimkinobereich haben wir gleich zwei Produktionen, die das Genre vielleicht nicht neu erfinden, ihm aber einige Impulse zu geben vermögen. Bei dem einen handelt es sich um den After Dark Beitrag „Prowl“, der insgesamt in den Weiten des Webs nicht soooo gut wegkommt, mir persönlich aber sehr zusagte, weil er die Vampire nicht nur auf den Status von weit vor Edward und Co. zurücksetzte, sondern den Blutsaugern auch das Image des distinguierten Gentlemans aberkannte und sie wie beispielsweise zuletzt „Priest“ auf blutrünstige Biester reduzierte, die nicht viel menschliches an sich hatten, fast schon an Zombies erinnerten. Diese interessante Auslegung des Vampirs macht sich nun auch Vampire Nation zunutze ...
„Willkommen im Land des Pfählens“ heißt es gleich zu Beginn des Filmes. Dieses Land des Pfählens heißt eigentlich USA und wurde vor einiger Zeit von einer Vampirplage biblischen Ausmaßes überrollt, wobei fast die gesamte Menschheit ausgerottet bzw. umgewandelt wurde. Unter den Opfern war auch die Familie (darunter ein Geschwisterchen im Babyalter!) des Teenagers Martin, der nur durch das beherzte, aber etwas zu späte Eingreifen des Vampirkillers „Mister“ gerettet wurde. Der bärbeißige Mister weist Martin fortan in die Kunst des Vampirtötens ein und reist mit ihm gen New Eden. New Eden ist eine angebliche Enklave der letzten Menschen hoch droben in Kanada, fernab von den beißwütigen Nachtschattengewächsen mit Reißzähnen. Doch die Reise gen Norden erweist sich schnell als brandgefährlich, nicht nur wegen den überall lauernden Vampiren …
Der filmische Weg dagegen gestaltet sich wie „Zombieland“, nur in todernst! Zwar flackert hier und da immer mal wieder kurz etwas Hoffnung am Horizont auf, ansonsten hat sich aber kein Funken Ironie oder Humor in Vampire Nation verirrt. Stattdessen dominiert eine apokalyptische, düstere und hochmelancholische Grundstimmung, die den Film fast im Alleingang trägt. Dieser präsentiert sich eben als teils elegisches Road Movie, das fast vollkommen auf die Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren abgestellt ist, welche hervorragend funktionieren, glaubhaft wirken und Vampire Nation im Nu zu einem Film machen, bei dem man sich wünscht, er möge nie enden. Dabei wird New Eden mehr und mehr zu einer Art McGuffin degradiert, denn wie bei allen Road Movies ist auch bei Vampire Nation der Weg das Ziel. Damit verbunden ist ein fast schon unspektakulärer Ausgang, der sich einem reißerischen und großen Showdown komplett verschließt und stattdessen Menschen zeigt, die am Ende einer Entwicklung angekommen sind und nun in einen neuen Abschnitt ihres Lebens starten. Es kann durchaus sein, dass am Ende dieses Abschnittes New Eden steht, am Ende von Vampire Nation spielt es allerdings so gar keine Rolle ...
Man mag Vampire Nation vorhalten können, dass er sich auf dem Zusammenspiel seiner zwei Hauptfiguren und seiner Endzeitatmosphäre etwas ausruht und einen stringenten Spannungsbogen vermissen lässt, dies fällt aber eigentlich gar nicht so wirklich auf. Augenscheinlich wird es nur, wenn eine Gruppe religiösen Eiferer eingeführt wird, die der Film weiträumig verschenkt, obwohl gerade dieser Haufen verblendeter Gläubiger für einige Spannungsspitzen mehr hätte herhalten können. Zwar zieht der Film sie immer wieder mal wie ein As aus dem Ärmel und lanciert um sie herum coole Ideen (zum Beispiel wenn Vampire aus Helikoptern in Menschengebiete abgeworfen werden, die Vampire die Menschen ausrotten und die Eiferer einfach die leere Stadt übernehmen), eine wirklich durchgängige Bedrohung oder eine Anhebung des allgemeinen Spannungsniveaus bleibt aber leider aus. Doch wie bereits erwähnt: Kann man sich auf die düstere Grundstimmung des Filmes und seinen eher ruhigen Erzählfluss (der kurz vor dem „Showdown“ in der Beschreibung einer Zufallsfamilie fast schon einzufrieren scheint) einlassen, wird einen die Atmosphäre des Filmes und das gute Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren vollends in den Bann ziehen.
Die beiden eher unbekannten Darsteller von Martin (Connor Paolo) und Mister (Nick Damici) liefern dabei jeweils eine Galavorstellung ab, was noch dadurch verstärkt wird, dass beide nur wenig miteinander kommunizieren und dennoch tadellos als Einheit funktionieren und scheinbar blind zu wissen scheinen, was den jeweils anderen umtreibt. Dies macht es für die anderen Darsteller schwer, in diese Phalanx der beiden Hauptfiguren einzudringen. Was noch dadurch gesteigert wird, dass das Drehbuch mit den Erwartungen des Zuschauers in Bezug auf die Figurendynamik spielt. Wenn etwa eine schwangere Dame eingeführt wird (top gespielt von der aktuellen Scream Queen Danielle Harris (oder wie ich sie gerne nenne: Die Augenbraue des Grauens)), die das Alter von Martin hat, meint man früh zu wissen, worauf diese Konstellation hinauslaufen wird. Doch Vampire Nation denkt gar nicht daran, in diese Klischeefalle zu tappen. Genauso bei einer Figur, die von der lange verschollen geglaubten Kelly McGillis absolut präzise verkörpert wird. Zwar verschenkt man so ein wenig die Gelegenheit, die Beziehungen zwischen den Figuren durcheinander zu wirbeln, andererseits ist genau diese Abkehr von den erwarteten Erzählmustern hochgradig erfrischend. Darstellerisch kann man eigentlich nur den Anführer der religiösen Eiferer negativ hervorheben, dem es nicht gelingt, so etwas wie ein echtes Bedrohungspotential aufzubauen. Das liegt hier allerdings auch an der etwas kraftlosen Gestaltung seiner Figur durch das sonst so tadellose Drehbuch.
Als tadellos sind auch die meisten technischen Aspekte des Streifens zu bezeichnen. Schaut man dann obendrein in den Abspann, wird schnell offenbar, dass hier mit wenig Geld das Maximale herausgeholt wurde und es sich bei Vampire Nation wohl um das Herzensprojekt einiger Filmschaffender handelt, die für das Projekt das letzte Hemd gaben und in mehreren Bereichen gleichzeitig arbeiteten. So ist der Drehbuchautor gleichzeitig der Hauptdarsteller, der Regisseur fungierte nebenher noch als Drehbuchautor und besorgte den Schnitt, andere Produzenten besorgten nebenher Soundtrack oder die Special Effects und spielen kleine Rollen im Film. Und alle leisteten wirklich gute Arbeit. Hervorheben muss man die großartige Kamera, die das Vampir-Road-Movie in breitesten Bildern erst zu dem macht, was es ist. Eine Reise in die Finsternis ... Die Maskeneffekte sind durchgängig handgemacht und teils sehr heftig geraten. Vermutlich aus Geldgründen verzichtete man nämlich auf großartige Effektinfernos beim Vernichten der Vampire und schlachtet sie schlicht ultrablutig ab. Dabei landen die Pflöcke in so gut wie allen Körperteilen, was immer überzeugend getrickst ist. Absolutes Highlight der ganzen Chose ist allerdings der wundervoll eindringliche Soundtrack, der im Grunde den letzten Anstoß gibt, sich zu ärgern, dass dieser Film niemals auf der großen Leinwand atmen durfte ...
Dafür wäre Vampire Nation dann letztlich vielleicht etwas zu sperrig gewesen und seien wir doch ehrlich, Vampire, die nicht glitzern, werden aktuell nicht als sexy genug für die Kinoleinwand empfunden. Leider, denn im Fall von Vampire Nation hätte es sich wirklich gelohnt. Dieser Film traut sich endlich mal wieder etwas. Kreuzt den apokalyptischen „The Road“ mit wirklich hinterfotzigen und üblen Vampiren und hat sogar ein paar hübsche Ideen fürs Genre (so die verschiedenen Vampirarten). Wem also Zombieland zu klappsig war, dem sei dieser auch von der Figurenkonstellation her interessante Streifen wärmstens ans Herz gelegt, zumal er selbst selbiges am genau richtigen Fleck trägt!
Die deutsche DVD/Blu Ray kommt von Splendid Home Entertainment in äußerst ansprechender Bild- und Tonqualität und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Vampire Nation
Ein Film, wie man ihn nach Coveransicht nicht erwarten würde: bitterernst und um Tiefe bemüht. Die Vampire werden in der postapokalyptischen Wert wie beiläufige Randprodukte behandelt, mit denen umzugehen man lernen muss wie ein Wolkenkratzerfensterputzer mit der Gefahr des Absturzes. Es stellt sich ein ähnliches dokumentarisch-surrelaes Gefühl ein wie beim "Let me In"-Original, nur eben eingebettet in ein anderes Szenario, das wiederum an Zombieapokalypsen wie aktuell "The Walking Dead" erinnert.
Mickle setzt erzählerisch auf eine ähnliche Konstellation wie "The Road" sie bot und setzt ein Ziehsohn-Ziehvater-Doppel in den Mittelpunkt, das die nahezu sprechfreie Kommunikation hervorragend rüberbringt. Tolle Leistung. Effekthascherische Action- und Goreszenen werden konsequent ausgespart; wann immer Gewalt angewandt wird, wirkt sie notwendig für die Geschichte. Regietechnisch ist "Vampire Nation" dabei dreckig und unverbindlich angelegt, überrascht dann aber auch schon mal mit einer extrem aufwändigen Setführung: Wenn die Zombies über dem Fest abgeworfen werden, entwickelt sich einf ast schon dreidimensionales Mittendrinerlebnis während der minutenlangen Kamerafahrt durch das Chaos.
Mäkeln kann man allenfalls darüber, dass das Drehbuch bestimmte Elemente gerne mal aufgreift und ohne Bedrängnis wieder fallen lässt, so dass ein sperriger und zusammenhangloser Gesamteindruck entsteht, allerdings sorgt auch gerade das für die besondere Atmosphäre, die es so bei einem typischen Horror-Actioner im Endzeitgewand nicht gegeben hätte.
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Mickle setzt erzählerisch auf eine ähnliche Konstellation wie "The Road" sie bot und setzt ein Ziehsohn-Ziehvater-Doppel in den Mittelpunkt, das die nahezu sprechfreie Kommunikation hervorragend rüberbringt. Tolle Leistung. Effekthascherische Action- und Goreszenen werden konsequent ausgespart; wann immer Gewalt angewandt wird, wirkt sie notwendig für die Geschichte. Regietechnisch ist "Vampire Nation" dabei dreckig und unverbindlich angelegt, überrascht dann aber auch schon mal mit einer extrem aufwändigen Setführung: Wenn die Zombies über dem Fest abgeworfen werden, entwickelt sich einf ast schon dreidimensionales Mittendrinerlebnis während der minutenlangen Kamerafahrt durch das Chaos.
Mäkeln kann man allenfalls darüber, dass das Drehbuch bestimmte Elemente gerne mal aufgreift und ohne Bedrängnis wieder fallen lässt, so dass ein sperriger und zusammenhangloser Gesamteindruck entsteht, allerdings sorgt auch gerade das für die besondere Atmosphäre, die es so bei einem typischen Horror-Actioner im Endzeitgewand nicht gegeben hätte.
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"Stake Land" (aka "Vampire Nation") ist ein anständiger, solider Genre-Streifen, dessen "Uneigenständigkeit" letztlich (in erster Linie) aber leider verhindert, dass man ihn unterm Strich wahrhaft als "gut" bezeichnen mag. In Form eines Roadmovies bewegt sich die Story von einer episodenhaften Begegnung zur nächsten (Auseinandersetzungen, von Hoffnung/Freundschaft geprägte zwischenmenschliche Momente etc.) und erzählt dabei vom tagtäglichen Überlebenskampf seiner Protagonisten (plus Coming-of-Age-Geschichte). Sehr vieles erinnert an Cormac McCarthy's "the Road" (inhaltlich wie stilistisch, u.a. da sogar in derselben Gegend gedreht wurde) - und eine Menge vom Rest wirkt so, als hätte man einfach ein klassisches Zombie-Movie-Skript genommen und die betreffenden Untoten durch Vampire ausgetauscht (inklusive der traditionellen "Romero-Botschaft", dass Menschen mit ihren Taten im Grunde genauso schlimm sind). Dazu dann noch ein nicht gerade subtiles Voiceover, in dieselbe Kategorie einzuordnende Subtexte (u.a. über den "Niedergang Amerikas" sowie die "unschönen Auswirkungen fanatischer Religionsbewegungen") und ein missratener finaler Akt - wohingegen auf der positiven Seite die kompetente Umsetzung (gerade in Anbetracht des geringen Budgets), einige nette Set-Pieces sowie die Atmosphäre (inklusive Soundtrack) anzuführen sind. Darüber hinaus ist "Genre-Fav" Danielle Harris hier endlich mal in einer umfassend sympathischen Rolle zu sehen...
gute
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- LivingDead
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- Registriert: 06.06.2006, 14:13
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Ich reihe mich mal in die goldene Mitte ein, denn imo ist es schwer, den Film zu beurteilen. Einerseits natürlich steht da die Leistung aller Beteiligten aus einem Minimum das Maximale heraus zu holen. Das ist geglückt. Die Kulissen sind klasse, die Kameraführung, Effekte und vor allem die Musik beeindrucken nachhaltig und tragen zur allgemeinen Atmosphäre ungemein bei. Nicht umsonst wird immer wieder der Vergleich zu "The Road" heran gezogen.
Auf der Kehrseite steht allerdings die Austauschbarkeit des Szenarios. Die Vampire wirken wie Zombies, und ähnliche Untergangsszenarien gab es schon zuhauf. Das hat wenig Eigenständiges.
Die Darsteller sind völlig in Ordnung und geben solide Leistungen ab. Mal davon abgesehen, dass vieles im Off erzählt wird, und Dialoge sehr rar gesäht sind. Nicht zuletzt deshalb entsteht eine geradezu rohe und morbide Atmosphäre (mit einem Hauch B-Movie-Flair), die insgesamt einen Film ergeben, der weniger durch Inhalt, denn durch seine eigenwillige Umsetzung punktet. Ob das gefällt ist allerdings Geschmackssache.
Auf der Kehrseite steht allerdings die Austauschbarkeit des Szenarios. Die Vampire wirken wie Zombies, und ähnliche Untergangsszenarien gab es schon zuhauf. Das hat wenig Eigenständiges.
Die Darsteller sind völlig in Ordnung und geben solide Leistungen ab. Mal davon abgesehen, dass vieles im Off erzählt wird, und Dialoge sehr rar gesäht sind. Nicht zuletzt deshalb entsteht eine geradezu rohe und morbide Atmosphäre (mit einem Hauch B-Movie-Flair), die insgesamt einen Film ergeben, der weniger durch Inhalt, denn durch seine eigenwillige Umsetzung punktet. Ob das gefällt ist allerdings Geschmackssache.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
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