Die Schrift des Todes
Originaltitel: Mo him wong
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1996
Regie: Ching Siu-Tung
Darsteller: Jet Li, Rosamund Kwan, Charlie Yeung, Takeshi Kaneshiro, Billy Chow, Johnny Kong, Law Kar-Ying u.a.
Dr. Wai ist Archäologe und erhält den Auftrag, die Schrift ohne Worte zu finden. Diese gilt seit der Ching Dynastie als verschollen und ihr wird nachgesagt, sie verleihe ihrem Besitzer unbegrenzte Macht! Kein Wunder also, dass die chinesische Regierung selbige gerne in die Finger bekommen möchte, will man doch mit ihrer Hilfe die Besatzungstruppen der Japaner aus dem Land vertreiben. Die turbulente Suche beginnt in dem japanisch besetzten Shanghai, wo Wai in die japanische Botschaft einbricht. Hier erfährt er, dass er nicht der Einzige ist, der nach der Schriftrolle sucht. Der Name des ominösen Kontrahenten: Der General ... eine Frau, deren Verlockungen Dr. Wai nicht wirklich widerstehen kann! Dumm nur, dass diese die Schriftrolle für die Japaner besorgen will. Dr. Wai ist ihr aber letztendlich immer einen Schritt voraus und findet so in eine Druckerei, in der sich eine Schatulle befinden soll, die den Weg zu der Schriftrolle zu weisen vermag. Im weiteren Kampf um diese Schatulle muss Dr. Wai mehrmals beweisen, warum er den Spitznamen Action King trägt ...
Ein Archäologe auf der Suche nach der Bundeslade ääähm einer mächtigen Schriftrolle, die ihren Besitzern die Weltherrschaft verspricht. Das große Vorbild von Schrift des Todes dürfte mehr als offensichtlich sein. Genau: Die Schrift des Todes wäre gerne ein Indiana Jones Wiedergänger und möchte den berühmtesten aller Archäologen für ein asiatisches Publikum schmackhaft machen. Das Ergebnis ist dann allerdings einen ganzen Zacken zu überspannt, als das man es als würdigen Indiana Klon bezeichnen könnte. Als Actioncomic geht die Schrift des Todes dagegen mühelos durch und fühlt sich dahingehend auch deutlich wohler als in den Schuhen des etwas überlebensgroßen Vorbildes.
So hetzt der Action King hier von einer Actioneinlage zur nächsten, wechseln die Schauplätze im Sekundentakt und kommt der Film einfach nicht zur Ruhe, geschweige denn zu einer klaren erzählerischen Linie. Hektik treibt die Schrift des Todes an und fordert ordentlich Tribut. Wirklich viel Sinn macht das dargebotene Geschehen nämlich nicht mehr und die Figuren inklusive der arg klamaukigen Dialoge sind offensichtlich allesamt an irgendeinem asiatischen Drehbuchreißbrett entstanden. Allerdings kommt so auch wahrlich keine Langeweile auf. Nur muss man im Gegenzug dafür auch und vor allem mit dem hektischen Humor des Streifens klarkommen, der teils zwischen extrem gelungen und arg pubertär hin- und herschwankt. Die deutsche Synchro tut dazu ihr Übriges und lässt Harry schon mal den Wagen vorfahren ...
Die Action vom Action King (einer der hundert Alternativtitel ;-) ) ist hervorragend über den Film verteilt und bricht sich eigentlich alle fünf Minuten Bahn, ABER bei den beteiligten Namen verwundert die Qualität der Action doch enorm. Immerhin gaben sich hier Ching Siu-Tung (Regie und Choreographie) und Jet Li die Ehre, von denen man eigentlich normalerweise Bahnbrechendes gewohnt ist. Doch hier steht beiden die überkandidelte Anlage des ganzen Filmes komplett im Wege. Schon die als große Einführung geplante Massenszene des Streifens ist in letzter Konsequenz eher peinlich denn beeindruckend. Danach folgen ein paar kleinere Scharmützel, in denen Li kurz aufblitzen lassen darf, was er kann. Doch so schnell diese Einlagen beginnen, so schnell sind sie auch wieder vorbei. Mit zunehmender Laufzeit werden die Actionszenen immer größer in ihrer Anlage, schwanken aber qualitätsmäßig enorm. So ist die Einlage, in der Jet Li eine ganze Horde Ninjas plättet, um kurz darauf zwei Sumoringer als Abrissbirnen für eine Stahlträgerkonstruktion zu missbrauchen, einfach richtig cooles Eye Candy. Warum dann aber an einer anderen Stelle des Filmes eine Eisenbahn eine ganze Stadt plätten darf, erschließt sich zu keinem Zeitpunkt. Auch der Showdown ist eher langweilig als ein echtes Highlight. Zum Glück ist die schiere Menge an Actioneinlagen der Qualität deutlich überlegen, so dass insgesamt schon ein positiver Gesamteindruck überwiegt. Denn immer wenn der Li mal richtig zuhauen darf, sitzen die Actionszenen auf den Punkt. Dabei setzt es einiges an Wire Work, spektakulären Kicks und Schlägen und mittendrin wird schon mal ein Pferd umgedübelt. Hier und da gibt es mal Zeitlupen in dem eleganten Treiben, ab und zu wird das Kampfgeschehen auch passend beschleunigt ... kurzum: Ching Siu-Tung weiß eigentlich schon, was er macht. Wie auch im Rest des Streifens, der passend ausgestattet ist und definitiv über ein höheres Budget verfügt haben dürfte als so manch andere zeitgenössische HK-Produktion. Dagegen fallen die wenigen Effektszenen wieder deutlich ab, bzw. sind in ihrer Machart eindeutig zu durchsichtig geraten und setzen überwiegend auf Zeichentrickeffekte!
Darstellerisch geht die Schrift des Todes absolut in Ordnung. Jet Li hat mit Takeshi Kaneshiro (Returner) als seinen Schüler einen kreuzsympathischen Darsteller zur Seite gestellt bekommen, mit dem er ein absolut knuffiges Pärchen bildet, dem einige formidable Szenen gelingen. So etwa, wenn beide in Frauenkleidern in die japanische Botschaft eindringen (Li wirkt dabei fast wie ein echtes Asiaschnuckel ) und der eine dann im Badezuber der bezaubernden Rosamunde Kwan (die den General gibt und Jet Li schon mehrmals in diversen Filmprojekten zur Seite stand) landet, während sich der andere mit ein paar Schäferhunden anfreundet. Alle Szenen zwischen den beiden Darstellern funktionieren hervorragend und gleiten niemals ins Klamaukige ab ... das besorgt dann weitestgehend der Rest des Castes.
Im Ergebnis ist Die Schrift des Todes mehr die Karikatur eines Abenteuerfilmes denn respektvolle Hommage. Hektik und Überspanntheit werden groß geschrieben und Unterhaltung ist das oberste Ziel. Dass dabei der Streifen mit irgendwelchen Monsterratten, Mist labernden indischen Gurus und mutierenden Bäd Asses mehrere Male ins Trashige abrutscht, nahm man offensichtlich billigend in Kauf. Für den Zuschauer bleibt action- und temporeiche Unterhaltung, die sympathisch unterhält, im Jet Li Oeuvre aber alles andere als weiten oben anzusiedeln ist ...
Die deutsche DVD von Splendid ist mit einer FSK 16 uncut. Empfohlen sei auch hier die Jet Li Edition von Jet Li mit den Streifen Claws of Steel, Iron Tiger und Tai Chi ...
In diesem Sinne:
freeman
Die Schrift des Todes
Vielleicht sollte noch angemerkt werden, dass die deutsche DVD den internationalen Cut dieses Filmes beheimatet. Die HK-Fassung bietet eine Modern-Day-Rahmenhandlung mit Jet Li als Autoren von Abenteuerromanen, Kaneshiro und Yeung als seine Assistenten sowie Rosamund Kwan als seine Frau, die sich scheiden lassen will. Jet Li muss einen neuen Roman fertig stellen, ist aber dank des Scheidungskrieges augebrannt, so dass abwechselnd die Assistenten, er selbst und sogar seine Frau den Roman schreiben, was die ständig wechselnden Haltungen und Motivationen der Abenteuerhandlung erklärt. Außerdem basieren viele weitere Charaktere und Örtlichkeiten auf Vorlagen des Jetztzeit-Handlungsstranges.
Den Film selbst find ich nett, so richtig warm geworden bin ich aber dank seiner irgendwie klapprigen Machart nie. Trotz erkennbaren Aufwandes sieht das Ganze immer trashig aus, von der Papplokomotive bis zu den Blaseneffekten im Showdown.(Diese Unstimmigkeiten resultieren u.a. aus einem Feuer, welches während der Dreharbeiten das Set abfackelte, und dessen Neubau dem Budget einen Großteil abzwackte.)
Immerhin, die Charaktere sind sympathisch, die Action ist fantasievoll, die Optik edel (von obigen Mankos abgesehen).
Gebe der HK-Fassung knappe 7/10 Punkten, der dt.Fassung 6/10.
Den Film selbst find ich nett, so richtig warm geworden bin ich aber dank seiner irgendwie klapprigen Machart nie. Trotz erkennbaren Aufwandes sieht das Ganze immer trashig aus, von der Papplokomotive bis zu den Blaseneffekten im Showdown.(Diese Unstimmigkeiten resultieren u.a. aus einem Feuer, welches während der Dreharbeiten das Set abfackelte, und dessen Neubau dem Budget einen Großteil abzwackte.)
Immerhin, die Charaktere sind sympathisch, die Action ist fantasievoll, die Optik edel (von obigen Mankos abgesehen).
Gebe der HK-Fassung knappe 7/10 Punkten, der dt.Fassung 6/10.
GErade mal versucht zu gucken...ich muss echt sagen, ich habe selten einen so konfusen, albernen und komplett ununterhaltsamen Streifen erwischt...hab schon nach ner halben Stunde keine Lust mehr gehabt...vollkommen einfallslose Indiana Jones-Parodie...nicht mein Cup of tea...
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