Eine Weihnachtsgeschichte
Eine Weihnachtsgeschichte
Eine Weihnachtsgeschichte
Originaltitel: Christmas Carol, A
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Robert Zemeckis
Darsteller: Jim Carrey, Gary Oldman, Colin Firth, Robin Wright Penn, Cary Elwes, Callum Blue, Molly C. Quinn, Bob Hoskins, Daryl Sabara u.a.
Robert Zemeckis – Filmrenovator und vor allem an technischen Weiterentwicklungen interessiert – hat aktuell ganz offensichtlich einen Narren an der Motion Capturing Technik gefressen. Dies bedeutet, dass Schauspieler mit Sensoren versehen werden, die ihre Bewegungen, Gesten usw. aufzeichnen und an einen Computer weiterleiten, der diese Daten dann auf virtuelle Figuren, Charaktere usw. überträgt. Man könnte auch sagen, man erzeugt Blaupausen menschlicher Bewegungen und Eigenarten und impft so Kunstfiguren Leben ein. Den Anfang machte Zemeckis dahingehend mit dem Polarexpress, in dem er die Eigenarten und Verhaltensweisen von Tom Hanks nicht nur auf sein optisches Abbild im Film übertrug, sondern auch auf die kindliche Hauptfigur. Mit Monster House lieferte Zemeckis als Produzent danach sein Meisterwerk ab. Auch und vor allem, weil er hier NICHT auf Fotorealismus setzte und die Motion Capturing Daten menschlicher Darsteller auf vollends am Rechner geschaffene Figuren übertrug, die keinerlei optische Entsprechung im realen Leben hatten. In Beowulf ging er wieder einen anderen Weg und versuchte sich an fotorealistischen Abbildern von Anthony Hopkins, John Malkovich und Angelina Jolie und scheiterte im ganz großen Stil. Eine kältere, sterilere und misslungenere Antwort auf die Fragestellung, ob virtuelle Abbilder von Stars irgendwann die Stars ersetzen könnten, konnte man gar nicht geben.
Und auch bei der Weihnachtsgeschichte stellt man sich irgendwann wieder ganz unweigerlich die Frage, warum ein Film, der mit Jim Carrey wirbt, nicht auch Jim Carrey bietet und uns stattdessen ein in Teilen grandios gelungenes, in vielen Szenen aber genauso lebloses Abbild seines Stars abliefert. Warum lässt man den großen Jim nicht in virtuellen Umgebungen agieren? Und wieso brauche ich einen virtuellen Jim, wenn es doch einen realen gibt? Natürlich wird im Verlauf des Filmes klar, dass man Jim Carreys Mimik und Gestik nicht nur auf den alten Ebenezer Scrooge sondern auch auf all seine Alter Egos in jungen wie in gereiften Jahren übertrug, doch ganz ehrlich: Notwendig ist dieses Vorgehen nicht und andere Verfilmungen des Stoffes haben hinlänglich bewiesen, dass es genug Mittel und Wege gibt, um das verkorkste Leben von Scrooge Revue passieren zu lassen.
Doch das ist nicht das einzige Paradoxon über das die Weihnachtsgeschichte stolpert. Das andere ist schlicht und ergreifend das häufig von mir erwähnte Paradoxon der Animation, das besagt, dass sobald wir die Vorlage einer Animation aus der eigenen Erlebenswelt kennen, wir kleinste und kleine Abweichungen von dieser Vorlage in der Animation erkennen und die Animation demzufolge als unecht abtun. Ein verhängnisvolles Problem für einen Film, der auf Fotorealismus setzt. Und ein Problem, dass Zemeckis auch nach Jahren der Weiterentwicklung der Motion Capturing Technik zur Motion Performance Capturing Variante nicht in den Griff bekam.
Wie schon in Beowulf sehen die Ergebnisse der Technik im Standbild grandios aus. Die Haut der Figuren hat Poren, Falten und Altersflecken, Furchen durchziehen das Gesicht, die Stirn legt sich hier und da in Falten und vor allem die prägnante Mundmimik Jim Carreys erkennt man in Scrooge in jeder Einstellung wieder. Doch abseits dieser Schmankerl wird es zappenduster. Die Haut der Nebenfiguren wirkt wächsern und unecht, die Haare hängen wie ein Wischmopp von den Köpfen und werden von Bewegungen und Windstößen nicht tangiert, manche Bewegungsabläufe sind arg hakelig, die Gesichtsmimik abseits von Mund und Augenpartie ist de facto nicht vorhanden (sogar die Brauen bewegen sich nur selten!), die Schwerkraft scheint die Figuren förmlich auf die Erde zu pressen, was sie langsam und träge macht und die Augen ALLER Figuren sind unheimlich tot und schauen häufig in vollkommen seltsame Richtungen, sprich an Gesprächspartnern vorbei usw. Das mag bei CSI Miami zum Kult erhoben worden sein, irritiert hier aber dennoch schwer! Die Folge sind verstörend künstliche, kalte und unglaubwürdige Figuren, was vor allem die Emotionalität der Geschichte grandios torpediert.
Doch nicht die gesamte Technik an der Weihnachtsgeschichte mutet misslungen an. Gerade die Hintergründe und die virtuellen Sets der Geschichte bersten schier vor Details und erwecken das industrialisierte London eindrucksvoll zum Leben. Gerade der unter dem Abspann ablaufende Flug durch die Londoner Innenstadt ist ein Meisterwerk der modernen Animationskunst und zieht einem vor allem in der von mir goutierten 3D Fassung den Boden unter den Füßen weg. Irgendwann hat man so das Gefühl, wirklich in dieser perfekten Szenerie zu fliegen, dem geschäftigen Treiben in den Häuserfenstern zu folgen oder das wilde Treiben auf den Londoner Straßen zu bestaunen. Eine große Szene und eine der wenigen, die in gleißendes Licht getaucht wird. Den Rest seines Filmes übertüncht Zemeckis nämlich mit düsteren Farben, die wahrhaft grausige und teils grandios morbide Bilder zur Folge haben und dank der teils gar garstigen Geister und Figuren - wie eben dem herrlich abseitigen Scrooge - zu echten Horrorimpressionen geraten. Wenn dann vor allem Geist Nummer drei auftaucht, wähnt man sich in einem reinrassigen Horrorfilm, bei dem es in Sachen Kinderbegleitung ratsam erscheint, die deutsche FSK 12 Freigabe genauestens zu beachten. In diesen düsteren Szenarios wirbelt die virtuelle Kamera geradezu entfesselt durch die Interieurs und entwirft so noch nie gesehene Bilderstürme, die in ihrer Rasanz jedem Actionfilm Konkurrenz machen. Spätestens hier fragt man sich dann wieder, warum Zemeckis nicht den realen Carrey durch die perfekten Sets toben ließ und ihn innovativ bis ins Letzte bebilderte. Schade drum.
Die eigentliche Geschichte hinter dem Streifen ist prinzipiell über jeden Zweifel erhaben. Dank diverser Verfilmungen dürfte die vor allem bei den Engländern und Amerikanern ungeheuer beliebte Geschichte auch in unseren Breiten mehr als bekannt sein und wurde ja zuletzt in der Rom Com Der Womanizer recht innovativ variiert. Dabei hielt sich Zemeckis in seiner Interpretation sehr nah - teil sogar dialoggenau! - an der Vorlage und präsentiert eben Ebenezer Scrooge, der sein Leben einzig und allein auf das Verdienen von Geld ausgerichtet hat. Vor sieben Jahren verstarb sein Geschäftspartner und gutes Gewissen Marley. Seitdem wurde Scrooge noch habgieriger und einzelgängerischer. Da erscheint ihm eines Abends der Geist seines alten Freundes und verkündet, dass Scrooge von drei Geistern heimgesucht werde, die ihm die Augen in Bezug auf sein Leben öffnen sollen. Und wirklich, die Geister der vergangenen, der gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht machen Scrooge in der Folge ihre Aufwartung und bewegen ihn zum Überdenken seiner Lebensumstände.
Aufgrund der technischen Probleme bleiben die Figuren wie bereits erwähnt erstaunlich steril und unglaubwürdig, was es schwer macht, mit ihnen mitzufiebern. Auch macht Zemeckis den Fehler, bestimmte Episoden der Geschichte nicht breiter auszuwalzen, um ihnen mehr Glaubwürdigkeit zu geben. Viele Umsetzungen des Stoffes legten beispielsweise einen starken Fokus auf Bob Cratchit, einen Angestellten Scrooges (im Übrigen gespielt von einem komplett untergehenden Gary Oldman), und dessen Sohn Timmy, was die Wandlung von Scrooge vom Saulus zum Paulus glaubhafter und vor allem emotional involvierender machte. In Zemeckis Version treiben Scrooge dann eher eigensüchtige Motive an, was weder Film noch Figur wirklich sympathisch macht. Auch Scrooges Bestrebungen, Timmy und Co. zu helfen, muten eher wie bloße Behauptungen denn wie eine ernstzunehmende Charakterentwicklung an. So bleibt Zemeckis Neuinterpretation der klassischen Geschichte zwar erstaunlich kitschfrei und förmlich unemotional, funktioniert aber in ihrer zutiefst moralischen Ausrichtung noch überraschend gut, was aber letztlich weniger am Können des Regisseurs und der Kunstfertigkeit der dahinter stehenden Filmtechnik als vielmehr an der Qualität der Geschichte selbst liegt. Was das ganze Unterfangen nicht unbedingt gelungener macht ...
Im Gegensatz zu seinem Vollflop Beowulf weiß Zemeckis dieses Mal aber weitgehend, wie er die misslungenen Parts seines Filmes ausgleichen kann. Zwar hat man bei dem nervös kichernden und irgendwann nervenden zweiten Geist immer mal das Gefühl, zur Fernbedienung greifen zu wollen, um das Gesehene etwas zu beschleunigen, aber ansonsten pumpt Zemeckis beständig Tempo und Adrenalin in seinen erstaunlich düsteren Nachtmahr, der so selten zur Ruhe kommt und trotz teils schwer misslungener Animationstechnik durchaus zu funktionieren weiß. Dies honoriert der Zuschauer genauso wie die erstaunlich werkgetreue Umsetzung der literarischen Vorlage, die auch vor den extrem düsteren Bildern des Industriezeitalters nicht zurückschreckt. Auch Alan Silvestri, der Stammsoundtracklieferant von Zemeckis, müht sich nach Kräften und liefert einen starken Score ab, der einem dann aber noch einmal so richtig ins Bewusstsein ruft, wie seltsam deplatziert der Kinostart zu Beginn des Monats November doch anmutet.
Doch das produzierende Disneystudio wollte hundertprozentig einen großen Bogen um den im Dezember startenden Streifen Avatar machen - der ja die fotorealistische Animation von Menschen auf ein neues Level heben will - und obendrein wollten die Micky Mäuse sicherlich auch nicht den eigenen Neuanlauf in Sachen Zeichentrick „Küss den Frosch“ mit einem anderen mit dem Namen „Disney“ gelabelten Film torpedieren. Und allein dieses Verhalten des Filmverleihs zu Ungunsten der Weihnachtsgeschichte deutet doch schon überdeutlich an, das hier einiges im Argen liegt. Mein Tipp an Robert und Co.: Macht es entweder wie die Final Fantasy Leute und setzt auf rein am Computer erschaffene „Stars“, die keinerlei Reallifevorbild haben und so noch heute (trotz der veralteten Technik dahinter) deutlich lebendiger wirken als alle danach präsentierten fotorealistischen Menschanimationen. ODER aber schenkt euch einfach diesen Humbug! NIEMAND braucht virtuelle Starabbilder, wenn er die Stars selbst haben kann. Ich nehme ja auch nicht die Raubkopie vom Tisch, wenn daneben eine schnieke Blu Ray liegt!
In diesem Sinne:
freeman
Originaltitel: Christmas Carol, A
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Robert Zemeckis
Darsteller: Jim Carrey, Gary Oldman, Colin Firth, Robin Wright Penn, Cary Elwes, Callum Blue, Molly C. Quinn, Bob Hoskins, Daryl Sabara u.a.
Robert Zemeckis – Filmrenovator und vor allem an technischen Weiterentwicklungen interessiert – hat aktuell ganz offensichtlich einen Narren an der Motion Capturing Technik gefressen. Dies bedeutet, dass Schauspieler mit Sensoren versehen werden, die ihre Bewegungen, Gesten usw. aufzeichnen und an einen Computer weiterleiten, der diese Daten dann auf virtuelle Figuren, Charaktere usw. überträgt. Man könnte auch sagen, man erzeugt Blaupausen menschlicher Bewegungen und Eigenarten und impft so Kunstfiguren Leben ein. Den Anfang machte Zemeckis dahingehend mit dem Polarexpress, in dem er die Eigenarten und Verhaltensweisen von Tom Hanks nicht nur auf sein optisches Abbild im Film übertrug, sondern auch auf die kindliche Hauptfigur. Mit Monster House lieferte Zemeckis als Produzent danach sein Meisterwerk ab. Auch und vor allem, weil er hier NICHT auf Fotorealismus setzte und die Motion Capturing Daten menschlicher Darsteller auf vollends am Rechner geschaffene Figuren übertrug, die keinerlei optische Entsprechung im realen Leben hatten. In Beowulf ging er wieder einen anderen Weg und versuchte sich an fotorealistischen Abbildern von Anthony Hopkins, John Malkovich und Angelina Jolie und scheiterte im ganz großen Stil. Eine kältere, sterilere und misslungenere Antwort auf die Fragestellung, ob virtuelle Abbilder von Stars irgendwann die Stars ersetzen könnten, konnte man gar nicht geben.
Und auch bei der Weihnachtsgeschichte stellt man sich irgendwann wieder ganz unweigerlich die Frage, warum ein Film, der mit Jim Carrey wirbt, nicht auch Jim Carrey bietet und uns stattdessen ein in Teilen grandios gelungenes, in vielen Szenen aber genauso lebloses Abbild seines Stars abliefert. Warum lässt man den großen Jim nicht in virtuellen Umgebungen agieren? Und wieso brauche ich einen virtuellen Jim, wenn es doch einen realen gibt? Natürlich wird im Verlauf des Filmes klar, dass man Jim Carreys Mimik und Gestik nicht nur auf den alten Ebenezer Scrooge sondern auch auf all seine Alter Egos in jungen wie in gereiften Jahren übertrug, doch ganz ehrlich: Notwendig ist dieses Vorgehen nicht und andere Verfilmungen des Stoffes haben hinlänglich bewiesen, dass es genug Mittel und Wege gibt, um das verkorkste Leben von Scrooge Revue passieren zu lassen.
Doch das ist nicht das einzige Paradoxon über das die Weihnachtsgeschichte stolpert. Das andere ist schlicht und ergreifend das häufig von mir erwähnte Paradoxon der Animation, das besagt, dass sobald wir die Vorlage einer Animation aus der eigenen Erlebenswelt kennen, wir kleinste und kleine Abweichungen von dieser Vorlage in der Animation erkennen und die Animation demzufolge als unecht abtun. Ein verhängnisvolles Problem für einen Film, der auf Fotorealismus setzt. Und ein Problem, dass Zemeckis auch nach Jahren der Weiterentwicklung der Motion Capturing Technik zur Motion Performance Capturing Variante nicht in den Griff bekam.
Wie schon in Beowulf sehen die Ergebnisse der Technik im Standbild grandios aus. Die Haut der Figuren hat Poren, Falten und Altersflecken, Furchen durchziehen das Gesicht, die Stirn legt sich hier und da in Falten und vor allem die prägnante Mundmimik Jim Carreys erkennt man in Scrooge in jeder Einstellung wieder. Doch abseits dieser Schmankerl wird es zappenduster. Die Haut der Nebenfiguren wirkt wächsern und unecht, die Haare hängen wie ein Wischmopp von den Köpfen und werden von Bewegungen und Windstößen nicht tangiert, manche Bewegungsabläufe sind arg hakelig, die Gesichtsmimik abseits von Mund und Augenpartie ist de facto nicht vorhanden (sogar die Brauen bewegen sich nur selten!), die Schwerkraft scheint die Figuren förmlich auf die Erde zu pressen, was sie langsam und träge macht und die Augen ALLER Figuren sind unheimlich tot und schauen häufig in vollkommen seltsame Richtungen, sprich an Gesprächspartnern vorbei usw. Das mag bei CSI Miami zum Kult erhoben worden sein, irritiert hier aber dennoch schwer! Die Folge sind verstörend künstliche, kalte und unglaubwürdige Figuren, was vor allem die Emotionalität der Geschichte grandios torpediert.
Doch nicht die gesamte Technik an der Weihnachtsgeschichte mutet misslungen an. Gerade die Hintergründe und die virtuellen Sets der Geschichte bersten schier vor Details und erwecken das industrialisierte London eindrucksvoll zum Leben. Gerade der unter dem Abspann ablaufende Flug durch die Londoner Innenstadt ist ein Meisterwerk der modernen Animationskunst und zieht einem vor allem in der von mir goutierten 3D Fassung den Boden unter den Füßen weg. Irgendwann hat man so das Gefühl, wirklich in dieser perfekten Szenerie zu fliegen, dem geschäftigen Treiben in den Häuserfenstern zu folgen oder das wilde Treiben auf den Londoner Straßen zu bestaunen. Eine große Szene und eine der wenigen, die in gleißendes Licht getaucht wird. Den Rest seines Filmes übertüncht Zemeckis nämlich mit düsteren Farben, die wahrhaft grausige und teils grandios morbide Bilder zur Folge haben und dank der teils gar garstigen Geister und Figuren - wie eben dem herrlich abseitigen Scrooge - zu echten Horrorimpressionen geraten. Wenn dann vor allem Geist Nummer drei auftaucht, wähnt man sich in einem reinrassigen Horrorfilm, bei dem es in Sachen Kinderbegleitung ratsam erscheint, die deutsche FSK 12 Freigabe genauestens zu beachten. In diesen düsteren Szenarios wirbelt die virtuelle Kamera geradezu entfesselt durch die Interieurs und entwirft so noch nie gesehene Bilderstürme, die in ihrer Rasanz jedem Actionfilm Konkurrenz machen. Spätestens hier fragt man sich dann wieder, warum Zemeckis nicht den realen Carrey durch die perfekten Sets toben ließ und ihn innovativ bis ins Letzte bebilderte. Schade drum.
Die eigentliche Geschichte hinter dem Streifen ist prinzipiell über jeden Zweifel erhaben. Dank diverser Verfilmungen dürfte die vor allem bei den Engländern und Amerikanern ungeheuer beliebte Geschichte auch in unseren Breiten mehr als bekannt sein und wurde ja zuletzt in der Rom Com Der Womanizer recht innovativ variiert. Dabei hielt sich Zemeckis in seiner Interpretation sehr nah - teil sogar dialoggenau! - an der Vorlage und präsentiert eben Ebenezer Scrooge, der sein Leben einzig und allein auf das Verdienen von Geld ausgerichtet hat. Vor sieben Jahren verstarb sein Geschäftspartner und gutes Gewissen Marley. Seitdem wurde Scrooge noch habgieriger und einzelgängerischer. Da erscheint ihm eines Abends der Geist seines alten Freundes und verkündet, dass Scrooge von drei Geistern heimgesucht werde, die ihm die Augen in Bezug auf sein Leben öffnen sollen. Und wirklich, die Geister der vergangenen, der gegenwärtigen und zukünftigen Weihnacht machen Scrooge in der Folge ihre Aufwartung und bewegen ihn zum Überdenken seiner Lebensumstände.
Aufgrund der technischen Probleme bleiben die Figuren wie bereits erwähnt erstaunlich steril und unglaubwürdig, was es schwer macht, mit ihnen mitzufiebern. Auch macht Zemeckis den Fehler, bestimmte Episoden der Geschichte nicht breiter auszuwalzen, um ihnen mehr Glaubwürdigkeit zu geben. Viele Umsetzungen des Stoffes legten beispielsweise einen starken Fokus auf Bob Cratchit, einen Angestellten Scrooges (im Übrigen gespielt von einem komplett untergehenden Gary Oldman), und dessen Sohn Timmy, was die Wandlung von Scrooge vom Saulus zum Paulus glaubhafter und vor allem emotional involvierender machte. In Zemeckis Version treiben Scrooge dann eher eigensüchtige Motive an, was weder Film noch Figur wirklich sympathisch macht. Auch Scrooges Bestrebungen, Timmy und Co. zu helfen, muten eher wie bloße Behauptungen denn wie eine ernstzunehmende Charakterentwicklung an. So bleibt Zemeckis Neuinterpretation der klassischen Geschichte zwar erstaunlich kitschfrei und förmlich unemotional, funktioniert aber in ihrer zutiefst moralischen Ausrichtung noch überraschend gut, was aber letztlich weniger am Können des Regisseurs und der Kunstfertigkeit der dahinter stehenden Filmtechnik als vielmehr an der Qualität der Geschichte selbst liegt. Was das ganze Unterfangen nicht unbedingt gelungener macht ...
Im Gegensatz zu seinem Vollflop Beowulf weiß Zemeckis dieses Mal aber weitgehend, wie er die misslungenen Parts seines Filmes ausgleichen kann. Zwar hat man bei dem nervös kichernden und irgendwann nervenden zweiten Geist immer mal das Gefühl, zur Fernbedienung greifen zu wollen, um das Gesehene etwas zu beschleunigen, aber ansonsten pumpt Zemeckis beständig Tempo und Adrenalin in seinen erstaunlich düsteren Nachtmahr, der so selten zur Ruhe kommt und trotz teils schwer misslungener Animationstechnik durchaus zu funktionieren weiß. Dies honoriert der Zuschauer genauso wie die erstaunlich werkgetreue Umsetzung der literarischen Vorlage, die auch vor den extrem düsteren Bildern des Industriezeitalters nicht zurückschreckt. Auch Alan Silvestri, der Stammsoundtracklieferant von Zemeckis, müht sich nach Kräften und liefert einen starken Score ab, der einem dann aber noch einmal so richtig ins Bewusstsein ruft, wie seltsam deplatziert der Kinostart zu Beginn des Monats November doch anmutet.
Doch das produzierende Disneystudio wollte hundertprozentig einen großen Bogen um den im Dezember startenden Streifen Avatar machen - der ja die fotorealistische Animation von Menschen auf ein neues Level heben will - und obendrein wollten die Micky Mäuse sicherlich auch nicht den eigenen Neuanlauf in Sachen Zeichentrick „Küss den Frosch“ mit einem anderen mit dem Namen „Disney“ gelabelten Film torpedieren. Und allein dieses Verhalten des Filmverleihs zu Ungunsten der Weihnachtsgeschichte deutet doch schon überdeutlich an, das hier einiges im Argen liegt. Mein Tipp an Robert und Co.: Macht es entweder wie die Final Fantasy Leute und setzt auf rein am Computer erschaffene „Stars“, die keinerlei Reallifevorbild haben und so noch heute (trotz der veralteten Technik dahinter) deutlich lebendiger wirken als alle danach präsentierten fotorealistischen Menschanimationen. ODER aber schenkt euch einfach diesen Humbug! NIEMAND braucht virtuelle Starabbilder, wenn er die Stars selbst haben kann. Ich nehme ja auch nicht die Raubkopie vom Tisch, wenn daneben eine schnieke Blu Ray liegt!
In diesem Sinne:
freeman
Ich sag mal so: Wenn dir Beowulf von den Figuren her gefiel und dich die Animation dort net störte, dann könnte der hier dir gut gefallen ...
Gibt dank Jim ja hie und da auch mal was zum Kichern ...
Aber wem Beowulf schon net gefiel, der wird hier auch net wirklich glücklich werden ...
In diesem Sinne:
freeman
Gibt dank Jim ja hie und da auch mal was zum Kichern ...
Aber wem Beowulf schon net gefiel, der wird hier auch net wirklich glücklich werden ...
In diesem Sinne:
freeman
Tjoa, den Weihnachtsexpress hab ich ja sogar verpasst und dennoch ist Motion Capture immer noch so hässlich wie zuvor. Die Paradoxie, die Realität zu umgehen, um möglichst nah an die Realität heranzukommen, bricht ihr regelmäßig das Genick. Auf seinem Irrweg in den Gärten des zukunftsorientierten CGI-Animationsfilms gelingt Zemeckis mit seinem hässlichen Pinselstrich aber immerhin noch eine bisweilen recht atmosphärische Verfilmung des Dickens-Klassikers, der sich im Vergleich mit manch anderer Verfilmung erstaunlich nah an die Vorlage hält - alleine schon durch die Verortung in die Originalzeit - und dadurch recht konservativ ausfällt, was ja zu einem Weihnachtsfilm, der keine postmodernen Eigenschaften ausweisen soll, gut passt. Kamerafahrten und Beleuchtung wirken, ein gewisser Ideenreichtum bei der Präsentation der drei Geister ist auch vorhanden und generell gefällt der gerade zu Anfang durchaus grimmige und gar nicht so kindgerechte Ton; der erste Auftritt des Vorboten ist ja regelrechtes Gruselkino. Jim Carrey in der Hauptrolle ist großartig, allerdings merkt man doch gerade an ihm, wie sehr er gegen die Computertechnik ankämpfen muss und wie wenig sie ihn unterstützt. Und da die Charaktere den Ton einer Stimme nun mal nach wie vor nachhaltig bestimmen, bleibt die ganze Zeit über ein bitterer Beigeschmack zurück.
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- Registriert: 06.06.2006, 14:13
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