"Red Dawn" ist im Grunde ein klassischer Invasionsfilm; in dem Moment, in dem nordkoreanische Fallschirme den Himmel bedecken, könnte man sie in einer einfachen Gleichung gegen außerirdische Untertassen ersetzen und hätte einen originalen reaktionären 50er-Jahre-Parabelfilm auf die McCarthy-Ära, deren Abkömmling ja schließlich auch das Original aus der Zeit Ronald Reagans ist.
War das Original also noch ein Produkt seiner Zeit, stellt ein solcher Film natürlich heute einen vollkommenen Anachronismus dar. Es fällt nun schwer, Dan Bradleys Film richtig einzuschätzen: Möchte er sinnfreie Unterhaltung voller Pyrotechnik sein, will er den alten Geist des Actionfilms wiederbeleben, womöglich gar die damalige Ideologie, fungiert er als Werbung für das Militär oder ist er einfach eine einzige Verarschung? Eine Sichtung gibt diesbezüglich kaum Aufschluss; die penetrant patriotischen Dialoge werden immerhin voller Inbrunst und ohne sichtliche Ironie vorgetragen, klingen dabei auch gar nicht so albern wie die Transformers, fallen aber wiederum in einer offenen Weltgesellschaft ganz besonders auf. Als Unterhaltung funktioniert "Red Dawn" zumindest mittelprächtig; die Spezialeffekte suggerieren ein Aufeinandertreffen klassicher Kriegsfilmmotive mit Science-Fiction-Aura auf dem Spielfeld der Gegenwart, angesagte Jungstars schießen sich den Weg durch die Übermacht der gesichtslosen Invasoren und wenn in einer der vielen pathetischen Reden erwähnt wird, dass es für die Angreifer nur irgendein Land ist und für die Amerikaner die Heimat, so muss man unweigerlich an daran denken, dass dies doch gerade die Methode war, mit der die Amerikaner einstmals ihr Land erschlossen und die Indianer vertrieben haben.
Ein dummer, halbwegs unterhaltsamer Kriegsfilm, der zum Schmunzeln gut ist und auf sich alleine gestellt sicher nicht viel schaden anrichten kann, fragwürdig ist das Ganze aber schon.
Die rote Flut + Red Dawn
Im Grunde kann man mit dem 2012er Remake von „Red Dawn“ (eigentlich) relativ zufrieden sein – schließlich erhält der geneigte Zuschauer ein vernünftiges Maß an anständig arrangierter Action dargeboten, und das mit erfreulich wenigen „CGI-Zusätzen“ versehen sowie in einem sich angenehm kurzweilig entfaltenden Verlaufsfluss eingebunden. Dem gegenüber (quasi auf der „Kehrseite der Medaille“) steht indes u.a. ein plattes, uninspiriertes, schlicht gestricktes Skript – einschließlich des generell recht unglaubwürdigen „Basis-Szenarios” sowie mit Charakteren der höchst oberflächlich gezeichneten Art aufwartend, die im Vorliegenden (seitens der gecasteten Akteure) zu allem Überfluss auch noch eher uncharismatisch portraitiert werden. Immerhin ist der Streifen besser als das (bekanntermaßen ja in gleich mehreren Belangen und Bereichen ziemlich miese) 1984er Original – wer dagegen aber mal auf eine wahrlich gelungene Umsetzung eines vergleichbaren Stoffes aus ist, dem sei auf jeden Fall die australische John Marsden Roman-Adaption „Tomorrow when the War began“ (aus dem Jahre 2010) wärmstens empfohlen bzw. nahe gelegt…
- LivingDead
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Red Dawn (2012)
Durch und durch dümmlicher Streifen, der sich dabei auch noch viel zu ernst nimmt. Da das ganze Bedrohungsszenario zu unglaubwürdig daher kommt, mag das ein oder andere Kopfschütteln auch Einzug halten. Dennoch wird man hier, sofern man den geistigen Stand-By-Modus betätigt, leidlich unterhalten, da es doch die ein oder andere nette Explosion, so wie viele gute Shoot-Outs zu bewundern gibt, die diesen Kriegsfilm doch noch knapp ins hintere Mittelfeld katapultieren.
Durch und durch dümmlicher Streifen, der sich dabei auch noch viel zu ernst nimmt. Da das ganze Bedrohungsszenario zu unglaubwürdig daher kommt, mag das ein oder andere Kopfschütteln auch Einzug halten. Dennoch wird man hier, sofern man den geistigen Stand-By-Modus betätigt, leidlich unterhalten, da es doch die ein oder andere nette Explosion, so wie viele gute Shoot-Outs zu bewundern gibt, die diesen Kriegsfilm doch noch knapp ins hintere Mittelfeld katapultieren.
Mit freundlichem Gruß
LivingDead
LivingDead
Red Dawn (2012)
Klar, schon das Original war eine paranoide Invasionsphantasie mit der fragwürdigen Message, dass man im Krieg für sein Land auch als Youngster noch Opfer bringen muss. Aber, das muss man Milius bei allen Rechtsauslegertendenzen lassen, da war noch ein gewisses Maß an Abwegigkeit drin, wenn am Ende kaum jemand von den Hauptfiguren am Leben ist und man eigene Leute bei einem Spontanmilitärtribunal hinrichtet. Fällt alles aus im Remake, dass die weit hergeholte Prämisse des Originals in Sachen Abstrusität noch mal auf 11 hochdreht: In der heutigen Zeit besetzen die Nordkoreaner nicht nur einen kleinen Landstrich wie im Original, sondern fast ganz Amerika, während NATO und Co von Außen nur zusehen und keiner was vorher geahnt hat. Schlimmer noch: Alle Versuche hier größeren Realismus zu erzeugen, machen den Film nur noch unglaubwürdiger, angefangen bei der EMP-Bomben-Erklärung bis hin zur Tatsache, dass der ältere Bruder ein Marine ist, der die Kiddies richtig drillen kann. Und es liegt an Hemsworths Charme und Charisma, dass dieser andauernd Durchhalteparolen brüllende Kettenhund nicht gänzlich unsympathisch wirkt. Zumal das Drehbuch seine Charaktere zu kaum mehr als Schablonen (der Geek, der zum Helden mutiert; der ungestüme junge Brüder; das heimlich verliebte Girl Next Door) ausbaut - gerade während der Exposition wären 5 bis 10 Minuten mehr Background gut gewesen. Auch sonst ist der Film kaum so radikal wie das Original: Zivilistenerschießungen finden kaum und wenn dann nur im Off statt, die Truppe wird deutlich weniger dezimiert und wirkich überraschend ist aber nur ein Tod, der dann aber kurz vor Schluss kommt und als motivierendes Heldenopfer verkauft wird. Und noch absurder: "Red Dawn" will einem sogar weißmachen, dass die Kiddies tatsächlich den Krieg fast im Alleingang gewinnen oder zumindest empfindlichen Einfluss auf ihn haben können.
Immerhin: Der Ballerfaktor ist recht hoch, das nächste Scharmützel nie weit und trotz gelegentlicher Verwachlungsprobleme hat die Action durchaus Zug. Highlight ist sicherlich die Erstürmung eines Gebäudes kurz vor Schluss, die nicht nur mit massivem Munitionsverbrauch, sondern auch mit guter Rauminszenierung zu punkten weiß. Tröstet aber nur teilweise darüber hinweg, dass der Film in seinem Bestreben gleichzeitig unbeschwert-doofe Bubblegum-Action und gritty realistischer Reißer zu sein, recht zerfahren wirkt. Und die Message, dass man auch als Youngster im Krieg Opfer bringen soll, gleichzeitig aber auch Platz für Subway-Product-Placement sein muss, die ist dann doch mehr als zynisch.
Klar, schon das Original war eine paranoide Invasionsphantasie mit der fragwürdigen Message, dass man im Krieg für sein Land auch als Youngster noch Opfer bringen muss. Aber, das muss man Milius bei allen Rechtsauslegertendenzen lassen, da war noch ein gewisses Maß an Abwegigkeit drin, wenn am Ende kaum jemand von den Hauptfiguren am Leben ist und man eigene Leute bei einem Spontanmilitärtribunal hinrichtet. Fällt alles aus im Remake, dass die weit hergeholte Prämisse des Originals in Sachen Abstrusität noch mal auf 11 hochdreht: In der heutigen Zeit besetzen die Nordkoreaner nicht nur einen kleinen Landstrich wie im Original, sondern fast ganz Amerika, während NATO und Co von Außen nur zusehen und keiner was vorher geahnt hat. Schlimmer noch: Alle Versuche hier größeren Realismus zu erzeugen, machen den Film nur noch unglaubwürdiger, angefangen bei der EMP-Bomben-Erklärung bis hin zur Tatsache, dass der ältere Bruder ein Marine ist, der die Kiddies richtig drillen kann. Und es liegt an Hemsworths Charme und Charisma, dass dieser andauernd Durchhalteparolen brüllende Kettenhund nicht gänzlich unsympathisch wirkt. Zumal das Drehbuch seine Charaktere zu kaum mehr als Schablonen (der Geek, der zum Helden mutiert; der ungestüme junge Brüder; das heimlich verliebte Girl Next Door) ausbaut - gerade während der Exposition wären 5 bis 10 Minuten mehr Background gut gewesen. Auch sonst ist der Film kaum so radikal wie das Original: Zivilistenerschießungen finden kaum und wenn dann nur im Off statt, die Truppe wird deutlich weniger dezimiert und wirkich überraschend ist aber nur ein Tod, der dann aber kurz vor Schluss kommt und als motivierendes Heldenopfer verkauft wird. Und noch absurder: "Red Dawn" will einem sogar weißmachen, dass die Kiddies tatsächlich den Krieg fast im Alleingang gewinnen oder zumindest empfindlichen Einfluss auf ihn haben können.
Immerhin: Der Ballerfaktor ist recht hoch, das nächste Scharmützel nie weit und trotz gelegentlicher Verwachlungsprobleme hat die Action durchaus Zug. Highlight ist sicherlich die Erstürmung eines Gebäudes kurz vor Schluss, die nicht nur mit massivem Munitionsverbrauch, sondern auch mit guter Rauminszenierung zu punkten weiß. Tröstet aber nur teilweise darüber hinweg, dass der Film in seinem Bestreben gleichzeitig unbeschwert-doofe Bubblegum-Action und gritty realistischer Reißer zu sein, recht zerfahren wirkt. Und die Message, dass man auch als Youngster im Krieg Opfer bringen soll, gleichzeitig aber auch Platz für Subway-Product-Placement sein muss, die ist dann doch mehr als zynisch.
Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]
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Red Dawn
Gerade gesehen, und ich fand den auch erstaunlich viel besser als ich ihn eingeschätzt hatte. Würde ihn vielleicht minimal schwächer sehen als "Tomorrow when the war began". Vermutlich aufgrund der für mich schwächeren Charakterzeichnung.
In punkto Action gibts dagegen nichts zu maulen; von massiven Autocrashs über wilde Schießereien und heftige Explosionen wird jede Menge geboten. Die Daueraction ist nur gelegentlich vielleicht mal ermüdend, handwerklich aber erste Sahne. Zudem sah sie fast komplett handgemacht aus, keine schlampigen CGI-Einstellungen bis auf den kurzen Luftkampf am Anfang.
Würde dem
auf jeden Fall gewähren, wie gesagt, eins A Action, die man nur nicht zu ernst nehmen darf ;)
Gerade gesehen, und ich fand den auch erstaunlich viel besser als ich ihn eingeschätzt hatte. Würde ihn vielleicht minimal schwächer sehen als "Tomorrow when the war began". Vermutlich aufgrund der für mich schwächeren Charakterzeichnung.
In punkto Action gibts dagegen nichts zu maulen; von massiven Autocrashs über wilde Schießereien und heftige Explosionen wird jede Menge geboten. Die Daueraction ist nur gelegentlich vielleicht mal ermüdend, handwerklich aber erste Sahne. Zudem sah sie fast komplett handgemacht aus, keine schlampigen CGI-Einstellungen bis auf den kurzen Luftkampf am Anfang.
Würde dem
auf jeden Fall gewähren, wie gesagt, eins A Action, die man nur nicht zu ernst nehmen darf ;)
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