Blade Runner
ich mag rot
Unser neuestes Projekt: https://open.spotify.com/show/35s3iDdkQ12ikEFT9hOoTP - Talk rund um Filme und Serien
den directors cut damals im TV...Technisch mag der film ganz ok sein für die zeit, aber ich fand den einfach nur langweilig inszeniert ohne jedes ERzähltempo. Einfach nicht meine Cup of teagelini71 hat geschrieben:Das Gefühl habe ich auch
Andersrum gefragt: Welche Version hast Du denn gesehen ?
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aber wenn mich die Story einfach nicht recht juckt, bringt das nicht wirklich was. Man muss ja auch nicht jeden Scheiß mögen sag ich malgelini71 hat geschrieben:Dann schau Dir mal die 1982 Kinofassung mit dem Off Kommentar an - zwischen dieser Version & dem DC liegen Welten.
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Blade Runner 2049:
Zunächst mal das Fazit vorweg: Ein echt hartes Stück Arbeit. Anders kann man den Film nicht beschreiben. Man hockt die ganz Zeit vor der Leinwand, ist wie wild am Sinnieren, erkennt da wichtige Sinnfragen, merkt sofort, dass Villeneuve ziemlich gut die Quintessenz des Originals verstanden hat und währenddessen wird man von Bildern und Soundgewittern förmlich erschlagen (vor allem die Basswände schnüren einem irgendwann förmlich die Luft ab!). Und trotzdem fragt man sich zwischendurch, ob Gosling noch nichtssagender gucken kann, ob es auch mal einen Charakter gibt, der schneller läuft als ein Opa mit Rollator und ob Hans Zimmer eigentlich mitbekommen hat, dass Vangelis ab und an auch Melodien in seine Sounds eingewoben hat. Dazu kommt, dass jeder DIALOG in Blade Runner im Vergleich zu ALLEN Szenen in 2049 förmlich einem Actioninferno gleichkam. Und dass die Dialoge in Blade Runner 2049 irgendwann wirklich nur noch anstrengend sind in ihrem Bemühen, immer noch weniger zu sagen
Während meiner Vorstellung war das für einige Besucher mit 15,50 EURO!!! eine der teuersten Einschlafhilfen ever. Schon peinlich, wenn in den zahlreichen Momenten absoluter Ruhe Schnarchen aus verschiedensten Richtungen ertönt
Aber egal. Großer Film. Mit großen Problemherden. Dazu ein toller Harrison Ford, eine megageniale, wundervoll schräge Liebesszene zwischen Gosling und zwei Damen im Körper einer Frau und eben ganz ganz viel Kopfkino. Das Ergebnis wird mit Sicherheit nicht einen solchen Kult auslösen wie das Original, es muss sich aber auch nicht vor Blade Runner verstecken.
In diesem Sinne:
freeman
Zunächst mal das Fazit vorweg: Ein echt hartes Stück Arbeit. Anders kann man den Film nicht beschreiben. Man hockt die ganz Zeit vor der Leinwand, ist wie wild am Sinnieren, erkennt da wichtige Sinnfragen, merkt sofort, dass Villeneuve ziemlich gut die Quintessenz des Originals verstanden hat und währenddessen wird man von Bildern und Soundgewittern förmlich erschlagen (vor allem die Basswände schnüren einem irgendwann förmlich die Luft ab!). Und trotzdem fragt man sich zwischendurch, ob Gosling noch nichtssagender gucken kann, ob es auch mal einen Charakter gibt, der schneller läuft als ein Opa mit Rollator und ob Hans Zimmer eigentlich mitbekommen hat, dass Vangelis ab und an auch Melodien in seine Sounds eingewoben hat. Dazu kommt, dass jeder DIALOG in Blade Runner im Vergleich zu ALLEN Szenen in 2049 förmlich einem Actioninferno gleichkam. Und dass die Dialoge in Blade Runner 2049 irgendwann wirklich nur noch anstrengend sind in ihrem Bemühen, immer noch weniger zu sagen
Während meiner Vorstellung war das für einige Besucher mit 15,50 EURO!!! eine der teuersten Einschlafhilfen ever. Schon peinlich, wenn in den zahlreichen Momenten absoluter Ruhe Schnarchen aus verschiedensten Richtungen ertönt
Aber egal. Großer Film. Mit großen Problemherden. Dazu ein toller Harrison Ford, eine megageniale, wundervoll schräge Liebesszene zwischen Gosling und zwei Damen im Körper einer Frau und eben ganz ganz viel Kopfkino. Das Ergebnis wird mit Sicherheit nicht einen solchen Kult auslösen wie das Original, es muss sich aber auch nicht vor Blade Runner verstecken.
In diesem Sinne:
freeman
Blade Runner 2049
Ein Film von dem ich jedes Bild einrahmen und an meine Wand hängen könnte. Ich könnte lediglich wenige Kritikpunkte auf hohem Niveau abgeben.
Für mich war schon im vornherein klar, dass der Film keinen 2ten Vangelis Soundtrack aufweisen wird, spätestens als Hans Zimmer den lead übernahm. Und trotzdem hat mich der Sound hier sehr fasziniert. Oftmals praktisch ohne Untermalung, kreiert hier die Umgeben den Soundtrack für diverse Szenen, manchmal kaum hörbar von Bass Linien unterstütz was meiner Meinung nach super funktioniert. Auch wenn die Szenen klar untermalt sind, herrscht extremer Minimalismus. Wie der Freemann schon gesagt hat, gibt es oft keine wirklichen Melodien. 2-3 aneinandergereihte Töne und dann ist fertig. Das ist aber so oder so ein Markenzeichen von Hans Zimmer in seinem Schaffen seit Pirates? dass auf eine Ideenlosigkeit / Mangel an Kreativität hinweist. Zugutehalten muss man ihm allerdings, dass alles was er macht in den Filmen immer Funktioniert.
Der Soundtrack ist aber in Blade Runner 2049 im Gegensatz zum Original kein Hauptdarsteller! Vielmehr wird hier auf Bilder und Ästhetik gesetzt. Alles ist diesen zwei Punkten untergeordnet. Tempo / Story / Dialoge / Soundtrack, alles ergibt zu praktisch jedem Zeitpunkt dieses Blade Runner Timing. Man hat zuweilen das Gefühl, dass der Film in Zeitlupentempo läuft damit einem so die Zeit gegeben wird die Komplette Atmosphäre in sich einzusaugen und zu geniessen (Er läuft aber nie wirklich in Zeitlupe). Die absolut genialen Effekte tragen das ihre zu diesem Erlebnis bei. Einzig und alleine die "Staumauer" Bebilderung am Schluss viel mir in diesem Zusammenhang etwas negativ auf. Hier hätte man etwas mehr herausholen können.
Auch bei der Story wäre ich persönlich etwas andere Wege gegangen, auch wenn sie so dem Tempo und Dramaturgie des Films entspricht. Für mich war der Plot zu offensichtlich, und hätte keine Erklärung gebraucht die unteranderem nicht dem Timing des Films entsprach. Dieses Timing Problem trat auch noch 2-3 weitere male auf. Zum Beispiel gab es mehrere Szenen in denen wunderbar langsam die Reise von A-B bebildert und die Szenen bei B abgespult wurden. Die Cuts zu anderen Charakteren an anderen Orten waren für mich dann schon etwas gewöhnungsbedürftig.
Aber für mich sind das belanglose Kritikpunkte. Dies war ein Film in den ich voll eintauchen konnte und vollumfänglich genoss!
Euphorische
Ein Film von dem ich jedes Bild einrahmen und an meine Wand hängen könnte. Ich könnte lediglich wenige Kritikpunkte auf hohem Niveau abgeben.
Für mich war schon im vornherein klar, dass der Film keinen 2ten Vangelis Soundtrack aufweisen wird, spätestens als Hans Zimmer den lead übernahm. Und trotzdem hat mich der Sound hier sehr fasziniert. Oftmals praktisch ohne Untermalung, kreiert hier die Umgeben den Soundtrack für diverse Szenen, manchmal kaum hörbar von Bass Linien unterstütz was meiner Meinung nach super funktioniert. Auch wenn die Szenen klar untermalt sind, herrscht extremer Minimalismus. Wie der Freemann schon gesagt hat, gibt es oft keine wirklichen Melodien. 2-3 aneinandergereihte Töne und dann ist fertig. Das ist aber so oder so ein Markenzeichen von Hans Zimmer in seinem Schaffen seit Pirates? dass auf eine Ideenlosigkeit / Mangel an Kreativität hinweist. Zugutehalten muss man ihm allerdings, dass alles was er macht in den Filmen immer Funktioniert.
Der Soundtrack ist aber in Blade Runner 2049 im Gegensatz zum Original kein Hauptdarsteller! Vielmehr wird hier auf Bilder und Ästhetik gesetzt. Alles ist diesen zwei Punkten untergeordnet. Tempo / Story / Dialoge / Soundtrack, alles ergibt zu praktisch jedem Zeitpunkt dieses Blade Runner Timing. Man hat zuweilen das Gefühl, dass der Film in Zeitlupentempo läuft damit einem so die Zeit gegeben wird die Komplette Atmosphäre in sich einzusaugen und zu geniessen (Er läuft aber nie wirklich in Zeitlupe). Die absolut genialen Effekte tragen das ihre zu diesem Erlebnis bei. Einzig und alleine die "Staumauer" Bebilderung am Schluss viel mir in diesem Zusammenhang etwas negativ auf. Hier hätte man etwas mehr herausholen können.
Auch bei der Story wäre ich persönlich etwas andere Wege gegangen, auch wenn sie so dem Tempo und Dramaturgie des Films entspricht. Für mich war der Plot zu offensichtlich, und hätte keine Erklärung gebraucht die unteranderem nicht dem Timing des Films entsprach. Dieses Timing Problem trat auch noch 2-3 weitere male auf. Zum Beispiel gab es mehrere Szenen in denen wunderbar langsam die Reise von A-B bebildert und die Szenen bei B abgespult wurden. Die Cuts zu anderen Charakteren an anderen Orten waren für mich dann schon etwas gewöhnungsbedürftig.
Aber für mich sind das belanglose Kritikpunkte. Dies war ein Film in den ich voll eintauchen konnte und vollumfänglich genoss!
Euphorische
Blade Runner 2049
Die dem Cineasten angeborene Furcht vor der Schändung eines Klassikers durch eine inadäquate Fortsetzung war diesmal relativ gering, das Vertrauen in Denis Villeneuve nämlich ausgesprochen hoch. Das Können des kanadischen Regisseurs hatte sich spätestens nach „Arrival“ herumgesprochen. Und auch angewendet auf einen nicht-originären, in die Filmkultur bereits eingebetteten Stoff erweist es sich als so groß, dass ihm ein selten gewagter Spagat in der Königsdisziplin des Filmemachens gelingt: Er gewinnt vom anspruchslosen Gelegenheitskonsumenten bis zum kritischen Kulturbeobachter und -Schützer einen wohlwollenden
Konsens und qualifiziert sich somit als Mainstream-Regisseur, und dennoch bebildert er das Original nicht einfach mit modernen Mitteln neu, sondern fügt ihm weitere philosophische Fragestellungen hinzu. Man könnte sogar sagen: Es gräbt tiefer als Ridley Scotts Blaupause, was zu dem oftmals vernommenen Urteil führt, „Blade Runner 2049“ sei glatt der bessere Film.
Das ist so pauschal natürlich nicht zu bestimmen, schon weil in einer Zeitspanne von 35 Jahren nicht die gleichen Maßstäbe zur Bildung von Werturteilen zur Anwendung kommen können. Was man jedoch sagen kann, ist, dass unter all den jüngsten Reanimationen von 80er-Jahre-Filmklassikern diese nun der ursprünglichen Idee einer Fortsetzung als inhaltliche Erweiterung am nächsten kommt. Das „Warum“ ist einfach: Im Gegensatz zu fast jeder vergleichbaren (Re)Produktion der letzten Jahre begegnet sie dem ihm zugrunde liegenden Original nicht einfach mit Ehrfurcht und kritikloser Ehrdarbietung. Es ist ein weit verbreiteter Trugschluss, dass Unterwürfigkeit zu den höchsten Pflichten eines Sequels gehört, insbesondere, wenn so viele Jahre vergangen sind und Qualität zum Klassiker, oder noch fataler, zum Kult reifen konnte. Stattdessen betreibt Villeneuve Dialektik mit Scotts Vorlage. Es greift seine Thesen auf, hinterfragt sie und eröffnet auf der Grundlage neu gewonnener Erkenntnisse neue Diskurse. Dort beginnt dann das komplexe, regelrecht magische, nicht so einfach rekonstruierbare „Wie“ - ja, wie Villeneuve das macht, liegt in der Kunstfertigkeit seiner Methodik begründet und macht einen Teil der speziellen Faszination für seine Arbeiten aus.
Denn durchaus funktioniert „Blade Runner 2049“ auch als einfache Neo-Noir-Kriminalgeschichte im Science-Fiction-Gewand. Man kann sich von Hollywood-Star Ryan Gosling an die Hand nehmen und die Welt erklären lassen, die er bereist, man kann sich an Roger Deakins' phänomenalen Bildern delektieren, auch ohne zu realisieren, wie prall sie mit Symbolik gefüllt sind. Man kann die Frage nach dem Menschsein für sich selbst einfach mit dem Bauchgefühl begründen, ohne sich dabei auf die wichtigsten Philosophen und Mathematiker zu berufen, die sich mit der Trennbarkeit von Mensch, Maschine, Seele und Geist beschäftigt haben; obwohl Villeneuve beides erlaubt. Was die von Ana de Armas gespielte digitale Projektion einer liebevollen Frau für die Hauptfigur bedeutet, ist intuitiv verständlich, doch Dialoge, in denen ein Vergleich zwischen der aus vier Nukleotiden bestehenden DNA und der binären Zusammensetzung von Digitalität angeregt wird, erlauben auch eine weiterführende Erörterung von Geist und Maschine.
Das bedeutet nicht, dass Villeneuve völlig befreit vom zeitgenössischen Diktat operieren kann, auch wenn er sich bereits weitestmöglich von ihm distanziert. Der insgesamt düstere, pessimistische Grundton weist auf modernes Filmemachen hin. Obwohl der Smog im Original nicht weniger blickdicht war, der Regen nicht weniger präsent und die Kontraste von Neonreklame und schwarzem Asphalt nicht geringer, schließt sich „Blade Runner 2049“ der Düsternis mit mehr Konsequenz an, scheint das gesamte Sujet noch ernster zu nehmen. Selbst Harrison Ford, auch wenn er lange nicht mehr mit so viel Inspiration bei der Sache war wie in diesem zweiten Auftritt als Deckard, steht Verbitterung in die Gesichtszüge geschrieben. Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch setzen den Original-Score von Vangelis passend dazu in einen von Gott und der Welt verlassenen Drone-Kontext, der einem den letzten Hauch Lebensfreude aus Mark und Bein schüttelt. Auch Gosling ist als eher maskenhafter Darsteller bekannt, der sein Emotionsbild stets hinter zugekniffenen Augen und einem Strichmund verbirgt. Das unterstützt die Noir-Bezüge ebenso wie die Uneindeutigkeit bei der zentralen Fragestellung nach den haarfeinen Unterschieden zwischen Mensch und Replikant; es schmiegt sich allerdings auch stromlinienförmig in die Vorstellung von einem Kino ein, wie es von den dominanten Filmstudios vorgegeben wird – daran ändern weder die Actionarmut etwas noch die massive Überlänge oder die mäßigen Kino-Besucherzahlen.
Extravagantes, mutiges Filmemachen oder „Cinema-In-Opposition“ steckt also nicht in dieser Fortsetzung. Setzt man Qualität mit der Distanz zum Etablissement gleich, wird man in „Blade Runner 2049“ kaum Besonderheiten finden, trotz seiner herausragenden Cinematographie, die aus jeder Einstellung ein Kunstwerk macht. Villeneuve brilliert eher darin, langsames Erzählen als Unterhaltungskunst zu präsentieren und mit hohem Anspruch zu verbinden. Er lehrt sein Publikum, dass es nicht alle zehn Minuten eine Explosion benötigt, um bei der Sache zu bleiben und dass es zahlreiche Alternativen gibt, um Bildfülle anderweitig zu erzeugen. In „Arrival“ hat sich das schon angedeutet, jetzt hat er es perfektioniert.
Die dem Cineasten angeborene Furcht vor der Schändung eines Klassikers durch eine inadäquate Fortsetzung war diesmal relativ gering, das Vertrauen in Denis Villeneuve nämlich ausgesprochen hoch. Das Können des kanadischen Regisseurs hatte sich spätestens nach „Arrival“ herumgesprochen. Und auch angewendet auf einen nicht-originären, in die Filmkultur bereits eingebetteten Stoff erweist es sich als so groß, dass ihm ein selten gewagter Spagat in der Königsdisziplin des Filmemachens gelingt: Er gewinnt vom anspruchslosen Gelegenheitskonsumenten bis zum kritischen Kulturbeobachter und -Schützer einen wohlwollenden
Konsens und qualifiziert sich somit als Mainstream-Regisseur, und dennoch bebildert er das Original nicht einfach mit modernen Mitteln neu, sondern fügt ihm weitere philosophische Fragestellungen hinzu. Man könnte sogar sagen: Es gräbt tiefer als Ridley Scotts Blaupause, was zu dem oftmals vernommenen Urteil führt, „Blade Runner 2049“ sei glatt der bessere Film.
Das ist so pauschal natürlich nicht zu bestimmen, schon weil in einer Zeitspanne von 35 Jahren nicht die gleichen Maßstäbe zur Bildung von Werturteilen zur Anwendung kommen können. Was man jedoch sagen kann, ist, dass unter all den jüngsten Reanimationen von 80er-Jahre-Filmklassikern diese nun der ursprünglichen Idee einer Fortsetzung als inhaltliche Erweiterung am nächsten kommt. Das „Warum“ ist einfach: Im Gegensatz zu fast jeder vergleichbaren (Re)Produktion der letzten Jahre begegnet sie dem ihm zugrunde liegenden Original nicht einfach mit Ehrfurcht und kritikloser Ehrdarbietung. Es ist ein weit verbreiteter Trugschluss, dass Unterwürfigkeit zu den höchsten Pflichten eines Sequels gehört, insbesondere, wenn so viele Jahre vergangen sind und Qualität zum Klassiker, oder noch fataler, zum Kult reifen konnte. Stattdessen betreibt Villeneuve Dialektik mit Scotts Vorlage. Es greift seine Thesen auf, hinterfragt sie und eröffnet auf der Grundlage neu gewonnener Erkenntnisse neue Diskurse. Dort beginnt dann das komplexe, regelrecht magische, nicht so einfach rekonstruierbare „Wie“ - ja, wie Villeneuve das macht, liegt in der Kunstfertigkeit seiner Methodik begründet und macht einen Teil der speziellen Faszination für seine Arbeiten aus.
Denn durchaus funktioniert „Blade Runner 2049“ auch als einfache Neo-Noir-Kriminalgeschichte im Science-Fiction-Gewand. Man kann sich von Hollywood-Star Ryan Gosling an die Hand nehmen und die Welt erklären lassen, die er bereist, man kann sich an Roger Deakins' phänomenalen Bildern delektieren, auch ohne zu realisieren, wie prall sie mit Symbolik gefüllt sind. Man kann die Frage nach dem Menschsein für sich selbst einfach mit dem Bauchgefühl begründen, ohne sich dabei auf die wichtigsten Philosophen und Mathematiker zu berufen, die sich mit der Trennbarkeit von Mensch, Maschine, Seele und Geist beschäftigt haben; obwohl Villeneuve beides erlaubt. Was die von Ana de Armas gespielte digitale Projektion einer liebevollen Frau für die Hauptfigur bedeutet, ist intuitiv verständlich, doch Dialoge, in denen ein Vergleich zwischen der aus vier Nukleotiden bestehenden DNA und der binären Zusammensetzung von Digitalität angeregt wird, erlauben auch eine weiterführende Erörterung von Geist und Maschine.
Das bedeutet nicht, dass Villeneuve völlig befreit vom zeitgenössischen Diktat operieren kann, auch wenn er sich bereits weitestmöglich von ihm distanziert. Der insgesamt düstere, pessimistische Grundton weist auf modernes Filmemachen hin. Obwohl der Smog im Original nicht weniger blickdicht war, der Regen nicht weniger präsent und die Kontraste von Neonreklame und schwarzem Asphalt nicht geringer, schließt sich „Blade Runner 2049“ der Düsternis mit mehr Konsequenz an, scheint das gesamte Sujet noch ernster zu nehmen. Selbst Harrison Ford, auch wenn er lange nicht mehr mit so viel Inspiration bei der Sache war wie in diesem zweiten Auftritt als Deckard, steht Verbitterung in die Gesichtszüge geschrieben. Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch setzen den Original-Score von Vangelis passend dazu in einen von Gott und der Welt verlassenen Drone-Kontext, der einem den letzten Hauch Lebensfreude aus Mark und Bein schüttelt. Auch Gosling ist als eher maskenhafter Darsteller bekannt, der sein Emotionsbild stets hinter zugekniffenen Augen und einem Strichmund verbirgt. Das unterstützt die Noir-Bezüge ebenso wie die Uneindeutigkeit bei der zentralen Fragestellung nach den haarfeinen Unterschieden zwischen Mensch und Replikant; es schmiegt sich allerdings auch stromlinienförmig in die Vorstellung von einem Kino ein, wie es von den dominanten Filmstudios vorgegeben wird – daran ändern weder die Actionarmut etwas noch die massive Überlänge oder die mäßigen Kino-Besucherzahlen.
Extravagantes, mutiges Filmemachen oder „Cinema-In-Opposition“ steckt also nicht in dieser Fortsetzung. Setzt man Qualität mit der Distanz zum Etablissement gleich, wird man in „Blade Runner 2049“ kaum Besonderheiten finden, trotz seiner herausragenden Cinematographie, die aus jeder Einstellung ein Kunstwerk macht. Villeneuve brilliert eher darin, langsames Erzählen als Unterhaltungskunst zu präsentieren und mit hohem Anspruch zu verbinden. Er lehrt sein Publikum, dass es nicht alle zehn Minuten eine Explosion benötigt, um bei der Sache zu bleiben und dass es zahlreiche Alternativen gibt, um Bildfülle anderweitig zu erzeugen. In „Arrival“ hat sich das schon angedeutet, jetzt hat er es perfektioniert.
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