Prometheus

Filme die viel kosten und meistens nicht das halten, was der Trailer verspricht.
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Beitrag von freeman » 12.06.2017, 18:28

Ich muss sagen, dass ich nach diversen Verrissen wohl geerdet genug war, um Spaß an dem Film zu haben. Design, Optik und Spannungsbogen stimmen, das Alien mal wieder in Action zu sehen, rockte auch. Fassbender wusste erneut zu gefallen und irgendwie wird nach dem arg offenen Prometheus schon klarer, wo Scott hin will (also nicht nur, weils irgendwo auf dem Papier steht). Trotzdem hätte ich das elend lange, sehr nervige Flötengleichnis ebensowenig gebraucht wie die langweilige Heldin, die einem überall als Sigourney Weaver #2 verkauft wurde und dann so blass, nichtssagend und langweilig durch die Kulissen eierte, dass so manches Alien sich sicher irgendwo halbtot gelacht hat über die Vergleiche. Und dann, eine paar Minuten vor Schluss, wird genau die Schlafwandlerin zur Heldin, die allerdings wenig heldenhaft rüberkommt. Nunja...
:liquid6:

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 12.11.2017, 12:44

Alien: Covenant

Das Henne-Ei-Dilemma hat Ridley Scott nicht erst mit „Prometheus“ ins Alien-Universum importiert. Es ist fester Bestandteil seiner DNA, seit der organische Kreislauf der Kreatur zum ersten Mal angedeutet wurde. Insofern ist es Scott nicht zu verdenken, dass er vor fünf Jahren damit begann, diese Gedanken weiter auszubauen. Man kann die These vertreten, dass eine seriöse Fortsetzung der Alien-Reihe überhaupt nur noch dann Sinn ergebe, wenn man den Urschlamm des Monster Movies hinter sich lässt und nach den großen Fragen der Philosophie und der Religion greift. Was genau dem entspricht, was Scott mit „Prometheus“ getan hat.

Henne und Ei wird nun aber ganz pragmatisch betrachtet mit „Covenant“, dem Brückenschlag zur originalen Serie, zum konzeptionellen Problem: Wieviel „Prometheus“ steckt in „Alien“ und wieviel „Alien“ in „Prometheus“? Nicht, dass die traumhaft schöne Naturoptik, die für „Prometheus“ definiert wurde und nun perfektioniert wird, nicht auch irgendwie zur Alien-Kreatur passen würde. Was die Expositionen beider Filme zeigen, sind nicht einfach nur ästhetisch überwältigende Eindrücke, sondern existenzialistische Rätselbilder, deren Betrachtung alleine in ferne Gedankenwelten entführen kann.

Wo aber schon ein philosophisch codierter Dialog zwischen einem Androiden und seinem Erschaffer über freien Willen reflektiert, greift Scott das Sublime der ersten Alien-Filme auf, das, was sie im Kern so unheimlich macht, und stellt es im Glaskasten zur Schau. Denkt man sich den Alien-Kontext weg, funktioniert das nicht einmal schlecht, denn abgesehen vom herausragenden „Blade Runner 2049“ ist „Alien: Covenant“ durchaus der interessanteste Indie-Film mit philosophischer Komponente, der 2017 im Pelz eines Mainstream-Films gelaufen ist. Was sicherlich auch Michael Fassbender zu verdanken ist, einem Mann der 1000 Gesichter, der sie allesamt dazu einsetzt, sein Publikum zu verunsichern – und das ganze in einer Doppelrolle dann auch noch spiegelt. Er ist ohne Frage die Attraktion des Films und liefert das Beängstigende, das man sich eigentlich vom Alien erhofft hatte. Ein mit weniger Nuancen ausgestatteter Darsteller hätte die komplette Wirkung versanden lassen, die ambitionierten Dia- und Monologe sogar albern klingen lassen können.

Was Scott eben nicht gelingt, ist die Verknüpfung mit der Ebene des Horrorfilms. Obwohl man in gewisser Weise die Chuzpe bewundern muss, ein Werk mit derart hoch gesteckten Zielen mit slasher-ähnlichen Schemata auszustatten, sobald der Fokus auf die Kreaturen rückt. Das offen ausgespielte Dezimationsprinzip wurde in der Kritik sogar oftmals missverstanden, unterstreicht es doch die perfekte Schlichtheit, mit der das Wesen Jagd macht. Nur, dass dieser Sachverhalt nichts an der grundsätzlichen Problematik ändert: Für die eigentlichen Zwecke, die Scott im Sinn hat, ist die „Alien“-Franchise als solche entbehrlich. Obwohl das menschenähnliche Monster, als das Gigers Kreatur zur Ikone geworden ist, höhere Gedankenspiele in sich trägt, bedeutet seine Ausformulierung gleichzeitig Ausbeutung des Ursprünglichen; ein Gefühl, mit dem man seit „Prometheus“ schwanger trug und das sich mit „Covenant“ endgültig bestätigt. Die Schere greift nicht, und damit scheitert das gesamte Konstrukt, auf dem der Pfad erbaut ist, zu dem man sich entschlossen hat.

Was nicht bedeutet, dass „Alien: Covenant“ kein interessanter Film wäre. Er hat seine packenden, seine subtilen und auch einige wenige unheimliche Momente. Er ist auch nicht substanzlos wie so vieles andere, das die Aufmerksamkeit der Massen erregt. Aber er ersetzt eben als missglücktes Crossover weder die zerrende Spannung eines reinrassigen Horrorthrillers im Weltall noch die Tiefe eines vollblütigen SciFi-Epos der stillen Töne.
:liquid5:

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Beitrag von SFI » 12.11.2017, 13:19

Alien: Covenant

Ärgerlich im Hinblick auf die durchweg absurd-doofen Handlungsmuster der Protoganisten - angefangen vom naiv-kindlichen Campingausflug auf einem gänzlich unerforschten Planeten bis hin zum vorsätzlichen Jägermeister, weil man trotz der Gefahr einfach alleine abhängt. Ärgerlich im Hinblick auf die so gesehen komplette Entmystifizierung der Herkunft. Dennoch visuell gelungen, durchaus kurzweilig und gorelastig. Horror oder Grusel sucht man derweil vergebens. Twist durch unglücklichen Schnitt, sofort entlarvbar. Sicher keine Vollgurke, aber wie nach den Trailern erwartet auch kein Bringer.

:liquid5:
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Beitrag von McClane » 13.11.2017, 12:29

Vince hat geschrieben:Denkt man sich den Alien-Kontext weg, funktioniert das nicht einmal schlecht, denn abgesehen vom herausragenden „Blade Runner 2049“ ist „Alien: Covenant“ durchaus der interessanteste Indie-Film mit philosophischer Komponente, der 2017 im Pelz eines Mainstream-Films gelaufen ist.
Ich hoffe, dass ich es Anfang nächster Woche noch in "Blade Runner 2049" schaffe, aber der ist doch hoffentlich subtiler und feiner als "Covenant", der einem im Schwurbelprolog auf nervig-prätentiöse Weise mit seinen bemühten Referenzen nahezu totschlägt?
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Beitrag von Vince » 13.11.2017, 15:37

Klar, schrieb ich ja. Der Vergleich rührt daher, dass das die beiden einzigen als Mainstream angepriesenen Filme waren, die sich überhaupt an etwas Philosophischem versucht haben (von denen, die ich bisher dieses Jahr gesehen habe), wobei "Blade Runner" natürlich als klarer Sieger hervorgeht. Wobei ich sooo total missglückt nicht finde, was "Covenant" in der Hinsicht bietet (prätentiös aber zum Teil schon, da geh ich mit, gerade in der Anfangsszene). Es lässt sich eben nur nicht wirklich gut mit dem Alien-Universum verknüpfen.

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Beitrag von McClane » 14.11.2017, 07:16

Ist halt wie bei "Prometheus": Gibt halt den Film (über das Universum, das Leben, den Fisch und den Rest), den Scott drehen will, und den Film (aus der "Alien"-Franchise), den man ihm finanzieren will - beides harmoniert nicht so recht miteinander und man sieht auch welchen der Filme Scott keinen Bock hat.
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Beitrag von MarS » 09.01.2018, 11:51

Alien Covenant


Was für eine Enttäuschung! Ich hab ja kein Meisterwerk erwartet, aber wenigstens einen soliden Streifen. So fand ich selbst "Prometheus" trotz seiner Logiklöcher wenigstens atmosphärisch gelungen, aber was bei "Alien Covenant" abgelassen wurde ist schon eine Frechheit. Allein die schwülstige Anfangsszene, welche der rohen, dreckigen Atmosphäre der kultigen ersten 3 bzw. 4 Teile überhaupt nicht passte. Später werden dann in absolut hanebüchener Weise die Aliens entmystifiziert. Hätte es an sich ja schon gar keiner Erklärung der Herkunft derer zwingend benötigt, sollte man, wenn man es dann aber doch anpackt, dann wenigstens ordentlich erklären und bitte nicht so blöde wie geschehen. Schade auch, dass es nicht mehr möglich war den Horror der alten Teile zu erschaffen. Gerade die Beklemmung hab ich doch sehr vermisst. So sind die Auseinandersetzungen mit den Aliens nur kurz und Actionreich. Störend dabei sind auch die nicht immer gelungenen Alienanimationen. Statt dessen gibt es ein paar mehr Splattermomente und Kloppereien im Marvel-Stil (auweia). Und eine Menge Logiklöcher. Die Beweggründe für manche Handlungen tun doch schon ziemlich weh und der Schlusstwist war nicht nur vorhersehbar, sondern wurde auch noch mit der Brechsstange herbei geführt. Dafür hat die Schlussszene die schwülstige Atmosphäre der Eingangszene wieder aufgenommen.

Ich will aber nicht nur meckern. Im letzten Drittel konnte auch kurz mal spüren, dass hier vielleicht doch ein guter Alienfilm drin gewesenen wäre. Jedenfalls flackert hier und dort das Gefühl alter Tage etwas auf. Zum Glück bricht man dieses Gefühl mit dem dämlichen Twist am Ende wieder auf, so dass man schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück kehrt.

Verrückt, dass ein Film einer Reihe aus dem Jahr 2017 einem Vorgänger aus dem Jahr 1979 atmosphärisch, spannungsmäßig, inhaltlich und sogar tricktechnisch weit unterlegen ist, und das, obwohl derselbe Regisseur bei beiden Filmen am Werk war. :liquid3:

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Re: Prometheus

Beitrag von StS » 13.04.2021, 20:16


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Re: Prometheus

Beitrag von kami » 14.04.2021, 10:54

Okay, irgendwie nervt mich der hohe Output dieser Pitch Meetings, auf der anderen Seite treffen die, die ich gesehen habe, den Nagel meist auf den Kopf und sind zudem recht witzig. Also alles, was die ähnlichen Honest Trailer nicht hinbekommen. Der hier beschreibt Alien Covenant exzellent. Wirklich eine Travestie von Film. Übrigens hasse ich David. Ein furchtbarer, absurder Charakter, bei dem es mich fast schon wütend macht, dass so viele ihn als Highlight sehen. Lässt mich an der Menschheit zweifeln. Tatsächlich mag ich Fassbender auch dieses Charakters wegen nicht sonderlich.

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Re: Prometheus

Beitrag von Vince » 14.04.2021, 11:59

Ich mag weder die Honest Trailers noch die Pitch Meetings, weil sie nichts anderes können als sich (wenn eben auch auf originelle Weise) über die Fehler eines Films lustig zu machen. Diese Art der Kritikerkultur, die sich auch bis hinein in gewöhnliche Filmkritiken zieht, finde ich schrecklich. Ich verstehe ja, dass Verrisse & Co. manchmal sein müssen, aber ich habe das Gefühl, da wird einfach immer weiter auf jemanden draufgehauen, der eh schon am Boden liegt. Warum nicht gerade bei solchen Filmen wie diesem hier, die ausnahmslos überall verrissen werden, mal eine Rehabilitationskritik? Oder wenn schon verreißen, warum nimmt man sich dann meistens die leichtesten Opfer vor und nicht irgendeinen Kritiker- oder Publikumsliebling?

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Re: Prometheus

Beitrag von SFI » 14.04.2021, 16:42

Ich finde den Typ mega anstrengend und halte ihn nicht aus. Die Honest Trailer sind immer mal wieder richtig gelungen und zeigen auch hier und da entgangene Muster.
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Re: Prometheus

Beitrag von McClane » 15.04.2021, 22:35

Ich hab nur eine Handvoll von den Pitch Meetings gesehen, weil ich einerseits den Kerl etwas anstrengend finde und andrerseits die ganze Geisteshaltung dahinter ("Guck mal wie doof, Blockbuster") ziemlich nervigfinde. Auf so einer Frecheit wie "Covenant" aber kann man ruhig öfter herumtrampeln, da dort unfassbare Dämlichkeit mit gleichzeitiger Schlaubi-Schlumpf-Attitüde präsentiert wird.

Da sind mir die Honest Trailer lieber, die ja auch nicht nur Verrisse im Köcher haben.

Aber bei all diesem Formaten ist es so, dass einfach zu schnell zur langweiligen Masche wird, wenn man jede Woche ein Video nach dem gleichen Schema raushauen muss
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