Looking Glass

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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Looking Glass

Beitrag von StS » 22.04.2018, 15:40

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Originaltitel: Looking Glass
Herstellungsland: USA-Kanada
Erscheinungsjahr: 2018
Regie: Tim Hunter
Darsteller: Nicolas Cage, Robin Tunney, Marc Blucas, Kassia Conway, Ernie Lively, Jacque Gray, Bill Bolender, …

In dem sich u.a. um Voyeurismus und zwei Frauenmorde rankenden 2018er Thriller "Looking Glass" spielen Nicolas Cage und Robin Tunney ein Ehepaar, das nach dem tragischen Unfalltod ihrer Tochter ein kleines Motel in einem ländlichen Wüstenkaff übernimmt…

Hier geht´s zur Kritik!

gute :liquid3:

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Vince
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Re: Looking Glass

Beitrag von Vince » 17.08.2019, 13:44

Nicolas hinter den Spiegeln, oder: Was passiert in Cages Gesicht, wenn sich ihm am anderen Ende des Tunnels eine unwirkliche Märchenwelt offenbart?

Völlig in die irrealen Farben der Neonröhren einer "Vacancy"-Tafel getaucht, baut Tim Hunters Mystery-Thriller "Looking Glass" eine beachtliche Atmosphäre auf und der bärtige Hauptdarsteller eine ebensolche Präsenz. Es ist diese Art Stimmung, bei der man jeder kleinen Geste, jeder mimischen Entgleisung und jedem Satz Bedeutung beimessen möchte. Verdächtig ist grundsätzlich alles und jeder, erst recht durch den im Prolog aufgebauten Trauerschleier, der jedes Urteilsvermögen nichtig macht.

Das Drehbuch nutzt diesen Umstand gnadenlos aus, zerstört den Film letztlich aber durch seine maßlose, völlig wirre Umverteilung von Verdachtsmomenten. Rote Heringe werden hier nicht einfach nur ausgelegt, sondern mit dem LKW angeliefert und auf dem asphaltierten Parkplatz der Motel-Anlage ausgeschüttet. Der Stamm der Handlung verzweigt sich in unzählige kleine Sackgassen, die man allesamt kommen sieht. Doch es hilft alles nichts, wir befinden uns im linearen Medium Film und müssen die Irrwege samt und sonders mitgehen. Nach und nach verliert alles an Bedeutung; die Trauer der Eltern um das verlorene Kind, die wahre Identität der ominösen Einheimischen und Pendler, die Geheimnisse des Vorbesitzers. Cage versucht sich in der allgegenwärtigen "Don't trust anyone"-Stimmung an einer Art gelangweilten Abwehrhaltung, so als würden ihn die Dämonen nicht heimsuchen, wenn er nur desinteressiert genug an den Vorgängen erscheint. Aber natürlich handelt es sich um Plagegeister, die den unvermeidlichen Plottwist um jeden Preis vorantreiben wollen (Filme müssen schließlich irgendwann enden), also wird Cage quasi dazu gezwungen, schlussendlich doch wieder jene Art von Anfällen auszuleben, die ihn so sehr für den B-Film prädestinieren. Was Robin Tunney angeht, so ist es nett, sie noch einmal wiederzusehen, doch in der Perspektive der Hauptfigur, die man als Betrachter einnimmt, verschwimmt auch sie zu einem vagen Schatten, ebenso wie der Lastwagenfahrer, der Polizist, die Domina oder wer auch immer die Rezeption betritt.

Cage hat in den letzten Jahren Filme gedreht, die wesentlich unschöner anzusehen waren; "Looking Glass" ist dennoch ganz gut aufgehoben in der Wüste, in der er gedreht wurde.
:liquid4:

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John_Clark
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Re: Looking Glass

Beitrag von John_Clark » 18.09.2019, 08:55

Frisch Salt Lake City hinter uns gelassen und auf dem Weg in Richtung Sin City war ein Zwischenstop in Kanab genau das Richtige. Abendessen, Übernachten und am nächsten Tag weiterziehen. Und Kanab, dieses kleine 4000-Einwohner-Kaff mitten im Nirgendwo hatte Charme. Die Einwohner nennen ihr Dorf auch gerne “Little Hollywood”, da auch heute noch viele Film- und Serienproduktionen in und um Kanab gedreht werden. An der Hauptstrasse stehen alle paar Meter kleine Tafeln mit den Namen von TV-Stars wie zum Beispiel James Drury, die einst in Kanab für eine Episode oder einen Film halt gemacht haben. Den Walk of Fame der Pampa sozusagen.

Die Rezeptionistin unseres Durchfahrtshotels war sehr freundlich und offen. Schnell kamen wir mit ihr ins Gespräch und auf meine Frage, ob hier vor kurzem mal eine Filmcrew vorbei kam, antwortete sie schnell “Ja, im Februar war Nicolas Cage hier und hat Looking Glass gedreht. Darin haben er und seine Frau ein Motel gekauft und dann passieren schreckliche Dinge. Ich hab den Film gesehen, er war nicht so gut. Sie finden das Hotel auf der anderen Strassenseite.”

Wohl alleine schon wegen dieser Information und auch weil mir Kanab als kleiner Ort völlig zugesagt hatte, musste ich mir The Watcher, so der vermeintlich deutsche Titel, mal ansehen.

Inhalt:
Das durch einen schrecklichen Unfall traumatisierte Ehepaar Maggie (Robin Tunney) und Ray (Nicolas Cage) wagt einen Neuanfang. Sie pachten das “Motor Way Motel” in einer kleinen Wüstenstadt. Schon bald merkt Ray, dass im Motel mysteriöse und absonderliche Dinge vor sich gehen. Zudem entdeckt er eines Tages einen Spionspiegel, durch den er unerkannt die verruchten Aktivitäten seiner Gäste in Zimmer Nr. 10 beobachten kann. Besessen von diesem Spiegel setzt Ray nicht nur seine Ehe, sondern schlussendlich sein eigenes Leben aufs Spiel..

The Watcher ist ein atmosphärisch sehr passender Film. Dies hat jedoch weniger mit Kanab oder der wunderschönen Lage in der Wüste von Utah zu tun, denn weder das Dorf noch die restliche Umgebung bekommt der Zuschauer gross zu sehen. Nein, denn der Film schafft es ein sehr ungemütliches Setting zu kreieren, in welchem der Zuschauer eigentlich nicht sein will. Dies gilt auch für alle beteiligten Charaktere. Keiner von denen scheint irgendwie nicht kaputt zu sein und keiner wirkt wirklich vertrauenswürdig.

Für Nicolas Cage war die Rolle des Ray wohl ein Kinderspiel. Denn gross schauspielern musste der Mann bei Produktion dieses Films nicht. Zumindest kommt sein berühmtes Overacting kaum zum Vorschein. Dies ist aber nicht zwingend negativ gemeint. Robin Tunney spielte die vom Kindstod noch traumatisierte Ehefrau sehr passend und gut. Sie und Cage geben ein für das Script sehr passendes Paar ab. Die weiteren Darsteller sind allesamt passend gewählt.

Atmosphäre gut, Schauspieler gut, und trotzdem hat The Watcher nie so wirklich den dritten Gang eingelegt. Klar, da war eine Menge Suspense vorhanden. Das Entdecken des Spionspiegels, Cage danach beim Spannen zuschauen, dann der Mord, es war nicht so, als ob in diesem Film nichts passieren würde. Aber leider hat der Funke doch nie so ganz gezündet. Und dennoch, ganz abgestürzt ist dieser Streifen nicht. Sicherlich nicht Cages schlechtestes Werk.

Fazit: Ein Mystery-Psycho-Spanner-Thriller mit etwas wüstenflair. Stellenweise packend, grösstenteils belanglos.

:liquid4:,5


Kurzer Nachtrag:
Ihr wundert euch, wo das Motel steht, welches Nicolas Cage in seinem neuen Film The Watcher (orig. Looking Glass) kauft und darin auf ein schreckliches Geheimnis stösst? Wir waren im Sommer 2018 vor Ort in Kanab, einem kleinen Kaff in der Wüste von Utah. Die Produzenten dachten sich, Kanab würde sich als Drehort für The Watcher besonders eignen, weil es diesen Durchfahrts-Charme hat. Leute kommen und gehen, keiner der Gäste würde lange bleiben.

Die Indoor-Szenen wurden zwar St. George in einem alten Hangar gedreht, aber für alle Aussenszenen des Hotel wurde die Aiken’s Lodge in Kanab verwendet.

Ihr findet die Aiken’s Lodge an folgender Adresse:
79 W Center Street
Kanab
UT 84741
USA

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