Das Vermächtnis des geheimen Buches
Originaltitel: National Treasure - Book of Secrets
Herstellungsland: USA
Produktionsjahr: 2007
Regie: Jon Turteltaub
Produktion:
Jerry Bruckheimer
Darsteller:
Nicolas Cage, Diane Kruger, Bruce Greenwood, Jon Voight, Helen Mirren, Ed Harris, Harvey Keitel, Justin Bartha
Ed Hunter huntete nach dem zweiten Vermächtnis und fand heraus:
Nachdem die Erfolgskonstellation Jerry Bruckheimer / Nicolas Cage mit „The Rock“, „Con Air“ und „Nur noch 60 Sekunden“ in den späten 90er-Jahren Highlights des Actionkinos hervorgebracht hatte, durfte der vielseitige Star 2004 erneut unter dem Hitproduzenten anheuern und im genüsslich landläufige Verschwörungstheorien zu einer mainstreamkompatiblen Abenteuerrezeptur verquickenden Schatzsucherthriller „Das Vermächtnis der Tempelritter“ an der Seite des deutschen Hollywoodexports Diane Kruger der Kriegskasse der amerikanischen Gründerväter hinterherjagen. Aufgrund des großen Erfolgs des familientauglichen Werks entschied man sich, die Figur für ein Sequel zu reaktivieren: Erneut unter der Regie von Jon Turteltaub schlüpft Nicolas Cage souverän ein zweites Mal in seine Abenteurer-Rolle, die in den Augen der Hollywood-Verantwortlichen offenbar Franchise-Potential besitzt.
Diesmal muss Benjamin Franklin Gates (Cage) nicht nur eine sagenumwobene goldene Stadt voller unermesslicher Reichtümer aufspüren, sondern primär die Familienehre retten: Der undurchsichtige Mitch Wilkinson (Ed Harris) fördert nämlich eine mehr als hunder Jahre alte Seite aus den Notizbuch des Lincol-Attentäters John Wilkes Booth zutage, der zufolge Benjamins Urgroßvater an der Tat beteiligt war. Der passionierte Schatzsucher reaktiviert sein altes Team: Technikspezialist Riley Poole (Justin Bartha), Abigail Chase (Diane Kruger) und auch sein Vater Patrick (Jon Voight) ist wieder mit von der Partie. Zunächst ahnen sie allerdings nicht, dass sie von Wilkinson lediglich benutzt werden, um die geheime „goldene Stadt“ zu finden. Um deren Standort zu erfahren, gilt es einen Blick ins geheime Buch des Präsidenten zu erhaschen, in dem die Antworten auf alle Verschwörungstheorien von JFK bis zur Mondlandung enthalten sind – die einzige Möglichkeit scheint darin zu bestehen, den Präsidenten zu entführen…
Das gleiche Team, das gleiche Konzept und in etwa die gleiche Qualität: „National Treasure 2“, dem in Anlehnung an Teil 1 der furchtbar komplizierte und holprige Titel „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ verpasst wurde (ein Problem, das bereits bei den „Pirates of the Caribbean“-Filmen wenig überzeugend bewältigt wurde), rührt seinen Entertainmentcocktail aus der bewährten Mischung von passend zurechtgebogener US-Geschichte, Verschwörungstheorien und harmlosen Actionszenen zusammen, diesmal zusätzlich angereichert mit deutlich mehr Humor. Auch ein größeres Spektrum an Schauplätzen ist geboten, indem die Schatzsuche unsere Helden von Amerika über England bis nach Frankreich führt. Doch auch in Teil 2 versteht sich „National Treasure“ absegesehen vom Finale nicht als Archäologie-Hatz durch exotische „Indiana Jones“-Locations, sondern konzentriert sich erneut auf das Spiel mit Verschwörungstheorien und amerikanischer Geschichte und schöpft seinen Unterhaltungswert größtenteils aus den raffinierten Einbruchsszenarien, in denen unter anderem unerkannt in den Buckingham Palace eingedrungen werden, das Oval Office untersucht und schlussendlich eine nicht wirklich legale Unter-4-Augen-Unterredung mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten arrangiert werden muss.
Jon Turteltaub weiß seine Hatz vor allem während der mit zahlreichen Täuschungsmanövern ermöglichten Einbruchssequenzen überaus spannend und packend zu gestalten, während die Action gegenüber dem diesbezüglich bereits recht enttäuschenden ersten Teil noch ein wenig weiter zurückgefahren wird: Abgesehen von ein, zwei eher unspektakulären Autojagden braucht man hier nicht viel zu erwarten, das kompensiert „National Treasure 2“ aber mit einem deutlich in die Höhe geschraubten humoristischen Anteil: Neben den Wortgefechen zwischen Ben und Abigail sorgt vor allem die Einbindung von Patricks Exfrau („Queen“ Helen Mirren) für herrliche verbale Auseinandersetzungen zwischem dem zerstrittenen Archäologen-Ehepaar. Daneben hat es „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ vor allem seinen gut aufgelegten und durchweg aus Hollywoods A-Prominenz gecasteten Darstellern zu verdanken, dass er kurzweilig über die Runden geht: Die dauerzankenden Jon Voight und Helen Mirren markieren stets die humoristischen Highlights, während Nicolas Cage seine Heldenrolle cool wie immer absolviert, Diane Kruger sich schauspielerisch okay und optisch überaus überzeugend präsentiert, Ed Harris, der Cage bereits 1996 als General Hummel im wohl besten Bruckheimer-Film aller Zeiten „The Rock“ die Hölle hatte heiß machen dürfen einen eleganten Fiesling abgibt und Harvey Keitel in einer Nebenrolle als FBI-Agent zu sehen ist. Keinen Gefallen tut sich Turteltaubs Film lediglich mit dem allzu ausgewalzten Finale, dessen Fund der goldenen Stadt in einer unterirdischen Höhle nicht nur überaus unrealistisch und klischeehaft vonstatten geht, sondern seine effekthascherische Pseudo-Action dermaßen ausdehnt, dass es etwas zuviel des Guten ist. Auch die Höhlenlocation gestaltet sich als schon x-mal dagewesener Genreschauplatz nicht eben als überaus attraktiv, wenngleich das Finale mit einigen nett designten Sets punkten kann.
Fazit: Wie schon der Vorgänger „Das Vermächtnis der Tempelritter“ bietet auch „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ kurzweilige Blockbuster-Unterhaltung für die breite Masse, an der vor allem der deutlich gestiegene humoristische Anteil gefällt. Abgesehen davon halten hochkarätige Darsteller, die unterhaltsame Schnitzeljagd und ein ordentlicher Spannungslevel die neuerliche Hatz durch die US-Historie am Laufen. Ein dritter Teil muss aber dennoch nicht mehr sein…
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freeman macht mit bei der Schnitzeljagd:
Wir erinnern uns:
"Das Vermächtnis der Tempelritter ist ein rundum gelungener Spaß, der sein offensichtliches Vorbild aber nicht einmal annähernd erreicht. Trotzdem könnte man sich Indiana Jones gut als Kinogast dieses Filmes vorstellen, und ich denke, der Film hätte ihm auch Spaß gemacht: Keine Schlangen, keine Spinnen, keine Nazis, dafür ein paar geile Helikopteraufnahmen ;-) und ein Typ, der genauso besessen nach Schätzen sucht, wie er selbst. Wo er vielleicht zusammengezuckt wäre, sind die "geschichtlichen" Hintergründe und die Tatsache, dass man exotische Schauplätze wie den dichten Dschungel oder weite Wüsten durch den urbanen Großstadtdschungel ersetzte. Und genau wie ich, würde sich Indy vermutlich sagen: Naja, vielleicht beim nächsten Mal ..."
Dank formidabler Einspielergebnisse des ersten Teiles erhielt das National Treasure Franchise wirklich die Möglichkeit, sich erneut zu beweisen. So trommelte Jerry Bruckheimer fast die gesamte Crew des Vorgängers - einschließlich des Regisseurs John Turteltaub - zusammen und drängte auf eine massenkompatible Fortsetzung. Diese muss sich nun eigentlich im Vergleich zum Vorgänger nur einen Vorwurf gefallen lassen: Nämlich dass sie eine 1:1 Kopie des gelungenen Vorgängers geworden ist. Und da diese ja nun schon eine 1:1 Kopie des Indiana Jones Franchises darstellte, sieht es nun also in Teil II mit Innovationen noch eine ganze Ecke schlechter aus als im Vorgänger. Doch worum geht's nun eigentlich?
Ben Gates muss sich bei einem Vortrag über einen seiner Vorfahren den Vorwurf gefallen lassen, dass sein Urgroßvater Thomas Gates am Attentat auf den amerikanischen Präsidenten Lincoln beteiligt gewesen sein soll. Dies kann Ben Gates freilich nicht auf sich sitzen lassen und beginnt mit der geballten Manpower seiner Familie (auch seine Mutter kommt diesmal zum Einsatz) den Namen der Familie Gates reinzuwaschen. Dabei wird schon mal der US Präsident entführt und spielt das geheime Buch der Präsidenten eine nicht unwesentliche Rolle. In all dem Chaos bemerkt Ben nicht, dass er eigentlich nur von dem Schatzjäger Mitch Wilkinson manipuliert wird, um einen Schatz von bisher ungeahnten Ausmaßen zu finden.
Was einem bei Das Vermächtnis des geheimen Buches sofort wieder auffällt, ist, wie stark das National Treasure Franchise in der amerikanischen Geschichte verwurzelt ist. Egal wie exotisch die Schauplätze auch sein mögen, es geht immer um uramerikanische Geschichte, die hier heraufbeschworen wird. Dies - in Verbindung mit so beliebten Themen wie Verschwörungen oder der liebgewonnenen, althergebrachten Geheimniskrämerei - dürfte sicher einer der Hauptgründe für den großen Erfolg des Franchises im eigenen Heimatland sein. Und mehr noch als im Vorgänger gibt es hier wahre Hohelieder auf die Nation und ihre Werte und wedelt dementsprechend auch einmal zu oft die amerikanische Flagge durchs Bild, ohne dass dieses Motiv irgendwie ironisch gebrochen werden würde. Abseits dieses Faktes funktioniert die Geschichte hinter National Treasures II ähnlich gut wie im Vorgänger und wird eine enorme Menge an Witz lanciert (mehr als im Vorgänger!), um das Unterhaltungslevel durchgängig auf einem konstant hohem Niveau zu halten.
Im Vergleich zu National Treasure I fällt auf, dass sich die Fortsetzung ein wenig gesetzter gibt. Insbesondere die erste Stunde ist doch deutlich langsamer und ruhiger geraten als noch im Vermächtnis der Tempelritter. Die Fortsetzung legt diesmal wesentlich mehr Wert auf das Finden von verborgenen Tipps und Hinweisen und legt dafür die actionreichen Verfolgungsjagden und Verstrickungen der I ad acta. Zwar gibt es auch in der II eine wirklich gute Autoverfolgungsjagd zu bestaunen, abgesehen davon bleiben aber echte Showtopper weitgehend aus.
Dafür gelingt dem Vermächtnis des geheimen Buches die Schatzsuche im zweiten Teil des Filmes deutlich besser! War diese im Vorgänger doch eine teilweise etwas zerfahrene Aneinanderreihung von Szenen, an deren Ende immer eine Enttäuschung stand, weil man den Schatz nicht in den Händen halten konnte, kommt man diesmal erstaunlich straight und geradlinig zum Ziel. Auch sind die "Fallen" diesmal deutlich spektakulärer und aufwändiger als im Vorgänger geraten und sorgen für ordentlich Spannung.
Schauspielerisch sieht man Cage an, dass ihm das Ben Gates Franchise gut gefällt und er sich in der Figur heimisch fühlt. Mit viel Charisma entwirft er erneut seinen sympathischen Charakter und lässt ihn sogar ein paar echte Cage Momente puren Wahnsinns angedeihen - etwa wenn er in der Residenz der britischen Queen mal so richtig auf die Kacke haut! Was ein wenig irritiert, ist, wie schnell sein Ben Gates jedes noch so komplizierte Rätsel zu lösen vermag. Hier wird die Schnitzeljagd leider immer wieder einmal ein wenig zu unlogisch. Das soll aber die Leistung Cages in keiner Weise abwerten. Wie im Vermächtnis der Tempelritter sorgen die knuffigen Nebenfiguren erneut dafür, dass der Streifen zu keiner reinen Cage Show verkommt. Insbesondere das herrliche Vater-Mutter Gespann Patrick Gates und Emily Gates, grandios nuanciert gespielt von John Voight und Helen Mirren, beschert dem Film ein paar herrlich amüsante Momente, zumal die Chemie zwischen Voight und Mirren auf den Punkt stimmt. Das scheint John Turteltaub früh gemerkt zu haben, weshalb er die beiden alten Gates auf eigene Faust in einem Showdownnebenstrang den Schatz suchen lässt. Damit gewinnt er und der Film auf ganzer Linie. Justin Bartha als Sidekick von Cage sorgt wie im Vorgänger für diverse trockene Humoreinlagen und einen immer entspannten Grundton. Bruce Greenwood darf bereits zum zweiten Mal einen amerikanischen Präsidenten spielen und der sympathische Mime überzeugt auf ganzer Linie. Ed Harris gibt bereits zum zweiten Mal einen Cage Antagonisten. Wie in The Rock gerät sein Bäddie zwar ein wenig harmlos, doch es ist ein Genuss, den in letzter Zeit vor allem in schwermütigen Produktionen auftretenden Edelmimen endlich mal wieder ein wenig lockerer, gelöster und vor allem sehr charismatisch aufspielend zu sehen. Leider ist seine Screentime ein wenig gering, weshalb sein Bäddie im direkten Vergleich Sean Beans Bäddie aus dem ersten Teil unterliegt. Der Hammer ist aber erneut, dass John Turteltaub alle großen Namen seines Filmes hervorragend in den Film integriert bekommt, aber bei Harvey Keitel erneut auf ganzer Linie versagt. Was den Mimen dazu bewogen hat, in der Fortsetzung dabei zu sein - wobei er irgendwie eher nicht dabei zu sein scheint - ist ein echtes Rätsel, an dem sich wohl auch Ben Gates die Zähne ausbeißen würde - akute Geldknappheit im Hause Keitel mal außen vor ;-). Über Diane Krüger werde ich an dieser Stelle mal den Mantel des Schweigens ausbreiten. Jedem hier dürfte bekannt sein, dass ich ihre "Schauspiel"ausflüge für eine einzige Folter für den Zuschauer halte. Daran hat sich nichts geändert. Zumindest hat sie anscheinend ein wenig die deutsche Sprache geübt und lässt sich bei ihrer Eigensynchronisation doch tatsächlich beim Betonen von Silben und ganzen Wörtern erwischen!!! *staun*
In technischer Hinsicht gibt sich John Turteltaub erneut keine Blöße und präsentiert seinen Film grundsolide, fast schon altmodisch fotografiert und mit viel Gespür für den Einsatz von Effekten und handgemachten Tricks. Dabei scheinen vor allem die Soundstages des Filmshowdowns und damit eben die Sets um den großen Schatz im Vermächtnis des geheimen Buches echt gigantisch gewesen zu sein, mutet hier doch nichts an, als sei es großartig durch die ILM Rechner gewandert. Top. Trevor Rabin packt unter das Treiben einen immer treibenden, dem Vorgänger in nichts nachstehenden Score, der sich gewaschen hat und als reinrassiger Actionscore immer ordentlich auf die Höreromme klöppelt. Dabei variiert er zwar die bekannten Themen nur selten, wenn dann aber immer recht eindrücklich.
Das Ergebnis ist ein Film, der sich im Großen und Ganzen wirklich überhaupt nicht von seinem Vorgänger unterscheidet. Hochkarätig besetzt und mit viel Sinn für einwandfreie Unterhaltung umgesetzt, macht der Streifen erneut einen riesigen Spaß. Einzig die Tatsache, dass das Franchise bereits jetzt ein wenig abgenutzt wirkt und keinerlei neue Ideen aufzubieten hat, schmälert den Spaß ein wenig ...
In diesem Sinne:
freeman
"Das Vermächntis des geheimen Buches" läuft seit dem 24.1.2008 in den deutschen Kinos.