King Tut - Der Fluch des Pharao
Originaltitel: Curse of King Tut's Tomb, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Russell Mulcahy
Darsteller: Casper Van Dien, Leonor Varela, Jonathan Hyde, Steven Waddington, Malcolm McDowell, Simon Callow, Niko Nicotera, Tat Whalley, Patrick Toomey u.a.
Danny Freemont ist Archäologe und seinem Meisterstück auf der Spur. Er will die Bruchstücke einer Smaragdtafel finden, die einst ein Pharao namens Tutanchamun im Kampf gegen ein ganzes Heer an Dämonen zerbrach und so die Dämonen in ihre Ursprungsdimension verbannte. Würde man die Stücke der Tafel finden und wieder zusammensetzen, würde die Herrschaft über unsere Welt als Belohnung winken! Ist Danny jetzt also ein Bösewicht? Mitnichten, denn er will nur erreichen, dass die Tafel niemals in die Hände einer Organisation namens "Hoher Geheimer Rat" fällt. Dieser Rat ist eine Vereinigung der reichsten Männer der Welt, die dank der zusammengesetzten Tafel die Welt unterwerfen und beherrschen wollen. Danny hat schon drei Tafelstücke finden können. Leider wurden ihm diese immer wieder von seinem Erzfeind Sinclair - ein Mitglied des hohen Rates - abgeluchst. Bei dem vierten Stück will sich Danny aber diesmal nicht die Lorbeeren streitig machen lassen. Seine Nachforschungen führen ihn nach Kairo, wo er gemeinsam mit der Ägyptologin Dr. Barakat herausfindet, dass das letzte Tafelstück im Grab des Pharaos Tutanchamuns versteckt sein muss ...
Exotische Drehorte, Casper van Dien im Indyoutfit, ein trashiger Titel und eine abgehobene Handlung versprachen im Vorfeld blendende, vermutlich leicht trashige Unterhaltung. Dieser erste Eindruck bewahrheitete sich dann scheinbar durch den witzigen Trailer von Pro 7, wurde dann aber von dem eigentlichen Film wieder negiert. Wirklich trashig an dem Film sind nämlich nur seine Spezialeffekte. Doch dazu später. Der Rest des Streifens ist erstaunlich solide inszeniert und spult sein Programm recht routiniert ab. Ursache hierfür dürften die Verantwortlichen hinter dem Streifen sein: Regisseur Russell Mulcahy liefert sogar an schwachen Tagen eigentlich immer recht ordentliche Streifen ab (Talos die Mumie mal außen vor ) und die Produzenten von Hallmark haben ja schon häufig genug versucht, unterhaltsame TV Events zu stemmen. Einige davon finden sich auch in diesem Board und legen Zeugnis ab, für die insgesamt immer recht durchwachsene Qualität der Streifen, die einerseits durchaus unterhaltsam sein können, häufig genug aber auch einfach nur tierisch langweilen. Zur letzten Kategorie gehört Tut nun wahrlich nicht, zur Ersten aber auch nicht uneingeschränkt. Zunächst einmal ist die Story irgendwo schon herrlich kaputt und dürfte einem fantasyaffinen Publikum schon sehr zusagen. Leider trägt diese Geschichte keinen dreistündigen Film, der im Endeffekt im Mittelteil extrem hängt. Da wird schon einmal 30 Minuten in der Wüste und damit an den Nerven der Zuschauer gegraben, um dann ganz lapidar festzustellen: Uuups, falsche Stelle. So etwas kommt einem Regisseur zwar sehr entgegen, da er so die Laufzeit ohne große Mühen heraufschrauben kann, beim Zuschauer sorgt das allerdings für steigendes Desinteresse. Insgesamt erweist sich Tut dann als mindestens eine Stunde zu lang, was nicht unbedingt mit meiner Definition für gute Unterhaltung einhergeht. Seine besten Momente hat der Film immer dann, wenn er seine schräge Story vorantreiben darf oder eben Action präsentieren kann. Beides hält sich aber wahrlich in Grenzen. Die Geschichte ist eben viel zu dünn, um viel voranzutreiben - zumal in der Pretitlesequenz schon viel zu viel an Informationen verbraten wird - und actiontechnisch setzt es hier und da mal eine Schlägerei und das war es dann auch schon.
Damit fehlen dem Streifen echte Showtopper, die das Interesse permanent oben halten könnten. Ergo muss man sich als Zuschauer schnell andere interessante Punkte eruieren und man wird sogar fündig! Da wären zum einen die wirklich netten Referenzen an unseren liebsten Archäologen. Casper van Dien trägt als Danny Freemont permanent Indys Schlapphut und Outfit auf, das wahrlich 1:1 kopiert wurde, unterrichtet als Professor Archäologiestudenten und nutzt die studienfreie Zeit, um in der Weltgeschichte herumzureisen und Artefakte zu suchen. Im Grunde fehlt nur die Schlangenphobie, die Peitsche, ein paar Nazis und der nölende Vater. Obendrein kopiert man noch Szenen aus dem großen Vorbild, wie einen Schattenboxkampf in einer Art Kneipe, eine Art Trinkwettbewerb gibt es auch und natürlich hat auch Danny Freemont einen richtigen Intimfeind, der ihm immer den Ruhm im letzten Moment abspenstig machen kann. Auch wenn nun viele "Plagiat" schreien mögen, muss man konstatieren, dass das Ganze hervorragend funktioniert und dem Film einige Spaßpunkte verschafft. Weitere Pluspunkte kann der Cast sammeln. Für eine Hallmark Produktion ist der Starfaktor zwar diesmal eher sehr niedrig ausgefallen, dafür wirkt das Gros der Darsteller ungemein engagiert und ist mit Spaß bei der Sache. Casper macht als Danny Freemont einen tollen Job, wirkt immer sehr charmant und bringt auch das Töffelige seiner Figur gut rüber. Leonor Varela sieht geil aus ... viel mehr muss sie auch nicht machen und macht sie eigentlich auch nicht. Malcom McDowell ist aufgrund geringer Screentime deutlich unterfordert und wirkt ein wenig gelangweilt. Ganz anders Jonathan Hyde als Sinclair und damit Freemonts Intimfeind. Hyde spielt seinen Bäddie herrlich. Zunächst zurückhaltend aber immer bedrohlich, dann zunehmend überkandidelter und abgehobener. Diese Wandlung wirkt dank Hydes Spiel immer absolut treffend und vor allem extrem souverän, wodurch er wirklich ALLEN in Tut die Show stiehlt.
Der größte Kritikpunkt des Streifens ist ein technischer. Während die Optik sehr stimmig geraten ist und in Freemonts Visionen - die allerdings reichlich sinnlos für den Streifen sind - ihren Höhepunkt finden, der Score immer zum gebotenen Treiben passt, die Ausstattung größtenteils (Ausnahme bildet die Arktis ... die Styroporhöhle war Schrott) stimmt und vor allem die Handmadeeffekte und Actioneinlagen richtig gut aussehen, sind die Special Effects unter aller Kanone! Die Kreaturen aus dem Computer sehen absolut beschissen aus, da es an Details und einer flüssigen Animation fehlt. Die Dimensionen der Viecher variieren je nach Gutdünken der Macher und die Bewegungen passen nicht zu der Physiognomie der Kreaturen und sind zumeist viel zu schnell, was aber vermutlich auch ihre Qualität ein wenig verschleiern soll. Grottig wird es, wenn es zur Interaktion Mensch - Effekte kommen soll. Hier stimmt dann gar nichts mehr. Der Schattenwurf enttarnt alle Effekte als ebenjene und konfligiert mit den Schatten der Menschen. Aufeinander reagiert wird auch nicht und ab und zu führt man Effekte und Live Szenen per miesester Rückprojektion zusammen. Nimmt man dann noch die schlimmen "Himmeleffekte" im Showdown dazu - die ich mit einem Amiga 500 besser hinbekommen würde!!! - wird es ganz finster! Nun kann man schlechte Effekte immer verzeihen, wenn sie wenigstens zweckdienlich für einen Streifen sind, doch hier untergraben sie die letzten Anflüge von Glaubwürdigkeit der Story, wirken wie Fremdkörper und reißen immer wieder aus der Handlung heraus, weil man gar nicht glauben kann, was man da zu sehen bekommt. Grottigst ...
Was bleibt ist ein charmanter Indiana Jones Wannabe mit ordentlichem Cast und netter Geschichte, der allerdings mit einigen enormen Problemen zu kämpfen hat, die einem den Spaß schon ordentlich verderben können.
In diesem Sinne:
freeman
King Tut - Der Fluch des Pharao
Feine Kritik, die eigentlich genau meine Meinung trifft - die Bewertung würde ich allerdings einen kleinen/winzigen Tick höher anlegen:
StS hat geschrieben: -
Hab mich eigentlich gut unterhalten gefühlt. Recht charmant, der Film, ein Augenzwinkern war überdeutlich zu erkennen, Anspielungen auf Indy allemal. Selbst die Handlung war weniger doof als befürchtet, langweilig wurde mir nicht. Wenn da nicht die ultra-billigen F/X gewesen wären...
Dito ... ich hoffe, er hält die Kamera ruhiger als der Regisseur von Teil II ... Allgemein isses aber schon schade, dass er mittlerweile fast ausschließlich fürs TV produzieren muss ...kami hat geschrieben:Kling immerhin interessanter als...hm, als was eigentlich, na, vielleicht dieser letzte Mulcahy-TV-Stinker MYSTERIOUS ISLAND. Zum Glück darf der gute alte Highlander-Regisseur ja demnächst mit RESIDENT EVIL 3 mal wieder einen Film in die Kinos bringen, freu mich drauf.
In diesem Sinne:
freeman
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