The Shield (TV-Serie)

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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The Shield (TV-Serie)

Beitrag von Vince » 14.12.2006, 21:58

The Shield

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Originaltitel: The Shield
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2002 - ?
Regie: Scott Brazil, D.J. Caruso, Clark Johnson, Guy Ferland, Gary Fleder, Nick Gomez u.a.
Darsteller: Michael Chiklis, CCH Pounder, Catherine Dent, Walt Goggins, Michael Jace, Kenny Johnson, Jay Karnes, Benito Martinez, Michael Auteri, Cathy Cahlin Ryan, Autumn Chiklis, John Diehl, Liz Jemielita, Page Kennedy, Joel Rosenthal u.a.

Season I

Der böse Wolf war zu Jahren gekommen und fasste den gleißenden Entschluss, mit den Schäfern auf einem gütlichen Fuß zu leben. Er machte sich also auf und kam zu dem Schäfer, dessen Horden seiner Höhle die nächsten waren. "Schäfer", sprach er, "du nennst mich den blutgierigen Räuber, der ich doch wirklich nicht bin. Freilich muss ich mich an deine Schafe halten, wenn mich hungert; denn Hunger tut weh. Schütze mich nur vor dem Hunger; mache mich nur satt, und du sollst mit mir recht wohl zufrieden sein. Denn ich bin wirklich das zahmste, sanftmütigste Tier, wenn ich satt bin."
"Wenn du satt bist? Das kann wohl sein", versetzte der Schäfer. "Aber wann bist du denn satt? Du und der Geiz werden es nie! Geh deinen Weg!"

Gotthold Ephraim Lessing: Die Geschichte des alten Wolfs. Erste Fabel

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1973 war “Serpico”. Irgendwo zwischen den ersten beiden “Pate”-Epen spielte Al Pacino in Sydney Lumets Copthriller einen wider den Strom schwimmenden aufrechten Polizisten in einer Welt voller Korruption. Zusammen mit der Hauptfigur drehte Lumet gleich ein ganzes Subgenre um, erhielt dem Ermittler zwar die starke Persönlichkeit, warf dafür aber einen kritischen Blick auf das versiffte, korrumpierende Nest, das sich mit den Attributen “Law” und “Order” schmückte. Ein verzerrtes Idealbild, das sich entzerrte. Ein stiller Triumphzug des New Hollywood.
2001 war das Jahr des “Training Day”. Diesmal war es nicht das Gesellschaftsbild, das neu aufbereitet wurde, sondern die Charakterentwicklung der Identifikationsfiguren. Ethan Hawke spielte zwar einen idealistischen Jungspund in Al Pacinos Tradition, jedoch ohne dessen eigenmächtiger Handlungsweise. Da war noch jemand anders, der Hawke zum passiven Mitläufer degradierte: Denzel Washington in einer Rolle voller Ambivalenz, die ihm einen - wenn auch arg umstrittenen - Hauptdarsteller-Oscar einbrachte. Weniger der kritische Blick auf die Gesellschaft stand zu Beginn des neuen Millenniums im Mittelpunkt des Interesses, sondern die Menschen in dieser Gesellschaft, als Spiegelbild von ihr, mit allen Persönlichkeitsfacetten. Menschen, die weder eindeutig als gut oder als böse einzustufen sind.
In der Essenz bleibt jedoch in beiden Fällen die gleiche Moral bestehen: Die Welt ist grau in grau und das Böse kann nicht in einer Person oder einer Institution manifestiert werden. Doch der Blick auf diese Moral hat sich eingeengt auf einige wenige Handelnde, die der Welt letztlich ihr graues Antlitz verleihen. Letztlich ein Triumph der Realisten über die Optimisten, denn zurück bleibt nurmehr ein Gefühl der Machtlosigkeit gegenüber den Mechanismen unserer Gesellschaft, die neben guten Dingen notgedrungen auch Schlechtes mit sich führt.

Eine Chronologie des Copthrillers, die hier bewusst existenzielle Meilensteine ausspart. Nur um anzudeuten, wie sich der Weg bereitet hat für eine filmreife TV-Serie, die sich den im Kino geebneten Weg zu eigen macht, um die universelle Moral des Polizeifilms über den TV-Markt zu verbreiten. 2002 fand Shawn Ryans “The Shield” den Weg auf den hart umkämpften amerikanischen TV-Markt und behauptete sich mit Auszeichnungen. Die Härte des Kino-Subgenres hatten Serien wie “24" dort bereits massentauglich gemacht. Also her mit den oft wenig rühmlichen Hauptfiguren eines Polizeireviers in L.A. Es war Zeit, und jene hat Shawn Ryan vorbildlich genutzt.

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Während diese höchst unterhaltsame Serie bei uns nur kurz durchs Nachtprogramm gejagt und dann total vergessen wurde, feierte sie in der Heimat große Erfolge, gewann Preise am Fließband und ging inzwischen bereits in die sechste Staffel. Sehr zögerlich sorgte Sony zuletzt in Deutschland mit unentschlossenen DVD-Releases für einen leicht ansteigenden Bekanntheitsgrad, von dem zu hoffen ist, dass seine Tendenz weiter anhält, damit sich wieder Qualität und vor allem Variabilität im deutschen TV-Programm breitmachen. Denn “The Shield” ist so etwas wie die konsequente Weiterentwicklung jener Crimesoaps um “CSI”, die weitenteils in emotionalen Brei hinüberzugleiten drohen und sich allmählich totlaufen. Die ersten dreizehn Episoden um das L.A. Precinct unter der Leitung des Latino-Captains David Aceveda (Benito Martinez) bringen frischen Wind in den Laden - mit Härte, Produktionsqualität und einer angenehmen perspektivischen Distanziertheit.

Eigentlich hatte man nach der Schwermut von Streifen wie “Dark Blue” und “Narc” gerade bei einer Ausweitung in Serienform nicht mit dieser straighten, mitunter tiefdunkelsarkastischen Inszenierungsform rechnen können und schon gar nicht mit einem derart ausgeprägten Unterhaltungswert. Da wechseln sich schwarze Credit-Screens inklusive ungeduldig wackelnder Darsteller- und Produzentennamen mit kurzen Handkameraaufnahmen von Tatorten auf. Die Tonspur läuft derweil ohne Unterbrechungen weiter, keine Musik, kein musikalisch unterlegter Vorspann. Nur Dialoge und die Geräusche der Straße. Höchste Intensität in der Imitation der Authentizität eines wirklichen Verbrechensschauplatzes, dem man beiwohnt, als sei man selbst einer der ermittelnden Beamten. Man leistet sich diesmal keine klassische Einführung der Charaktere, auf die nicht einmal “Training Day” verzichtet hatte. Unmittelbar ist man im Geschehen. In den Folgeepisoden werden keine “Was bisher geschah”-Montagen vorangestellt, sondern nach dem “Friss oder stirb”-Motto wird man jedes mal aufs Neue ins Hier und Jetzt geworfen.

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“The Shield” entfernt sich bewusst vom Echtzeitszenario, behandelt verschiedene Fälle oft parallel zueinander über mehrere Monate hinweg. Die etlichen Jump Cuts werden stilistisch jedoch nicht markiert, so dass die Polizeiarbeit in einem immer währenden Fluss vonstatten geht. Beinahe wie im Zeitraffer werkelt der Cutter daran, die wichtigsten Momente zusammenzuschneiden, und zwar auf mindestens drei verschiedenen Ebenen: Die öffentliche (saubere) Polizeiarbeit, die (nicht so sauberen) Interna und das Privatleben der Figuren.

Nach einem gleichberechtigten Start entwickelt sich Glatzkopf Michael Chiklis dank des in der Tradition von Denzel Washingtons Oscar-Rolle stehenden zwielichtigen Außendienstlers Detective Vic Mackey recht schnell zum Hauptdarsteller. Chiklis, der selbst im Charakterzeichnungen betreffend krüppelhaft entwickelten “Fantastic Four” die wenigen Highlights in Sachen Charisma zeigte (kein Wunder, wo er sich doch als Einziger aus der Meute als Fan der Comicvorlage outete), zeigt kaum Mühe, den Protagonistenpart zu tragen und dem Typus, den seine Rolle bedient, mit Bravour gerecht zu werden. Mit seinem bulligen, offensiven Auftreten reißt er mit Leichtigkeit jede Szene an sich, in der er aufkreuzt. Zwar birgt die Figur in der Anlage keine neuen Eigenschaften mehr, doch erstmals ergibt sich durch das Serienformat die Gelegenheit, den in der Grauzone operierenden Vertreter des Gesetzes weiter zu charakterisieren. Denzel Washingtons Figur stieß spätestens im Finale von “Training Day” an seine Entwicklungsgrenzen, die man in Person von Chiklis nun quasi deckungsgleich fortführt und ausbaut.

Äußerst faszinierend ist nämlich die Loyalität dieses Mannes zu seinem Team beim gleichzeitigen Brechen eines Gesetzes nach dem anderen, um dem Gesetz im größeren Kontext gerecht werden zu können. In den ersten ein, zwei Folgen noch der zweifellose Sympathieträger der Show, entwickelt er mit der Zeit auch weniger liebenswerte Charakterzüge, wenn er einige Kollegen, die nicht zu seinem Team gehören, wissentlich diffamiert und für seine Zwecke rigoros manipuliert. Dann wieder ist er jedoch ein mitfühlender, selbstloser Mensch, wenn er einer befreundeten Hure ständig Geld zusteckt und versucht, sie von ihrer Drogensucht zu kurieren.
Im Gegensatz zu Washingtons Figur wirkt Vic Mackey jedoch nie wirklich falsch, sondern verfolgt lediglich seine eigenen Vorstellungen von Gesetz und Ordnung, die auch mal beinhalten, Geschäfte mit Kleinkriminellen zu machen, um dadurch an größere Fische zu gelangen.
Auf der dritten Ebene wird Chiklis’ Rolle dann Charakterentwicklung zuteil, als man seine Familie kennenlernt und mit ihr viele persönliche Probleme, die dem auf der Straße so coolen Motherfucker eine Schwäche verleihen, die der Zuschauer fortan immer im Hinterkopf behält. Erfährt man etwa vom Autismus seines Sohnes, kehrt dieses Fakt immer wieder ins Bewusstsein zurück, wenn Mackey auf der Polizeiwache lapidar nach der Familie gefragt wird.

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In seinem Team, dessen zwielichtige Straßeneinsätze die Antriebsfeder der Serie sind, befinden sich überwiegend Schauspieler, die früher in Gangsterfilmen oft Kleinkriminelle gespielt haben, denen aufgrund ihrer Verschlagenheit und Unehrlichkeit sehr schnell etwas zustieß. Diese Rollenschemata behalten sie zwar als klare Untergebene des Bosses Mackey bei, jedoch mit dem entscheidenden Unterschied, sich diesmal untereinander hundertprozentig loyal zu verhalten. Das macht die Konstellation um Mackeys Team unheimlich interessant, denn es ist einfach mal etwas anderes, die Truppe in Abwesenheit des Chefs endlich mal keine Verschwörungstheorien entwickeln zu sehen, sondern sie selbst dann treu auf seiner Seite zu wissen. Chiklis’ Figur wiederum gewinnt dadurch zunehmend an Respekt, den er auf der Straße ebenso spürbar genießt wie bei seinen Männern.

Das eigentliche Spannungsmoment befindet sich aber zwischen Mackeys eigenständig handelnder Einheit und dem restlichen Polizeirevier. Vor allem mit Captain Aceveda kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen in dem Halbwissen um die illegalen Machenschaften des eigenwilligen Detectives, der immer genug Leute kennt, um gegen all seine Feinde, egal ob innerhalb oder außerhalb des Reviers, Druckmittel zu besitzen.
Eine ganze Garde guter Darsteller bemüht sich mit Leibeskräften, gegen Chiklis’ einnehmende Bildschirmpräsenz anzukämpfen und schafft dies zumindest szenenweise. CCH Pounder beispielsweise ist ein gut bekanntes Gesicht aus diversen anderen, oft ähnlich gelagerten TV-Serien und unzähligen TV-Filmen. Sie erfindet sich nicht neu, blieb aber selten prägnanter in Erinnerung als hier. Speziell in der Episode mit dem “Samenspender” trumpft sie auf als Verhörspezialistin, die sich traut, viel von sich selbst preiszugeben, um den vermeintlichen Täter zu überführen. Benito Martinez ist vor allem glaubwürdig als überforderter Leiter, Catherine Dent spielt eine noch unerfahrene, aber betont starke Persönlichkeit von der Sorte, wie sie in Filmen gerne als hundsgemein unfaires Opfer des Amoklaufes eines Wahnsinnigen oder einer Schießerei wird (hier jedoch ist ihr eine längere Überlebenszeit gewährt). Viele markante Darsteller versammeln sich in dem offenen Büroraum mit den rotschwarzen Bodenfliesen, das mit seiner eigenwilligen Struktur ein wenig an das Eckhaus erinnert, das die “Ghostbusters” renovierten, um sich aus einer staubigen Bruchbude eine Geisterjäger-Zentrale zu errichten. Sprich: Spontan, individuell und mit viel Wiedererkennungswert ist die Zentrale gesegnet, von der aus alle Darsteller operieren. Mittig ein großer Käfig für die Gefangenen, drum herum die Schreibtische und Verhörräume auf einem zweistöckigen Gelände.

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Drehbuchtechnisch sind keine Klagen anzubringen. Die 13 Folgen wirken wie aus einem Guss, könnten ein zusammenhängendes Gesamtwerk mit immer neuen Handlungssträngen sein. Beinahe bewegt sich die erste Staffel fort wie eine Comicserie. Das betrifft immer neue, unglaubliche und spektakuläre Fälle, die sich mit zwischenmenschlichen Momenten ebenso abwechseln wie die gut verteilte, verwackelte und um Authentizität bemühte Action mit Dramen- und Comedyabschnitten.
Damit einher geht jedoch eine kleine Überraschung, denn der realistischen Aufmachung der Serie entgegen handelt es sich bei “The Shield” im Endeffekt doch um eine ziemlich übertriebene Arcade-Variante des vermeintlichen Ablaufs eines echten Alltags in einer Polizeizentrale. Zwar erstreckt sich die Handlung über Monate hinweg und Ereignisse überschlagen sich nicht so wie bei einem Tag “24", jedoch sind dennoch ständig Kinderschänder, Kidnapper, Triebtäter und Mörder zu Gast im Revier und haben unfassbare Dinge zu beichten. Schießereien und Tote sind an der Tagesordnung; Rapper erschießen sich gegenseitig aus dem fahrenden Auto heraus, berühmte Basketballspieler werden von der Polizei festgehalten, um so aktiv zum Erfolg bei Spielwetten beizutragen und vieles mehr häuft sich im Laufe einer Episode, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Das immerhin funktioniert jedoch ausgezeichnet, und so muss man zwar in Sachen Story-Realismus Abstriche machen, das Suchtpotential erreicht aber phasenweise ähnliche Ebenen wie die wegweisende CTU-Serie mit Kiefer Sutherland, und das, obwohl auf richtige Cliffhanger meist verzichtet wird. Und wenn nicht, handelt es sich eher um “weiche” Cliffhanger.

Soundabmischung und Schnitt sind ausgesprochen stylish ausgefallen. Besonders hervorzuheben ist der geniale Einsatz des Soundtracks. Der Titeltrack selbst, nur wenige Sekunden lang, fetzt nach einem stets sehr stark ausgewalzten Intro (teilweise rund 5 Minuten) mit E-Gitarren, verzerrtem Gesang und Latino-Culture-Partikeln ziemlich ordentlich. Ansonsten werden über die Hauptlaufzeit gerne die Kulissen als Soundquelle benutzt (ein paar Gangster, die über einen Ghettoblaster Hip Hop hören oder eine Bar, in der Heavy Rock gespielt wird), bis gegen Ende ein stets verflucht gut ausgewählter Song sich über die finalen Handlungen der Protagonisten in einer jeden Episode legt und diese Handlungen bedeutungstechnisch damit herausheben.

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Die erste Staffel zeigt schlussendlich in 13 Folgen eine taufrische Copserie mit unverbrauchten Darstellern, die produktionstechnisch klar in der ersten Liga spielt und in Sachen Konsequenz bei der Umsetzung derzeit konkurrenzlos auf dem Markt sein dürfte. Wirklich innovativ ist das Konzept zwar nicht, aber es setzt altbekannte Tugenden mit dem Entertainment als höchster Priorität beeindruckend um. Zwar verwundert der fehlende Realismus durch übertriebene Anhäufung von unglaublichen Vorfällen, doch dafür ist der Unterhaltungswert unerwartet hoch. Michael Chiklis ist das Highlight in einer Garde von mehr als fähigen Darstellern, die alle daran teilhaben, dass der Crime-Abend im TV soeben auf eine neue Stufe der Fernsehunterhaltung gehoben wurde.
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Sony veröffentlichte die erste Staffel in einem sehr schönen Digipack mit ungewöhnlich vielen Extras. Uncut.

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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:01

Season II

(Season 1 wird in der Rezension als Kenntnis vorausgesetzt.)

Der abgewiesene Wolf kam zu einem zweiten Schäfer. "Du weißt, Schäfer", war seine Anrede, "dass ich dir das Jahr durch manches Schaf würgen könnte. Willst du mir überhaupt jedes Jahr sechs Schafe geben, so bin ich zufrieden. Du kannst alsdann sicher schlafen und die Hunde ohne Bedenken abschaffen."
"Sechs Schafe?" sprach der Schäfer. "Das ist ja eine ganze Herde!"
"Nun, weil du es bist, so will ich mich mit fünfen begnügen", sagte der Wolf.
"Du scherzt; fünf Schafe! Mehr als fünf Schafe opfere ich kaum im ganzen Jahre dem Pan."
"Auch nicht viere?" fragte der Wolf weiter, und der Schäfer schüttelte spöttisch den Kopf.
"Drei? - Zwei?"
"Nicht ein einziges", fiel endlich der Bescheid. "Denn es wäre ja wohl töricht, wenn ich mich einem Feinde zinsbar machte, vor welchem ich mich durch meine Wachsamkeit sichern kann."

Gotthold Ephraim Lessing: Die Geschichte des alten Wolfs. Zweite Fabel

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In wiederum nur 13 Episoden wurde “The Shield” ab Januar 2003 in den USA in die zweite Staffel befördert. Sony hat sich nach langer Pause entschlossen, die DVD-Veröffentlichung der Serie in Deutschland weiter auszubauen und sorgte kurz vor Release für Verwirrung, als diverse Händler die Box entgegen früherer Aussagen nicht mit einer FSK 16, sondern ohne Jugendfreigabe auslieferten - und dennoch die gleichen Schnitte enthalten waren wie in der UK-Fassung, die in der zweiten Episode einiges entfernte.

Was sagt uns das über den Weg, den die Serie weiterverfolgt? Man sollte davon ausgehen, dass die großen Qualitäten der ersten Staffel erkannt und weiter ausgebaut wurden. Es musste also noch härter und noch konsequenter vorgehen als zuvor, und jene Szenen, die gekürzt wurden, beweisen das auch: Ungeschönt bietet “Season 2" allerhand Details aus dem wilden Überlebenskampf, den sich die Bewohner des Großstadtdschungels mit aller Gewalt liefern. Zwei Männer hängen bewegungsunfähig mit zwei benzinübergossenen Autoreifen an einem Pfahl und werden ohne Mitleid abgefackelt, und ein Cop zögert keine Sekunde, einem Verdächtigen das Gesicht auf eine heiße Herdplatte zu drücken. Eine Schlüsselszene, die nicht nur in Sachen Gewalt eine deutliche Sprache spricht, denn sie wird storytechnisch erhebliche Auswirkungen auf spätere Episoden dieser Staffel haben.

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Doch in Sachen Gewalt war dies bereits der Höhepunkt. Tatsächlich ist glücklicherweise von einem krampfhaften Versuch, alles in der ersten Staffel Dagewesene zu toppen, nichts zu spüren. In jeglicher Hinsicht knüpfen die neuen 13 Folgen an die alten an und es geht weiter wie bisher: Neue Fälle, neue Situationen, neue Charakterentwicklungen und ein paar neue Charaktere. Alles fließend aus der ersten Staffel und deren Vorgaben heraus.

Es ist löblich, dass von einem Spannungsabfall nicht die Rede sein kann; im Gegenteil, inzwischen kennt man die Figuren und weiß, welche Spannungsbögen im Bereich des Möglichen sind. Die Drehbuchautoren enttäuschen nicht. Ob es sich nun um Vic Mackeys zerbrechende Familie handelt, um die fehlende Selbstbeherrschung Shanes, um Juliens Verdrängung seiner Homosexualität, Dutchs fehlendes Selbstwertgefühl oder Dannys Karriereentwicklung, alles dreht sich weiter und nimmt teils unerwartete Wendungen, die oft auch miteinander im Zusammenhang stehen.

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Mit Gastauftritten wie dem von Carl Weathers (“Predator”, “Rocky I-IV”) werden immer wieder Überraschungen gestreut und neue Charaktere wie Detective Tavon Garris (Brian J. White), der Neue in Mackeys Team, halten den Fluss aufrecht.

Während der Storybogen um Julien langsam sehr merkwürdige Züge annimmt, die an “Brokeback Mountain” erinnern, überzeugt vor allem das, was sich um Catherine Dents Polizistin Danny herum aufbaut. Denn ihre Karrierebemühungen kollabieren mit Vics Versuchen, sich selbst aus immer wieder neuen problematischen Situationen zu manövrieren, was in Anbetracht des Umstandes, dass beide eine Affäre miteinander haben, ein sehr interessanter Punkt ist.

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Mittendrin gehen die Storywriter sogar so weit, eine Episode einzubauen, welche die Anfänge des Reviers beleuchtet. Hier sieht man noch ein fast leeres Dienstgebäude und wohnt der ersten Begegnung zwischen Mackey und Captain Aceveda bei. Zunächst sehr ungewohnt (anfangs glaubt man beinahe, die Figuren spielten so, als würden sie sich erstmalig begegnen), türmen sich im Laufe der 45 Minuten dann aber allerlei “Aha”-Effekte, die Rückschlüsse auf bisher vielleicht noch ungeklärte Verhaltensweisen der Figuren in der Gegenwart zulassen.
Der Ausbruch in die Vergangenheit zeigt aber auch, dass es nicht im Interesse der Macher liegt, sich selbst irgendwelche narrativen Dogmen aufzubinden. Rückblenden sind also durchaus erlaubt, obwohl man bisher geglaubt hatte, die Serie triebe geradlinig, wenn auch mit Zeitsprüngen, nach vorne und niemals nach hinten.

Insgesamt bleibt “The Shield” in gewissen Bereichen trotz dieser kleinen Zwischenexperimente dennoch fast schon ein wenig konventionell. Zwar wurden bei Serienbeginn neue stilistische Rahmenbedingungen eingeführt, die jedoch werden nun bewahrt. Speziell Pro- und Epilog folgen stets dem gleichen Muster.
Doch das ist beileibe nicht falsch. Im Gegenteil, dem Zuschauer wird genau das geboten, was er haben will: Eine auch im zweiten Durchlauf ungemein ästhetische, hochwertige Copserie mit überdurchschnittlich stark ausgeprägter Kurzweil und spielfreudigen Akteuren. Die Fälle, ob nun dienstlicher oder privater Natur, verdichten sich und wenn zum letzten Mal der Score aufbrennt und die letzte Szene stattfindet, wünschte man sich, die Staffeln wären deutlich länger.
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Sony leistete sich mit dem ohnehin sehr späten Release der zweiten Staffel einen argen Fauxpas: Erst gab es ein Hin und her mit der Freigabe (am Ende ist es aufgrund der ersten Disc doch KJ geworden und nicht FSK16), dann war die erste Disc trotz KJ-Freigabe auch noch geschnitten. Ansonsten knüpft die Umsetzung nahtlos an die erste Staffel an, nur die Schnitte stören an dieser Veröffentlichung doch sehr, gerade weil man so lange auf eine Forstetzung der in den USA bereits in die sechste Staffel gegangene Serie warten musste.

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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:01

Season III

III
"Aller guten Dinge sind drei", dachte der Wolf und kam zu einem dritten Schäfer.
"Es geht mir recht nahe", sprach er, "dass ich unter euch Schäfern als das grausamste, gewissenloseste Tier verschrien bin. Dir, Montan, will ich jetzt beweisen, wie unrecht man mir tut. Gib mir jährlich ein Schaf, so soll deine Herde in jenem Walde, den niemand unsicher macht als ich, frei und unbeschädigt weiden dürfen. Ein Schaf? Welche Kleinigkeit! Könnte ich großmütiger, könnte ich uneigennütziger handeln? - Du lachst, Schäfer? Worüber lachst du denn?"
"O über nichts! Aber wie alt bist du, guter Freund?" sprach der Schäfer.
"Was geht dich mein Alter an? Immer noch alt genug, dir deine liebsten Lämmer zu würgen."
"Erzürne dich nicht, alter Isegrim! Es tut mir leid, dass du mit deinem Vorschlage einige Jahre zu spät kommst. Deine ausgerissenen Zähne verraten dich. Du spielst den Uneigennützigen, bloß, um dich desto gemächlicher, mit desto weniger Gefahr nähren zu können."

Gotthold Ephraim Lessing: Die Geschichte des alten Wolfs. Dritte Fabel

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Das Strike Team ist zurück und bisher konnte man noch nie gespannter auf die Rückkehr sein, denn: War das bitte ein Appetizer zum Ende der zweiten Staffel oder was?

Und nun geschieht etwas, das die Fans der Serie wohl in zwei Lager spalten wird: Sie wird noch realistischer, noch bodenständiger, und hebelt sich damit immer weiter vom derzeitigen Genreprimus “24" ab, der mit zunehmender Staffelanzahl den umgekehrten Weg geht und sich immer mehr auf Spannung und Sensationseffekt reduziert. Die Frage ist, ob man den Vergleich zur CTU-Serie mit Kiefer Sutherland unbedingt stellen muss, da insgesamt doch zu viele Unterschiede existieren. Doch in mehreren Jahrzehnten wird man auf die TV-Serien des frühen 21. Jahrhunderts zurückblicken und die feinen Differenzen nicht mehr erkennen; nur noch den harten, gestylten Kern mit Protagonisten, die ähnlich böse sein müssen wie ihre Gegner, um diese fangen zu können. Und man wird es als Zeitdokument auslegen, das die US-Reaktion auf den Terrorismus von außerhalb und innerhalb des Landes wiedergibt, von 9/11, von High School-Massakern, Bandenkriegen und Großstadtverbrechen. Und hier schneiden sich sämtliche Serien über Agenten im Außendienst, die mit dem Prädikat “hart” hausieren.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet, wird “The Shield” mit der dritten Staffel zunehmend sympathischer, denn eine Veranlassung, sich geradezu mit Ereignissen zu überschlagen, besteht auch weiterhin nicht. Im Gegenteil: Die Ereignisse werden quantitativ zurückgeschraubt, nur um in ihrer Intensität und Tiefe an Qualität zu gewinnen. Actionbetonten und sensationsbegierigen Zuschauern wird diese Entwicklung nicht gefallen, denn sie bekommen nicht mehr länger in jeder einzelnen Folge einen neuen Verdächtigen im Verhörraum serviert, der von den Cops ausgepresst wird. Im Gegenteil, ein einziger Fall ist es, der über viele Folgen ausgedehnt wird. Parallel dazu selbstverständlich laufen die fünf bis sechs weiteren Erzählstränge, um immer wieder aufeinander Einfluss zu nehmen und sich zu verstricken - einer der Punkte, die “The Shield” überhaupt zu seiner Grundstärke verhelfen. Doch vor allem ist wieder mehr Zeit da, das Gezeigte zu verarbeiten. Es muss nicht am Ende einer jeden Folge einen Cliffhanger geben; die jeweils 45 Minuten jeder der 15 neuen Episoden verschmelzen miteinander.

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Kennzeichnend dafür ist es, dass die letzten paar Sekunden der zweiten Staffel den kompletten Weg des Strike Teams um Vic Mackey (Michael Chiklis) in der ganzen dritten Staffel vorbestimmt. Das Geld ist ein Problem in Folge 1 und wird es immer noch in Folge 15 sein. Natürlich wiederholen sich dadurch leicht die Vorgänge, da das Strike Team immer wieder in Zugzwang gerät, die eigene Korruption unsichtbar zu lassen. Doch in der Variation des Vorgehens von Mackeys Truppe liegt das Geheimnis. Unter dem Strich ist es mehr als eine Folge von systematischen Point & Klick-Handlungsaufträgen, die erledigt werden müssen, damit die ganze Sache nicht auffliegt. Verknüpft wird die Problematik beispielsweise mit Unfällen, mit privaten Veränderungen der Teammitglieder oder mit der Bewegung in den oberen Rängen des Polizeireviers (Cpt. David Aceveda kandidiert für den Bürgermeisterposten und Claudette soll zu seinem Nachfolger aufgebaut werden). Es bleibt abzuwarten, ob dieses Rezept in Season 4 immer noch unverbraucht erscheint, aber für die derzeitigen Zwecke reicht es noch.

Ganz selten passiert es zwar, dass ein Handlungsstrang in seiner Entstehung unglaubwürdig wirkt. So ist die Vermählung von Shane Vendrell zwar seiner Charakterzeichnung förderlich (gerade Shane-Darsteller Walton Goggins dürfte noch nie in seiner Karriere so viel Charakterzeichnung erfahren haben), doch wie sich sein Privatleben später auf die Probleme mit dem Geld auswirken, erscheint manchmal ein wenig zu konstruiert. Aber solche Fälle bleiben die Ausnahme , der ein ganzes Bündel an sinnvollen Erweiterungen entgegensteht.

So ist die Handlung um Aceveda und Claudette mitsamt der sich androhenden Spaltung des kompletten Reviers an Stärke kaum zu übertreffen. Fast gänzlich ohne überzogenen Knalleffekt entwickelt sich ein Kampf der Hauptfiguren mit ihren Kollegen und nicht zuletzt mit sich selbst. Speziell Aceveda selbst sowie Claudettes größter Vertrauter Dutch bekommen im persönlichen Bereich zwei gewaltige Brocken serviert, an denen nicht nur sie selbst, sondern auch die Zuschauer mächtig zu knabbern haben. Die psychologischen Auswirkungen dieser persönlichen Erfahrungen auf den Beruf werden kunstvoll subtil in das Berufsleben eingearbeitet, dass man nur aufstehen und klatschen kann.

Hauptfigur Vic Mackey und seinem Team wird ein etwas primitiverer Knochen zum Abwetzen vorgelegt - in Form einer “Lockvogel-Einheit”, bestehend aus Undercover-Agenten, die auf der Straße Penner oder Prostituierte spielen, um so Verdächtige festzunehmen. Die Einheit formt sich zu einer bedrohlichen Konkurrenz des Strike Teams und lenkt durch seine eigenen Erfolge immer wieder von dem Problem um die Geldkoffer ab, das ja inoffiziell erledigt werden muss. So wird Mackey immer wieder dazu gezwungen, als Reaktion auf das erfolgreich ermittelnde Lockvogel-Team seinem Chef offizielle Erfolge vorzulegen, was wiederum oftmals dem Bemühen zuwiderläuft, die Geldaffäre zu vertuschen. Ein interessantes Szenario, zumal Mackeys private Probleme mit seinem autistischen Sohn sich ja auch noch nicht in Luft aufgelöst haben und mit Shanes neuer Freundin auch ein weiteres Problem auftaucht.
Leider wirkt auch das plötzliche Auftauchen der Lockvogel-Einheit, die angeblich plötzlich so unglaublich wichtig für das Department ist, ein wenig zu sehr wie mit der Tür ins Haus gefallen. Es bleibt fraglich, wie das Revier vorher bloß ohne diese zusätzliche Verstärkung zurechtkam.

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Nach 675 Minuten steht die möglicherweise bisher unspektakulärste Staffel der Serie, was man ihr aber insofern positiv auslegen kann, als dass sie die bis dato feinsten Story-Fäden spinnt. Ungemein komplex werden Privatleben, Bürokratie und Außendienst der wie immer hochinteressanten Charaktere miteinander verwoben und von ein paar Ausnahmen abgesehen gelingt das wunderbar. Chiklis ist stark wie immer, doch die wahre Show gehört diesmal anderen: Benito Martinez (Aceveda), Jay Karnes (Dutch), Walton Goggins (Shane) und auch Kenny Johnson (Curtis). Etwas zurückgedrängt gegenüber den Seasons 1 und 2 werden Catherine Dent als Danny und Michael Jace als Julien. In Gastrollen findet man unter anderem Sticky Fingaz als Mittelsmann und André Benjamin in einer verrückten Rolle als Kaufmann, der sich gegen Nutten und Crackdealer vor seinem Eingangsbereich wehrt. Der Zurückhaltung und ansteigenden Authentizität wegen vielleicht sogar die beste der ersten drei Staffeln.
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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:02

Season IV

IV
Der Wolf ward ärgerlich, fasste sich aber doch und ging zu dem vierten Schäfer. Diesem war eben sein treuer Hund gestorben, und der Wolf machte sich den Umstand zunutze.
"Schäfer", sprach er, "ich habe mich mit meinen Brüdern im Walde veruneinigt und so, dass ich mich in Ewigkeit nicht wieder mit ihnen aussöhnen werde. Du weißt, wie viel du von ihnen zu fürchten hast! Wenn du mich aber anstatt deines verstorbenen Hundes in Dienste nehmen willst, so stehe ich dir dafür, dass sie keines deiner Schafe auch nur scheel ansehen sollen."
"Du willst sie also", versetzte der Schäfer, "gegen deine Brüder im Walde beschützen?"
"Was meine ich denn sonst? Freilich."
"Das wäre nicht übel! Aber wenn ich dich nun in meine Horde einnähme, sage mir doch, wer sollte alsdann meine armen Schafe gegen dich beschützen? Einen Dieb ins Haus nehmen, um vor den Dieben außer dem Hause sicher zu sein, das halten wir Menschen..."
"Ich höre schon", sagte der Wolf, "du fängst an zu moralisieren. Lebe wohl!"

Gotthold Ephraim Lessing: Die Geschichte des alten Wolfs. Vierte Fabel

Die böse, böse Routine - nun hat sie also auch “The Shield” erwischt.

Wie lange hält ein Running Gag wie der, dass “Dutch-Boy” immer und immer wieder Streiche gespielt bekommt von Vic Mackey, dem Wolf der Geschichte? Wie viele Verschwörungen kann das Strike Team noch vertuschen und wie oft darf es noch rücksichtslos die Wohnungen von Zivilisten stürmen, bevor dem actionbegeisterten Zuschauer das Muster irgendwann eben doch auffällt?
Normalerweise genauso lange, wie sich parallel ein Plot entwickelt, der neu und frisch wirkt. Dem ist erstmalig nicht mehr uneingeschränkt der Fall. Zwar hat Aceveda als neuer Stadtrat den Posten als Captain geräumt, womit die Bühne frei wäre für Glenn Close, was ja für die Schachpartie “The Shield” eindeutig eine neue Konstellation zur Folge haben müsste; nur leider gleicht die Figur, die Glenn Close spielt, so sehr dem ehemaligen Captain Aceveda (der nichtsdestotrotz immer noch mit von der Partie ist), dass sich am Ende praktisch gar nichts ändert. Beim schönen Geschlecht wendet Mackey eben nur andere Mittel an, um sich und seinem Team entscheidende Vorteile zu verschaffen: er schmeichelt und wickelt um den Finger, anstatt offen zu korrumpieren.

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Immerhin, die vierte Staffel ist inzwischen von einer Kompaktheit geprägt, dass sie beinahe als überlanger Spielfilm durchgehen könnte. Drei bis vier Protagonisten stehen im Mittelpunkt einer Rahmenhandlung, die fast die kompletten 13 Folgen ausfüllt. Der von Glenn Close verkörperten neuen Leiterin des LAPD, Cpt. Monica Rawling, wird als fast schon klassischer Bösewicht (wobei die Bosheit und Güte der Figuren wie gehabt eher in der Grauzone verankert und damit nicht eindeutig zu bestimmen ist) Anthony Andersons Prediger Antwon Mitchell entgegengesetzt, der mutmaßlich für den Mord an zwei Polizisten verantwortlich ist. Dies ist der große Aufhänger von Season 4. Polizistenmord nimmt die Polizei persönlich und auf der haarlosen Stirn Mackeys bilden sich förmlich die Zornesadern.

Subplots werden infolgedessen nahezu vollständig ausgespart, was der Konzentration auf den zentralen Storystrang einerseits förderlich ist; andererseits verlieren die Figuren damit einen großen Teil ihrer Komplexität. Dass der harte Hund Mackey zu Hause eine kaputte Familie mit einem lernbehinderten Sohn sitzen hatte, machte ihn menschlich angreifbar; inzwischen kommen die Probleme um den Jungen höchstens mal in einem Nebensatz zur Sprache. Dass Juliens Homosexualität nicht mehr weiter thematisiert wird, mag dagegen noch in Ordnung sein, weil es einfach keinen Anlass mehr dafür gibt; aber auch Shanes junge Familie muss diesmal vollständig außen vor bleiben. Kurz: der zu Beginn der Serie noch so gut funktionierenden Dreierachse offizieller Ermittlungen, verdeckter Interna und Privatleben der Cops wird brutal ein Standbein weggerissen, und postwendend nähern sich die Figuren der Eindimensionalität ein Stück an.

Doch wenigstens können die neuen Darsteller auf voller Linie überzeugen. Von Anthony Anderson hatte man, Clown, der er in vielen Hollywoodproduktionen ist, nicht das Geringste erwarten können. Einen jeden Zweifler straft er jedoch Lügen. So humorlos sah man den korpulenten Afroamerikaner noch nie, und es steht ihm erstaunlich gut zu Gesicht. Die Figur, die er entwirft, ist interessant und ambivalent, eindrucksvoll gelingt es ihm, die Ansätze von Klischees aus seiner Rolle zu verbannen.
Noch besser Glenn Close, der es gar gelingt, mit ihrem eiskalten, starren Blick in mancher Szene Gänsehaut zu erzeugen, bloß durch einen Close Up ihres Gesichts. Dass sie trotz der eindrucksvoll zur Schau getragenen Professionalität dazu in der Lage ist, zwischen den Zeilen eine Verletzlichkeit zu kolportieren, die von Vic Mackey immer wieder ausgenutzt wird und die am Ende der Staffel endgültig aufbricht, ist eine bemerkenswerte Leistung.

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Von Chiklis, der Mackey spielt, muss gar nicht mehr geredet werden, er hat seine Rolle längst soweit verinnerlicht, dass er wohl kaum mehr spielen muss. Der Rest der Garde hält sich zugunsten dieses Dreigespanns eher zurück. Jay Karnes (Holland “Dutch” Wagenbach”) darf zwar den einzigen größeren Subplot austragen (ziemlich brisantes Material übrigens), wird aber mehr und mehr zur Witzfigur gemacht, nicht nur in den Revierkämpfen mit Alphatier Mackey, auch er und CCH Pounder geben fast schon ein Buddy-Gespann ab wie Riggs und Murtaugh.

Der Spannungsbogen hält aufgrund der straffen Regie ordentlich bei Laune. Insbesondere im Mittelteil wird es unerträglich heiß, als Mackey und sein bester Freund Shane auf eine harte Probe gestellt werden, bevor das Ende ein wenig abflaut und zu Recht bereits nach 13 Folgen Sense ist mit der vierten Runde. Und dann steht man auch schon wieder am Ende einer Reise, die wie üblich unheimlichen Spaß gemacht hat, diesmal aber nur wenig neue Erkenntnisse brachte.
:liquid7:

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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:02

Season V

V
"Wäre ich nicht so alt!" knirschte der Wolf. "Aber ich muss mich leider in die Zeit schicken." Und so kam er zu dem fünften Schäfer.
"Kennst du mich, Schäfer?" fragte der Wolf.
"Deinesgleichen wenigstens kenne ich", versetzte der Schäfer.
"Meinesgleichen? Daran zweifle ich sehr. Ich bin ein so sonderbarer Wolf, dass ich deiner und aller Schäfer Freundschaft wohl wert bin."
"Und wie sonderbar bist du denn?"
"Ich könnte kein lebendiges Schaf würgen und fressen, und wenn es mir das Leben kosten sollte. Ich nähre mich bloß mit toten Schafen. Ist das nicht löblich? Erlaube mir also immer, dass ich mich dann und wann bei deiner Herde einfinden und nachfragen darf, ob dir nicht..."
"Spare der Worte!" sagte der Schäfer. "Du müsstest gar keine Schafe fressen, auch nicht einmal tote, wenn ich dein Feind nicht sein sollte. Ein Tier, das mir schon tote Schafe frisst, lernt leicht aus Hunger kranke Schafe für tot und gesunde für krank anzusehen. Mache auf meine Freundschaft also keine Rechnung und geh!"

Gotthold Ephraim Lessing: Die Geschichte des alten Wolfs. Fünfte Fabel

Season 5 ist die bessere Season 4, und das ist vor allem einem Mann geschuldet: Forest Whitaker.

Glenn Close war in der letzten Staffel fantastisch als Cpt. Monica Rawling, die einst den inzwischen als Stadtrat agierenden Cpt. Aceveda ablöste, doch so gut sie auch spielte, war ihre Rolle doch letztendlich nichts weiter als ein einfacher Ersatzbaustein für Aceveda. So kam es zu Wiederholungen der Muster der ersten drei Durchläufe der Polizeiserie.

Whitakers Lieutenant Kavanaugh von der Dienstaufsicht nun ist ein gänzlich anderes Blatt Papier und eine wahre Bereicherung für die Serie. Nicht einmal unbedingt ob seiner Position, wenngleich ihr zum Dank an dem Dreigespann Mackey - Kavanaugh - Aceveda endlich auch mal Spannungen nach dem “der Feind meines Feindes ist mein Freund”-Prinzip entstehen, die es mit der Figur von Glenn Close nicht geben konnte. Noch viel wichtiger ist es aber, auf welch vielschichtigen Charakter Whitaker zurückgreifen kann. Mit riesigem Geschick spannt er einen Spagat zwischen Kontrolle, Selbstzufriedenheit, Emotionalität und Verletzlichkeit. In den Gesprächen mit dem Stadtrat kommt noch die Selbstüberzeugtheit zum Vorschein, die Mitglieder des Strike Teams werden auch mit zwingenden Argumenten einzuschüchtern versucht, doch der Umgang mit Vic Mackeys Frau als Druckmittel gegen Mackey selbst offenbart schon eklatante Schwächen, die mit der labilen Ex-Frau des Dienstaufsehers endgültig aufbrechen. Am Ende ist Kavanaugh ein Mann, der sich in krankhafter Motivation an seiner Lebensaufgabe verhoben hat - vergleichbar mit William Fichtners Ermittlerfigur aus der zweiten Staffel von “Prison Break” - und an ihr zu scheitern droht.

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Kurzum ist Forest Whitaker unumstritten das Gesicht des elfteiligen Episodenblocks, und dieses Gesicht steht “The Shield” verdammt gut. Im Rückblick fällt dann auch auf, wie geschickt Shawn Ryans TV-Kreation als Schachbrett mit seinen Figuren umgeht. Sollen Charaktere aus der Serie geschrieben werden, besteht mitnichten die Notwendigkeit, sie im Skript sterben zu lassen, so wie man es von Zeitgenossen wie “24" gewohnt ist. Statt dessen können sie auch mal aus dem Spiel genommen werden, um eventuell später nochmals einen Einsatz zu bekommen, insofern die Storyline es erfordert. Der vormals noch so dominante Anthony Anderson muss sich diesmal mit einigen wenigen Cameos begnügen, geht in ihnen allerdings auch hundertprozentig auf. Nie hat man das Gefühl, eine Figur wird aus Standing Ovations-Gründen zu lange im Scheinwerferlicht gehalten. Das ist eine Qualität, die “The Shield” im Besonderen auszeichnet und sie streckenweise zu einer der besten aktuellen Serien überhaupt macht. Der oftmals konstatierte Realismusanspruch bezieht sich nur in zweiter Linie auf die Plots; in erster Linie geht es darum, in welches Verhältnis die Figuren gerückt werden und welches Netz sie gemeinsam spannen.

Dem Trend entsprechend sollte auch “The Shield - Season 5" eigentlich als “The Shield 5" bezeichnet werden, kommt man ob der Kompaktheit und je Staffel charakteristischen Eigenständigkeit der Handlung doch viel mehr auf den Gedanken, einen überlangen Film aus einer Franchise zu sehen als eine Serienstaffel. Die Episoden bilden inzwischen nurmehr eine Elf, die letzte gar rebelliert wieder gegen das 40-Minuten-Format, das für die TV-Auswertung dank Werbung auf eine bequem zu kalkulierende Stunde Laufzeit ausgeweitet werden kann, und geht schon ohne Werbung knapp 70 Minuten. Die Subplots halten sich in Grenzen und sind in ihrer Wichtigkeit auch nur durchschnittlich stark von Interesse. Ein junges Latinomädchen beginnt ihren Dienst und hat damit zu kämpfen, ihr Girlie-Image aufzugeben und CCH Pounders Claudette Wyms erleidet einen persönlichen Schicksalsschlag. Ansonsten liegt der Fokus vornehmlich auf Kavanaughs Versuchen, das Strike Team um Leitwolf Mackey zu zerschlagen. Diesmal wird Curtis “Lemonhead” Lemansky (Kenny Johnson) eine zentrale Rolle einnehmen und die elfte Episode endet mit einem Paukenschlag, der sich gewaschen hat. Man möchte gleich wieder mit der sechsten Staffel einsteigen, denn die Geschehnisse dürften alles ändern, was bisher gewesen ist.

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Streng genommen muss man zwar bemängeln, dass die fünfte Staffel sich narrativ fast 1:1 an ihrer Vorgängerstaffel orientiert, dabei aber wieder einige Dinge ausbessert, die damals gestört haben. Immerhin, Dutch ist nicht mehr ganz die Witzfigur, Mackey & Co. haben wieder ein wenig an Tiefe zurückgewonnen und vor allem Kavanaugh mischt die Abläufe ordentlich durcheinander. Das reicht, um aufgekommene Zweifel an der fortlaufenden Qualität von “The Shield” wieder einzudämmen. Fürs Erste jedenfalls.

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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:02

Season VI

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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:03

eine eventuelle Season VII

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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:03

eine noch eventuellere Season VIII

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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:03

eine eventuellste Season IX

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Beitrag von Vince » 14.12.2006, 22:04

Und wer weiß, vielleicht gibt's ja sogar noch eine Season X. Danke. :wink:

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Beitrag von Joker6686 » 14.12.2006, 22:10

Woah :shock:

Immer weiter so Vince.Die Reviews werden noch gelesen,wills sie nicht nur überfliegen.

The Shield zählt für mich mit zu den besten Crime Serien,die es jemals gab.Habe bisher die ersten 4 Staffeln gesehen und werde mir demnächst Staffel 5 auf DVD zulegen.Für mich war die 4te Staffel,die bisher schlechteste,hoffe ja darauf,dass die 5te wieder mehr Innovation bietet.Denn immer diesselbe Leier Strike Team baut Scheisse,die Jungs müssen krumme Dinger drehen um sauber zu bleiben wird auf die Dauer öde.Jedoch bin ich fast sicher,dass auch wenn es wieder so ablaufen wird,dennoch wieder spannend wird Vic Mackey und seinen Kollegen zuzuschauen,wie sie irgendwelche dunklen Machenschaften betreiben,aber im Endeffekt doch die bösen Jungs einbuchten.

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Beitrag von freeman » 15.12.2006, 00:54

Hammerhart Vince ... Dank Pro 7 und deren "Liebe" zu Serien kenne ich ja nur Staffel 1. Hatte ja seinerzeit sogar ne Beschwerdemail an Pro 7 geschickt, als die die Serie nach der ersten Staffel abgebrochen hatten, obwohl die Zweite angekündigt war! Haben sie mir die Taschen vollgehauen, von wegen, besseren Sendeplatz und so suchen. Naja, bisher kenn ich nur die 1. EinHoch auf Pro 7 (Witz) ein Hoch auf Vince (Ernst)

In diesem Sinne:
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Beitrag von kami » 15.12.2006, 13:05

Sehr schöne (und sehr ausführliche) Rezis, leider scheint die Serie aber gar nicht mein Ding zu sein.

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Beitrag von Vince » 15.12.2006, 15:43

kami hat geschrieben:Sehr schöne (und sehr ausführliche) Rezis, leider scheint die Serie aber gar nicht mein Ding zu sein.
Das ist ja bei der Serie zum Glück recht einfach herauszufinden: Wer schon mit "Training Day", "Narc" & Co. nichts anfangen konnte, wird auch durch "The Shield" keines besseren belehrt.

Danke euch Jungs...

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Beitrag von kami » 15.12.2006, 18:36

Vince hat geschrieben:
kami hat geschrieben:Sehr schöne (und sehr ausführliche) Rezis, leider scheint die Serie aber gar nicht mein Ding zu sein.
Das ist ja bei der Serie zum Glück recht einfach herauszufinden: Wer schon mit "Training Day", "Narc" & Co. nichts anfangen konnte, wird auch durch "The Shield" keines besseren belehrt.
Doch, die mochte ich, dank des eher ungemütlichen Umfelds reicht mir Spielfilmlänge aber absolut.

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Beitrag von Vince » 13.06.2007, 22:08

Ups, ganz vergessen, dass ich die Serie hier auch eingestellt habe - die schon vor Wochen geschriebene Season 3 ist jetzt online.

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Beitrag von jack warrior » 13.06.2007, 22:26

fein fein. ich hab the shield im original bis zur 4ten staffel gesehen wärend dieser das interesse verloren. wurde einfach öde und irgendwann war es fast schon ein reines drama wer mag wen nicht etc (wenn mich meine erinnerung nicht täuscht) und es wiederholte sich halt alles was man aus den vorherigen staffeln kennt. höhepunkt mit die 2te staffel fand ich.

chiklis rockt definitv. ha wenn ich bedenke das man mich mal im 24 forum dafür kritisiert hatte.. tzt was für pfeifen dort.

aber die ersten 3 staffeln sind klasse. am besten gefiel mir wie gesagt die 2te . bewertung würd ich ähnlich geben.

sage mal ich dachte avuverdes oder wie man den schreibt kandierte als stadtrat hab wohl was falsch verstanden...

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Beitrag von Vince » 13.06.2007, 23:16

jack warrior hat geschrieben: sage mal ich dachte avuverdes oder wie man den schreibt kandierte als stadtrat hab wohl was falsch verstanden...
Ja, Aceveda halt. Der "Latino-Captain", wie er da immer genannt wird. Der auch ein "dickes Ding zu schlucken hat" in der Staffel. :wink:

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Beitrag von jack warrior » 13.06.2007, 23:24

jep ein wirklich dickes ding und diesmal hat ihn das nicht mackey eingebrockt ;)

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Beitrag von Joker6686 » 14.06.2007, 16:02

Dafür bedankt er sich ja auch noch später mit 2 9mm Geschossen ;)

Also The Shield gehört zu meinen Lieblings Crime Serien. Finde die Charaktere schlichtweg genial, bin gerade an der 5ten Staffel zu Gange, wobei die leider schon merklich Abnutzungserscheinungen hat und es etwas öde wird, wobei die Serie trotzdem noch um ein vielfaches besser ist, als vieles anderes.

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Beitrag von John_Clark » 18.12.2007, 00:29

Schön, dass es ausser mir auch noch andere leidenschaftliche "The Shield"-Freaks finde :)

Da hab ich vor anderthalb Jahren im Media Markt eine DVD-Box entdeckt - Preis sehr human - und da ich soeben "24" und "Lost" durchgeschaut hab (jedenfalls alle Code 2 Boxen), brauchte ich neue Nahrung. Tja, so hab ich mir mal "The Shield" angeschafft.

Inhalt:
In The Shield geht es um den Alltag eines Polizeireviers (inkl. Spezialeinheit) in Los Angeles, in dem sich Vic Mackey selten an Vorschriften hält, Informationen über Drahtzieher erhält, indem er kleinere Gangster und Drogendealer entweder besticht oder auch bedroht und/oder misshandelt. Besonderer Reiz ergibt sich darin, dass die Hauptfigur, Vic Mackey, der Anführer der Spezialeinheit Strike Team, mit der Unterschlagung von Drogengeldern seine Einheit finanziert. Gleich in der ersten Folge bringt Vic einen Polizisten um, der ihre Methoden aufdecken soll. Trotzdem ist der Zuschauer geneigt, sich ihn als Polizisten in der Nähe zu wünschen, statt den überkorrekten Dutch oder Captain Aceveda, der zwar Vics Methoden missbilligt und ihn aus dem Polizeidienst entfernen, gleichzeitig aber für den eigenen politischen Aufstieg benutzen möchte.

The Shield - zu Beginn dachte ich, dass dies halt einfach ne weitere 08/15 Cop-Serie ist à la T.J. Hooker, Adam-15, NYPD Blue, etc. (ohne diese Serien schlecht machen zu wollen!!). Doch "Shield" ist innovativer - um Längen innovativer. Alleine schon die Figur des Vic Mackey, genial gespielt von Michael Chiklis, ist das Schauen der Serie wert. Sein Strike-Team, bestehend aus teils symphatischen Charakteren wie Ronnie und Lem, oder aber auch dem leicht durchgeknallten Shane, der auch schnell mal auf einen am Boden liegenden bösen Buben draufpinkelt, ist eine Einheit jenseits von Gut und Böse. Sind das richtige Cops? Joa, sie tragen 'ne Marke. Sind's böse Buben? Joa, auch - gehts um Drogengeld, wollen auch die Strike-Team-Member ein bisschen Kohle absahnen. Achten sie das Gesetz? Nicht wirklich, nein... Üben sie Gerechtigkeit aus? Ja!!!

Die Serie beginnt in der Regel sofort mit Geschwindigkeit. Da gibts keine Setup-Time - nee, von der ersten Sekunde an, gehts los - gefilmt meist mit wackliger Handycam, ist der Zuschauer ein am Tatort/Revier anwesendes Passivmitglied des Strike Teams. Die Geschichten beginnen teilweise "branchenüblich" (Serienkiller geht herum, e.g.) - jedoch können sich Fälle über mehrere Episoden hinziehen - teils im Haupt-, teils im Nebenplot. Die Auflösung der Fälle ist jedoch alles andere als vorausschaubar. Gibt es doch viele Serien, bei denen man ganze Seasons voraussagen kann, was geschehen wird - bei "The Shield" ist dies komplett unmöglich. Zudem, die Serie wirkt realer, als das meiste andere im TV ("24" included).

Alles in allem eine grandiose Serie, die in den USA in die siebte Season gehen wird. Bei uns erscheint Season 4 Ende 2007.

Also, kaufen, zittern, geniessen!!!!!!!

:liquid9:

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Beitrag von John_Clark » 19.02.2008, 15:57

Super Leute, da suche ich verzweifelt den "Shield"-Thread, dabei habe ich meinen Senf schon lange geposted :D:D

@Vince: Diese Reviews sind einfach die Champions-League der Reviews! Wunderbare Arbeit!

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Beitrag von Vince » 19.02.2008, 17:06

John_Clark hat geschrieben:Super Leute, da suche ich verzweifelt den "Shield"-Thread, dabei habe ich meinen Senf schon lange geposted :D:D
Muaaahahaha, dann bin ich ja nicht der Einzige, der heute an Gedächtnisschwund leidet...
@Vince: Diese Reviews sind einfach die Champions-League der Reviews! Wunderbare Arbeit!
Nicht doch! :oops: Danke. ;)

Bald kommt ja anscheinend auch mal Season 4 raus in Dschörmeny.

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Beitrag von John_Clark » 20.02.2008, 09:41

Vince hat geschrieben:
John_Clark hat geschrieben:Super Leute, da suche ich verzweifelt den "Shield"-Thread, dabei habe ich meinen Senf schon lange geposted :D:D
Muaaahahaha, dann bin ich ja nicht der Einzige, der heute an Gedächtnisschwund leidet...
@Vince: Diese Reviews sind einfach die Champions-League der Reviews! Wunderbare Arbeit!
Nicht doch! :oops: Danke. ;)

Bald kommt ja anscheinend auch mal Season 4 raus in Dschörmeny.
Nur wann kommt Season 4??? Bin im März in den USA, und wenn bis dahin die vierte nicht bei uns im Handel ist, wird sie dort gekauft - zusammen mit der fünften ;)

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Beitrag von Vince » 20.02.2008, 10:53

Bin ich mir auch nicht sicher, müsste man mal Indaneddrecherche betreiben... hab mich da bisher noch nicht so mit befasst...

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Beitrag von Vince » 08.08.2008, 14:28


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