Welcome to the Jungle
Welcome to the Jungle
Welcome to the Jungle
Originaltitel: The Rundown
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2003
Regie: Peter Berg
Darsteller: Dwayne "the Rock" Johnson, Seann William Scott, Rosario Dawson, Christopher Walken, Ewen Bremner, Jon Gries, William Lucking, Ernie Reyes Jr., Stuart F. Wilson, Dennis Keiffer, Garrett Warren, Toby Holguin, Paul Power, Stephen Bishop, Chuck Norman u.a.
Welcome to the new old shit! Nach “Matrix” und unzähligen Ablegern und Varianten kam die Erleuchtung über Hollywood wie eine Glühbirne, die ganz plötzlich in die Fassung gedreht wird. Die 80er waren zwar irgendwie total scheiße, naiv und strunzdumm, aber auch mal so richtig geil stumpfsinnig und brutal, direkt, frontal und unkompliziert. Das Publikum meldete sich irgendwann zu Wort, man wolle zumindest im Actiongenre wieder geistlos unterhalten werden, ohne Schnickschnack. Denn alles, was ablenkt, ist unerträglich für die Bequemlichkeit, die der geneigte Actionfan in einem Frontalbrett aus Feuerbällen und Funkenregen erwartet.
Durch die neuen Möglichkeiten im Special Effects-Sektor mochte man in Hollywood, wo Geld nur bedingt eine Rolle spielt, auch überhaupt nicht auf Tricksereien aller möglichen Art verzichten. Digital getrickste Kamerafahrten, die mit einer realen Kamera überhaupt nicht möglich wären, schaffen Möglichkeiten, Zusammenhänge zwischen Handlungsorten zu setzen, wie es vorher halt nicht denkbar gewesen wäre. Warum also freiwillig auf die sich neu eröffnenden Felder verzichten? Ganz einfach: Neue Möglichkeiten eliminieren auch alte Optionen. In diesem Fall wird der Zuschauer gegen seinen Willen zum Mitdenken gebracht, er muss den immer rasanter werdenden Schnitttechniken und Kamerafahrten mit höchster Konzentration folgen, sonst verliert er sich in der Handlung und ist nach dem Kinobesuch peinlich berührt, dass er storymäßig überhaupt nix mitgekriegt hat, und das bei einem Drehbuch, das ein Vorschulkind verstehen würde.
“Welcome to the Jungle” präsentiert sich nun als ein Hybrid beider Bereiche. Aufgezogen wie ein modernes Produkt unserer Zeit, optisch und technisch aufgepeppelt, dafür aber mit der stoischen Geradlinigkeit eines Phantom-Kommandos.
Das Feeling der glorreichen Achtziger kann dabei nur rekonstruiert, nicht jedoch wiederhergestellt werden. Das wurde schon bei “Bad Boys II” klar, und 1996 hat Michael Bays “The Rock” quasi den Weg zurück mit einem Steinschlag versperrt, so dass nur die Erinnerungen an die Zeit bleiben - einen direkten Kontakt hat man aber nicht mehr. Damit muss der Veteran nun leben, und zum Trost eignet sich nun dieses “The Rock”-(und diesmal ist nicht der Bruckheimer, sondern der Schauspieler gemeint)Vehikel sehr gut.
Natürlich ist eine gewisse Erzwungenheit da, die alten Zeiten heraufzubeschwören; stören tut es aber nicht wirklich, weil es funktioniert. Schon im Prolog werden wir durch eine simple Gleichung richtig aufgeladen. Netter Schuldeneintreiber (The Rock) trifft Vorbild, um bei ihm Schulden einzutreiben, Vorbild benimmt sich wie das letzte Arschloch, Schuldeneintreiber bleibt nett, wird gedemütigt, geht weg, ruft seinen Boss an, will Job aus Respekt vor Vorbild und dessen Footballkumpels verschieben, Boss lehnt ab, Schuldeneintreiber lässt die Sau raus. Arrr, da laden sich die Nackenhärchen auf und man pocht dermaßen auf Gerechtigkeit, dass man bei jedem Punch selbst mitschlägt. DAS ist das Konzept der “Vormoderne”: Simpel, schwarzweiß, ohne Schlenker und Umwege - und unser Held ist derjenige, der die Verhältnisse wieder geradebiegt. Deutlich einfacher als das Leben selbst, und das wollen die Leute sehen.
Nicht anders sieht es mit der Eigenart von unserem Schuldeneintreiber Beck (Mann, was für ein kurzer, trockener, saucooler Name) aus, seinen “Opfern” jeweils zwei Optionen anzubieten - nicht mehr, nicht weniger. Auch das steht für die Unkompliziertheit, die angestrebt wird. Seann William Scott, ein Partikel der Moderne, schlägt eine Option C vor. Klar, es gibt doch immer eine Option C...? Denkste! Das ist ein Actionflick, und eine Option C erfüllt da keinen Zweck. Optionen C und D und n finden in komplizierten Dramen statt, in Thrillern, meinetwegen sogar in den sonst platten Teeniekomödien, in denen sich Scott vor seiner Reife zum “Mann” (er trägt einen Bart!) herumgetrieben hat. Und Beck, die coole Sau, terminiert schlicht und ergreifend alle weiterführenden Optionen... fast so, als sei er der Terminator - und wer die Pointe der Killerroboter-Trilogie verstanden hat, der weiß, dass es da sogar nur eine Option gab. Die “Amtsübergabe” vom Terminator höchstpersönlich an Mr. Beck macht da auch vollkommen Sinn.
Da kommt dann auch Dwayne Johnson ins Spiel, denn es ist sein Film, und nicht etwa der des Regisseurs oder des Produzenten oder seiner Co-Stars. Aus dem Pro-Wrestling stammend (inzwischen muss man die Leute daran ja sogar erinnern), erwies sich “The Rock” sehr schnell als Prototyp dessen, was er nun an einem Stück tut: einen Actionhelden spielen. Vor ein, zwei Jahrzehnten hätte er sich perfekt in das Ensemble eingegliedert, heute ist er ein fast einsam strahlender Stern; aber in der Postperiode einer Zeit, in der mal überhaupt kein Stern strahlte. Und den Bereich der straighten, knallharten One-Liner-Maschine überhaupt noch mal zum Leben zu erwecken, das bedarf schon einer Menge Charisma. Neben “The Rock” galt bislang Vin Diesel nach seiner bannenden Figur des Riddick in “Pitch Black” als zweite Kraft, aber inzwischen hat sich der Weg beider Schauspieler gegabelt. Während Diesel sich in Vertragsverhandlungen verpokerte, in seinen Filmen kaum Bereitschaft zur Selbstironie zeigte, stets unnahbar blieb und mit “Der Babynator” viel zu früh die Selbstpersiflage bemühte, scheint Johnson bislang alles richtig zu machen. Angefangen beim “Scorpion King”, was schon enorme Assoziationen zu Schwarzeneggers “Conan” hervorruft, bis zu “Walking Tall” hin zum einzigartigen Auftritt in “Be Cool”; und in “Welcome to the Jungle” festigte er zuvor bereits seinen Ruf. Was Diesel halt nicht vermochte, schafft Johnson mit dem kleinen Finger: er lässt jederzeit das Augenzwinkern erkennen. Wenn nun also Kopfgeldjäger Beck mit zwei markanten Rissen an seinem dreckigen Shirt und einer Flinte in der Hand in Zeitlupe auf die Kamera zugeht, das Gesicht vollkommen regungslos, während sich hinter ihm ein riesiger Feuerball entfaltet, so kann man das einfach nicht ernstnehmen in seiner offensichtlichen Stilisiertheit. Und so läuft es den kompletten Film über: Johnsons Figur schaltet blitzschnell zwischen Freundlichkeit und bitterem Ernst um, seine Bewegungen erfolgen rein motorisch, und wenn er seinem Boss gegenüber zynisch wird, ist es ein Genuss zu sehen, wie er sich seiner Überzogenheit plötzlich bewusst wird und unterwürfig um Entschuldigung bittet.
Auf der Gegenseite haben wir Paradiesvogel Seann William Scott, wie gesagt ein Fragment der Moderne und dementsprechend auch abonniert auf Albernheiten. Mit Freude dürfen wir nach “Evolution” nun zum zweiten Mal seinen Lockvogelruf miterleben, er versucht sich in verwirrenden Karatekicks, einmal mehr bei Beck auf taube Ohren treffend, der den Firlefanz mit einem einzigen trockenen Schlag beendet. Auch das ist als Konfrontation des altmodischen Actionhünen mit der Vielschichtigkeit des neuen Jahrtausends zu verstehen. Ein ganz dicker Pluspunkt ist die Tatsache, dass man Scott nicht etwa als gleichberechtigten Konkurrenten aufgebaut hat, was ich beinahe schon erwartet hatte. Er ist Beck stets unterlegen und kann lediglich mal durch fiese Tricks die Überhand gewinnen. Damit zollt man der guten alten Zeit Tribut und versucht nicht peinlicherweise, Veteranen und Kiddies gleichermaßen zu befriedigen. Das hatte sich damals bei “Exit Wounds” als enorm störend herausgestellt, wo unser phatter Hunde-Rapper DMX mit seinem ewig gleichen Gesichtsausdruck immer gleichberechtigte Konkurrenz für Ikone Steven Seagal war und man die Tradition des Actionfilms damit etwas der Lächerlichkeit preisgab. Dementsprechend dürfen selbst Seann William Scott-Hasser beruhigt sein, denn er kann nie gegen Beck aufmucken und behält durch seinen selbstironischen Ansatz doch immer seine Würde... irgendwie.
Konzeptuell ist der komplette Film nichts anderes als ein Zugeständnis an John McTiernans “Stirb Langsam”, der einst das Actiongenre durch seine Neudefinition eines Helden mit menschlichem Hintergrund revolutionierte. Der Dschungel Brasiliens ist als die fremde Umgebung nichts anderes als das klaustrophobische Nakatomi-Gebäude, in dem McClane als Maulwurf sein Überleben und das der Geiseln sichert, Christopher Walkens Figur ist ein Äquivalent zu Alan Rickmans Gruber. Und nicht zuletzt zeigt Beck alle Voraussetzungen eines John McClane: Wenn’s drauf ankommt, knüppelhart und kompromisslos, aber mit menschlichen Bedürfnissen und Emotionen. Adieu, Terminator, au revoir, Major Dutch.
Störend sind ab und zu einige doch etwas absurde Ideen wie die Sache mit der exotischen Frucht. Auch das Aufeinandertreffen mit den Rebellen führt zwar eine der spektakulärsten Kampfszenen der letzten Zeit mit sich, wirkt aber etwas unnötig. Zudem ist das Wirework teilweise zu sehr durchschaubar; dafür entschädigt eine gewisse Kompromisslosigkeit in der Inszenierung, denn die Schmerzen kann man dem Muskelberg deutlich nachfühlen. Dass er immer wieder aufsteht, gehört zum Flair des Films; das betrifft auch die Purzeljagd den Abhang hinunter.
Dass nun die anfangs angesprochenen virtuellen Kamerafahrten auch in “Welcome to the Jungle” stattfinden, sollte man nicht als Inkonsequenz bewerten; es ist ganz einfach eine andere Zeit, in der wir leben. Man kann die Vergangenheit nicht klonen, stets muss die Phase mit berücksichtigt werden, in der ein Film entstand. Was den Machern nun offenstand, das war die Möglichkeit, den Achtziger Jahren Tribut und Respekt zu zollen, seine Qualitäten mit Hommagen zu würdigen und seine Schwächen ironisch durch den Kakao zu ziehen. Viele Projekte, wie eben auch Vin Diesels kommerzieller Kronschuss “xXx” oder die diversen Werke von Andrzej Bartkowiak, scheitern an dieser Aufgabe, indem sie zu viele Zugeständnisse an den schnellschnittigen Zeitgeist machen. “Welcome to the Jungle” dagegen bewahrt sich einerseits davor, altbacken zu wirken, glänzt aber andererseits mit erholsamer Bodenständigkeit und kompromisslosem Vorwärtsgang ohne Schlenker zur einen oder anderen Seite. Das ist nicht zuletzt Dwayne Johnson zu verdanken, der es schaffte, uns Action-Fans wieder das ein oder andere Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Die DVD zum Film brachte Columbia TriStar als "Extended Version" in optimaler Bild- und Tonqualität auf den Markt sowie mit Audiokommentaren und einem vielseitigen Bonus-Angebot mit einer Laufzeit von eineinhalb Stunden - plus 17 Ostereier.
Originaltitel: The Rundown
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2003
Regie: Peter Berg
Darsteller: Dwayne "the Rock" Johnson, Seann William Scott, Rosario Dawson, Christopher Walken, Ewen Bremner, Jon Gries, William Lucking, Ernie Reyes Jr., Stuart F. Wilson, Dennis Keiffer, Garrett Warren, Toby Holguin, Paul Power, Stephen Bishop, Chuck Norman u.a.
Welcome to the new old shit! Nach “Matrix” und unzähligen Ablegern und Varianten kam die Erleuchtung über Hollywood wie eine Glühbirne, die ganz plötzlich in die Fassung gedreht wird. Die 80er waren zwar irgendwie total scheiße, naiv und strunzdumm, aber auch mal so richtig geil stumpfsinnig und brutal, direkt, frontal und unkompliziert. Das Publikum meldete sich irgendwann zu Wort, man wolle zumindest im Actiongenre wieder geistlos unterhalten werden, ohne Schnickschnack. Denn alles, was ablenkt, ist unerträglich für die Bequemlichkeit, die der geneigte Actionfan in einem Frontalbrett aus Feuerbällen und Funkenregen erwartet.
Durch die neuen Möglichkeiten im Special Effects-Sektor mochte man in Hollywood, wo Geld nur bedingt eine Rolle spielt, auch überhaupt nicht auf Tricksereien aller möglichen Art verzichten. Digital getrickste Kamerafahrten, die mit einer realen Kamera überhaupt nicht möglich wären, schaffen Möglichkeiten, Zusammenhänge zwischen Handlungsorten zu setzen, wie es vorher halt nicht denkbar gewesen wäre. Warum also freiwillig auf die sich neu eröffnenden Felder verzichten? Ganz einfach: Neue Möglichkeiten eliminieren auch alte Optionen. In diesem Fall wird der Zuschauer gegen seinen Willen zum Mitdenken gebracht, er muss den immer rasanter werdenden Schnitttechniken und Kamerafahrten mit höchster Konzentration folgen, sonst verliert er sich in der Handlung und ist nach dem Kinobesuch peinlich berührt, dass er storymäßig überhaupt nix mitgekriegt hat, und das bei einem Drehbuch, das ein Vorschulkind verstehen würde.
“Welcome to the Jungle” präsentiert sich nun als ein Hybrid beider Bereiche. Aufgezogen wie ein modernes Produkt unserer Zeit, optisch und technisch aufgepeppelt, dafür aber mit der stoischen Geradlinigkeit eines Phantom-Kommandos.
Das Feeling der glorreichen Achtziger kann dabei nur rekonstruiert, nicht jedoch wiederhergestellt werden. Das wurde schon bei “Bad Boys II” klar, und 1996 hat Michael Bays “The Rock” quasi den Weg zurück mit einem Steinschlag versperrt, so dass nur die Erinnerungen an die Zeit bleiben - einen direkten Kontakt hat man aber nicht mehr. Damit muss der Veteran nun leben, und zum Trost eignet sich nun dieses “The Rock”-(und diesmal ist nicht der Bruckheimer, sondern der Schauspieler gemeint)Vehikel sehr gut.
Natürlich ist eine gewisse Erzwungenheit da, die alten Zeiten heraufzubeschwören; stören tut es aber nicht wirklich, weil es funktioniert. Schon im Prolog werden wir durch eine simple Gleichung richtig aufgeladen. Netter Schuldeneintreiber (The Rock) trifft Vorbild, um bei ihm Schulden einzutreiben, Vorbild benimmt sich wie das letzte Arschloch, Schuldeneintreiber bleibt nett, wird gedemütigt, geht weg, ruft seinen Boss an, will Job aus Respekt vor Vorbild und dessen Footballkumpels verschieben, Boss lehnt ab, Schuldeneintreiber lässt die Sau raus. Arrr, da laden sich die Nackenhärchen auf und man pocht dermaßen auf Gerechtigkeit, dass man bei jedem Punch selbst mitschlägt. DAS ist das Konzept der “Vormoderne”: Simpel, schwarzweiß, ohne Schlenker und Umwege - und unser Held ist derjenige, der die Verhältnisse wieder geradebiegt. Deutlich einfacher als das Leben selbst, und das wollen die Leute sehen.
Nicht anders sieht es mit der Eigenart von unserem Schuldeneintreiber Beck (Mann, was für ein kurzer, trockener, saucooler Name) aus, seinen “Opfern” jeweils zwei Optionen anzubieten - nicht mehr, nicht weniger. Auch das steht für die Unkompliziertheit, die angestrebt wird. Seann William Scott, ein Partikel der Moderne, schlägt eine Option C vor. Klar, es gibt doch immer eine Option C...? Denkste! Das ist ein Actionflick, und eine Option C erfüllt da keinen Zweck. Optionen C und D und n finden in komplizierten Dramen statt, in Thrillern, meinetwegen sogar in den sonst platten Teeniekomödien, in denen sich Scott vor seiner Reife zum “Mann” (er trägt einen Bart!) herumgetrieben hat. Und Beck, die coole Sau, terminiert schlicht und ergreifend alle weiterführenden Optionen... fast so, als sei er der Terminator - und wer die Pointe der Killerroboter-Trilogie verstanden hat, der weiß, dass es da sogar nur eine Option gab. Die “Amtsübergabe” vom Terminator höchstpersönlich an Mr. Beck macht da auch vollkommen Sinn.
Da kommt dann auch Dwayne Johnson ins Spiel, denn es ist sein Film, und nicht etwa der des Regisseurs oder des Produzenten oder seiner Co-Stars. Aus dem Pro-Wrestling stammend (inzwischen muss man die Leute daran ja sogar erinnern), erwies sich “The Rock” sehr schnell als Prototyp dessen, was er nun an einem Stück tut: einen Actionhelden spielen. Vor ein, zwei Jahrzehnten hätte er sich perfekt in das Ensemble eingegliedert, heute ist er ein fast einsam strahlender Stern; aber in der Postperiode einer Zeit, in der mal überhaupt kein Stern strahlte. Und den Bereich der straighten, knallharten One-Liner-Maschine überhaupt noch mal zum Leben zu erwecken, das bedarf schon einer Menge Charisma. Neben “The Rock” galt bislang Vin Diesel nach seiner bannenden Figur des Riddick in “Pitch Black” als zweite Kraft, aber inzwischen hat sich der Weg beider Schauspieler gegabelt. Während Diesel sich in Vertragsverhandlungen verpokerte, in seinen Filmen kaum Bereitschaft zur Selbstironie zeigte, stets unnahbar blieb und mit “Der Babynator” viel zu früh die Selbstpersiflage bemühte, scheint Johnson bislang alles richtig zu machen. Angefangen beim “Scorpion King”, was schon enorme Assoziationen zu Schwarzeneggers “Conan” hervorruft, bis zu “Walking Tall” hin zum einzigartigen Auftritt in “Be Cool”; und in “Welcome to the Jungle” festigte er zuvor bereits seinen Ruf. Was Diesel halt nicht vermochte, schafft Johnson mit dem kleinen Finger: er lässt jederzeit das Augenzwinkern erkennen. Wenn nun also Kopfgeldjäger Beck mit zwei markanten Rissen an seinem dreckigen Shirt und einer Flinte in der Hand in Zeitlupe auf die Kamera zugeht, das Gesicht vollkommen regungslos, während sich hinter ihm ein riesiger Feuerball entfaltet, so kann man das einfach nicht ernstnehmen in seiner offensichtlichen Stilisiertheit. Und so läuft es den kompletten Film über: Johnsons Figur schaltet blitzschnell zwischen Freundlichkeit und bitterem Ernst um, seine Bewegungen erfolgen rein motorisch, und wenn er seinem Boss gegenüber zynisch wird, ist es ein Genuss zu sehen, wie er sich seiner Überzogenheit plötzlich bewusst wird und unterwürfig um Entschuldigung bittet.
Auf der Gegenseite haben wir Paradiesvogel Seann William Scott, wie gesagt ein Fragment der Moderne und dementsprechend auch abonniert auf Albernheiten. Mit Freude dürfen wir nach “Evolution” nun zum zweiten Mal seinen Lockvogelruf miterleben, er versucht sich in verwirrenden Karatekicks, einmal mehr bei Beck auf taube Ohren treffend, der den Firlefanz mit einem einzigen trockenen Schlag beendet. Auch das ist als Konfrontation des altmodischen Actionhünen mit der Vielschichtigkeit des neuen Jahrtausends zu verstehen. Ein ganz dicker Pluspunkt ist die Tatsache, dass man Scott nicht etwa als gleichberechtigten Konkurrenten aufgebaut hat, was ich beinahe schon erwartet hatte. Er ist Beck stets unterlegen und kann lediglich mal durch fiese Tricks die Überhand gewinnen. Damit zollt man der guten alten Zeit Tribut und versucht nicht peinlicherweise, Veteranen und Kiddies gleichermaßen zu befriedigen. Das hatte sich damals bei “Exit Wounds” als enorm störend herausgestellt, wo unser phatter Hunde-Rapper DMX mit seinem ewig gleichen Gesichtsausdruck immer gleichberechtigte Konkurrenz für Ikone Steven Seagal war und man die Tradition des Actionfilms damit etwas der Lächerlichkeit preisgab. Dementsprechend dürfen selbst Seann William Scott-Hasser beruhigt sein, denn er kann nie gegen Beck aufmucken und behält durch seinen selbstironischen Ansatz doch immer seine Würde... irgendwie.
Konzeptuell ist der komplette Film nichts anderes als ein Zugeständnis an John McTiernans “Stirb Langsam”, der einst das Actiongenre durch seine Neudefinition eines Helden mit menschlichem Hintergrund revolutionierte. Der Dschungel Brasiliens ist als die fremde Umgebung nichts anderes als das klaustrophobische Nakatomi-Gebäude, in dem McClane als Maulwurf sein Überleben und das der Geiseln sichert, Christopher Walkens Figur ist ein Äquivalent zu Alan Rickmans Gruber. Und nicht zuletzt zeigt Beck alle Voraussetzungen eines John McClane: Wenn’s drauf ankommt, knüppelhart und kompromisslos, aber mit menschlichen Bedürfnissen und Emotionen. Adieu, Terminator, au revoir, Major Dutch.
Störend sind ab und zu einige doch etwas absurde Ideen wie die Sache mit der exotischen Frucht. Auch das Aufeinandertreffen mit den Rebellen führt zwar eine der spektakulärsten Kampfszenen der letzten Zeit mit sich, wirkt aber etwas unnötig. Zudem ist das Wirework teilweise zu sehr durchschaubar; dafür entschädigt eine gewisse Kompromisslosigkeit in der Inszenierung, denn die Schmerzen kann man dem Muskelberg deutlich nachfühlen. Dass er immer wieder aufsteht, gehört zum Flair des Films; das betrifft auch die Purzeljagd den Abhang hinunter.
Dass nun die anfangs angesprochenen virtuellen Kamerafahrten auch in “Welcome to the Jungle” stattfinden, sollte man nicht als Inkonsequenz bewerten; es ist ganz einfach eine andere Zeit, in der wir leben. Man kann die Vergangenheit nicht klonen, stets muss die Phase mit berücksichtigt werden, in der ein Film entstand. Was den Machern nun offenstand, das war die Möglichkeit, den Achtziger Jahren Tribut und Respekt zu zollen, seine Qualitäten mit Hommagen zu würdigen und seine Schwächen ironisch durch den Kakao zu ziehen. Viele Projekte, wie eben auch Vin Diesels kommerzieller Kronschuss “xXx” oder die diversen Werke von Andrzej Bartkowiak, scheitern an dieser Aufgabe, indem sie zu viele Zugeständnisse an den schnellschnittigen Zeitgeist machen. “Welcome to the Jungle” dagegen bewahrt sich einerseits davor, altbacken zu wirken, glänzt aber andererseits mit erholsamer Bodenständigkeit und kompromisslosem Vorwärtsgang ohne Schlenker zur einen oder anderen Seite. Das ist nicht zuletzt Dwayne Johnson zu verdanken, der es schaffte, uns Action-Fans wieder das ein oder andere Lächeln aufs Gesicht zu zaubern.
Die DVD zum Film brachte Columbia TriStar als "Extended Version" in optimaler Bild- und Tonqualität auf den Markt sowie mit Audiokommentaren und einem vielseitigen Bonus-Angebot mit einer Laufzeit von eineinhalb Stunden - plus 17 Ostereier.
Ich finde die Prügelei mit den Buschmännern einfach nur genial und der Showdown is auch fett. Am genialsten ist aber nach wie vor, wie Arnie quasie offiziell den Staffelstab an die neue Generation abgibt, wenn er mit einem "Viel Spaß" an TheRock vorbeilatscht!
Achja und Rosario Dawson hat einen anbetungswürdig moppigen Vorbau *hust hust*
In diesem Sinne:
freeman
Achja und Rosario Dawson hat einen anbetungswürdig moppigen Vorbau *hust hust*
In diesem Sinne:
freeman
Heute den Blindkauf gewagt und geschaut. Muss deiner Meinung in eigentlich allen Belangen recht geben. Ein unterhaltsames Stück Oldschool-Action mit modernen Versatzstücken, wie die stellenweise arg rasante Schnitttechnik oder die erwähnten virtuellen Kamerafahrten. Seann William Scott übertreibt's hin und wieder ein wenig bzgl. den Albernheiten, ansonsten klasse Film, mit einigen wirklich lustigen Sachen und innovativ gefilmten richtig schönen Kloppereien.
Kriegt von mir die volle La...ähm, quatsch, ich heiß ja nich Punisher ;-) > :4of5:
MFG
Hannibal
Kriegt von mir die volle La...ähm, quatsch, ich heiß ja nich Punisher ;-) > :4of5:
MFG
Hannibal
Bei Scott gebe ich dir teilweise recht, aber von The Rock wurde ich positiv überrascht. Der hat im Gegensatz zum Diesel das Zeug zum neuen Actionheld a la Stallone/Arnie/.... Der Kampfstil im Film is zwar nicht unbedingt old school macht aber trotzdem was her und wenn The Rock zu deftigen Gitarrenriffs mit 2 Pumpguns hinter seiner Deckung aufsteht und sein breites Kreuz den Gegnern als Zielscheibe zeigt (die natürlich nich treffen)...dann hat das was imo, halt dieses klassische Haudrauf-Flair der 80er...Liquid Love hat geschrieben:dämlicher Film, hätte man auch FSK 6 freigeben können. Scott ist die glatte Fehlbesetzung und der andere große Typ sieht nur gut aus -> der kann net richtig kicken, keine Waffe richtig halten und kann keine guten Oneliner.
MFG
Hannibal
The Rock ist ja auch Profi Wrestler. Wozu muss der den Kicken können, wenn er einen der Footballspieler mit nem Rock Bottom platt macht und den anderen mit nem 1210er verprügelt?Liquid Love hat geschrieben:dämlicher Film, hätte man auch FSK 6 freigeben können. Scott ist die glatte Fehlbesetzung und der andere große Typ sieht nur gut aus -> der kann net richtig kicken, keine Waffe richtig halten und kann keine guten Oneliner.
Vielleicht war das Pulver feucht...
Oder du bist einfach nur scheiße!
Oder du bist einfach nur scheiße!
- MysteryBobisCREEPY
- Action Experte
- Beiträge: 8144
- Registriert: 27.10.2004, 21:29
- Wohnort: 7ter Kreis der Hölle
- Kontaktdaten:
Hab meine Meinung ja schon im "Walking Tall"-Thread kund getan. Ich finde den Film eine Spur zu albern, was hauptsächlich an Hackfresse Sean William Scott liegt.
The Rock macht seine Sache gut, auch wenn er meiner Meinung nach in Walking Tall besser agiert. Walken dagegen ist wie immer eine Wucht (genialster Auftritt in True Romance).
Alles in allem 6 von 10 Punkten.
The Rock macht seine Sache gut, auch wenn er meiner Meinung nach in Walking Tall besser agiert. Walken dagegen ist wie immer eine Wucht (genialster Auftritt in True Romance).
Alles in allem 6 von 10 Punkten.
I'm not the one who's so far away
when I feel the snake bite enter my veins
never did I wanna be here again
and I don't remember why I came
Meine DVD-Sammlung
when I feel the snake bite enter my veins
never did I wanna be here again
and I don't remember why I came
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- Sir Jay
- Palmenkicker
- Beiträge: 11822
- Registriert: 12.06.2006, 13:30
- Wohnort: Bei den Pflasterkackern
ganz netter streifen, 7 Punkte
am Anfang in der Disco hat er richtig laune gemacht, gegen ende jedoch hat er etwas abgesackt.
und dass der waffen-feindliche Rock am Ende doch zu waffen greift ist auch eine nicht gerade tolle message: Mit waffen lässt sich am Ende doch alles regeln...
naja, so ernst sollte man den Streifen auch nicht nehmen.
Mein lieblingsoneliner: Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dein Portugisisch beschissen ist
am Anfang in der Disco hat er richtig laune gemacht, gegen ende jedoch hat er etwas abgesackt.
und dass der waffen-feindliche Rock am Ende doch zu waffen greift ist auch eine nicht gerade tolle message: Mit waffen lässt sich am Ende doch alles regeln...
naja, so ernst sollte man den Streifen auch nicht nehmen.
Mein lieblingsoneliner: Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass dein Portugisisch beschissen ist
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