Originaltitel: Hollow Man 2
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Claudio Fäh
Darsteller: Peter Facinelli, Laura Regan, Christian Slater, Sarah Deakins, David McIlwraith, ...
Mit „Hollow Man 2“ setzt sich der zur Zeit seitens der Studios beliebte Trend fort, Sequels bestimmter Filme, an denen man die Rechte besitzt, von vornherein nur in Form einer kostengünstigeren „DTV“-Produktion zu konzipieren, sofern sich der Erfolg einer Fortsetzung an den Kinokassen nicht als eine „sichere Sache“ prognostizieren lässt. In diesem Fall ist dieses Vorgehen durchaus nachvollziehbar, denn
Paul Verhoeven´s Vorgänger aus dem Jahre 2000 war weder ein riesiger Erfolg an der Box Office, noch genießt er bei Kritikern und Publikum einen sonderlich guten Ruf. Wie zu erwarten war, kehrte Verhoeven hierfür nicht auf den Regiestuhl zurück, sondern übernahm ausschließlich die Funktion eines „Executive Producers“ – mit der Inszenierung betraute man den Schweizer Claudio Fäh („Coronado“).
Nachdem der Wissenschaftler Dr. Devin Villiers (John Shaw) während eines Gala-Empfangs von einem unbekannten Angreifer grausam ermordet wurde, wird der Fall den örtlichen Seattle P.D. Beamten Frank Turner (Peter Facinelli) und Lisa Martinez (Sarah Deakins) zugeteilt – folgend erscheinen jedoch diverse Vertreter einer höhergestellten Regierungsbehörde (die aktuell auf der Basis des „Patriot Acts“ mit dem Militär zusammenarbeitet) am Tatort und reißen die Untersuchung an sich. Genervt müssen sich die beiden Cops den Wahrheitsgehalt dieser Übernahme von ihrem Chef bestätigen lassen, welcher sie dennoch nicht vollständig von der Sache abzieht, sondern stattdessen als Personenschutz für Dr. Maggie Dalton (Laura Regan), einer Kollegin des Ermordeten, einteilt. Nur wenige Stunden später kommt es aber auch im Zuge dieses Einsatzes zu einem Zwischenfall: Irgendwie scheint es jemandem möglich gewesen zu sein, unentdeckt ins Haus zu gelangen und sich Maggie zu nähern – als Martinez ihr zu Hilfe kommen will, fällt die junge Polizistin dem Eindringling zum Opfer, ihr Partner kommt zu spät, um dies zu verhindern. Kurz darauf stürmt ein schwer bewaffnetes sowie mit Wärmebildkameras bestücktes Sondereinsatzkommando das Gebäude, geleitet Frank und Maggie ins Freie und nimmt den Kampf gegen eine scheinbar unsichtbare Gestalt auf, der allerdings aufgrund des effektiven Einsatzes von Blend-Granaten ihrerseits ein Entkommen gelingt.
Es stellt sich heraus, dass dieser Auftrag nur einen Köder darstellte, um den Killer herauszulocken, was Frank natürlich umso wütender werden lässt, da seine Kollegin dafür ihr Leben lassen musste. Aus diesem Grund übergibt er Maggie auch nicht der zuständigen Behörde, sondern verhilft ihr zur Flucht vor dieser, worauf jene, nun ebenfalls in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Police Department, die Verfolgung aufnimmt – schließlich hat die Regierung mal wieder etwas zu verbergen, das ihnen im Kampf gegen den Terror außer Kontrolle geraten ist. Was das ist, verrät die Forscherin ihrem anfangs ungläubigen Beschützer, welcher angesichts der sich entfaltenden Ereignisse jedoch schnell eines Besseren belehrt wird: Kürzlich hat eine staatlich (mit-)finanzierte Organisation die vor einigen Jahren gescheiterte Arbeit an einem Serum wieder aufgenommen, welches Menschen unsichtbar werden lässt. Unter der Führung von Dr. William Reisner (David McIlwraith) hatte sie gemeinsam mit Villiers an dem Projekt gearbeitet, ein ehemaliger Elitesoldat namens Michael Griffin (Christian Slater) diente als Testperson. Obwohl das gewünschte Ergebnis erzielt wurde, stellten sich die Nebenwirkungen von neuem als problematisch heraus, denn die radioaktiven Elemente führten, abgesehen von negativen Auswirkungen auf die Psyche des Betroffenen, zu einem langsamen, qualvollen Zersetzen des Körpers – bloß aufhaltbar mit einem „Buffer“-Mittel, welches den Prozess im Zaum hält sowie die Schmerzen unterdrückt. Nur wenige Leute wissen, wie man dieses herstellt – und genau deshalb ist Griffin hinter Maggie her, denn ohne „Nachschub“ würde er binnen eines Monats sterben. Wohlmöglich haben ihn die Verantwortlichen zudem als Waffe gegen politische Gegner eingesetzt und so deren Tode als Unfälle hingestellt, bevor er außer Kontrolle geriet und von ihnen zum Abschuss freigegeben wurde – deshalb liegt ihnen verständlicherweise viel daran, dass etwaige Informationen nicht an die Öffentlichkeit gelangen. Von allen Parteien verfolgt, erhalten die beiden Flüchtigen unerwartete Hilfe von einem anderen Opfer des Programms – einem Mann, der sich inzwischen seinem Schicksal hingegeben hat und, von unschönen Entstellungen gezeichnet, seinem baldigen Ende entgegen sieht. Trotz einiger nützlicher Hinweise seinerseits, zieht sich das Netz immer enger um sie zusammen, bis Frank keinen anderen Ausweg mehr sieht, als mit dem Rücken zur Wand einen direkten Angriff einzuleiten und letztendlich sprichwörtliches Feuer mit Feuer zu bekämpfen…
Ich muss gestehen, dass mir der erste „Hollow Man“ weitestgehend gefiel – er besaß ein gutes Drehbuch, welches der Hauptfigur die nötige Charakterzeichnung zusprach, auf deren Basis man die sich entfaltenden Ereignisse und psychischen Veränderungen mitempfinden bzw nachvollziehen konnte, in der Gestalt von Kevin Bacon einen herausragenden Darsteller in der Titelrolle sowie einen Regisseur, der nicht davor zurückschreckte, zugunsten eines tieferen Auslotens der Materie unbeeindruckt einen Schritt über den Mainstream-Status jener großen Studioproduktion hinauszugehen, wie zum Beispiel bei der Vergewaltigung einer von Rhona Mitra gespielten Figur. Enttäuschend fand ich damals nur den arg konventionellen Schlussakt, der zu stark an Werke wie „Aliens“ erinnerte. Die Fortsetzung geht nun in allen Punkten auf Nummer sicher, weshalb einige Betrachter sicher eine größere Freude an diesem Streifen haben dürften: Verschwunden ist jegliche Art von Storytiefe, etwa bezüglich der Gefahren wissenschaftlichen Forschungsdrangs, stattdessen bekommt man eine altbekannte „Killer jagt auserkorenes Opfer, das von einem Cop beschützt wird“-Handlung geboten, nur dass der Jäger halt unsichtbar ist, angereichert mit Sci-Fi- und Verschwörungs-Thriller-Elementen. Anscheinend ist es kein Zufall, dass das Covermotiv Erinnerungen an Carpenter´s „Memoirs of an Invisible Man“ weckt, denn beide Filme sind sich durchaus ähnlich – bis hin zum jeweils mäßigen Unterhaltungsgrad.
Gary Scott Thompson zeichnet sich wiederum für die Story von „Hollow Man 2“ verantwortlich, das Drehbuch selbst stammt aus der Feder von Joel Soisson. Letzteren kann man inzwischen als einen Experten auf dem „DTV“-Sektor bezeichnen, schließlich hat er bereits bei den „Prophecy“-, „Mimic“-, „Maniac Cop“-, „Dracula“-, „Highlander“-, „Hellraiser“- und „Children of the Corn“-Franchises aktiv seine Finger im Spiel gehabt. Apropos: Das Ende hier lässt die Tür zu einem dritten Teil weit offen, weshalb man in den kommenden Jahren mit einer erneuten Rückkehr rechnen muss. Soisson weiß genau, was man mit einem Budget dieser geringen Größenordnung realisieren kann und was nicht – dementsprechend hat er gar nicht erst versucht, aufwändige Szenarien zu konstruieren, welche man bei der Umsetzung dann mit günstigen F/X hätte in Angriff nehmen müssen, sondern er gestaltete alles den Bedingungen entsprechend genügsam (z.B. viele relativ „einfach“ zu arrangierende Verfolgungen oder Konfrontationen der jeweiligen Parteien). Eine Herzensangelegenheit war dabei sicherlich nicht zu erwarten, und dementsprechend lieblos wirkt das Skript konzipiert, denn darin findet ein ganzer Schwarm an Klischees Verwendung, der häufig die Vorlagen (nicht nur) von B-Filmen befällt: Schwache, belanglose Dialoge, oftmals zum Thema „National Security“ (ist halt gerade aktuell), eine Regierungsbehörde, die ihre Missgriffe unbedingt geheim halten will, politische Verschwörungen, eine Verbindung zum Militär, Kompetenzgerangel, der Tod des Partners, das Ignorieren von Befehlen, männlicher Cop/Beschützer, weibliche Zeugin/Ärztin, durchgeknallter Psycho-Killer, der zudem ein (ehemals) hochdekorierter Soldat ist – ja sogar der alte „sich küssen und als Liebespaar ausgeben während ein Streifenwagen vorbeifährt“-Trick kommt vor. Etwas mehr Mühe wäre fraglos wünschenswert gewesen, doch ich habe, ehrlich gesagt, schon im Vorfeld (angesichts der gesamten Ausgangslage des Projekts) daran gezweifelt. Folgerichtig ist auch kein Darsteller in der Gewichtsklasse eines Kevin Bacon auf der Cast-Liste zu entdecken, sondern bloß Akteure aus der zweiten und dritten Reihe: Christian Slater („Heathers“) ist nun also der „Special Ops“-Mann, der sich freiwillig für den Auftrag gemeldet hat, um einer Verurteilung wegen Kriegsverbrechen im Irak (!) zu entgehen. Nach einigen unglücklichen Karriere-Entscheidungen in den vergangenen Jahren, wie zum Beispiel „Churchill: the Hollywood Years“ oder „Alone in the Dark“, kämpft Christian aktuell mit Rollen in Indies wie „Bobby“ oder „He was a quiet Man“ darum, nicht ganz von der Traumfabrik abgeschrieben zu werden. Dieser Part dürfte keine gewichtigen Auswirkungen auf seine Zukunft zur Folge haben, denn er besitzt letztendlich unter 2 Minuten Screen-Time und leiht der Figur ansonsten nur seine Stimme. Laura Regan (“They“/“My little Eye“) wirkt etwas blass und erhält zudem kaum mehr zu tun, als Erklärungen abzugeben oder wegzurennen, Peter Facinelli (“Scorpion King“/“Supernova“), mir noch sehr gut aus der leider ziemlich kurzlebigen Serie „Fastlane“ in Erinnerung, repräsentiert einen „typischen“ lässigen Cop (Lederjacke, nicht unbedingt kurz geschnittene Haare, 3-bis-5-Tage-Bart etc), wie man ihn aus hunderten Vertretern unterschiedlicher Genres zu genüge kennt. Er macht seine Sache anständig. Mir gefiel die anfängliche Chemie zwischen ihm und seiner Partnerin, die von der hübschen Sarah Deakins („the Final Cut“) verkörpert wird und ja unglücklicherweise recht früh im Verlauf das Zeitliche segnet. Alle anderen Beteiligten sind nicht der Rede wert.
Mit einem Augenzwinkern betrachtet, mutet diese Fortsetzung von der Inszenierung her teilweise wie eine Rückkehr zu den Anfängen des Kinos an, zumindest was die Special Effects angeht. Braucht man wirklich viel Geld, um den Eindruck eines unsichtbaren Protagonisten zu erwecken? Schon Klassiker wie „the Invisible Man“ (1933) haben bewiesen: nein! Sollen doch die anderen Schauspieler dem Betrachter vermitteln, dass sie gerade von jemandem zur Seite gestoßen, gewürgt oder geschlagen werden. Sich wie von Geisterhand öffnende Türen und zersplitternde Glasscheiben sind ebenfalls keine große Kunst, was genauso für durchs Bild schwebende Eisenstangen, Schaufeln oder Pistolen gilt. Ein unausweichlicher Nebeneffekt ist allerdings, dass sich nicht alles so Entstandene ohne den Ansatz eines unfreiwilligen Schmunzelns ansehen lässt. Gegen Ende erhält man jedoch das geboten, auf was man sich seit einem Blick auf das Cover bzw den Trailer kindlich gefreut hat – den Kampf zweier transparenter Kontrahenten! Weil es aber uncool gewesen wäre, sich da ebenso derart einfach aus der Affäre zu ziehen, ließ man dieses Duell während eines Regengusses stattfinden und investierte einen nicht unerheblichen Anteil des Budgets in diese Sequenz, welche sich letzten Endes zwar kaum als der erhoffte Knaller herausstellt, dem ungeachtet trotzdem ein gewisses Maß an Spaß mit sich bringt. Auf (F/X-)„Stock Footage“ aus dem Vorläufer hat man glücklicherweise, bis auf eine vielleicht 5 Sekunden lange Ausnahme, verzichtet.
Obwohl der Gesamteindruck das Mittelmaß keineswegs zu überwinden vermag, existieren durchaus eine Reihe gelungener Momente, die das Werk vor der totalen Belanglosigkeit bzw Einstufung als ein überwiegendes Ärgernis retten. Zu diesen gehören, neben dem erwähnten SEK-Einsatz und Showdown, vor allem die Grundkonstruktion der Geschichte sowie einige amüsante Situationen, die sich nicht allzu ernst nehmen. Im Gegensatz zum ersten Teil, der überwiegend im Laborkomplex spielte und das Vorfeld sowie die Durchführung des Experiments ebenfalls aufzeigte, liegt diese Phase hier bereits in der Vergangenheit: Die Mordserie ist schon lange im Gange, der blutige Angriff auf Villiers, welcher den Einstieg markiert, läutet den nächsten Abschnitt ein, nämlich Griffin´s Jagd auf das „Buffer“-Mittel – eine Wiederholung bekannter Geschehnisse wird so geschickt umgangen. Auflockernde Momente, wie ein Teeanger-Nachbarspärchen beim sexy Home-Video-Dreh (Stichwort: Nachtsichtfunktion) oder das Gespräch einer blinden Frau mit dem Unsichtbaren im Fahrstuhl, empfand ich als positiv unterhaltsam, wie auch Slater´s Reaktion darauf, dass ein Offizier ihn im Kampf mit einen Füller erwischt hat („A Pen?!? You stabbed me with a God-damn Pen?!?“), während man sieht, wie sich die Tinte in jenem Bereich des Körpers verteilt. Cool fand ich außerdem einige Szenen, in denen Personen aus dem Nichts mit voller Wucht umgerissen werden. Unterlegt wurde alles übrigens mit einem überdurchschnittlich guten Score von Marcus Trumpp (“Hellboy“/“the Omen`06“).
Regisseur Fäh hat „Hollow Man 2“ routiniert, aber gesichtslos inszeniert, was gewiss (u.a.) mit dem recht uninspirierten Drehbuch voller Klischees sowie den Budget-Limitierungen zutun hatte. Wie die meisten „DTV“-Sequels, handelt es sich um ein im Grunde annehmbares Einweg-Produkt, das man sich, sofern man keine allzu großen Ansprüche hegt und nicht konstant einen direkten Vergleich zum Original heraufbeschwört, durchaus mal ansehen kann, denn trotz aller Schwächen vermag es einigermaßen zu unterhalten – ein zukünftiges wiederholtes Sichten muss dann allerdings doch nicht sein. Langweilig wurde mir jedenfalls nicht. Ein Grund dafür war vielleicht der irgendwann aufkommende, belustigende Gedanke, dass es ja eigentlich ein nackter Christian Slater sein soll, der da durch den Regen stapft, sich seinen Weg durch die Menschenmenge bahnt oder, von einem Auto angefahren, in eine Schaufensterscheibe geschleudert wird …
(mit einer gewissen Tendenz hin zur „5“)
Die deutsche DVD von "Sony" erscheint am 05. September 2006. Wenn man von der RC1 ausgeht, darf man bedenkenlos eine hervorragende Bild- und Tonqualität erwarten - und vielleicht schaffen es sogar die Extras der US-Version (u.a. ein "Making of" und "Storyboard Vergleich") auf die deutsche Scheibe...
