Supernova - Wenn die Sonne explodiert
Originaltitel: Supernova
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: John Harrison
Darsteller: Luke Perry, Tia Carrere, Peter Fonda, Clemency Burton-Hill, Emma Samms, Jessica Brooks, Eliza Bennett, Marcus J. Pirae, Philip Lenkowsky, Lance Henriksen u.a.
Vor mehr als 4 Millionen Jahren ereignet sich in den Weiten des Universums eine verheerende Supernova, die ihr gesamtes Sonnensystem zum Kollabieren bringt und diversen Planeten und Sternen zum Verhängnis wird. Gesteinsbrocken und Überreste des Systems prallen nun, Millionen Jahre später, in unsere Sonne und bringen sie förmlich zum Überkochen. Ein Wissenschaftler namens Shepard, der diese Vorgänge auf der Sonne und die daraus resultierende Zunahme der Sonnenleuchtkraft genauestens beobachtet, beginnt nun diverse Berechnungen anzustellen und kommt zu dem Ergebnis, dass auch unsere Sonne ihrem Ende entgegen gehe. Doch anstelle die Behörden über seine Entdeckung zu informieren, setzt er sich lieber ab und will die letzten Tage in aller Ruhe zubringen. Sein Mitarbeiter Dr. Richards gerät nun ins Zentrum des Interesses verschiedener Gruppen, vermutet man doch, dass er Zugang zu wichtigen Informationen in Bezug auf Shepards Verschwinden und seine Forschungsergebnisse hat. Leider weiß auch Richards so gut wie nichts zu den Vorgängen zu vermelden. Doch aufgrund diverser Naturerscheinungen, Einschlägen von Sonnenteilen auf der Erde und mit Hilfe des Wissensinputs anderer Wissenschaftler ist auch ihm bald klar: Die Sonne wird implodieren und unser Sonnensystem mit sich reißen.
In dieser Phase trifft er auf Colonel Williams, der ihn als Bestandteil einer Art Elite auserkoren hat, die man in unterirdische, stadtähnliche Einrichtungen verbringen will. Tief unter der Erde hofft man die anstehenden Katastrophen zu überstehen (Muhar har har har har har har har har har), um danach die Erde wieder zu bevölkern. Leider führt Williams ein sehr rigides Kommando, das zum Beispiel Richards Familie nicht als rettungswürdig erachtet. Gemeinsam mit einer Agentin von Williams, deren Eltern ebenfalls "aussortiert" wurden, flieht Richards aus der Phoenix genannten Basis und will in dem chaotischen Treiben seine Familie finden. Zugleich hofft er einen Ausweg aus der bevorstehenden Misere zu finden ...
Und die findet er auch. Ist ja klar. Diese Auflösung entpuppt sich dann als dermaßen hanebüchen, dass sogar der Film selber nicht viel Zeit darauf verschwendet, sie auch nur ansatzweise zu erklären, ist sie doch schon im Ansatz so hirnverbrannt, dass es weh tut. (Stichworte seien: Datenbasis für Shepards Berechnungen lieferte Meteoritengestein ... was hat das mit der Sonne zu tun?) Im Grunde fällt dieser eine Unlogikpunkt allerdings kaum auf, lanciert der ganze Film doch Fehler um Fehler. Zum Beispiel besitzt man hier schon Techniken, um die Sonne LIVE zu beobachten. Bestandteile der Sonne, die auf die Erde niedergehen, legen Lichtjahre an Entfernungen binnen einiger Minuten zurück und und und. Ich denke, ein halbwegs an dem Thema Sonne, Weltraum usw. interessierter Mensch wird sich hier recht bald vor Lachen am Boden krümmen. Allerdings ist dies ja nun ein Disastermovie und wie wir ja wissen, gehorchen diese ganz eigenen Regeln. Dazu gehört freilich auch das Aufbauen einer eigenen, zumindest für die Laufzeit des Filmes und für den Film selber funktionierende Logik. Diese wichtige Regel missachtet Supernova denn auch gleich massiv. Alle wissenschaftlichen Erklärungen geraten hanebüchen und dumm. Die Darsteller machen nicht einmal ansatzweise den Eindruck, als würden sie glauben, was sie da vor sich hinlabern und die Handlungen der Charaktere sind so dämlich, wie es nur geht. Nehmen wir beispielsweise den Charakter des Wissenschaftlers Shepard. Er weiß vom Untergang der Erde und macht was? Klar, er haut ab auf eine tropische Insel und verbringt da seinen Lebensabend mit ner heißen Schnitte. Dabei schüttelt er sogar Verfolger ab, die ihn im Auftrag diverser Geheimdienste verfolgen. NUR, warum verfolgen die ihn? Sie haben ja nicht einmal eine Ahnung, was er entdeckt hat usw.! Derartige inkohärenten und dummen Elemente findet man in dem Film zuhauf.
Auch sonst funktioniert die Story nicht, einfach weil sie nicht viel mehr ist, als ein uninspiriert zusammengeworfener Haufen Mist. Meteoriten knallen in die Sonne und lassen sie hoch kochen, weshalb Teile ihrer Korona (LOL) auf die Erde krachen. Dies ist eindeutig bei Armageddon geklaut (nur das eben die Sonne im Weg ist ;-)), inklusive Effektideen und Kameraeinstellungen bei den Einschlägen der Sonnenteile. Die Idee mit den unterirdischen Basen kennen wir aus Deep Impact, das Aussortieren geeigneter Menschen sowieso. Sich verändernde Magnetfelder und darum verrückt spielende Tiere gab es in Core zu sehen und auch der Rest ist alles mögliche, nur nicht neu. Lustigerweise dachte man, dass all diese Storyteile nicht spannend genug wären, also baute man für die Frau von Richards auch noch eine persönliche Nemesis in Form eines Serienkillers ein, der - nur bewaffnet mit ner hässlichen Visage - dank der Vorgänge auf Erden freikommt und sich NATÜRLICH auf den Weg zu der Frau macht. Dieser Storyteil ist so selten dämlich und unpassend, wie man es sich kaum vorstellen kann. Konsequenterweise lässt man die gesamte Supernovablase und damit JEDWEDE Spannung dann auch 25 Minuten vor Schluss komplett platzen und räumt so den Weg frei für eine Art Kap der Angst Showdown. Hallendes Gelächter war die Folge. Auch sonst ist Spannung hier Mangelware. Fernsehtypisch verkommen viele Spannungsspitzen zu sinnlos zugequasselten, langweilig abgefilmten und maximal auf Sparflamme köchelnden Cliffhangern für die Schwarzblenden in die Werbepausen. Echte Spannung oder ein durchgehender Spannungsbogen ist hier schlicht nicht existent. Irgendwann weiß man eh nicht mehr, was nun eigentlich wirklich im Interesse des Filmes stand. Die Suche nach den Angehörigen, der Deep Impact Plot, ein großer Big Bäng mit Ende der Menschheit? WAS? WAAAAAAAAAS?
Darstellerisch sieht es gleich richtig desaströs aus. Luke Perry als Held zu besetzen, ist ein Fehlgriff von fast biblischen Ausmaßen. Der Mann, von dem die Sage herumgeht, dass er zu Beverly Hills 90210 Zeiten mehr Geld angeboten bekam, wenn er seine Stirn James Dean gleich beständig in Falten legt und damit seinen Rebellcharakter verstärkt, verfügt über das Charisma eines Hamsters im Wäscheautomat. Hier ein Dackelblick, da die Stirn in Falten gelegt ... fertig. Denkt er ...! Tia Carrere als sein weiblicher Sidekick macht auch alles Mögliche, eine Identifikationsfigur kann sie dabei aber nicht erschaffen. Lustigerweise besetzte man die doch recht asiatisch anmutende Tia als Latinodame mit dem Namen Delgado ... ob das politisch korrekt ist? Im übrigen hat sie mir in ihrem Playboyshooting bedeutend mehr gefallen als in diesem Mist hier, wobei man nicht weiß, was nun endgültiger für ein Karriereaus steht: Das Blankziehen im Playboy mit knapp 40 oder das Mitwirken in einem Film, der einem Schuss in den Ofen gleichkommt. Emma Samms (Denver Clan) verkommt in ihrer Rolle als Reporterin bestenfalls zu einer Karikatur derselben und das Drehbuch schafft es bis kurz vor Schluss NICHT, sie auch nur halbwegs plausibel in den Plot einzubinden. Peter Fondas Figur des Shepard habe ich ja bereits als Witz abgetan, daran kann auch dieser versierte Mime nichts ändern. Einzig Lance Henriksen bringt als reaktionärer Sozialdarwinist ein wenig Glanz in die Bude, ohne dabei irgendwie spielen zu müssen. Er spult seine Dialoge zurückhaltend und ruhig ab und kann alleine dadurch mehr reißen, als alle anderen Darsteller von Supernova zusammen. Insgesamt ist diese Hallmark Produktion somit startechnisch recht dünn bestückt, was doch verwundert, ist man dahingehend doch sonst etwas mehr gewohnt.
So kommt man schnell zu dem Eindruck, man habe das Geld für etwas Besonderes aufgehoben. Vielleicht für das Desaster? Naja, wohl eher für ein paar feuchtfröhliche Grillabende des Produktionsteams oder für Black Jack und Nutten. Für Effekte zum Beispiel wurde kein Geld aufgewendet. Schon die Supernova zu Beginn des Filmes ist ein grandioser Mix aus Hui und Pfui. Tolle Partikeleffekte der ausgesandten Ionenstrahlen und Feuerwände treffen auf flächige, in kleine Splitter zerberstende Planeten (meines Wissens räumliche Körper und keine flachen Scheiben LOL). Die Oberflächen der Himmelskörper überzog man mit massig Unschärfe- und Verwischungseffekten, was - mit Verlaub - einfach nur scheiße aussieht. Außerdem versuchte man auf dem Bildschirm immer extrem viel passieren zu lassen. Vermutlich um so von den Effektmankos abzulenken. Dummerweise hat man bei Supernova auf diesem Wege plötzlich ganz viele Mankos nebeneinander auf dem Bildschirm! Grandios ... schlecht. Auch auf der Erde einschlagende Plasmabrocken bilden einen solchen halbgaren Mix. Solange die Dinger in der Luft sind, sehen die richtig gut aus. "Interagieren" sie mit der Erde, ist es aus mit der Herrlichkeit. Im großen und ganzen sind die Effekte für diese Fernsehproduktion dennoch durchaus zweckmäßig und funktionieren einigermaßen, wird doch klar, was sie bebildern sollen. Subjektiv und eigentlich auch objektiv betrachtet sind sie totaler Müll. Die Hand Made Effekte beschränken sich auf das Zeigen verwüsteter Straßenzüge usw. und funktionieren sehr gut, werden aber mit derartig vielen Klischees zugestellt, dass sie kaum auffallen, da man sich permanent die Hand vors Gesicht schlägt und so kaum das Treiben auf dem Bildschirm erkennen kann. Hier ist alles drin, was schon anno dazumal im Katastrophenfilm recht und billig war. Plündernde Menschen, sich gegenseitig schlagende Menschen, Rotten von Menschen, die andere aus Autos ziehen (warum auch immer) und mittendrin mein Lieblingsbild aus Katastrophenfilmen: Der Mann mit Kreuz, der aus der Bibel zitiert! Alles an Bord, was "Spaß" macht.
Was bleibt ist ein wüstes Sammelsurium aus den letzten großen Disastermovies wie The Core, Armageddon und Deep Impact MINUS ALLEM, was den Charme dieser Filme ausgemacht hat, als da wären: spitzen Effekte, knurrige Helden, ironische Sprüche, Action, pathetische Mucke, allgemein sympathische Charaktere, die zum Mitfiebern verleiten, Tempo, Spannung und eine halbwegs plausible, wenigstens im Rahmen der Filmhandlung funktionierende Logik. Möge die nächste Supernova diesen Mist bald wegbrennen ...
Eine DVD von diesem Film gibt es in deutschen Landen bisher noch nicht, in den USA findet man eine Code 1 von dem Label: Platinum Disc
In diesem Sinne:
freeman
Supernova - Wenn die Sonne explodiert
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