Adaption.

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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Vince
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Adaption.

Beitrag von Vince » 03.10.2006, 20:55

Adaption.

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Originaltitel: Adaptation.
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2002
Regie: Spike Jonze
Darsteller: Nicolas Cage, Meryl Streep, Chris Cooper, Rheagan Wallace, Jane Adams, Agnes Baddoo, Jim Beaver, Brigitte Bogle, Caron Colvett, Lynn Court, Brian Cox, John Cusack, John Etter, Roger Fanter, Gary Farmer

Hallo, mein Name ist Charlie Kaufman. Ich bin Drehbuchautor.

Nun ja, genau genommen BIN ich nicht Charlie Kaufman. Meine Eltern sind vor 23 Jahren auf die Idee gekommen, mich „Sascha“ zu nennen. Im Internet passe ich mich den geltenden Konventionen an und lege mir einen Nickname zu, um ein gewisses Maß an Anonymität zu gewähren. Für mein direktes Umfeld heiße ich also „Sascha“, für die Nutzer dieses Forums heiße ich „Vince“. Das ändert aber nichts an einer entscheidenden Tatsache: Ich bin WIE Charlie Kaufman. Ein Mensch. Ich bin auch WIE Donald Kaufman. Auch ein Mensch. Wir alle teilen dieselbe Herkunft. Na ja, ich werde wohl aus einer anderen Stadt kommen als der Leser dieses Reviews, oder doch zumindest in einem anderen Haus wohnen, eine andere Lieblingsfarbe haben und so weiter. Was ich aber sagen will: Wir alle sind vom gleichen Ursprung. Der Urknall ist es, der uns alle miteinander verbindet, und was aus uns geworden ist, was uns von anderen Spezies und voneinander unterscheidet, nennt man Adaption.

Aber wo war ich noch gleich? Richtig, ich bin wie Charlie Kaufman. Das ist verdammt richtig, denn ich habe gesehen, wie er versucht, ein überwältigendes Werk namens „Der Orchideendieb“ von einer Roman-Autorin namens Susan Orlean – eigentlich aber von einer Schauspielerin namens Meryl Streep – zu adaptieren, und zwar auf das Muster eines Drehbuchs. Das Werk ist nämlich so wundervoll, dass man sich entschlossen hat, es zu verfilmen. Und Kaufman weiß es so sehr zu schätzen, dass er gar nicht weiß, wo er anfangen soll. Es soll ja schließlich kein 08/15-Actionkracher werden. Er will stattdessen einen Film über Blumen machen. Ein hermeneutisches Werk, das einfach die Schönheit des Motivs an sich einfangen will, ohne es einer Veränderung zu unterziehen. Keine Vanitassymbole, ewige Schönheit soll paraphrasiert werden. Aber klappt das?

Das frage ich mich auch. Denn wie gesagt, ich bin in derselben Situation wie Charlie Kaufman. Ich habe einen Film von einem Regisseur namens Spike Jonze gesehen (ist das sein richtiger Name, oder verbirgt sich hinter ihm noch ein Schauspieler?) Er hieß „Adaption“ und ich war überwältigt. Nun habe ich die Aufgabe, ein Review über diesen Film zu verfassen. Ich will aber nicht krachbumm-mäßig über die Anatomie der spektakulär realistischen Autocrashs, die darin vorkommen, schreiben. Auch nicht über die oscarreifen Leistungen einer Meryl Streep, eines Chris Cooper (der Orchideenmann, der dann auch den Oscar bekam), eines Nicholas Cage und noch eines Nicholas Cage. Mir liegt vielmehr am Herzen, die Einzigartigkeit des Films aufzuzeigen. Aber wie, um Gottes Willen, soll ich das anstellen? Ich kann das nicht, ich habe dazu nicht das Talent.

Ich habe Hunger. Ich brauche einen Kaffee.

Also, wo fange ich an? Wenn ich die Quintessenz des Werkes erfassen will, muss ich zu den Ursprüngen zurückgehen. (Hmmm... ein Donut wäre auch nicht schlecht) Wie erfasst man den Ursprung eines Films? Sollte man die Handlungselemente immer weiter komprimieren, bis nur noch ein einziges Wort übrig bleibt? In dem Fall wäre das wohl der Titel. Adaption. Also gut, was ist das? Adaption ist ein Anpassungsprozess. Wer kennt Charles Darwin? Ja genau, der mit dem „survival of the fittest“-Ding. Natürliche Selektion, eine sich verändernde Umwelt. Die sich in dieser Umwelt befindenden Subjekte müssen sich anpassen und verändern, um weiterhin existieren zu können. Die Welt dreht sich, und mit ihr alle ihre Bewohner. Selbst die Haie und einige andere Meeresbewohner können dem zwar teilweise widerstehen, aber eben doch nicht ganz, auch sie haben sich verändert.
Wenn man so will, ist Charlie Kaufman der Hai, sein Bruder Donald dürfte dann wohl das Chamäleon sein, denn er passt sich unentwegt den neuen Situationen an. Ist es nicht komisch, dass die beiden Zwillinge sind? Genau genommen sind sie mehr als das, nämlich ein und dieselbe Person; immerhin werden sie von einem Schauspieler gespielt, Nicholas Cage. Wie paradox. Das ist auch die zweite Lesart des Begriffes „Adaption“: Charlie muss leben. Ja, genau wie Frankenstein muss auch Charlie leben. Er muss sich verlieben, er muss Theorie gegen Praxis eintauschen, weniger über sich selbst nachdenken, keine Situationen im Kopf vorzeichnen, sie lieber ergreifen, solange sie noch da sind. Adaption nennt man also auch die Eingliederung in den Prozess anstatt von Isolation. Man sollte meinen, beim Menschen gestaltet sich das schwieriger als etwa bei einer Biene, die Blumen bestäubt, weil die nicht nachdenken muss. Sie ist Teil eines Kreislaufs, der viel gewaltiger ist, als sie jemals ahnen wird. Der Mensch hingegen scheint noch mit dem Hindernis kämpfen zu müssen, das Potential zu besitzen, alles zu durchdenken. Aber ist das wirklich ein Hindernis? Immerhin gibt es am Ende ja verblüffende Wendungen, Action, Verfolgungsjagden, sprich: Veränderungen, und das, obwohl der gute Charlie eigentlich nur die Einzigartigkeit von „Der Orchideendieb“ in einer hermeneutischen Spirale einfangen wollte.

Die dritte Lesart ist die simpelste, denn sie bezeichnet das Übertragen einer literalen Form in die andere, nämlich vom Roman zum Drehbuch, wobei dieses wiederum am Set in das Interagieren zwischen den Schauspielern adaptiert wird, das setzt sich dann zum Film zusammen, wird auf die Leinwand adaptiert, von dort in die Köpfe der Kinogänger, wird außerdem noch auf DVD adaptiert, von da in die Köpfe der Heimkinofans. Bezeichnend ist deswegen auch, dass Spike Jonze es sich nicht nehmen ließ, Behind-the-scenes-Aufnahmen seines sowieso schon behind-the-scenes-lastigen Vorgängerfilms „Being John Malkovich“ in den Handlungsverlauf von „Adaption“ zu integrieren. Was für eine Vielschichtigkeit, beinahe wie die Blätter einer Blume.

Aber ist das genug? Wenn ich ein Seminar für das Verfassen von Reviews besucht hätte, wüsste ich, dass es nicht genug wäre. Man würde mich demütigen, mir sagen, dass ich nichts vom Leben verstehe. Wer will schon einen Film sehen, in dem nichts passiert? Wer will ein Review lesen, in dem nichts über Schauspieler, Regie, Kamera, Special Effects, Story, Schnitt gesagt wird?

Kann dieser Monolog, der hier vonstatten geht, eigentlich als Off-Kommentar aufgefasst werden?

Nun gut, ich habe es eingesehen.
„Adaption“ ist ein vielschichtiges, unkonventionelles Werk, welches das Leben als solches thematisiert sowie all seine doppelten Böden. Nicholas Cage brilliert in einer Doppelrolle als die Gebrüder Kaufman. Nicht minder genial spielen Meryl Streep und Chris Cooper ihre Rollen als Romanautorin Susan Orlean und das Hauptmotiv für ihren Roman, der Orchideenmann. In prachtvollen Bildern erzählt Regie-Genie Spike Jonze eine Geschichte von vier Menschen gleich auf mehreren Ebenen, welche sich mit zunehmender Zeit immer mehr ineinander verstricken und im Finale mit einem Knalleffekt wieder aufgelöst werden. Ein wahres Meisterwerk, das den Jonzeschen Mikrokosmos geschickt weiterstrickt.

Und doch – am Ende zählt der Mensch.
Ist „Adaption“ eine Komödie? Nein, es ist das Leben.
:liquid9:

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Eine DVD kommt aus dem Hause Columbia TriStar mit wechselhafter Bildqualität und kaum Extras. Selbstverfreilich ungeschnitten.

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Beitrag von Fäb » 03.10.2006, 21:17

Yeah, fettes Review, ist aber schon was länger in der ofdb wenn ich mich nicht irre? Richtig geiler Film! :yeah: Auch ich habe da die 9 gezückt und im Zuge dessen direkt auch noch Being John Malkovich gekauft, den ich zwar schonmal gesehen hab aber ich glaub da war ich zu jung und der hat mich eher verwirrt und ich konnte nix damit anfangen. Adaption rockt jedenfalls gewaltig, Cage sowieso aber das Gespann Streep/Cooper fast noch mehr :lol:

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Samir
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Beitrag von Samir » 03.10.2006, 21:49

Ich sag doch das mit dem Cage wird schnell gehen ;)

Review hab ich ja damals schon bei den Narren gelesen, fein wie immer und weckt interesse. Hab ihn ja noch nit gesehen

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 04.10.2006, 17:13

Erm, yo Vince, nochmal fantastisches Review :D

Toller Film, herrlich krank! ;)
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
Nein Mann ich will noch nicht gehen
Ich will weiter auf dich schiffen
Solang bis du erkennst
Dass meine Pisse keine Fanta ist :D
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Beitrag von Vince » 04.10.2006, 17:33

MysteryBobisCREEPY hat geschrieben:Erm, yo Vince, nochmal fantastisches Review :D
Thx Bob - für beide Filme. :wink:

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