
Originaltitel: Se hok baat bo / Snake and Crane Arts of Shaolin
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1978
Regie: Chen Chi Hwa
Darsteller: Jackie Chan, Lee Yin-Kuo, Chen Chi Hwa, Kam Kong, Nora Miao, Lee Man Tai, Miao Tien, Tung Lam, Cho Chun, To Wai Wo, Miu Tak San, Liu Ya Ying, Wong Chi Sang, Wong Gwan, Margaret Lee Din Long
Yin-Fung (Jackie Chan) ist im Besitz eines Buches über eine umworbene Kampftechnik, die Schlangen- und Kranichstil miteinander vereint, und wird dafür gejagt.
Ein Satz, eine Story. So schematisch, wie dieser Schinken aus der Lo Wei-Produktionsschmiede abläuft, ist es selbst für das ohnehin ewig gleiche 70er-Eastern-Kampfsportgenre eine stramme Leistung. Vom Opener mit einem alleine trainierenden Speerkämpfer vor komplett rotem Hintergrund über das Mädchen, das sich als Junge verkleidet und sich an den Helden hängt bis zum Endkampf auf freiem Feld wird mal wieder jeder Usus abgearbeitet. Der Verlass liegt wieder einzig auf den Kampfszenen, die alles alleine rausreißen sollen, müssen und werden.
So besteht die Handlung einzig aus einer geradlinig verlaufenden Abfolge von Angriffen auf den Mann mit dem begehrten Objekt. Jenes Objekt kann im Hongkong-Martial-Arts-Streifen der Siebziger freilich kein Koffer mit golden schimmerndem Inhalt sein, ein MacGuffin ist es in gewisser Weise dennoch, zumindest vor dem Hintergrund dieses Genres, wo es doch letztlich egal ist, worum genau sich die Chinesen da streiten. Hauptsache, es geht - richtig - um irgendeine Art von Kampfkunst. Schlange und Kranich gehören schon lange zu den beliebtesten Vertretern.
Jackie Chan spielt die Hauptrolle, nur kurz vor seinem nationalen Breakthrough, mit dichtem, langen Perückenhaar und einem weiten Kimono, der ein wenig an seine “Drunken Master II”-Aufmachung erinnert.
Gemäß der Geschichte kommen also nun ständig allerlei böse Menschen auf unseren Hauptdarsteller zu und wollen ihm entweder ans Leder oder ihm helfen. Chan selbst kommt also kaum dazu, mal selbst aktiv zu werden und wird vom Skript automatisch in die Defensive gedrängt. Das führt schon schnell sein Naturell vor gewaltige Probleme, und leider merkt man das auch. Yin-Fung scheint noch ein junger Kerl zu sein, verfügt aber über ein ernstes, fast mysteriöses Gemüt, das dem Standard der unbesiegbare Meister ähnelt, die einem in diesen Gefilden in jedem Film über den Weg laufen. Ein Musterbeispiel dafür ist die Szene am See: Jackies Figur dreht sich nicht einmal zu ihren Gegnern um, während sie dasitzt und angelt, und als ein erster Angreifer sie attackiert, wehrt sie ihn mühelos mit einer Hand ab und flüstert “Pssst!”. Jackie Chan ist das jedenfalls nicht. Von ihm kennt man für gewöhnlich junge Burschen, die provozieren und sich in ihrem Übermut auch mal zu weit aus dem Fenster lehnen. Yin-Fung hat nur wenig von diesen Charakteristika. Chan will sie ihm manchmal eintrichtern, wenn er kurz vor dem Ende einer Szene mal blöde Grimassen schneidet, aber zu Beginn spielt er eine fast unbezwingbare Eminenz - ein trotz aller Klischees dem Standard zuwiderlaufendes Modell.
Besonders problematisch wird es, wenn dieser unbezwingbar wirkende Kerl am Ende doch zum Grünling runtergespielt werden muss, damit es einen dramatischen Schlusskampf gibt. Hier darf derjenige, den wir anfeuern, erst am Ende Überhand gewinnen, zuvor muss er einige Schläge einstecken. Bei genauer Betrachtung verliert Yin-Fung dem Gefühl nach also an Kampfqualitäten, um der Endkampfdramaturgie doch noch Nährboden zu schenken, anstatt mit zunehmender Laufzeit Erfahrung zu sammeln und an Kampfqualitäten zu gewinnen. Eine Fehlkonstruktion, die nicht nur Jackie in seiner Spiellaune hemmt, sondern auch sonst schwer zu akzeptieren ist.
Dann diese ewig gleichen Motive, derer man irgendwann überdrüssig wird, wenn man sich längere Zeit durch Filme dieser Art arbeitet. Ein wenig Chauvinismus der hübschen Frau gegenüber, ein lustiger weiblicher Sidekick, der sich als Junge verkleidet hat, um dem Protagonisten näherkommen zu können und plötzliche persönliche Aufeinandertreffen zwischen alten Bekannten, die sich endlich mal wieder die Hucke vollhauen können. Dies alles in unoriginellen Locations rund um Restaurants, Dorfgemäuer und Lichtungen. Manchmal ein wenig Komödie, manchmal etwas Ernsthaftigkeit.
Hätten diese Streifen nicht immer so sehenswerte Kampfchoreografien zu bieten, würden sie mit Sicherheit schon lange kein Publikum mehr finden. Also ist es schön zu wissen, dass die zumindest fast immer überzeugen können. So auch hier. Als schnell, originell und variantenreich erweisen sich die Experten und schwingen Fäuste, Füße und Speere gleichermaßen mit Eleganz und Stringenz. Besonders interessant ist diesmal auch die Endkampfstruktur geworden, insofern, als dass es Chan nicht nur mit seinem traditionell starken Hauptendgegner zu tun hat, sondern ihm auch noch drei düstere Schergen mit Baskenhäubchen und verhüllten Gesichtern auf den Hals gehetzt werden. Zu viel Zeit lässt sich Regisseur Chen Chi-Hwa zwischen den einzelnen Sequenzen auch nicht, so dass es eigentlich immer was zum Staunen gibt.
Das hilft dann doch locker über die eineinhalb Stunden hinweg, wenngleich es nicht verhindern kann, dass die “Geschichte vom Schlangen-Kranich-Buch” unglaublich beliebiger Standard von sehr geringem Wert ist. Muss man wirklich nicht kennen, denn wer einen kennt, der kennt sie alle.

Nach diversen gekürzten Fassungen brachte Splendid zuletzt eine 17 Minuten längere, ungeschnittene Fassung heraus. Frei ab 16 mit untertitelten Uncut-Szenen im O-Ton. Ton ist effektfrei, aber akzeptabel, das Bild ist unter aller Kanone (mal total unscharf, mal voll mit Artefakten, mal mit derbem Grünstich). Extras gibt es von 8 Trailern abgesehen keine.