
Originaltitel: One Tough Bastard
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Kurt Wimmer
Darsteller: Brian Bosworth, Bruce Payne, Jeff Kober, DeJuan Guy, M.C. Hammer, Neal McDonough, Robert Kotecki, Deborah Worthing u.a.
Während die neuen Trailer von Ultraviolet die Actionfans weltweit mit der Zunge schnalzen ließen und der fertige Film im Endeffekt außer heißer Action und netter Optik nichts zu bieten hatte, war es Regisseur Kurt Wimmer zumindest mit Equilibrium gelungen, ein philosophisches Actionbrett der Spitzenklasse vom Stapel zu lassen. Doch vor Equilibrium und Ultraviolet gab es noch einen Streifen, der davon zeugt, dass auch Kurt Wimmer mal ganz klein angefangen hat. Die Rede ist von seinem geradlinigem, bretthartem Regiedebüt One Tough Bastard, das einst als Starvehikel für B-Held Brian Bosworth lanciert wurde, der heute - im Gegensatz zu Kurt Wimmer - kaum noch jemanden ein Begriff ist.
Hier spielt Bosworth John North, Nahkampfspezialist und Ausbilder bei der Army, der getrennt von Frau und Kind lebt, vor allem aber zu seiner Tochter ein hervorragendes Verhältnis hat. Eines Tages beobachtet die Kleine zufällig einen Waffendeal, den eine der Parteien - US Militärs! - nicht überlebt. Die andere Partei bemerkt die Kleine und kann freilich keine Mitwisser gebrauchen. Dies endet in einem kleinen Massaker, an dessen Ende Johns Ex tot ist, die Tochter im Koma liegt und der in die Ereignisse eingreifende John ebenfalls schwer verletzt wird. Wenigstens konnte er in all dem Chaos den Täter identifizieren.
Acht Wochen später wacht John im Krankenhaus auf und kann nur noch die lebenserhaltenden Maschinen seiner hirntoten Tochter abschalten lassen. Unterdessen wird der Mörder von Johns Familie aus dem Gefängnis ausgelöst ... von Karl Savak, seines Zeichens Cop, der in verschiedenste krumme Sachen involviert ist. Zuletzt hat er sich auf gewaltsame Art die Prototypen einer High Tech Waffe besorgt. Für selbige hatte ihm sein Kumpel - und damit der Mörder von Johns Familie - in dem Waffendeal, den Johns Tochter beobachtet hatte, die Munition besorgt! John bekommt Wind davon, dass Savak den Mörder seiner Familie ausgelöst hat und stellt ihn zur Rede. Savak erweist sich als sehr unkooperativ und erklärt den Mörder zu einem kleinen Fisch, der ihm helfen soll, größere Bäddies an Land zu ziehen. Kurzum: Er macht sich herrlich unbeliebt bei John. Dieser beginnt nachzuforschen und kommt den Waffendealaktivitäten Savaks schnell auf die Spur ... und das ist auch gut so, gilt es doch intensive Rachegelüste zu befriedigen ...
Bosworth ist vor allem zu Beginn heillos überfordert und schadet vor allem dem Einstieg des Filmes ungemein! Dies ist insofern schade, da der Einstieg (Johns Familie muss sterben) brillant inszeniert und mit einem grandios melancholischen Score unterlegt wurde. Doch dann kommt Bosworth hinzu ... sieht seine tote Frau ... keine Reaktion. Seine Tochter als Geisel bemerkt er auch sogleich ... Nichts was ihm eine Reaktion abtrotzen würde. Dann wird er umgeballert, erwacht wieder und muss das Leben seiner Tochter beenden und um seine Familie trauern ... Doch das was er hier abliefert animiert eher zu Lachstürmen denn zu echter Betroffenheit. Hier werden vor allem Erinnerungen an Arnold Schwarzenegger in Collateral Damage wach. Schade. Den Rest des Filmes kann er sich auf seine physische Präsenz verlassen und wirkt nicht mehr gar so verloren. Sobald Wimmer aber soziale Themen anklingen lässt und eben versucht, Bosworth irgendwie einzubinden, ist es wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Die Bäddies dagegen sind Charakterfressen durch und durch, die man, einmal gesehen, nie wieder vergisst. Jeff Kober gibt den Familienmörder und rangiert mühelos zwischen schmierig und White Trash pur. Seinen Chef Savak gibt Bruce Payne, Bäddie aus Passagier 57, mit Nasenpiercing, langer Matte und eiskalter, bösartigster Präzision. Hammer. Die beiden hätten einen echten Kontrahenten verdient gehabt. Als Abnehmer für Savaks Waffen agiert im übrigen der Rapper MC Hammer und das sogar ganz ansehnlich!
Gemeinsam stemmt man eine dünne, immer geradlinig dargebotene Rachstory, die sich ab und zu minimale Schlenker in Richtung Sozialkritik erlaubt und so schon früh aufzeigt, dass Wimmer seine Filme nicht gerne nur als hohle Actionshow präsentieren wollte. Hier gibt es ein paar Bilder der rasenden Kriminalisierung der Großstädte, die zwar teils recht plakativ daherkommen, ab und zu aber wahrlich sitzen ("Welche Schuhgröße hast du?"). Ansonsten ist die Story freilich nur Aufhänger für die Actionszenen, die mehr als nur ordentlich ausfallen. Die Infights von Bosworth sind genial choreographiert und haben sowohl Härte als auch Wucht. Die Ballereien zeugen von Wimmers Stilwillen und überzeugen mit einigen nett blutigen Shoot Outs. Auch geile, machomäßig dumme Komik gibt es hier zu bestaunen, etwa wenn John North vor einer Prügelei im Beisein seiner "Opfer" schon mal ein paar Notarztwagen für sie bestellt ... Schade ist, dass Wimmer keinen echten Showdown wuppt, bzw. in dem vorhandenen Showdown schlicht und ergreifend kein Kanonenfutter mehr vorhanden ist, um John langfristig zu beschäftigen. Dafür gerät das Ende genauso optisch souverän wie der Rest des Filmes und legt Zeugnis ab für das optische Gespür des Regisseurs, das ja vor allem in seinen Folgeprojekten ordentlich Wellen schlagen sollte ...
Ein besserer Hauptdarsteller und etwas mehr Action, dieser optisch souveräne und mit guten Bäddies versehene Hardactioner wäre vermutlich ein kleiner Klassiker des Genres. So ist er "nur" der zweitbeste Bosworthstreifen nach Stone Cold ...

Zu den Fassungen in Deutschland nur soviel: Die Spio/Jk Fassung auf Tape ist uncut, die FSK 18 um 5 Minuten gekürzt! Die FSK 18 TV Ausstrahlungen sind noch mehr kastriert. Die einzige deutsche DVD Version kommt in der Actionbox von UV Video (unter anderem mit dem genialen Hard Attack) und bietet nur die FSK 18 Version, leider. Diese ist aber noch durchaus anschaubar, da einige Härten an Bord geblieben sind und vor allem viel Drogengedöhns rausgeflogen ist. Eine uncut DVD gibt es unter anderem in den USA von Artisan ...
In diesem Sinne:
freeman