American Soldiers
Originaltitel: American Soldiers
Herstellungsland: Kanada
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Sidney J. Furie
Darsteller: Curtis Morgan, Eddie Della Siepe, Michael Belisaro, Philippe Buckland, Michael Challenor, Shaun Garrett, Ben Gilbank, Jason Matheson, Brett Ryan, Paul Sturino, Kevin Walker u.a.
Im Jahr 2004 ist der Irakkrieg bereits beendet. Dennoch sterben in genau diesem Jahr mehr amerikanische Soldaten als im eigentlichen Krieg! Einen Tag aus dieser Periode schildert nun der neue Sidney J. Furie Streifen. Wir begleiten einen Platoon an jungen Soldaten, der einen Konvoi eskortieren soll. Dabei geraten sie schneller unter feindliches Feuer als sie "Saddam ist pöse" sagen können. Bei diesem Schusswechsel wird ihr Sergeant angeschossen. Da die Lage zu prekär ist, kann er nicht einfach per Hubschrauber ausgeflogen werden. Also beschließt man ihn in ein nahegelegenes Krankenhaus zu bringen. Just als man es kurzfristig gesäubert hat und der Sergeant behandelt werden kann, greifen die Iraker wieder an. Man muss das Krankenhaus aufgeben und zieht zu einer irakischen Polizeistation weiter. Doch auch hier wird man nicht lange verweilen können. Das eigentliche Ziel ist so schnell klar. Man muss zurück zur Homebase, koste es was es wolle ...
American Soldier klingt nach einem Antikriegsfilm oder zumindest einem Kriegsfilm. Beide Genres bedient der Streifen aber nicht wirklich. Für einen echten Kriegsfilm fehlt es einfach an aufwändigem Gekröse, dicken Schlachtenszenen und vor allem materiellem Aufwand. Die Antikriegstendenzen werden derweil von dem hanebüchenen und megakruden Dialogbuch unterwandert, das den Soldaten Sätze in den Mund legt, die an Idiotie kaum noch zu überbieten sind. Obendrein werden ein wenig zu pflichtbewusst (oder besser ungelenk) die diversen Antikriegsfilmklischees abgeklappert. Was bleibt ist ein relativ straight durchgezogener Actionstreifen, der mit seinem pseudodokumentarischen Anstrich offensichtlich gerne im Black Hawk Down Fahrwasser schippern möchte, dessen Klasse aber freilich zu keiner Zeit erreicht. Dennoch kann man konstatieren, dass der Streifen solide Unterhaltung bietet und vor allem mit zunehmender Laufzeit immer erträglicher wird. Woran das liegt, vermag ich nicht einmal zu sagen. Ich schwanke zwischen folgenden Erklärungsansätzen: 1. man gewöhnt sich allmählich an die eher niedrige Qualität oder 2. die mit der Zeit aufgearbeiteten Probleme, von denen man in Verbindung mit dem Irakkrieg häufiger hören musste (Selbstmordattentäter, Foltercamps ...), sorgen für eine Art Grundinteresse. Ich bin mir dahingehend nicht wirklich sicher.
Die Hauptprobleme des Streifens liegen in seinen grottigen Dialogen, der nicht vorhandenen Charakterzeichnung der Soldaten - was freilich für NULL Involvement sorgt, wodurch die extrem pathetischen Sterbeszenen dem Zuschauer nur ein schlichtes Schulterzucken entlocken können -, das komplette Fehlen von Charakterfressen, die in der Lage wären, den Film dennoch zu tragen (von dem Cast des Filmes bleibt wirklich NIEMAND in Erinnerung) und vor allem das beschränkte Budget. Dabei muss man zunächst neidlos anerkennen, dass der Streifen für seine Verhältnisse technisch weitestgehend absolut zu überzeugen weiß! Das permanent braungefilterte Bild verleiht dem Film einen sehr stylischen Look und die Bebilderung der Szenen abseits der Action gerät absolut stimmig. So fällt zum Beispiel gar nicht weiter auf, dass American Soldiers im günstigen Kanada gedreht wurde! In der Action, die fast minütlich auf den Zuschauer niedergeht, wird Sydney J. Furie dann energetischer in den Bildern. Es setzt schnelle Zooms, Schwenks und er geht ganz nah ran an "seine" Männer. Leider fehlt gerade in der Action etwas mehr Aufwand. Mindestens zwei Kameras mehr wären dringend notwendig gewesen, um zum Beispiel auch offensichtliche Mängel kaschieren zu können! Denn es fällt schon unangenehm auf, wenn einmal Blutbeutel platzen, dann wieder nicht. Oder wenn eine Explosion, aus der einzig vorhandenen Perspektive bebildert, sichtlich VOR dem "explodierenden" Objekt geschieht. Dass es vor allem an Kriegsgerät fehlte, sieht man bei den fast schon unfreiwillig komischen Einlagen, in denen beispielsweise ein Hummer der Amerikaner - ungelogen - 5 mal frontal von einer Panzerfaust getroffen wird, dies aber nicht einmal Kratzer am Lack hinterlässt! Irgendwann versagt dann sein Motor ... Auch mangelt es den Settings der Action etwas an Abwechslung. Meist vollzieht sie sich im freien Gelände und lässt Häuserkämpfe und dergleichen mehr leider weitestgehend außen vor. Am eindrucksvollsten fällt noch das letzte Gefecht im Film aus, bei dem die Amis erst vollkommen ihre Munition aufbrauchen, um sich dann darauf einzustellen, von den angreifenden Irakern schlichtweg überrannt zu werden. Glücklicherweise stürmen die lieber "Alah ist groß" schreiend und in die Luft feuernd die Stellung und damit in die aufgeklappten Messer der Amis! Bei dem folgenden Geschlitze wird dann die FSK 18 Freigabe auch ein wenig greifbarer, bleibt man doch bis dahin - abgesehen von einigen Kriegsgräuelbildern wie halbierten Soldaten - ziemlich zahm.
Das Ergebnis ist ein Streifen, der gerne hehre Motive transportieren würde, sich selbst aber durch dumme Dialoge, keine Charakterzeichnung, pathetisch zugelaberte - meist peinliche - Sterbeszenen und Mängel im Produktionsdesign selbst torpediert. So mutiert der Film recht schnell zu einer immerhin langeweilefreien Aneinanderreihung von Ballerszenen, die zum Ende hin immer besser geraten. Dennoch wäre hier deutlich mehr drin gewesen, was schon die eigentlich kompetente Optik und der gelungene Score eindrucksvoll unterstreichen.
Die deutsche uncut (FSK 18) DVD von MiB bietet eine vernünftige Bildqualität und eine absolut miese deutsche Tonspur. Die deutschen Dialoge wirken wie in einen Eimer gesprochen, die Stimmen passen nicht zu den Charakteren und lassen den Film wenig authentisch wirken! Ein Umschalten in die englische Tonspur fördert da ein wesentlich realistischeres Bild zu Tage. MiB sollte langsam mal seine Synchronpolitik überdenken, denn diese Synchro ist - wie so oft bei MiB - NICHTS wert.
In diesem Sinne:
freeman
American Soldiers
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