Masters of Horror (Season 1)
Masters of Horror (Season 1)
Season 1, Episode 1:
Incident on and Off a Mountain Road
7/10
Season 1, Episode 2:
H.P. Lovecraft's Dreams in the Witch-House
5/10
Season 1, Episode 3:
Dance of the Dead
6/10
Season 1, Episode 4:
Jenifer
4/10
Season 1, Episode 5:
Chocolate
5/10
Season 1, Episode 6:
Homecoming
2/10
Season 1, Episode 7:
Deer Woman
4/10
Season 1, Episode 8:
John Carpenter's Cigarette Burns
7/10
Season 1, Episode 9:
The Fair-Haired Child
9/10
Season 1, Episode 10:
Sick Girl
9/10
Season 1, Episode 11:
Pick Me Up
4/10
Season 1, Episode 12:
Haeckel's Tale
6/10
Season 1, Episode 13:
Imprint
9/10
“Incident on and Off a Mountain Road”
(Season 1, Episode 1)
Regie: Don Coscarelli
Darsteller: Bree Turner, John DeSantis, Ethan Embry, Angus Scrimm, …
Willkommen zur „Masters of Horror“-Anthology, dem von Mick Garris („Sleepwalkers“) ins Leben gerufenen sowie vom US-Kabelsender „Showtime“ produzierten Treffen der Genre-Großmeister. Eine Auswahl von auf diesem Gebiet hoch angesehenen Regisseuren präsentiert je eine rund 50- bis 60-minütige Episode und lotet so zum Teil die Grenzen des gewählten TV-Formats aus (Miike hat jene allem Anschein nach gar überschritten). Den Anfang macht Don Coscarelli, bestbekannt für „Bubba Ho-Tep“ oder der „Phantasm“-Reihe, mit seinem Beitrag „Incident on and off a Mountain Road“…
Irgendwo auf einer abgelegenen Landstraße, welche sich kurvenreich durch eine dicht bewaldete Bergregion schlängelt, versucht sich Ellen (Bree Turner) inmitten der nächtlichen Stunden auf die Fahrbahn zu konzentrieren sowie die Oberhand gegenüber aufkeimender Müdigkeit zu bewahren. Zuvor hatte sie sich (nach einer nur kurzen, schnell eingegangenen Ehe) von ihrem Mann Bruce (Ethan Embry) getrennt, denn die Liebe auf den ersten Blick war leider ziemlich rapide verblasst. Der Hauptgrund dafür bestand in der Tatsache, dass er sich mit der Zeit als fast schon fanatischer Survival-Freak entpuppte, der fest davon überzeugt war, gut gerüstet auf eine drohende Anarchie in den Großstädten vorbereitet sein zu müssen, weshalb er jene auch soweit möglich mied und die Zeit lieber in ländlichen Gebieten verbrachte. Diese Tatsache, in Verbindung mit der ganzen gelebten Philosophie, war Ellen schon bald über den Kopf gewachsen – zumal sie sich in Selbstverteidigung und Waffengebrauch als eher unbegnadet entpuppte, was Bruce wiederum enttäuschte. So wurde die Beziehung zunehmend vergiftet, weshalb ein konsequenter Schlussstrich gezogen werden musste, an den ihre jetzige Heimfahrt nun direkt anknüpft.
Nach dem Abschluss jenes Kapitels ist für Ellen also eine neue, optimistische Lebensphase angebrochen – welche aber erst einmal mit einem Knall beginnt, nämlich als sie, abgelenkt vom Radio, ein verlassenes Fahrzeug hinter einer Kurve zu spät sieht, dieses (trotz eines eingeleiteten Ausweichmanövers) rammt und schließlich etliche Meter weiter zum Stehen sowie kurz darauf auch aus einer eingetretenen Bewusstlosigkeit wieder zu sich kommt. Beim folgenden Bestreben, sich nach dem Verbleib der Insassen des anderen Wagens zu erkundigen, findet sie den Innenraum blutverschmiert vor, wie auch eine Spur, welche hinüber zur Böschung führt, von wo aus sie plötzlich das Wimmern einer Frau vernimmt. Statt einer Verletzung stellt sich jedoch heraus, dass diese gerade von einer zwei Meter großen, glatzköpfigen, weißhäutigen Gestalt (John DeSantis) verschleppt wird, welche Ellen (bei Bemerken) augenblicklich mit einem Messer angreift. Per beherzten Sprung den Abhang hinunter gelingt ihr vorerst die Flucht in den Wald hinein, doch ihr Verfolger hat es nun primär auf sie abgesehen und hetzt sie fortan gnadenlos durch die Nacht, bevor sie sich auf einige Dinge (wie etwa die Konstruktion von Fallen) besinnt, welche ihr Bruce immer beizubringen versucht hatte. Diese überraschende Gegenwehr macht sie (in den Augen des Jägers) zu einer noch attraktiveren Beute. Letztendlich findet sie sich trotzdem irgendwann gefesselt im Keller einer kleinen Hütte wieder, umringt von einer Vielzahl Leichen in unterschiedlichen Verwesungsstadien sowie einem singenden, Süßigkeiten-liebenden alten Mann namens Buddy (Angus Scrimm), der ihr einige (nicht gerade erbauliche) Informationen bezüglich „Moonface“ liefert. Verzweifelt versucht sie sich den Ketten zu entledigen – unwissend, dass ihr Albtraum gerade erst richtig begonnen hat…
Regisseur Coscarelli hat mit „Incident on and off a Mountain Road“ einen klassischen „Backwoods“-Streifen umgesetzt und diesen vom Stil her angenehm „old school“ gehalten – angesiedelt irgendwo zwischen “Wrong Turn“, “T.C.M.“ und “the Devil´s Rejects“. Sein Drehbuch (gemeinsam mit Stephen Romano auf Basis einer Joe R.Lansdale Kurzgeschichte verfasst) folgt zwar weitestgehend dem bekannten Verlaufsmuster, allerdings nicht ohne an zentralen Stellen eine Reihe feiner Schema-Abwandlungen aufzuweisen. Sicher, wir haben es erneut mit einem deformierten, degenerierten Hillbilly zutun, der seine Opfer in der Einsamkeit der Region gerne quält und anschließend zum Verwesen überall im Haus verteilt oder (an Holzgerüsten befestigt) auf dem Grundstück aufstellt, doch trotz Klischees (á la Vollmond oder die stürmische Nacht erhellende Blitze), welche auf einer gewissen Weise fast untrennbar mit der Materie vereint scheinen, vermag das Gezeigte über weite Teile zu fesseln und profitiert zudem von einer interessant präsentierten Storyline. Während die Geschichte kurz vorm Unfall einsetzt, wird der sich entfaltende Verlauf gelegentlich von Rückblenden unterbrochen – parallel zu der sich immer weiter zuspitzenden Lage in der Wildnis/Hütte wird das Scheitern Ellen´s Ehe aufgezeigt, was die trostlose Stimmung zusätzlich verstärkt. Zugleich erhält man auf diese Weise die Hintergrundinformationen, warum sie sich so gut mit dem Bau von Fallen auskennt. Natürlich war sie nie wirklich talentiert darin (das hat Bruce ja ständig an ihr gestört), und auch in dieser Situation ändert sich das nicht, was zu zwei recht intensiven Szenen führt. Entscheidend ist jedoch, dass sie kein hilfloses Opfer ist, das erst gegen Ende (endlich) zurückschlägt, sondern von Anfang an clevere Gegenmaßnahmen einleitet und so letztendlich immerhin einen entscheidenden Nutzen aus ihrer ansonsten miesen Ehe zieht. Sie folgt nicht der „Scream-Queen“-Tradition von Campbell, Hewitt oder Biel (etc), sondern nimmt sogleich bei ihrer ersten Begegnung mit dem Killer aktiv den Kampf auf. Das ist eine von diversen Überraschungen, und getreu Bruce´s Aussage „Expect the unexpected“ resultiert alles schlussendlich in einem furiosen Twist, welcher gekonnt die „now the Killer comes back for one last Scare“-Masche umgeht und die letzten Minuten auf eine ganz neue Ebene hebt. Ja, die Wendung ist klasse und vollkommen unerwartet, doch die finalen Ereignisse sind (zugegebenermaßen) leicht überzogen, in dieser Form nicht hundertprozentig plausibel (Stichwort „Shhh“) sowie extrem im Sinne der Inhalte – das ändert aber nichts an ihrem Effekt auf den Betrachter.
Bree Turner (“Jeckyll+Hyde“/“American Pie 2“) ist eine schöne, starke Hauptdarstellerin, ohne dabei zu einer „Barbie im Horrorland“ zu verkommen. Sie überzeugt anstandslos, was ebenfalls für Ethan Embry („Disturbing Behaviour“) gilt, außer dass er nicht wirklich viel zutun hat. John DeSantis („Thir13en Ghosts“) ist als „Moonface“ leider schlichtweg austauschbar – dafür hat Angus Scrimm (der „Tall Man“ himself) einen großartigen Auftritt als singender, tanzender, nervender Buddy. Schön, ihn mal „entfesselter“ (und nicht nur bedrohlich-reserviert) agieren zu sehen. Coscarelli´s straffe Inszenierung ist hochwertig und stellt manch artverwandtes Werk (vor allem des „DTV“-Sektors) locker in den Schatten. Eine dichte Atmosphäre und ausreichende Spannungsstärke ist vorhanden, gewisse Szenen sind einfach perfekt umgesetzt worden (gerade bei der Liebeszene stimmt einfach alles – Schnitttechnik, Beleuchtung, Kameraarbeit, Musikuntermalung etc), ohne dass optische Spielereien vom Geschehen ablenken.
In dieser Episode hat mich (leider) der Killer etwas enttäuscht, denn mal abgesehen davon, dass man ihm nicht den Hauch eines Backgrounds zugestanden hat, gefiel mir seine optische Erscheinung (übrigens von „KNB EFX“) nur bedingt, da nicht sonderlich nachhaltig (zum Glück ging sein Hut rasch verloren). Vielleicht wäre es darüber hinaus kreativer gewesen, nicht so viel von „House of 1000 Corpses“ oder Hooper´s „T.C.M.2“ zu übernehmen (im Sinne von „Leichen überall“) – obwohl der Einfall, ein skelettiertes Kleinkind als Waffe zu nutzen, „stark“ war und Moonface´s grausige Vorgehensweise im Keller (inklusive blinkender Lichter, Sirenengeheul und einem sehr großen Bohrer) ansatzweise gar Rob Zombie´s Intensitätsgrad erreicht. Eine CGI-Einstellung fand ich zu künstlich, nämlich das Schimmern des Mondlichts durch die ausgebohrten Schädellöcher einer draußen aufgehängten Leiche – obwohl sie prinzipiell einen bestimmten Zweck erfüllt (Augen spielen eine zentrale Rolle). An anderer Stelle gibt es einen Moment, als ein großes Messer neben Ellen im Baum einschlägt, und man ihr vor Schreck weit aufgerissenes Auge durch ein Loch in der Klinge hindurch filmt – klasse Einstellung! Zu guter Letzt die Rückblenden: Sie erfüllen ihren Zweck, reißen den Zuschauer aber leider zweimal aus der spannenden Jagd-Handlung heraus (was zusätzlich dadurch unterstützt wird, dass die Flashbacks die einzigen Momente sind, die am Tage spielen). Man hätte es wohl kaum anders lösen können, doch in meinen Augen bremsen sie den Film jeweils kurzzeitig aus. Die Gewalt kommt hart wie roh daher und beinhaltet neben den Morden zudem sadistische Quälereien sowie gar eine Vergewaltigung – und das (nicht nur, aber besonders) für eine TV-Produktion erstaunlich direkt und deutlich. Zusätzlich trägt das Fehlen jeglicher Art von Humor (wie beispielsweise bei „Tales from the Crypt“ vorhanden) zum konsequenten Gesamtbild bei – wer also „Haute Tension“ oder die „Rejects“ schon nicht mochte, besitzt hier ebenfalls schlechte Karten. Allgemein sollten Horror-Freunde allerdings überwiegend auf ihre Kosten kommen…
Fazit: „Incident on and off a Mountain Road“ bildet den gelungenen Auftakt dieser von Genre-Fans sehnlich erwarteten Serie – zwar nicht sonderlich originell, dafür aber hart, intensiv sowie mit einem „Killer Twist“ am Ende …
“H.P. Lovecraft's Dreams in the Witch-House”
(Season 1, Episode 2)
Regie: Stuart Gordon
Darsteller: Ezra Godden, Chelah Horsdal, Jay Brazeau, Campbell Lane, …
Es ist immer ein klarer Vorteil, wenn sich ein Regisseur perfekt mit der Materie auskennt, welche er in Form eines Projekts in Angriff nimmt – obwohl selbst das natürlich auch keine Erfolgsgarantie darstellt (ein gutes Beispiel hierfür ist in meinen Augen Mick Garris, welcher in schöner Regelmäßigkeit Stephen King Verfilmungen realisiert, die aber überwiegend nicht sonderlich eindrucksvoll ausfallen). Wesentlich ansehnlicher sind da die Ergebnisse der „kreativen Verbindung“ zwischen Stuart Gordon und seinem Lieblingsautor H.P.Lovecraft (1890–1937), welche in diversen Interpretationen seiner Werke (wie etwa „Re-Animator“, „Castle Freak“ oder „Dagon“) resultierte und nicht unerheblich zu der Bekanntheit jenes Schriftstellers auf cineastischer Ebene beigetragen hat. Nach zwei unterschiedlichen Produktionen außerhalb des Horror-Genres, nämlich der Psycho-Schocker „King of the Ants“ sowie David Mamet´s „Edmond“, kehrt Gordon nun im Rahmen der „MoH“-Reihe auf vertrautes Terrain zurück, indem er sich Lovecraft´s 1933er Geschichte „Dreams in the Witch House“ (dt.Titel: „Träume im Hexenhaus“) vornimmt, die er gemeinsam mit seinem langjährigen Weggefährten Dennis Paoli (“From Beyond“/“the Pit and the Pendulum“) Format-gerecht adaptierte…
Walter Gilman (Ezra Godden) ist ein Student an der Miskatonic University, der aktuell damit beschäftigt ist, seine Abschlussarbeit im Bereich der Quantenphysik zu schreiben, welche potentielle Verbindungen/Schnittstellen von Parallel-Universen zum Thema hat. Da er im Wohnheim auf dem Campus keine Ruhe zum Arbeiten besitzt, hat er es sich in den Kopf gesetzt, irgendwo in der näheren Umgebung ein günstiges Zimmer für diesen Zeitraum anzumieten. Aufgrund seines nicht gerade üppigen Budgets hat er kaum eine große Auswahl zur Verfügung – und so ist er letztendlich mit einer sehr rustikalen bzw einfachen Bleibe in einem 300 Jahre alten Haus durchaus zufrieden, zumal er den Verwalter (Jay Brazeau) selbst da noch förmlich anbetteln muss, ihn als Mieter zu nehmen (jener verfügt nicht gerade über eine hohe Meinung von Studenten, welche in seinen Augen viel zu gerne Partys feiern und außerdem meistens knapp bei Kasse sind). Optimal ist die Unterkunft zwar nicht, doch sie erfüllt ihren Zweck. Gleich in der ersten Nacht muss er allerdings feststellen, dass sich anscheinend ebenfalls irgendwelche tierischen Untermieter in den Wänden sowie auf dem Dachboden einquartiert haben, was für ihn gleichwohl kein größeres Problem darstellt – bis er plötzlich Geschrei einer Frau sowie eines Babys aus dem Nachbarraum vernimmt. Sofort eilt er ihr zu Hilfe und vertreibt die (jene Panik auslösende) Ratte, welche durch ein Fußleisten-Loch ins Zimmer gelangte. „Natürlich“ weigert sich der Verwalter, einen teueren Kammerjäger kommen zu lassen, also vernagelt Walter kurzerhand selbst den Zugang und lernt dabei die junge Mutter (Chelah Horsdal als Frances) besser kennen, die mit ihrem Sohn hier untergekommen ist, bis es ihr endlich gelingt, einen neuen Job zu finden. Beide verstehen sich auf Anhieb, doch er ist sowohl zu schüchtern als auch mit den Gedanken vorwiegend bei seiner Arbeit, um einen ersten Schritt über die platonische Ebene hinaus zu wagen.
Ein weiterer Bewohner des Hauses ist ein älterer Mann im Erdgeschoss (Campbell Lane als Mazurowitz), der nachts lautstark betet (inklusive Selbstgeißelung per Schlagen des Kopfes auf einen Stuhl) und ihm beim Erwähnen der Ratte die eigenartige Frage stellt, ob jene ein menschliches Gesicht besessen hat. Als er sich dann das nächste Mal schlafen legt, erscheint ihm just jener Nager tatsächlich, verkündet die Botschaft „She´s coming for you!“ und verschwindet im Anschluss wieder durch einen Zugang in den Bereich hinter der Wand. Während Walter das anfangs noch als einen durch die Worte des Mitmieters hervorgerufenen Traum abtut, stellt er (erfreulich) verwundert fest, dass genau jene merkwürdige Zimmerecke nahezu dieselbe Winkelanordnung besitzt, welche in seinen Berechnungen vorkommt. Inspiriert fällt das Arbeiten gleich viel leichter – und in Folge dessen willigt er zudem ein, für einige Stunden auf Frances´ Baby aufzupassen, während sie ein Vorstellungsgespräch wahrnimmt. Als ihn dabei allerdings die Müdigkeit übermannt, nickt er kurz weg, worauf die Mutter seines kleinen Schützlings plötzlich nackt vor ihm steht und ihn verführt – sich kurz vorm Vollziehen des Aktes jedoch in eine alte Frau verwandelt, worauf er geschockt in seinem Zimmer erwacht, das Baby weinend nebenan. Wie es der Zufall so will, kommt Frances gerade in dem Moment zurück und ist natürlich wenig erfreut darüber, dass Walter ihr Kind allein gelassen hat, was er vehement verneint bzw als eventuelle Form des Schlafwandelns zu erklären versucht. In der nächsten Nacht geschieht das erneut – nur findet er sich dieses Mal in einem eigentlich verschlossen Raum der Uni-Bibliothek wieder, vor ihm das berühmt-berüchtigte Necronomicon auf dem Tisch. Aus dem Buch (und später ergänzend von Mazurowitz) erfährt er, dass in dem Haus tatsächlich eine Schnittstelle zu einer anderen Ebene/Dimension existiert, aus welcher eine Hexe mitsamt ihrem kleinen Helfer stammt. Seit Errichtung des Gebäudes taucht die Frau anscheinend immer wieder auf, um Seelen zu sammeln, indem sie einen Mann in ihren Bann zieht sowie diesen dazu veranlasst, Babys für sie zu opfern – und aktuell ist Walter der Auserwählte, der ihr die Seele des Kindes seiner Nachbarin zukommen lassen soll…
„Dreams in the Witch House“ wird vor allem H.P.Lovecraft-Fans gefallen, schließlich ist Gordon, wie bereits erwähnt, hier voll in seinem Element, was man dem fertigen Produkt positiv anmerkt – alles wirkt harmonisch zusammengefügt und im Sinne des Ausgangsmaterials umgesetzt (obwohl jenes natürlich in die Gegenwart verlegt wurde). Kenner werden mit einem freudigen Lächeln viele bekannte Motive des Schriftstellers sowie Regisseurs wiederentdecken – angefangen bei der Stadt Arkahm, der Miskatonic University, Dimensionsübergänge, die Quelle des Bösen in Gestalt einer verführerischen Frau, das Gefühl, den Verstand verlieren zu können, bis hin zum Buch der Toten, dem Necronomicon, welches (komplett in menschlicher Haut gebunden, inklusive ritueller Praktiken als Inhalt) erneut ziemlich cool ausschaut. Walter kann schon bald nicht mehr zwischen Traum und Realität unterscheiden – bildet er sich das alles nur ein (immerhin passt es ja, wie es der „Zufall“ so will, gerade genau zu seinen Studieninhalten) oder geschehen diese merkwürdigen Dinge wirklich? Meiner Meinung nach liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen: Zwar handelt es sich keineswegs um einen Traum, doch die Erscheinungen manifestieren sich aus seiner Psyche heraus – die Winkelanordnung der Zimmerecke ist nicht wirklich ein Realitätsebenen-Schnittpunkt, er sieht jenen Wandabschnitt nur als solchen an, weil es zu seiner These passt. Die Hexe ist untrennbar mit dem Haus verbunden, hat ihre Opferstätte auf dem Dachboden, sammelt die Kinderleichen hinter den Wänden – sie erscheint unabhängig dieser geometrischen Anordnung und benutzt diese Elemente nur, um Walter in ihren Bann zu ziehen, ihn mit Hilfe seiner Interessen anzulocken (deshalb bedient sie sich auch der Gestalt von Frances, um Gefühle anzusprechen, auszulösen bzw zu manipulieren).
Stuart verleiht dieser Episode einen angenehm altmodischen Touch, welcher fast „klassisch“ anmutet: Keine F/X-Ausschweifungen, keine wüsten oder hektischen Kamera- und Editing-Spielereien – nur eine ruhige, sich konstant vorwärts bewegende Handlung, verpackt in düsteren, nett arrangierten Bildern, unterlegt mit einem stimmungsvollen, aber unaufdringlichen Score von Gordon-Regular Richard Band, der die angenehm dunkele Atmosphäre wohlig abrundet. Trotzdem ist der Film nun keineswegs „trocken“ bzw vollkommen ernst, denn etliche Momente zeugen davon, dass ein gewisses Augenzwinkern bei der Sache durchaus beabsichtigt war, was mich zeitweise an den „Re-Animator“-Stil erinnerte: Die Dimensionsschnittstelle wird in leuchtenden violetten Farbtönen dargestellt (damals war es neongrünes Serum), die Ratte besitzt ein menschliches Gesicht (eine Kreuzung aus zwei Lebewesen) und Walter weist bestimmte Verhaltensähnlichkeiten zum unerreichten Dr.Herbert West auf. Ezra Godden (“Band of Brothers“/“Dagon“) gefiel mir gut in der Hauptrolle, denn es gelingt ihm, die Bandbreite der verschiedenen Emotionen und Facetten (vom netten, einigermaßen schüchternen Nachbar, der gerne hilft, wo es ihm möglich ist, bis hin zum entsetzten Opfer der Umstände, welcher an seinem Verstand zu zweifeln beginnt) recht treffend zu präsentieren – allerdings wird man das Gefühl nicht los, der Part wäre eigentlich mit einem jungen Bruce Campbell oder Jeffrey Combs im Hinterkopf geschrieben/konzipiert worden (jene sind aber „leider“ inzwischen zu alt, um einen Studenten zu verkörpern). Chelah Horsdal (“Pursued“/“X-Men 3“) erweckt Sympathien als junge Mutter in einer schwierigen Lage und ist in etwa auf einem Level mit Ezra – alle anderen erfüllen ihren Zweck, ohne dabei herausragende Akzente setzen zu können.
Das zentrale Problem dieser Episode ist in meinen Augen allerdings der bereits angeführte altmodische Charakter ziemlich aller Zutaten: Alles wirkt irgendwie vertraut – zwar auf eine angenehme Weise, doch der „Kick“ fehlt, ein letzter Schritt hin zu einem neuen inhaltlichen Ansatz. Die wissenschaftliche Vermutung hinter dem Phänomen reicht da nicht aus – es hätte einfach noch etwas Kreativeres kommen müssen. Das Schema alter Hexenrituale ist hinlänglich bekannt, wie auch die „Traum oder Wirklichkeit?“-Frage, welche an einem Punkt (wie so oft) zu einem Aufenthalt in einer Nervenheilanstalt führt. Man kann sich zudem nicht genügend in Walter hineinversetzen, was ein Verschulden des Skripts ist, zumal einige Klischees Verwendung finden, die man ruhig hätte etwas abmildern können: Der Student ist natürlich nie glatt rasiert und trägt fortwährend ein Shirt seiner Uni, der Hausverwalter hat ´ne Halbglatze, ist füllig, nicht gerade freundlich und kleidet sich am liebsten mit bequemen weißen Unterhemden (etc). Ein weiteres Mako ist das überwiegende Fehlen eines intensiven Grusel-Gefühls: Die Ratte kommt eher belustigend als Furcht einflößend daher, die Hexe (eine auf „alt“ geschminkte Frau mit Umhang) ist weder faszinierend noch erschreckend, das Ritual unspektakulär. Erst im letzten Drittel gewinnt der Verlauf merklich an Fahrt, es fließt Blut, das Schicksal der drei Hauptprotagonisten (inklusive Baby) erweckt nun doch ein echtes Horror-Feeling – nur kommt diese Steigerung zu spät, um den Gesamteindruck noch übers Mittelmaß hinaus zu heben (ich hätte mir durchaus einige Szenen mehr in der Richtung eines tief in Walters Rücken gekratzten Pentagramms gewünscht). Die nahezu identische erste und letzte Einstellung des Films, eine Aufnahme des „Room for Rent“-Schildes vorm Haus, schließt den (Teufels-) Kreis letztendlich erneut auf eine angenehme Art – so wie man es bei derartigen Episoden gerne sieht. Schlecht ist „Dreams in the Witch House“ sicher nicht, doch vielleicht hätte sich Gordon einfach eine stärkere Lovecraft-Vorlage aus dessen umfangreichen Nachlass aussuchen sollen …
“Dance of the Dead”
(Season 1, Episode 3)
Regie: Tobe Hooper
Darsteller: Jessica Lowndes, Robert Englund, Jonathan Tucker, Marilyn Norry, Ryan McDonald, …
Meiner Meinung nach ist Tobe Hooper kein besonders guter Regisseur, geschweige denn ein “Master of Horror“. Am Anfang seiner Karriere hatte er das Glück, dass ihm der Klassiker “the Texas Chainsaw Massacre“ gelang. Es folgten eine Reihe fulminanter Flops (wie “Lifeforce“ oder “Invaders from Mars“) und schwacher B-Filme (“Night Terrors“, “Crocodile“ etc), wirkliche Erfolge gelangen ihm nur in Zusammenarbeit mit seinem Kumpel Steven Spielberg (“Poltergeist“/“Taken“). Im Jahre 2003 überraschte er mich jedoch mit seinem erstaunlich unterhaltsamen “Toolbox Murders“-Remake, nur um mit dessen Nachfolgewerk “Mortuary“ dann wieder zu gewohnter (Tief-) Form zurückzukehren. Man kann sich also vorstellen, wieviel ich mir im Vorfeld von seinem Serien-Beitrag, welcher den Titel “Dance of the Dead“ trägt, versprochen habe…
Eröffnet wird mit einem knallbunten Kindergeburtstag: Alle haben Spaß und erfreuen sich an den Luftballons, Seifenblasen und Spielchen mit den Freunden – bis auf einmal schwarze Schwaden am Himmel erscheinen, welche sich mit rasender Geschwindigkeit nähern. Nach einem Moment der Verwunderung bricht Panik aus, die Menschen versuchen sich in Sicherheit zu bringen, doch es glückt nicht allen, rechtzeitig einen Unterschlupf zu erreichen. Wem das nicht gelingt, kommt mit einer Art Fallout in Berührung, welcher augenblicklich die Haut zu zerfressen beginnt (beschreibbar als Kombination aus Säure und einem besonders aggressiven Virus) – an dieser Stelle bricht die Rückblende (vorerst) ab, nämlich als die 17-jährige Peggy (Jessica Lowndes) ihre Mutter Kate (Marilyn Norry) aus ihrem unruhigen Schlaf erweckt.
In einer nicht allzu fernen Zukunft, wenige Jahre nach dem Ende des durch einen Terroranschlag ausgelösten dritten Weltkriegs, sind die geordneten Gesellschaftsstrukturen nahezu zusammengebrochen – Anarchie und Gewalt herrscht in den Straßen, eine gewisse Endzeitstimmung ist deutlich spürbar. Jener Tod-bringende Niederschlag damals, genannt „Bliss“, hat unterschiedliche Ausprägungen hervorgebracht: Manche sind von den Folgen vollkommen verschont worden, andere starben entweder auf der Stelle oder im Laufe der Zeit, viele wurden körperlich verunstaltet, einige fristen gar ein Zombie-ähnliches Dasein. Peggy und Kate hatten Glück. Letztere hat sich größte Mühe gegeben, ihre Tochter zu behüten und sie fern allen Bösen zu halten, was wohl dadurch gelang, dass die beiden Frauen ihre gesamte Energie vereint in einen altmodischen Diner steckten, welcher quasi ein Fleckchen Idylle in einer Welt, die steig im Chaos zu versinken scheint, repräsentiert.
Eines Tages ändert sich das jedoch – und zwar als die beiden jungen Männer Jak (Jonathan Tucker) und Boxx (Ryan McDonald) gemeinsam mit zwei Mädels das Restaurant betreten. Vor allem ersterer hat es Peggy sofort angetan, denn er verkörpert das rohe, unbekannte Leben „da draußen“, durch das er sich selbständig mit obskuren Jobs schlägt (der Zuschauer weiß bereits, dass er und Boxx Menschen überfallen und ihnen Blut abzapfen). Natürlich erkennt Kate die aufbrodelnden Hormone und verweist den durchaus charismatischen sowie recht wüst (aber gut) aussehenden Biker-Punk (Tattoos und Maskara inklusive) mitsamt seinem „Gefolge“ umgehend ihrem Laden – doch es ist bereits zu spät, denn in einem unbeobachteten Moment ist der Funke übergesprungen: Er hat ihr angeboten, sich mit ihm um Mitternacht draußen zu treffen, damit sie mal einen Blick auf „seine aufregende Welt“ werfen kann…
Nach einem klassischen „sich an Mama vorbei aus dem Haus schleichen“-Manöver findet sich Peggy spät nachts in einem Cabrio auf dem Weg nach Muskeet wieder, lernt Drogen sowie das Gefühl des Küssens kennen und fühlt sich dank der vielen neuen Reize und Empfindungen zum ersten Mal richtig frei. In der Stadt steht der Besuch eines Clubs namens „Doom Room“ an, mit dessen Besitzer (Robert Englund als „the MC“) die Jungs Geschäfte tätigen. Das Publikum, eine Energie-geladene Mischung aus Punks, Goths, Metal-Heads und Lesben (etc), kann den Beginn der Hauptdarbietung kaum erwarten, welche von dem MC himself aus seine ganz spezielle Weise angekündigt wird: Es gilt, den „Dance of the Dead“ zu bestaunen, bei dem infizierte Menschen (in ihrem Zombie-haften Zustand) mit Viehtreibern auf die Bühne befördert sowie Elektroschocks ausgesetzt werden, so dass sie zuckend eine Art Tanz aufführen. Peggy beobachtet die groteske Show sowohl angewidert als auch (von den Drogen forciert) belustigt, bis sie entsetzt etwas erkennen muss, das eine schreckliche Tatsache ans Licht bringt…
Diese Episode basiert auf einer Kurzgeschichte von Richard Matheson (“I am Legend“/“Stir of Echoes“), welche in seiner 1961er Anthology „Shock!“ veröffentlicht wurde. Nun hat sein Sohn Richard Christian (“Full Eclipse“/“It Waits“) die Story für die „MoH“-Reihe adaptiert, und ich muss sagen, dass sie im Rahmen dieses Formats durchaus gut funktioniert. Im ersten Moment mag einem die fehlende Charakterentwicklung auffallen, doch da sich alles innerhalb nur eines Tages abspielt, ist das durchaus nachzuvollziehen – bei einer Laufzeit von unter einer Stunde lässt sich das zudem (selbst unabhängig davon) unproblematischer akzeptieren. Interessant war es für mich, diverse klassische Motive der 50er-Jahre zu entdecken: Aufgewachsen in einem behüteten, ur-amerikanischen Umfeld (der altmodische Diner mit seinem schmackhaften, selbst zubereiteten Apple Pie etc), sehnt sich Peggy irgendwann trotz allem nach Jungs, Liebe sowie der weiten, gerade für sie aufregend erscheinenden Welt. Genau das versucht ihre streng fürsorgliche Mutter aber (natürlich) von ihr fernzuhalten, um sie von etwaigen verderbenden Einflüssen zu schützen. Es ist klar, dass der rebellische, eine Lederjacke tragende Fremde da einen ungemeinen Reiz auf sie ausübt, so das sich das jugendliche Mädel (wie selbstverständlich) über die Vorschriften hinwegsetzt, um von der verbotenen Frucht zu naschen und einen abenteuerlichen Spaziergang auf der Wild Side zu wagen. Sex, Drugs und Hard-Rock sind die Folgen, doch Jak entpuppt sich tatsächlich als einer, der sich um sie kümmert – er ist der Anti-Held und dadurch keineswegs bloß die Wurzel allen Übels, wie zumeist in (vom Schema her) vergleichbaren Cautionary Tales. Gegen Ende sind die Grenzen unumkehrbar verschoben, und für Peggy hat sich einfach alles gravierend verändert – das Leben hat sie eingeholt, die Unschuld der Jugend ist definitiv vorüber. Diese altbewährten Elemente hat man in ein (post-) apokalyptisches urbanes Setting eingebettet, in welchem Splatter-Punks die Straßen unsicher machen und von den Auswirkungen des Krieges in Mitleidenschaft gezogene Personen gnadenlos ausgegrenzt werden. Einiges hat mich dabei an „Land of the Dead“ erinnert – vor allem in Bezug auf die menschliche Sucht nach Unterhaltung und die daraus hervorgegangenen Abarten: Hier kann man sich zwar nicht mit einem Zombie fotografieren lassen oder zusehen, wie diese in einem Ring-Käfig auf etwas bzw jemanden gehetzt werden, sondern der Club dient der Vermittlung von Spaß, indem L.U.P.s (abgeleitet von „Lifeless Undead Phenomenon“) per Stromstöße oder ihren eigenen Zuckungen zur Belustigung des Publikums zum „Tanzen“ gebracht werden. Alle Individuen, auch die nicht-infizierten, sind Opfer des Konflikts – so können sie sich allerdings trotzdem überlegen fühlen, das Betrachten stellt für sie quasi ein Ventil für die eigene Wut, Verzweiflung und Frustration dar (im Sinne der psychologischen Katharsis-These). Im Vergleich übertreffen die von Hooper präsentierten Szenen jene von Romero um Längen, denn das gewollt kranke, menschenverachtende Gefühl wird faktisch erzeugt, während es in „Land“ zwar ansatzweise zu erspähen, letztendlich aber nicht wirklich spürbar war.
Neben den genannten „Dance“-Einlagen existieren noch verschiedene andere Momente, welche unweigerlich im Gedächtnis hängen bleiben – allen voran eine Sequenz, in der ein Van in einer Gasse anhält, zwei Männer mit aufgesetzten Gasmasken herausspringen, die Hintertüren öffnen, worauf der Blick auf einige wahllos übereinander gestapelte, lebende, nackte L.U.P.s freigelegt wird, welche anschließend in einen großen Müllcontainer geworfen sowie mit einem Flammenwerfen bei lebendigem Leibe (sehr explizit) verbrannt werden. Hinzu kommen diverse Rückblenden auf die anfängliche Geburtstagsfeier, wo man verschiedene sterbende Kinder zu sehen bekommt, deren Haut sich (vornehmlich im Gesichtsbereich) unschön zersetzt. Oder Jak und Boxx, wie sie ein älteres Ehepaar überfallen und ihnen Blut „abnehmen“, welches sie später in Form von Plasma an den MC verkaufen, der damit „seine“ L.U.P.s aufpäppelt. Das bringt mich nahtlos zu dem „Master of Ceremonies“ himself: Dass Robert Englund („Nightmare on Elm Street“) köstliche „Over the Top“-Performances abzuliefern vermag, ist nun wahrlich ein alter Hut und zieht sich wie ein roter Faden durch seine gesamte Karriere (“Ford Fairlane“,“2001 Maniacs“ etc) – und da bildet dieser Part keine Ausnahme. Ähnlich wie bei „Freddy“ wird die Waage zwischen Amüsement und Abscheu gehalten, allerdings ohne dabei gen Cartoon oder Karikatur zu kippen. Auf der Bühne heizt er die Menge an und entwickelt als Gastgeber einen gewissen schrägen Charme (einmal fängt er an zu husten, spukt Blut in ein Glas und fährt mit den Worten „Since we run an upscale establishment here…“ fort), hinter den Kulissen hingegen ist er eine ernste, kranke, bedrohliche Gestalt, welche sich öfters inmitten von nackten L.U.P.s aufhält und sich von ihnen befriedigen lässt. Das will man als Fan von dem Mann so sehen – und die Dialoge, welche man ihm in den Mund legte, unterstützen genau dieses Gefühl superb. Jonathan Tucker (Nispel´s“TCM“,“Hostage“) schlägt sich wacker als Jak und verkörpert ganzheitlich das Musterbeispiel eines Punk-Rockers – inklusive eines Softspots unter der harten, vom (Über-) Leben geprägten Schale. Die Hauptrolle spielt die Newcomerin Jessica Lowndes, welche zuvor nur in „Saving Milly“ zu sehen war. Sie ist eine echte, mit genügend Talent sowie Ausstrahlung gesegnete Schönheit und liefert eine überzeugende Leistung ab. Ich persönlich hoffe, sie in Zukunft noch öfters in interessanten Produktionen entdecken zu können. Abgerundet wird der positive Eindruck auf diesem Gebiet von einem soliden Auftritt der TV-erfahrenen Marilyn Norris (u.a.“Madison“&“the Seninel“) als Peggy´s Mom – alle anderen Beteiligten sind nicht der Rede wert.
Wenn es Regisseur Hoopers Intention war, eine möglichst groteske und abgedrehte Folge umzusetzen, dann ist ihm das wahrlich gelungen. Anfangs wirkt alles etwas abgehackt und bruchstückhaft, doch mit der Zeit fallen die Dinge an einen nachvollziehbaren Platz und fügen sich zu einem interessanten Gesamtbild zusammen, welches allerdings auch einige offene Ansätze nicht zu erklären bzw einzubinden vermag: Was hat es damit auf sich, dass sich die beiden jungen Männer selbst das Plasma in ihre Muskeln spritzen? Was waren die genauen Hintergründe des Krieges, wie entstand der „Bliss“-Niederschlag oder das „Undead“-Phänomen? Okay, mit solchen Problemen haben viele Filme zu kämpfen, weshalb man bei einer Episode vielleicht ein Auge zudrücken sollte. Die erzeugte Atmosphäre ist annehmbar: Intensive Endzeitstimmung kommt zwar kaum auf, doch wenigstens tendieren kurze Einstellungen (wie etwa ein Panoramablick über die kaputte Stadt) ab und an in diese Richtung. Flashbacks oder Zwischeneinblendungen (von Opfern, ungeordneten Zuständen draußen etc) erzeugen darüber hinaus dieses aus ähnlichen B-Movies bekannte (leicht billige) Gefühl der Trostlosigkeit. Hooper unterfüttert die sich um seine Protagonisten herum entfaltenden Geschehnisse mit diversen solcher (Hintergrund-) Einschüben, was meiner Meinung nach passabel funktioniert. Leider entschied man sich dafür, bestimmte Stilmittel zu verwenden, die eigentlich ganz cool sind, auf Dauer jedoch überreizt wirken: Während der gesamten Fahrt nach Muskeet (jene hätte übrigens getrost ein Stück kürzer ausfallen dürfen) werden bunte Background-Projektionen eingesetzt, welche die vorbeirasenden Lichter in Kombination mit den Empfindungen der eingenommenen Drogen visualisieren sollen (ein Effekt, der mich immerzu an „Natural Born Killers“ oder eines der letzten „Green Day“-Videos erinnerte). Zurückhaltung wäre da besser gewesen, was auch für die wüsten Szenen-Überblendungen in anderen Schlüsselmomenten gilt. „Death Metal“-Freunde kommen sicher auf ihre Kosten – die aggressive Verwendung dieser Musikart übertüncht aber leider den feinen, (nicht nur im Vergleich) angenehm ruhigen Score von „Smashing Pumpkins“-Frontmann Billy Corgan.
Letztendlich hat mich Hooper positiv überrascht, denn er lieferte einen netten Beitrag ab, der unter seiner umfangreichen Oberfläche (aus vorwiegend abstoßenden, unsympathischen Menschen, Sex, Drogen, lauten Klängen, kranken Einfällen, einer aufdringlichen Kameraarbeit sowie viel nackter Haut) tatsächlich im Kern den Verlust der gesellschaftlichen Humanität anhand ausgewählter Beispiele gut aufzeigt – zwar kein „Horror“ im klassischen Sinne, dafür allerdings ein unkonventioneller, grotesker Trip …
“Jenifer”
(Season 1, Episode 4)
Regie: Dario Argento
Darsteller: Steven Weber, Carrie Anne Fleming, Beau Starr, Cynthia Garris, …
In meinen Augen verdienen nur zwei der für „Season 1“ ausgewählten Regisseure aufgrund ihrer Verdienste fürs Genre wahrhaft den Titel „Master of Horror“: John Carpenter und Dario Argento. Es entbehrt allerdings nicht einer gewissen Ironie, dass es ausgerechnet diesen beiden Filmemachern seit rund 20 Jahren nicht mehr gelungen ist, ein wirklich herausragendes Werk zustande zu bekommen. Sicher, sie inszenierten jeweils ein bis (maximal) zwei annehmbare Projekte in dieser Zeit, wie etwa „Vampires“ oder „Aura“, doch ein größerer Wurf, welcher in einem Atemzug mit ihren alten Erfolgen zu nennen wäre, kam nicht mehr zustande. Jüngst blamierte sich Carpenter mit seinem Ideen-Ausverkauf „Ghosts of Mars“, während es Argento sogar schaffte, einen der lachhaftesten Thriller der letzten Dekade („the Card Player“) zu fabrizieren, den ich damals (2004) sogar im Kino über mich ergehen lassen „musste“. Gute Voraussetzungen also für seinen Serien-Beitrag mit dem Titel „Jenifer“ – schließlich ist es auf keinen Fall mehr möglich, eine glatte „1 von 10“-Bewertung noch zu unterbieten…
Frank Spivey (Steven Weber) ist es bislang recht annehmbar gelungen, sowohl ein guter Cop als auch liebevoller Ehemann und Vater zu sein – von „geringfügigen“ Abstrichen, wie etwa die im Laufe der Zeit zurückgegangene Intensität der partnerschaftlichen Sexualität, mal abgesehen. Seine Existenz ist gesichert, es gibt keine Probleme mit Alkohol oder so, seinen Dienst verrichtet er mit Überzeugung. Aber wie es das Schicksal nunmal so will, reicht oft nur ein einziger Augenblick, um alles aus seiner geordneten Bahn zu lenken – in Franks Fall ereignet sich dieser während einer Mittagspause, welche er mit seinem Partner unten am Fluss verbringt: Beim frische Luft Schnappen hört er zufällig die Schreie einer weiblichen Person, worauf er sich die Sache näher anschaut und dabei auf einen Mann mit einem Fleischermesser trifft, welcher gerade eine gefesselte Frau zum Ufer hinunterschleift. Sich dem Ernst der Lage bewusst, zieht er sogleich seine Waffe und fordert den wirr wirkenden Angreifer auf, das Messer fallen und sein Opfer los zu lassen, doch der Mann scheint fest dazu entschlossen zu sein, die Tat unter allen Umständen auszuführen – Frank hat keine Wahl und streckt ihn im letztmöglichen Moment mit einem gezielten Schuss nieder. Der Frau (ihr Namen ist Jenifer – übrigens das letzte Wort des Sterbenden) scheint es den Umständen entsprechend gut zu gehen, allerdings ist (nicht nur bei genauerer Betrachtung) zu erkennen, dass sie ein grotesk entstelltes bzw verzerrtes Gesicht hinter den langen blonden Haaren besitzt (u.a. große schwarze, Pupillen-lose Augen sowie eine bis nach oben in die Wange hinein verlaufende Mundöffnung, welche den Blick auf übergroße, scharfe Zähne preisgibt), was einen bizarren Kontrast zu ihrem ansonsten perfekten Körper erzeugt…
Auf dem Revier wird Frank von seinem Chef zu den üblichen Psychiatersitzungen befohlen, doch Jenifer, die nicht richtig sprechen kann und angesichts ihrer jetzigen Lage umso schutzbedürftiger wirkt, geht ihm nicht mehr aus dem Sinn, zumal sich die Kollegen nun über sie lustig zu machen beginnen. Daheim will ihn seine Frau am Abend von den Geschehnissen des Tages im Bett etwas Ablenkung verschaffen, doch der Akt gerät irgendwann derart außer Kontrolle, dass ihm die Couch für die restliche Nacht gewiss ist. Am nächsten Morgen erkundigt er sich über Jenifers Zustand in der Nervenheilanstalt, in welcher man sie inzwischen untergebracht hat – und dank einiger Bemühungen kann er sie schon abends mit zu sich nach Hause nehmen, um sich „um sie zu kümmern, da sie ja sonst keinen hat“. Erwartungsgemäß fällt die Konfrontation mit Frau und Sohn arg abweisend aus – erst recht, als sie seine Frau anspringt, auf die Lippen küsst und diese dabei mit ihren Zähnen blutig aufkratzt. Trotzdem bringt es Frank nicht übers Herz, sie zurück in die Anstalt zu fahren. Stattdessen hält er irgendwo an, um über alles nachzudenken, als sie ihn plötzlich „besteigt“ und sie wilden Sex im Wagen miteinander haben. Nun kann er sie schon gar nicht wieder einliefern, worauf er seine bessere Hälfte erneut davon zu überzeugen versucht, dass es für Jenifer am besten wäre, wenn sie übergangsweise bei ihnen wohnen könnte. „Leider“ wird das Gespräch dadurch unterbrochen, dass die Familienkatze plötzlich aufheult – und nachdem man Jenifer dann im Bad vorfindet, wie sie gerade genüsslich die Innereien des Stubentigers frisst, ist die Sache insoweit geklärt, dass die Familie umgehend das Haus verlässt und Frank dadurch die Entscheidung abnimmt …
In der Folgezeit bleibt er mit ihr allein zurück, vernachlässigt seinen Job, wendet sich verstärkt dem Alkohol zu und genießt den guten Sex mit der merkwürdigen, aber auf eine gewisse Weise durchaus anziehenden Frau. Als sie schließlich jedoch das Nachbarkind verspeist, erkennt Frank, dass er handeln muss – aber auch die folgende, von ihm arrangierte Aktion endet mit einem unschönen Ergebnis (inklusive Überreste einer weiteren Leiche zum Vergraben im Hof), so dass er gemeinsam mit ihr die Stadt verlässt, in eine Hütte in den Wäldern zieht und ganz von vorne beginnt (er nimmt einen Aushilfsjob in einem kleinen Laden an etc). Leider lassen sich gewisse über Jahre gefestigte Gewohnheiten allerdings nicht so einfach unterdrücken bzw abtrainieren…
Die meisten Episoden dieser Reihe basieren auf Kurzgeschichten – diese hier allerdings auf einem Comic von Bruce Jones und Berni Wrightson (erschienen 1964 in einem Band mit dem Titel „Creepy“). Adaptiert von Hauptdarsteller Steven Weber (Connection hinter den Kulissen: mit „MoH“-Schöpfer Mick Garris drehte er die Stephen King Verfilmung „the Shining“), weckt das Ergebnis (dank der Mischung aus Gewalt, nackter Haut und groteskem Humor) Erinnerungen an klassische „Tales from the Crypt“-Folgen, was zugleich eine gewichtige Schwäche offenbart: Mit etwas unter einer Stunde Laufzeit ist „Jenifer“ mindestens 15 Minuten zu lang ausgefallen – und selbst diese Angabe ließe sich leicht verdoppeln, wenn man dazu bereit wäre, wenigstens auf einige Einstellungen der gezeigten Sex-Akte zu verzichten, denn jener Anteil gleicht locker dem einer typischen Zalman King Produktion. Natürlich wollte man so aufzeigen, wie stark Frank Jenifer aufgrund ihrer Sexualität verfallen ist – doch Argento hat sich wohl gedacht, dass das eine perfekte Chance wäre, sich mal an typischen Softcore-Sequenzen zu versuchen. Das Problem ist nur, dass jene ihren Zweck verfehlen: Selbstverständlich geht es darum, dass Spivey mit einer Frau schläft, die ein abstoßendes Gesicht (aber einen tollen Körper) besitzt, nur überlässt die Inszenierung das in diesen betreffenden Augenblicken fast zu einhundert Prozent der Vorstellungskraft des Zuschauers, denn ihre langen Haare verdecken dabei immerzu ihre Missbildungen. Würde man es nicht anders wissen, etwa bei einer Betrachtung dieser Szenen unabhängig des Rests, würde man kaum darauf kommen, dass es sich nicht um ein ganz normales Paar handelt. Hätte man ihre Züge direkt gezeigt, hätte das den gewünschten Effekt in der Magengrube erzeugt – nicht indessen diese Vorgehensweise, bei der man sich gewiss kaum ständig ins Gedächtnis ruft, wie sie eigentlich hinter der auf dem Bildschirm gerade zu sehenden Fassade tatsächlich ausschaut. So bekommt man eine Nummer im Auto, dann im Bett, später in der Hütte (etc.) geboten, was den Verlauf unnötig dehnt. Apropos Spannung: Die tendiert stark gen Nullpunkt. Alles entwickelt sich genau so, wie man es sich bereits nach fünf bis zehn Minuten beinahe detailgetreu ausmalen kann (inklusive des „fiesen“ Finales, versteht sich). Kleinere Überraschungen tauchen nur dann auf, wenn der in ihrem Bann gefangene Frank mal wieder eine Entscheidung trifft, die man als Zuschauer partout nicht nachvollziehen kann, da der Film ausgerechnet diese Tatsache nicht eindringlich genug zu vermitteln vermag.
Alles steht und fällt letztendlich mit den beiden Hauptprotagonisten. Die Figur der Jenifer vereint eine Vielzahl bekannter Eigenschaften: Sie ist zugleich die Schöne und das Biest, vom Körper her eine Femme Fatale, welche ihre Reize zielgerichtet einzusetzen weiß, strahlt (nicht nur im Bett) etwas Animalisches aus (von der Art her einer Katze nicht unähnlich, was ihre Laute mit einschließt), erweckt ein gewisses Schutzbedürfnis (wirkt teilweise hilflos wie ein verängstigtes Kind) und löst die in ihren Bann geratenen Männer gar von deren klaren Menschenverstand (entfernt zu vergleichen mit bestimmten Attributen einer Sirene oder eines Sukkubus). Hinzu kommen Klischee-Geschichten wie von der Partnerin, welche man nur wegen des Beischlafes um sich herum haben will, oder jene von dem Hard-Body mit der unansehnlichen Visage (Stichwort: über den Kopf gestülpte Papiertüte). Irgendwelchen Punkten dieser Faszinationsfacetten verfällt Frank: Direkt die erste Begegnung hinterlässt ihre Spuren in seiner Psyche, denn als er am Abend mit seiner Frau intim wird, blitzen Erinnerungen an ihre Befreiung vor seinem geistigen Auge auf, worauf er seine Partnerin in die nach vorne gebeugte Stellung dreht, in welcher er sie am Fluss vorgefunden hat, und ohne ihr Einverständnis eine anale Penetration vornimmt, was die abwärts verlaufende Spirale auf privater Ebene erst richtig in Gang setzt. Mit der Zeit, als er nur noch sie um sich hat, gibt es aus der entstandenen Obsession kein zurück mehr – trotz ihres Verspeisens der Katze und Nachbarstochter (welche im Anschluss augenscheinlich seltsamerweise weder vermisst noch gesucht wird). Das Leben um ihn herum gerät aus den Fugen und bricht immer weiter ein, Angst kommt mit ins Spiel, doch die Anziehung ist stärker. Ein Schlussstrich erfordert größtmögliche Überwindung – und Frank kann endlich das Schicksal des Mannes, den er anfangs erschossen hat, verstehen. Carrie Anne Fleming (“Bloodsuckers“/“the Tooth Fairy“) ist zwar nur in einer Traumsequenz (vom Gesicht her) zu erkennen, verkörpert Jenifer allerdings von der Gestik her perfekt, ohne dass je Ansätze von Lächerlichkeit entstehen. Zwar keimt auch beim Betrachter ein gewisses Maß an Mitleid und Erregung angesichts der Dame auf, aber so weit gehen wie Frank würde wohl keiner. Gerade diesen gewichtigen Vorwurf muss das Skript über sich ergehen lassen, denn sein Verhalten ist teilweise einfach zu abwegig. Steven Weber (“Jeffrey“/“Timecode“) müht sich redlich und liefert (bis auf die emotionalen Spitzen) eine solide Performance ab – es ist jedoch so, dass keine richtige Verbindung zu ihm aufgebaut werden kann, weshalb er ansatzweise blass, uninteressant und gar unsympathisch erscheint.
Von der Regie her ist diese Episode vollkommen belanglos und unterbietet damit selbst Larry Cohen´s „Pick me Up“-Beitrag um ein ganzes Stück. Die erste Einstellung bleibt das einzige Highlight in diesem Bereich: Eine Aufnahme von oben herab auf zwei in einem Wagen sitzende Cops (das eigentlich vorhandene Dach ist dabei für die Kamera nicht vorhanden), die sich beim Essen mit einer (CGI-) Fliege herumplagen müssen. Das war´s in Sachen Kreativität – alles andere bekommt jeder x-beliebige TV-Regisseur mindestens genauso gut hin. Vor allem eine Zeitraffer-Sequenz wirkt vollkommen deplaziert, fast lachhaft. Obwohl Dario Argento (“Phenomena“/“Opera“) bekanntermaßen seine besten Tage lange hinter sich hat, hätte man mehr als das hier Gebotene erwarten dürfen – und die Ausrede, er habe dieses Mal ja mit der Vorlage eines anderen gearbeitet, ist natürlich absolut irrelevant. Dafür tobt er sich in Sachen Sex und Gewalt aus: Brutaler und freizügiger ist keine andere (ausgestrahlte) Folge der ersten Staffel. Menschliche und tierische Gedärme, ein Kind mit weit aufgerissenem Bauch, ein Jugendlicher, der bei lebendigem Leibe sein „bestes Stück“ abgefressen bekommt – alles sehr direkt ins Bild gerückt. Untermalt wird das Geschehen von den klassisch anmutenden Klängen Claudio Simonettis, welche nett anzuhören sind, aber ebenfalls keine wirklichen Akzente setzen können. Jenifers Make-up-Gestaltung ist schön abstoßend (vor allem die Augen sind sehr creepy), offenbart aber leichte Schwächen in (seltenen) Großaufnahmen. Das größte Problem bleibt jedoch das unterdurchschnittliche Drehbuch, welches mau und vorhersehbar daherkommt: Natürlich richtet sich der Angreifer noch einmal „überraschend“ auf, als sich der Cop über ihn beugt, Frank bekommt die Images von ihr nicht mehr aus seinem Kopf (dem Zuschauer werden diese parallel aufblitzend vorgeführt), der Abstieg vom guten Bürger zum Alkoholiker vollzieht sich geradezu schlagartig über Nacht, die Familie findet nach ihrer Flucht aus dem Haus rein gar keine Erwähnung mehr und so weiter. Die Dialoge sind schwach, klischeehaft und werden hölzern vorgetragen (der Polizei-Chief: „If it walks like a duck, quacks like a duck: It is a duck!“), Franks Partner wirkt eher wie ein schmieriger Kleinkrimineller, seine Handlungen sind nicht nachzuvollziehen: Warum sie nicht verlassen oder selbst töten, sondern stattdessen einen Zirkus (!) aufsuchen und den Freak-Show-Besitzer (!!) dafür bezahlen, sie zu entführen (!!!)? Allein die Zirkus-Einbindung ist sowas von einfallslos, dass man ein symbolisches Gähnen nicht unterdrücken kann. Gelegentlich blitzt zudem der mir aus „the Card Player“ noch schmerzhaft in Erinnerung gebliebene unfreiwillige Humor auf – etwa als Frank einen neuen Job als Aushilfskraft (in einem 2-Personen-Laden) anfängt, sich aber erst weitaus später im Verlauf bei seiner Chefin offiziell mit Namen und Handschlag vorstellt. Am Ende retten nur ganz wenige Punkte diese Episode vor dem totalen Absturz: Die interessante Ausgangsidee, die ganze Figur der Jenifer (einschließlich der mit ihr verbundenen Tragik), ein bis zwei stimmige Szenen (z.B. als sie zum ersten Mal auf die Katze im Flur trifft) sowie die konsequente, ungeschönte Gewaltdarstellung. Zurückgelassen wird man allerdings mit dem Gefühl, ein schwaches, vorhersehbares Skript belanglos, unspannend und unnötig ausgedehnt vorgesetzt bekommen zu haben …
knappe
“Chocolate”
(Season 1, Episode 5)
Regie: Mick Garris
Darsteller: Henry Thomas, Lucie Laurier, Matt Frewer, Stacy Grant, Leah Graham, …
Mit „Chocolate“ präsentiert uns Mick Garris (“Critters 2“/“Psycho 4“), Produzent und „Schöpfer“ der „Masters of Horror“-Serie, seinen eigenen Regie-Betrag, welcher zudem auf einer Kurzgeschichte basiert, die er selbst vor rund zwanzig Jahren verfasst hat (veröffentlicht wurde sie in der Anthology „Hot Blood“). Was diese Episode von den meisten anderen (zumindest der ersten Staffel) unterscheidet, ist ihre ruhige Natur sowie die Stärke der erzählten Geschichte. Getragen von der cleveren Ausgangsidee, wird die bewusst subtile Umsetzung, welche weitestgehend auf Kameraspielchen und/oder Gewaltszenen verzichtet, sicher nicht den Geschmack jeden Zuschauers treffen – dafür allerdings all jene erfreuen, die schon immer Fans der guten alten „Twilight Zone“ waren…
Jamie (Henry Thomas) ist ein Mann mit besonders ausgeprägten Sinneseigenschaften. Nein, es handelt sich dabei nicht um irgendwelche Superkräfte, wie man sie aus Comics oder Filmen kennt, sondern „einfach nur“ um die Gabe, zum Beispiel anhand des Geschmacks oder Geruchs einer spezifischen Speise deren Zusammensetzung bzw enthaltenen Zutaten zu identifizieren. Im Rahmen seines Berufes als Lebensmittelchemiker, der im Labor an der Entwicklung künstlicher Aromen arbeitet, kann er diese Fähigkeiten optimal einbringen sowie zugleich im übertragenen Sinne seinen Appetit auf all diese kalorienreichen Speisen befriedigen, welchen er ansonsten wegen seinem strengen Diät-Bestreben konsequent aus dem Weg geht. Der Job ist ihm sehr wichtig und nimmt den größten Teil seines ohnehin introvertierten Lebens ein, was sicher ebenfalls ein Grund dafür war, dass ihn seine Frau Vanessa (Stacy Grant) kürzlich nach sieben Ehejahren (zusammen mit dem gemeinsamen Sohn) verlassen hat.
Eines Nachts erwacht er plötzlich aus dem Schlaf und stellt einen intensiven Edel-Schokoladen-Geschmack in seinem Mund fest – so als hätte er sich gerade eine Praline mit Genuss einverleibt. Diese geschmackliche Irritation lässt sich einfach nicht erklären, denn normalerweise kann er sich immer präzise auf seine Sinne verlassen. Als er mit seinem Kollegen Wally (Matt Frewer) kurz darauf ein Punk-Rock-Konzert besucht, setzt auf einmal sein Gehör aus, worauf er in dieser Phase klassische Musik vernimmt. Irritiert versucht er diese Symptome innerlich herunterzuspielen, doch als er auf der Heimfahrt scheinbar durch die Augen einer anderen Person zu sehen beginnt, wächst die Sorge, dass mit ihm ernsthaft etwas nicht in Ordnung ist. Unabhängig davon scheint sein Liebesleben derweil wieder in Gang zu kommen, als er im Supermarkt die genauso ernährungsbewusste Elaine (Leah Graham) trifft und mit ihr eine leidenschaftliche Nacht verbringt. Am nächsten Morgen kommt es allerdings zum Eklat, als seine gesamte Wahrnehmung schlagartig in den Körper einer anderen Person zu schlüpfen scheint – und zwar in den einer Frau, welche gerade Sex mit ihrem Liebhaber hat. Unfähig sich zu wehren, durchlebt er den Akt an ihrer Stelle. Unglücklicherweise taucht just in dem Moment Vanessa in der Wohnung auf, um ihren Sohn fürs Wochenende vorbeizubringen – die Reaktion auf sein unerklärliches Verhalten sowie die halbnackte Elaine ist natürlich nicht sonderlich positiv.
Von da an ist Jamie wieder allein im Leben, weshalb er seine Aufmerksamkeit verstärkt auf diese andere Frau richtet, in welche er sich vollkommen hineinzuversetzen vermag. Eine Art Faszination, welche er gar für Liebe hält, entsteht für diese Person, deren Leben ungleich aufregender als seins verläuft. Er glaubt sich mit ihr seelenverwandt, da er sie in allen Einzelheiten fühlen und verstehen kann – aus diesem Grund ruft er jenen Zustand auch öfters aktiv herbei. Eine Vision zeigt schließlich auf, wie sie ihren Freund mit einer anderen jungen Dame im Bett erwischt, dieser sie aber sogleich zu einer Ménage à Trois überreden will, was allerdings auf vehemente Ablehnung stößt. Später dann, als die beiden wieder unter sich sind, stößt sie ihm beim Versöhnungs-Sex ein langes Messer in den Bauch und schlitzt ihn bis oben hin auf. Er sympathisiert mit ihrer Tat, da er ihre durchlebten Emotionen verspürt, doch die Verbindung zu ihr reißt daraufhin vollkommen ab. Verzweifelt versucht er sich Einzelheiten der gesehenen Bilder erneut in den Sinn zu rufen, um so mehr zu erfahren – und tatsächlich gelingt es ihm, sie per Recherche in Kanada ausfindig zu machen. Jetzt gilt es nur noch, die schöne Catherine (Lucie Laurier) persönlich aufzusuchen, ihr seine Liebe und Verbundenheit zu offenbaren sowie sie vor der Polizei zu schützen, welche (trotz fehlender Beweise) Ermittlungen eingeleitet hat…
Sowohl stilistisch als auch inhaltlich erinnert „Chocolate“ an klassische TV-Unterhaltung á la „Unwahrscheinliche Geschichten“ oder „Unbekannte Dimensionen“, was einen beinahe altmodischen Eindruck erzeugt, welcher von der ruhigen Herangehensweise (inklusive Verzicht auf Videoclip-Optik sowie schnelle Schnittfolgen) zusätzlich verstärkt wird. Die übernatürlichen Elemente sind untrennbar mit der Hauptperson verbunden und dienen somit der Story an sich, da sie konstant mit seiner psychischen Beschaffenheit bzw Verfassung interagieren und zu keiner Zeit um des bloßen Effektes willen dargeboten werden. Im Endeffekt lässt sich diese Episode als Kreuzung aus „the Eyes of Laura Mars“ und „What Women want“ umschreiben, nur ohne den Humor-Anteil letzterer Produktion. Es geht um die heutzutage weit verbreitete Einsamkeit vieler Menschen, welche auf die eine oder andere Weise danach streben, einen gleichgesinnten Lebens- (Abschnitts-) Gefährten zu finden. Persönliche Distanziertheit verhindert oft, sich in andere Personen wirklich hineinversetzen zu können. Hier geschieht genau das – auf extreme Weise. Jaime empfindet eine natürliche Faszination für diese Gefühle, trennt aber nicht zwischen Catherines Sinnesempfindungen und ihren eigenständigen charakterlichen Facetten, weshalb er alles undifferenziert auf sie projiziert sowie dieses Konstrukt letztendlich für Liebe hält. Wie schnell daraus eine Obsession entstehen kann, ist hinlänglich bekannt – man steigert sich in etwas hinein und erkennt dabei die Grenzen nicht, die man im Verlauf überschreitet. Für ihn ist das mehr als ein Abenteuer, denn er glaubt, sie umfassend zu kennen. Warnzeichen, dass sie ja eigentlich eine Mörderin ist, werden bis zu einem gewissen Punkt ausgeblendet bzw in der Vorstellung so ausgelegt, dass er ihr bei ihren Problemen helfen kann – also das typische „Retter in der Not“-Denken, welches ja zugleich eine übergeordnete Position voraussetzt, die wiederum dem verbreiteten Bild der „schutzbedürftigen Frau“ entspricht. Wie man(n) sich doch manchmal irren kann…
Die allererste Szene, eine klassische „Film Noir“-Eröffnung (Jamie im direkten Lampenschein eines mit Zigarettenqualm vernebelten, dunklen Raumes sitzend, sein Hals und Hemdkragen mit Blut bespritzt), liefert Ansätze bezüglich des Ausgangs der Geschichte, welche folgend in Rückblenden während des Polizeiverhörs präsentiert wird. Henry Thomas (“ET“/“Legends of the Fall“) überzeugt bravourös in der Hauptrolle, denn er spielt gewisse Situationen absolut überzeugend, die leicht hätten peinlich wirken können (wie etwa sein Durchleben des Geschlechtsverkehrs aus der weiblichen Betrachtungsweise oder einer Masturbation per Duschkopf). Eigentlich ist er der typische introvertierte Labor-Geek, der in seiner Arbeit vollkommen aufgeht, bis ein Impuls die Sichtweise der Dinge grundlegend verändert, doch dank seiner Performance kann ihn der Betrachter jederzeit verstehen, ohne von seiner Art belustigt zu werden, denn er ist ehrlich zu sich sowie seiner Umwelt (gibt offen zu, dass er aus Eitelkeit fastet etc), trauert seiner geliebten Familie hinterher und wirkt einfach wie ein netter Kerl. Die attraktive Lucie Laurier („Don´t say a Word“) erhält als Catherine kaum Material, sich zu entfalten – dafür stiehlt der großartige Matt Frewer (TV´s “Max Headroom“ oder „Taken“) als Wissenschaftler mit Punk-Rock-Ader (wie so oft) allen in seinen (zu wenigen!) Szenen die Show.
Regisseur Mick Garris hat mit Frewer bereits (u.a.) bei „Quicksilver Highway“ zusammengearbeitet, sich in den letzten Jahren allerdings vorwiegend auf Stephen King Adaptionen (u.a.“the Stand“,“Riding the Bullet“,“Desperation“) konzentriert (kleine Anspielung: auf Jaimes Nachtisch liegt ein Buch des Autors). Ich muss jedoch gestehen, dass ich (bis auf „Sleepwalkers“) all seine Filme bestenfalls mäßig fand – und da macht dieses Werk hier leider keine Ausnahme. Meiner Meinung nach hätte man noch viel mehr aus der Prämisse des „perfekten Voyeurs“ herausholen können – sei es im Sinne der Erforschung der intimsten Geheimnisse jenes Menschen (über die Sexualität hinaus), vor allem wenn es sich dabei auch noch um das andere Geschlecht handelt, oder der ganzen „Stalker“-Thematik, welche in ihrer Bedrohlichkeit nicht voll zur Geltung kommt. Die Wahl des Lebensmittelchemiker-Berufsfeldes gefiel mir sehr gut, denn die Notwendigkeit einer ausgeprägten Sinneswahrnehmung unterstützt die Aspekte der zunehmenden Täuschung und Überlastung aufgrund des seltsamen Phänomens prima, woraus sich zudem die Manipulation der Emotionen glaubwürdig ableiten lässt. Selbst dieser Bereich weist jedoch (in meinen Augen) ungenutztes Potential auf, denn der Ernährungs-Tick von Jaime und Elaine kommt eher beiläufig daher. Ich hätte mir eine noch direktere Verknüpfung mit seinem Job gewünscht, denn statt echtes Obst in den Produkten zu verwenden, arbeitet er aktuell beispielsweise an einem künstlichen, weniger gesunden Mango-Aroma. Nett fand ich allerdings die Tatsache, dass Vanessa in der englischen OV statt „bless you“ tatsächlich „Gesundheit“ sagt. Es sind letztendlich eine ganze Reihe Kleinigkeiten, die das Gesamtbild für mich abwerten, wie etwa Jaimes wilde Autofahrt, als sein Sehvermögen plötzlich aussetzt (ich sag nur: Fuß vom Gas!), eine gedrehte Szene, bei der man die Schnelligkeit der einsetzenden Dunkelheit offensichtlich unterschätzt hat (Anschlussfehler der Lichtverhältnisse), das schemenhafte Auftauchen eines Crewmitglieds bei einer Reflektion im Bad, die Möglichkeit, Catherine derart schnell per Internet anhand eines Nummernschildes aufzuspüren und so weiter – etwas viel, um ignoriert zu werden, auch wenn die Story an sich interessant ist und die Inszenierung ansonsten hochwertig daherkommt (Kameraarbeit, Editing, Musikuntermalung passen hervorragend). Die primäre Ausrichtung auf eher psychologische Elemente ist durchaus löblich, aber das Gefühl der Oberflächlichkeit in Randbereichen wirft einen recht gewichtigen Schatten aufs Gesamtbild. Vielleicht hätte man mit mehr Spannungs-fördernden Szenen einiges übertünchen können – so bleibt am Ende jedoch nur ein bestenfalls solider Eintrag in die „MoH“-TV-Reihe.
Fazit: „Chocolate“ besitzt zwar eine clevere Story und einen überzeugenden Hauptdarsteller, allerdings auch etliche Schönheitsfehler, welche diese ruhige, vergleichsweise harmlose Episode (man bekommt mehr nackte Haut als Blut geboten – beides aber kaum wirklich der Rede wert) nicht über die Mittelmäßigkeit hinauskommen lassen …
“Homecoming”
(Season 1, Episode 6)
Regie: Joe Dante
Darsteller: Jon Tenney, Thea Gill, Sean Carey, Terry David Mulligan, Robert Picardo, …
„Homecoming“, entstanden nach einem Drehbuch von Sam Hamm („Batman“), mit welchem er Dale Bailey´s Kurzgeschichte „Death and Suffrage“ adaptierte (veröffentlicht in seiner Anthology „the Resurrection Man's Legacy and other Stories“), ist zweifellos die provokanteste Folge der „Masters of Horror“-Reihe, welche das Publikum vermutlich in zwei (wahrscheinlich unversöhnliche) Lager spaltet. Worum es geht? Gefallene US-Soldaten entsteigen ihren Gräbern, um sich folgend an der Regierung zu rächen, welche sie in einen (in ihren Augen) sinnlosen Krieg geschickt hat. Klingt nach einem coolen Gore-Fest? Ach, dann hab ich wohl noch nicht erwähnt, dass sie eigentlich absolut friedfertig sind und ihren Sieg im Wahlkampf per Stimmzettel erzielen wollen…? Jip, Freunde, Ihr habt richtig gelesen: Unseren untoten Kameraden geht es nur darum, das Kreuz auf ihrem Ballot an der richtigen Stelle zu setzen – danach kippen sie einfach neben der Wahlurne um und haben ihren Frieden gefunden. Natürlich handelt es sich bei ihnen ausschließlich um Gegner des amtierenden Präsidenten, der sie damals aufgrund von zweifelhaften Behauptungen in Marsch gesetzt hat – alle anderen verstorbenen GIs, die seine Politik teilten und unterstützten, sind nämlich tot geblieben, da sie mit sich und ihrer Landesführung im Reinen sind…
Es handelt sich also primär um eine Polit-Satire unter dem Gewand eines Horrorfilms, und auf den ersten Blick könnte man tatsächlich denken, dass die Story nach einer neuen, kreativen und humorvollen Herangehensweise an alte Ideen klingt – doch leider ist die Umsetzung derart plump ausgefallen, dass es schon an Geschmacklosigkeit grenzt. Gelungene Filme über Wahlkampf und Politik sollten feinfühlig, clever und nach Möglichkeit subtil sein (siehe „Bob Roberts“ oder „Wag the Dog“). „Homecoming“ hingegen ist das genaue Gegenteil und unterbietet aufgrund seiner einseitigen wie taktlosen Inhalte locker das Niveau von Chris Farley´s „Black Sheep“ um Längen. Was einem hier verkauft wird, ist der feuchte Traum eines engagierten (US-) Demokraten, der zudem noch Zombie-Streifen mag. Sicher werden einige die Inhalte für richtig und zum Nachdenken anregend empfinden, vor allem da es ja gerade so in Mode ist, gegen die amerikanische Politik zu wettern, aber jenen fehlt in diesem Fall einfach die Weitsicht fürs breitere Gesamtbild. Es ist vollkommen in Ordnung, diese oder jene Meinung zu vertreten – allerdings sollte man bei der Bewertung eines solchen Projekts mehr als nur das mit den aufgesetzten Scheuklappen erkennbare (politische) Feidbild heranziehen. Ein Beispiel? Es gibt eine ganze Reihe Anspielungen auf die Werke George A.Romeros (dessen gesellschaftskritische Ansätze übrigens um Lichtjahre intelligenter und gelungener waren), von denen einige subtil (die Bewegungen der Untoten, eine spezielle Friedhofsszene mit zwei Familienangehörigen), andere mit dem Holzhammer konzipiert wurden (einer der auferstandenen Soldaten heißt G.A.Romero). Das ist an sich ja noch okay – im gleichen Moment werden jedoch die meisten „seiner“ (Sub-) Genre-“Gesetze“ gebrochen: Die Zombies sind freundlich, friedfertig, politisch motiviert, empfinden Schmerz, können (je nach Verletzungsgrad) gut sprechen, sterben nicht per Kopfschuss, geben Interviews im TV, führen Protestumzüge an, mischen sich (trotz ihrer Verwesung) unter die Bevölkerung und wollen ohnehin nur am Wahltag ihre Stimme geltend machen. Darüber hinaus ist die ganze Sache weder clever, spannend noch lustig. Selten habe ich mich in den letzten Jahren derart über eine Produktion geärgert…
Dabei beginnt alles recht viel versprechend: Ein Paar fährt nachts durch dicht bewaldetes Gebiet gleich außerhalb von Washington DC, als plötzlich ein auf Krücken gehender Mann in Uniform vor ihnen auf der Straße im Scheinwerferlicht auftaucht. „It´s one of them!“, schreit sie und greift ihrem Begleiter ins Lenkrad, so dass dieser die Gestalt frontal rammt. Der Wagen rutscht dabei in den Graben, der abgerissene Kopf des Überfahrenen bleibt auf der Motorhaube liegen – aber dessen Augen und Mund bewegen sich weiter, denn es steckt immer noch Leben in dem Körperteil! Ganz in der Nähe hält plötzlich ein Army-Truck an. Soldaten springen heraus, doch auch sie scheinen verwundet oder irgendwie gehbehindert zu sein. Die Frau (Jane) holt daraufhin eine großkalibrige Schrotflinte aus dem Kofferraum, eröffnet augenblicklich das Feuer auf die sich nähernden Leute und schreit dem Mann (David) zu, er solle es ihr gleichtun sowie auf die Beine schießen, da das der einzige Weg sei, sie aufzuhalten. Dann ein Schnitt – 4 Wochen früher: Das Land steht vor der Präsidentschaftswahl im Jahre 2008. Der amtierende (republikanische) Präsident hat einen Krieg weit entfernt gegen ein Regime begonnen, welches angeblich Massenvernichtungswaffen besessen haben soll. In einer politischen Sendung auf einem Nachrichtenkanal diskutieren David Murch (Jon Tenney), ein politischer Berater, und die zynische Jane Cleaver (Thea Gill), erfolgreiche Autorin eines Buches (das die „radikale Linke“ im Land angreift), über die aktuelle Situation in den USA, da verbreitete Anti-Kriegs-Proteste stetig an Intensität zunehmen. Live im TV wird David mit der Mutter eines getöteten GIs konfrontiert, die vom Secret Service verhaftet wurde, nachdem sie den Präsidenten „Why?“ fragen wollte. Als sich ihr Anliegen mit Erinnerungen an seinen nie aus Vietnam zurückgekehrten Bruder vermischt, hält er in einem emotionalen Moment inne und meint, dass er sich ernsthaft wünschen würde, dass die Gefallenen ihre Geschichten erzählen könnten. Anschließend unterhalten sich Jane und er noch in einer Bar über seinen Quasi-Blackout, bevor es ab aufs Zimmer zu einer Runde kitschigen S/X-Sex geht…
Kurz darauf der erste Vorfall: Auf einem Militärflughafen werden die mit Flaggen bedeckten Särge zwischengelagert, bevor man sie zu den jeweiligen Begräbnissen abtransportiert. Zwei Wachen sollen aufpassen, dass keine Fotos von ihnen gemacht werden, als sie plötzlich ein Geräusch hören. Anfangs glauben sie an einen versteckten Journalisten, doch dann erheben sich die toten Soldaten und wandern in der Halle umher. Aus Versehen erschießt der eine dabei seinen Partner („Friendly Fire“) – er wird von den Zombies verschont. David selbst erlebt wenig später einen weiteren Vorfall, als er mit seiner Mutter das Grab seines Bruders auf dem Militärfriedhof besucht und einige ehemaligen Kombattanten sich in der Nähe ausgraben. Es stellt sich heraus, dass alle Verstorbenen des derzeitigen Einsatzes ins Leben zurückgekehrt sind – scheinbar aufgrund seines Wunsches. Untersuchungen ergeben, dass sie nun nahezu unverwundbar sind, also überlegt das Militär sogleich, ob man sie nicht für sich kämpfen lassen kann – aber das wollen sie nicht: Ihr Ziel ist es, bei der Wahl ihre Stimme abgeben zu dürfen. Zuerst versucht man die Situation positiv zu nutzen („Nicht einmal der Tod kann den Vormarsch der Freiheit aufhalten“), dann stellt sich allerdings heraus, dass alle Zurückgekehrten ausschließlich den Gegenkandidaten unterstützen – fortan sperrt man jene, die sich zusammentreiben lassen, in Gefangenen-Camps und deklariert sie als „Public Health Threat“. Das wiederum gefällt der Öffentlichkeit nicht, da es sich ja um friedliche Zombies handelt, worauf man sie auf Druck der Bevölkerung wieder freilassen muss. Am Wahltag geben sie schließlich ihre Stimme ab und scheiden dahin. Das Ergebnis ist ungemein knapp: Ein Bundesstaat entscheidet über den Gesamtsieg – wie gut, dass die Regierung genügend Macht besitzt, den Ausgang zu ihrem Vorteil zu manipulieren. Man hat das Land sowie die gefallenen Soldaten erneut betrogen, weshalb sich letztere wiederum aus ihren Gräbern erheben, dieses Mal jedoch voller Zorn und Gewaltbereitschaft. Zudem haben sie sich Verstärkung mitgebracht, nämlich die Opfer aller vorherigen Kriege…
Ich muss den Verantwortlichen des „Masters of Horror“-Projekts (u.a.“Showtime“) schon meinen Respekt dafür aussprechen, ein Werk mit solcher Thematik zu unterstützen. Die Ankündigung, man würde den jeweiligen Regisseuren volle künstlerische Freiheit gewähren, entsprach allem Anschein nach den Tatsachen. Unglücklicherweise sagt das rein gar nichts über die Qualität des Materials aus, für das sich die jeweiligen Herren entschieden haben. Ich kann mir vorstellen, dass es nicht viele Filmemacher gibt, die „Homecoming“ (aus den unterschiedlichsten Gründen) hätten inszenieren wollen. Es wird auch offen zugegeben, dass man auf relativ unbekannte Schauspieler zurückgreifen musste, nachdem alle ursprünglich vorgesehenen Personen strikt ablehntet hatten. Zum Glück bot sich da Joe Dante an, dessen Karriere mit Hits wie „the Howling“ und „Gremlins“ stark begann, in den letzten Jahren allerdings eher als „klinisch tot“ einzustufen ist. Er ist zweifellos nicht die schlechteste Wahl, wenn es darum geht, humorvollen Horror mit satirischen und parodistischen Elementen anzureichern, doch hier ist ihm jegliches Feingefühl mit der Materie abhanden gekommen. Wie aus meiner Inhaltsbeschreibung bereits hervorgeht, hat man alle Elemente, die man nur irgendwie gegen die aktuelle US-Regierung anführen konnte, zusammengekratzt sowie auf grobe Weise in die ohnehin abstruse Handlung eingefügt: Krieg unter falschen Angaben, aufflammende Proteste, trauernde Mütter, Bilder von mit Fahnen abgedeckten Särgen, Gefangenencamps mit „Häftlingen“, deren Status (hier: tot oder lebendig) man nicht genau klären kann, weshalb man sie ohne rechtliche Grundlage festhält und so weiter. Dante versucht die schrecklichen Auswirkungen des Krieges den Leuten in der Heimat näher zu bringen, das ist klar erkennbar, und natürlich bekommt George W. ebenfalls sein Fett weg: Zwar wird der Präsident nie gezeigt, doch er spricht mit einem texanischen Akzent, wird als „schwach in Debatten“ charakterisiert und als genauso dumm wie seine Wähler hingestellt („He makes stupid people feel they're just as smart as he is“). Außerdem hat Janes Wagen das Kennzeichen „BSH BABE“. Die Zombies kämpfen für die „gute Sache“, während die Wählerschaft der Regierung tot „bleiben darf“ – dass sie ja eigentlich auch in einer Demokratie eine Stimme besitzen, wird natürlich konsequent ausgeklammert.
Der Regisseur verkündet ganz offen: „This is a horror story because most of the characters are Republicans.“ Schön, dass er so denkt, doch muss er uns mit seiner Meinung/Einstellung/Gesinnung im Rahmen einer Horror-Serie belästigen? Sicher, es erzeugt gewiss Momentum, wenn sich ein gefallener GI erhebt und die ihn zuvor bedeckende Flagge zu Boden fallen lässt – aber das war die einzige Szene, die mich vom symbolischen Charakter beeindrucken konnte. Subtil ist hier nichts. Irgendwann im Verlauf versucht die Regierung einen Zombie zu einem öffentlichen Bekenntnis zugunsten der Regierung zu erpressen, indem man die Mutter des Mannes entführt und dieser Folter androht. An anderer Stelle läuft ein „armer Untoter“ durch den Regen, bevor er von einem älteren Pärchen in deren Restaurant gebeten wird, wo man ihn herzlich aufnimmt, da auch ihr Kind nicht mehr aus dem Einsatz nach Hause kam. Solche Momente empfand ich als extrem verlogen und manipulierend. Als die „Männer und Frauen an der Macht“ schließlich gar die Wahlergebnisse türken und allen Zombies somit die Legitimation gegeben wird, sich an den US-Republikanern zu rächen (sprich: sie zu töten), sollte das Maß bei jedem halbwegs intelligenten Betrachter überschritten sein. Zumal nichts an der Story clever ist! Ein weises Zitat von Kissinger reicht da nicht. Und die Machtgelüste der Beteiligten zusätzlich dadurch zu veranschaulichen, dass sie in ihrer Freizeit auf dominante S/M-Spielchen stehen, spricht Bände, denke ich. Selbst die Kirche bleibt nicht verschont: Anfangs wird alles als ein Zeichen Gottes dargestellt – später dann, als die politische Gesinnung und Wahlabsicht bekannt wird, heißt es, alle von ihnen seien satanische Ausgeburten der Hölle. Die Härte ist jedoch, als die Story noch einen Twist um Davids Bruder in den Ring wirft, welcher sich plötzlich als doch kein ehrenhafter Kriegsheld entpuppt. Wahrscheinlich wollte man damit erneut die Aussage forcieren, dass es durchaus Leute gab, die mit dem Vietnam-Krieg nicht einverstanden waren – eine bekannte Tatsache, für die man nicht noch Veteranen jenes Konflikts hätte mit reinziehen müssen.
Handwerklich hat Dante absolut solide Kost abgeliefert, so dass es auf diesem Gebiet keinen Grund zur Klage gibt. Den Einstieg fand ich durchaus gelungen, da (wenigstens kurzzeitig) Interesse geweckt sowie etwas Action geboten wird, bevor sich der Verlauf erst einmal merklich ruhiger entfaltet. Im Gegensatz dazu ist die Schlusseinstellung eine absolute Katastrophe. Die Darsteller, allen voran Jon Tenney („Entopy“), Thea Gill („Tornado Warning“) und Terry David Mulligan (aus „Disturbing Behavior“ in der Rolle eines „FOX TV“-typischen Polittalk-Gastgebers), liefern gute Performances ab, die Make-Up-F/X sind großartig und ragen einzig und allein wirklich aus dem Gesamteindruck heraus. Gerade für eine Fernsehproduktion sehen die Untoten absolut fantastisch aus! Das Traurige ist nur, dass alles gegenüber dem missratenen Grundton mitsamt den grob gestrickten Inhalten verblasst. Gesellschaftssatire und Zombies: Die Verbindung hat schon einige Male funktioniert. Hier nicht, da die Elemente teils falsch proportioniert, teils überreizt wurden. Was am Ende bleibt, ist der misslungene Versuch, eine offensive Polit-Satire unter dem Deckmantel eines Horrorfilms zu präsentieren – leider ist das Ergebnis taktlos, platt, spannungsarm sowie ohne Biss und Atmosphäre …
“Deer Woman”
(Season 1, Episode 7)
Regie: John Landis
Darsteller: Brian Benben, Cinthia Moura, Anthony Griffith, Sonja Bennett, …
Von allen „Masters of Horror“-Episoden wurde „Deer Woman“ als erstes gedreht – unter der Regie von John Landis, nach einem eigenständigen Skript von ihm und seinem Sohn Max (also keine Adaption einer Kurzgeschichte, wie es vorwiegend bei dieser Serie der Fall ist). Da es bei diesem Format primär um die Filmemacher geht, hier vorweg mein Kommentar zu John: Von all seinen Werken (immerhin rund 30) konnte mich bislang keins vollkommen überzeugen („Blues Brothers“ verfehlt dieses Prädikat nur knapp), was schonmal nicht unbedingt ein gutes Zeichen ist. Hinzu kommt, dass der Mann zwar irgendwie noch immer (trotz einer geradezu beeindruckenden Flop-Strähne) als angesehener Vertreter seiner Zunft anerkannt wird – allerdings keineswegs im Horror-Genre, sondern eigentlich ausschließlich auf dem Comedy-Sektor. Hmmm. Sicher, es gab da „An American Werewolf in London“, aber das war vor 24 Jahren und jenes Ergebnis lässt sich zudem kaum als „gruselig“ bezeichnen (wer Angst vor seinem „Thriller“-Video hat, mag da natürlich anders denken). „Innocent Blood“ (1992) war da schon wesentlich cooler, aber insgesamt ebenfalls nur knapp überdurchschnittlich. Wenn ich an „Landis“ und „Horror“ denke, kommen mir höchstens seine Kurzauftritte als Darsteller in diversen Produktionen anderer Kollegen (wie „Sleepwalkers“ von Garris oder Hooper´s „Spontaneous Combustion“) in den Sinn, doch vielleicht hat er ja hier mit seiner „Reh-Frau“ mehr Erfolg, meine Meinung (zumindest etwas) zu korrigieren…
Im Grunde ist Dwight Faraday (Brian Benben) ein talentierter Detective, dem man jedoch nach einem tragischen Vorfall einen Dienstposten zugeteilt hat, welcher von allen einheitlich als Karriere-Abstellgleis angesehen wird: Seit er vor einiger Zeit im Rahmen einer Schießerei versehentlich seinen eigenen Partner erschoss (zwei Kugeln durchschlugen ihr eigentliches Ziel und verwundeten jenen auf diese Weise ebenfalls tödlich), worauf das Verlassenwerden von seiner Frau sowie diverse Anschuldigungen etlicher Kameraden folgten, ist er ausschließlich für die Bearbeitung von „Animal Attack“-Fällen zuständig. Eines Tages geht eine Meldung ein, dass merkwürdige Geräusche auf dem Parkplatz einer abgelegenen Gaststätte gehört wurden – wirklich schlau wird man aus dem Telefonat allerdings nicht, weshalb man jenes als „Weird Call“ einstuft und somit Faraday darauf ansetzt. Vorort entdeckt er in der demolierten Fahrerkabine eines LKWs schließlich die sterblichen Überreste des Besitzers. Na ja, zumindest das, was noch von ihm übrig ist – nicht gerade viel: Der fortan als „Hamburger“ bezeichnete Haufen zeugt davon, dass jemand (oder etwas) den Körper derart malträtiert hat, bis er am Ende nur noch das Aussehen sowie die Konsistenz von Hackfleisch (nach etlichen ausgiebigen Umdrehungen in einem Fleischwolf) besaß. Zwar sagen Zeugen aus, dass einige Rehe in der Nähe des Trucks beobachtet wurden, aber das wird als belanglos abgetan – vielmehr interessiert den Cops die Aussage, dass das spätere Opfer zuletzt in Begleitung einer mysteriösen, äußerst attraktiven Frau (Cinthia Moura) gesehen wurde. Folgerichtig wird Faraday der Fall entzogen und den Kollegen der Mordkommission übertragen.
Das alte Gefühl echter Ermittlungsarbeit lässt sich jedoch nicht so einfach wieder abstellen, und so bleibt er zusammen mit seinem (ebenfalls unterbeschäftigten) Kollegen Jacob Reed (Anthony Griffith) an der Sache dran. Dank der Hilfe einer jungen Gerichtsmedizinerin (Sonja Bennett) erfährt er schon bald von der ungewöhnlichen Gegebenheit, dass sich auf der Leiche Abdrücke befinden, welche denen von Hufen stark ähneln. Nach einer Reihe weiterer „Hamburger“-Haufen ist es möglich, bestimmte Gemeinsamkeiten der „Vorfälle“ herauszustellen: Die durchweg männlichen Opfer sah man jeweils zuletzt in Begleitung einer (vermutlich indianischen) Schönheit, an den Tatorten wurden blutige Hufspuren entdeckt, an den Körpern hat man vereinzelte Rehhaare sichergestellt, alle Personen starben in einem „erigierten Zustand“. Der Knackpunkt ist natürlich die nur schwer zu schließende Verbindung dieser Elemente: Faradays erste (konkrete) Theorie geht davon aus, dass es sich um eine neue Tierspezies handeln muss, die unglaubliche Kraft entwickeln kann (nur die Frau passt da nicht wirklich ins Bild), aber per Zufall erzählt man ihm und Jacob in einem von Native Americans betriebenen Casino eine alte Überlieferung über die sogenannte „Deer Woman“ – einem mythologischen Zwitterwesen mit den Beinen eines Rehs sowie dem Torso (von der Hüfte an aufwärts) einer menschlichen, jungen Indianerin. Ihre Beute sind lüsterne Männer, welche sie zuerst verführt, dann brutal zu Tode trampelt. Zwar hält selbst der Erzähler die Story für unsinnig, doch je mehr Leichen und Spuren auftauchen, desto glaubwürdiger erscheint sie Faraday…
Okay, es ist von Anfang an klar, dass die Story absoluter Murks ist und nie als ernstzunehmende, geradlinige Horror-Unterhaltung durchgehen würde – weshalb es sich als positiv herausstellt, dass Landis die ganze Sache mit einem überschaubar, aber prägend eingesetzten „tongue-in-cheek“-Humor gekreuzt hat, wie schon damals bei „American Werewolf“. Höchstwahrscheinlich hätte man auch locker noch einen Schritt weiter gehen können, hin zu einem waschechten Trash-Streifen, dazu aber später mehr. Mal fühlt man sich stärker, mal schwächer an jenen Kultfilm erinnert – sowohl von bestimmten Motiven (das (Mensch/Tier-) Zwitterwesen) als auch direkten Anspielungen her (in einem Gespräch erinnert man sich beispielsweise an „the case of the wolf attacks in London in 1981“). Gerade in Bezug auf den Titel der Show kann ich diese Ausrichtung allerdings nicht wirklich vollends gutheißen, denn während die lustigen Szenen vorwiegend ins Schwarze treffen, enttäuschen die härteren Momente nahezu vollständig: Zwar sieht man immer die übrig gebliebenen Fleischhaufen nach den Taten, diese selbst werden jedoch nicht gezeigt, denn pünktlich davor wird immerzu ausgeblendet – ohne jetzt wie ein Gore-Hound klingen zu wollen, hätte ich mir einfach eine ausgewogenere Balance gewünscht, um dem Treiben eine stärker bedrohlichere Stimmung einzuverleiben, welche so leider zu keiner Zeit aufkommt.
Faraday ist eine klassische Cop-Figur, welche ein schicksalhafter Vorfall aus der (beruflichen wie privaten) Spur geworfen hat. Zwar stellt sein Dienstposten jeden Tag aufs Neue eine Erniedrigung dar, doch ohne diesen hätte er rein gar nichts mehr im Leben. Es ist schnell klar, dass er unter der zynischen, sarkastischen Oberfläche eigentlich ein cleveres, sympathisches Kerlchen ist. Die Mordserie erweckt schließlich das alte Feuer in ihm – und nun sind es gerade jene merkwürdigen Fälle, welche er in letzter Zeit immerzu bearbeiten musste, die es ihm ermöglichen, offen an die Sache heranzutreten und nicht gleich jede Theorie auszuschließen, die vielleicht etwas abwegig klingt. Brian Benben („Dark Angel“), der bereits in der preisgekrönten Serie „Dream On“ unter Landis´Regie arbeitete, verkörpert die Rolle perfekt. Er ist ein guter Darsteller mit der nötigen Ausstrahlung sowie einem Gespür für komödiantisches Timing. Es macht Spaß, ihm dabei zuzusehen, wie er Faraday glaubwürdig mit Leben füllt – als jemand, dem es freilich primär darum geht, den Killer zu fassen, er zugleich aber auch sich selbst sowie seinem Umfeld beweisen will, die nötigen Voraussetzungen für den Job noch immer in sich zu tragen. Ihm steht Anthony Griffith („Dead Man´s Curve“) als Partner zur Seite, der ganz dem afroamerikanischen Klischee entspricht: Er ist nett, freundlich, lustig sowie nicht unbedingt allzu helle. Ihre Interaktionen erzeugen zwar diverse Lacher, allerdings keine sonderlich intelligenten, zumal er merkwürdig „dopey“ erscheint, was nicht in jedem Moment unbedingt zum Gesamtbild passt. Da hat mir Sonja Bennett (aus „the Perfect Score“ oder dem „the Fog“-Remake) als gepiercte Gerichtsmedizinerin (Dana) mit eindeutiger Punk-Ader schon eher zugesagt, welche gut mit Benben in ihren gemeinsamen Szenen harmoniert, was mich augenblicklich an die ähnliche Konstellation in der Serie „Navy CIS“ erinnerte. Schauspielerisch ist ansonsten kein weiterer Beteiligter erwähnenswert. Wenn man genau aufpasst und hinsieht, kann man übrigens „MoH“-Schöpfer Mick Garris in einer Einstellung im Casino erspähen…
Kommen wir nun zu der Titel-gebenden „Deer Woman“: Zwar ist Newcomerin Cinthia Moura in Wahrheit Brasilianerin, keinesfalls indianischer Abstammung, doch äußerlich fällt das absolut nicht ins Gewicht. Nettes Casting, Jungs, denn als Model erfüllt sie bereits alle Voraussetzungen für den Part: Sie ist wunderschön, exotisch, mit einem makellosen Körper gesegnet (zumindest von der Hüfte an aufwärts lässt sich das ausgiebig begutachten), weiß sich (inklusive ihrer Reize) ins rechte Licht zu rücken, hat keine einzige Zeile Dialog, ihre Mimik beschränkt sich auf nur drei Ausdrücke („grinsen“/„verführerisch dreinblicken“/„böse starren“), und am Ende muss sie (u.a.) bloß noch etwas laufen, springen sowie aus einer Pfütze trinken. Man(n) kann verstehen, warum die Männer in ihren Bann geraten, weshalb ihre Auftritte allesamt keinen Grund zur Klage hervorrufen. Die Sache ist nur die, dass die Story der Figur nie ein starkes Fundament beschert, denn ihr wird keinerlei Charakterzeichnung oder Background zugesprochen. Allein die kurze Erzählung des Casino-Angestellten bekommt man offeriert, welche die tatsächlichen Motive jedoch außen vor lässt: Es handelt sich also um eine mythologische Gestalt der Native Americans (keine Ahnung, ob diese wahr oder nur erfunden ist), die nicht aus Rache für die Unterdrückung ihres Volkes (etc) tötet, sondern anscheinend nur, weil sie es kann/will sowie das männliche, Trieb-gesteuerte Geschlecht für sie ein leichtes Ziel darstellt. Die Opfer stammen aus allen „Schichten“ (Trucker, Cops, Geschäftsleute)…warum gerade sie ausgewählt wurden, was für ein Sinn hinter der alten Überlieferung steckt, warum die Taten gerade jetzt einsetzen – Antworten darauf bleibt man dem Betrachter schuldig. „Ansehen, nicht denken“ scheint die Devise zu lauten, was in meinen Augen etwas zu wenig ist. Man kann nicht einmal sagen, dass das kürzere Episoden-Format daran schuld ist, da sich das Tempo ruhig entfaltet und zwischenzeitig zudem Ansätze von Leerlauf auszumachen sind – nein, man hat es schlichtweg gar nicht erst versucht, was schade ist, denn mehr von ihrer Perspektive der Geschichte wäre zweifellos eine Bereicherung für die ganze Struktur gewesen.
Was diese Folge leicht unter den Durchschnitt drückt, ist die Tatsache, dass so gut wie nie Spannung aufkommt: Der Killer ist von Anfang an bekannt (siehe Titel), die betreffende Dame wird jedes Mal beim Aussuchen ihrer Opfer gezeigt – und selbst gegen Ende, als es zur finalen Konfrontation kommt, steigt der Zuschauerpuls nie merklich an. Man hätte vielleicht eine Überraschung aus einem späten Aufzeigen ihrer Taten generieren können, doch auch dem ist nicht so, denn Faraday taucht erneut erst vorort auf, nachdem sich alles (ungezeigt) entfaltet hat. Den folgenden Showdown kann man als „in Ordnung“ umschreiben, doch mehr ist nicht drin. Irgendwie fühlt man sich um die Glasur der Sache betrogen, denn alles wirkt leicht zurückhaltend bzw gebremst: Der Verlauf dümpelt fast gemächlich vor sich hin, jeweils mit einigen positiven und negativen Ausprägungen, welche sich allerdings somit gegenseitig wieder ausgleichen. Ein belangloses Gefühl macht sich breit, so als würde man sich eine 08/15-Folge der „Twilight Zone“ anschauen. Zwar ist der Humor nicht so mies wie in der witzfreien Landis-Katastrophe „Beverly Hills Cop 3“, doch sonderlich niveauvoll ist er hier ebenfalls nicht – halt nur „nett“. Bei einer solch abstrusen Ausgangslage hätte ich mir eine überdrehtere Ausrichtung (mehr in Richtung „Trash“) gewünscht, inklusive Gags, Guts and Gore! Das Skript wirkt so, als würde es an einer Kette zurückgehalten werden – zweimal kann es sich losreißen, und jene Momente sind überzogen, köstlich sowie echte Highlights: 1.) Faraday liegt im Bett, geht im Geiste seine frühen Theorien durch, und als Betrachter bekommt man diese Szenarien aufgezeigt – eine davon beinhaltet einen Holzfäller-Serienkiller, der einen ausgestopften Hirschschädel auf dem Kopf trägt … eine andere Danas Spekulation „maybe the girl beat him to death with a deer leg“. 2.) In einer Gasse wird Faraday überfallen – er kann den Räuber überwältigen, nimmt ihm das Messer ab, schnauzt ihn an, was er sich dabei denken würde, sticht dem jungen Mann tief in den Arm und jagt ihn fort zur nächsten Notaufnahme. Diese beiden Sequenzen sind absolut großartig, doch das war es auch schon. Warum nicht mehr solcher „wilden“, unkonventionellen Ausbrüche? So bleiben schlussendlich einige halbwegs amüsante Wortwitze und eine atemberaubende, freizügige Traumfrau (mit Minotaur-Touch) auf der Habenseite, während die unspektakuläre Umsetzung auf Basis des oberflächlichen Drehbuchs das Gegengewicht markiert – ausdrucksloses Mittelmaß ist die Folge, mit einigen zusätzlichen Tempoproblemen als ergänzende Negativaspekte … daher nur:
“Cigarette Burns”
(Season 1, Episode 8)
Regie: John Carpenter
Darsteller: Norman Reedus, Udo Kier, Julius Chapple, Chris Gauthier, …
„John Carpenter presents“ … Früher (ich würde sagen: so vor knapp 20 Jahren) war das dank Klassiker wie “Halloween“,“the Fog“ oder “Escape from N.Y.“ ein Gütesiegel – heutzutage, nach Werken wie “Village of the Damned“,“Escape from L.A.“ oder “Ghosts of Mars“, eher ein belangloser Titelzusatz (ähnlich wie im Fall von Wes Craven). Trotzdem: Aufgrund seiner Verdienste fürs Genre hat sich der Mann seine Beteiligung an der „Masters of Horror“-Reihe in meinen Augen wie kein zweiter verdient, weshalb ich mich auch, trotz einer angebrachten Portion Skepsis, auf seinen Beitrag „Cigarette Burns“ gefreut habe. Weitere persönliche Pull-Faktoren stellten die Verpflichtung des charismatischen Udo Kiers sowie die vielversprechend klingende Story dar. War mein vorsichtiger Optimismus letzten Endes angebracht? Die Antwort ist ein klares „Jein“.
Das Leben hat es mit dem Offbeat-Kinoliebhaber Kirby Sweetman (Norman Reedus) in jüngster Zeit nicht sehr gut gemeint: Die Drogensucht seiner großen Liebe war schon länger eine Belastung für die Beziehung gewesen, doch er hatte immer zu ihr gehalten sowie sie mit allen Kräften unterstützt. Aus Dankbarkeit hatte sie ihren Vater gar dazu überredet, Kirby 200.000 Dollar zu leihen, damit dieser seinen Traum von einem eigenen (Kunst-) Kino erfüllen kann. Alles schien sich allmählich zum Guten zu wenden, da verließen sie die Kräfte, worauf sie in der Badewanne zu einer Klinge griff und den Freitod als finalen Ausweg wählte. Etwas von ihm starb an jenem Tag mit ihr – seither versucht er, „ihr“ Kino vor der Schließung (aufgrund fehlender Besucher) zu bewahren, muss mit den eigenen Selbstvorwürfen leben und sich zudem mit ihrem Vater auseinandersetzen, der ihm die Schuld gibt und sein Geld zurückfordert, um selbst endlich einen Schlussstrich ziehen zu können. Um sich finanziell über Wasser zu halten, hat er sich nebenbei darauf spezialisiert, besonders seltene (filmische) Sammlerstücke für zahlende Auftraggeber ausfindig zu machen.
Eines Tages tritt der reiche, exzentrische Sammler Bellinger (Udo Kier) an ihn heran und unterbreitet ihm ein reizvolles wie lukratives Angebot: Als Gegenleistung für die komplette Summe all seiner Verbindlichkeiten soll er die einzige existierende Kopie des berüchtigten Experimentellfilms „La Fin Absolute du Monde“ beschaffen. Viele Gerüchte ranken sich um dieses Werk, das bei seiner ersten und einzigen öffentlichen Aufführung (vor rund 30 Jahren) die Premierengäste dazu „gezwungen“ haben soll, ihren Verstand zu verlieren sowie sich gegenseitig auf bestialische Weise zu zerfleischen. Angeblich wurde das Material im Anschluss daran vernichtet – doch Bellinger besitzt Beweise dafür, dass dem nicht so war: In einem Nebenraum seiner Villa hält er nämlich einen überlebenden Darsteller, seines Zeichens ein bläulicher, deformierter (echter!) Engel, welchem man vor laufender Kamera die Flügel abgeschlagen hatte, in Ketten gefangen. Da das Wesen untrennbar mit dem Film verbunden ist und noch immer lebt, muss zumindest eine Version irgendwo da draußen existent sein. Nicht nur wegen des Honorars ist Kirby stark an dem Auftrag interessiert, denn jener stellt für ihn quasi die Suche nach dem „cineastischen Heiligen Gral“ dar, weshalb er natürlich einwilligt – trotz (oder gerade wegen) der mysteriösen Umstände.
Seine Nachforschungen führen ihn an die unterschiedlichsten Orte (New York, Frankreich, Kanada) sowie zu den verschiedensten Menschen, welche alle voller Angst, Respekt und Faszination von „La Fin Absolute du Monde“ sprechen. Wer einen Blick auf das fertige Werk werfen konnte (und überlebt hat), den haben die Eindrücke nie losgelassen – beim Berühren der Filmrolle war die Hand eines Vorführers verschmolzen, der Regisseur hat sich später die Kehle durchgeschnitten, ein Kritiker versucht selbst nach all den Jahren seine Empfindungen in Worte (auf tausenden von Seiten) zu fassen. Unmittelbar seit Beginn der Suche leidet Kirby außerdem unter Visionen, die ihren Ursprung in Form von „Cigarette Burns“ zu haben scheinen, den kleinen Kreisen rechts oben im Kinobild, welche (bei Auftauchen) anzeigen, wann ein Rollenwechsel ansteht. Noch bevor er am Ziel seiner Suche ist, übt der Film einen schrecklichen Einfluss auf ihn aus: Die Grenzen zwischen Realität und Fiktion beginnen zu verwischen, er wird mit echten menschlichen Abgründen (u.a. die „Kunst“ eines Snuff-Regisseurs) sowie den eigenen, nach außen gekehrten inneren Dämonen konfrontiert. Mit der Zeit erlangt seine Faszination für die schier unfassbare Macht immer stärker die Oberhand. Zu welchem Opfer ist man in letzter Konsequenz bereit, um einen einmaligen Blick auf etwas wahrhaft Unglaubliches werfen zu können…?
Betrachtet man John Carpenter´s Filmographie mal unabhängig der o.g. Klassiker, wird wohl keinem in den Sinn kommen, sein Schaffen als sonderlich kreativ bzw einfallsreich zu bezeichnen – schließlich bestehen seine Regiearbeiten größtenteils „nur“ aus Remakes (“the Thing“,“Memoirs of an Invisible Man“ etc) oder Variationen des altbekannten „Rio Bravo“-Themas (“Assault on Pre.13“,“Prince of Darkness“ etc). „Cigarette Burns“ reiht sich nahtlos in dieses uneigenständige Schema ein, denn das Grundgerüst der Handlung deckt sich nahezu mit seinem 94er „In the Mouth of Madness“ (welcher ja selbst mit H.P.Lovecraft-Anleihen prall gefüllt war), nur dass die beiden Drehbuchautoren Drew McWeeny und Scott Swan zusätzlich noch mindestens ein halbes Dutzend weitere zentrale Ideen aus anderen Erfolgen der vergangenen Dekade (nicht gerade subtil) in ihr Skript integrierten: Elemente von „8mm“ (der Snuff-Filmer, der zudem genauso auftritt wie „Machine“ damals, also muskulös, oben-ohne sowie eine Leder-Gesichtsmaske tragend), „the Ring“ (die Tod-bringenden Folgen nach dem Betrachten des Werks, die Visionen, selbst die leuchtende Kreisform der hervorgehobenen „Cigarette Burns“) sowie Polanski´s „the 9th Gate“ (ein spezialisierter Nachforscher wird von einem reichen Sammler beauftragt, welcher die Macht des Objekts seiner Begierde spüren will, eine heiße Spur, die auch nach Frankreich führt usw) lassen sich bereits auf den ersten Blick entdecken. Genrefans können sich zusätzlich über diverse Anspielungen (u.a. in Richtung Dario Argento oder den (inzwischen) beliebten, weil kostengünstigen Drehort Vancouver) freuen, doch insgesamt beschleicht einen unweigerlich die Erkenntnis, dass frische Ideen seitens der Macher auf jeden Fall wünschenswerter gewesen wären. Ferner ist in diesem Zusammenhang noch der (Piano-) Score von John´s Sohn Cody zu erwähnen, welcher schön zur düsteren Stimmung beiträgt, allerdings starke Erinnerungen an die berühmten Musikuntermalungen seines Vaters erweckt – erneut so ein Faktor, der an sich qualitativ keinesfalls schlecht ist, jedoch das Gefühl der Uneigenständigkeit zusätzlich verstärkt. Genau dieser Eindruck stellt die größte Schwäche dieser Episode dar, denn eine gewisse Vorhersehbarkeit wird hervorgerufen, welche dem Aufbau eines effektiven Spannungsbogens nicht gerade dienlich ist.
Zwar ist die Handlung demnach wenig originell, doch die dichte Atmosphäre vermag es tatsächlich, über weite Teile erfolgreich davon abzulenken. Während man sich schon früh ausmalen kann, auf was die Geschehnisse aller Wahrscheinlichkeit nach hinauslaufen dürften, will man zugleich unter keinen Umständen darauf verzichten, wie genau sich das alles wohl im Finale entfaltet. Neben einigen Augenblicken, die schön creepy ausgefallen sind, wie etwa der Engel in Ketten oder die Erzählungen über den (angeblich) auf Zelluloid gebannten Wahnsinn, existieren bestimmte Sequenzen, die angesichts ihrer rohen Direktheit verstören. Ich beziehe mich damit hauptsächlich auf Kirby´s Begegnung mit einem Snuff-Director, der sich von dem legendären Werk inspiriert fühlt. Dieses Zusammentreffen resultiert in einer schockierenden Tat (die Hauptbeteiligten: eine gefesselte Frau und eine Machete), die extrem graphisch bzw explizit umgesetzt wurde. Es ist jedoch keinesfalls so, als wäre die gesamte Lauflänge nun ein einziges Gore-Fest – rein quantitativ gibt es sogar recht wenig Gewalt, welche dafür aber (bei Auftreten) qualitativ aus dem Vollen schöpft (gerade gegen Ende). Dazwischen ist das Tempo ruhig, Krimi-Elemente (mit einem gewissen „supernatural Touch“) treten verstärkt in den Vordergrund. Da die düstere Stimmung, getragen von den Bildern, Motiven und Eindrücken, zu überzeugen vermag, wird das Entstehen von Leerlauf oder Langeweile verhindert – und wem das trotzdem zu gedämpft ist, dem bieten die letzten 10 Minuten sicher eine Entschädigung: In ihnen demonstriert „La Fin Absolute du Monde“ eindrucksvoll seine vernichtende Wirkung auf den jeweiligen Betrachter. Auf kreative und wenig zimperliche Weise wird der selbstzerstörerische, übertragene Irrsinn aufgezeigt, doch gerade hier begeht Carpenter einen (in meinen Augen) gravierenden Fehler: Geschaffen, um den Zuschauer nicht nur zu verstören, sondern darüber hinaus gar (psychisch wie physisch) zu zerstören, müssen die Bilder von einer unbeschreiblichen Intensität sein – das Problem ist nur, dass man sich dafür entschieden hat, uns einige Fetzen davon zu präsentieren. Diese wirken wie eine ruhigere, dreckigere Version des „Ring“-Videos (weniger „flashy“), sind aber im Endeffekt in etwa so gruselig wie ein besserer Marilyn Manson MTV-Clip. Weniger ist mehr, John! Warum es nicht einfach der Phantasie und Vorstellungskraft überlassen, sich die kranken Images auszumalen? Früher war Carpenter ein Meister des subtilen Minimalismus – doch wie schon (u.a.) bei „In the Mouth of Madness“ zeigt er auch hier schlichtweg zuviel, wodurch ein Großteil des potentiell gewichtigen Effekts verpufft. Schade. Er hätte sich ausschließlich auf die Auswirkungen konzentrieren sollen, denn jene erfüllen in der gezeigten Art ihren Zweck und rufen kein Gefühl der Enttäuschung hervor…
Von den Figuren wird nur Kirby mit echter Charaktertiefe versehen: Per Rückblenden erfahren wir von seiner Vergangenheit – vornehmlich Details über den Freitod seiner Freundin, nach welchem sein Leben endgültig vom Pfad abgekommen ist. Alle Versuche, sich erneut in den Griff zu bekommen, scheitern an eigenen Vorwürfen sowie denen des Vaters der Verstorbenen, dessen Dasein ebenfalls in Trümmern liegt. Dieser Auftrag soll ihn wenigstens von den Schulden befreien und erweckt zugleich teilweise das innere Feuer, denn insgeheim sehnt sich jeder Fan nach diesem Fund – trotz der abschreckenden Gerüchte. Anfangs will er ihn (als Bedingung) nach dem Auffinden für zwei Wochen bei sich laufen lassen. Später, nachdem er stückweise den (noch immer theoretischen) Wahrheitsgehalt der Hintergründe vor Augen geführt bekommen hat, weicht er davon ab und will lieber nichts damit zutun haben – schließlich fördern die Visionen unaufgearbeitete Gefühle schmerzhaft zutage und steigern deren Einfluss auf ihn. Wenn die (Sirenen-hafte) Macht von „Le Fin Absolute du Monde“ (dieser Titel wird im Verlauf sehr, sehr oft ausgesprochen) bereits solch eine Wirkung zeigt, bevor man ihn überhaupt gesehen hat, was wird dann erst passieren? Irgendwann glaubt er jedoch, dass gerade ein Betrachten des puren Bösen einem aufzeigt, was man selbst für eine Person ist – quasi ein Spiegelbild der Seele. Norman Reedus („Boondock Saints“) nimmt man seinen Part problemlos ab (zum Glück ist er hier nicht so blass wie jüngst etwa in „Blade 2“) – eine wirkliche Verbindung zu ihm lässt sich allerdings nicht aufbauen, vielleicht weil man weiß, wie es wohl für ihn ausgehen wird. Udo Kier (“End of Days“/“Love Object“) füllt seine Rolle des obsessiven Sammlers perfekt aus, obwohl er (leider) nur in wenigen Szenen zu sehen ist: Dieses köstlich dekadente Auftreten beherrscht er makellos, und es ist eine Freude, ihn agieren zu sehen, da ihm genau die richtige Balance gelingt, Bellinger mitsamt seines makaberen Begehrens glaubhaft erscheinen zu lassen, ohne dass er zu einer Karikatur verkommt. Darüber hinaus bleiben seine letzten Momente mit Sicherheit jedem Betrachter noch lange im Gedächtnis…
„Cigarette Burns“ ist auf jeden Fall eine der besseren Folgen der „Masters of Horror“-Serie, nicht aber der erhoffte große Wurf – dafür ist das Werk (allein von seiner Grundkonzeption her) einfach zu uneigenständig. „In the Mouth of Madness“ meets „the Ring“ meets „the 9th Gate“ – diese Beschreibung trifft es, denke ich mal, recht gut, wobei die Parallelen zu letzterem Streifen noch am deutlichsten sind, sowohl in positiver als auch negativer Hinsicht: Zweifellos atmosphärisch und interessant, bleibt vor allem der letzte Akt hinter seinem Potential zurück, denn sobald die bedrohlich-unheilschwangere Suche vorüber ist, spielt sich der Horror weniger im Kopf als auf dem Bildschirm ab, was in einer Enttäuschung mündet, welche selbst die kreativen Manifestationen des Wahnsinns seitens der „Opfer“ nicht auszugleichen vermögen …
“the Fair-Haired Child”
(Season 1, Episode 9)
Regie: William Malone
Darsteller: Lindsay Pulsipher, Lori Petty, Jesse Haddock, William Samples, Walter Phelan, …
Die Berufung von William Malone in den „Masters of Horror“-Zirkel hat sicher etliche Leute erstaunt – schließlich ist er einer breiteren Masse eigentlich nur aufgrund seiner letzten beiden Werke bekannt: 1999 inszenierte er „House on Haunted Hill“, die erste Produktion der „Dark Castle“-Schmiede, 3 Jahre später folgte die High-Tech-„Ring“-Variante „Fear Dot Com“. Beide Werke wurden von der Presse nahezu einhellig verrissen, letzteres darüber hinaus noch von der Horror-Fangemeinde negativ gebrandmarkt, was insgesamt in einem finanziellen Desaster mündete. Ich selbst stehe dazu, dass mir beide (noch heute, also nach mehrfachem Sichten) durchaus gut gefallen. Zwar sind sie jeweils (von der Story her) nicht sonderlich intelligent oder originell, dafür allerdings in einer (über-) stilisiert modernen, dem Auge eine Unmenge visueller Köstlichkeiten präsentierenden Bildersprache umgesetzt worden, vor der ich begeistert meinen (imaginären) Hut ziehe. Bei „Fair-Haired Child“ setzt er all diese Techniken ebenfalls ein, doch dieses Mal kommt ihm die verkürzte Laufzeit unterstützend zugute, denn im Rahmen des Episoden-Formats lässt sich auch eine weniger komplexe Geschichte durchaus ansprechend über die gesamte Länge (von unter einer Stunde) verteilen. Soviel kann ich an dieser Stelle bereits verraten: Malone hat die sich ihm bietende Chance genutzt – dank der Konzentration auf seine Stärken gehört sein Beitrag zweifelsohne zu den Highlights dieser ansonsten recht durchwachsenen ersten Staffel…
Tara (Lindsay Pulsipher) ist 13 Jahre alt, hübsch, nett und intelligent – zugleich allerdings eine Außenseiterin an ihrer Schule, da sie weitestgehend in sich gekehrt ist, modisch nicht den neusten Trends folgt, Comics zeichnet und sich gerne mal in Tagträume flüchtet, weshalb sie von ihren Mitschülern offen als „Freak“ bezeichnet wird. Die Wurzeln ihrer konstant traurig-hintergründigen Stimmungslage liegen zweifelsohne bei ihr daheim, wo ihre allein erziehende Mutter den Großteil des Tages benommen von irgendwelchen Pillen verbringt. Ihre Gedanken-versunkene Art wird ihr jedoch irgendwann zum Verhängnis, nämlich als sie sich auf dem Heimweg (durch den Wald) eines Vans nicht gewahr wird, welcher sie in einiger Entfernung zu verfolgen scheint – bis dieser plötzlich aus einem kreuzenden Weg mit hoher Geschwindigkeit (hinter den Bäumen hervor) herausgefahren kommt und sie auf ihrem Fahrrad seitlich rammt. Benommen bleibt sie auf dem Waldboden liegen, nachdem sie von der Wucht des Aufpralls etliche Meter weit durch die Luft geschleudert wurde, während der Fahrer in aller Ruhe aussteigt, sich ihr nähert, sie dann packt, zurück zum Fahrzeug schleift und unsanft hinten in den Laderaum verfrachtet…
Als sie das Bewusstsein zurückerlangt, findet sie sich in einem schönen, gut eingerichteten Krankenzimmer mit Blick auf einen idyllischen See wieder, in welchem sie von einer Schwester namens Judith (Lori Petty) versorgt wird. Auf Taras Frage, was denn passiert sei, erklärt sie ihr, dass man sie neben der Straße gefunden sowie zur Behandlung hierher gebracht habe. Eher beiläufig erzählt Judith dabei, dass sich die Klinik in Vermont befinden würde, was die junge Patientin auf- und erschrecken lässt, denn eigentlich wohnt sie in Connecticut. Man bietet ihr an, zuhause anzurufen und sich abholen zu lassen, doch ihre Mutter ist in ihrer derzeitigen Verfassung einfach nicht dazu in der Lage. Wenigstens kümmert sich die Schwester gut um sie, nimmt ihr die Angst und vermittelt ihr das Gefühl, nicht alleine zu sein. Gemeinsam gehen sie ihre Krankengeschichte durch, aber mit der Zeit beginnen die Fragen immer eigenartiger zu werden (z.B.“Have you been baptized?“ oder “Are you a virgin?“ bzw auf ihre Antwort: “Not even a kiss?“), bis sich ein seltsamer Widerspruch auftut, nach welchem Tara sogleich die Flucht ergreift und herausfindet, dass sie sich eigentlich in einem abgelegenen, riesigen Herrenhaus befindet.
Unfähig, das verschlossene Gebäude zu verlassen, läuft sie schließlich Anton (William Samples), ihrem Entführer sowie dem Mann des Hauses, förmlich in die Arme. Trotz energischer Gegenwehr gelingt es dem Pärchen daraufhin, sie unsanft in den Keller hinunter zu befördern, wo sie (nach kurzer Orientierung) aus einem Nebenzimmer merkwürdige Laute vernimmt, welche, wie es sich herausstellt, von einem Jungen stammen, der sich gerade zu erhängen versucht – mit vollem Krafteinsatz schafft sie es, das im letzten Moment zu verhindern. Sein Name ist Johnny (Jesse Haddock), und er scheint schon länger hier unten zu verweilen. Da er nicht sprechen kann, kommuniziert er per Schreiben im Dreck mit ihr. Seiner Ansicht nach ist die Situation hoffnungslos – weitere, offenbar von anderen Gefangenen zuvor an die Wände geschriebene Sätze wie “Get out before it wakes up!“,“Don´t let it find you!“ oder “Beware of the fair-haired Child!“ scheinen das zu bestätigen. Zwar will Tara keinesfalls so einfach aufgeben, muss allerdings irgendwann erkennen, dass die Kellerräume wohl tatsächlich „ausbruchssicher“ sind. Es kommt jedoch noch schlimmer: Im Laufe der Nacht werden sie von einer verstörenden Kreatur heimgesucht, welche sich offensichtlich von Menschenopfer ernährt, die ihr das Pärchen zukommen lässt. In den ruhigen Phasen zwischen den Angriffen versucht Tara den geschwächten Johnny mit Geschichten bei Bewusstsein zu halten, was eine unschuldige, starke Verbindung zwischen ihnen aufbaut. Nur mit ihrer gegenseitigen Unterstützung wird es ihnen eventuell gelingen, die Nacht zu überstehen – und nicht so wie die anderen Kids zu enden, von denen noch einige Körperteile im blutverschmierten Nebenraum liegen…
Ich habe ja bereits erwähnt, dass Regisseur Malone für seine bisherigen Werke nicht gerade den Titel „Master of Horror“ verdient, doch wenn man mal genauer hinschaut, hat er das Genre indirekt um ein klassisches Element bereichert: Angefangen hat er seine Hollywood-Karriere nämlich als F/X- und Make-up-Künstler – und in dieser Zeit kreierte er in den Siebzigern eine Maske auf der Basis von William Shatners Gesichtsabdruck, welche ihm ein junger Filmemacher namens John Carpenter abkaufte, weiß einfärbte und als Verkleidung für den Killer in seinem Low-Budget-Streifen namens „Halloween“ verwendete. Jip, der Mann hat die Original-Maske von Michael Myers hergestellt! In den folgenden Jahren stieg er zum gefragten Sculptor und gar Viezepräsident der „Don Post Studios“ auf, drehte die beiden Trash-Streifen „Scared to Death“ und „Creature“ sowie Episoden von „Freddy´s Nightmares“ und „Tales from the Crypt“, bevor er mit dem erwähnten William Castle Remake seine erste Big-Budget-Produktion umsetzen durfte. Diesen Job hier verdankt er vermutlich seiner langjährigen Freundschaft mit Mick Garris, doch mit dem vorliegenden Ergebnis beweist er, mit der Materie einer derartigen Episode deutlich besser umgehen zu können, als etliche seiner (zumindest für Season 1) verpflichteten Kollegen.
Das Drehbuch zu „Fair-Haired Child“ stammt aus der Feder von Matt Greenberg (“Halloween H20“/“Reign of Fire“) und zeichnet sich nicht gerade durch ein Übermaß an Kreativität oder Komplexität aus – trotzdem passt es perfekt zu dem Format, denn es beschränkt sich ausschließlich auf die wesentlichen Aspekte der Handlung und nutzt zudem viele der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten, ein gewisses Maß an Substanz in Form von Hintergrundinformationen (z.B. per Flashbacks) in den Verlauf einzubringen, ohne dass dabei der Fluss bzw das Tempo unterbrochen wird. Nach und nach entfaltet sich die Geschichte, welche unmittelbar nach dem Vorspann einsetzt und sich ohne Durchhänger bis zum unausweichlichen, jedoch gelungenen Schlusskniff erstreckt. Stückweise offenbaren sich die Motive, Absichten und Gegebenheiten: Der Betrachter weiß nur selten mehr als Tara, und parallel zu ihren Erkenntnissen werden ausgewählte Inhalte mit Hilfe von Rückblenden veranschaulicht. Es ist nämlich so, dass der Sohn von Anton und Judith (beide übrigens reiche, begabte klassische Musiker) an seinem 15.Geburtstag im See hinterm Haus ertrank. Ein schwarzes Ritual bietet ihnen die Möglichkeit, ihn wieder ins Leben zurück zu holen – dafür müssen sie der geheimnisvollen Macht, welche sich als grausame Kreatur manifestiert, zu seinem Geburtstag jeweils ein Kind opfern, 12 Jahre lang. Mehr zu verraten wäre unfair, denn die relative Unvorhersehbarkeit ist eine klare Stärke dieser Episode – selbst wenn die eigentliche Handlung recht wenig hergibt und sich darüber hinaus klar der furiosen Umsetzung unterordnen muss. Sicher, wird haben es eindeutig mit „Style over Substance“ zutun, dafür aber „at it´s best“!
Der Einstieg, ein von Gewitterblitzen begleitetes nächtliches Ritual, liefert die aus Malones vorherigen Regiearbeiten bekannte Verbindung aus moderner Kameraarbeit, entfesselten Lichteffekten sowie hektischen Schnittfolgen, welche man wahrscheinlich entweder liebt oder hasst. Im Anschluss daran wird alles merklich ruhiger, verbleibt jedoch konstant düster und unheilschwanger. Dann der Unfall – eine fantastisch eingefangene Sequenz, die einen angesichts ihrer Wirkung unweigerlich schlucken lässt. Als Tara wieder zu sich kommt, befindet sie sich in einer wahren Bilderbuch-Umgebung: Ein schönes, altes Gebäude an einem See, umgeben von dichtem Wald, weit abgeschieden vom Alltag. In dieser Phase ist die Inszenierung zurückhaltend, wie die Ruhe vor einem Sturm. Langsam werden dann die (S/W-) Rückblenden und surrealen Sequenzen stärker ins Geschehen eingebracht – besonders eine bleibt in Erinnerung, nämlich als der Tod des Sohnes in einem expressionistischen Stil (ansatzweise dem „Ring“-Video nicht unähnlich) aufgezeigt wird. Oder als später zwei Personen in teuerer Abendgarderobe im Garten (Gasmasken tragend) Leichenteile ausgraben und diese in Säure zersetzen, während im Hintergrund ein Windspiel aus weißen Menschenknochen erklingt – Bildkompositionen wie diese erzeugen eine fast schon groteske Atmosphäre. Die Locations (der Wald und Garten sowie die mit alten Gegenständen gefüllten, dreckigen, beinahe Kerker-haften Kellerräume etc) hat man optimal ausgewählt, und Malone hat sich alle Mühe gegeben, alles für seinen Kameramann Brian Pearson („Urban Legends 2“) in der gewollten Weise zu arrangieren. Und dann wäre da noch die Kreatur: Die „KNB“-Truppe hat ein großartiges Geschöpf erschaffen, das an eine Kreuzung aus den „It´s Alive“-Babys und Chris Cunningham´s „Johnny“ erninnert. Viel verstörender als sein Äußeres ist allerdings die Art und Weise, wie man das Erscheinen des Wesens in Szene gesetzt hat: Verwendet wurde die bereits in den „Ring“-Filmen (bei Samaras Auftritten) zeitweise eingesetzte „ruckartige“ Schnitt- und Bewegungstechnik (Stop-Motion trifft abgehackte Zeitrafferaufnahmen), welche hier, unterstützt von der Beleuchtung sowie einer wirkungsvollen „Terror“-Musik-Untermalung, einen beeindruckenden Effekt erzielt. Eine Vielzahl verscheidener Elemente, zu denen das hochwertige Produktionsdesign ebenfalls zählt, fügen sich zu einem Leckerbissen für Augen und Ohren zusammen – kaum zu glauben, dass man das in nur knapp 10 Drehtagen zustande gebracht hat.
Es ist jedoch nicht bloß die Kombination aus Licht, Farbgebung, Editing und Kameraarbeit, welche das Gelingen sichert, sondern das Gesamtpaket: Zwar sind die Figuren insgesamt nicht allzu vielschichtig, doch mit dem geschickten Einsatz von Traumsequenzen, Rückblenden und sonstigen Kleinigkeiten (wie etwa Taras Anruf zuhause) gelingt es, alle nötigen Informationen (auch unterhalb der Oberfläche) zu vermitteln. Von ihrer ersten Szene an fühlt man mit der jungen Außenseiterin, welche superb von der relativ unbekannten Lindsay Pulsipher (TV´s“Touched by an Angel“) verkörpert wird. Allgemein bieten die schauspielerischen Leistungen keinen Grund zur Klage, wobei Jesse Haddock als Johnny allerdings etwas hinter den drei anderen zurückbleibt. Lori Petty (“Point Break“/“Tank Girl“), welche inzwischen älter aussieht, als ich erwartet hätte, gefiel mir gut in der Rolle der Judith – sie ist fest entschlossen, alles für ihren Sohn zu tun, und ihre eisig wirkende Miene verbildlicht das gut. TV-Veteran William Samples (u.a.“Twilight Zone“) ist seiner dominanten Frau klar untergeordnet, nicht nur weil er sich mitschuldig fühlt, was aufgrund seines Verhaltens sowie seiner Träume deutlich wird. Darüber hinaus sind diverse schöne Anspielungen auf Märchen vorhanden (Rotkäppchen-Umhang, dunkler Wand, der große Verbrennungsofen im Keller etc), das Tempo stimmt (keine Sekunde Langeweile), der Score ist fantastisch (vornehmlich kraftvolle Klassik- (Brahms et al.) und instrumentelle „Terror“-Stücke), die Atmosphäre ist durch und durch „creepy“ – und es sind einige wahrhaft gelungene Erschreck-Sequenzen vorhanden! Meiner Meinung nach hat Malone das Ausgangsmaterial nahezu optimal ausgeschöpft und mit „Fair-Haired Child“ einen starken Serienbeitrag abgeliefert. Vor allem in Anbetracht des Formats (inklusive der begrenzten zur Verfügung stehenden Mittel) vergebe ich gerne eine derart hohe Bewertung, denn genau so stelle ich mir eine begeisternde Horror-Episode vor – etwas, das ich leider nicht von allzu vielen „MoH“-Beiträgen behaupten kann … daher knappe (aber verdiente)
“Sick Girl”
(Season 1, Episode 10)
Regie: Lucky McGee
Darsteller: Angela Bettis, Erin Brown / Misty Mundae, Jesse Hlubik, Marcia Bennett, …
Würde man mich danach fragen, wer von den in den letzten Jahren auf der Bildfläche erschienen „neuen Talenten des Horror-Films“ in meinen Augen das Zeug dazu besitzt, ein echter „Meister des Genres“ zu werden, würde ich (neben Aja und Roth) auf jeden Fall noch einen Namen ganz oben auf meiner (recht kurzen) Liste stehen haben: Lucky McGee. „May“, seinem brillanten (Solo-) Regie-Debüt aus dem Jahre 2002, ist es inzwischen gelungen, einen soliden Kult-Status zu erreichen – vollkommen zurecht, denn mit jenem berührenden Horror-Drama bewies er ein unglaubliches Gespür für die Materie (mit starken Anleihen an die früheren Werke Argentos oder DePalmas) und erzeugte somit das Gefühl, dass man, trotz der eigentlich bekannten Handlungs-Versatzstücke, etwas „Frisches“ präsentiert bekommt. Mitentscheidend für die Wirkung und Ausdruckskraft des Films war zweifelsohne die Besetzung der Hauptrolle mit der bis dato verhältnismäßig unbekannten Angela Bettis („Bless the Child“) – seither bilden beide ein wahres Dream-Team (demnächst spielt er beispielsweise unter ihrer Führung in „Roman“). Unglücklicherweise wurde McGees Nachfolgewerk „the Woods“ (2004) ein Opfer der Übernahme von „MGM“ durch „Sony“ und wartet bis heute (Mitte 2006) noch immer auf einen Starttermin. Wie gut, dass die Verantwortlichen hinter der „Masters of Horror“-Reihe nach der Absage von B-Film-Urgestein Roger Corman (aus gesundheitlichen Gründen) entschieden, seinem Können im Rahmen ihres Projekts eine erneute Plattform zu bieten, denn mit „Sick Girl“ liefert er die wohl beste Episode der ersten Staffel ab, welche auch für sich allein vollkommen überzeugen kann und nicht nur im Vergleich davon profitiert, dass die übrigen Beiträge im Schnitt eher mäßig ausgefallen sind…
Dr. Ida Teeter (Angela Bettis) ist eine Entomologin aus Leidenschaft: Nicht nur beruflich bestimmen Insekten und Käfer ihr Leben – auch bei ihr zuhause hält und pflegt sie liebevoll diverse Exemplare exotischer Krabbeltiere, welche sie als ihre Freunde betrachtet. Abgesehen von ihnen gibt es da nur noch ihren hilfreichen wie witzigen Kollegen Max (Jesse Hlubik), der sie (trotz ihrer etwas steifen, leicht schrägen Art) ebenfalls sehr gern hat. Jedes Mal, wenn sie jemanden kennen lernt, scheitert es jedoch an ihren „Mitbewohnern“ (O-Ton einer Nachricht auf dem Anrufbeantworter: „I´m sorry – the whole bug-thing pretty much creeps the crap out of me and I just can´t…“), weshalb sie weiterhin einsam nach einem verständnis- und liebevollen Partner sucht. Man könnte nun vielleicht „das läuft bestimmt auf Max hinaus“ denken, doch dem ist nicht so, denn Ida ist lesbisch. Diese Tatsache stellt ein Dauerthema dar, u.a. weil Max immerzu alle Details als „stimulierendes Material für die morgendliche Dusche“ von ihr erfahren will (er besitzt eine klar chauvinistische Ader) – es ist also kein Geheimnis und sie geht damit ganz offen um. Sein Rat lautet, die Viecher loszuwerden, denn nur so hätte sie eine Chance auf eine funktionierende Beziehung (mal abgesehen davon, dass er eh nicht glaubt, dass das bei Frauen überhaupt möglich ist: „Connect? You're into chicks, darling. That's a scientific impossibility!“, scherzt er), doch das kann Ida natürlich nicht übers Herz bringen. Ihre Vermieterin (Marcia Bennett) macht sich ebenfalls Gedanken über sie und ihre „Haustiere“, hält sich allerdings (noch) einigermaßen zurück, was wohl vor allem daran liegt, dass ihre kleine Enkelin (Chandra Berg), welche übrigens laufend ein Maikäfer-Kostümchen trägt, sich so gut mit der (in ihren Augen) merkwürdigen Frau versteht.
Zwei unerwartete Ereignisse binnen weniger Tage sind es jedoch, die Idas Leben grundlegend verändern: Zum einen erhält sie ein Paket aus Brasilien, in dem sich ein übergroßes, bizarres Insekt befindet (beschreibbar als eine Kreuzung aus einem Riesenkäfer, einer Gottesanbeterin sowie einem Krebs). Es handelt sich anscheinend um eine bislang unbekannte Art – eine ziemlich aggressive zudem. Fasziniert und überglücklich bricht sie am nächsten Morgen zur Arbeit auf, wo sie sich von Max dazu bringen lässt, endlich mal die hübsche junge Dame anzusprechen, welche jeden Tag unten in der Lobby des Gebäudes sitzt und dort Pixies bzw Fantasy-Motive zeichnet. Ihr Name ist Misty (Erin Brown aka Misty Mundae!), und ein Blick in ihre Augen reicht aus, um Idas Zweifel verschwinden zu lassen – besser noch: Eine Verabredung zum Abendessen ist schnell beschlossene Sache, denn das ebenfalls zurückhaltende Mädel scheint genauso Interesse an ihr zu haben, was aus einem (anfangs unsicheren) ersten Gespräch klar hervorgeht. Trotz des auf Anhieb vorhandenen positiven Vibes zwischen ihnen, gehen Ida die Worte von Max nicht aus dem Sinn, weshalb sie ihre Wohnungsgenossen erst einmal verschweigt sowie allesamt ins Schlafzimmer verfrachtet. Das Date verläuft (von einigen anfänglichen Berührungsängsten mal abgesehen) sehr gut, gleichwohl die folgende (aufs Wohnzimmer beschränkte) Nacht – und am nächsten Morgen stellt sich sogar heraus, dass Misty ebenfalls großes Interesse an solchen Tierchen vorweist, denn ihr Vater ist ein angesehener Wissenschaftler auf diesem Gebiet.
Gemeinsam harmonieren sie wunderbar, die Chemie könnte nicht besser sein und Liebe kündigt sich spürbar an, was wohl mit einen Grund dafür darstellt, dass Ida wesentlich lockerer (als früher üblich) reagiert, als ihr Rieseninsekt ausbüchst und sich fortan im Haus herumtreibt. Sein erstes Opfer ist das kleine Hündchen der Vermieterin – jener Vierbeiner wird kurzerhand zum neuen Nistplatz (in einem von Idas großen Kissen) geschleppt und dort verspeist. Nachdem die beiden Frauen dann sogar zusammenziehen, scheint ihr Glück nichts mehr stören zu können – bis Misty auf einmal unter Stimmungsschwankungen zu leiden beginnt, (unbemerkt) einen Heißhunger auf Maden entwickelt und zudem von einer Kreatur träumt, welche sie schwängert. In einem weiteren Brief des anonymen Absenders lässt sich schließlich eine Warnung finden, welcher Ida (vorerst) jedoch keinen Glauben schenkt: Es heißt, der Käfer bzw das Insekt würde einen Parasiten übertragen können, der sich folgend im Blut mit den Proteinen des Wirts verbindet und letztendlich gar zu einer verändernden Mutation der DNA führt…
Wie schon „May“ damals, lässt sich „Sick Girl“ nicht wirklich als eine reine Horror-Story beschreiben. Das Skript hat McGee in Zusammenarbeit mit Sean Hood (“Cube 2“/“Crow 4“) verfasst, und gemeinsam erschufen sie eine wunderbare, einfühlsame Liebesgeschichte, die sich im Verlauf stetig (per Einbeziehen von „Parasiten“-Motiven á la „Body Snatchers“ oder „Slither“) in Richtung klassischer „Creature Features“ entwickelt. Der skurril-schräge Humor kommt dabei nicht zu kurz, welcher alles wohlig auflockert und zugleich verhindert, dass man den letzten Akt unangemessen ernst betrachtet. Zwischen den Zeilen lassen sich deutliche Kommentare zu Erkenntnissen aus typischen Beziehungen herauslesen, wie etwa dass der Schritt des Zusammenziehens fast zwangsläufig bislang unbekannte Eigenschaften des Partners zutage fördert, die dann meist zu einer Belastungsprobe führen, welche es zu bewältigen gilt. Unkonventionelle Sexualität ist ein weiterer Faktor, den der Regisseur scheinbar gerne in seinen Werken beleuchtet. Mit Hilfe der Figur des Max werden gängige Klischees eingebunden, über die man getrost schmunzeln kann – gleichzeitig aber bekommt der Betrachter (unaufdringlich subtil) den Eindruck vermittelt, dass es das Natürlichste auf der Welt ist, vermutlich weil man (ob nun Mann oder Frau, das ist egal) die Gedanken, Empfindungen und Situationen aus eigenen Erfahrungen nachvollziehen kann. Binnen kürzester Zeit gelingt es McGee, Charaktere aufzubauen, welche einen sympathischen, dreidimensionalen und schlichtweg „echten“ Eindruck erwecken – sie bilden das starke Fundament und simultan den Mittelpunkt der Ereignisse. Selbst das bösartige Tierchen ist eher nebensächlich, ohne dabei jedoch im Hintergrund zu verschwinden, denn einfach alle Aspekte sind geradezu optimal aufeinander abgestimmt und fügen sich so zu einem homogenen Gesamtbild zusammen. Sicher ist die ungewöhnliche Darbietungsweise von Bettis ein zentraler Faktor, der gewichtig übers persönliche Ge- oder Missfallen entscheidet – originell ist ihr hier präsentierter Stil zweifellos, welcher sich blendend mit dem vorherrschenden Gefühl verträgt, eine moderne Aufarbeitung „kultiger“ 50er Jahre B-Movies und Romantik-Komödien zu sehen. Von ihrem ersten Auftritt an, weckt Ida Erinnerungen an die damaligen Zeiten (Frisur, der Tanz vorm Date etc). Sie ist albern, clever, ehrlich, offen, direkt – zugleich aber auch schüchtern und ansatzweise verschlossen: Das passt nicht ganz in die heutige Zeit, weshalb sie ein Außenseiterdasein führt und sich nur bei ihren „Freunden“ wirklich wohl fühlt – bis Misty in ihr Leben tritt, die ebenfalls etwas introvertiert daherkommt, jedoch klar und deutlich das ausspricht, was sie denkt. Gemeinsam bilden sie das süßeste Paar, das ich seit Ewigkeiten filmisch präsentiert bekommen habe.
Es ist eine wahre Freude, den beiden Hauptdarstellerinnen beim (Inter-) Agieren zuzuschauen: Derartige Rollen liegen Angela Bettis allem Anschein nach im Blut – das hat sie in der Vergangenheit immer wieder eindrucksvoll bewiesen, allerdings ohne dabei einem konkreten Schema zu verfallen oder ihr Auftreten wie eine Masche bzw Typecasting-Form wirken zu lassen. Zwar waren die meisten ihrer Figuren in sich gekehrte, aber nette Außenseiterinnen, doch sowohl in „May“ als auch der TV-Version von Stephen King´s „Carrie“ wiesen jene eindeutige psychische Probleme auf, welche sich schließlich in Gewalttaten manifestierten, während ihr (für manche sicher eigentümlich wirkendes) Auftreten im „Toolbox Murders“-Remake (trotz ihrer Position der weiblichen Heldin des Films) leicht unsympathische Ausprägungen vorwies. Hier nun ist sie „einfach nur“ eine quirlige Gestalt, welche mit all ihren Sorgen, Schwächen und Faibles umso liebenswerter wirkt. Allein schon die Szenen, in denen sie in einer merkwürdig verstellten Tonlage mit ihren Haustierchen spricht, sind Gold wert – doch selbst sie werden spielend von den gemeinsamen Momenten mit Co-Star Brown übertroffen, denn die Chemie stimmt auf dieser Ebene (also nicht nur vom Storyverlauf her) ebenfalls perfekt. Zu keiner Sekunde zweifelt man daran, dass Misty und Ida verliebt sind – besser hätte man dieses Gefühl gar nicht vermitteln können. Das bringt mich nahtlos zu Erin Brown, die jedem echten Trash- und B-Film-Fan unter dem Namen Misty Mundae ein Begriff sein dürfte: In ihrem jungen Alter (sie ist Jahrgang 1979) hat sie bereits in mehr als 50 Softcore-Erotik-Streifen (lesbischer Ausrichtung) mitgewirkt und sich in jener Branche fest etabliert. Klangvolle Titel wie “Mummy Raider“,“I, Asphyxia: The Electric Cord Strangler III“ oder “Lord of the G-Strings: The Femaleship of the String“ schmücken ihre Filmographie – und nun versucht sie anscheinend unter anderem Namen ins „seriöse“ Fach überzuwechseln. Nach „Sick Girl“ wäre ich überrascht, wenn ihr das nicht gelingt, denn die Frau kann spielen – und wie! Ihre Performance ist klar auf einer Höhe mit der von Bettis, nur dass sie auf eine andere Art unschuldig und schüchtern auftritt. Sie ist eher ein Freigeist, was sich später bestätigt, nachdem sie dem Einfluss des Insekts verfällt. Misty/Erin meistert alle Facetten virtuos (von Scham bis Bedrohlichkeit), was zum Teil sicher damit im Zusammenhang steht, dass McGee ihr Markenzeichen, die unschuldige, aber intensive „Mädchen von nebenan“-Ausstrahlung (Zöpfchen und Lolita-Faktor inklusive), mitsamt der lesbischen Gesinnung geschickt verwendet. Sie ist süß und extrem hübsch – als man zum ersten Mal ihre Augen sieht (in einem toll eingefangenen Moment, in welchem sie erstmals ihre bis dato („Ring“-artig) vorm Gesicht hängenden, langen brünetten Haare nach hinten streicht), kann man problemlos verstehen, warum sich Ida auf der Stelle in ihnen verliert. Die übrigen Darsteller füllen ihre Parts ebenfalls positiv mit Leben, verblassen allerdings zwangsläufig gegen die Präsenz und Ausstrahlung der beiden Leads.
Die erste Hälfte konzentriert sich fast völlig auf die Beziehung, während der Ton später immer düsterer wird und schließlich in einem blutigen, grotesken sowie herrlich überzogenen Finale mündet, an welchem (nach einigen netten Einfällen und Erkenntnissen) der obligatorische Schlusskniff anschließt, der das Tüpfelchen auf dem „i“ markiert, nicht besser hätte ausfallen können und wunderbar die von Max aufgestellte Behauptung (Stichwort: „Connection“) widerlegt. Gleich die Anfangsszene führt das Krabben-große Insekt, genannt Mick (ein Tribut an „MoH“-Schöpfer Garris), ein – und zwar wie es sich (laut lärmend) gegen seine „Gefangennahme“ sträubt (der Zuschauer erlebt das aus seiner Sicht, quasi per Monster-Vision). Auf CGI-Arbeit hat man verzichtet, daher sieht das Vieh, wenn man es denn mal zu Gesicht bekommt, eher unecht aus, was wiederum zu dem altmodischen Konzept passt, zum allgemeinen Charme beiträgt sowie (nichtsdestotrotz) eine Mischung aus Ekel und Amüsement erzeugt. Die Kreation am Ende besitzt ebenso diesen herrlichen retro-Touch klassischer Trash-Streifen (vergleichbar mit dem Original von „the Fly“ oder ähnlichen Produktionen jener Ära), darüber hinaus wäre noch ein unappetitlich infiziertes, Flüssigkeit absonderndes Ohr oder ein interessant animierter Traum (im Stile der Pixies) zu nennen, doch vorwiegend dreht es sich um Misty´s Persönlichkeitsveränderungen. Gorehounds kommen nur in einer Sequenz ansatzweise auf ihre Kosten, wer bloß auf reinen Horror aus ist, wird ebenfalls enttäuscht. „Genre-Feinschmäcker“, die im Optimalfall schon „May“ angesichts der vergleichbaren Ausrichtung zu schätzen wussten, werden allerdings eine wahre Perle vorfinden, welche clever konstruiert und hervorragend inszeniert mit starken Dialogen, einer stimmigen Atmosphäre (unterstützt vom gut zusammengestellten Soundtrack), zwei fantastischen Darstellerinnen sowie einer ganzen Reihe von fabelhaften Momenten (das erste Date, die Suche nach Mick etc) aufzuwarten vermag.
Fazit: „Sick Girl“ ist eine hochwertige, äußerst unterhaltsame Episode, die Charakterstudie und Insektenhorror gleichermaßen in Form einer bizarren und herzigen (lesbischen) Liebesgeschichte vereint – uneingeschränkt zu empfehlen und daher verdiente:
“Pick me up ”
(Season 1, Episode 11)
Regie: Larry Cohen
Darsteller: Fairuza Balk, Michael Moriarty, Warren Kole, Laurene Landon, …
In B-Film-Kreisen ist der Name Larry Cohen schon lange ein fester Begriff. Früh in seiner Karriere machte er sich als Regisseur von kostengünstigen Horrorstreifen á la “Q - Winged Serpent“ oder der “It´s alive!“-Reihe sowie mit Drehbüchern zu Filmen wie “Maniac Cop“ oder “Uncle Sam“ einen Namen. In letzter Zeit ist es, abgesehen von seinen Vorlagen zu den (Kino-) Thrillern “Phone Booth“,“the Cellular“ und “Captivity“, deutlich ruhiger um ihn geworden. Die “Zugangsberechtigung“ zur “Masters of Horror“-Riege verdankt er demnach hauptsächlich dem Kult-Status seiner früheren Werke – zumal er, abgesehen von einer Dokumentation über die echte “Air Force One“, seit einer Dekade nichts mehr selbst inszeniert hat, wobei seine letzte Regiearbeit im Genre sogar knappe 20 Jahre zurückliegt (“a Return to Salem´s Lot“, 1987). Das Skript von “Pick me up“, so der Titel seiner Episode, stammt aus der Feder von David J.Schow (“the Crow“), welcher damit seine eigene Kurzgeschichte (veröffentlicht in der Anthology “Crypt Orchids“) fürs TV adaptierte. Die Ausgangssituation – der “Konkurrenzkampf“ zweier Serienkiller um ein halbes Dutzend Busreisende – vermag jedenfalls Neugier und Vorfreude gleichermaßen zu erwecken: “Hitcher“ meets “Breakdown“ vor einem traditionellen “Backwoods“-Setting…
Wieder einmal befinden wir uns irgendwo auf einer abgelegenen Landstraße, welche sich kurvenreich durch eine dicht bewaldete Bergregion schlängelt – dieses Mal allerdings am Tage: Die lange, abwechslungslose Busfahrt nach Spokane ist auf dieser Route nicht gerade ein Erlebnis, weshalb auch nur eine Handvoll Passagiere sich für diesen Trip entschieden haben. Selbst ihr Fahrer (Tom Pickett) wirkt sichtlich gelangweilt, bis wenigstens mal eine kleine Abwechslung in Form einer sich auf der Fahrbahn befindenden Schlange auftaucht, welche er mit einem zügigen Lenkmanöver gerade noch so überfahren kann (da er die Viecher so hasst). Eventuell war diese Aktion aber etwas zuviel für den betagten Bus, denn kurz darauf gibt dieser inmitten der Wildnis seinen Geist auf. Eine der nun Betroffenen, die junge Stacia (Fairuza Balk), hat absolut keine Lust, bloß tatenlos rumzusitzen und auf Hilfe zu warten, weshalb sie sich aufmacht, zufuß einige Meilen bis zum nächsten Motel zu wandern. Was sie natürlich nicht weiß, ist dass schon wenig später der Trucker Wheeler (Michael Moriarty) den Liegengebliebenen auf seiner Tour begegnet. Er verspricht, umgehend beim nächsten Rasthof Bescheid zu geben – und weil er solch ein freundlicher Kerl ist, nimmt er auf Wunsch gleich zwei der Fahrgäste (Danny und Birdie) mit dorthin. Der raue Charme des Mannes hat es vor allem letzterer (Laurene Landon) angetan, weshalb sie nach Erreichten des Restaurants aktiv seine nähere Gesellschaft sucht. In der Hoffnung auf ein kleines Abenteuer, verschwinden die beiden schließlich in seinem Laster, doch statt schnellen Sex findet sie ein grausames Ende – ermordet sowie im Anschluss an Ketten im Anhänger aufgehängt…
Derweil erreicht der junge durchs Land ziehende Walker (Warren Kole) den defekten Bus, an welchem der Fahrer gemeinsam mit einem Pärchen noch immer auf den Pannendienst (oder so) wartet. Im Verlauf seines Fußmarsches, vornehmlich an der Straße entlang, immer auf eine Gelegenheit wartend, dass ihn jemand ein Stück weit mitnimmt, hatte er das absichtliche Überfahren der Schlange beobachtet. Seither trägt er das tote Tier (u.a. weil er diese Viecher so faszinierend findet) unterm Mantel mit sich herum – bis er dessen Körper dafür nutzt, den für die Tötung Verantwortlichen damit zu erwürgen. Zwar gelingt es ihm daraufhin recht zügig, auch den verbliebenen männlichen Reisenden zu ermorden, doch dessen Begleiterin (Marie) vermag es, panisch an ihm vorbei in den Wald hinein zu flüchten, worauf er (eher widerwillig) die Verfolgung antritt…
Zurück an der Raststätte, macht sich Danny (Malcolm Kennard) angesichts der nahenden Abenddämmerung langsam Gedanken über die restlichen Leute da draußen, weshalb er Wheeler dazu überredet, mit ihm erneut hinzufahren und nach ihnen zu sehen. Als ersterer dann vorort die zwei Leichen entdeckt, trennt ihm (der ebenfalls verwunderte) Wheeler kurzerhand per gezieltem Schließen der Gepäckklappe den Kopf ab, was Walker wiederum (genauso erstaunt) aus dem Gebüsch heraus beobachtet. Spätestens als der Trucker die mit Stacheldraht an einen Baum gefesselte Marie (Kristie Marsden) in der Nähe zwar lebendig vorfindet, sie daraufhin aber ihrem Schicksal in der Wildnis überlässt, wird den beiden Männern die neue Lage vollends bewusst…
Irgendwann erreicht Stacia (remember her?) schließlich das nächste Motel und nimmt sich ein Zimmer, kann allerdings nicht einschlafen, da nebenan anscheinend ein Pärchen ihre ganze Lust auslebt. Tatsächlich handelt es sich dabei jedoch um Laute ganz anderer Art, denn Walker hat dort eine junge Frau ans Bett gefesselt und vertreibt sich die Zeit damit, ihr stückweise die Haut von Körper zu schneiden – sie und ihr Freund (welcher bereits tot im Straßengraben liegt) hatten den Fehler begangen, ihn mitzunehmen. Später wird Stacia von Walker draußen am Getränkeautomat in ein nettes Gespräch verwickelt, zu welchem sich auch Wheeler hinzugesellt, der zufällig eine Tür weiter für die Nacht eingecheckt hat. Als eher beiläufig zur Sprache kommt, dass sie ebenfalls zu den Passangieren des Busses gehörte, werden beide Männer natürlich (voneinander unabhängig) hellhörig sowie zum Handeln animiert – einem ersten Anschlag auf ihr Leben zu fortgeschrittener Stunde kann sie gerade noch so entkommen. Von da an ist den Killern die jeweilige Identität des anderen bekannt, worauf es für sie gilt, das auserkorene Opfer möglichst zuerst in die Finger zu bekommt und somit zu beweisen, der bessere von ihnen zu sein…
Das Konzept an sich ist absolut großartig, da es zwei klassische Killer-Charaktere vereint sowie diese ein makaberes Duell gegeneinander austragen lässt – doch statt als direkte Widersacher, welche ihren Gegenüber als Nemesis ansehen und daher aus dem Weg schaffen wollen, handelt es sich bei ihnen um Konkurrenten, die eine gemeinsame Beute jagen. Da der eine von ihnen ein Hitchhiker ist, welcher die Personen tötet, von denen er mitgenommen wird, der andere hingegen ein Trucker, der wiederum Anhalter ermordet, welche ihn um eine Mitfahrgelegenheit bitten, wären sie sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Vorgehensweisen (vom „Revier“ her) eigentlich nie in die Quere gekommen (es sei denn, sie hätten sich mal persönlich im Rahmen ihres „Alltags“ getroffen) – bis der liegen gebliebene Bus eine Überschneidung ihrer „Modi Operandi“ verursacht. Zwar passt das nicht so ganz zu Walkers Schema, aufgrund seiner Wut über den Vorfall mit der Schlange weicht er jedoch geringfügig von diesem ab. Unbewusst werden die Reisenden untereinander aufgeteilt, bis man sich des anderen gewahr wird. Stacia stellt schließlich den gemeinsamen Nenner dar, den es für sich allein zu verbuchen gilt. Die Figuren sind bewusst anders konzipiert worden: Wheeler besitzt eine ruhige, erfahrene, ironisch-sarkastische Art, während Walker eher aufbrausend und leichtlebiger wirkt, beispielsweise indem er zum eigenen Vergnügen foltert oder mit den Gejagten spielt. Charme, Gefühlskälte sowie das Einzelgängerdasein weisen beide auf. Michael Moriarty (TV´s“Law & Order“/“It´s Alive 3“) trifft mit seiner Performance den Nagel punktgenau auf den Kopf. Wie er seine Sätze formuliert, inklusive Sprachfluss und Tonlage, passt perfekt zu der Rolle und vermittelt so eine gleichermaßen interessante wie bedrohliche Ausstrahlung, welche auch der holden Weiblichkeit zu gefallen weiß. Ihm gegenüber steht Jungschauspieler Warren Kole (“Love Song for Bobby Long“/“One last Thing“), welcher im Vergleich nicht ganz mithalten kann, trotzdem aber mit seinem guten Aussehen, Südstaaten-Akzent sowie lässigen Auftreten ebenfalls einen positiven Eindruck hinterlässt.
Die erste „MoH“-Folge („Incident on and off a Mountain Road“) litt damals unter einem faden Killer, konnte jedoch mit einer starken Heldin auftrumpfen – hier ist es nahezu umgekehrt: Stacia scheint sich gerade aus einer gewalttätigen Beziehung gelöst zu haben, als die Geschichte einsetzt. Dass sie sich inzwischen nichts mehr gefallen lassen will, merkt man ihr auf Anhieb an, wodurch das explizite Zücken eines Messers mitsamt der klischeehaften „ich komm schon alleine klar“-Attitüde etwas dick aufgetragen wirkt (von Birdies „So young, so bitter…“-Kommentar ganz zu schweigen). Man erfährt demnach nicht viel über sie, bevor sie eine ganze Weile aus der sich stetig entwickelnden Handlung verschwindet, nur um dann im Motel unter die Dusche zu steigen sowie folgend ins Visier der Männer zu geraten. Eingeführt als „toughe“ Frau, hofft man innständig auf starke Gegenwehr ihrerseits, was jedoch nie in einem genügenden/gewünschten Maße eintritt, so dass sie im Endeffekt bloß wie ein Spielball ihrer Verfolger rüberkommt. Beim finalen (3er-) Face-Off kann der Zuschauer demnach weder wahrhaftes Mitgefühl noch eine anfeuernde Stimmung aufbauen – derart unterentwickelt und nebensächlich erscheint ihre Figur. Meine größte (negative) Überraschung in diesem Zusammenhang war sicher, dass ausgerechnet Fairuza Balk (“the Craft“/“American History X“) so wenig Ausstrahlung und Momentum zu generieren vermochte – das habe ich bei der Frau eigentlich bislang immer für unmöglich gehalten. Schade, traurig, verschenkt.
Ich muss gestehen, dass mich die (Regie-) Arbeiten von Larry Cohen (abgesehen von „Ambulance“) noch nie wirklich überzeugen konnten, und da bildet diese Episode leider keine Ausnahme (ähnlich wie bei Mick Garris und seiner „Chocolate“-Folge). In diesem Fall liegt es vor allem daran, dass die Inszenierung recht belanglos daherkommt – zwar solide und routiniert, allerdings weder aufwändig, spannend noch mit herausragenden Schauwerten. Das Endergebnis sieht einfach nur nach genau dem aus, was es ist – nämlich eine recht kostengünstige TV-Produktion, welche somit (unter diesen Gesichtspunkten) hinter der Mehrzahl der anderen Beiträge zurückbleibt. Der hintergründige Humor, für den Cohen ansonsten bekannt ist, blitzt zu selten auf, die einzige aufwändigere Sequenz (ein LKW-Unfall) wirkt unbeholfen, etliche Dialoge sind arg schwach. Das Fehlen einer dichten Atmosphäre wiegt schwer, zumal kaum echte Spannung aufkommt, das Potential der Story wird nicht voll ausgeschöpft. Wie in jüngerer Zeit üblich, genau genommen seit „Scream“, lassen sich auch hier diverse Anspielungen auf andere Genre-Beiträge finden, von denen einige mehr (Moriartys „Baby Monsters“-Bemerkung oder Balks subtile „Psycho“-Imitation im Bad des Motelzimmers), andere weniger gelungen sind (als Marie in den Wald läuft, ruft Walker ihr „I know you saw this in Texas Chainsaw!“ hinterher). Einige Aktionen der beiden Killer sind durchaus nett anzusehen, es gibt eine schöne Raum-übergreifende Kamerafahrt und der Einfall mit der toten Schlange als Mordwaffe ist zweifelsohne kreativ – mit jenem Begriff lässt sich das Skript insgesamt leider nicht beschreiben, was bereits bei der Namenswahl beginnt (Walker läuft/Wheeler fährt) und letztendlich im finalen Drittel negativ gipfelt: Zuerst enttäuscht der Showdown, dann entfaltet sich ein plötzlich auftauchender, dummer, schlichtweg überflüssiger (wenn auch böser) Twist, welcher fast genauso stark verärgert wie der Auftritt von Laurene Landon („Maniac Cop“) im ersten Akt. Am Ende führen all diese Faktoren dazu, dass man mit dem Gedanken „Das hätte so nun wirklich nicht ausgehen müssen!“ sowie der Gewissheit, von den Machern angesichts der eigentlich unschlagbaren Ausgangslage enttäuscht worden zu sein, in den Abspann entlassen wird …
knappe
“Haeckel´s Tale”
(Season 1, Episode 12)
Regie: John McNaughton
Darsteller: Derek Cecil, Tom McBeath, Leela Savasta, Jon Polito, Micki Maunsell, Steve Bacic, …
Das Gefühl dürfte wohl nahezu jedem bekannt sein: Als Fan eines bestimmten Comics, Computerspiels oder Buches (etc) hört man irgendwann davon, dass eine filmische Umsetzung jener geschätzten Vorlage in Planung ist, worauf man innständig hofft, jemand mit dem nötigen Talent möge sich doch bitte dem Projekt annehmen – und dann nimmt einer wie Uwe Boll auf dem Regiestuhl Platz...
Bei „Haeckel´s Tale“ ging es mir ähnlich: Als ich erfuhr, dass unter den „Masters of Horror“-Folgen auch eine Adaption einer Kurzgeschichte meines Lieblingsautors (Clive Barker) sein würde, war ich natürlich hellauf begeistert. Selbst die Tatsache, dass sich Mick Garris für das Skript verantwortlich zeichnete, störte mich im Vorfeld nicht allzu sehr, schließlich hatte er bei „Quicksilver Highway“ durchaus anständige Arbeit geleistet. Meine Sorge galt eher der Wahl des Regisseurs – die Bekanntgabe der Verpflichtung von Genre-Veteran George A.Romero (ein Mann, der in meinen Augen noch weniger Talent als Tobe Hooper besitzt und zudem (ebenfalls) bloß nur davon lebt, dass er vor (sehr) langer Zeit mal ein bis zwei anständige Filme hinbekommen hat) ließ meine Vorfreude schließlich wieder gen Nullpunkt zurücksinken (das „Saint Sinner“-Fiasko noch schmerzhaft in Erinnerung). Dann jedoch ein unerwarteter Hoffnungsschimmer: Romero zog sich (aufgrund von Terminschwierigkeiten) aus der Sache zurück! Yes! Aber (erneut) zu früh gefreut, denn als Ersatz entschied man sich ausgerechnet für den Horror-unerfahrenen John McNaughton. Sicher, „Henry: Portrait of a Serial Killer“ ist okay, „Wild Things“ echt gut – doch keines seiner Werke rechtfertigt eine Beteiligung an dieser Serie! Tja, denkt man sich, es hätte alles so schön werden können – aber die Filmgeschichte hat durchaus sporadisch mal gezeigt, dass tatsächlich noch kleine Wunder passieren können (siehe Brett Ratner), also erst einmal abwarten und aufs Beste hoffen…
Ernst Haeckel (Derek Cecil) ist ein ambitionierter, atheistischer junger Medizinstudent, der in dem New England des 18.Jahrhunderts lebt und mit seinen Forschungen in die Fußstapfen des berühmten Dr.Frankenstein treten will – einem Wissenschaftler, der zur Zeit gerade in Deutschland große Erfolge in der Erforschung einer Möglichkeit, den Tod zu besiegen, feiert. Er ist davon überzeugt, dass das menschliche Leben keineswegs von einem Gott abhängig ist, sondern sich mit Hilfe der Wissenschaft kontrollieren lässt. Aus dieser Motivation heraus hat er die Veröffentlichungen seines Vorbilds ausgiebig studiert und auf dieser Basis eine eigene Apparatur entwickelt, mit der sich Blitze einfangen, bündeln und in den Körper eines Toten leiten lassen, worauf dieser dann (der Theorie nach) wieder erwachen soll. Als er seinen Professor nach einer hitzigen Debatte zu einer Demonstration einlädt, welche allerdings kläglich scheitert und ihm nicht viel mehr als eine verkohlte Leiche mitsamt einer Menge Spott hinterlässt, gibt er der Neugier nach und schaut sich die Show eines selbsternannten Necromancers namens Montesquino (Jon Polito) an, der behauptet, er hätte die Gabe, Tote zu erwecken. Natürlich hält Haeckel die Sache für Scharlatanerie, zumal der Mann für seine Dienste 100 Dollar verlangt (angeblich, weil jede Wiederbelebung ein Jahr seines Lebens raubt), doch eine anschauliche Vorführung (ein eindeutig als tot identifizierter Hund wird „zurückgeholt“) weckt ernsthafte Zweifel an seiner anfänglichen Skepsis.
Leider hat der Mann kein Interesse daran, sein Talent in den Dienst der Wissenschaft zu stellen, und noch bevor sich Ernst über seine diesbezüglichen Gedanken klar werden kann (wie er damit umgehen soll, wo er nun weiß, dass so etwas tatsächlich möglich ist), erhält er die Nachricht, dass sein Vater im Sterben liegt, worauf er sich sofort auf den langen Weg nach Hause begibt. Der mühsame Fußmarsch auf abgelegenen Pfaden inmitten einer Schlechtwetterfront zehrt ganz schön an seiner Kraft, weshalb er sehr dankbar ist, als ihm ein älterer Herr (Tom McBeath als Walter Wolfram) eine Unterkunft für die Nacht anbietet. Wolfram lebt zusammen mit seiner jungen Frau Elise (Leela Savasta) in einem rustikalen Haus nahe eines alten Friedhofs, und Ernst fällt es vom ersten Moment an schwer, die Augen von der wunderschönen Dame zu nehmen – was ihren Gatten nicht wirklich zu stören scheint, zumal dieser ihm während des Abendessens immer wieder Fragen über sein Sex- und Liebesleben stellt. Sich der merkwürdigen Verlockung bewusst, zieht sich Haeckel gleich nach dem ausgiebigen Mahl auf sein Zimmer zurück, erwacht jedoch später, als er Stimmen im Haus vernimmt, von denen er eine als die Montesquinos wiedererkennt. Neugierig erkundigt er sich bei Walter, was jener denn hier zu suchen gehabt hätte, erhält aber nur den guten Rat, sich lieber nicht einzumischen. Die Feststellung, dass Elise auf einmal verschwunden ist, erweckt allerdings seinen Drang, der Sache auf den Grund zu gehen – eine Entscheidung, die zu einer langen Nacht voller grotesk-morbider Ereignisse und Erkenntnisse führt…
Erzählt werden diese Geschehnisse eingebettet in einer stimmungsvollen Rahmenhandlung: Etliche Jahre nach den beschriebenen Ereignissen sucht ein junger Mann (Steve Bacic als Ralston) mitten in der Nacht eine alte Dame (Micki Maunsell) in deren abgelegenen Haus auf. Wir erfahren, dass sie eine Necromancerin ist, welche ihre Gabe allerdings seit geraumer Zeit nicht mehr anwendet, und dass er kürzlich seine geliebte Frau verloren hat. Nun bittet er sie darum, jene ins Leben zurück zu holen, doch sie lehnt entschieden ab, da er nicht wisse, auf was er sich da einlassen würde. Als er sich jedoch (beharrlich) von ihren Andeutungen nicht abschrecken lässt, macht sie ihm schließlich ein Angebot: „If I tell you my story and you still wish your beloved Samantha brought back from the dead – then I will gladly grant you your wish.“ Selbstverständlich geht er darauf ein (in der festen Überzeugung, seine Liebe wäre stärker als alles andere), und so erzählt sie ihm von Ernst Haeckel.
Allein dieser Einstieg erzeugt ein vertrautes Gefühl, denn vieles erinnert an klassische Vertreter dieses (Episoden-) Formats: Von der alten „Hexe“, die in ihrem Stuhl neben dem knisternden Kamin eine unheilschwangere Erzählung vorträgt, über das gesamte „Period Piece“-Ambiente, welches optimal mit den Inhalten harmoniert, bis hin zum Finale, als Ralston auf der Basis des Gehörten seine Entscheidung treffen muss – alles erweckt den wohligen Eindruck (u.a.) einer „Creepshow“- oder „Tales from the Crypt“-Folge. Selbst wenn man eingangs glaubt zu wissen, wie die Sache am Ende ausgehen wird (einige Details liefern im Verlauf kleinere Hinweise darauf), ist die tatsächliche Entfaltung keineswegs offensichtlich vorherzusehen, stellt einen netten Abschluss dar und ist in ihrer Art als gelungen zu bezeichnen (vor allem, wenn man ein Sympathisant der beiden o.g. Horror-Reihen ist).
Obwohl ich mich selbst als Clive Barker Fan bezeichne, ist mir seine hier zugrunde liegende Kurzgeschichte (veröffentlicht in der Anthology „Dark Delicacies“) bislang unbekannt gewesen, weshalb ich keine Rückschlüsse darauf zu ziehen vermag, was alles aus dem ursprünglichen Werk übernommen oder von Mick Garris verändert wurde. Wie auch immer: Das vorliegende Ergebnis zerfällt leider in unterschiedliche Teile, welche allesamt von der inhaltlichen Qualität her variieren. Nach der beschriebenen (atmosphärischen) Einleitung folgen erst einmal rund 20 Minuten, die man (neutral ausgedrückt) als „solide Frankenstein-Variante“ umschreiben kann. Haeckel wird ausgiebig eingeführt, inklusive seiner Obsession bezüglich der Überlistung des Todes. Zum Glück hat man das große Vorbild namentlich in die Handlung eingewoben, denn das verhindert (ansatzweise), dass man bösartig von „abkupfern“ bzw „kopieren“ sprechen kann (das Experiment ist nämlich zudem vom Aufbau her nahezu identisch mit der aus diversen Büchern und Filmen bekannten Konstruktion). Inszenierung, Sets und Schauspielerleistungen sind gut – nur ist das Präsentierte keineswegs originell oder sonderlich spannend. Dann folgt eine viel zu lang geratene Passage, in welcher Ernst in Richtung seines Vaters aufbricht (diverse Szenen, in denen er durch den Wald läuft, Pausen einlegt, vereinzelt auf andere Leute trifft etc), welche von einer Sequenz „gekrönt“ wird, in der er sich unter einem Baum ausruht, an dem man einen Päderasten aufgehängt hat – ich habe keine Ahnung, was diese bezwecken sollte, außer einen neuerlichen Ekel-Moment in den Ablauf einzufügen. Schließlich trifft er auf Wolfram und Elise, worauf man endlich am Kernstück der Handlung angelangt ist. Leider verbleiben jetzt nur noch knapp 30 Minuten, um diese Storyline mitsamt aller nötigen Charaktere und Hintergründe umfassend vorzustellen und anschließend zum ausgiebigen Finale überzugehen, bevor ja ebenfalls noch der unabhängige Rahmenhandlungs-Ausklang erfolgt. Kurzum: Die in der ersten Hälfte verschenkte Zeit fehlt hier schlichtweg – 80 Minuten (statt den gegebenen 60) wären optimal gewesen. So aber wirkt dieser entscheidende und (letztendlich trotzdem) deutlich beste Teil unglücklich gehetzt, was einiges an Potential verschenkt.
Derek Cecil (TV´s“Law & Order“/“Men in Black 2“) liefert (als Haeckel) eine besonders gute Leistung ab, denn er vermittelt die Wandlung vom beinahe arroganten Wissenschaftler hin zu einem Menschen, der seine bisherigen Überzeugungen nach und nach revidieren muss, durchweg überzeugend. Tom McBeath (“Supervolcano“/“the Deal“) steht ihm in nichts nach, leidet aber darunter, dass seine zentrale Figur nicht genügend Raum zugestanden wird, sich voll entfalten zu können. Leela Savata (TV´s“Smallville“/“Orpheus“) ist schön, besitzt eine extrem erotisch-verführerische Ausstrahlung und wird (wie es so oft in dieser Serie der Fall ist) ziemlich freizügig in Szene gesetzt. Obwohl ich Jon Polito (“the Crow“/“Miller´s Crossing“) meistens eher weniger gern in Filmen sehe, hat mich seine Beteiligung dieses Mal kaum gestört, denn sein gewohntes Auftreten passt hier annehmbar ins Geschehen hinein. Lobend muss allerdings unbedingt noch Micki Maunsell (“White Noise“/“the Tooth Fairy“) Erwähnung finden, denn ihre Darstellung der alten Necromancerin trägt viel zu der von Anfang an etablierten düsteren Stimmung bei. Während die Leistungen der Beteiligten vor der Kamera demnach keinen Grund zur Klage heraufbeschwören, sieht es bei jenen dahinter leider etwas anders aus: Zwar können die Make-up-Effekte allesamt anstandslos überzeugen (der verschmorte Körper nach dem missglückten Experiment, die Untoten gegen Ende, herausgerissene Innereien etc), doch das gilt nicht für die verwendeten Animatronics – genau genommen ein Baby sowie ein wiedererweckter Hund, der mich bei seinem ersten Auftritt irgendwie an eine Handpuppe erinnerte. In kurzen Einstellungen hätten sie vermutlich glaubhafter gewirkt, nicht aber in den hier verwendeten langen Takes, welche dem Betrachter zu ausführlich Gelegenheit bieten, sich die nicht gerade optimalen Details anzuschauen. Darüber hinaus bin ich mit John McNaughton´s Regie recht unzufrieden: Ohnehin keine sonderlich gute Wahl für den Job, vermag er es einfach nicht, das nötige Feeling einer solchen Geschichte zu vermitteln – das Ergebnis ist eine solide, aber fade bzw blasse Inszenierung, ähnlich wie jene Larry Cohens bei dessen „Pick me up“-Beitrag. Auch wenn es mir schwer fällt, muss ich gestehen, dass selbst Romero vermutlich bessere Arbeit geleistet hätte (in den Credits wird ihm diese Folge gar (mehr oder weniger) gewidmet, was man als „In Association with“ formuliert hat).
Vieles an „Haeckel´s Tale“ hat mich an Gordon´s „Dreams in the Witch House“ erinnert: Beide wirken in ihrer Art eher altmodisch, bieten nette Ansätze schwarzen Humors, erreichen erst im letzten Drittel die gewünschte Qualität und sind Adaptionen von Geschichten meisterhafter Schriftsteller – nur dass das gewählte Ursprungsmaterial allem Anschein nach jeweils nicht zu den besseren Werken der Autoren gezählt werden kann. Die Barker-typischen Elemente treten vorm Schlussakt leider nicht deutlich genug hervor, dafür dann allerdings zur ausgiebigen Zufriedenheit: Makabere Motive verschmelzen mit sexuellen zu einer grotesken Verbindung, welche in einem Geschlechtsakt zwischen Mensch und Zombie mündet und sich gar zu einer kleineren Orgie fortentwickelt. Freunde von Gedärme-fressenden Untoten sollten ebenfalls einigermaßen auf ihre Kosten kommen (Erinnerungen an „Dellamorte Dellamore“ oder Fulci´s cineastisches Schaffen werden wach), bevor der Epilog den Zuschauer mit einem altbekannten und immer wieder gern gesehenen „Tales from the Crypt“-artigen Ausklang verwöhnt. Hätte man die erste Hälfte stärker gestrafft und dafür der zweiten mehr Raum gelassen (mit all ihren interessanten Inhalten, Charakteren und Hintergründen), ein etwas höheres Budget und besseren Regisseur zur Verfügung gehabt, wäre sicher eine Highlight-Folge entstanden – so aber denkt man sich „schade, Chance vertan“ und verliert angesichts dessen fast schon die Tatsache aus dem Sinn, dass das Gesehene trotz allem keinesfalls wirklich schlecht war …
knappe
“Imprint”
(Season 1, Episode 13)
Regie: Takashi Miike
Darsteller: Billy Drago, Michie Ito, Youki Kudoh, Toshie Negishi, …
Das Konzept der „Masters of Horror“-Reihe sieht es vor, einigen der angesehensten Genre-Regisseuren eine („Showcase“-) Plattform zu bieten sowie zugleich die Grenzen des TV-Serienformats auszuloten. Dieser Prämisse angemessen, gewährte man den handverlesenen Filmemachern volle künstlerische Freiheit bei ihren jeweiligen Projekten, was man den fertigen Werken auch deutlich (positiv) ansieht, selbst wenn man teilweise das Gefühl hat, dass einige von ihnen diese Möglichkeit primär dazu nutzten, endlich mal nackte Tatsachen ins Bild rücken zu „dürfen“ (Negativbeispiel: Dario Argento´s „Jenifer“). Trotz dieses eingeräumten Spielraums war es den Verantwortlichen (zumindest bei der US-Fernsehausstrahlung) dann aber doch nicht möglich, alles durchgehen zu lassen, weshalb letztgenannte Episode an einer Stelle (eine Frau frisst das „beste Stück“ eines Mannes, während dieser noch bei Bewusstsein ist) geschnitten werden musste. Dann reichte Takashi Miike seinen Beitrag (mit dem Titel „Imprint“) ein, und ich kann mir lebhaft vorstellen, was den sichtenden Leuten dabei so durch den Kopf ging („MoH“-Schöpfer Garris hat mal gesagt, es sei der verstörendste Film gewesen, den er je gesehen habe). Der Sendetermin wurde gestrichen, eine gewisse Legendenbildung (im kleinen Rahmen) setzte ein. Die Briten scheinen in solchen Belangen etwas liberaler zu sein, denn bei ihnen flimmerten diese inzwischen berühmt-berüchtigten (knapp) 60 Minuten ungekürzt über die Mattscheibe – und nun kann man getrost sagen: Miike hat die Format-Randbereiche nicht nur erreicht, sondern gar hinter sich gelassen, denn was man hier zu sehen bekommt, ist geschmacklos, abstoßend, äußerst schmerzhaft anzusehen – und ein klein wenig genial. Viele erinnern sich sicher noch lebhaft an den grausamen letzten Akt seines 99er Werks „Audition“ … wie sagte es Mickey Knox so schön in Oliver Stone´s „Natural Born Killers“?
„You ain´t seen nothin´yet!“
Irgendwann im 19.Jahrhundert kehrt ein amerikanischer Journalist (Billy Drago) nach Japan zurück, wo er vor einiger Zeit die Liebe seines Lebens (namens Komomo) zurücklassen musste. Nun will er sie auf jeden Fall mit in seine Heimat nehmen, um das gemeinsame Glück zu vollenden, doch inzwischen ist sie in die Prostitution abgerutscht, was ihn allerdings keineswegs von seinem Vorhaben abweichen lässt – und so sucht er ein Bordell nach dem anderen ab, immer in der Hoffnung, sie endlich ausfindig machen zu können. Aktuell führt ihn seine Reise zu einem Hurenhaus auf einer kleinen, abgelegenen Insel inmitten eines Schilfmeeres, in welchem schonmal aufgedunsene Leichen schwangerer Frauen am Boot vorbei treiben, was anscheinend keine außergewöhnliche Seltenheit für die anderen Passagiere darstellt. Im Etablissement angekommen, fragt er nach ihr, doch man (oder besser: ein Kleinwüchsiger mit einer halb verrotteten Nase) teilt ihm sogleich mit, dass die betreffende Dame dort nicht zu finden sei. Während die anderen Besucher ihre sich anpreisenden Begleiterinnen für die Nacht auswählen, fällt ihm eine junge Prostituierte (Michie Ito) auf, die im Dunkeln etwas abseits der anderen sitzt: Sie wirkt wie eine freundliche Person, und abgesehen davon, dass eine ihrer Gesichtshälften verzerrt/deformiert ist, strahlt sie eine faszinierende Schönheit aus, die nicht nur auf ihr Äußeres begrenzt erscheint. Da das nächste Boot nicht vorm Morgen ablegt, lässt er sich darauf ein, mit ihr aufs Zimmer zu gehen, denn vielleicht weiß sie ja etwas über sein Anliegen, und tatsächlich verrät sie ihm, dass Komomo hier mal gearbeitet hat – bis sie sich aufgrund ihrer Trauer um die verloren geglaubte Liebe vor rund einem halben Jahr erhängte.
Niedergeschlagen und wütend bittet er sie um die ganze Geschichte, aller geheimnisvollen Warnungen ihrerseits zum Trotz („this Island is not of the human World, it´s filled with Demons and Whores“) – diese steht untrennbar mit ihrer eigenen in Zusammenhang und ist weitaus grausamer als erstere, denn in ihr zog Komomo aufgrund ihrer Art ständig den Neid ihrer Kolleginnen auf sich, worauf jene ihr einen Diebstahl in die Schuhe schoben, was in einer extrem grausamen (Folter-) Bestrafung resultierte. Schockiert lauscht er zudem den Erzählungen aus ihrer persönlichen Kindheit, in der sie wegen ihres Aussehens immerzu gehänselt wurde, bis sie auf der Insel landete und in seiner großen Liebe eine Freundin fand, die sie respektierte und gut behandelte. Einige Fragen (sowie merkwürdige Situationen) später kommt allerdings langsam die Tatsache zum Vorschein, dass auch das nicht der ganzen Wahrheit entspricht. „Do you want to know?“, fragt sie ihn. „I need to know!“, erwidert er entscheiden. Eine ganze Reihe schrecklicher Berichte sind die Folge, welche von Inzest, Vergewaltigungen, Abtreibungspraktiken, in den Fluss geworfenen, aus dem Mutterleib gerissenen Föten sowie vielen anderen brutalen Gewaltformen (vornehmlich gegen Frauen) handeln. Sind es ihre Worte, der Reiswein – oder scheint dieser verfluchte Ort ebenfalls Einfluss auf seinen Verstand auszuüben? Als sich schließlich noch der Ursprung ihrer anhaltenden Kopfschmerzen als ein „Etwas“ entpuppt, das sich gelegentlich unterhalb ihrer Haarpracht einen Weg aus ihrem Schädel heraus zu suchen gedenkt, bricht die Grenze zwischen Realität und Wahnsinn auf den ersten Blick völlig zusammen, doch der Schrecken ist real – und die Geschichte noch lange nicht zu Ende erzählt…
Takashi Miike ist sicher ein interessanter Filmemacher, den ich jedoch letztendlich eher für einen „Masse statt Klasse“-Regisseur halte, welchem ab und an mal ein Glücksgriff gelingt, der dann wiederum die anderen, weniger guten Produktionen überstrahlt. Ich muss aber gestehen, dass mir bislang trotzdem noch kein Werk seines Oeuvres vollends zu gefallen wusste, was immerzu an verschiedenen Faktoren lag, die vom verwendeten (stumpfen) Humor bis hin zu (peinlich) plakativen Provokationen reichten … und dann kam „Imprint“: Basierend auf einer Geschichte von Shimako Iwai, adaptiert von Daisuke Tengan („Audition“), vereint das Drehbuch eine erstaunliche Vielzahl verschiedener Elemente und Motive – verlorene Liebe, Schmerz des Verlusts, tragische Kindheit, Eifersucht, Vertrauen, Verrat, Besessenheit, Begierde, Macht, Grausamkeit, Rache, Entsetzen, Irrsinn oder die Rückkehr etwaiger Schatten der Vergangenheit (etc) werden thematisiert und in Form einer Kombination aus klassischer Geisterstory,“Period Piece“,“Body Horror“,“(Torture-) Exploitation“ sowie dem asiatischen Trend, bleiche junge Mädchen als Quelle des Bösen einzusetzen, verwendet, um eine ganz eigene Umgebung zu kreieren, welche mir so bislang noch nie begegnete. Erstaunlich dabei ist, dass obwohl all diesen Punkten eine gewichtige Bedeutung zukommt, die Laufzeit von einer Stunde zu keiner Zeit gedrängt oder gar überladen wirkt – sie verschmelzen förmlich zu einem homogenen Gesamtbild, dessen Struktur sich erst nach und nach (Zwiebel-artig) vollends offenbart, je näher die Ausführungen (anhand von kleinen Details, Korrekturen oder anderen Blickwinkeln) dem entsetzlichen Kern der Sache kommen.
Die erste Hälfte, also das Eintreffen auf der Insel und die „Memoirs of a Geisha“-artigen Ausführungen, kommt vergleichsweise ruhig daher, wiegt den Betrachter in Sicherheit, liefert ihm einige groteske Momente (die im Wasser treibenden Leichen, der Zwerg) und zieht ihn unaufhörlich in seinen Bann. Im zunehmenden Verlauf häufen sich die bedrohlichen Elemente (sowohl auf inhaltlicher als auch optischer Ebene, wie etwa Bewegungen im unscharfen Hintergrundbereich des Bildes), doch sonderlich schockierend ist das Gezeigte nicht. Der Aufbau erinnert stark an „Audition“, ist allerdings wesentlich besser gelungen – und dann wird man plötzlich mit einer Szene konfrontiert, welche dem finale jenes Werks ebenfalls ähnelt, es jedoch (im Sinne des Gezeigten sowie dessen Wirkung) weit hinter sich lässt: Komomo wird beschuldigt, den wertvollen Ring ihrer „Chefin“ gestohlen zu haben. In Wahrheit hat man eine falsche Spur zu ihr gelegt, weshalb sie die Vorwürfe vehement bestreitet. Die folgende Bestrafung ist derart lang, intensiv, graphisch und realistisch, dass selbst ich in einigen Momenten kaum hinblicken konnte: Da sie in ihrem Gewerbe auf gutes Aussehen angewiesen ist, dürfen keine offensichtlichen Verletzungen entstehen – und so fängt man damit an, ihr angespitzte sowie ins Feuer gehaltene kleine Bambusstangen tief und langsam in die Achselhöhle zu drücken. Nun sind die Hände an der Reihe: Eine lange Nadel wird auf genau dieselbe Weise weit unter ihren Fingernagel gestochen – in extremer Großaufnahme, die eine Ewigkeit zu dauern scheint. Diese Prozedur wiederholt man folgend mit jedem ihrer Finger. Die empfundenen Schmerzen übertragen sich dabei unweigerlich nahtlos auf den Betrachter. Aber es geht noch weiter: Jene überlangen Nadeln werden ihr nun auch tief in den Gaumen gestoßen – entfernt werden sie nicht, sondern verbleiben im Fleisch. Zum Abschluss hängt man die junge Frau schließlich noch an einem Bein kopfüber auf, wo sie sich zudem selbst einnässt. Der Begriff „intensiv“ hat hier für mich eine neue Bedeutung gewonnen – aufgrund der langen Dauer, der Hilflosigkeit des Opfers (sie kann nichts tun, will aber auch nicht fälschlich gestehen), dem Sadismus der Peinigerin, der extrem realistischen Darstellungsweise, welche komplett ohne Musikuntermalung oder Worte auskommt. Danach ist man erst einmal sprachlos. „Oh God, I'm surrounded by Madness“, platzt es dem Journalisten heraus, doch er hat gerade erst die Spitze des Eisbergs zu sehen bekommen. Weiter geht es mit Schilderungen von schmerzhaften Geburten, Abtreibungen mit Pflanzenwurzeln, inzestuöse Vergewaltigungen, missbrauchten Frauen, Massen von toten Föten, die wie Abfall in einen Fluss geworfen werden und noch diverse andere widerliche Dinge, die in aller Deutlichkeit aufgezeigt werden. Von „Unterhaltung“ kann man nicht mehr sprechen – es ist eher eine morbide Faszination, und die verlockende Erzählstruktur (primär bestehend aus subjektiven, interaktiven Rückblenden) hält einen gefangen, denn man will wissen, wie alles am Ende ausgeht. Der Showdown kommt schließlich extrem grotesk daher (Stichwort: King´s „Stark“) und weist Miike´s merkwürdigen Sinn für Humor auf (wie z.B. aus „Gozu“ bekannt), was den realen Schrecken etwas abmildert, ohne je gen „harmlos“ zu tendieren – er ist nur eher dem „konventionellen Horror“ zuzuordnen. Gefolgt von einem netten Cliffhanger, der einige Fragen unbeantwortet lässt und zu fröhlichen Diskussionen anregt, setzt der erlösende Abspann ein (aber auch an dessen Ende kommt noch etwas), und man kann endlich wieder durchatmen.
Selbst wenn man meine Ausführungen nun gelesen hat, ist die Wirkung beim Ansehen auf diese Weise nicht vorweg zu nehmen – außerdem habe ich die zentralen Storyinhalte kaum erwähnt, so dass man keine Angst vor gravierenden Spoilern haben muss. Die Twists und Schocks sind perfekt innerhalb des konstant fortschreitenden und ansteigenden Verlaufs eingebettet, die Atmosphäre ist stimmig und dicht. Nicht nur diese Punkte unterscheiden „Imprint“ von krankem Dreck wie „Guinea Pig“, sondern auch das exquisite Drumherum: Die Ausstattung ist schön anzusehen (u.a. das Innere des Bordells), die eingefangenen Bilder ebenfalls (vornehmlich der Rückblenden, zum Beispiel Landschaftsaufnahmen), wobei gerade die Farbgebungen das Auge schmeicheln (kräftige Töne, interessante Kompositionen, wie die Gewänder und Haarfarben der Mädchen – letztere der Erzählerin ist in ihrer Kindheit und Jugend etwa blau). Dieses Gefühl, alles sei irgendwo an der Grenzlinie zwischen der realen und Geister-Welt angesiedelt, ist allgegenwärtig und kann durchweg überzeugen. Die Darsteller machen ihre Sache gut: Der für den ursprünglich angedachten Rutger Hauer eingesprungene Billy Drago (aus „7 Mummies“ oder Aja´s „the Hills have Eyes“) ist zwar kein sonderlich überragender Schauspieler, aber es gibt kaum Leute, die von Natur aus mehr „creepy“ sind als er – ihn als einen von der Liebe geleiteten Mann zu sehen, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig, doch er fügt sich perfekt ins Gesamtbild ein, da Sätze wie „she reminded me of my dead little Sister“ einen passenden Schauder erzeugen (auch Weirdos haben Gefühle, was die „romantischen“ Szenen zwischen Komomo und Drago allerdings arg merkwürdig wirken lässt). Michie Ito (es handelt sich um ihr Filmdebüt!) ist überragend als deformierte Erzählerin, für die man Mitleid entwickelt und welche trotz ihres Aussehens noch eine gehörige Portion Erotik ausstrahlt. In einer Nebenrolle ist zudem die aus „Snow falling on Cedars“ bekannte Youki Kudoh zu sehen.
Perfekt ist diese Episode trotzdem nicht: Der Grundtenor besitzt einen tendenziell Frauen-verachtenden Charakter, denn obwohl sie zeitweise als Opfer (z.B. körperlichen Missbrauchs) ins Bild gerückt werden, ist die Art der Präsentation in manchen Sequenzen fragwürdig, ihre Motive und Handlungen erscheinen oftmals niederträchtig. Hauptsächlich wäre jedoch die Sprache zu bemängeln – alles ist auf Englisch, was aufgrund der schwächeren Kenntnisse einiger Beteiligten zu Problemen beim Verstehen sowie dem Eindruck führt, dass man so ein gewisses Maß an Authentizität eingebüßt hat. Japanisch (mit UTs) wäre zweifelsohne die bessere Wahl gewesen, doch das wäre dem Konzept als TV-Unterhaltung eines Mainstream-Senders („Showtime“) wenig dienlich gewesen, was den Kreis letztendlich schließt: Respekt, dass man Miike dieses Projekt ohne Kompromisse produziert hat! Die Format-Vorgaben wurden optimal ausgeschöpft – die Inszenierung ist hochwertig, der Aufbau erweckt Neugier sowie den Drang, bis zum Ende durchhalten zu wollen/müssen, ausgelatschte Pfade werden weitestgehend umgangen, Grenzen ausgelotet und überschritten. Wirklich unterhalten wird man zwar nicht, doch diese knappe Stunde hinterlässt selbst bei gestandenen Vielsehern noch einen prägenden Eindruck. Ein Fan des Regisseurs bin ich beim besten Willen nicht geworden – aber zum ersten Mal ziehe ich vor ihm meinen imaginären Hut. Nach langen Überlegungen bin ich (auf Basis der Wirkung, den Hintergründen sowie der technischen und visuellen Aspekte) zum dem Entschluss gelangt, dass diese 13.Folge der „Masters of Horror“-Reihe, aller abstoßenden Faktoren zum trotz, durchaus folgende (knappe) Wertung verdient:
Abschließende Gedanken:
So, jetzt hab ich die erste Staffel hinter mir, welche einen Durchschnittswert von 5,92 (von 10) erreicht hat.
Ich muß gestehen, dass ich mir im Vorfeld zwar etwas mehr erhofft hatte - aber nichtsdestotrotz hatte ich viel Spaß beim Schauen und freue mich sehr auf Season 2!
Was auffällig war, ist dass die "jungen" Filmemacher bessere Werke abgeliefert haben als die "alten", welche ja eigentlich ihrerseits nur den (manchmal durchaus diskussionswürdigen) Titel "Master of Horror" verdienen.
Die beste Folge ist in meinen Augen klar "Sick Girl" - einfach klasse!
Absoluter Schrott hingegen ist und bleibt Dante´s "Homecoming"...
So, jetzt hab ich die erste Staffel hinter mir, welche einen Durchschnittswert von 5,92 (von 10) erreicht hat.
Ich muß gestehen, dass ich mir im Vorfeld zwar etwas mehr erhofft hatte - aber nichtsdestotrotz hatte ich viel Spaß beim Schauen und freue mich sehr auf Season 2!
Was auffällig war, ist dass die "jungen" Filmemacher bessere Werke abgeliefert haben als die "alten", welche ja eigentlich ihrerseits nur den (manchmal durchaus diskussionswürdigen) Titel "Master of Horror" verdienen.
Die beste Folge ist in meinen Augen klar "Sick Girl" - einfach klasse!
Absoluter Schrott hingegen ist und bleibt Dante´s "Homecoming"...
Die Sache bei "Masters of Horror" ist die, dass man die einzelnen Folgen (u.a. aufgrund ihrer Länge) schon als Mini-Movies betrachten kann, während die "Tales" kurz und bündig waren (was seine Vorteile, aber auch Nachteile hat). Etliche Folgen sind aber wirklich gelungen bzw einen Blick wert, während andere durchaus ungesehen bleiben können...
Denn stell ik meins auch mal ein...
“Masters of Horror” nennt sich die neue Kreation von Stephen King-Stammregisseur Mick Garris und serviert sein vielversprechendes Konzept, indem er den potenziellen Zuschauer beinahe so persönlich ins Gebet nimmt wie es William Castle bei seinen dreidimensionalen Kinoveranstaltungen tat. Man hört seine Stimme fast schon unheilverkündend durch ein Megafon zittern: “Shocking Terror, The Scariest Thing You’ve Ever Seen, You Will Never Forget This Day.”
Einige der besten Horrorregisseure unserer Zeit sollen sich verbündet haben, um frei von jeglichen Auflagen 13 erschreckende Geschichten jenseits unserer Vorstellungskraft zu realisieren. Wenn das nicht einen automatischen Reflex bei jedem Horrorfilmfan auslöst, was dann?
Nun liest sich die Darstellerriege nicht unbedingt als das Who is Who des modernen Horrorlexikons. John McNaughton, Lucky McKee... wer ist das? John Landis? Hat der nicht “Blues Brothers” und “Die Glücksritter” gedreht? Und William Malone... Moment mal... ist das nicht der Mann, der für “House on Haunted Hill” und “Feardotcom” ordentlich Kritikerschelte bekommen hat?
Aber wenn man sich schon auf Artenvielfalt bei der Realisierung der Folgen einigte, sollte man vielleicht - trotz der fragwürdigen Bezeichnung der vorliegenden Anthologie - auch dieses Dogma ausblenden. Die stärksten Impulse kommen schließlich oft aus jenen Regionen, die man vorher nicht auf der Rechnung hatte...
Cigarette Burns
John Carpenter, der knallehrlich von sich behauptet, seinen Namen auch unter filmischen Abfall zu setzen, wenn denn nur genug Geld dabei herausspringt, verpflichtet sich mit “Cigarette Burns” erneut einem Indiz für den kommerziellen Ausverkauf: dem Selbstplagiat. Der letzte gute, aber bereits unterschätzte Film Carpenters dürfte vor gut 10 Jahren “Die Mächte des Wahnsinns” gewesen sein, eine ausdrucksstarke Parabel auf den Gewalteinfluss von Medien.
Jener Film ist es, der Pate gestanden haben muss für “Cigarette Burns”. Carpenters Beitrag verändert das Konzept nur unwesentlich, indem er das Medium wechselt; diesmal ist es kein Schriftsteller, dessen Ergüsse die Konsumenten wahnsinnig macht; es ist ein Film.
Die qualitative Feste seines Beitrags bleibt dadurch natürlich bestehen; es bleibt nach wie vor ein raffiniertes, doppelbödiges Spiel mit Medien und Zensur, der die Sittenwächter einige Zeit beschäftigen dürfte, bis sie sich dann wieder auf die extrem heftigen Splattereinschübe stürzen. Von denen hat “Cigarette Burns” mindestens zweierlei zu bieten, die folgerichtig in Deutschland auch der Schere zum Opfer fielen.
Handwerklich findet Carpenter beflügelt durch die faszinierende Thematik zu alter Stärke zurück und inszeniert eine humorlose, düstere Kreuzung aus Neo Noir und Horror. Zugleich steht die brennende Frage im Raum, wie wohl ein Film aussehen möge, der seinen Betrachter zum Durchdrehen bringt. Die Indizien wie ein echter Engel, der als Sammlerstück eines reichen Filmfanatikers am Leben erhalten wird, werden eingestreut wie Relikte aus unvorstellbaren Dimensionen.
Doch wird schließlich die goldene Regel des Phantastischen Filmes gebrochen, nicht zu zeigen, was man wirkungstechnisch nicht zu zeigen imstande ist. Zuviel wird von “La Fin Absolue Du Monde”, dem ominösen Werk offenbart, dessen uneinschätzbare Aura augenblicklich gebrochen wird, sobald man Ausschnitte desselbigen zu Gesicht bekommt. Dabei hätte es gereicht, das Flackern des Bildes zu zeigen, reflektiert in den entsetzten Augen des Publikums, untermalt mit auditiven Signalen.
Insofern bleibt ein handwerklich geglückter Kurzfilm mit einer starken Grundidee, die in diesem Fall nur leider wie ein Remake vergangener Tage anmutet. Jäger auf der Suche nach Neuem werden ohne Beute zurückkehren.
Dreams in the Witch-House
Love hin, Craft her, Stuart hin, Gordon her... die altbewährte Verbindung zwischen dem wegweisenden Horror-Schriftsteller und dem einstigen Kult-Splatterregisseur ist eine schöne Sache, führt hier aber bestenfalls zu einer amüsanten, gewöhnlichen Gruselgeschichte mit einem sympathischen Hauptdarsteller. Ein Haus, mysteriöse Anwohner, ein mathematischer Winkel, ein Zimmer mit Dachschräge, eine Ratte mit Menschengesicht und eine böse Hexe sind Gegenstand dieses Mystery-Horrors, der mit Verweisen auf “Suspiria” und “The Shining” angereichert wurde. Schöne nackte Frauen, die sich innerhalb von einer Sekunde in runzlige Ungetüme verwandeln, sind der Alptraum eines jeden Mannes - in der Ehe vollzieht er sich tödlich langsam, Gordon bringt ihn kurz und schmerzlos auf den Punkt.
Nur ist das alles weniger erschreckend als gehofft. Eine richtig unbehagliche Atmosphäre will sich gerade wegen der eher unbedrohlichen Hexe (schwaches Make Up, schwaches Schauspiel) nicht einstellen. Der Rattenmann gefällt jedoch in Anlehnung an alte Fantasystreifen aus den 80ern - unter dem Mantel der Selbstironie. Die rettet dann auch manche Szene, wenn es storytechnisch mal wieder etwas zu abstrus wird.
Doch gibt es leider zu viele klischeehafte Einstellungen, bedingt durch einfallslose Regie; ein in Aufsicht gefilmtes Haus mit dem "zu verkaufen"-Schild im Vordergrund, ein Auto, das in eine Einfahrt fährt, alles Szenen, die man schon hundertmal gesehen hat. Uninspiriert plätschert alles vor sich hin, wird mitunter gar kitschig (violette Lichtstrahlen, die aus der Zimmerwand fließen; ein wie besessen betender alter Mann). Unter dem Strich nichtsdestotrotz ganz brauchbar, wenn man eine Alternative dazu sucht, mit der Fliegenklatsche die Zeit totzuschlagen.
Incident on and off a Mountain Road
Über eine unheimlich raffinierte und interessante Erzählstruktur bestreitet Don Coscarelli wohl eine der kurzweiligsten Episoden der ersten Staffel. Das Verweben der beiden zeitlich getrennten Handlungsstränge funktioniert auf faszinierende Weise und überrascht immer wieder mit kleinen Wendungen, bis schließlich ein unvorhersehbarer Plottwist wie ein Springteufel hervorschnellt.
Natürlich bedient sich der Macher von “Phantasm” dazu eines zeitgemäßen Trends, nämlich des Backwood-Terrorfilms. Dreist klaubt er sich allerhand verweste Opferleichen zusammen, pfählt sie vor eine Waldhütte und lässt das nächste Opfer auf einer einsamen Landstraße einen Unfall haben und von einer Art Boogeyman getrieben Richtung Hütte laufen. Während das vor zu noch nicht allzu weit entfernten “Wrong Turn”-Zeiten noch frisch war, muss man sich langsam Gedanken über das Verfallsdatum von dieser Art Horror machen, denn lange wird es nicht mehr dauern und er kann sich zu den Geistermädchen mit langen schwarzen Haaren gesellen.
Schön aber, wie das Klischee von der kreischenden Tussi, die panisch durch den Wald irrt, gebrochen wird - es ist eine tolle Sache, zu sehen, wie das Mädchen ganz ohne "Tough Girl"-Allüren (von wegen "starke Frauencharaktere" und so) knallhart zurückschlägt, aber ihre Aktionen komplett mit Realismus durchzogen bleiben - nicht jede Maßnahme will gelingen.
Wider Erwarten fährt Coscarelli ausgerechnet in der ausgelutschten Backwood-Behausung die volle Granate auf und überrascht mit einer stylishen, visuell-akustisch stimulierenden “Sirenen-Szene”, während ein Bohrer unschön zur Bedienung kommt. Der Bösewicht lehrt allerdings kaum das Fürchten, sieht auch fast genauso aus wie der erste Geist aus "Thirteen Ghosts", der wohl auch vom gleichen Darsteller verkörpert wurde.
Ach ja, und Angus Scrimm, der “Tall Man” aus “Phantasm” ist als verrückt gewordener alter Narr der absolute Oberhammer und die bis dato schrägste Figur in der Anthologie.
Chocolate
Einen eher enttäuschenden Beitrag liefert wenig überraschend der Chef selbst ab: Mick Garris. Es handelt sich um eine relativ uninspirierte Neuauflage des medial Begabten, dessen Sinne verrückt spielen und der sich so einer Frau verbunden fühlt und zufällig einen Mord miterlebt. Querfeldein über alle Genres hat man das schon gesehen, ja selbst die Wayans-Brüder haben die Idee schon für den Comedysektor verwurstet (“Senseless”). Die Tatsache, dass die Geschichte im Rahmen eines Verhörs erzählt wird, führt im Grunde zu nichts und verkommt damit zur bloßen narrativen Zierde - wie ein schöner Rahmen um ein hässliches Gemälde. Die Darsteller bleiben eher blass und eine Verbundenheit zwischen den beiden Fixpunkten der Story ist kaum zu erkennen, weil das ganze Ziel des Mannes zu sein scheint, die Frau von seiner verrückten Geschichte zu überzeugen. Daraus zumindest bestehen sämtliche Szenen und die Inhalte der Dialoge, was spätestens nach einer halben Stunde zur Tortur wird.
Inwiefern nun noch die Probleme der Hauptfigur mit seiner Familie in das Gerüst passen, bleibt auch unklar. Wenigstens sehen die egoperspektivischen Abschnitte ganz spannend aus. Den Kohl macht das aber nicht mehr fett.
Genau genommen ist es mit die schwierigste Aufgabe eines Filmemachers, dem Zuschauer die Sinneseindrücke der Fokusperson begreiflich zu machen; bei Garris hat man das Gefühl, er habe es nicht einmal versucht. Noch:
Sick Girl
“Sick Girl” beginnt relativ zahm. Lucky McKee sieht sich veranlasst, die Exzentrik einer Frau in aller Ausführlichkeit zu sezieren, die nicht nur lesbisch ist, sondern auch noch beruflich mit Käfern zu tun hat und deren ganze Wohnungseinrichtung von Exoten in Terrarien geprägt ist - sehr zum Unvermögen der entsetzten Mieterin mit ihrer unschuldigen, kleinen Tochter.
Zugegeben, ein bisschen Klischee ist darin begraben, doch Angela Bettis, deren Darstellung in Tobe Hoopers’ “Toolbox Murders” mir noch grausig in Erinnerung ist, füllt das Klischee mit einem einzigen Over-the-Top-Acting-Bausatz zum blühenden Leben. Mit ihrer verschrobenen Spielweise blüht das ganze Umfeld auf und obwohl Bettis eindeutig dem Overacting erlegen ist, wirkt die Chemie zwischen ihr und Partnerin Erin Brown (aka Misty Mundae) ehrlich und nachvollziehbar.
Ehe man sich's versieht, mutiert “Sick Girl” dann zu einem gemischten Salat aus Insekten- und Ekelhorror, Gesellschaftskritik, Liebesgeschichte und Experimentalfilm, der vorne und hinten absolut zusammenpasst. Die verschiedenen Ansätze, die alle angesprochen werden sollen, könnten etwas überladen wirken, sind aber jederzeit aufeinander abgestimmt. Die Figuren sind schön schrill, der Score trifft jederzeit ins Schwarze, der Spannungsaufbau stimmt und die Ideen in der Inszenierung - von einer wirklich innovativen “Monster Vision” bis zu einer kunstvoll in Szene gesetzten Traumsequenz - sprießen wie verrückt aus jeder Pore. Dabei hat die Folge mit richtigem Horror bis zum Finale ja gar nicht viel am Hut...
Deer Woman
Ich hab mich scheckig gelacht.
John Landis hat sich seine Berücksichtigung als einer der “Masters of Horror” ja im Grunde nur durch seine Arbeit an “American Werewolf” verdient. Zuvor und danach dominierten Komödien wie “Blues Brothers” und “Der Prinz aus Zamunda” seine Filmographie und damit ist ja schon abzusehen, was man von “Deer Woman” zu erwarten hat.
Und dann ist er da, dieser wahnsinnige Humor. Da werden die Überlegungen eines Ermittlers inszeniert, drei Wege, wie die Tat (ein Trucker wird in seinem Laster zerfleischt) abgelaufen sein könnte, mit jeweils total absurden Ausgängen - Stichwort “Killerrehkitz”. Da sind zwei gestandene Cops, die von einem Indianer darüber aufgeklärt werden müssen, dass die “Deer Woman” nur eine Legende ist und die Fabelgestalt, halb Frau, halb Wild, nicht wirklich existiert. Und da sind all diese köstlichen Dialoge, voll beißender Ironie, bei denen man am liebsten die Faust wie eine Säge vor- und zurückschnellen lassen möchte. Sicher, es waren ein paar Längen dazwischen, hier und da wird es mal etwas trockener und wenn man die entsprechenden Passagen in seinem Werwolfklassiker zum Vergleich heranzieht, kann “Deer Woman” in vielen Fällen einfach nur verlieren. Das liegt auch daran, dass die damals noch mit dem Humor in Verbindung stehende Radikalität durch die Verwandlungsszenen und die Attacken des Wolfes hier nicht vorhanden ist; alles, was man an Gore zu sehen bekommt, ist ein Wulst aus Fleisch bei der nachmittäglichen Begutachtung des Tatortes.
So sollte man “Deer Woman” vielleicht besser als Parodie auf die “Akte X: Monster of the Week”-Stories verstehen. Der Aufbau ist nahezu identisch und mal ehrlich, wenn der Ermittler kein zweiter Mulder ist, dann weiß ich auch nicht. Die Pathologin heißt "Dana" und hat sogar ein bisschen die gleichen Gesichtszüge wie Gillian Anderson. Dann Dialogzeilen wie "weißt du, normalerweise mache ich sowas nicht in meiner Freizeit" auf die Frage des Mulder-Verschnitts hin, ob er mitsamt Kollegen mal zum Tatort fahren wollen - das ist Akte X in Vollendung.
Ob so eine Episode nun in die "Masters of Horror"-Reihe gehört, ist wieder eine andere Frage. Rein horrortechnisch ist das Treiben ziemlich enttäuschend, da hätte noch mehr kommen können. Doch im Endeffekt ist das gar nicht so wichtig. Ein starker, weil herb ironischer Beitrag, übrigens mit einer “Deer Woman”, die wirklich zum Anbeißen ist - da bekommt man direkt Lust auf Wild.
Homecoming
Eine interessante und mutige Idee, die gnadenlos in den Sand gesetzt wurde. Man muss Joe Dante anerkennend zugestehen, dass er sich überhaupt an diese schwierige Thematik gewandt hat, aus typischem Horrormaterial ein Politikum zu machen.
Der Gedanke dahinter erscheint plausibel: Der Zombie ist ein willenloses Geschöpf, dessen Existenz von sinnentleerter Natur ist. Tot, aber dazu verdammt, wie Lebende umherzuwandeln, einen Zweck verfolgend, den sie nicht erfüllen können. Der Vergleich mit der Wählerschaft liegt da nahe: Individuen, die per Gesetz zwar dazu berechtigt sind, ihre Stimme abzugeben, die sich aber einem gigantischen politischen Apparat ausgesetzt sehen, auf den sie keinen Einfluss haben.
Nun - das regierungskritische Potenzial wird unter sterilen, möchtegern-satirischen Dialogen begraben, extrem unsympathische Figuren bestimmen den Verve der Folge. Dante fehlt jegliches Gespür, die Parallelen zum Zombie-Genre plausibel erscheinen zu lassen. Der humoristische Ton ist merkwürdig entrückt, was sich gerade in jenen Momenten bemerkbar macht, die Situationskomik transportieren sollen - wenn etwa der erste Zombie wählen geht und die verdutzte Wahlhelferin ihm den Weg zur Wahlkabine weist.
Die Zombies sind Make-Up-technisch noch auf "Dawn"-Niveau (Original-“Dawn”, wohlgemerkt) und handeln extrem uninteressant. Kurioserweise ist man sich darüber sogar im Klaren, wird dieser Umstand doch sogar in den Dialogen auf den Arm genommen (“Ich wünschte, diese verdammten Zombies würden endlich mal die Gedärme von jemandem fressen.”).
Die Botschaft ist schon angekommen: Die Toten werden zum Leben erweckt und sobald sie den Zettel in die Urne geworfen haben, fallen sie wieder tot um. Zweck erfüllt, haha. Aber Dante würde ich schon manchmal ganz gerne fragen, was er sich dabei gedacht hat, als er "Homecoming" inszenierte. Andere hätten aus dem Stoff Welten bauen können...
Jenifer
Es könnte stark abhängig sein vom Betrachter, wie man Argentos Beitrag aufnimmt. Fakt ist, das Drehbuch ist eine wahre Katastrophe, denn sobald der Cop die im Gesicht entstellte Blondine davor bewahrt hat, von einem Wahnsinnigen zerhackt zu werden, weiß man um das Ende der Geschichte Bescheid.
Die Story ist also schon mal erschreckend vorhersehbar und in der Folge dann noch mit allerhand Logiklöchern gespickt. Die Entscheidung der Hauptfigur (Steven Weber), Jenifer in sein Haus einzuladen und dafür seine Familie zu verlieren ist schlichtweg nicht nachvollziehbar - schon gar nicht, nachdem das anhängliche Ding dabei erwischt wird, die Innereien der Hauskatze in sich hineinzuschaufeln (und darüber noch glücklich zu grinsen).
Warum ich dennoch Gefallen gefunden habe an diesem Beitrag? Die Darstellung der Jenifer ist vom behaviouristischen Standpunkt aus wahnsinnig interessant und - hier kommt das Paradigma der Serie ins Spiel - ziemlich creepy. Der extrem attraktive Körper und dann die hässliche Entstellung des Gesichts. Die Anlehnung an die menschlichen Grundtriebe - Liebesbedürftigkeit, Verlangen nach Sex, Hunger, Neid, Gier, das Suchen von Geborgenheit - kombiniert mit animalischen Verhaltensweisen - macht in der Summe ein extrem verstörendes Gesamtbild. Die Sexszenen (hier tatsächlich künstlerisch notwendig, auch in der Häufigkeit!) entstehen fließend, beiläufig und natürlich getrieben durch einen der primären Grundinstinkte eines jeden Lebewesens. Ein immer lauter werdendes Grunzen Jenifers verdeutlicht deren totales Fokussieren auf den Sexualakt, in diesem Moment fern von Abstrakta wie Liebe oder Zuneigungssehnsüchte.
Der Gorefaktor ist extrem krass und ziemlich konsequent und die Reminiszenz an "Frankenstein" (kleines Mädchen wirft Blumenblüten ins Wasser) passt auch sehr gut ins Schema, da “Jenifer” von einer Kreatur handelt, die instinktiv auf ihre Umwelt reagiert und im klassischen Sinne die totale Unschuld verkörpert. Sie wird von ihrer Natur getrieben und dafür an den Pranger gestellt. Und so zerfahren das Skript auch sein mag, das halbmenschliche Wesen im Zentrum hat mich dort überzeugt, wo das Negativ “Incident On and Off a Mountain Road” versagte - bei der Figurenzeichnung. Schade, dass das auch vice versa für das Drehbuch gilt.
Dance of the Dead
Psychedelisch anmutendes, anarchisch-chaotisches Endzeitszenario, das durch die sehr sinneslastige Darstellung der wie im Vorbeiflug geschehenden Ereignisse zwar auf den ersten Blick äußerst interessant wirkt, auf Dauer allerdings ermüdet. Dazu trägt der penetrante Death Metal-Score bei, der einfach nicht zur Ruhe kommen will, sowie die fast schon Tony Scott-esken Bildmanipulationen, die in der Häufigkeit schnell selbstzweckhaft wirken.
Weiterhin ist der Inhalt unter der vielblättrigen Fassade altbekannt und abgegriffen, denn Tobe Hooper erschafft leider kein eigenständiges Gesellschaftsbild, sondern orientiert sich weitestgehend an der Filmgeschichte und übernimmt alle altbekannten, fast schon klischeehaften Manierismen einer am Ende gesellschaftlicher Ordnung stehenden Menschheit. Außerdem ist der titelgebende "Dance of the Dead", also das Tanzen von zombieähnlichen Menschen per Starkstromgerät, eine etwas merkwürdige Art, den Endzeit-Hedonismus zu vermitteln.
Die Darsteller, meist junges Fleisch, hampeln herum und overacten sich um den Verstand; nur die Protagonistin steht diesem Trend entgegen und zieht sich (wenn auch mit Hilfe ihres hübschen Gesichts) ganz achtbar aus der Affäre. Robert Englund wirkt als Anheizer in dem Metal-Schuppen ein wenig fehl am Platz, was aber in den Szenen jenseits seiner Entertainer-Rolle aufgewogen wird - hier handelt er wie ein Clown, der nicht ernstgenommen wird und seinem Assistenten den Kopf abbeißt, um zu demonstrieren, wie ernst er in Wirklichkeit sein kann.
"Dance of the Dead" hat seine seltenen Momente, zweifellos, aber weniger wäre hier klar mehr gewesen, im Sinne von: Weniger Chaos, mehr Substanz, bitte.
Imprint
Takashi Miike ist verantwortlich für einen Beitrag, der die komplette erste Staffel gnadenlos überstrahlt mit einem brennenden Licht, das die restlichen Beiträge zu kleinen Häufchen Asche verwandelt. Ein abgestorbener Ginkgobaum mit wehenden Bändern vor einem Horizont, der in grünes Licht getaucht ist und vor dem sich ein rotblau gefärbter Fluss bewegt, ist nur eines der Panoramen, die sich im Japan des 19. Jahrhunderts an einem Geisha-Bordell auftun. Eine Bildgewalt, die ihresgleichen sucht.
Mit der charakteristischen Geduld führt Miike den Zuschauer behutsam in eine Kultur ein, die für sich genommen schon befremdlich genug ist. Wenn man dann mit den sadistischen Folterfantasien konfrontiert wird, die sich plötzlich wie ein schreckliches Geheimnis lüften, ist man in einer Totenstarre gefangen. Man kann den Blick kaum abwenden von den Gräueltaten, die da aufgrund eines vermuteten Diebstahls geschehen, und die weniger Strafe für die Verurteilte sind, sondern vielmehr Befriedigung für die Urteilssprecherin, die es deutlich genießt, Nadeln unter die Fingerkuppen oder in das Zahnfleisch ihres Opfers zu schieben.
Der Aufbau ähnelt “Audition”, mit dem Unterschied, dass die Absurditäten diesmal bereits in eine Welt einbrechen, die durch das Phantastische schon bestimmt ist. Das ermöglicht Miike subtile Andeutungen von Horror - wie ein plötzlich erscheinendes aschfales Gesicht hinter der Erzählerin - wo man in einer weniger märchenartigen Umgebung vielleicht schon einen konkreten Schockeffekt wahrgenommen hätte. Die grotesken Erscheinungen wirken nicht von Natur aus fehlentrückt und schockierend, denn in dieser Umgebung akzeptiert man sie bis zu einem gewissen Grad, der jedoch immer wieder überschritten wird, um Abgründe menschlichen Handelns teilweise symbolisch entstellt zu manifestieren.
Mit diesem Rezept gelingt Miike der wohl beste Beitrag der ersten Staffel, ein Fest von Schmerz und Pein, appellierend an ureigenste Emotionen und emotionale Abarten - zwischen der Liebe zu einer Frau, Gewalt und Inzest, Abtreibungen, Sadismus, Masochismus, Freundschaft, Isolation und Zerstörung.
Pick Me Up
Ein Anhalter und ein Truckfahrer killen sich getrennt voneinander durch Touristen und anderes ahnungsloses Volk, das die Backwoods Amerikas durchquert. Als sich die Wege der beiden Schlächter kreuzen, kommt es zum Kampf um den Titel “König der Straße”...
Ganz ehrlich, ohne Witz, mein voller Ernst: Genau dieses Konzept habe ich mir mal irgendwann unter der Dusche aus Spaß durch den Kopf gehen lassen.
Wer hierin jetzt eine Einleitung für einen saftigen Verriss vermutet, der sieht sich getäuscht - immerhin bin ich schwer von mir selbst überzeugt und so hat es mich sehr begeistert, dass offenbar noch jemand auf die gleiche Idee gekommen ist und mal beide Seiten der Medaille betrachtet, nachdem es zuvor immer entweder ein Anhalter oder ein Fahrer war, der sich als Psycho entpuppte.
Der populärste Vertreter der Gattung dürfte “The Hitcher” sein und es ist Ehrensache, dass dieser auch in mindestens einer Szene zitiert wird (manteltragender Killer steht angeknockt vom Asphalt auf) und man sich trotz Waldumgebung auch darauf ausrichtet, dessen Atmosphäre zu erreichen (ohne, dass dies gelingen würde, versteht sich).
Dabei ist die Handlung mit Absicht überzogen und gepflastert mit bewusst eingesetzten Klischees, was “Pick Me Up” auch ein Stück weit zur Hommage macht.
Kein Zweifel besteht daran, dass die beiden Killer bzw. Ihr Schau- und Zusammenspiel der glänzende Höhepunkt der Folge ist. Ganz besonders Michael Moriartys Leistung (spielt den Trucker) zergeht auf der Zunge. Die herrlich rauchige Intonation verbunden mit dem fast gleichgültigen, müden Blick zieht in ihren Bann, und die optische Ähnlichkeit zu Anthony Hopkins führt zur Nachstellung der legendären Improvisation in “Das Schweigen der Lämmer”, in der Hopkins nach dem “Chianti”-Satz mit der Unterlippe zittert wie eine Klapperschlange. Da ist es schnell geschehen, dass man mal vor freudiger Überraschung aufquiekt. Warren Kole, der in manchen Einstellungen wirkt wie ein junger Woody Harrelson, hält gut mit und gibt eine nette Vorstellung irgendwo zwischen Norman Bates (“Psycho”-Anspielung ist auch enthalten), dem von Jack Noseworthy gespielten Billy aus “Breakdown” und Antonio Banderas’ Miguel Bain aus “Assassins”.
Schade, dass Larry Cohen ausgerechnet dabei versagt, den beiden vortrefflich gezeichneten Killern ein hübsches Buffet zu servieren. Dabei hatte man mit Fairuza Balk schon ein saftiges Lendenstück, aber es ist geradezu unverständlich, was daraus gemacht wird. Zuerst wird sie ganz zu Beginn mal eben eingeführt und als sie dann (gefühlte) Stunden später endlich wieder auftaucht, hatte man sie beinahe schon vergessen.
Als sie dann aber ausgerechnet in einem Motelzimmer genau zwischen den beiden Killern eincheckt und auch noch wegen Ruhestörung (Sex?) an die Wand zum Nachbarn klopft (der verstümmelt gerade was), glaubt man, Cohen habe noch die Wende gekriegt. Aber die folgende Entwicklung enttäuscht dann wieder gnadenlos, zeigt sie doch keinerlei Kreativität im ultimativen Aufeinandertreffen der Killer und wartet dann auch noch mit einem unhaltbaren Plottwist auf. So verschenkt der spannende Ansatz leider massig Potenzial.
Fair-Haired Child
William Malone ist der Mann, der den “Dark Castle”-Produktionen gleichermaßen das Debüt und den besten Beitrag bescherte. Obwohl mit einem enttäuschenden Ende, ließ “House on Haunted Hill” William Castles Original mit allen Schikanen der modernen Filmtechnik wieder auferstehen und ich muss sagen, dass ich es damals beeindruckend fand, wie die Castleschen Sensations-Events auf neu getrimmt wurden.
Ob das nun die Aufnahme in den “Masters of Horror”-Zirkel rechtfertigt, sei mal dahingestellt, aber geht man die Liste der Regisseure durch, ist sowieso nur ein Bruchteil derer vorhanden, die man fast automatisch mit dem Horrorfilm in Verbindung bringen würde.
Dass es auf den Ruf aber auch gar nicht ankommt, zeigt “Fair-Haired Child”. Malone hat seine Chance zu 150 Prozent genutzt und hätte seinen Auftrag besser gar nicht erfüllen können. Im Fußball würde man das hundertprozentige Chancenverwertung nennen.
Klugerweise orientiert sich Malone voll und ganz an seinem Durchbruch. “Fair-Haired Child” wirkt schrill, spektakulär und doch angenehm altmodisch, denn alle Tricks und Kniffe von “House on Haunted Hill” wurden neu variiert - und da es sich damals um eine William Castle-Hommage handelte, wirkt der Kurzfilm ebenso. Da explodieren Blitze im Keller, der Wind rauscht, Blätter fliegen und ein grässliches Ungetüm mit Wasserkopf und leuchtenden Augen bewegt sich im Zeitraffer bedrohlich durch das Verließ, in dem ein Mädchen ausweglos eingesperrt ist. Eine Fleisch gewordene Geisterbahnfahrt, die der Regisseur mit beeindruckender visueller Stärke entfesselt.
Da ist es klar, dass für feingliedrige Storyelemente kein Platz ist. Ein simples Auferstehungsritual bildet den Rahmen, erfüllt aber seinen Zweck und die Fixpunkte sind konsequent über die komplette (knappe) Stunde verteilt. In der Folge bleiben Längen komplett aus, statt dessen erreicht Malone enormen Abwechslungsreichtum durch die schon früher liebgewonnenen Rückblenden in Schwarzweiß mit surrealen, ja absurd-verstörenden Fieberalpträume, denen diesmal das Kidnapper-Ehepaar aufliegt, das man auch mit jenem aus “Running Scared” in Verbindung bringen könnte.
Insofern bietet Malone das einzige richtige Horror-“Erlebnis” der ganzen ersten Staffel im Sinne von “Event” oder “Show”. Er demonstriert hier etwas, auf ganz pragmatische Weise, und kommt der eigentlichen Idee der “Masters of Horror”-Reihe damit womöglich am nächsten.
Haeckel’s Tale
Ohne Anlehnung an die Universal-Horrorfilme kommt offenbar keine Horroranthologie aus - also übertrug man John McNaughton die Verfilmung einer Clive-Barker-Kurzgeschichte um die Wiedererweckung von Toten ins Reich der Lebenden.
Das baut McNaughton zu einer atmosphärisch relativ dichten, stilistisch aber etwas unentschlossenen Gruselmähr in historischer Ausstattung um. Zu Beginn unmissverständlich an “Frankenstein” angelehnt, nennt man diesen im Rahmen der Folge beim Namen und ordnet die Geschichte des Wissenschaftler-Menschen Haeckel damit diachron in die Filmhistorie ein. “Haeckel’s Tale” findet kurz nach den Ereignissen statt und impliziert damit eine Steigerung zu Frankensteins grausigen Experimenten. Die soll in erster Linie durch Ekelszenen wie eine Gedärme-Fressszene (bei der man sich eine Inspiration durch den ursprünglich vorgesehenen George A. Romero bildlich vorstellen kann) oder Sex mit lebenden Leichen, tropfende Päderasten, untote Hunde (mit Assoziationen zu “Die Fliege II”) oder Zombie-Babys erreicht werden, und das macht einen etwas zwiespältigen Eindruck.
Doch die Ausstattung hilft über manches Defizit hinweg und bereitet ein zufriedenstellendes Sehvergnügen mit herbstroten Farbfiltern, alten Gerätschaften und Kostümen. Die Darsteller schlagen sich alle achtbar aus der Affäre und eine gewisse Hochwertigkeit kann man dem Beitrag nicht absprechen.
Zeitweise beweist McNaughton sogar seine Stärken als Regisseur; die Szene, als Haeckel in Obhut seiner Gastgeber einschläft, kurz aufwacht und zunächst die hübsche Elise (Leela Savasta) am Fenster beobachtet, kurz darauf dann ein Gespräch zwischen ihr und ihrem Mann (Tom McBeath) im Nebenzimmer durch die geöffnete Tür mitbekommt, ist von einer dichten Atmosphäre voller latentem Unbehagen bestimmt - auch wenn die restliche Inszenierung der Episode an diesen kleinen Hochmoment nicht ganz anknüpfen kann.
Folgend entwickelt sich ein leicht konfuser, aber niemals uninteressanter Verlauf, der später mit der typischen moralischen Essenz einer “Tales from the Crypt”-Episode aufgelöst wird - ein wenig schwarz und freilich wenig erfreulich sein Ende nehmend. Als Plottwist funktioniert dieses Ende nicht, höchstens als angenehme Erinnerungen an Vorgängerserien der “Masters of Horror”.
So unterschiedlich die Episoden sein mögen, so fest scheint die Gesamtqualität der ersten Staffel zu stehen. Wie meine geschätzten Kollegen McHolsten, Moonshade, Mr. Hankey und StS vor mir komme ich in der Gesamtbetrachtung trotz teilweise erheblicher Wertungsdifferenzen bei den einzelnen Folgen auf einen Gesamtschnitt von (in meinem Fall sogar glatten) 6/10.
Der erste Durchlauf erweist sich als leicht überdurchschnittlich und weiß einige Lichtblicke aufzuweisen, hat aber mindestens ebenso viele Ausrutscher nach unten zu verwalten. Das Etikett versprach viel und hat leider nicht alles gehalten. Besonders diejenigen, die sich rückblickend auf ihre Karriere tatsächlich “Master of Horror” schimpfen dürfen, zeigten sich eher uninspiriert. John Carpenter wiederholte sich selbst und zehrt nur von der starken Grundidee hinter “Die Mächte des Wahnsinns”, Dario Argento lieferte in Sachen Episodenaufbau eine der schlechtesten Folgen ab und hat lediglich Glück, mit “Jenifer” eines der faszinierendsten “Monster” der Serie aufbieten zu können. Tobe Hooper derweil bestätigt seinen Ruf, nach “Texas Chainsaw Massacre” im Grunde nicht mehr viel auf die Beine gestellt zu haben und Joe Dante versagt an einer unlösbar erscheinenden Aufgabe.
Dass man manchmal besser fährt, wenn man auf Nummer sicher geht, beweist nämlich William Mallone: Der machte aus seinem begrenzten Kreationstalent einfach alles und wirft eine perfekt funktionierende Effekteshow in die Runde. Sich selbst treu blieb auch John Landis mit dem vortrefflichen Humor aus “Deer Woman”. Lucky McKees “Sick Girl” ist ein Musterbeispiel von miteinander harmonierenden exotischen Zutaten und den Vogel schießt ausgerechnet Vielfilmer Takashi Miike ab mit einer Episode, die sich alleine visuell von allen anderen deutlich abhebt und in Sachen Intensität noch ein Dutzend Säcke Kohle nachheizt. Der überwiegende Rest spielt sich im Durchschnittsbereich ab und bietet meist solide Unterhaltung ohne Innovation. Wenn die Grenzen auch weniger ausgelotet wurden als man sich nach der ausgerufenen Prämisse erhofft hatte, so ist Season 1 doch eine interessante, weil kontroverse Angelegenheit geworden, die einen zweiten Gang unbedingt erfordert.
“Masters of Horror” nennt sich die neue Kreation von Stephen King-Stammregisseur Mick Garris und serviert sein vielversprechendes Konzept, indem er den potenziellen Zuschauer beinahe so persönlich ins Gebet nimmt wie es William Castle bei seinen dreidimensionalen Kinoveranstaltungen tat. Man hört seine Stimme fast schon unheilverkündend durch ein Megafon zittern: “Shocking Terror, The Scariest Thing You’ve Ever Seen, You Will Never Forget This Day.”
Einige der besten Horrorregisseure unserer Zeit sollen sich verbündet haben, um frei von jeglichen Auflagen 13 erschreckende Geschichten jenseits unserer Vorstellungskraft zu realisieren. Wenn das nicht einen automatischen Reflex bei jedem Horrorfilmfan auslöst, was dann?
Nun liest sich die Darstellerriege nicht unbedingt als das Who is Who des modernen Horrorlexikons. John McNaughton, Lucky McKee... wer ist das? John Landis? Hat der nicht “Blues Brothers” und “Die Glücksritter” gedreht? Und William Malone... Moment mal... ist das nicht der Mann, der für “House on Haunted Hill” und “Feardotcom” ordentlich Kritikerschelte bekommen hat?
Aber wenn man sich schon auf Artenvielfalt bei der Realisierung der Folgen einigte, sollte man vielleicht - trotz der fragwürdigen Bezeichnung der vorliegenden Anthologie - auch dieses Dogma ausblenden. Die stärksten Impulse kommen schließlich oft aus jenen Regionen, die man vorher nicht auf der Rechnung hatte...
Cigarette Burns
John Carpenter, der knallehrlich von sich behauptet, seinen Namen auch unter filmischen Abfall zu setzen, wenn denn nur genug Geld dabei herausspringt, verpflichtet sich mit “Cigarette Burns” erneut einem Indiz für den kommerziellen Ausverkauf: dem Selbstplagiat. Der letzte gute, aber bereits unterschätzte Film Carpenters dürfte vor gut 10 Jahren “Die Mächte des Wahnsinns” gewesen sein, eine ausdrucksstarke Parabel auf den Gewalteinfluss von Medien.
Jener Film ist es, der Pate gestanden haben muss für “Cigarette Burns”. Carpenters Beitrag verändert das Konzept nur unwesentlich, indem er das Medium wechselt; diesmal ist es kein Schriftsteller, dessen Ergüsse die Konsumenten wahnsinnig macht; es ist ein Film.
Die qualitative Feste seines Beitrags bleibt dadurch natürlich bestehen; es bleibt nach wie vor ein raffiniertes, doppelbödiges Spiel mit Medien und Zensur, der die Sittenwächter einige Zeit beschäftigen dürfte, bis sie sich dann wieder auf die extrem heftigen Splattereinschübe stürzen. Von denen hat “Cigarette Burns” mindestens zweierlei zu bieten, die folgerichtig in Deutschland auch der Schere zum Opfer fielen.
Handwerklich findet Carpenter beflügelt durch die faszinierende Thematik zu alter Stärke zurück und inszeniert eine humorlose, düstere Kreuzung aus Neo Noir und Horror. Zugleich steht die brennende Frage im Raum, wie wohl ein Film aussehen möge, der seinen Betrachter zum Durchdrehen bringt. Die Indizien wie ein echter Engel, der als Sammlerstück eines reichen Filmfanatikers am Leben erhalten wird, werden eingestreut wie Relikte aus unvorstellbaren Dimensionen.
Doch wird schließlich die goldene Regel des Phantastischen Filmes gebrochen, nicht zu zeigen, was man wirkungstechnisch nicht zu zeigen imstande ist. Zuviel wird von “La Fin Absolue Du Monde”, dem ominösen Werk offenbart, dessen uneinschätzbare Aura augenblicklich gebrochen wird, sobald man Ausschnitte desselbigen zu Gesicht bekommt. Dabei hätte es gereicht, das Flackern des Bildes zu zeigen, reflektiert in den entsetzten Augen des Publikums, untermalt mit auditiven Signalen.
Insofern bleibt ein handwerklich geglückter Kurzfilm mit einer starken Grundidee, die in diesem Fall nur leider wie ein Remake vergangener Tage anmutet. Jäger auf der Suche nach Neuem werden ohne Beute zurückkehren.
Dreams in the Witch-House
Love hin, Craft her, Stuart hin, Gordon her... die altbewährte Verbindung zwischen dem wegweisenden Horror-Schriftsteller und dem einstigen Kult-Splatterregisseur ist eine schöne Sache, führt hier aber bestenfalls zu einer amüsanten, gewöhnlichen Gruselgeschichte mit einem sympathischen Hauptdarsteller. Ein Haus, mysteriöse Anwohner, ein mathematischer Winkel, ein Zimmer mit Dachschräge, eine Ratte mit Menschengesicht und eine böse Hexe sind Gegenstand dieses Mystery-Horrors, der mit Verweisen auf “Suspiria” und “The Shining” angereichert wurde. Schöne nackte Frauen, die sich innerhalb von einer Sekunde in runzlige Ungetüme verwandeln, sind der Alptraum eines jeden Mannes - in der Ehe vollzieht er sich tödlich langsam, Gordon bringt ihn kurz und schmerzlos auf den Punkt.
Nur ist das alles weniger erschreckend als gehofft. Eine richtig unbehagliche Atmosphäre will sich gerade wegen der eher unbedrohlichen Hexe (schwaches Make Up, schwaches Schauspiel) nicht einstellen. Der Rattenmann gefällt jedoch in Anlehnung an alte Fantasystreifen aus den 80ern - unter dem Mantel der Selbstironie. Die rettet dann auch manche Szene, wenn es storytechnisch mal wieder etwas zu abstrus wird.
Doch gibt es leider zu viele klischeehafte Einstellungen, bedingt durch einfallslose Regie; ein in Aufsicht gefilmtes Haus mit dem "zu verkaufen"-Schild im Vordergrund, ein Auto, das in eine Einfahrt fährt, alles Szenen, die man schon hundertmal gesehen hat. Uninspiriert plätschert alles vor sich hin, wird mitunter gar kitschig (violette Lichtstrahlen, die aus der Zimmerwand fließen; ein wie besessen betender alter Mann). Unter dem Strich nichtsdestotrotz ganz brauchbar, wenn man eine Alternative dazu sucht, mit der Fliegenklatsche die Zeit totzuschlagen.
Incident on and off a Mountain Road
Über eine unheimlich raffinierte und interessante Erzählstruktur bestreitet Don Coscarelli wohl eine der kurzweiligsten Episoden der ersten Staffel. Das Verweben der beiden zeitlich getrennten Handlungsstränge funktioniert auf faszinierende Weise und überrascht immer wieder mit kleinen Wendungen, bis schließlich ein unvorhersehbarer Plottwist wie ein Springteufel hervorschnellt.
Natürlich bedient sich der Macher von “Phantasm” dazu eines zeitgemäßen Trends, nämlich des Backwood-Terrorfilms. Dreist klaubt er sich allerhand verweste Opferleichen zusammen, pfählt sie vor eine Waldhütte und lässt das nächste Opfer auf einer einsamen Landstraße einen Unfall haben und von einer Art Boogeyman getrieben Richtung Hütte laufen. Während das vor zu noch nicht allzu weit entfernten “Wrong Turn”-Zeiten noch frisch war, muss man sich langsam Gedanken über das Verfallsdatum von dieser Art Horror machen, denn lange wird es nicht mehr dauern und er kann sich zu den Geistermädchen mit langen schwarzen Haaren gesellen.
Schön aber, wie das Klischee von der kreischenden Tussi, die panisch durch den Wald irrt, gebrochen wird - es ist eine tolle Sache, zu sehen, wie das Mädchen ganz ohne "Tough Girl"-Allüren (von wegen "starke Frauencharaktere" und so) knallhart zurückschlägt, aber ihre Aktionen komplett mit Realismus durchzogen bleiben - nicht jede Maßnahme will gelingen.
Wider Erwarten fährt Coscarelli ausgerechnet in der ausgelutschten Backwood-Behausung die volle Granate auf und überrascht mit einer stylishen, visuell-akustisch stimulierenden “Sirenen-Szene”, während ein Bohrer unschön zur Bedienung kommt. Der Bösewicht lehrt allerdings kaum das Fürchten, sieht auch fast genauso aus wie der erste Geist aus "Thirteen Ghosts", der wohl auch vom gleichen Darsteller verkörpert wurde.
Ach ja, und Angus Scrimm, der “Tall Man” aus “Phantasm” ist als verrückt gewordener alter Narr der absolute Oberhammer und die bis dato schrägste Figur in der Anthologie.
Chocolate
Einen eher enttäuschenden Beitrag liefert wenig überraschend der Chef selbst ab: Mick Garris. Es handelt sich um eine relativ uninspirierte Neuauflage des medial Begabten, dessen Sinne verrückt spielen und der sich so einer Frau verbunden fühlt und zufällig einen Mord miterlebt. Querfeldein über alle Genres hat man das schon gesehen, ja selbst die Wayans-Brüder haben die Idee schon für den Comedysektor verwurstet (“Senseless”). Die Tatsache, dass die Geschichte im Rahmen eines Verhörs erzählt wird, führt im Grunde zu nichts und verkommt damit zur bloßen narrativen Zierde - wie ein schöner Rahmen um ein hässliches Gemälde. Die Darsteller bleiben eher blass und eine Verbundenheit zwischen den beiden Fixpunkten der Story ist kaum zu erkennen, weil das ganze Ziel des Mannes zu sein scheint, die Frau von seiner verrückten Geschichte zu überzeugen. Daraus zumindest bestehen sämtliche Szenen und die Inhalte der Dialoge, was spätestens nach einer halben Stunde zur Tortur wird.
Inwiefern nun noch die Probleme der Hauptfigur mit seiner Familie in das Gerüst passen, bleibt auch unklar. Wenigstens sehen die egoperspektivischen Abschnitte ganz spannend aus. Den Kohl macht das aber nicht mehr fett.
Genau genommen ist es mit die schwierigste Aufgabe eines Filmemachers, dem Zuschauer die Sinneseindrücke der Fokusperson begreiflich zu machen; bei Garris hat man das Gefühl, er habe es nicht einmal versucht. Noch:
Sick Girl
“Sick Girl” beginnt relativ zahm. Lucky McKee sieht sich veranlasst, die Exzentrik einer Frau in aller Ausführlichkeit zu sezieren, die nicht nur lesbisch ist, sondern auch noch beruflich mit Käfern zu tun hat und deren ganze Wohnungseinrichtung von Exoten in Terrarien geprägt ist - sehr zum Unvermögen der entsetzten Mieterin mit ihrer unschuldigen, kleinen Tochter.
Zugegeben, ein bisschen Klischee ist darin begraben, doch Angela Bettis, deren Darstellung in Tobe Hoopers’ “Toolbox Murders” mir noch grausig in Erinnerung ist, füllt das Klischee mit einem einzigen Over-the-Top-Acting-Bausatz zum blühenden Leben. Mit ihrer verschrobenen Spielweise blüht das ganze Umfeld auf und obwohl Bettis eindeutig dem Overacting erlegen ist, wirkt die Chemie zwischen ihr und Partnerin Erin Brown (aka Misty Mundae) ehrlich und nachvollziehbar.
Ehe man sich's versieht, mutiert “Sick Girl” dann zu einem gemischten Salat aus Insekten- und Ekelhorror, Gesellschaftskritik, Liebesgeschichte und Experimentalfilm, der vorne und hinten absolut zusammenpasst. Die verschiedenen Ansätze, die alle angesprochen werden sollen, könnten etwas überladen wirken, sind aber jederzeit aufeinander abgestimmt. Die Figuren sind schön schrill, der Score trifft jederzeit ins Schwarze, der Spannungsaufbau stimmt und die Ideen in der Inszenierung - von einer wirklich innovativen “Monster Vision” bis zu einer kunstvoll in Szene gesetzten Traumsequenz - sprießen wie verrückt aus jeder Pore. Dabei hat die Folge mit richtigem Horror bis zum Finale ja gar nicht viel am Hut...
Deer Woman
Ich hab mich scheckig gelacht.
John Landis hat sich seine Berücksichtigung als einer der “Masters of Horror” ja im Grunde nur durch seine Arbeit an “American Werewolf” verdient. Zuvor und danach dominierten Komödien wie “Blues Brothers” und “Der Prinz aus Zamunda” seine Filmographie und damit ist ja schon abzusehen, was man von “Deer Woman” zu erwarten hat.
Und dann ist er da, dieser wahnsinnige Humor. Da werden die Überlegungen eines Ermittlers inszeniert, drei Wege, wie die Tat (ein Trucker wird in seinem Laster zerfleischt) abgelaufen sein könnte, mit jeweils total absurden Ausgängen - Stichwort “Killerrehkitz”. Da sind zwei gestandene Cops, die von einem Indianer darüber aufgeklärt werden müssen, dass die “Deer Woman” nur eine Legende ist und die Fabelgestalt, halb Frau, halb Wild, nicht wirklich existiert. Und da sind all diese köstlichen Dialoge, voll beißender Ironie, bei denen man am liebsten die Faust wie eine Säge vor- und zurückschnellen lassen möchte. Sicher, es waren ein paar Längen dazwischen, hier und da wird es mal etwas trockener und wenn man die entsprechenden Passagen in seinem Werwolfklassiker zum Vergleich heranzieht, kann “Deer Woman” in vielen Fällen einfach nur verlieren. Das liegt auch daran, dass die damals noch mit dem Humor in Verbindung stehende Radikalität durch die Verwandlungsszenen und die Attacken des Wolfes hier nicht vorhanden ist; alles, was man an Gore zu sehen bekommt, ist ein Wulst aus Fleisch bei der nachmittäglichen Begutachtung des Tatortes.
So sollte man “Deer Woman” vielleicht besser als Parodie auf die “Akte X: Monster of the Week”-Stories verstehen. Der Aufbau ist nahezu identisch und mal ehrlich, wenn der Ermittler kein zweiter Mulder ist, dann weiß ich auch nicht. Die Pathologin heißt "Dana" und hat sogar ein bisschen die gleichen Gesichtszüge wie Gillian Anderson. Dann Dialogzeilen wie "weißt du, normalerweise mache ich sowas nicht in meiner Freizeit" auf die Frage des Mulder-Verschnitts hin, ob er mitsamt Kollegen mal zum Tatort fahren wollen - das ist Akte X in Vollendung.
Ob so eine Episode nun in die "Masters of Horror"-Reihe gehört, ist wieder eine andere Frage. Rein horrortechnisch ist das Treiben ziemlich enttäuschend, da hätte noch mehr kommen können. Doch im Endeffekt ist das gar nicht so wichtig. Ein starker, weil herb ironischer Beitrag, übrigens mit einer “Deer Woman”, die wirklich zum Anbeißen ist - da bekommt man direkt Lust auf Wild.
Homecoming
Eine interessante und mutige Idee, die gnadenlos in den Sand gesetzt wurde. Man muss Joe Dante anerkennend zugestehen, dass er sich überhaupt an diese schwierige Thematik gewandt hat, aus typischem Horrormaterial ein Politikum zu machen.
Der Gedanke dahinter erscheint plausibel: Der Zombie ist ein willenloses Geschöpf, dessen Existenz von sinnentleerter Natur ist. Tot, aber dazu verdammt, wie Lebende umherzuwandeln, einen Zweck verfolgend, den sie nicht erfüllen können. Der Vergleich mit der Wählerschaft liegt da nahe: Individuen, die per Gesetz zwar dazu berechtigt sind, ihre Stimme abzugeben, die sich aber einem gigantischen politischen Apparat ausgesetzt sehen, auf den sie keinen Einfluss haben.
Nun - das regierungskritische Potenzial wird unter sterilen, möchtegern-satirischen Dialogen begraben, extrem unsympathische Figuren bestimmen den Verve der Folge. Dante fehlt jegliches Gespür, die Parallelen zum Zombie-Genre plausibel erscheinen zu lassen. Der humoristische Ton ist merkwürdig entrückt, was sich gerade in jenen Momenten bemerkbar macht, die Situationskomik transportieren sollen - wenn etwa der erste Zombie wählen geht und die verdutzte Wahlhelferin ihm den Weg zur Wahlkabine weist.
Die Zombies sind Make-Up-technisch noch auf "Dawn"-Niveau (Original-“Dawn”, wohlgemerkt) und handeln extrem uninteressant. Kurioserweise ist man sich darüber sogar im Klaren, wird dieser Umstand doch sogar in den Dialogen auf den Arm genommen (“Ich wünschte, diese verdammten Zombies würden endlich mal die Gedärme von jemandem fressen.”).
Die Botschaft ist schon angekommen: Die Toten werden zum Leben erweckt und sobald sie den Zettel in die Urne geworfen haben, fallen sie wieder tot um. Zweck erfüllt, haha. Aber Dante würde ich schon manchmal ganz gerne fragen, was er sich dabei gedacht hat, als er "Homecoming" inszenierte. Andere hätten aus dem Stoff Welten bauen können...
Jenifer
Es könnte stark abhängig sein vom Betrachter, wie man Argentos Beitrag aufnimmt. Fakt ist, das Drehbuch ist eine wahre Katastrophe, denn sobald der Cop die im Gesicht entstellte Blondine davor bewahrt hat, von einem Wahnsinnigen zerhackt zu werden, weiß man um das Ende der Geschichte Bescheid.
Die Story ist also schon mal erschreckend vorhersehbar und in der Folge dann noch mit allerhand Logiklöchern gespickt. Die Entscheidung der Hauptfigur (Steven Weber), Jenifer in sein Haus einzuladen und dafür seine Familie zu verlieren ist schlichtweg nicht nachvollziehbar - schon gar nicht, nachdem das anhängliche Ding dabei erwischt wird, die Innereien der Hauskatze in sich hineinzuschaufeln (und darüber noch glücklich zu grinsen).
Warum ich dennoch Gefallen gefunden habe an diesem Beitrag? Die Darstellung der Jenifer ist vom behaviouristischen Standpunkt aus wahnsinnig interessant und - hier kommt das Paradigma der Serie ins Spiel - ziemlich creepy. Der extrem attraktive Körper und dann die hässliche Entstellung des Gesichts. Die Anlehnung an die menschlichen Grundtriebe - Liebesbedürftigkeit, Verlangen nach Sex, Hunger, Neid, Gier, das Suchen von Geborgenheit - kombiniert mit animalischen Verhaltensweisen - macht in der Summe ein extrem verstörendes Gesamtbild. Die Sexszenen (hier tatsächlich künstlerisch notwendig, auch in der Häufigkeit!) entstehen fließend, beiläufig und natürlich getrieben durch einen der primären Grundinstinkte eines jeden Lebewesens. Ein immer lauter werdendes Grunzen Jenifers verdeutlicht deren totales Fokussieren auf den Sexualakt, in diesem Moment fern von Abstrakta wie Liebe oder Zuneigungssehnsüchte.
Der Gorefaktor ist extrem krass und ziemlich konsequent und die Reminiszenz an "Frankenstein" (kleines Mädchen wirft Blumenblüten ins Wasser) passt auch sehr gut ins Schema, da “Jenifer” von einer Kreatur handelt, die instinktiv auf ihre Umwelt reagiert und im klassischen Sinne die totale Unschuld verkörpert. Sie wird von ihrer Natur getrieben und dafür an den Pranger gestellt. Und so zerfahren das Skript auch sein mag, das halbmenschliche Wesen im Zentrum hat mich dort überzeugt, wo das Negativ “Incident On and Off a Mountain Road” versagte - bei der Figurenzeichnung. Schade, dass das auch vice versa für das Drehbuch gilt.
Dance of the Dead
Psychedelisch anmutendes, anarchisch-chaotisches Endzeitszenario, das durch die sehr sinneslastige Darstellung der wie im Vorbeiflug geschehenden Ereignisse zwar auf den ersten Blick äußerst interessant wirkt, auf Dauer allerdings ermüdet. Dazu trägt der penetrante Death Metal-Score bei, der einfach nicht zur Ruhe kommen will, sowie die fast schon Tony Scott-esken Bildmanipulationen, die in der Häufigkeit schnell selbstzweckhaft wirken.
Weiterhin ist der Inhalt unter der vielblättrigen Fassade altbekannt und abgegriffen, denn Tobe Hooper erschafft leider kein eigenständiges Gesellschaftsbild, sondern orientiert sich weitestgehend an der Filmgeschichte und übernimmt alle altbekannten, fast schon klischeehaften Manierismen einer am Ende gesellschaftlicher Ordnung stehenden Menschheit. Außerdem ist der titelgebende "Dance of the Dead", also das Tanzen von zombieähnlichen Menschen per Starkstromgerät, eine etwas merkwürdige Art, den Endzeit-Hedonismus zu vermitteln.
Die Darsteller, meist junges Fleisch, hampeln herum und overacten sich um den Verstand; nur die Protagonistin steht diesem Trend entgegen und zieht sich (wenn auch mit Hilfe ihres hübschen Gesichts) ganz achtbar aus der Affäre. Robert Englund wirkt als Anheizer in dem Metal-Schuppen ein wenig fehl am Platz, was aber in den Szenen jenseits seiner Entertainer-Rolle aufgewogen wird - hier handelt er wie ein Clown, der nicht ernstgenommen wird und seinem Assistenten den Kopf abbeißt, um zu demonstrieren, wie ernst er in Wirklichkeit sein kann.
"Dance of the Dead" hat seine seltenen Momente, zweifellos, aber weniger wäre hier klar mehr gewesen, im Sinne von: Weniger Chaos, mehr Substanz, bitte.
Imprint
Takashi Miike ist verantwortlich für einen Beitrag, der die komplette erste Staffel gnadenlos überstrahlt mit einem brennenden Licht, das die restlichen Beiträge zu kleinen Häufchen Asche verwandelt. Ein abgestorbener Ginkgobaum mit wehenden Bändern vor einem Horizont, der in grünes Licht getaucht ist und vor dem sich ein rotblau gefärbter Fluss bewegt, ist nur eines der Panoramen, die sich im Japan des 19. Jahrhunderts an einem Geisha-Bordell auftun. Eine Bildgewalt, die ihresgleichen sucht.
Mit der charakteristischen Geduld führt Miike den Zuschauer behutsam in eine Kultur ein, die für sich genommen schon befremdlich genug ist. Wenn man dann mit den sadistischen Folterfantasien konfrontiert wird, die sich plötzlich wie ein schreckliches Geheimnis lüften, ist man in einer Totenstarre gefangen. Man kann den Blick kaum abwenden von den Gräueltaten, die da aufgrund eines vermuteten Diebstahls geschehen, und die weniger Strafe für die Verurteilte sind, sondern vielmehr Befriedigung für die Urteilssprecherin, die es deutlich genießt, Nadeln unter die Fingerkuppen oder in das Zahnfleisch ihres Opfers zu schieben.
Der Aufbau ähnelt “Audition”, mit dem Unterschied, dass die Absurditäten diesmal bereits in eine Welt einbrechen, die durch das Phantastische schon bestimmt ist. Das ermöglicht Miike subtile Andeutungen von Horror - wie ein plötzlich erscheinendes aschfales Gesicht hinter der Erzählerin - wo man in einer weniger märchenartigen Umgebung vielleicht schon einen konkreten Schockeffekt wahrgenommen hätte. Die grotesken Erscheinungen wirken nicht von Natur aus fehlentrückt und schockierend, denn in dieser Umgebung akzeptiert man sie bis zu einem gewissen Grad, der jedoch immer wieder überschritten wird, um Abgründe menschlichen Handelns teilweise symbolisch entstellt zu manifestieren.
Mit diesem Rezept gelingt Miike der wohl beste Beitrag der ersten Staffel, ein Fest von Schmerz und Pein, appellierend an ureigenste Emotionen und emotionale Abarten - zwischen der Liebe zu einer Frau, Gewalt und Inzest, Abtreibungen, Sadismus, Masochismus, Freundschaft, Isolation und Zerstörung.
Pick Me Up
Ein Anhalter und ein Truckfahrer killen sich getrennt voneinander durch Touristen und anderes ahnungsloses Volk, das die Backwoods Amerikas durchquert. Als sich die Wege der beiden Schlächter kreuzen, kommt es zum Kampf um den Titel “König der Straße”...
Ganz ehrlich, ohne Witz, mein voller Ernst: Genau dieses Konzept habe ich mir mal irgendwann unter der Dusche aus Spaß durch den Kopf gehen lassen.
Wer hierin jetzt eine Einleitung für einen saftigen Verriss vermutet, der sieht sich getäuscht - immerhin bin ich schwer von mir selbst überzeugt und so hat es mich sehr begeistert, dass offenbar noch jemand auf die gleiche Idee gekommen ist und mal beide Seiten der Medaille betrachtet, nachdem es zuvor immer entweder ein Anhalter oder ein Fahrer war, der sich als Psycho entpuppte.
Der populärste Vertreter der Gattung dürfte “The Hitcher” sein und es ist Ehrensache, dass dieser auch in mindestens einer Szene zitiert wird (manteltragender Killer steht angeknockt vom Asphalt auf) und man sich trotz Waldumgebung auch darauf ausrichtet, dessen Atmosphäre zu erreichen (ohne, dass dies gelingen würde, versteht sich).
Dabei ist die Handlung mit Absicht überzogen und gepflastert mit bewusst eingesetzten Klischees, was “Pick Me Up” auch ein Stück weit zur Hommage macht.
Kein Zweifel besteht daran, dass die beiden Killer bzw. Ihr Schau- und Zusammenspiel der glänzende Höhepunkt der Folge ist. Ganz besonders Michael Moriartys Leistung (spielt den Trucker) zergeht auf der Zunge. Die herrlich rauchige Intonation verbunden mit dem fast gleichgültigen, müden Blick zieht in ihren Bann, und die optische Ähnlichkeit zu Anthony Hopkins führt zur Nachstellung der legendären Improvisation in “Das Schweigen der Lämmer”, in der Hopkins nach dem “Chianti”-Satz mit der Unterlippe zittert wie eine Klapperschlange. Da ist es schnell geschehen, dass man mal vor freudiger Überraschung aufquiekt. Warren Kole, der in manchen Einstellungen wirkt wie ein junger Woody Harrelson, hält gut mit und gibt eine nette Vorstellung irgendwo zwischen Norman Bates (“Psycho”-Anspielung ist auch enthalten), dem von Jack Noseworthy gespielten Billy aus “Breakdown” und Antonio Banderas’ Miguel Bain aus “Assassins”.
Schade, dass Larry Cohen ausgerechnet dabei versagt, den beiden vortrefflich gezeichneten Killern ein hübsches Buffet zu servieren. Dabei hatte man mit Fairuza Balk schon ein saftiges Lendenstück, aber es ist geradezu unverständlich, was daraus gemacht wird. Zuerst wird sie ganz zu Beginn mal eben eingeführt und als sie dann (gefühlte) Stunden später endlich wieder auftaucht, hatte man sie beinahe schon vergessen.
Als sie dann aber ausgerechnet in einem Motelzimmer genau zwischen den beiden Killern eincheckt und auch noch wegen Ruhestörung (Sex?) an die Wand zum Nachbarn klopft (der verstümmelt gerade was), glaubt man, Cohen habe noch die Wende gekriegt. Aber die folgende Entwicklung enttäuscht dann wieder gnadenlos, zeigt sie doch keinerlei Kreativität im ultimativen Aufeinandertreffen der Killer und wartet dann auch noch mit einem unhaltbaren Plottwist auf. So verschenkt der spannende Ansatz leider massig Potenzial.
Fair-Haired Child
William Malone ist der Mann, der den “Dark Castle”-Produktionen gleichermaßen das Debüt und den besten Beitrag bescherte. Obwohl mit einem enttäuschenden Ende, ließ “House on Haunted Hill” William Castles Original mit allen Schikanen der modernen Filmtechnik wieder auferstehen und ich muss sagen, dass ich es damals beeindruckend fand, wie die Castleschen Sensations-Events auf neu getrimmt wurden.
Ob das nun die Aufnahme in den “Masters of Horror”-Zirkel rechtfertigt, sei mal dahingestellt, aber geht man die Liste der Regisseure durch, ist sowieso nur ein Bruchteil derer vorhanden, die man fast automatisch mit dem Horrorfilm in Verbindung bringen würde.
Dass es auf den Ruf aber auch gar nicht ankommt, zeigt “Fair-Haired Child”. Malone hat seine Chance zu 150 Prozent genutzt und hätte seinen Auftrag besser gar nicht erfüllen können. Im Fußball würde man das hundertprozentige Chancenverwertung nennen.
Klugerweise orientiert sich Malone voll und ganz an seinem Durchbruch. “Fair-Haired Child” wirkt schrill, spektakulär und doch angenehm altmodisch, denn alle Tricks und Kniffe von “House on Haunted Hill” wurden neu variiert - und da es sich damals um eine William Castle-Hommage handelte, wirkt der Kurzfilm ebenso. Da explodieren Blitze im Keller, der Wind rauscht, Blätter fliegen und ein grässliches Ungetüm mit Wasserkopf und leuchtenden Augen bewegt sich im Zeitraffer bedrohlich durch das Verließ, in dem ein Mädchen ausweglos eingesperrt ist. Eine Fleisch gewordene Geisterbahnfahrt, die der Regisseur mit beeindruckender visueller Stärke entfesselt.
Da ist es klar, dass für feingliedrige Storyelemente kein Platz ist. Ein simples Auferstehungsritual bildet den Rahmen, erfüllt aber seinen Zweck und die Fixpunkte sind konsequent über die komplette (knappe) Stunde verteilt. In der Folge bleiben Längen komplett aus, statt dessen erreicht Malone enormen Abwechslungsreichtum durch die schon früher liebgewonnenen Rückblenden in Schwarzweiß mit surrealen, ja absurd-verstörenden Fieberalpträume, denen diesmal das Kidnapper-Ehepaar aufliegt, das man auch mit jenem aus “Running Scared” in Verbindung bringen könnte.
Insofern bietet Malone das einzige richtige Horror-“Erlebnis” der ganzen ersten Staffel im Sinne von “Event” oder “Show”. Er demonstriert hier etwas, auf ganz pragmatische Weise, und kommt der eigentlichen Idee der “Masters of Horror”-Reihe damit womöglich am nächsten.
Haeckel’s Tale
Ohne Anlehnung an die Universal-Horrorfilme kommt offenbar keine Horroranthologie aus - also übertrug man John McNaughton die Verfilmung einer Clive-Barker-Kurzgeschichte um die Wiedererweckung von Toten ins Reich der Lebenden.
Das baut McNaughton zu einer atmosphärisch relativ dichten, stilistisch aber etwas unentschlossenen Gruselmähr in historischer Ausstattung um. Zu Beginn unmissverständlich an “Frankenstein” angelehnt, nennt man diesen im Rahmen der Folge beim Namen und ordnet die Geschichte des Wissenschaftler-Menschen Haeckel damit diachron in die Filmhistorie ein. “Haeckel’s Tale” findet kurz nach den Ereignissen statt und impliziert damit eine Steigerung zu Frankensteins grausigen Experimenten. Die soll in erster Linie durch Ekelszenen wie eine Gedärme-Fressszene (bei der man sich eine Inspiration durch den ursprünglich vorgesehenen George A. Romero bildlich vorstellen kann) oder Sex mit lebenden Leichen, tropfende Päderasten, untote Hunde (mit Assoziationen zu “Die Fliege II”) oder Zombie-Babys erreicht werden, und das macht einen etwas zwiespältigen Eindruck.
Doch die Ausstattung hilft über manches Defizit hinweg und bereitet ein zufriedenstellendes Sehvergnügen mit herbstroten Farbfiltern, alten Gerätschaften und Kostümen. Die Darsteller schlagen sich alle achtbar aus der Affäre und eine gewisse Hochwertigkeit kann man dem Beitrag nicht absprechen.
Zeitweise beweist McNaughton sogar seine Stärken als Regisseur; die Szene, als Haeckel in Obhut seiner Gastgeber einschläft, kurz aufwacht und zunächst die hübsche Elise (Leela Savasta) am Fenster beobachtet, kurz darauf dann ein Gespräch zwischen ihr und ihrem Mann (Tom McBeath) im Nebenzimmer durch die geöffnete Tür mitbekommt, ist von einer dichten Atmosphäre voller latentem Unbehagen bestimmt - auch wenn die restliche Inszenierung der Episode an diesen kleinen Hochmoment nicht ganz anknüpfen kann.
Folgend entwickelt sich ein leicht konfuser, aber niemals uninteressanter Verlauf, der später mit der typischen moralischen Essenz einer “Tales from the Crypt”-Episode aufgelöst wird - ein wenig schwarz und freilich wenig erfreulich sein Ende nehmend. Als Plottwist funktioniert dieses Ende nicht, höchstens als angenehme Erinnerungen an Vorgängerserien der “Masters of Horror”.
So unterschiedlich die Episoden sein mögen, so fest scheint die Gesamtqualität der ersten Staffel zu stehen. Wie meine geschätzten Kollegen McHolsten, Moonshade, Mr. Hankey und StS vor mir komme ich in der Gesamtbetrachtung trotz teilweise erheblicher Wertungsdifferenzen bei den einzelnen Folgen auf einen Gesamtschnitt von (in meinem Fall sogar glatten) 6/10.
Der erste Durchlauf erweist sich als leicht überdurchschnittlich und weiß einige Lichtblicke aufzuweisen, hat aber mindestens ebenso viele Ausrutscher nach unten zu verwalten. Das Etikett versprach viel und hat leider nicht alles gehalten. Besonders diejenigen, die sich rückblickend auf ihre Karriere tatsächlich “Master of Horror” schimpfen dürfen, zeigten sich eher uninspiriert. John Carpenter wiederholte sich selbst und zehrt nur von der starken Grundidee hinter “Die Mächte des Wahnsinns”, Dario Argento lieferte in Sachen Episodenaufbau eine der schlechtesten Folgen ab und hat lediglich Glück, mit “Jenifer” eines der faszinierendsten “Monster” der Serie aufbieten zu können. Tobe Hooper derweil bestätigt seinen Ruf, nach “Texas Chainsaw Massacre” im Grunde nicht mehr viel auf die Beine gestellt zu haben und Joe Dante versagt an einer unlösbar erscheinenden Aufgabe.
Dass man manchmal besser fährt, wenn man auf Nummer sicher geht, beweist nämlich William Mallone: Der machte aus seinem begrenzten Kreationstalent einfach alles und wirft eine perfekt funktionierende Effekteshow in die Runde. Sich selbst treu blieb auch John Landis mit dem vortrefflichen Humor aus “Deer Woman”. Lucky McKees “Sick Girl” ist ein Musterbeispiel von miteinander harmonierenden exotischen Zutaten und den Vogel schießt ausgerechnet Vielfilmer Takashi Miike ab mit einer Episode, die sich alleine visuell von allen anderen deutlich abhebt und in Sachen Intensität noch ein Dutzend Säcke Kohle nachheizt. Der überwiegende Rest spielt sich im Durchschnittsbereich ab und bietet meist solide Unterhaltung ohne Innovation. Wenn die Grenzen auch weniger ausgelotet wurden als man sich nach der ausgerufenen Prämisse erhofft hatte, so ist Season 1 doch eine interessante, weil kontroverse Angelegenheit geworden, die einen zweiten Gang unbedingt erfordert.
Ich mach mir jetzt auch mal meinen Meinungsfred auf und werde den die Tage weiter ergänzen, da ich mich derzeit dank Prämere durch die Reihe wuchte ...
Incident on and off a mountain road ...
Abgesehen von einigen Logikproblemen (Mond klar sichtbar, dennoch blitzt und donnert es ohne Unterlass, der Bäddie liegt k.o. am Boden, die Heldin baut lieber eine komplizierte Falle, anstatt ihn mit seinem eigenen Messer zu meucheln) und dem zu langen Ende, bei dem man meines Erachtens zu viel wollte (der Twist verpufft imo ziemlich), ganz annehmbare Episode der Masters of Horror Reihe mit einer niedlichen Bree Turner als Hauptdarstellerin. Angus Scrimm hat mich ein wenig genervt, genau wie die Tatsache, dass man eine starke Hauptfigur etablieren wollte, die eben gegen den Killer zurückschlägt, diese dabei aber viel zu oft in die üblichen Rollenschematas des schreienden Chicks zurückfällt. Egal: Nett, mehr nicht ...
Deer Woman:
Joar, war genau mein Fall! Und zwar weil ich denke, dass dieser Vergleich hier hinkt:
Ich gebe der Folge wobei 2 von diesen 8 komplett an Cinthia Moura geht, die hier die Wendung: "Was ein Reh" vollkommen neu erfindet ... in vielerlei Hinsicht ;-) .
Dreams in the Witch House:
Diese Folge war imo total in den Sand gesetzt. Die ganze Grundsituation wird schön surrealistisch und mit grotesken Humor aufgebaut und hat auch Potential für höhere Weihen, haut aber gegen Ende immer mehr daneben. Was will die Hexe? Wieso muss das Kind sterben? Und vor allem, wen juckt das, wenn da ganz nebenbei von Dimensionstoren die Rede ist, die hundertmal interessanter klingen, als der Hexenschmuh! Die lange und vollkommen inhaltsleere Pointe macht das Debakel perfekt ...
Jenifer:
Erlesen bebilderte, spannungsfreie und extrem mies gespielte (Steven Weber war offensichtlich mehr als nur ein wenig überfordert) Altherrenfantasie mit unglaublich selbstzweckhaften Erotik- und Splattereinlagen. Die Pointe gegen Ende stank auch extrem nach Fantasielosigkeit ... absolut nicht mein Fall ...
Cigarette Burns:
Von den horrorlastigen Episoden der Reihe der bisher beste, weil atmosphärisch absolut dichteste Teil. Carpenter streut immer gerade genug Informationen, um auch beim Zuschauer die Neugier auf den gesuchten Film zu erhöhen. Dabei dreht er unaufhörlich an der Spannungsschraube. Der Stoff hätte sicher auch als richtiger Spielfilm mit einem vielleicht apokalyptischeren Ende herrlich funktioniert. Ich denke dabei zum Beispiel an eine Vorführung in einem voll besetzten Kinosaal. Da hätte es sicher Gore Galore gesetzt ;-). Dumm nur, dass man von dem Finale in der deutschen Fassung allenfalls eine Ahnung bekommt, denn irgendwie holpert die munter durch die Szenen, ohne dass sich großartig erschließen würde, was da gerade passiert. Top ... dennoch:
Chocolate:
Rein von der Grundidee her eine äußerst reizvolle Episode und gleichzeitig auch eher eine Story für Serien wie: Unglaubliche Geschichten und wie die Serien mit Mysteryeinschlag alle hießen. Insgesamt ist die Folge nämlich viel zu wenig zwingend, recht spannungslos und ab und zu auch verdammt langwierig. Thomas spielt gut, seine Traumfrau hat ordentliche Moppen und irgendwie kam bei mir immer die Frage auf: Was wäre, wenn er sie gepimpert hätte? Hätte er sich dann selber zuschauen können, wie er ne Frau pimpert und sich selbst gleichzeitig gepimpert gefühlt? Wäre so der ultimative Orgasmus drin gewesen? Oder hätte er gar versucht, sich selbst einen Orgasmus vorzutäuschen? Egal ...
Homecoming:
Satire darf manchmal platt sein, wobei man sie lieber intelligent und unterschwellig bevorzugt. Doch das ist Joe Dantes Art nicht ... und so gibt es Amerika- und Kriegskritik mit dem Holzhammer, während die Spitzen um den Umgang mit Kriegsheimkehrern fast schon zu feinfühlig nebenher verarbeitet werden. Allerdings muss man zugestehen, dass man versteht, worauf Dante hinauswill, weshalb man seiner Episode mit der imo genialen Grundidee kein Nichtfunktionieren vorwerfen kann. Was man der Folge aber vorwerfen kann und muss, ist, dass sie letztendlich noch viel zu brav ist und das mögliche Potential nicht einmal ansatzweise ausschöpft, da sie sich letztendlich zu sehr auf den Charakter des Präsidentensprechers konzentriert ...
The Fair Haired Child:
Nach einem saugeil inszenierten Opener baut die Folge zunächst langsam aber stetig ab. Insbesondere die sehr gewollt wirkende Skurrilität (insbesondere der Eltern) zog den Film mehr und mehr runter. Mit dem Storypart um Tara und Johnny fängt sich die Episode allerdings wieder, bleibt aber leider maximalst vorhersehbar. Zwar gibt es davon abgesehen noch einige weitere Ausrutscher (vor allem die Malone Stroboskoblitzeinlagen und die "creepy" Bewegungsabläufe von dem "Ding" langweilten mich enorm, da ich mit dieser Art "Horror" nichts ... aber auch gar nichts anfangen kann), insgesamt bewegt sich diese Episode letztendlich aber im gehobenen Mittelfeld der ersten Staffel.
Sick Girl:
Irgendwie will man nach der Episode nur sagen: Echt cool, aber irgendwie klappt das nicht. Mir ging insbesondere die nervige und extrem aufgesetzt wirkende Skurrilität massivst auf den Zeiger, da sie zu gewollt wirkte. Ich weiß nicht, was die deutsche Synchro da noch alles verbrochen hat, aber zumindest Angela Bettis Figur geht in den ersten 30 Minuten mal wirklich so was von gar nicht! Doch ab Minute 30, wenn die eigentliche Story hinter Sick Girl greift und das Ganze ein wenig ernster und gesetzter wird, fängt die Episode an zu funktionieren und steigert sich kontinuierlich bis zur erwarteten, dennoch netten Schlusspointe. Eine der besseren Episoden der ersten Staffel mit dem bei weitem besten Soundtrack!
Dance of the Dead:
Ich soll den bisherigen Tiefpunkt der 1. Staffel Masters of Horror benennen? Et voila ... Hier ist er. Woran lags? An der toppendoofen Geschichte? Dem unkoordinierten und vollkommen selbstzweckhaften, ja sogar idiotischen Einsatz von herrlich sinnlosen Stilmitteln? Den granatenschlechten und unglaubwürdigen Darstellern, die Figuren verkörpern, die lebensferner nicht agieren könnten? Oder doch an den pseudointelligenten, letztendlich komplett hohlen Phrasen, mit denen man sich hier gegenseitig geheimnistuerisch zupflastert? Rotzenhohl trifft es sogar noch besser ... Schlimme Episode, stinkend langweilig obendrein und bar jeder inszenatorischen Klasse. Katastrophe ... Das einzig Gute: Billy Corgans kaputter Industrial Score ... dafür dann immerhin:
Pick me up:
Ähmja, der einzige gelungene Moment ist der, wenn man als Zuschauer begreift, dass nicht Fairuza Balk sondern die Killer im Mittelpunkt stehen. Danach geht es trotz wtziger Ausgangssituation erneut rapide bergab. Das Duell der beiden Killer hätte volles Potential für einen schwarzhumorigen Nachtmahr gehabt, verpufft aber vollkommen belanglos in einem nichtssagenden Ende, dass den Zuschauer recht ratlos zurücklässt. Worum ging es nun eigentlich wirklich? Einen Killerwettstreit? Nö. Eine Killer verfolgen Opfer Geschichte? Ooch net. Gings um das Böse im Menschen? Also bitte ... Schade ... Zelluloid- und Zeitverschwendung ... zumindest mit Sinn für Atmosphäre inszeniert ...
Haeckel's Tale
Hm, ein Zombiegangbang, auch mal eine nette Idee ... Imo eine der atmosphärischsten Geschichten der ersten Staffel. Leider braucht die Episode ziemlich lange, um in die Puschen zu kommen, um dann am Ende auf einmal recht überhastet zu wirken. Insgesamt eine mehr als solide Episode, stilvoll umgesetzt und mit der Savasta sehr erotisch besetzt ;-).
Imprint
Holy Moly. Das Highlight der ersten Staffel Masters of Horror. Auch in der stark gekürzten Fassung greift die grandios aufgebaute Atmosphäre immer und immer wieder. Dazu eine Geschichte, die sich einen Spa0 daraus macht, scheinbar sichere Erkenntnisse mit einem Fingerschnippen über den Haufen zu werfen. Dazu die krassesten Momente der Fernsehgeschichte (die Abtreibungen und die Entsorgung der Kinder waren imo deutlich jenseitiger als es die Folterszenen jemals sein könnten), gute Darsteller, ein kaputter Billy Drago, stilvolle Fotographie und die immer unverkennbare Handschrift von Miike. Ein sehr seltsames Verständnis was die Rolle und die Behandlung der Frau angeht inklusive ... Die kompromissloseste und krasseste Serienepisode, die ich je gesehen habe ... Imprint ist imo eines dieser Ereignisse, dass einen in Bezug auf die Möglichkeiten eines Mediums komplett umdenken lässt ... denn wer hätte derartiges im TV jemals erwartet?
In diesem Sinne:
freeman
Incident on and off a mountain road ...
Abgesehen von einigen Logikproblemen (Mond klar sichtbar, dennoch blitzt und donnert es ohne Unterlass, der Bäddie liegt k.o. am Boden, die Heldin baut lieber eine komplizierte Falle, anstatt ihn mit seinem eigenen Messer zu meucheln) und dem zu langen Ende, bei dem man meines Erachtens zu viel wollte (der Twist verpufft imo ziemlich), ganz annehmbare Episode der Masters of Horror Reihe mit einer niedlichen Bree Turner als Hauptdarstellerin. Angus Scrimm hat mich ein wenig genervt, genau wie die Tatsache, dass man eine starke Hauptfigur etablieren wollte, die eben gegen den Killer zurückschlägt, diese dabei aber viel zu oft in die üblichen Rollenschematas des schreienden Chicks zurückfällt. Egal: Nett, mehr nicht ...
Deer Woman:
Joar, war genau mein Fall! Und zwar weil ich denke, dass dieser Vergleich hier hinkt:
Ich hatte eher das Gefühl einer absolut überzogenen Akte X Folge aus der Feder von Darin Morgan zuzuschauen. Benben = Duchovny, der schwarze Cop = Scully plus viele abstruse Situationen ala Bad Blood und dergleichen mehr und das Ding hat wirklich gerockt! Die von dir erwähnten beiden Szenen mit Benben ("Messerstecherei" und "Theorienentwicklung") ernteten meine offensivsten Lacher seit Ewigkeiten. Highlight war innerhalb des Theorienszenariums die "das Reh zwinkert mit den Augen" Szene. Köstlichst! Ich denke, wenn man die Folge unter diesem Gesichtspunkt betrachten kann, macht die einen Heidenspaß, wobei ich freilich absolut nachvollziehen kann, dass du (StS) als Horrorcrack in erster Linie von der Folge enttäuscht warst, denn glaubt man deinen anderen Reviews, fällt der Teil doch relativ deutlich aus dem Schema der Reihe raus.Ein belangloses Gefühl macht sich breit, so als würde man sich eine 08/15-Folge der Twilight Zone anschauen.
Ich gebe der Folge wobei 2 von diesen 8 komplett an Cinthia Moura geht, die hier die Wendung: "Was ein Reh" vollkommen neu erfindet ... in vielerlei Hinsicht ;-) .
Dreams in the Witch House:
Diese Folge war imo total in den Sand gesetzt. Die ganze Grundsituation wird schön surrealistisch und mit grotesken Humor aufgebaut und hat auch Potential für höhere Weihen, haut aber gegen Ende immer mehr daneben. Was will die Hexe? Wieso muss das Kind sterben? Und vor allem, wen juckt das, wenn da ganz nebenbei von Dimensionstoren die Rede ist, die hundertmal interessanter klingen, als der Hexenschmuh! Die lange und vollkommen inhaltsleere Pointe macht das Debakel perfekt ...
Jenifer:
Erlesen bebilderte, spannungsfreie und extrem mies gespielte (Steven Weber war offensichtlich mehr als nur ein wenig überfordert) Altherrenfantasie mit unglaublich selbstzweckhaften Erotik- und Splattereinlagen. Die Pointe gegen Ende stank auch extrem nach Fantasielosigkeit ... absolut nicht mein Fall ...
Cigarette Burns:
Von den horrorlastigen Episoden der Reihe der bisher beste, weil atmosphärisch absolut dichteste Teil. Carpenter streut immer gerade genug Informationen, um auch beim Zuschauer die Neugier auf den gesuchten Film zu erhöhen. Dabei dreht er unaufhörlich an der Spannungsschraube. Der Stoff hätte sicher auch als richtiger Spielfilm mit einem vielleicht apokalyptischeren Ende herrlich funktioniert. Ich denke dabei zum Beispiel an eine Vorführung in einem voll besetzten Kinosaal. Da hätte es sicher Gore Galore gesetzt ;-). Dumm nur, dass man von dem Finale in der deutschen Fassung allenfalls eine Ahnung bekommt, denn irgendwie holpert die munter durch die Szenen, ohne dass sich großartig erschließen würde, was da gerade passiert. Top ... dennoch:
Chocolate:
Rein von der Grundidee her eine äußerst reizvolle Episode und gleichzeitig auch eher eine Story für Serien wie: Unglaubliche Geschichten und wie die Serien mit Mysteryeinschlag alle hießen. Insgesamt ist die Folge nämlich viel zu wenig zwingend, recht spannungslos und ab und zu auch verdammt langwierig. Thomas spielt gut, seine Traumfrau hat ordentliche Moppen und irgendwie kam bei mir immer die Frage auf: Was wäre, wenn er sie gepimpert hätte? Hätte er sich dann selber zuschauen können, wie er ne Frau pimpert und sich selbst gleichzeitig gepimpert gefühlt? Wäre so der ultimative Orgasmus drin gewesen? Oder hätte er gar versucht, sich selbst einen Orgasmus vorzutäuschen? Egal ...
Homecoming:
Satire darf manchmal platt sein, wobei man sie lieber intelligent und unterschwellig bevorzugt. Doch das ist Joe Dantes Art nicht ... und so gibt es Amerika- und Kriegskritik mit dem Holzhammer, während die Spitzen um den Umgang mit Kriegsheimkehrern fast schon zu feinfühlig nebenher verarbeitet werden. Allerdings muss man zugestehen, dass man versteht, worauf Dante hinauswill, weshalb man seiner Episode mit der imo genialen Grundidee kein Nichtfunktionieren vorwerfen kann. Was man der Folge aber vorwerfen kann und muss, ist, dass sie letztendlich noch viel zu brav ist und das mögliche Potential nicht einmal ansatzweise ausschöpft, da sie sich letztendlich zu sehr auf den Charakter des Präsidentensprechers konzentriert ...
The Fair Haired Child:
Nach einem saugeil inszenierten Opener baut die Folge zunächst langsam aber stetig ab. Insbesondere die sehr gewollt wirkende Skurrilität (insbesondere der Eltern) zog den Film mehr und mehr runter. Mit dem Storypart um Tara und Johnny fängt sich die Episode allerdings wieder, bleibt aber leider maximalst vorhersehbar. Zwar gibt es davon abgesehen noch einige weitere Ausrutscher (vor allem die Malone Stroboskoblitzeinlagen und die "creepy" Bewegungsabläufe von dem "Ding" langweilten mich enorm, da ich mit dieser Art "Horror" nichts ... aber auch gar nichts anfangen kann), insgesamt bewegt sich diese Episode letztendlich aber im gehobenen Mittelfeld der ersten Staffel.
Sick Girl:
Irgendwie will man nach der Episode nur sagen: Echt cool, aber irgendwie klappt das nicht. Mir ging insbesondere die nervige und extrem aufgesetzt wirkende Skurrilität massivst auf den Zeiger, da sie zu gewollt wirkte. Ich weiß nicht, was die deutsche Synchro da noch alles verbrochen hat, aber zumindest Angela Bettis Figur geht in den ersten 30 Minuten mal wirklich so was von gar nicht! Doch ab Minute 30, wenn die eigentliche Story hinter Sick Girl greift und das Ganze ein wenig ernster und gesetzter wird, fängt die Episode an zu funktionieren und steigert sich kontinuierlich bis zur erwarteten, dennoch netten Schlusspointe. Eine der besseren Episoden der ersten Staffel mit dem bei weitem besten Soundtrack!
Dance of the Dead:
Ich soll den bisherigen Tiefpunkt der 1. Staffel Masters of Horror benennen? Et voila ... Hier ist er. Woran lags? An der toppendoofen Geschichte? Dem unkoordinierten und vollkommen selbstzweckhaften, ja sogar idiotischen Einsatz von herrlich sinnlosen Stilmitteln? Den granatenschlechten und unglaubwürdigen Darstellern, die Figuren verkörpern, die lebensferner nicht agieren könnten? Oder doch an den pseudointelligenten, letztendlich komplett hohlen Phrasen, mit denen man sich hier gegenseitig geheimnistuerisch zupflastert? Rotzenhohl trifft es sogar noch besser ... Schlimme Episode, stinkend langweilig obendrein und bar jeder inszenatorischen Klasse. Katastrophe ... Das einzig Gute: Billy Corgans kaputter Industrial Score ... dafür dann immerhin:
Pick me up:
Ähmja, der einzige gelungene Moment ist der, wenn man als Zuschauer begreift, dass nicht Fairuza Balk sondern die Killer im Mittelpunkt stehen. Danach geht es trotz wtziger Ausgangssituation erneut rapide bergab. Das Duell der beiden Killer hätte volles Potential für einen schwarzhumorigen Nachtmahr gehabt, verpufft aber vollkommen belanglos in einem nichtssagenden Ende, dass den Zuschauer recht ratlos zurücklässt. Worum ging es nun eigentlich wirklich? Einen Killerwettstreit? Nö. Eine Killer verfolgen Opfer Geschichte? Ooch net. Gings um das Böse im Menschen? Also bitte ... Schade ... Zelluloid- und Zeitverschwendung ... zumindest mit Sinn für Atmosphäre inszeniert ...
Haeckel's Tale
Hm, ein Zombiegangbang, auch mal eine nette Idee ... Imo eine der atmosphärischsten Geschichten der ersten Staffel. Leider braucht die Episode ziemlich lange, um in die Puschen zu kommen, um dann am Ende auf einmal recht überhastet zu wirken. Insgesamt eine mehr als solide Episode, stilvoll umgesetzt und mit der Savasta sehr erotisch besetzt ;-).
Imprint
Holy Moly. Das Highlight der ersten Staffel Masters of Horror. Auch in der stark gekürzten Fassung greift die grandios aufgebaute Atmosphäre immer und immer wieder. Dazu eine Geschichte, die sich einen Spa0 daraus macht, scheinbar sichere Erkenntnisse mit einem Fingerschnippen über den Haufen zu werfen. Dazu die krassesten Momente der Fernsehgeschichte (die Abtreibungen und die Entsorgung der Kinder waren imo deutlich jenseitiger als es die Folterszenen jemals sein könnten), gute Darsteller, ein kaputter Billy Drago, stilvolle Fotographie und die immer unverkennbare Handschrift von Miike. Ein sehr seltsames Verständnis was die Rolle und die Behandlung der Frau angeht inklusive ... Die kompromissloseste und krasseste Serienepisode, die ich je gesehen habe ... Imprint ist imo eines dieser Ereignisse, dass einen in Bezug auf die Möglichkeiten eines Mediums komplett umdenken lässt ... denn wer hätte derartiges im TV jemals erwartet?
In diesem Sinne:
freeman
Dito @ Deer Woman, vor allem wegen der geradezu erschlagenden Parallelen zu Akte X. Und ja, es passt schon ins Schema, dass StS damit nix anfangen konnte. Hängt wohl auch sehr mit der Erwartungshaltung zusammen. Denn die Prämisse der Serie trifft der Beitrag definitiv nicht. Wobei man das ja auch von manch anderen Beiträgen sagen kann.
@freeman: Ich hoffe, der Rest kommt in Kurzkommentarform auch noch dazu.
@freeman: Ich hoffe, der Rest kommt in Kurzkommentarform auch noch dazu.
Yip, so war es angedacht. Glei mit da oben nei ... Ich gebe immer mal Laut, wenn was dazugekommen ist ...Vince hat geschrieben:@freeman: Ich hoffe, der Rest kommt in Kurzkommentarform auch noch dazu.
@ StS: Yip, war mein Kommentar von den Narren. Ich hatte mir doch die Scheibe zu Deer Woman wegen Landis Regie gekauft. Ich wollte ja noch Miike und McNaughton ... aber du weisst ja, was mich da bremste ;-)
In diesem Sinne:
freeman
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