the Covenant: Brotherhood of Evil (aka "Canes")

Filme abseits des Actiongenres mit Actionhelden (irgendwie so in der Art).
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the Covenant: Brotherhood of Evil (aka "Canes")

Beitrag von StS » 29.03.2007, 07:12

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Originaltitel: Canes
Herstellungsland: Kanada
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Michael Bafaro
Darsteller: Edward Furlong, Chandra West, Michael Madsen, Richard Stroh, Sandra Steier, John Innes, Tobias Mehler, ...


Nein, bei „the Covenant: Brotherhood of Evil“ handelt es sich nicht etwa um eine „Direct to Video“-Fortsetzung des Renny Harlin Kinofilms, welcher ebenfalls 2006 entstand, sondern um eine kleine kanadische Produktion, die ursprünglich den wesentlich passenderen Titel „Canes“ trug. Vorliegend haben wir es mit einer Variation des „the Devil´s Advocate“-Themas zutun, angereichert mit diversen Genre-Klischees und Versatzstücken typischer Geheimbund-Thriller…

In den Wirren des zweiten Weltkriegs betritt ein mysteriöser Mann (Michael Madsen), der augenscheinlich eine Sehbehinderung besitzt, in Begleitung seines Chauffeurs Schrägstrich Leibwächters ein altes italienisches Kloster: Ein Priester öffnet ihnen die Pforten, wird sogleich bedroht und zur Herausgabe eines speziellen Gegenstands gezwungen – ein künstlerisch hochwertig geschnitzter Gehstock aus Edelholz, dessen Handstück eine markante Teufelsvisage aufweist. In dem Moment, als das wertvolle Objekt aus der Sarg-ähnlichen Kiste gehoben wird, in der es bis dato aufbewahrt wurde, dreht sich ein an der Wand hängendes Kreuz gen Hölle – nach dem zur Kenntnis nehmen dieses Details, ein siegreiches Grinsen zur Schau tragend, tippt der Fremde mit der Stockspitze kurz auf den Boden: Augenblicklich umhüllen lodernde Flammen den beistehenden Diener Gottes, die hölzerne Fratze erwacht grotesk zu Leben…

In der heutigen Gegenwart lernen wir dann den aufstrebenden PR-Berater David Goodman (Edward Furlong) kennen: Verheiratet mit einer attraktiven wie klugen Frau, der Photographin Lisa (Chandra West), scheint es aktuell mit seiner Karriere konstant aufwärts zu gehen – allerdings erhält dieser Trend einen plötzlichen Dämpfer, als ein wichtiger Klient einen umfangreichen Auftrag an seinen schärfsten Konkurrenten (Tobias Mehler) vergibt. Enttäuscht, benötigt er abends ein wenig Zeit für sich und geht im nahe gelegenen Mini-Markt einkaufen – nur um im Anschluss einen Sprayer dabei zu erwischen, wie dieser seinem teueren Wagen gerade ein Graffiti-„Kunstwerk“ verpasst. Entschlossen stellt er ihn zur Rede, doch der Vandale sprüht ihm kurzerhand Farbe in die Augen, worauf er erblindet, in eine tiefe Depression abrutscht und alles um sich herum zu verfluchen beginnt...

Eines Tages wird David Guillermo List (Madsen) vorgestellt, welcher ihm das Wiedererlangen seiner Sehfähigkeit in Aussicht stellt, sofern er ihm seine bedingungslose Loyalität verspricht. Natürlich geht er darauf ein, erhält ein Exemplar dieser diabolischen Gehhilfen geschenkt, von denen es übrigens mehrere gibt, und erlangt prompt sein Augenlicht weitestgehend zurück – leicht verschwommen zwar, aber deutlich besser als die permanente Dunkelheit zuvor. Die Berufs-Rückkehr entwickelt sich schnell zu einem Erfolg, die Karriereleiter erklimmt er in großen Schritten. Leider wandelt sich sein Charakter im Verlauf hin zum Negativen: Er geht seiner Frau fremd, spinnt Intrigen und tötet gar, auf List´s Anweisung hin, zwei Menschen, die letzterem im Wege stehen. Kann Lisa rechtzeitig die Machenschaften ihrer besseren Hälfte aufdecken, bevor alles verloren ist? Wird sich David auch gegen sie wenden, so wie List es irgendwann von ihm verlangt, da sie der schrecklichen Wahrheit zu nahe gerät? Was steckt eigentlich hinter den Absichten jener Person, der er quasi seine Seele verkauft hat? Fragen, deren Antworten im Grunde jedem Zuschauer klar sein dürften…

„Canes“ greift etliche Motive seines offenkundlichen Vorbilds auf und variiert diese in bestimmten Fällen bestenfalls minimal. Das sozusagen von Anfang an überdeutlich auf der Hand liegende Problem lautet bloß: Furlong ist nicht Keanu Reeves, West keine Charlize Theron, Madsen fern der Klasse eines Al Pacino, Regisseur Bafaro in keiner gemeinsamen Liga mit Taylor Hackford – von der allgemeinen Qualität der Story sowie Drehbuchvorlage mal ganz zu schweigen. „Im Auftrag des Teufels“ stand markant Pate dieser Geschichte um korrumpierende Einflüsse einer unheiligen Macht, die David´s Charakter stetig verändert und sich (u.a.) in Form eines zunehmenden Gewissensverlusts, härteren heimischen Sex, Ehebruch und schließlich gar Mord versinnbildlicht. Dass der Schlüssel zum Überwinden dieser schädigenden Beeinflussung in der Liebe zur treuen Wegbegleiterin zu finden ist, sollte keinen (nicht erst zum Ende hin) mehr überraschen – dementsprechend verpufft auch die Wirkung jener Szene, in der List seinen Protege im letzten Akt dahingehend zu überreden versucht, die (mehr oder minder bewusstlos) vor seinen Füßen liegende Lisa zum Wohle ihrer Sache zu opfern. Das sich auf verbrauchte Klischees und vertraute Abläufe Verlassen raubt dem Film zwangsläufig Spannung, man verliert allmählich das Interesse, generelle Vorhersehbarkeit keimt auf. Ein weiteres Beispiel gefällig? Ein Professor hat Informationen über einen verdächtigen Antiquitätenladen zusammengetragen und bittet Lisa nun, ihn doch (zwecks Briefing) in den Räumlichkeiten der Uni zu treffen … natürlich ist er, als sie später dort eintrifft, bereits tot – dem Killer ist aber irgendwie die offen auf dem Schreibtisch liegende Visitenkarte des Geschäfts entgangen, welche ihre Nachforschungen stracks in die korrekte Richtung weist…

Edward Furlong („Terminator 2“/„American History X“), der das Potential seiner früheren Tage in jüngster Zeit endgültig verloren zu haben scheint, wirkt unglaublich deplaziert als Anzug-tragender Business-Player (mehr noch als in seinem „Crow“-Outfit 2005), was gewiss mit daran liegt, dass er etwas heruntergekommen ausschaut sowie (sichtbar) einige Kilos zuviel auf den Rippen trägt – er sollte eher Psycho-Parts wie in „Cruel World“ oder „Warriors of Terra“ annehmen, in denen er zumindest auf jenem Level glänzen kann. Nun ja, den tollen PR-Mann innerhalb der knallharten Geschäfts-Welt nimmt man ihm hier jedenfalls kaum ab, den ansehnlichen Ehemann verkörpert er gar ein erneutes Stück unglaubwürdiger. Getreu der Devise „Für´n paar Dollar spiel ich überall mit!“ schlafwandelt Michael Madsen („Kill Bill“/„Mulholland Falls“) auf Autopilot durch seine (maximal) Viertelstunde Screen-Time und trägt dabei den lächerlichsten, unechtesten, aufgeklebtesten Bart im Gesicht, den ich seit Ewigkeiten in einem ernst gemeinten Werk gesehen habe. Trotz sichtbarer Langeweile, was sein hölzernes Vortragen der Dialoge erklären dürfte, agiert er okay – das heißt in diesem Zusammenhang soviel wie „nicht groß störend“. Die einzige Darbietung, die man (gerade in Anbetracht des Kontextes) lobend erwähnen muss, ist die von Chandra West („White Noise“/„the Tooth Fairy“), welche authentisch auftritt und einen durchweg positiven Eindruck hinterlässt. In Nebenrollen sind zudem Tobias Mehler („Wishmaster 3“), Sandra Steier („Bloody Mary“) und Paul Jarrett („the Grudge 2“) zu sehen.

Die edlen Gehstöcke, welche List jeweils an die einflussreichen Mitglieder seiner geheimen Verbindung verteilt, stammen ursprünglich aus der Werkstatt eines blinden italienischen Holzschnitzers, der von Dämonen dazu gezwungen wurde, etliche Ausführungen herzustellen. Fortan steigern sie die dunklen Charaktereigenschaften ihrer Besitzer und erwachen gelegentlich zu Leben, was in einigen amüsanten CGI-Fratzen resultiert, die einen ansatzweise an B-Movie-F/X-Arbeit der 80er erinnern und somit einen leichten Charme generieren, der allerdings nicht darüber hinwegtäuschen kann, dass die gesamte Angelegenheit nie gruselig anmutet – fliegende Krücken, die Menschen durchbohren, vermitteln einfach keinen Schrecken. Apropos: Viel Blut fließt nicht, die Tötungen sind nicht sonderlich brutal ausgefallen. Zwei andere Dämonen-Arten tauchen ebenfalls auf, deren Aufmachungen genauso im tolerierbaren Bereich zu verorten sind – nur gilt dies beim besten Willen nicht für die Sequenzen, in denen man auf umfangreichere Mengen an CG-Images zurückgriff: Ein lebendiges Kunstwerk (ja, ja: „the Devil´s Advocate“ again), das vorliegend aus Pflanzenwesen besteht, wurde recht billig animiert, der Showdown, welcher sowohl von einem unkreativen Twist als auch arg wenig überraschenden Cliffhanger begleitet wird, schlägt dem Fass den Boden aus, da sich die Hauptprotagonisten dort inmitten eines lachhaft komisch ausschauenden Wirbels aus Licht und Nebel bekämpfen. Ich werde wahrscheinlich nie verstehen, warum man nicht gleich auf solche Einstellungen verzichtet, wenn das nötige Kleingeld von Beginn an fehlt, denn ohne sie wäre meine abschließende Wertung vermutlich (geringfügig) empfehlenswerter ausgefallen.

Auf die Verfehlungen der Besetzung und F/X-Leute bin ich ja nun schon genügend eingegangen – bleibt noch das Drehbuch und die Regie-Leistung zu betrachten: Das uninspirierte Skript aus der Feder des relativ unerfahrenen Michael Angelella („Mother“) ist voll von Belanglosigkeiten und schwachen Dialogen, weshalb es leider die Patzer anderer Gebiete keineswegs zu kaschieren vermag. Michael Bafaro, u.a. Schöpfer der Katastrophe „Sleeping Dogs“ (1998) sowie des anständigen 2004er Streifens „11:11“, hatte nur rund 3 Wochen zur Verfügung, um den Stoff umzusetzen – handwerklich würde ich seine Leistung als „solide“ umschreiben, denn vor allem im Einstiegsdrittel fühlte ich mich teilweise passabel unterhalten, bevor es zum Ende hin immer kontinuierlicher bergab ging. Einige subtile Grusel-Augenblicke, wie ein sich selbständig bewegender Schaukelstuhl oder ein Rosenkranz, der sich in seine Bestandteile auflöst, gefielen mir gut – nur ließen halt diverse andere Elemente des Rests mehr als nur zu wünschen übrig…

Fazit: „Canes“ (aka „the Covenant: Brotherhood of Evil“) ist nichts weiter als ein ungruseliger, lahmer Horror-Thriller mit schwachen Effekten und zwei einigermaßen bekannten Namen auf der Besetzungsliste, deren besten Tage jedoch bereits eine ganze Weile in der Vergangenheit zurück liegen…

:liquid3:


Ein deutscher Veröffentlichungs-Termin ist mir noch nicht bekannt - in Griechenland, Holland und den USA sind allerdings schon DVD-Versionen des Films erschienen.

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