
Originaltitel: Wong Fei-hung tsi titgai dau nggung
Herstellungsland: Hongkong
Erscheinungsjahr: 1993
Regie: Wong Jing
Darsteller: Jet Li, Chan Pak-Cheung, Dicky Cheung, Sharla Cheung Man, Chung-Shun Chu, Tee Wor Chu, Chung Fat, Gnong Kau Chai, Leung Kar Yan, Anita Yuen, Dion Lam u.a.
Wong Fei Hung hat massive Geldprobleme! Obwohl er seine Kampfsportschule und seine Praxis unter einem Dach vereint, kann er mit den Einnahmen nicht einmal seine Miete decken. Beide Geschäfte kann er obendrein wegen Platzproblemen nicht weiter ausweiten. Es wird also Zeit für einen Umzug. Seine Mitarbeiter machen auch schnell eine billige neue Lokalität ausfindig. Was Meister Hung allerdings nicht ahnt: Sein neues Heim steht direkt neben einem Bordell! Hung ist not amused! Doch am Firmament taucht schon ganz anderer, viel größerer Ärger in Form eines missgünstigen Generals auf, der zum einen Hung auf den Tod hasst und zum anderen mit einer Handvoll fieser Mönche einen florierenden Mädchenhandel betreibt ...


Claws of Steel ist eine dieser überspannten Komödien-Actionmixes, wie sie wohl nur die Chinesen hinbekommen. Von den anfänglichen, simplen Platzproblemen zu den Kabbeleien mit den Bordellbesitzern und deren leichten Mädchen über einen Mädchenhändlerring zu einer landesweiten Verschwörung um den Boxeraufstand, einen taub werdenden Meister Hung, diverse Drachenkämpfe und die ins Land einfallenden Langnasen. Claws of
Steel ist ein wüster Flickenteppich aus den verschiedensten Inhalten, die niemals ein schlüssiges Ganzes ergeben. Der Streifen ist wildes Stückwerk. Dies erhält ein filmgewordenes Gleichnis durch die Entwicklung der Grundstimmung des Filmes. Zunächst ist der Film schlicht und ergreifend locker und flockig, ohne jede Ecke und Kante. Es wird ungemein viel Humor aufgefahren, der zwischen peinlich (die Zähne von Wong Fei Hungs Assistenten), infantil (manche Slapstickeinlage) und gelungen, weil erstaunlich feinsinnig, hin und her pendelt. Doch mit zunehmender Laufzeit und immer wieder neu lancierter Storyingredienzien wird der Film zunehmend deutlich ernster. Dies scheint Wong Jing auch bemerkt zu haben und integriert zur Abfederung dieser Verschiebung der Stimmung im Film immer wieder wüst infantilen Klamauk oder überspanntes Overacting (der General im Endkampf!), was die Chose immer unentschlossener wirken lässt.


Glücklicherweise bietet Claws of Steel auch einiges an Abwechslung, um von diesen Problemen der irrwitzigen Handlung abzulenken. Was das ist? Action. Diese wird sehr gut über den gesamten Film verteilt und weiß absolut zu überzeugen. Schon der erste Auftritt von Wong Fei Hung im Kampf gegen drei Gesetzlose, namens Harmony Fists, macht enormen Spaß und ist rasant choreographiert und inszeniert. Dabei setzt der Kampf gleich die Pace für den weiteren Filmverlauf: aus überwiegend halbhohen Perspektiven aufgenommen baumeln die Kombattanten an Seilen und prügeln sich in druckvollen und abwechslungsreichen Kämpfen gegenseitig die Omme weich. Dabei darf vor allem Jet Li erneut wie entfesselt wirken (und steht dabei in einem Kampf noch nicht einmal von seinem Stuhl auf!) und den immer souveränen Wong Fei Hung geben, den er ja aus der Once upon a Time in China Reihe sehr gut kennt. Im Vergleich zu diesen Filmen ist sein Hung nun aber ebenfalls deutlich weniger ernst ausgerichtet, was sich auch auf seine Actionszenen auswirkt, die ihren Höhepunkt in der Drunken Boxing Einlage im Showdown haben. Etwas störend im Actionpart fand ich den unfreiwillig komischen Drachentanzkampf gegen Ende des Streifens, in dem Jet als Hahn verkleidet einen gegnerischen "Drachen" in Tausendfüsslerform kalt stellt. Kann ich schon so nicht wirklich viel mit den Drachentänzen anfangen, hatte ich hier dann recht schnell das Bedürfnis zu spulen, da es den Klamaukanteil des Streifens doch enorm erhöht.
Im Bezug auf das "Rüpelimage", das Wong Jing als Verantwortlicher (sei es als Drehbuchautor, Produzent oder Regisseur) hinter unzähligen Projekten wie Naked Killer definitiv hat, wirkt Claws of Steel gerade im Gewaltteil ziemlich gebremst. Zwar ist der eindeutig als Familienfilm ausgelegte Film noch deutlich zu hart für unsere FSK 12 Freigabe, für einen Wong Jing Action Streifen ist er aber geradezu harmlos. Eigentlich erkennt man Jing nur in den zahllosen sexuellen Anspielungen und Doppeldeutigkeiten wieder, die sogar im Drachentanz in Form zotiger Bemerkungen aufblitzen dürfen. Insgesamt hat er seinen Streifen aber inszenatorisch absolut im Griff, konnte auf eine passable Ausstattung zurückgreifen und greift im Musikteil enorm oft und offensichtlich auf die Once upon a Time in China Reihe zurück, deren Thema er ungeniert zum Thema seines Streifens macht!


Das Ergebnis ist imo einer der schwächeren Jet Li Streifen, der vor allem durch seine klamaukhafte Ausrichtung viel an Potential verwirkt und insgesamt recht unausgegoren wirkt. Dies wird durch die Verschiebung der Grundstimmung in Richtung ernsthafterer Anflüge im Laufe des Filmes nur unterstrichen. Als Action- und Jet Li Fan kommt man allerdings über weite Strecken durchaus auf seine Kosten, zeigt Li hier doch einige wirklich coole Kampfsporteinlagen.

Die FSK 12 DVD von dem Label Splendid ist uncut, allerdings sollte dies auch auf dem Cover vermerkt sein. Empfohlen sei die Jet Li Edition von Splendid mit den weiteren Streifen Tai Chi, Iron Tiger und Schrift des Todes ...
In diesem Sinne:
freeman