
Originaltitel: Punisher, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1989
Regie: Mark Goldblatt
Darsteller: Dolph Lundgren, Louis Gossett Jr., Jeroen Krabbé u.a.
Originaltitel: Punisher, The
Herstellungsland: USA, Deutschland
Erscheinungsjahr: 2004
Regie: Jonathan Hensleigh
Darsteller: Thomas Jane, John Travolta, Laura Harring u.a.
The Punisher, ein weiteres Marvel Comic (nach Hulk, X-Men, Spidey und und und) hat nun seinen Weg auf die große Leinwand gefunden, doch mein Gott, was war das für ein Akt:
Columbia Tri Star erhoffte sich großes von der neuen Comicverfilmung und warb schon im Vorfeld mit straighter Action und versprach den Film uncut ins Kino zu bringen. Aber, erstens kommt es anders und zweitens kommt es anders (oder wie war das Sprichwort?) Kurze Zeit nachdem The Punisher der FSK vorgelegt wurden war, kursierten Gerüchte, er würde beschnitten werden! Insbesondere die Internetgemeinde jaulte auf. Wieder sollte also ein Film wegen finanziellen Erwägungen geschnitten werden? Also von FSK 18 auf FSK 16? Nein, weit gefehlt, wie sich alsbald herausstellte: Der Prüfungsausschuss der FSK versagte dem Film das Zertifikat "Keine Jugendfreigabe" (=FSK 18 ) wegen exzessiver Gewaltdarstellung und rechtsstaatlich bedenklicher Tendenzen bei menschenverachtender Grundhaltung.
Das traurige Ende vom Lied: Um zu verhindern, dass der Film von der Leinwand weg von irgendeinem Staatsanwalt beschlagnahmt wird, lenkte die Columbia Tri Star ein und schnitt ca. 1.5 Minuten aus dem bösen Selbstjustizfilm. Nachdem der Film derart Federn lassen musste, wurde er endlich FSK 18 eingestuft. Doch der Verleih selber warnte die Zuschauer, nicht in den Film zu gehen, da einige Schnitte mehr als auffällig seien und sogar Anschlussfehler sondergleichen erzeugen würden! Dementsprechend fuhren sie auch den vormals geplanten großen Kinostart zurück und begrenzten die Kopienzahl deutlich!
All das verdanken wir dem neuen Jugendschutzgesetz, das da besagt, wenn ein Film in seiner Ursprungsfassung für das Kino ab 18 (=keine Jugendfreigabe) freigegeben wird, darf er NICHT mehr indiziert werden! Tja und die deutschen Behörden wollten sich bei diesem mehr als klaren Indizierungskandidaten genau diese Option freihalten. Denn wenn der Film jetzt auf DVD neu rauskommen soll und da ungekürzt veröffentlicht wird (wovon ich ganz einfach ausgehe, da Columbia immer nur EINE DVD produziert für Deutschland und die anderen europäischen Länder wie Spanien, Holland usw, wo der Film ungekürzt in den Kinos war (teilweise ab 14!)), kann er indiziert werden, was er auch wird, wenn’s nicht sogar noch dicker kommt.
Ist schon sehr schön, denn hier wird eines wirklich offenbar: Deutsche Zensurbehörden trauen den deutschen ERWACHSENEN NICHT zu zwischen Realität und Fiktion unterscheiden zu können. (das all das alleine schon den Begriff Jugendschutz ad absurdum führt will ich hier gar nicht weiter ausführen, denn immerhin werden jetzt ja zum Glück auch die Erwachsenen beschützt ;-) )
Kommen wir zu den Filmen. Zu DEN FilmEN? Ja, richtig gehört. Es gibt vom Punisher schon eine Kinoadaption aus den seligen 80-er Jahren, als Action noch das sein durfte, was sie eigentlich zu sein hat: Immer auf die Fresse, schnell, laut und brutal. Ob nun der neue Punisher dem alten das Wasser reichen kann? Man lese und staune:
Zur Story:
Alt: Frank Castles Familie wird bei einem Anschlag umgebracht. Er selber überlebt und zieht sich in den Untergrund zurück. Er lebt in den Abwässerkanälen, von wo er mittels phatter Harley überall hin gelangen kann. Sein Ziel ist die Auslöschung/Bestrafung aller Verbrecher, die da auf der Oberfläche umherwandeln und die Bestrafung jener, die einst seine Familie töteten. Seinen Rachefeldzug gegen das Verbrechen führt er kaltblütig und ohne Mitleid durch. Erschwert wird seine „Arbeit“ dadurch, dass das „normale“, durch die Mafia geprägte, Verbrechertum durch eine neue Gruppe ihrer führenden Köpfe beraubt wird und sich dem neuen Syndikat der Yakuzza unterordnen muss, die mit eiserner Hand (angeführt von – natürlich – einer Frau) ihre Vorstellung von „sozialer Gerechtigkeit“ ;-) durchsetzen wollen.
Neu: Frank Castles Familie wird bei einem heimtückischen Anschlag mehr als komplett ausgelöscht. Er selber überlebt und will sich an den Verantwortlichen rächen.
Fazit: Irgendwie klingt die alte Version komplexer, ist es aber wahrlich nicht ;-)! Ein Punkt für beide: 1:1
Darsteller:
Alt: Dolph Lundgren gibt den Punisher. Lundgren, eine Ikone des späten 80-er und frühen 90-er Actionkinos, hat schon in diversen Klassikern des harten Actionfilmes eine tragende Rolle gespielt. Seine markantesten Auftritte neben dem Punisher sind der Part des Bösewichtes in Universal Soldier, der megacoole Barrett-Gesetz der Rache und der brutalste aller neueren Actionfilme: Men of War. Alle diese Kracher veredelte Lundgren mit ein und demselben stoischen Gesichtsausdruck, so auch den Punisher. Nur zu dem Punisher passt das sogar hervorragend!!!
Louis Gossett Jr. gibt den ehemals besten Freund von Frank Castle und ist auch das emotionale Rückgrat des Filmes. Immerhin hat Gossett Jr. sogar schon einen Oscar erhalten und konnte eigentlich in den meisten seiner Filme immer schauspielerisch überzeugen.
Jeroen Krabbe, meines Wissens ein Niederländer, gibt den Bösewicht, der aber gegenüber den neuen Bossen aus Japan sehr bald abstinken soll. Also verbündet er sich mit dem Punisher, um nur kurz darauf seine gerechte Strafe von ebenjenem zu erhalten. Krabbes bekanntester Film dürfte wohl Der vierte Mann von Paul Verhoeven sein, ein sehr seltsamer Film, wenn ich das so sagen darf.
Also kurzum, schauspielerisch war bei dem alten alles halbwegs im Lot.
Neu: Thomas Jane als Punisher. Der hat sich ordentlich aufgepumpt und überzeugt nach Deep Blue See zum zweiten Mal als Actionheld wider Willen. Mimisch kann er mit Lundgren absolut mithalten, fährt aber seine Schauspielkünste auf niedrigster Flamme. Aber auch hier gilt: Für die Figur des Punishers ist das einfach nur konsequent!
John Travolta als Badboy. Er betreibt ein wenig zuviel Overacting und vor allem leidet seine Figur des Oberbösewichtes wieder mal daran, dass er nicht wirklich fies sein darf!
Der bessere Bösewicht ist Will Patton. Der ist richtig gut in seiner Rolle als Handlanger Travoltas und sein Ende entbehrt nicht eines gewissen Sarkasmus.
Auch der Rest der Besetzung liest sich sehr prominent: Roy Scheider (Brennpunkt Brooklyn), Samantha Mathis (Operation Broken Arrow), Rebecca Romijn Stamos (X-Men 1+2) und Laura Harring (Mullholland Drive). Totalausfälle gibt es jedenfalls hier keine.
Fazit: Die neue Version hat hier schon ein paar kleinere Vorteile, darum bekommt sie hier den Punkt: 1:2
Action:
Alt: Hier geht es richtig zur Sache. Es kracht, zischt und scheppert an allen Ecken und Enden. Die Brutalität ist teils fast schon als ausufernd zu bezeichnen und nicht umsonst hat die deutsche Fassung des Punishers gegenüber der unrated der USA deutlich Federn lassen müssen. Es fehlen rund 5 Minuten, was unglaubliche Szenen ermöglicht: Punisher fährt im Fahrstuhl in ein höher gelegenes Stockwerk. Wo er hält, trainieren gerade ca. 30 Japaner den Schwertkampf! Jedes Actionherz schlägt jetzt schon vor Vorfreude höher! Die Türen des Fahrstuhles gehen auf, Schnitt, alle Japaner sind tot, ohne dass auch nur ein Schuss gefallen wäre. Naja, dank DVD sieht man jetzt endlich mal, was da wirklich abgeht, nachdem die Türen aufgehen ;-)
Neu: Sehr sauber inszeniert, frei von computergenerierten Spielereien, optisch ansprechend und mit einem leichten Hang zum Zynismus. Der Showdown ist richtig fett und vor allem sehr 80-er Jahre mäßig inszeniert! Insbesondere, wenn Frank Castle sich auf den Showdown vorbereitet und sich die Waffen an den Körper bindet kommen Erinnerungen an Phantom Kommando und ähnliche Kracher auf. Genial.
Fazit: Jeder Actionfan wird mir zustimmen, wenn ich sage, die alte Version ist einfach actionreicher, konsequenter und dem Comic entsprechender was Action angeht: 2:2
Schwachpunkte:
Alt: einige schauspielerische Totalausfälle, wie sie in den 80-er Jahren einfach Gang und Gebe waren. Die Optik ist im Vergleich zum neuen Film einfach nur altbacken. Einige werden den Actionoverkill als ermüdend empfinden. Ironie oder ähnliches ist diesem Film absolut fremd.
Neu: Er ist einfach zu lang, Die Action zu spärlich über den Mittelteil verteilt. Die Figur des Punisher ist einfach nicht konsequent genug, ein wenig mehr Härte hätte nicht geschadet. Absolut überflüssig ist diese „Ersatzfamilie“ aus der „WG“ des Punishers. Es war einfach zu klar absehbar, dass die Verbrecher versuchen werden, über sie an den Punisher heranzukommen. Deshalb hat er so etwas in den Comics eigentlich fast nie einreißen lassen, also sich an jemanden binden oder ähnliches.
Fazit: Beide haben eindeutige Schwächen, wie sie so manchem Actionfilm einfach immer inhärent sind. Darum bekommen auch beide einen Punkt Abzug.
Endergebnis:
Alt vs Neu: 1:1
Somit steht der neue dem alten in keinster Weise nach (wenn man nach den Punkten geht ;-) ). Der neue Punisher wirkt wie ein Film aus einer anderen Zeit, ist ein echtes Riff, teilweise herrlich „old style“ und für mich eine kleine Hommage an längst vergangene City Cobra, Raw Deal und Phantom Kommando Zeiten und sollte daher von jedem Actionfan gesehen werden.
In diesem Sinne:
freeman