[CD] Black Light Burns - Cruel Melody

Eindrücke, Klangchecks aktueller aber auch älterer Scheiben im Review. Dazu Musik DVDs und Konzertberichte.

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[CD] Black Light Burns - Cruel Melody

Beitrag von Vince » 19.02.2008, 17:00

Black Light Burns
Cruel Melody

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Technische Daten
Vertrieb: I Am: Wolfpack
Laufzeit: 62:36 Min.
Anzahl der Tracks: 13
Extras: Internet-Code für zusätzliche Features
Booklet: Booklet-Band mit 6 doppelt bedruckten Seiten
Verpackung: Jewel Case mit Pappschuber

Besetzung:

• Wes Borland – Gesang, Gitarre, Bass, Programming, Percussion, Synthesizer, Piano, Rhodes, Violine, Cello, Schlagzeug auf "I Am Where It Takes Me"
• Danny Lohner – Gitarre auf "I Have A Need", "Coward", Bass auf "Coward", "Lie", Programming, Sound Design
• Josh Eustice – Synthesizer, Sound Design
• Josh Freese – Schlagzeug, Percussion

Gastmusiker:
• Johnette Napolitano – zusätzl. Gesang auf "I Am Where It Takes Me"
• Carina Round – zusätzl. Gesang auf "Cruel Melody"
• Sonny Moore - zusätzl. Gesang auf "Coward"
• Sam Rivers - Bass auf "I Have A Need"
• Charlie Clouser - Programming auf "Lie"
• The Section Quartet - Streicher auf "New Hunger" und "I Am Where It Takes Me"

Tracklist
01. Mesopotamia - 04:27
02. Animal - 04:08
03. Lie - 04:19
04. Coward - 04:36
05. Cruel Melody - 05:00
06. The Mark - 03:13
07. I Have A Need - 04:24
08. 4 Walls - 03:51
09. Stop A Bullet - 03:37
10. One Of Yours - 04:51
11. New Hunger - 05:25
12. I Am Where It Takes Me - 06:09
13. Iodine Sky - 08:31

Kritik
Wes Borland hatte immer den Ruf weg, der einzig brauchbare Teil der einstigen Nu Metal-Könige Limp Bizkit gewesen zu sein. Die Kreativität in der Band soll vorrangig von ihm ausgegangen sein und kreative Differenzen waren es dann auch, die ihn von Durst & Co. scheiden ließen. Mit dem guten Namen im Rücken sollte ein Soloprojekt namens “Big Dumb Face” gestartet werden, um die (bei Limp Bizkit neben der Musik oft durch Coverdesigns und schräge Bühnenoutfits ausgelebte) Kreativität endlich wieder ausleben zu können. Doch sowohl “Big Dumb Face” als auch die Nachfolgeprojekte “Eat the Day” und “The Damning Well” blieben aus unterschiedlichen Gründen erfolglos. Erst “Black Light Burns” mit Danny Lohner, Josh Freese (beide NIN, A Perfect Circle) und Josh Eustis (Telefon Tel Aviv) gaben Borland als Bandkopf - Gesang, Einspielen der meisten Instrumente - die Chance, oben erwähntes Urteil zu bestätigen.

Nun muss man feststellen, dass Black Light Burns’ Debüt “Cruel Melody” so gut wie alle Alben Limp Bizkits musikalisch gesehen bereits mühelos in die Tasche steckt, doch ist dieser Vergleich zum Scheitern verurteilt. Borlands alte Band scheint höchstens mal in den Riffs von “The Mark” oder in der charakteristischen Bassline von Gastmusiker Sam Rivers auf "I Am The Need" durch. Vielmehr ist ein gewaltiger Einfluss aus Nine Inch Nails-Richtung zu spüren, was aufgrund der Bandzusammensetzung nicht verwundert, und Borland genießt alle Freiheiten, seine ohnehin teilweise im Industrial-Sound begründeten Wurzeln zur Entfaltung zu bringen.

Man muss als Zuhörer zwar ein dickes Fell gegen fehlende Innovation besitzen. Ist dies jedoch gesichert, brennt Black Light Burns mit “Cruel Melody” die Erde nieder. Noch in der Glut des nur wenige Monate zuvor erschienenen “Year Zero” der NIN schießt Borlands Truppe gleich noch ein paar Feuerbälle hinterher und bestätigt das apokalyptische Szenario des Trent Reznor.

Obwohl nämlich niemals auch nur ansatzweise in Erwägung gezogen wird, Neuland zu betreten, windet sich der Borland-Wels in seinem neu erschlossenen Teich voller Inbrunst und Ideen. “Cruel Melody” ist zwar im höchsten Maße homogen. Dazu trägt auch Borlands’ erstaunlich souveräne, sich sehr angenehm ins Ganze schmiegende, aber eben niemals extravagante Stimme bei. Dennoch klingt kein Track wie der nächste und Ausfälle sind über 13 Songs und eine Stunde Laufzeit ebenfalls nicht festzumachen. Nicht ein einziger.

Insofern teilt die Scheibe tatsächlich gewisse Ähnlichkeiten mit der parallelen NIN-Veröffentlichung, auch wenn diese im Abgang deutlich wilder war. Hier wird nun mehr auf Struktur geachtet, inklusive der hymnischen Potenz-Single “4 Walls” und des atmosphärisch ausklingenden “Iodine Sky”, und vorrangig mit sich komplementierenden Gegensätzen gespielt. Vielleicht ist sogar noch eher ein Vergleich zu Filter zu ziehen, abzüglich der extrovertierten Gesangs- und Kreischstimme Richard Patricks und zuzüglich einer untergeebneten Konzeption.

Dabei spürt man die Freude des Frontmanns, die ersten Schritte seiner eigenen Welt zu erkunden und sich dabei an den vielen Details kompositorischer Möglichkeiten zu erfreuen, die es in Fred Dursts von Hip Hop beeinflusster Sphäre allenfalls auf “3 Dollar Bill, Y’all” gab. Debüttypisch wird zwar noch nicht das ganze Ausmaß dessen begriffen, was Black Light Burns potenziell als Supergroup noch herzugeben vermag, aber “Cruel Melody” macht bereits grausam viel Spaß.

:liquid7:

Artdesign
Schon bei Limp Bizkit hat Wes Borland ja mit Freude die Stifte kreisen lassen und so hat er es sich selbstverständlich auch nicht nehmen lassen, das Album zu illustrieren, das er ja immerhin auch fast alleine eingespielt hat. Ölgemälde zieren den Pappschuber und das CD-Cover, der Rest wirkt sehr minimalistisch und ikonisch. Keine Frage, auch als Maler schlummern Talente in dem Mann, der ja neuerdings auch eine Art Gallery eröffnet hat. Auch wenn das Artwork nun nicht unbedingt kreativ aus der Rolle fällt, aber damit gibt es zumindest adäquat den Inhalt der CD wieder.
Das neue Label "I Am: Wolfpack" veröffentlicht hiermit übrigens seine allererste CD und spendierte gleich mal einen Pappschuber.
:liquid6:

Extras
Dem Album beigelegt ist eine Karte mit einem Code, anhand dessen man auf der Homepage der Band Inhalte freischalten kann; außerdem gibt es drei Preise zu gewinnen: eine Yamaha-Gitarre mit Borland-Autogramm, 25 T-Shirts und 50 signierte Black Light Burns-Poster. Nur leider ist das Gültigkeitsdatum zu diesem Zeitpunkt schon überschritten...
bis zum 31.01.2008: :liquid1:
jetze: :liquid0:

Fazit
Noch die Grenzen auslotendes Debüt der neuen Borland-Familie, das verdammt gute Musik liefert, ohne dabei aber eben sonderlich Grenzen zu durchstoßen. NIN- und Filter-Hörer sollten aber unbedingt mal einen Blick wagen. Und wer Angst hat, Borland singen zu hören, der darf beruhigt sein: sein eingebautes Organ beherrscht er zwar nicht so grazil wie seine Gitarre, aber sehr, sehr solide.

Testequipment
AIWA NSX-SZ315

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Beitrag von MysteryBobisCREEPY » 19.02.2008, 19:37

Schickes Review Vinceling :)

Scheint dir ja gefallen zu haben, auch wenn ich zu einer höheren Wertung greife.
Wollt Ihr 'nen Ritt auf meinem Discostick?
Putzt euch die Zähne mit 'ner bottle of shit
Nein Mann ich will noch nicht gehen
Ich will weiter auf dich schiffen
Solang bis du erkennst
Dass meine Pisse keine Fanta ist :D
Callejon <3

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Beitrag von Ed Hunter » 19.02.2008, 22:17

Bin gespannt, ob irgendwann mal ein Vince-Review zu ner Band kommt, die ich kenne. :lol:
All we are is dust in the wind.
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Beitrag von Vince » 20.02.2008, 10:57

MysteryBobisCREEPY hat geschrieben: Scheint dir ja gefallen zu haben, auch wenn ich zu einer höheren Wertung greife.
Ich war auch kurz vor der 8/10, weil sich die Scheibe richtig geil hören lässt. Für eine höhere Wertung war mir dann unter dem Strich aber zu wenig Neues dabei.

@Ed: Du kennst nicht mal Korn? ;)

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Beitrag von freeman » 20.02.2008, 12:29

Hm, das klingt ja alles verdammt gut ... Werde ich die Tage bestimmt mal Probe hören ... Klingt nämlich als könnte mir das gefallen ...

In diesem Sinne:
freeman, Namen der Band aufschreibend ...
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Beitrag von Ed Hunter » 21.02.2008, 19:06

Vince hat geschrieben:@Ed: Du kennst nicht mal Korn? :wink:
Naja, das dann doch. :wink:
Ziehe mein Statement zurück. :wink:
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Beitrag von freeman » 22.02.2008, 09:10

Das Ding gibts aber wie Hurts zweites Album net bei uns, oder? Ich meine der Amazon "Normal" Preis von 30 Eus ist ja sehr amtlich. Was ich in Myspace gehört habe, gefiel mir leider gar net ... na mal sehen, ob ich die Scheibe doch mal irgendwo genauer hören kann ...

In diesem Sinne:
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Beitrag von Vince » 22.02.2008, 12:43

Nein, die CD ist nur in den USA veröffentlicht worden.

Die MySpace-Ausschnitte fand ich etwas irreführend, obwohl sie mir genug gefallen haben, dass ich immerhin das Album bestellt habe. Aber das Album selbst klingt in meinen Ohren viel besser und auch die bei MySpace hinterlegten Stücke kommen im Albumkontext viel besser. Getippt hätte ich schon, dass dir das gefallen würde. Aber Sicherheit gibts bei sowas ja eh nicht.

Die zweite Hurt-Scheibe gefällt mir nicht mehr ganz so gut... vielleicht kommt da auch noch eine Kritik.

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Beitrag von freeman » 22.02.2008, 13:19

Jau, die zweite Hurt kommt bei mir inzwischen auf :liquid7: ist imo aber ein echter Grower, denn nach dem ersten mal Hören dachte ich nur WTF? ... kann die inzwischen aber gar net mehr aus dem Player nehmen, weil die immer und immer wieder gehört werden will ... Leider ist das Debüt aber eben nen ganzen Tacken besser ...

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von Carcass77 » 22.02.2008, 17:19

Wie immer ein sehr aussagekräftiges Review, aber das ist nix für mich! *schauder*

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Beitrag von Hannibal » 22.02.2008, 18:48

So, als alter limpbizkit-Fan muss ich mich auch mal einschalten. Sehr feine Review wie immer, bin danach allerdings nicht ganz sicher, ob das Teil was für mich ist...ich konnte den Hype um Wes Borland nie so richtig nachvollziehen und fand ihn auch als Musiker jetzt nicht umwerfend. LB war halt auch nicht die Band, für sich künstlerisch auszuleben...wenn er das geglaubt hat, war er ziemlich naiv imo.

MFG
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Beitrag von Vince » 25.04.2008, 17:20

Der Info halber: Wie ich gerade bei der CDStarts-Kritik gelesen habe, kommt die Scheibe bei uns am 13.06.08 auf den Markt.

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