Richy Guitar

Schlimmer als Kickboxer Filme? Der wahre Abschaum des Films -> bitte keine Comicverfilmungen.
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gelini71
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Richy Guitar

Beitrag von gelini71 » 01.05.2008, 13:14

Originaltitel: Richy Guitar
Deutschland 1984 (Kinoauswertung 1985)
Regie: Michael Laux
Drehbuch: Michael Laux , Gerold Michel
Darsteller: Jan Vetter alias Farin Urlaub („Richard / Richy“) , Dirk Felsenheimer alias Bela B („Igor“) , Hans Ruge alias Sahnie („Hans“) , Kristina Raschen („Anja“)
Laufzeit: 90 Minuten
FSK: ab 12 Jahren

Bild

Handlung
Richard , kurz Richy genannt , ist ein normaler Jugendlicher – Krach mit den Eltern & kein Bock auf eine geregelte Arbeit. Stattdessen gründet er lieber mit seinen beiden Freunden Igor & Hans sowie wechselnden Saxophonspielern eine Band. Doch auch als Musiker hat man es nicht einfach & vor allen Dingen nicht viel Geld. Dieses ist nämlich immer sehr knapp was zu Spannungen mit seiner Freundin Anja führt. Schließlich hat er die Idee: Er arbeitet als Roadie bei Nena , klaut einen Teil von deren Ausrüstung & macht dann ein illegales Konzert auf der Berliner Avus...

Kritik
Als dieser Film konzipiert & produziert wurde waren Die Ärzte lediglich eine kleine unbekannte Szeneband in Westberlin & beileibe nicht „Die beste Band der Welt“. Es existierten zum Drehzeitpunkt lediglich ein Samplerbeitrag sowie eine kleine 7“EP mit vier Stücken u.a. mit „Teenager Liebe“. Dies erklärt auch warum es relativ wenig Musik von Die Ärzte in diesem Film gibt. Und auch das sämtliche Die Ärzte Mitglieder hier noch mit ihrem Bürgerlichen Namen genannt werden - denn damals waren Die Ärzte noch Hobbymusiker.

Im Sommerloch 1985 musste dann ein junger Nachwuchsredakteur der Jugendzeitschrift Bravo einige Seiten mit Bands füllen , weil es nix großes zu berichten gab. Er wählte u.a. Die Ärzte aus die leeren Seiten zu füllen. So wurden Die Ärzte dann innerhalb weniger Wochen zu Bundesweiten Stars & als der Film in die Kinos kam waren Die Ärzte schon eine bekannte Größe.

Genützt hat es wenig , der Film flopte gnadenlos an der Kinokasse. Es folgten einige TV Ausstrahlungen im Kinderprogramm (???) der ARD (übrigens leicht cut) & der Film versank in der Versenkung. Zudem fanden Die Ärzte den Film schlecht & haben sich dementsprechend nicht dafür eingesetzt , diese „Jugendsünde“ (Zitat Farin Urlaub) weiterhin zu erhalten. Aber Marketingfilm sei Dank kann man sich diesen Kunstgenuss auf DVD antun.

Nun kann man es sich einfach machen & sagen: Musiker + Deutscher Film = Schrott ! Vom Prinzip her stimmt das , aber damit würde man „Richy Guitar“ Unrecht tun. Denn dieser Film macht Spaß. Es wurde hier nicht der gleiche Fehler gemacht wie bei Ähnlichen Machwerken. Hier sind Die Ärzte einfach Die Ärzte , sie spielen sich selbst & müssen nicht so tun als ob sie irgendwelche große Schauspieler wären.

Vieles wirkt Autobiographisch wie die Szenen mit den Eltern die vor kurzen erst im Song „Junge“ noch mal aufgegriffen wurde (inklusive mancher Sätze). Auch der offene Krach mit Bassisten Hans war real , Aussagen wie „Miese Bassisten gibt es wie Sand am Meer“ sollten nur ein Jahr später von der Wirklichkeit überholt werden (Die Ärzte Fans wissen natürlich was gemeint ist).

Von der Handwerklichen Seite her ist das ganze natürlich Trash. Das Drehbuch greift X Handlungsstränge auf & führt nur die Hälfte zu Ende , vieles wirkt improvisiert & auch Behelfsmäßig , von den Schauspielerischen Leistungen (am besten gefiel mir Sahnies böser Blick) reden wir erst gar nicht. Aber eben dies macht den Film so symphatisch – er weiß von seinen Schwächen & gibt nicht vor große Kunst zu sein. Er ist in meine Augen weder eine „Jugendsünde“ noch stimmt der Ratschlag „sich diesen Film besser nicht anzusehen“ (Beides Zitate von Farin Urlaub).

„Richy Guitar“ ist einfach ein netter schön anzusehender Film über Westberlin der frühen 80iger Jahre , als es noch Popper , Yuppies & Punks gab , die Tasse Kakao noch sagenhafte 60 Pfennige gekostet hat & es noch Plattenläden mit großer Auswahl gab (die Plattencover rufen Erinnerungen wach). Keine große Kunst oder gar großes Kino sondern einfach nur lustiger witziger kleiner Film wo halt Musiker mitmachen , die Jahre später die beste Band der Welt werden sollten.

Und mit einem ungewöhnlichen Schluß: Der Film hat kein Happy End bzw ein offenes Happy End. Wie die Story mit Richy & Anja sowie der Band weitergeht bleibt offen. Auch hierdurch hebt sich der Film von ähnlichen Machwerken ab.

Fazit
Sicher – der Film ist Trash. Diletantisch gedreht & geschnitten , mit einem sehr löchrigen Script. Aber der Film macht einfach Spaß , weil er von diesen Schwächen weiß & deshalb nicht mehr vorgibt als er ist. Sicherlich kein Meilenstein aber durchaus ohne Schmerzen ansehbar. Und wer ein Fan von Die Ärzte ist hat die DVD eh schon zu Hause im Regal.

Von ganzen Herzen gibt es ehrliche :liquid7: für den Funfaktor & :liquid4: für die Filmischen Qualitäten - und dabei bin ich noch nicht einmal ein Fan.

Die DVD – die technischen Details
Menü
Texttafel mit Musik – hat jemand etwas anderes erwartet ?

Bild und Ton
Nun gut , bis auf den vielen Schmutz ist das Bild in Ordnung , der Stereoton geht auch noch als akzeptabel durch.

Extras
Diverse Trailer sowie ein Interview mit M. Laux sowie ein dem Schneidetisch zum Opfer gefallener Handlungstrang mit Erläuterung. Ein Interview mit Die Ärzte gibt es nicht.
In der Erstauflage von Marketing gab es laut ofdb noch etwas mehr – u.a. Castingaufnahmen.

Es gibt 3 Auflagen (2 von Marketing mit blauem Cover , eine von Laser Paradise mit weißem Cover) die alle 3 meines Wissens nach OOP sind. Die Zweit- und Drittauflage sind aber noch Neu & OVP im amazon Marketplace für unter 10,00 € zu bekommen.
Auf allen 3 DVD Versionen ist die Langfassung mit der Bauchtanzszene die bei der TV Auswertung geschnitten werden musste (warum auch immer).

Hier noch der Trailer bei YouTube
Der Trailer ist trashiger als der Film

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Vince
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Beitrag von Vince » 01.05.2008, 13:20

Den kenn ich ja sogar szenenweise. Ich hab noch im Gedächtnis, wie Farin irgendwo auf ner Baustelle oder so rumlungert... hat mich dann aber net so interessiert (obwohl ich zu der Zeit der Ärztemucke nicht abgeneigt war) und da hab ichs dann ausgeschaltet.

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Beitrag von gelini71 » 01.05.2008, 13:22

Baustelle stimmt nicht so ganz , es ist eine Lagerhalle mit Zementsäcken die er umstapeln darf.

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Beitrag von Vince » 01.05.2008, 13:23

Ja richtig, das wars. An die Zementsäcke kann ich mich auch noch erinnern. ;)

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Beitrag von freeman » 04.05.2008, 19:19

Himmelherrgott, langsam wird das hier ja so ne richtig echte Trashecke :lol: und ich entdecke immer mehr Filme, bei denen ich förmlich spüre, dass ich die nie sehen will LOL

In diesem Sinne:
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