
Originaltitel: Island, The
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2005
Regie: Michael Bay
Darsteller: Ewan McGregor, Scarlett Johansson, Djimon Hounsou, Steve Buscemi, Sean Bean u.a.
Eine einsame Insel, irgendwo im Nirgendwo. Wer hat noch nicht davon geträumt, einfach mal alles hinzuschmeißen und seinen Lebensabend auf einem einsamen Eiland zu verbringen? Fernab von Alltagssorgen, Finanznöten und Providerwechselproblemen. Am besten wäre es, man nimmt dann auch noch den EINEN Menschen mit, der einem mehr bedeutet als jeder andere und der einen auch liebt (Toll, ich wär dann da ziemlich alleine auf der Insel merke ich gerade) und schon ist man im Paradies.
Von einem derartigen Inselparadies träumen auch Lincoln Six Echo und Jordan Two Delta. Sie leben in einem hermetisch abgeriegelten Komplex, der Zuflucht bietet vor der kontaminierten Außenwelt, in der alles Leben vernichtet wurde. An diesem Hort der Geborgenheit leben sie und noch tausende andere ein scheinbar perfektes Leben. Allerdings ist insbesondere Lincoln alles zu perfekt: Minimalste Abweichungen in seinem Morgenurin werden mit Essenskürzungen bestraft, die Arbeit, die sie verrichten müssen, ist an Stupidität nicht zu überbieten, ständig kommen neue "Mitbewohner" dazu - obwohl es ja kein weiteres Leben mehr auf der Welt gibt! - und um sich nicht gegenseitig mit Gefühlen oder Keimen zu kontaminieren, darf man sich nicht einmal berühren. Am seltsamsten sind allerdings seine allabendlichen Träume, die ihn immer mehr veranlassen, zu hinterfragen, wer er ist und was das alles soll.
Eher zufällig stößt er dann auf das Geheimnis der „Insel“, eine Art Lottogewinn für einige Auserwählte des Komplexes, der einzige angeblich nicht kontaminierte Ort der Welt und somit Ziel allen Strebens in der perfekten Welt von Lincoln und Jordan. In Wirklichkeit ist die „Insel“ ein kleiner Raum, in dem alles Leben endet, in dem die „Mitbewohner“ von Jordan und Lincoln ausgeweidet werden wie Ersatzteillager ... Lincoln und Jordan sind nämlich nur Klone, genetische Abbilder reicher Bonzen, die ihr Leben mit Hilfe der Klone künstlich verlängern wollen. Als Jordan eine Fahrt zur Insel gewinnt, heißt es für beide: Flucht ...
Und jetzt tritt Bay richtig auf die Tube und präsentiert Action vom Allerfeinsten. Eine atemberaubende, immer spannende Tour de Force, bei der es mehr als einmal richtig kracht im Gebälk. Doch auch die Exposition ist nicht zu verachten. Sie bietet einige Ansätze, die einen durchaus ins grübeln verfallen lassen: Ist ein Klon weniger wert als ein Mensch? Was macht uns Menschen menschlich? Wieso kann ein Klon nicht auch menschlich sein? Ist er nicht auch ein Mensch? Das ganze garniert Bay mit herrlichen Bildern. Wenn er zu Beginn Scarlett Johansson wie einen Engel inszeniert, um dann in ein wahres Alptraumszenario überzugehen, weiß man, was einen in den nächsten 2 Stunden 15 Minuten erwarten wird: Ein wahrer Sturm fantastischer Bilder.
Richtig aufgedreht wird ungefähr nach 45 Minuten, wenn die Flucht beginnt und der zu Beginn recht interessante Denk- und Filmansatz erst mal komplett zur Seite geschoben wird. Das ist denn auch der einzige wirklich große Vorwurf, den man den Film machen muss. Zwar greift er die ganzen Ansätze im Ende noch einmal auf und intensiviert sie mit der Figur des Albert Laurent noch einmal, doch im Mittelteil liegen diese komplett brach.
Doch wer wird sich schon allzu sehr beschweren, wenn er gar keine Zeit bekommt, großartig nachzudenken, denn jetzt hat das Hirn Pause und werden Augen und Ohren mit Reizen überflutet. Alles kulminiert in der Actionszene dieses Blockbusterjahres, in deren Verlauf ein Autobahnabschnitt und ein Straßenzug derart in Trümmer gelegt werden, dass man ab und zu meint, man säße in einem Katastrophenfilm. Und wer bei den Autostunts cool im Sessel hocken bleibt, der is vermutlich tot. Unglaublich und vor allem herrlich old School, denn wenn Bay es krachen lässt, dann ziemlich CGI frei und gerade deswegen geraten diese Szenen unglaublicher destruktiver Kraft unglaublich furios. Großen Anteil hat hier freilich auch der über jeden Zweifel erhabene Kameramann Mauro Fiore, der wundervolle Bilder auf den Zuschauer niederprasseln lässt und der treibende Score von Steve Jablonsky (unüberhörbar ein Jünger von Hans Zimmer) setzt dem ganzen dann die Krone auf. In ruhigen Szenen zitiert er zwar eigene Themen aus dem Mission Impossible 2 Score, variiert sie aber ausreichend genug, um etwas eigenständiges zu erschaffen.
Im Showdown schafft es dann Bay seinen „intellektuellen“ Anspruch mit Action zu verbinden. Hätte er es den ganzen Film über geschafft, der Film hätte ganz groß werden können.
Getragen wird der Film von einem unglaublich sympathischen Ewan McGregor, dem die physische Seite der Rolle scheinbar gut gefallen zu haben scheint, denn er ist mit viel Spaß bei der Sache. Doch auch die ungemein zarte (sowas hat man von Bay sicher nicht erwartet) Liebesgeschichte zwischen ihm und Jordan besteht er mit Bravour ... Kunststück, durfte er doch immerhin neben der bezaubernden Scarlett Johansson spielen und abgesehen davon, dass sie eine wundervolle Schauspielerin ist und das hier auch zeigen darf, wurde sie von Bay und Fiore in jeder ihrer Szenen geradezu auf die Leinwand gegossen. Unglaublich! Steve Buscemi hat seine übliche Freakrolle bekommen, sorgt dabei aber für herrliche Lacher zwischen den krachledernen Krawummszenen. Im übrigen kommt auch sonst der Humor nicht zu kurz, denn wenn die beiden Klone eine ihnen unbekannte Welt entdecken, darf auch herzhaft gelacht werden. Sean Beans Rolle des Bösewichtes ist meines Erachtens ein wenig undankbar, da er wieder einmal einen der Bösewichte geben darf, die mir nicht so zusagen: Seine Gefährlichkeit wird in keiner Szene wirklich offensichtlich. Der große Gewinner des Filmes ist meines Erachtens der ungemein charismatische Djimon Hounsou, der eine tolle Performance abliefert und so ziemlich die einzige Rolle spielen darf, die sich auch ein wenig weiterentwickelt.
Kurzum, im großen und ganzen stimmt an diesem Kracher eigentlich alles. Hätte Bay eine bessere Balance zwischen interessanten Plot und Action gefunden, wären 5 Punkte drin gewesen, so gibt es für die grandiose Kamera, die unglaublichste Actionsequenz des Jahres, eine göttliche Scarlett, ein gut aufgelegtes Schauspielerensemble, einen tollen Score und einige interessante Ansätzen immerhin gute

In diesem Sinne:
freeman