Die Teufel bitten zum Tanz

Originaltitel: The Slaughter
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2006
Regie: Jay Lee
Darsteller: Jessica Custodio, Zak Kilberg, Terry Erioski, Adriana Esquivel, Laura Bach, Travis Wood, Billy Beck, Brad Milne, Jen Alex Gonzalez, Brad Milne, Carmit Levité, Eva Derrek
Mit dem Untertitel “Die Teufel bitten zum Tanz” ausgestattet zu sein, bedeutet im Genre Splatter-Horror, mit äußerst prominenten Federn geschmückt zu werden - jenen von Sam Raimi nämlich. Da bauen sich selbstverständlich wie von alleine Erwartungen auf: An Handmade-Effekte, haufenweise Splatstick, innovative Regieeinfälle. Unzählige Auszeichnungen auf dem DVD-Cover schmälern die Erwartungen nicht gerade, auch wenn man nach “Haus der verlorenen Seelen” und Konsorten vorsichtiger geworden ist.
Unter dem prachtvollen Federkleid verbirgt sich dann aber doch wieder kein stolzer Pfau, sondern nur ein mickriges Hühnchen.
Na sicher, in den letzten 20 Minuten geht mal einigermaßen die Post ab, da kulminieren die teilweise sehr ordentlich gelungenen Make Up-Effekte (die zwei besten zeigt das Cover in beschönigter Posterqualität) zu einer feucht-fröhlichen Zombieparade, die zumindest die Motivation zeigt, sich in Over-the-Top-Eskapaden zu ergehen, wie sie durch die Rasenmäherszene aus “Braindead” berühmt wurde. Hierher dann auch die Lobeshymnen aus bestimmten Lagern.




Nur leider machen viele Einzelteile maximal eine Summe, nicht notwendigerweise etwas, das darüber hinausgeht. Da muss sich was zusammensetzen, das “What the F...?!?” im Kopf des Gorehounds muss hervorgekitzelt werden. Die Pioniere Raimi und Jackson haben das mit Liebe zum Detail hingekriegt, was Jay Lee allenfalls hinzukriegen versucht.
An den Effekten per se mag nichts auszusetzen zu sein; das Gequetsche durch ein enges Quadrat mit anschließendem feucht-fröhlichen Eingeweidegekotze und die Luftzug-Häutung im Kamin haben ihren eigenen Charme. Aber erstens bleibt die Qualität auch hier nicht konstant (die Verbrennung zum Beispiel ist erbärmlich schlecht getrickst und auch die Geisterszenen sehen künstlich aus, wobei man letztere fast noch als gewollt künstlich auslegen kann) und zweitens ist stilistisch keine einheitliche Linie zu erkennen. Wenn auf einmal Zombiefressszenen à la Romero auftauchen, fragt man sich, wo das noch eine Hommage an “Evil Dead” sein soll.
Aber das ist ja noch der starke Teil, den man mit ein wenig gutem Willen auch abfeiern kann, zumal ein, zwei Zombies aufgrund ihres kruden Äußeren wirklich Spaß machen. Zudem werden sie durch die Splatstick-Komponente noch fein würzig abgeschmeckt, wenn inzwischen sogar die schnellen Virusschleuder-Zombies (“28 Days Later”, “Dawn of the Dead”-Remake) explizite Erwähnung finden neben den klassischen Schlurf-Zombies und Schwarze-Magie-Zombies. Dazu noch haufenweise weiblicher Nacktheit (der Regisseur drehte anschließend folgerichtig “Zombie Strippers”) und der Fan ist zufrieden.
Schlimm gestalten sich die 50 Minuten zuvor.
Der witzige Prolog erinnert in seiner Mischung aus Dilletanz und Traut-sich-was noch an Ittenbach. Was okay ist. Spätestens beim Bezug der Hütte jedoch zeigt sich, dass der Bezug zu “Evil Dead” nur inhaltlich begründet ist. Die Darsteller sind ein gewaltiges Problem, sie allesamt müssen nachts wohl von der Ausstrahlung eines Bruce Campbell träumen, und die bescheuerten Dialogzeilen lassen sie auch nicht gerade klüger erscheinen.




Am problematischsten gestaltet sich jedoch die zwielichtige Optik. Wenn man schon im digitalen Zeitalter mit selbstgemachten Splattereffekten punkten will und dabei noch betont unernst zur Sache gehen möchte, sollte man für eine bunte, plastische, greifbare Optik sorgen. Das Gegenteil ist der Fall: schale Farbfilter und billig wirkende Digitalaufnahmen lassen es nur selten zu, dass die Behausung (die selbst leider keinerlei Charisma ausstrahlt) Atmosphäre erzeugt.
Dass dann so ewig lange Zeit so gut wie gar nichts geschieht - sieht man mal von sporadischen Erscheinungen des Succubus in Spiegeln, Badewannen oder dunklen Ecken ab - lässt die Geduld schnell auf Null senken.
Was Sam Raimis “Evil Dead” eigentlich auszeichnet, ist die Art und Weise, wie er mit einfachsten Mitteln die originellsten Ideen realisiert. Bei “The Slaughter” sind die Mittel wenigstens ebenbürtig, nur werden sie leider weitestgehend verschenkt.
Da heißt es weiterwarten. Irgendwann muss ja mal wieder was kommen.

Die DVD kommt ungeschnitten (KJ) von AtomikFilms / Ascot Elite. Tonspuren D, E nur in 2.0, als Extras nur eine Trailershow.