The Guard Post
Originaltitel: GP506
Herstellungsland: Südkorea
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: Kong Soo-chang
Darsteller: Cheon Ho-jin, Jo Hyeon-jae, Lee Yeong-hoon, Lee Jeong-heon, Kim Byeong-cheol, Sin Hyeon-tak, Choi Kyoo-hwan, Lee Cheol-hee, Do Byeong-cheol, Koo Seong-hwan, Park Hyeong-jae, Hong Seung-jin
Originalität hat “The Guard Post” schon mal nicht für sich verbucht. Die Anleihen sind so bunt wie zahlreich und prominent: Von “The Thing” über “D-Tox” und die Akte X-Episode “Ice” hin zu “Cabin Fever” geht es hinein in die Krieg-Horror-Genrecrossings “Deathwatch” und “The Bunker”. Auch eine Prise “Basic” mischt mit. Stilistisch lässt sich der südkoreanische Beitrag dabei vor allem in die letzte Kategorie einordnen.
Hauptzutat aller dieser Filme ist das Einpferchen einer Gruppe von Menschen auf begrenztes Areal gemeinsam mit einer unbekannten Bedrohung. Die mit Kriegsszenarien ausgestatteten Filme haben vor allem den Unterschied zu verzeichnen, dass die zentralen Figuren in der Regel zum Kampf ausgebildete Soldaten sind, die sich auch zu wehren wissen. Weniger im Film als vielmehr im Videospiel lässt das ganz andere Strategien zu, den Adrenalinpegel in die Höhe schnellen zu lassen. Die “Silent Hill”-Reihe beispielsweise, sonst bekannt dafür, Normalsterbliche in absurde Lagen zu befördern, hat mit “Silent Hill: Homecoming” mal ein anderes Konzept ausprobiert, indem sich der Spieler als kampferprobter Kriegsveteran mit den Kreaturen auseinander setzen muss. Was bedeutet: Mehr Horror-Action, weniger Suspense.
Wo nun “Death Watch” und “The Bunker” sich mit psychologischen Aspekten befassten - wenn schon nicht real im Skript, so doch metaphorisch im Subtext - so legt “The Guard Post” sein Augenmerk eher darauf, wie die Militäreinheit strategisch damit umgeht, dass ein Soldat nach dem anderen von Viren befallen wird, die sich in Pusteln im Gesichtsbereich sowie plötzlichen aggressiven Ausbrüchen bemerkbar machen.
Getreu des analytisch aufgezogenen Konstrukts wird die Geschichte in Rückblenden erzählt, vorgetragen von einem Überlebenden, der von Blut überströmt mit einer Axt inmitten von Leichen steht und höhnisch grinst, als die Aufklärungseinheit ihn findet.
Praktisch nie jedoch gelingt dem als Horrorthriller aufgebauten Film der Aufbau von Intensität. Gespielt wird sehr viel mit Dingen, die nicht auf der Leinwand geschehen, d.h. die entweder schon geschehen sind - etwa das Auftauchen des besagten blutüberströmten Überlebenden im geröteten Raum - oder die sich zwar onscreen, aber im Dunkeln abspielen. Um die Spielberg-Prämisse “Was man nicht sieht, kurbelt die Phantasie am stärksten an” adäquat umzusetzen, scheinen aber die handwerklichen Fähigkeiten zu fehlen. Weder wirken die Viren wirklich virulent (manchmal sind sie halt plötzlich da) noch sind die Attacken der Durchgedrehten gegen sich selbst oder andere bedrückend. Selbst als eine Gestalt, die früher mal ein Mensch war, stöhnend wie ein Zombie auf einen gesunden Posten zuwackelt und ihm sein zersetztes Gesicht vor die Nase hält, ist man eher damit beschäftigt, die Verarbeitung der Maske zu studieren als sich in seinem Sessel zu vergraben.
Die Erzählkunst dagegen ist ausgebildet genug, um tückische Langeweile zu durchbrechen. Solche lauert erfahrungsgemäß stets dort, wo Ermittelnde einen Vorfall zu rekonstruieren haben und sich mit Theorien und heißer Luft die Lebenszeit um die Ohren schlagen. Den Zuschauer, der ja nur stumm dasitzen kann und nicht mitdiskutieren darf, grenzt das schlimmstenfalls aus. Das geschieht hier nicht. Unaufgeregt wie souverän ist die Regie, eine starke Optik hält obendrein bei Laune und die Schauspielerdarbietungen sind derart westlich, d.h. vor allem overactingfrei angelegt, dass es von der Seite hierzulande wohl kaum Beschwerden geben dürfte. Lagebesprechungen dauern nur kurz, bis der nächste Befallene seinen Kopf gegen die Heizungsrohre donnert oder seine Zähne in einen Schäferhund gräbt.
Schlussendlich ist’s nur eine Fingerübung der Südkoreaner, die der Horror- und Thrillerwelt zurufen: Wir sind noch da. Nichts Neues bringen wir mit, aber vertraut uns Neues an, wir haben die handwerklichen Anlagen, etwas Großes daraus zu machen.
Eigentlich eine Vorgehensweise, für die Hollywood bekannt ist.
Von I-On gibts ein ab 18 freigegebenes Metal Case, bei dem nach meinen Informationen nichts dagegen (aber auch nichts dafür) spricht, dass sie ungeschnitten ist. Bild und Ton sind soweit auf hohem Niveau, wobei im Dunkeln sehr viel verschluckt wird - man sollte den Film nach Möglichkeit schon mit verschlossenen Vorhängen sehen. Ein paar Extras (Behind the Scenes, Trailer, SFX-Making Of etc.) gibts auch.
The Guard Post
- daemonicus
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