
Diese Kritik wurde uns freundlicherweise von StS zur Verfügung gestellt ...
Originaltitel: White Tiger
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1996
Regie: Richard Martin
Darsteller: Gary Daniels, Cary-Hiroyuki Tagawa, Julia Nickson-Soul, Matt Craven u.a.
Ursprünglich wollte man “White Tiger” in Hong Kong unter dem Titel “Tiger Storm” umsetzen, doch irgendwann ging den Produzenten das Geld aus und die Dreharbeiten mussten abgebrochen werden. Später erwarb die Firma „Keystone Entertainment“ die Rechte sowie das abgedrehte Material, um den Film in ihrem Hause fertig zu stellen – aber nachdem man die vorhandenen Szenen gesichtet hatte, entschied man letztendlich, darauf zu verzichten und lieber gleich ganz von vorne zu beginnen. Nur die Beteiligung von Hauptdarsteller Gary Daniels blieb vom ursprünglichen Werk übrig…
Der Stanford-Absolvent und Biochemiker Victor Chow (Cary-Hiroyuki Tagawa) hat eine neue synthetische Droge entwickelt, welche er nun gewinnbringend dem amerikanischen Markt zuführen will. Besorgt um ihre eigenen Geschäfte, reagieren die „alten Bosse“ aus Fernost verärgert und warnen Chow vor möglichen Konsequenzen, doch der lässt sich davon nicht einschüchtern und treibt die Produkteinführung mit Hochdruck voran…
Gleichzeitig werden die beiden DEA-Agenten Mike Ryan (Gary Daniels) und John Grogan (Matt Craven) aus ihrem gemeinsamen Urlaub nach Seattle beordert, wo die örtlichen Behörden von einem stattfindenden Drogendeal unter Beteiligung des Händlers Tang (Max Kirishima) erfahren haben. Wie sich herausstellt, ist Chow dessen Geschäftspartner, und kurz vorm Zugriff kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen den Dealern, worauf Tang mit einer Kugel im Kopf endet und sich die Polizisten inmitten einer ausartenden Schießerei wieder finden. Das Chaos ausnutzend, gelingt es Chow, Grogan als Geisel zu nehmen, und Ryan muss letztendlich machtlos mit ansehen, wie sein Partner regelrecht exekutiert wird und sein Mörder per Schnellboot entkommen kann…
Gegen den Rat seiner Vorgesetzten fliegt Mike daraufhin natürlich nicht zurück, sondern stellt eigene Nachforschungen an – als er nach dem Verlassen eines Clubs in Chinatown, in welchem er die attraktive und geheimnisvolle Jade (Julia Nickson) kennen gelernt hat, angegriffen wird, wähnt er sich auf der richtigen Fährte und lässt fortan erst recht nicht mehr locker. Nervös geworden, versuchen ihn wenig später zwei korrupte Polizisten auszuschalten, doch Mike entgeht dem Anschlag und tötet die Angreifer – nur sind daraufhin auch die Behörden hinter ihm her, da diese von den Nebenbeschäftigungen der Cops nichts wussten. Es bleibt ihm letztendlich keine andere Wahl: Getreu dem Motto „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ muss sich Mike mit den alten Bossen verbünden, um Victor Chow ein für alle Mal zur Strecke zu bringen…
„White Tiger“ ist durch und durch ein klassischer B-Film. Was ihn jedoch über den Durchschnitt hebt, ist die gelungene Art der Inszenierung: Die Kämpfe sind hart und schnell, wobei größtenteils auf unnötigen Zeitlupen-Einsatz verzichtet wurde. Teilweise, wie am Anfang bei der Razzia oder im Rahmen des Showdowns, werden erfreulich lange Actionsequenzen präsentiert, die auch noch an abwechslungsreichen Schauplätzen stattfinden (am Hafen, in Lagerhallen, Tiefgaragen, in einem stillgelegten Krankenhaus sowie auf einem Schiff). Es gibt etliche Fights, eine befriedigende Anzahl explodierender Autos, und am Ende durften sich die Pyrotechniker noch einmal so richtig mit einem aufwändigen Finale austoben. Regisseur Richard Martin („Wounded“) hat alle Elemente solide, recht rasant und mit sicherem Auge (Personen, die sich lässig in Zeitlupe von einem detonierenden Fahrzeug entfernen, sieht der Genre-Fan eigentlich immer gern) umgesetzt, so dass man in diesen Bereichen kaum Kritikpunkte ausmachen kann.
Darstellerisch gibt es sicher keine Preise zu gewinnen, doch Gary Daniels (“Fist of the North Star“/“Fatal Blade“) macht seine Sache gut und kommt erstaunlich lebendig rüber (was bei seinen Filmen nun wirklich nicht immer der Fall ist) – das liegt vielleicht daran, dass „White Tiger“ nicht nur vom Ausgangsmaterial her sein bislang bester Film ist. Jeder Held wäre aber weniger als die Hälfte wert, hätte er keinen nennenswerten Gegenspieler, und in dieser Sache kann man mit Cary-Hiroyuki Tagawa (“Mortal Kombat“/“Art of War“) eigentlich nichts falsch machen – zwar hat er derartige Rollen schon zuhauf gespielt, doch auch hier liefert er erneut eine charismatische Leistung ab, weshalb man gern über diese Tatsache hinwegsieht. Julia Nickson-Soul (“Rambo 2“/“Double Dragon“) und Matt Craven (“K2“/“the Final Cut“) runden schließlich das solide Ensemble ab.
Man kann jedoch nicht darüber hinwegsehen, dass es trotzdem einige Kritikpunkte anzuführen gibt: Die Charaktere sind durch die Bank eindimensional, die Handlung bewegt sich mit dem „Partner wird getötet = persönliche Vergeltung“-Motiv entlang des unteren Standards, und einige Aspekte sind einfach nicht gut ausgearbeitet worden – wie etwa, warum Mike gerade zufällig die Attentäterin Jade im Club anspricht, warum er sich schon wenig später vertrauensvoll an sie wendet, obwohl sie sich eigentlich gar nicht kennen, warum die Cops ihn nach der Schießerei mit den korrupten Beamten zwar angeblich suchen, es aber danach keine Szene mehr mit diesem Inhalt gibt und so weiter. Eigentlich schade, denn mit einer besser ausgearbeiteten Story hätte der Film dank seiner Inszenierung locker das Zeug zu einem Mini-B-Film-Klassiker gehabt – so verhindert die (trotz kleinerer Twists) allgemeine Vorhersehbarkeit der Handlung jedoch das wirksame Aufkommen echter Spannung.
Fazit: „White Tiger“ ist ein klassischer Vertreter des 90er-Jahre-Actiongenres, der aufgrund seiner guten Umsetzung sowie der beiden charismatischen Gegenspieler im oberen Bereich der B-Film-Güteklasse einzuordnen ist …
Ungeschnitten kommt die deutsche DVD von Laser Paradise daher, die Qualität ist ... naja, LP halt ;-)
