Fighting Tiger

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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freeman
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Fighting Tiger

Beitrag von freeman » 02.07.2009, 10:52

Fighting Tiger

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Originaltitel: Kinta
Herstellungsland: Malaysia
Erscheinungsjahr: 2008
Regie: C.L. Hor
Darsteller: David Bao, Michael Chin, Robin Ho, Zulkifli Ismail, Patrick Teoh, Kuan Fei Jun, Anita Kwan, Shawn Lee, Albert Yuen u.a.

Chile drängte mit seinem fantasievollen Kickerstreifen Kiltro ins internationale Rampenlicht und Vietnam schickte den höchst gelungenen The Rebel in die Spur, um auf seine Filmindustrie aufmerksam zu machen. Nun schickt sich das ebenfalls nicht unbedingt als Actionfilmnation bekannte Malaysia an, den Filmfans auf der Welt zu zeigen, wo der Prügelbauer den Most holt. Das Ergebnis heißt Kinta und wurde in unseren Breiten auf den „tollen“ Titel Fighting Tiger getauft.

Darin fabuliert man von einer Zeit, als Malaysia in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit rückte, weil man in dem Land gigantische Zinnvorkommen ausgemacht hatte, an dem sich vor allem die ohnehin Reichen des Landes noch gesünder stoßen konnten, während die Armut das restliche Land weiterhin in ihrem eisernen Griff hielt. Dennoch setzte ein richtiger Zinnrausch ein und sogar Chinesen drängten in das Land, um hier ihr Glück zu machen. Was sie erwartete, war aber nicht mehr und nicht weniger als Fronarbeit zu lächerlichen Löhnen und ein menschenunwürdiges Leben. Als sich der Vorarbeiter einer Gruppe Chinesen an den Besitzer einer Zinngrube wendet, um die Lebensbedingungen für seine Arbeiter zu verbessern, lässt der Grubenbesitzer alle Chinesen meucheln und durch andere, noch billigere Arbeitskräfte ersetzen. Nur der Vorarbeiter und vier besonders geübte Kung Fu Fighter überleben das Massaker und schwören Rache. Als der Grubenbesitzer ein Turnier ausschreibt, bei dem über einen Martial Arts Wettkampf der neue Grubenvorarbeiter bestimmt werden soll, scheint die Stunde der Rachsüchtigen gekommen zu sein ...

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Dass Kinta von Anbeginn an als Prestigeproduktion des jungen Filmlandes Malaysia geplant war, sieht man in jeder einzelnen Einstellung des Filmes. Leider bricht der Film unter dieser selbstauferlegten Last komplett zusammen. Das Drehbuch und die letztendliche Story ist eine wirre Abfolge von Einzelszenen, die nie ineinander greifen wollen und vollkommen zerfahrenes Stückwerk zur Folge haben. Zu Beginn scheint alles noch in Ordnung. Die Grundsituation wird etabliert, das Massaker steigt und man lehnt sich wohlig lächelnd in seinem Sessel zurück, beseelt von der Ahnung, dass die nächsten Minuten sehr unterhaltsam werden könnten.

Doch dann steigt eine ellenlange Rückblende, die dem Film überhaupt nichts bringt und nur noch einmal erklärt, was aufgrund der bisher gezeigten Geschehnisse bereits offensichtlich war. Dann beginnen in der Rückblende noch weitere Rückblenden, man switcht in die Gegenwart, wieder Flashbacks, dann eine ins Leere laufende Liebesgeschichte und irgendwann hat man als Zuschauer keinerlei Ahnung mehr, was nun eigentlich gerade auf dem Bildschirm abgeht bzw. wer da nun gegen wen intrigiert. Hoffnungslos verloren und angeödet ist man fortan dabei, wie der Film immer und immer länger wird, ohne so richtig zum Punkt zu kommen. Wenn dann auf einmal aus heiterem Himmel angedeutet wird, dass ein Martial Arts Turnier stattfinden soll, steigt die Aufmerksamkeit blitzartig an.

Doch entgegen aller Hoffnungen kommt Kinta immer noch nicht zu Potte! Es wird eine absolut lächerliche und aus dem Nichts kommende Intrige gesponnen, die die vier Kampfkunstfreunde entzweit, es wird wieder ewig gelabert und wieder passiert ... nichts! Die letzten zehn Minuten geschieht dann, was eigentlich schon vor 30 Minuten hätte erfolgen sollen: Die Action steigt ... und enttäuscht ...

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Zwar zog man für die Action die Creme de la Creme der Kampfsportkunst zusammen (mehrere Wushu und Tai Chi Meister!), lässt diese aber nie von der Leine! Die Choreographien des verantwortlichen Choreographen Chin Kar Lok sind zwar wundervoll geerdet und direkt, lassen aber jegliche Finessen oder spektakuläre Moves komplett missen. Gerade im Showdown hätte er einfach mehr zeigen müssen, zumal vor allem der Tiger Darsteller Michael Chin hier überdeutlich andeutet, was ginge, wenn er nur dürfte. Und so kommt nie echte Begeisterung auf und die berühmten Momente, bei denen man im Sessel sitzt und die härtesten Kicks und Schläge nachfühlt oder durch Zucken des eigenen Körpers noch verstärkt, bleiben komplett aus. Zudem hatte man die seltsame Idee, per Computer ein wenig CGI Blut einzufügen. Selbiges mutet weniger wie Blut denn wie gezeichnete Farbkleckse an und verleiht den überwiegend brutal harten Fights eine comiceske Anmutung, die obendrein null mit dem angeschlagenen düsteren Grundton des Filmes harmonisiert. Verschenkt.

Gerade im Schauspielbereich wird ganz offensichtlich, wie verfahren das ganze Projekt Kinta letztlich eben ist ... Die Hauptdarsteller sind durchweg Kampfsportler, die nicht das machen dürfen, was sie können und stattdessen machen müssen, was sie nicht können. Die Folge ist Overacting und eine wenig glaubwürdige Figurenentwicklung. Die Nichtkampfsportler im Cast beschränken sich zumeist auf irres Gelächter (die Bösen) und auf schmachtende Blicke (die Damenwelt). Wirklich positiv kann man eigentlich nur den bereits erwähnten Tiger Darsteller Michael Chin hervorheben, weil man spürt, dass da unter der jugendlich braven Oberfläche ein kleiner Kampfsportvulkan brodelt.

Darsteller schlecht, Action für die Tonne und die Story kann nichts. Im Grunde das Todesurteil für jeden Film, doch Fighting Tiger hat zumindest einen Punkt, in dem man so gut wie alles richtig macht. Denn rein vom technischen her ist der Streifen ein megaedles Brett mit tollen Kamerafahrten (sehr häufig kamen auch Kamerakräne zum Einsatz!), einem saucoolen Animationsintro, hochwertigen Braunfilterbildern und einem in den Actionszenen dynamischen, niemals die Übersicht nehmenden Schnitt. Auch der unter den Bildern tönende Soundtrack macht mit ein paar starken Songs richtig Laune, lässt die Action druckvoller geraten und macht vor allem das irre, turniervorbereitende Training zu einem echten Erlebnis.

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Dennoch ist Fighting Tiger / Kinta eine Prestigeproduktion, die nicht wirklich neugierig auf weitere filmische Ausstöße des Herkunftslandes macht. Zwar ging der Film im Laufe des Produktionsprozesses buchstäblich durch die Hölle (Mehrere Schnitt- und Drehbuchfassungen, Anpassungen auf den finanziell wichtigen westlichen Markt und und und), was es schwer macht, ihm richtig böse zu sein, letztlich ist das Ergebnis aber nur enttäuschend. Die Story ist komplett zerfahren, der elend schmierige Off Kommentar und die Off Selbstgespräche der Hauptfiguren sind komplett lächerlich, die Action will einfach nicht rocken und die Darsteller sind durchweg komplett überfordert. Zumindest hinsichtlich der technischen Belange ist Kinta großartig ... Leider wird letztendlich viel zu wenig Blendwerk abgefeuert, um den Film wirklich gut finden zu können ...
:liquid4:

Die deutsche DVD kommt von Sunfilm, ist mit einer FSK 16 uncut und für eine Prestigeproduktion mehr als mau ausgestattet.

In diesem Sinne:
freeman
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Beitrag von SFI » 02.07.2009, 15:38

Danke fürs Review, den streiche ich dann direkt von meiner Leihliste! :lol:
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„Fate: Protects fools, little children and ships named Enterprise.“

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