
Originaltitel: Blackjack
Herstellungsland: Kanada/USA
Erscheinungsjahr: 1998
Regie: John Woo
Darsteller: Dolph Lundgren, Kate Vernon, Phillip MacKenzie, Kam Heskin, Fred Williamson, Padraigin Murphy, Tony De Santis, Albert Schultz, Andrew Jackson, Janet Bailey, Saul Rubinek, Peter Keleghan u.a.
Jack Devlin, wegen seines Kartenticks auch "Black Jack" genannt, ist Sicherheitsexperte für Personenschutz. Der Ex-US-Marshall wird damit beauftragt, die einzige Tochter eines milliardenschweren Casinobesitzers aus den Fängen russischer Entführer zu befreien. Devlin fährt sämtliche Geschütze auf und es gelingt ihm, die zu allem entschlossenen Kidnapper in einem Kampf zu eliminieren. Jahre später, Devlin hat sich bereits aus seinem Job zurückgezogen, steht Jack einer erneute Herausforderung bevor. Es geht um das Leben der hochdotierten Laufstegprinzessin Cinder James, die von einem hartnäckigen Psychopathen bedrängt wird. Dummerweise kennt der Bösewicht auch die einzige Schwäche seines Gegners: Der "Schwarze Jack" kann kein Weiss sehen. Dieses Mal soll es die härteste Herausforderung seines Lebens werden.
Nachdem Action-Spezialist John Woo mit dem grandiosen Actionspektakel „Face/Off“ Publikum und Kritiker gleichermassen entzückt hat, entschied er sich dafür, einen TV-Film mit Dolph Lundgren in der Hauptrolle zu drehen.
Die Gründe dafür sind mir völlig unbekannt, zumal Woo nach dem Kinoerfolg sicher nicht am Hungertuch nagte. Das ist aber nicht das erste Mal, dass er sich nach einem Kinofilm an eine Low-Budget-Produktion heranwagt; nach dem Actionknaller „Broken Arrow“, entschliess er sich den TV-Film „John Woo’s The Thief“ zu drehen, welchen man zugleich auch zu seinen Karriere-Tiefpunkten zählen kann.
Überraschenderweise hat mir „Blackjack“ hingegen soweit ganz gut gefallen. Mit Dolph Lundgren in der Hauptrolle als Jack Devlin hat Woo zwar keinen Meister der Schauspielkunst, aber definitiv einen charismatischen und für die Rolle absolut ausreichend spielenden Darsteller gefunden. Gerade in diesem Film wirkt Lundgren ziemlich symphatisch und überzeugt auch in den Actionszenen. Auch das zentrale Problem der Rolle, die Angst vor der Farbe Weiss, kann Lundgren glaubhaft rüberbringen. Mit der Zeit nerven zwar die ständigen „Weiss-Attacken“ etwas, dafür kann Lundgren aber nichts, denn das Drehbuch wollte es nun mal so.
Die Geschichte, kreiert von Peter Lance (u.a. „Miami Vice, „Walker, Texas Ranger“), ist ohnehin eine ziemlich unoriginelle und wenig glaubhafte Angelegenheit. Das ist sie in vielen anderen Actionfilmen, gerade vom Meister Woo selbst, aber auch und somit kann man gut darüber hinwegsehen. Die guten Nebendarsteller (köstlich: Jack Devlins Kumpel, der „Pirat“) und John Woo’s Inszenierung können dem recht schwachen Drehbuch relativ gut entgegensteuern. Gerade die Kameraführung ist für ein solches TV-Filmchen recht hochwertig geraten.
Das Wichtigste bei einem John Woo oder Dolph Lundgren Streifen ist natürlich die Action und diese kann sich durchaus sehen lassen. Leider bietet der Film nur am Anfang und in der Mitte zwei längere Schiessereien, was leider zu wenig ist. Diese sind aber gut gemacht und zeugen einmal mehr von Woo’s Talent. Der Blutpegel hält sich dabei zwar sehr in Grenzen (die FSK 18 ist doch eher ein Witz), doch die Auseinandersetzungen sind gewohnt furios choreographiert und bieten wie immer schicke Zeitlupensequenzen. Hübsche Explosionen, ein paar Stunts mit Motorrädern und das typische beidhändige Ballern fehlen selbstverständlich auch nicht. Die erste Schiesserei findet zudem in einer Villa statt, es gibt kaum eine Vase oder einen Tisch der während der Auseinandersetzung unversehrt bleibt. Lustige Einfälle wie ein Trampolin als Absprunghilfe bereichern den guten Gesamteindruck noch.
Einzig die für Woo ebenfalls typischen Merkmale, die weissen Tauben, blieben dem Film fern. Vermutlich hat das Budget dann nicht mehr für Vogelfutter gereicht, dabei hätten sie im Finale in der Kirche optisch wie auch von der Geschichte her ganz gut gepasst, da sie bei Woo ja bekanntlich immer weiss (!) sind.
Der Showdown selber ist leider eine kleine Enttäuschung, da er doch arg vorhersehbar ist und nur sehr wenige Schusswechsel bietet, auch wenn diese gewohnt schick ausgefallen sind.
Die musikalische Untermahlung des Filmes ist leider etwas lustlos geworden und schnell wieder vergessen, auch wenn ich schon schlechteres gehört habe.
Fazit: Wer von John Woo’s Action nicht genug kriegen kann, dem sei auch dieser Film empfohlen, auch wenn die Action gerade in der zweiten Hälfte definitiv mehr sein könnte und der Film gut 15 Minuten zu lange geraten ist. Das Ganze ist natürlich nichts im Vergleich zu einer Bombe wie Van Dammes „Harte Ziele“, für einen TV-Film allerdings ist "Blackjack" ein respektables Ergebnis.
Gute

Die deutsche DVD von Splendid ist ungeschnitten und bietet eine gute Bild- und Tonqualität, aber bis auf ein nettes animiertes Menü und eine Trailershow zu anderen Veröffentlichungen der Firma sind leider keine weiteren Extras vorhanden.

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John_Clark ergänzt:
Der Taubenmann John Woo war 1997 wohl auf einem ersten Höhepunkt seines US-Schaffens angelangt. "Face/Off" war ein Riesenerfolg und machte den Namen seines Regisseurs nun auch in Europa und den USA Flächendeckend bekannt. Ein Jahr später folgte ein äusserst unkonventioneller Schritt, denn Woos nächstes Projekt war kein weiterer Action-Blockbuster, sondern ein kleiner TV-Film...
Inhalt:
Jack Devlin (Dolph Lundgren), wegen seines Kartenticks auch "Black Jack" genannt, ist Sicherheitsexperte für Personenschutz. Der Ex-US-Marshall wird damit beauftragt, die einzige Tochter eines milliardenschweren Casinobesitzers aus den Fängen russischer Entführer zu befreien. Devlin fährt sämtliche Geschütze auf und es gelingt ihm, die zu allem entschlossenen Kidnapper in einem Kampf zu eliminieren. Jahre später, Devlin hat sich bereits aus seinem Job zurückgezogen, steht Jack einer erneute Herausforderung bevor. Es geht um das Leben der hochdotierten Laufstegprinzessin Cinder James, die von einem hartnäckigen Psychopathen bedrängt wird. Dummerweise kennt der Bösewicht auch die einzige Schwäche seines Gegners: Der "Schwarze Jack" kann kein Weiß sehen. Dieses Mal soll es die härteste Herausforderung seines Lebens werden.
Ein äusserst mutiger Schritt von John Woo, hier nicht dem naheliegenden Pfad von Fortsetzungen oder weiteren Krachern zu gehen, sondern einfach einen kleinen TV-Film zu drehen - dieser jedoch dank des Hauptdarstellers äusserst interessant besetzt: Dolph Lundgren
Der in Stockholm geborene Lundgren hatte gerade einen guten Lauf und konnte mit Filmen wie "The Peacekeeper", "The Shooter" oder "Silent Trigger" die Bedürfnisse der Actionfreunde befriedigen. John Woo meets Dolph Lundgren - eigentlich ein Highlight für jeden Actionfreund...
Zuerst muss gesagt werden, dass ein TV-Film natürlich nicht gleich bewertet werden kann wie eine grosse Kinoproduktion. Speziell nach "Face/Off" war die Erwartungshaltung der Fans bezüglich "Blackjack" natürlich äusserst hoch. Konnte ein TV-Film dieser gerecht werden?
Der Look des TV-Films belastet den Film jedenfalls während der ersten paar Sekunden. Die Titelcredits, die Musik, ein ungutes Gefühl stieg in mir hoch. Doch meine Laune stieg bald, präsentierte uns "Blackjack" zu Beginn eine interessante Story und ein erster Auftritt von Lundgren, der einfach nur als cool zu bezeichnen ist. Die erste Actionsequenz lässt auch nicht lange auf sich warten und zeigt bis auf die fehlende Taube all das, was John Woo ausmacht: Perfekt choreografierte Action. Ich wurde Zeuge eines kleinen aber feinen Gewaltballetts. Lundgren ballert sich da durch eine zwar nicht so grosse Anzahl an Bad Guys, aber dafür sah das ganze richtig gut aus, gefolgt von einer feinen abschliessenden Explosion. Für einen TV-Film ein richtig geiler Einstieg.
Leider fehlte danach der Drive - und vorallem etwas Kontinuität im Drehbuch. Die Story ging irgendwie an mir vorbei und neue Plots machten den Film irgendwie zäh. Zudem machte sich die Action doch ziemlich rar. Wenigstens machten die meisten Figuren die Story nicht gänzlich uninteressant und Lundgren war der Fels in der Brandung, nur seine "Farbe Weiss Phobie" war gegen Ende ein wenig zuviel des Guten.
Fazit: Für einen TV-Streifen nicht schlecht. Für Woo- oder Actionfans sowieso ein Muss - für den Mainstreamer ist das aber nichts.
