
Originaltitel: Plato's Run
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1997
Regie: James Becket
Darsteller: Gary Busey, Roy Scheider, Steven Bauer, Jeff Speakman, Tiani Warden, Maggie Myatt, Horacio Le Don, Doug DeLuca, Deborah Magdalena, Melanie Chartoff u.a.
Plato Smith ist ein Ex Navy Seal und verdient heute sein Geld vornehmlich mit dem Beräumen von Minen in Krisengebieten. Da kommt eines Tages eine dralle reiche Möchtegern Femme Fatale auf ihn zu und bittet ihn, zwei flüchtige Gefangene von dem kubanischen Eiland zu retten. Aufgrund des versprochenen Geldes sagt Plato zu und stürzt sich mit Eifer in die Aufgabe. Leider kann er nur einen der beiden Flüchtlinge nach Amerika bringen und dieser erschießt obendrein in Platos Anwesenheit den Auftraggeber! Der Killer manipuliert freilich alles so, dass es so scheint, als sei Plato der Mörder. Plato kann zwar fliehen, wird nun aber von den Mannen des Auftraggebers ebenso gejagt, wie von dem Killer, der von seinem Auftraggeber den Auftrag erhalten hat, alle Zeugen auszuschalten ...
Die Jagd hat begonnen und die Langeweile beginnt zu grassieren. Denn was man hier geboten bekommt, kann ich euch jeden Morgen aus dem Kaffeesatz meines Guten Morgen Trunks lesen, ohne mich groß anstrengen zu müssen. Ok, auf den Namen Plato würde ich nicht sofort kommen, der Rest ist aber so vorhersehbar und klischeeverpfropft, dass man nach fünf Minuten Laufzeit bereits weiß, was hier die nächsten 85 Minuten noch alles Witziges passieren wird. Dementsprechend unterhaltsam gestaltet sich der weitere Verlauf und dementsprechend flach verläuft der Spannungsbogen. Glücklicherweise hat der Film nach doch recht langen 60 Minuten ein Einsehen und reiht nur noch spannenden Moment an spannenden Moment. Mist, jetzt hab ich die Anführungszeichen vergessen

Parallel schnetzelt sich unser Jeff Speakman durch die Goons des Oberbädasses, bei dem man bis zum Ende nicht weißt, warum er macht, was er macht. War vermutlich das Drehbuchpapier alle und kein Platz mehr für ein Motiv. Der Oberbösewicht mit dem kultigen Namen Senarkian wird von Roy Scheider gegeben, der irgendwie so ziemlich mit allen B-Moviehelden schon einmal gespielt zu haben scheint. Hier spielt er, als stünde die Limousine nach Hause schon parat, alleine seine Gegenwart verleiht dem Bösewicht aber schon so etwas wie eine charismatische Präsenz. Und das kann man eigentlich fast allen wichtigen Figuren anerkennen, hat man hier doch auf einen recht ansehnlichen Cast zurückgegriffen. Plato wird von Gary Busey gegeben, der hier permanent zwischen gelangweilt und überengagiert hin und her schwankt. Sein bester Kumpel Sam wird von Steven Bauer gespielt, der die sympathischste Performance für sich verbuchen kann und in seinen Auftritten den teilweise überdrehenden Gary Busey wieder erdet. Jeff Speakman als Einmanarmee Dominick, der mit Sam und Plato gemeinsam durch dick und dünn geht, wird nur herangezogen, wenn es knallt. Ansonsten hat der gute Jeff in diesem Film massive Funkstille. Von seinen Fähigkeiten darf er dann gleich mal gar nichts zeigen. Ein kleiner Kick und ansonsten Geschlitze und Gesteche mit Messern oder Handfeuerwaffeneinsatz unterfordern das Prügelgewitter Speakman extrem.
Was bleibt ist ein eher lahmer Streifen aus dem Speakman Ouevre, in dem er eh nur die 3. oder 4. Geige spielt. Das uninspirierte Actionthrillerchen ist einfach zu belanglos und schon zu oft gesehen, als das es irgendwie den Zuschauer begeistern könnte. Zumindest kann der Film mit netten Explosionen, einem ordentlichen, wenn auch unterforderten Cast und dem Schauplatz Miami und der damit verbundenen Optik punkten.

Die deutsche DVD von CTI ist mit einer FSK 16 uncut und kommt in netter Bild- und Tonqualität!
In diesem Sinne:
freeman
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John_Clark macht auch auf Platonisch:
Es sah nach einem Routineauftrag für einen Spezialisten aus. Zwei Häftlinge sollen aus Cuba befreit werden. Doch dann merkt Ex-Navy Seal Plato Smith (Gary Busey), daß weit mehr hinter der Sache steckt, und daß er plötzlich selbst auf der Abschußliste steht. Jetzt kämpft er für die Wahrheit - und ums nackte Überleben...
Gary Busey - vorallem bekannt für seine Parts als Bösewicht in diversen Actionkrachern wie "Lethal Weapon" und "Under Siege", bekam in diesem Steifen der Produktionsschmiede Nu Image die Chance, mal einen Film alleine zu tragen. Diesmal auf der guten Seite des Gesetzes. Busey, der schon mal für den Oscar und den Golden Globe nominiert war, ist wahrlich kein schlechter Schauspieler. War es vielleicht wirklich das Alter, was ihn dazu brachte, die Hauptrolle in "Plato's Run" zu übernehmen, so ganz nach dem Motto "Ich werde alt und brauche das Geld"? Zudem scheinte auch Busey das Seagal-Syndrom erfasst zu haben, musste der blonde Prügelknabe hier doch seinen vergrösserten Bauch unter ziemlich hässlichen XXL-Shirts verstecken. Busey sah aus, als würde er mit Charlie Harper aus "Two and a Half Men" einkaufen gehen.
Neben Gary Busey agiert Steven Bauer als sein Kampfpartner, was leider nicht so supertoll rüberkommt, wirkte Bauer stellenweise zu sehr "overactend". Martial Arts-Experte Jeff Speakman kommt den beiden bei einigen Gefechten zur Hilfe, konnte jedoch keinen wirklich bleibenden Eindruck hinterlassen und seine Karatemoves so gut wie gar nicht demonstrieren.
Auf Seiten der Bad Guys gibt es vorallem Roy Scheider zu bewundern, der leider Anfang 2008 viel zu früh verstorben ist und vielen Filmliebhabern noch ein Begriff sein sollte, spielte er doch in grossartigen Filmen wie "The French Connection" und "Jaws" mit. Zudem wurde er in den Neunzigern zum Captain Picard der Meere in seiner Rolle als Nathan Bridger in SeaQuest DSV. In "Plato's Run" spielt er den bösen Oberschurken leider auf Autopilot. Aber alleine seine Anwesenheit gibt dem Bösen ein Charakter und eine Prise Unberechenbarkeit. Unter dem Strich jedoch Arbeit von der Stange von Mr. Scheider.
In einer kleinen Nebenrolle, und eigentlich kaum der Rede wert, ist Melanie Chartoff zu bewundern. Erwähnung verdient sie nur, da sie damals Anfang der Neunziger die Nemesis von Parker Lewis in der gleichnamigen Serie dargestellt hatte. Das Wiedersehen mit Chartoff hier in "Plato's Run" hat mich wirklich erfreut, hat sich die Dame im TV doch ziemlich rar gemacht.
Was dem Film eindeutig fehlt, ist ein gescheites Drehbuch. Absolut uninspiriert tuckert die Geschichte voran. Man muss sich echt bemühen um beim Zuschauen nicht zum nächstbesten Buch zu greifen oder einfach stets ein wenig nach vorne zu spulen. War das Intro und die ersten fünfzehn Minuten des Films noch recht vielversprechend, wurde der Mittelteil einfach nur langatmig. Erst gegen Ende des Films kann die Geschichte noch ein wenig fahrt aufnehmen. Das Ende kann man sogar als ziemlich gut gelungen betrachten.
Die Action... ja, da happerts ein wenig. Regisseur Becket hat sich sichtlich bemüht, aber rocken tut's nicht. Zu harmlos das Geballer, zu uninteressant choreografiert die Hand-to-Hand Action.
Fazit: Ein guter Film ist "Plato's Run" nicht geworden. Leicht unterhaltsam, mit einem motivierten Gary Busey, einem anwesenden Roy Scheider und einem ordentlichen Showdown ausgestattet, kann man den Film höchstens dem wirklich auserwählten Volk der B-Movie-Fanatiker zum Schauen anbieten. Doch auch die werden wohl leicht enttäuscht sein.
