Gestern Abend bei "Once Upon A Time In Hollywood" dann fast das gleiche Muster, nur mit einer etwa 60-Jährigen anstatt eines kleinen Kindes. Riesiger Kinosaal, fast ausverkauft, alle ruhig (bzw. nur mal kollektiv gelacht, wenn es was Witziges auf der Leinwand gab). Aber ausgerechnet hinter uns muss sich natürlich mal wieder jemand parken, der meint, alle 2 Minuten irgendeinen Kommentar abzulassen.Ich musste leider gestern eine Nachmittagsvorstellung nehmen wegen auslaufender Gutscheine und prompt hat mir ein nerviges Gör in der Reihe hinter mir den kompletten Film kaputtgemacht. Eintauchen in die Handlung war unmöglich. Zweimal alle fünf Minuten eine Nachfrage an die Mutter, wer da denn jetzt wer ist und was die gerade machen. "Wer ist Natasha?" "Warum tun die das?" "Wieso blutet der?" Die Mutter antwortet dann jedes Mal wie automatisiert mit einem halbgaren "Pscht". Hat dann auch nicht wirklich was gebracht. Lief dann gegen Ende so: "Ich hab Durst!" "Pscht" "Wann krieg ich denn was zu trinken?" "Pscht" "Uaaaarghhhhhh!" "Pscht" "Ja tschuldige ich bin halt müde." Wenn mein Kind offensichtlich mit der Handlung überfordert ist (die Nachfragen haben dann auch gezeigt, dass es mit den verschiedenen Zeitebenen nichts anfangen konnte) und mit der Laufzeit (je länger es dauerte, desto mehr wurde gejammert), dann schlepp ich es auch nicht ins Kino.
Zunächst kam sie, während schon Werbung lief, schwer atmend (offensichtlich starke Raucherin, weil den kompletten Film über kratziger Auswurf gespien wurde und ich Angst haben musste, dass irgendwas in meinem Nacken landet) und hockte sich in die Reihe hinter uns. Als sie die komplette Werbung über mit ihrem (wesentlich stilleren) Begleiter quatschte, schwante mir schon Übles, aber während der Werbung komme ich damit noch klar. Es gab noch Hoffnung, dass sie mit Filmstart versiegen würde.
Aber denkste. Es hat 2 Minuten gedauert, da ging es los. Bei jeder Szene, ob sie nun auf witzig getrimmt war oder etwas Nachdenkliches transportiert werden sollte, kam aus der hinteren Reihe ein heiteres Hexenkichern (mir kamen tatsächlich kleine Kinder in Kochtöpfen in den Sinn). Wann immer irgendwas Sexuelles im Filmdialog landete ("wollen wir ficken?" "soll ich dir einen blasen" "du wirst ihn ziemlich rütteln müssen, ich habe ihn eben halb tot gefickt") wurde besonders laut gekichert. Man hätte meinen sollen, es mit einer 14-Jährigen zu tun zu haben und nicht mit einer erwachsenen Frau.
Als dann die Manson-Clique ins Bild kam, wurde auch deutlich, dass die Besucherin wohl hauptsächlich an der Manson-Story interessiert war (womöglich in der Jugend selbst miterlebt) und mit Tarantino an sich nicht besonders viel zu tun hatte. Als die ersten Hippies auf der Straße lungerten, kam von hinten auf Anhieb in ungebremster Lautstärke ("ach, da sind sie ja" Begleiter: "ja". Sie: "Die Mansons. Haste dir auch schon gedacht?" Begleiter: "Ja. So lass mich jetzt mal weitergucken"). Sie dann mal 3 Minuten still anstatt nur 2.
Dann wurde sie hibbelig. Irgendwann kletterte sie dann vom Sitz und schlurfte die Treppe runter zum Ausgang. Zehn Minuten später kam sie zurück und setzte sich mit dem Atemrhythmus eines 500-Meter-Sprinters nach Zieleinlauf wieder hin und atmete mindestens 10 Minuten lang so schwer, dass sich die komplette Reihe nach ihr umsah. Als sie dann wieder genug Luft hatte, ging das große Kommentieren weiter - bis, ja bis sie von ihrem klingelnden Handy unterbrochen wurde (dabei wies doch die M&M's Werbung darauf hin, das Handy auszumachen, Mensch...). Blöderweise konnte sie es in ihrer riesigen Handtasche nicht finden und der Anrufer dachte auch gar nicht daran, wieder aufzulegen. Sie kramt also und kramt und kramt, bis sie es endlich rauszieht. Das ungedämpfte Klingeln jetzt viel lauter, bis sie endlich den Aus-Knopf gefunden hat.
Irgendwann sind wir dann im Finale angelangt, wo Tarantino dann die Sau rauslässt. Sie jubiliert, das Hexengekrächze nimmt gar beängstigende Ausmaße an. Ihr Glück, dass zu diesem Zeitpunkt der komplette Kinosaal aus dem Häuschen ist, so haben es nur ihre direkten Sitznachbarn mitbekommen. "Genau darauf habe ich die ganze Zeit gewartet", jubelt sie. Und in der Tat. Kaum ist die Eskalation vorbei, verschwindet sie mit ihrem armen Begleiter im Schlepptau auf Nimmerwiedersehen. Einerseits bin ich erleichtert, andererseits ist der Film zu diesem Zeitpunkt eh fast vorbei und ich denke mir nur: Okay, nachdem sie den anderen Besuchern jeglichen Respekt verwehrt hat, verwehrt sie ihn nun auch noch dem Film. Passt irgendwie.
Schade aber, dass sie den Abspann nicht mehr mitbekommen hat. Das mit dem "kratzfrei" wäre ein prima Tipp für sie gewesen. Vielleicht das nächste Mal Red Apple ausprobieren.