Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Welche neuen Blockbuster versprechen viel und taugen wenig? Was gibt es Neues im Actionfilmsektor?
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Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von SFI » 01.06.2021, 16:07

Ich hatte vorletzte Nacht einen außergewöhnlichen Traum, in dem mir X auftrug einen deutschen Actionfilm zu drehen und ich das mit dem Argument ausschlug, dies sei in Deutschland unmöglich. :lol: Mal von neuerlichen C-Movies abgesehen, warum gibt es in Deutschland keine klassischen Actionfilme/Blockbuster wie sie alle Welt zelebriert, ob man nun wie seinerzeit in Südkorea Hollywood kopiert, sei mal außen vorgenommen. Selbst die kleinsten europäischen Länder schaffen visuelle und inszenatorische Leckerbissen. Vielleicht auch mal anders gefragt, was müsste in Deutschland passieren und was bräuchte es in Deutschland, damit ein Actionfilm von internationaler Tragweite (keine Co-Produktionen) entstehen könnte? Warum wirken deutsche Filme genreübergreifend immer so provinziell (auf mich)?
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von gelini71 » 01.06.2021, 18:31

Ganz einfach: fast alle Filme sind in Deutschland Co-Produktionen mit dem ÖR-TV und zudem ist da noch die Staatliche Filmförderung. Somit sind eher Provenzielle Strukturen vorprogrammiert. Auch die Studios in Babelsberg oder in München sind in TV Hand.
Es fehlen einfach potente Produzenten die unabhängig vom TV an die Sache rangehen.
Ich empfehle an dieser Stelle sich mal Audiokommentare von Tom Tykwer oder Peter Thorwarth anzuhören die in kleinen feinen Nebensätzen ein recht gutes Bild davon geben wie in Deutschland ein Film finanziert wird. Danach ist man bedient.
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von freeman » 01.06.2021, 22:53

Das mit der Finanzierung ist hundertpro eines der größten Probleme. Es gibt ja sogar Seiten und Videos zum Thema, in denen klar gemacht wird, dass das, was nicht gefördert wird, nicht entsteht. Da liegen manche Ideen auch mal Ewigkeiten rum, nur um dann kassiert zu werden. Und in den Gremien, die da entscheiden, sitzen teilweise nur EINZELPERSONEN! In Berlin ist es tatsächlich EINE Frau - die über alle Förderungen entscheidet. Und die Dame ist auch schon betagter. Action kannst du dir da abschminken. Und das Budget für einen Actioner, der mehr ist, als der typische Seagal-Schlonz, kostet halt auch mal nen Taler. Und auch bei der Filmförderung hätte man halt gerne sein Geld zurück. Da schwindet der Mut schnell mal dahin.

Zuletzt habe ich was zur Förderung gelesen, da wurde ein Antrag pauschal mit "Wir machen keine Fantasy" abgewiegelt. Da gehört dann auch Horror mit rein. Dahingehend ist das Böhmermann Special zum Thema durchaus entlarvend. Seine Einstiegsfrage war ja auch: Warum wird in Deutschland nur Scheiße gedreht.



Und in Sachen Action würde ich auch behaupten, dass uns Deutschen da einfach die Kultur fehlt, weil das Genre bei uns nie wirklich groß war. Kenne jetzt ad hoc keinen steilen Actionkracher. Meist kommt da ja Lola rennt oder so, weil der mal temporeicher war, aber Action... Vielleicht Schutzengel mit Til Schweiger? Aber der auch mit Megaabstrichen. Bei Horror wiederum sähe es vielleicht gar anders aus, immerhin waren wir da mal wer.

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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von gelini71 » 02.06.2021, 06:48

"Schutzengel" ist mit Abstrichen sicherlich ein Ehrenwerter Versuch gewesen, der konnte unter dem Deckmantel eines Krimis und durch den Namen Til Schweiger sein Budget zusammenbekommen. "Lola rennt" hatte ziemliche Schwierigkeiten gehabt sein (geringes) Budget zu bekommen, zumal X-Filme zu der Zeit kurz vor der Pleite stand.
Große amtliche Budgets sind in Deutschland nahezu unmöglich, da immer noch die Meinung vorherscht das man statt einem großen Film man lieber fünf kleine finanziert. Zumindestens im Serienbereich tut sich einiges in unserem Land, dank der Streamingdienste Prime Video, Netflix und sogar Sky wird in diesen Sektor Geld reingepumpt. Ob es hilft das man dann doch mal einen amtlichen Actionfilm zu bekommen wage ich zu bezweifeln....
Es fehlt halt ein Deutscher Luc Besson aber ich denke mal so einen hätte die Deutsche Filmförderung auch klein gehalten....

Es gab übrigens ja mal einen Versuch eines Action-Thrillers :arrow: Die Sieger , leider gefloppt
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von SFI » 02.06.2021, 07:17

Interessante Hintergründe, danke. Wenn ich mir beispielsweise Constantin Film anschaue, die ja etliche Hollywood Produktionen mitstemmten, die könnten demnach nie alleine einen deutschen Blockbuster stemmen, weil sie finanziell immer auf die deutsche Filmförderung angewiesen wären und es in D. keine "großen" Produzenten gibt?
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von gelini71 » 02.06.2021, 07:29

Der Vorstandsvorsitzende der Constantin ist laut Wikipedia ein gewisser Oliver Berben und dieser Name reicht um diesen Traum zu begraben.... :wink:
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von SFI » 02.06.2021, 07:35

Verstehe! :lol: Ok, woran liebt es aber, dass mir der deutsche Film generell immer provinziell vorkommt? Zuerst dachte ich, dass es an der Vertrautheit mit dem Land liegt und wenn in einem Bild eben der örtliche Aldi auftaucht, Fiktion und Realität kollidieren. Seit ich aber die US-Serie Counterpart gesehen habe, die komplett in Berlin spielt, bin ich weiter auf Spurensuche. Liegt es an den Schauspielern, an technischen Komponenten? Wie verhält es sich bei euch?
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von deBohli » 02.06.2021, 07:53

SFI hat geschrieben:
02.06.2021, 07:35
Ok, woran liebt es aber, dass mir der deutsche Film generell immer provinziell vorkommt?
Es gibt aktuelle Beispiele, die nicht so wirken, wie die Neuverfilmung von "Berlin, Alexanderplatz". Da wird im Bezug auf Beleuchtung, Kameraperspektiven und technische Ausstattung sehr nahe an den "gewohnten" Arten von Hollywood agiert. Ich denke, gerade letzteres ist oft der Grund, wieso wie Produktionen aus unseren Ländern weniger ansprechend oder proviziell wirken. Die Filmrealität wird nicht gleichermassen heraufbeschworen, wie es bei anderen Studios passiert.
In der Schweiz stehen wir vor ähnlichen Problemen, allerdings gibt es aktuell mehrere jüngere Filmemacher*innen, die sich von den Normen lösen und dem CH-Kino frischen Wind einhauchen. Das hat weniger mit Action zu tun, mehr mit der optischen Wirkung und der Neugierde, welche hinter den Aufnahmen steckt. Nicht zu vergessen mit dem nötigen Mut, mit Konventionen und Gewohnheiten zu brechen.

"Dene wos guet geit" beeindruckte mich in dieser Hinsicht formell und inhaltlich, das reiche Zürich wurde zu einem dystopisch-düsteren Ort der Bürokratie. Achtung: Das Schweizerdeutsch wirkt natürlich weiterhin weniger weltoffen als Englisch. :lol:
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von kami » 02.06.2021, 09:39

Ich glaube, es gibt einfach ein Bild der Deutschen selbst von ihrem Land, das mit den üblichen Actionfilmkonventionen kollidiert. Deutschland ist trotz seiner Stärke und seines Einflusses Provinz, oder wirkt zumindest so. Dementsprechend wirken großangelegte Actionszenen in deutschen Städten und auf deutschen Autobahnen meist höchst albern. Man bräuchte also einen etwas bodenständigeren Actionansatz und auch ein Thema, das relevant wirkt, um einen Film zu produzieren, der vom Publikum angenommen wird. Denn es gab ja über die Jahre immer wieder Versuche, einen deutschen Actionfilm auf die Beine zu stellen, von Die Sieger über den Cascadeur bis zu Der Clown, die alle beim Publikum auf wenig Gegenliebe stießen. Selbst Kinoliebling Till Schweiger ging gleich zweimal baden, mit Schutzengel und dem sensationell gefloppten Tschiller-Thriller Off Duty. Es müsste also erst einmal ein Klima bereitet werden, in dem die Zuschauer bereit sind, einen deutschen Actionfilm zu akzeptieren. Und das würde Arbeit und Investitionen bedeuten, die vermutlich kurzfristig noch nicht belohnt würden.

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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von gelini71 » 02.06.2021, 12:31

SFI hat geschrieben:
02.06.2021, 07:35
woran liebt es aber, dass mir der deutsche Film generell immer provinziell vorkommt? (...)l iegt es an den Schauspielern, an technischen Komponenten?
An der Technik kann es nicht liegen, denn laut Tom Tykwer sind die Kameras in Deutschland die gleichen wie in Hollywood (Arriflex) - Tykwer ging in irgendeinen Audiokommentar genau auf diesen Kritikpunkt ein.
Eventuell liegt es an den Kameraleuten, die kommen meist auch vom Fernsehen. Ein Könner wie Frank Griebe sind bei uns selten. Der US Film "Collide" wurde ja im Kölner Raum gedreht und da sah Deutschland auch nicht besser (= Hollywoodmäßiger) aus als bei ähnlichen Deutschen Produkten. :wink:

Ist ein ziemlich komplexes Thema und da hängt auch vieles mit der Deutschen Geschichte zusammen. Vor dem WW2 war ja Deutschland mit der UFA das Mekka für Filmschaffende, die UFA war sogar größer und technisch weiter entwickelt als die Hollywoodstudios (Alfred Hitchcock hat zB für die UFA einige Stummfilme gedreht). Nach dem Krieg standen den Deutschen eher der Sinn nach leichter Unetrhaltung als nach "harten" Stoff und irgendwie sind wir in diesem Status Quo hängengeblieben.
Es ist ja nicht so das wir nicht die Filmemacher hätten - ein Wolfgang Petersen mußte ja auch nach Hollywood gehen um seine Filmträume verwircklichen zu können, ebenso ein Roland Emmerich oder aktuell Filmemacher wie Gansel, Schwenke, Thorwardt oder Tykwer - die könnten schon wenn sie wollten, aber es fehlt der potente Geldgeber der die Träume verwirklichen könnte.
Wie kami schon erwähnte - Schweiger hat es zweimal versucht und ist zweimal böse auf die Nase gefallen. An der technischen / filmischen Umsetzung konnte man zB "Schutzengel" nichts nachsagen, die war Top.
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von deBohli » 02.06.2021, 13:41

Bei der Technik liegt es nicht daran, dass den Produktionen die nötigen Gerätschaften nicht zur Verfügung stehen würden - wohl aber, dass die Personen dahinter zu stiefmütterlich mit Ideen, Geld und Kreativität umgehen. Ich würde nicht nicht soweit gehen und sagen, dass es Menschen mit nötigen Kaliber bei uns / in Deutschland nicht gibt - sie erhalten wohl bloss keinen Raum, um sich richtig auszuleben

Beispiele, die meiner Meinung nach visuell und erzählerisch sehr gelungen sind (es darf dabei nicht vergessen werden, dass man Filmen ansehen darf, wo sie spielen und woher sie stammen. Berlin beispielsweise kann kein NYC oder LA sein):









Aber nein, zum Action-Genre kann ich leider (wie immer) wenig sagen. :lol:
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von SFI » 02.06.2021, 16:56

Danke für die vielen Informationen, da war vieles Neuland. Deutschland hat sozusagen ein Alleinstellungsmerkmal beim Film. :lol: @gelini71: Nicht umsonst ist Das Boot der erste und letzte Hollywood Film aus Deutschland für mich. :lol:
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von gelini71 » 03.06.2021, 06:41

Ironischerweise war "Das Boot" ursprünglich eine TV Produktion :wink:
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von kami » 03.06.2021, 08:34

gelini71 hat geschrieben:
03.06.2021, 06:41
Ironischerweise war "Das Boot" ursprünglich eine TV Produktion :wink:
Nee, stimmt nicht, Das Boot ist zuerst 1981 im Kino veräffentlicht worden, die erweiterte TV-Serien-Fassung folgte 1985.

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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von gelini71 » 03.06.2021, 16:20

wenn man es sich genau anschaut wie der Film finanziert wurde könnte man auch halbe/halbe sagen :wink:

Bayerischer Filmfonds 2.000.000
Projektfilmkommission der FFA 700.000
zusätzlich vom Bundesinnenministerium 250.000
WDR und SDR 1.500.000
Neue Constantin Film (Verleih) 1.700.000
Société Francaise de Production 2.000.000
sonstige Quellen 1.850.000
Bavaria Film 10.000.000
_______________
Zusammen 20.000.000
(alle Summen in D-mark)
Die Produktion der Fünf-Stunden-Fassung des Films kostete die Bavaria Film 32 Millionen DM (bei heutiger Kaufkraft entspräche dies etwa 30 Millionen Euro). Der WDR und der SDR übernahmen hiervon Kosten in Höhe von zehn Millionen DM. Aus dieser Beteiligung resultieren die Fernsehfassungen.
Quelle

Ich kann mich an irgendein Interview mit Petersen erinnern wo Sinngemäß gesagt wurde das von Beginn an geplant war sowohl eine Kinofassung als auch eine TV Fassung zu machen.
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von freeman » 03.06.2021, 20:01

Beispiele, die meiner Meinung nach visuell und erzählerisch sehr gelungen sind (es darf dabei nicht vergessen werden, dass man Filmen ansehen darf, wo sie spielen und woher sie stammen. Berlin beispielsweise kann kein NYC oder LA sein)
Wobei es imo auch ein Phänomen ist, dass Ausländer Berlin beispielsweise taffer, grittyer und einfach actiontechnisch geiler bespielen können, als wir Deutschen. Warum auch immer. Bourne ist in Berlin rumgetobt, Liam Neeson ooch und scheiße, selbst die Südkoreaner haben mit "Berlin File" einfach mal die Hauptstadt abgerissen :lol: ... Interessant sind dann auch die Interviews mit den Plan B Jungs bei uns auf der Hauptseite, die halt ÜBERALL auf der Welt gebucht werden, bei uns in Deutschland müssen sie selbst einen Film überhaupt erst einmal anschieben, um auch hier Action zu machen, die ihnen Spaß macht.

Wir sind imo auch viel zu sehr in dieser Dichter und Denker Ecke gefangen. Action ist nicht anspruchsvoll genug und was weiß ich net. Also dreht man Filme, die der Pöbel gar nicht versteht geschweige denn sehen will. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass bei Hits wie Fagg Ju Schiller ;-) in den Förderanstalten hart durchgeschnauft wird. Denn die werden mit solchen Hits ziemlich viel Müll quersubventionieren müssen. Vielleicht wäre es ergo auch mal ganz gut, gar keinen deutschen Film zum Hit zu machen und so vielleicht ein Umdenken zu erzwingen.

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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von Elkjaer-Larsen » 04.06.2021, 11:58

Ich verlinke hier mal den dt. Politthriller Das Ende der Wahrheit:
https://www.arte.tv/de/videos/065791-00 ... -wahrheit/
Noch bis 9.6 in der arte-Mediathek.

Fand den sehr ansprechend. Von den gefühlt 30 TV-Komissaren, die im Film auftauchen, bitte nicht abschrecken lassen.
Mit Antje Traue (Man of Steel) und Alexander Fehling (Homeland) hält auch Hollywood ein wenig Einzug. :lol:
Fehling spielt herausragend und kassierte den Deutschen Filmpreis. Und ja, der Film hat Actionanteile, wenn auch rar gesät.

Allgemein zur Filmförderung wollte ich noch sagen, dass anscheinend, bei entsprechender Gewährung, nicht selten ein Bildungsauftrag mitschwingt. Interessant ist der Wikipedia-Eintrag zu Robert Schwentkes Der Hauptmann. Da sagt der Regisseur sinngemäß, dass er nicht zwingend einen Weltkriegs-Film machen wollte. Vielmehr war die filmische Perspektive aus Tätersicht sein Ansinnen. Die Übertragbarkeit der Titelfigur in andere zeitliche Umgebungen macht er auch visuell deutlich. Guckt man sich die Liste der diversen Förderungen an, könnte man die Wahl seiner Hauptfigur als zweckdienlich beurteilen.
Klar, meine Interpretion und somit subjektiv bzw. mutmaßend.

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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von freeman » 07.06.2021, 19:11

Allgemein zur Filmförderung wollte ich noch sagen, dass anscheinend, bei entsprechender Gewährung, nicht selten ein Bildungsauftrag mitschwingt.
Drunter gehts ja meist nicht. Der Uwe Boll wusste schon, warum der die Förderung gehasst hat wie sonstwas. Ein interessanter Eckpunkt ist zudem, dass deutsche Filme auch zu einem gewissen Teil in den Ländern gedreht werden müssen (mit lokalen Filmemachern!), die fördern. Das erklärt so manchen manchmal sinnlosen Ortswechsel in deutschen Streifen.

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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von McClane » 29.06.2021, 09:50

Ich hatte erst jetzt Zeit zum Antworten, aber mit ein paar Mythen muss ich aufräumen.
freeman hat geschrieben:
03.06.2021, 20:01
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass bei Hits wie Fagg Ju Schiller ;-) in den Förderanstalten hart durchgeschnauft wird. Denn die werden mit solchen Hits ziemlich viel Müll quersubventionieren müssen. Vielleicht wäre es ergo auch mal ganz gut, gar keinen deutschen Film zum Hit zu machen und so vielleicht ein Umdenken zu erzwingen.
Mit den Hits kann die FFA nichts subventionieren. Sie kriegt ja nur das Geld zurück, dass sie in das Projekt hineingesteckt hat, macht keine Gewinne damit. Es ist eher die Frage, ob Filme wie Teil 2 und 3 von "Fack ju, Göhte" überhaupt Förderung benötigt hätten, nachdem Teil 1 so ein Riesenhit war. Andrerseits kann die FFA da Standortförderung in dem guten Gewissen betreiben, dass die Knete am Ende des Tages zurückkommt. Verlustgeschäfte sind dagegen eher kleine Dokus und Indie-Filme, die kaum jemand sieht und die ihre Förderung dementsprechend nicht zurückzahlen müssen - aber andrerseits sonst vermutlich nie gedreht worden wären. Es ist eine schwierige Kiste mit der Förderung, von den lokalen Förderanstalten (siehe Berlin mit der Alleinentscheiderin) ganz zu schweigen.

Auch das mit dem provinziellen Look kann ich nicht unterschreiben. Warner finanziert ja diverse deutsche Produktionen (vor allem Schweiger-Kram), das sieht meistens auf Hollywoodniveau aus. "Kokowääh" mag zwar kein guter Film sein, aber Berlin ist in der Auftaktsequenz hollywoodesker eingefangen als beispielsweise in "The Berlin File" oder "Wer ist Hanna?", zumindest aus der Erinnerung heraus. Christian Alvart, der ja auch zwei US-Produktionen auf dem Kerbholz hat, ist vom Look auch eigentlich immer auf internationalem Niveau. Nicht jeder deutsche Film sieht aus wie die Berliner Schule - ich war jetzt jedenfalls nicht der Ansicht, dass "Abgeschnitten", "Schutzengel" usw. provinziell ausschauen würden.

Zum Thema Constantin: Oliver Berben mag zwar der aktuelle Chef sein, aber der früh verstorbene Bernd Eichinger als großer Mogul hat ja schon früh von internationalem Format geträumt, unter anderem "Der Name der Rose" gestemmt und "Resident Evil" als internationale Co-Produktion an Land gezogen. An fehlenden Ambitionen hat es sicher nicht gelegen.

Also scheint mir das große Problem das zu sein, was auch kami schon ansprach: Der deutsche Actionfilm hat kein Publikum. Wenn selbst Schweiger sich in die Reihe der Flops einreiht, wer soll es dann schaffen? "Schutzengel" fand ich zwar durchwachsen, aber muss immerhin den Mut dahinter bewundern: Ein Actionreißer mit deutschem All-Star-Cast und großem Kinorelease, das war mal ne Ansage - leider gescheitert. Noch dazu kommt eine Haltung, von der ich mich auch nicht ganz freisprechen kann und die auch hier im Thread auftaucht: Dass der Genrefilmfan beim deutschen Kino pauschal abwinkt. So entsteht dann fast schon eine Art Feedbackloop: Man hat schon vorher abgewinkt, weil deutsche Actionfilme ja nichts sein könn, also floppt der Film, also kann er ja auch nichts sein.

Ich bin mal gespannt auf Peter Thorwarths Vampir-Flugzeug-Horror "Blood Red Sky", der dieses Jahr auf Netflix kommen soll. Thorwarths Filme gucke ich aus alter Unna-Solidarität sowieso eigentlich inmer (und er liefert auch glücklicherweise immer mehr oder weniger).
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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von StS » 29.06.2021, 12:21

McClane hat geschrieben:
29.06.2021, 09:50
Ich bin mal gespannt auf Peter Thorwarths Vampir-Flugzeug-Horror "Blood Red Sky", der dieses Jahr auf Netflix kommen soll.
Kommt nächsten Monat. Trailer sieht ganz gut aus.



Aber ist halt klar keine rein deutsche Produktion... und spielt auch nicht wirklich hierzulande.

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Re: Was bräuchte es für eine deutschen Actionfilm/Blockbuster und was fehlt dazu in Deutschland?

Beitrag von gelini71 » 30.06.2021, 05:42

Ein Peter Thorwardt Film ohne Ralf Richter kann ich nicht Ernst nehmen :lol: :lol: :lol:
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