Auftragsregisseure & grosse Klassiker

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Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von John_Clark » 17.09.2021, 11:29

Sir Jay und ich haben gerade eine Diskussion, in welcher wir von der Entscheidungsgewalt und Macht von Regisseuren sprechen. Daraus resultierte die Aussage von Sir Jay, dass Auftragsregisseure für gewöhnlich keine grossen Klassiker inszenieren.

Das ist doch das perfekte Diskussionsfutter für unser Forum. Gibts Beispiele von grossen Klassikern, welche von Auftragsregisseuren gefilmt worden sind?

Ich meinte, alleine Casablanca wäre eine Studioproduktion gewesen und Michael Curtiz hatte einfach umzusetzen, was ihm da an Story und Personal geboten worden sind.

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Sir Jay
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Re: Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von Sir Jay » 17.09.2021, 12:35

Glaub wür müssen erstmal definieren, was genau ein "Auftragsregissieur" ist.
ich fasse mich hier mal kurz:
Ich erwarte von einem guten Auftragsregissieur gute Ware. Im seltenen Falle, wenn Regissieur und Produzent und Set Team gut mit einander harmonieren dann kommt auch mal ein Klassiker heraus.

Tendenziell erwarte ich die großen Genreklassiker aber eher von Autorenfilmern, wobei es umgekehrt auch nicht heißt, dass jeder Kontrollfreak automatisch nur Meisterwerke raushauen würde...

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Re: Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von StS » 17.09.2021, 12:57

Sir Jay hat geschrieben:
17.09.2021, 12:35
Ich erwarte von einem guten Auftragsregissieur gute Ware.
Roger Donaldson ist für mich eigentlich ein klassischer Auftragsregisseur.
Solider Handwerker... aber nicht mehr.

Daher ist die Definition tatsächlich strittig :wink:

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Re: Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von John Woo » 17.09.2021, 14:09

Interessantes Thema. :D

Vorab, es ist natürlich von aussen oftmals schwierig zu definieren bzw. zu erkennen wo der Autorenfilmer aufhört und der Auftragsregisseur beginnt.
Aber ich versuche es mal mit folgenden Vorschlägen:

Guy Hamilton -> Goldfinger
Martin Campbell -> Casino Royale
Robert Stevenson -> Mary Poppins
Gore Verbinski -> Fluch der Karibik

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Re: Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von StS » 17.09.2021, 14:10

Jip, Martin Campbell sehe ich auch so wie Roger Donaldson

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Re: Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von Sir Jay » 17.09.2021, 15:33

Martin Campbell ist mir auch als erstes in den Sinn gekommen, doch nachdem ich mir mal die Doku zu "Mask of Zorro" und den zugehörigen Audiokommentar gehört habe, habe ich den Eindruck gewonnen, dass er da schon etwas aus der Reihe tanzt, weil er gerade bei dem Film doch recht viel in Eigenverantwortung tat und absegnete (z.B. 5 verschiedene Pferde "casten" die allesamt auf ein Manöver spezialisiert sind, nur um das zu einem Filmpferd zusammenzuschneiden) und auch kleine eigene Noten mit untergebracht hat wie etwa eine Jackie Chan Referenz :lol:

Außerdem ist es spannend, dass er sich bewusst für eben ein solches verhältnismäßig riskantes Projekt entschied (Verfilmung einer längst abgeschriebenen Romanfigur) obwohl er nach GoldenEye die sichere Nummer mit "Tomorrow Never dies" hätte durchziehen können...

all das wurde btw auch in unserer Podcast Episode zu Zorro besprochen 8-)

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Re: Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von deBohli » 17.09.2021, 16:08

Wie lautet eure Definition von Auftragsregisseur denn nun genau? Personen, die als "Nummer" eingestellt werden und bloss drohen, oder Leute, die zwar das Drehbuch nicht verfasst haben (also kein Autor*innenfilm), wohl aber weitergehen, als bloss ein Produkt abzuliefern?
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Re: Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von kami » 17.09.2021, 19:44

Also Casablanca-Regisseur Michael Curtiz war ein klassischer Vielfilmer, immerhin ein sehr talentierter. Aber man kennt doch eher seine Filme als ihn selbst. Gleiches gilt für Victor Fleming, der in einem Jahr (1939) gleich zwei der größten Hollywood-Klassiker überhaupt inszenierte (The Wizard Of Oz, Gone With The Wind). Trotzdem gilt der Mann eher als solider Handwerker denn als Ausnahmekünstler.
Viele Klassiker und Meisterwerke entstanden eher aus Versehen, produziert als Standardfilme, bei denen das Zusammentreffen glücklicher Umstände dafür sorgte, dass sie aus der Masse heraus ragten und Bestand hatten. Ted Kotcheff hat z.B. abseits des ersten Rambo nie wieder einen Film gedreht, der auch nur entfernt an die Klasse seines Actionmeisterwerks heran kam. Dort hats eben gefunkt, sonst eher nicht.

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Re: Auftragsregisseure & grosse Klassiker

Beitrag von McClane » 18.09.2021, 01:27

Sir Jay hat geschrieben:
17.09.2021, 12:35
Glaub wür müssen erstmal definieren, was genau ein "Auftragsregissieur" ist.
ich fasse mich hier mal kurz:
Ich erwarte von einem guten Auftragsregissieur gute Ware. Im seltenen Falle, wenn Regissieur und Produzent und Set Team gut mit einander harmonieren dann kommt auch mal ein Klassiker heraus.

Tendenziell erwarte ich die großen Genreklassiker aber eher von Autorenfilmern, wobei es umgekehrt auch nicht heißt, dass jeder Kontrollfreak automatisch nur Meisterwerke raushauen würde...
Diese Definition ist sicherlich gar nicht so verkehrt, würde ihr vielleicht sogar zustimmen, aber gewissermaßen eine selbsterfüllende Prophezeiung: Wer einen (Genre-)Klassiker gedreht hat, der kann eigentlich kein Auftragsregisseur, wer keinen gedreht hat, kommt viel schneller in den Verdacht.

Die Grenzen sind ja fließend und haben nicht zuletzt mit den persönlichen Vorlieben zu tun. Einige würden etwa Renny Harlin oder Peter Hyams als Auftragsregisseure bezeichnen, wo ich (nicht zuletzt als Fan ihrer Filme) vehement dagegen argumentieren würde - "objektiv" kann ich es eher bei Hyams beweisen, der seine Filme quasi immer als eigener Kameramann und oft als Drehbuchautor mitgeprägt hat. Ein Michael Bay, dessen klaren Stil bzw. Autorenhandschrift wohl niemand verleugnen möchte, egal man ihn nun geil oder kacke findet, übernimmt da weniger Funktionen am Set.
Dagegen würde ich Ron Howard vielleicht eher in die Auftragskategorie packen, doch ein passionierter Filmfan und -kenner argumentierte mir gegenüber mal, dass Howard einen prägnanten Stil habe. So ein Erlebnis wie Jay mit Martin Campbell hatte ich mich mit John Badham, den ich lange Jahre als Inbegriff eines Auftragsregisseurs gesehen habe. Als ich dann jedoch beim Cinestrange Festival war, wo er der Ehrengast war und er Einblicke in seine Arbeit gab, hat mir das einen neuen Blick auf seine Werke verschafft und ich habe mehr von einer Handschrift gesehen.

Letzten Ende gibt es auf der einen Seite sicher die klaren Autorenfilmer wie Tarantino oder die Coens, die zig Funktionen bei ihren Filmen übernehmen und eine klare Handschrift haben, auf der anderen Seiten Raubritterregisseure wie Jonathan Liebesman oder Peter Berg, deren neuestes Werk immer nach dem Regisseur aussieht, den sie gerade imitieren wollen - und dazwischen viele Grauzonen.

Für die Ausgangsfrage dürfte der von kami vorgeschlagene Ted Kotcheff aber perfekt passen. Zugegeben, ich kenne nicht viel von ihm (zumindest "Wake in Fright" will ich mal nachholen), könnte aber nicht sagen, welche kohärente Handschrift ich hinter "Rambo", "Die verwegenen Sieben", "The Shooter", "Family of Cops" und "Immer Ärger mit Bernie" sehen sollte.
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