The Expendables 4
Der Trailer versprachen: Wir haben auf die Fans gehört, es gibt wieder R-Rated-Action. Und tatsächlich ist mehr Hackepeter drin als in Teil 3, wenn die gesichtslosen Schergen durch den Wolf gedreht werden, ich persönlich fand Teil 1 und 2 aber merklich derber, weil hier vieles im Stakkato-Schnitt halb untergeht und das Creative Killing sich in Grenzen hält. Sowieso: "Expendables 4" ist ab 18, vermutlich wegen der massenhaften Auslöschung der Henchmen, während die "Equalizer"-Filme zwar weniger Bodycount, aber dafür wesentlich heftigere Kills (zumindest Teil 1 und 3) haben, und die sind ab 16? Ist wohl subjektives Empfinden.
Dummerweise haben die Macher in jeder anderen Hinsicht nicht auf die Fans gehört. Die CGI-Tricks waren bei keinem "Expendables"-Film dolle (gilt eigentlich für so gut wie alles aus dem Hause Millennium Pictures), wurden aber trotzdem von Film zu Film mehr. Was bei 1 und 2 noch aufgrund der homöopathischen Dosen noch ging, war in Teil 3 schon unschön und wird in Teil 4 übelst gesteigert. Fast jede Explosion kommt aus dem Rechner, die Greenscreen-Rückprojektionen sind übelst als solche zu erkennen und das Schiff-Finale hat schon einige richtig schlechte Effekt-Shots (Stichwort: versenkter Hubschrauber). Banderas war schon Teil 3 in seine Nervensäge, sein Filmsohn Jacop Scipio out-nervensägt ihn aber mit lauter Rohrkrepierer-Sprüchen über Golden Showers etc.
Sowieso: Was sind das für Neuzugänge? Levy Tran taucht ohne Backgroundstory für ein paar Szenen auf, 50 Cent kommt nie so wirklich im Film an, Jacob Scipio nervt und Megan Fox darf zwar die Interim-Anführerin sowie das Love Interest von Lee Christmas geben, hat in Sachen Action aber gerade mal zwei Scarlett-Johnsson-Black-Widow-Gedächtnis-Grapplingwürfe, bei denen sie offensichtlich gedoublet wird. Doch auch den alten Kämpen hat man kaum eine markige Szene gewidmet: Stallone erzählt vor allem, wie alt er sich fühlt, Randy Couture spricht über seine Blumenkohlohren (das hatten wir doch schon in Teil 1) - nur Statham ist halt Statham, für den "Expendables 4" beinahe wie ein Solo-Vehikel mit prominentem Supportcast wirkt. Auch die Anspielungen auf das Actiongenre und die Karrieren der Darsteller fehlen fast komplett, es sei denn, man hält den Einsatz eines 50-Cent-Songs bei einem Ablenkungsmanöver schon für eine clevere Referenz.
Scott Waugh hat im Laufe seiner Karriere ja bestenfalls gepflegtes Mittelmaß hinbekommen, aber zumindest an der Action (gerade bei "Need for Speed") konnte man selten so wirklich motzen. Das ist bei "Expendables 4" anders. Neben den zwei großen Actionszenen des Films gibt es kleinere Scharmützel, die alle nicht zünden: Der Opener ist schnell vorbei und noch dazu ohne Not zweigeteilt, der Flirt-Fight zwischen Statham und Fox kaum der Rede wert und die Inszenierung der Kneipenschlägerei totaler Shit (Statham haut in die Kamera - SCHNITT - Lurfis fallen zu Boden). Bleiben also die beiden großen Set Pieces. Die Libyen-Aktion ist so semigelungen, da leider viele Autocrashs künstlich aussehen, weil am Rechner entstanden oder zumindest am Rechner gepimpt. Dafür liefert der exzessive Showdown zumindest teilweise, etwa mit der MG-Motorrad-Action, dem Aufräumen von Statham/Jaa an Deck oder dem Fight von Jaa/Tran gegen Uwais' Nr. 2. Enttäuschend schnell vorbei ist dagegen der Final Fight Statham vs. Uwais, der massiv Potential verschenkt. Auch sonst gibt es kleine Schönheitsfehler, etwa den manchmal suboptimalen Schnitt und den Lahmarsch-Nachklapp nach dem eigentlichen Final Fight.
Außerdem ist "The Expendables 4" einer dieser Filme, bei denen man sich am Kopf kratzt und fragt: "Ach, das ist jetzt schon der Showdown?", weil bis dahin so wenig passiert ist. Der Bierdeckelplot kommt kaum von der Stelle, die Motive von Uwais sind ebenso nebulös wie egal und die Plottwists sitzen auch eher so semi.
- Als man erfährt, dass es eventuell einen Verräter gibt, hab ich sofort an Garcia gedacht. Und was Garcia nach seiner Enttarnung als Bösewicht als "Schauspiel" abliefert, ist leider übelstes Schmierentheater
- Dass es Barney nicht erwischt hat, hab ich insgeheim vermutet, und hätte seinen Filmtod auch als etwas unpassend zur Franchise empfunden, aber sein Wiederauftauchen, nachdem der Film quasi den nächsten Bromance-Opertod ankündigt, ist schon etwas sehr deus ex machina und ein ziemlich seltsamer Stimmungswechsel
- Davon mal ab: Ist es nicht extrem asozial und psychopathisch, dass Barney einfach einen Wicht, der ihm seinen Ring nicht wiedergeben wollte, sterben lässt, um seinen eigenen Tod vorzutäuschen? Zumindest im Film wird Jumbo Shrimp ja nix Schlimmeres zu Last gelegt
Was bleibt dann außer dem knalligen, erfreulich exzessiven, aber auch nicht überragenden Finale hängen? Der ganze witzige Ausflug von Statham ins Bodyguard-Business und die Tatsache, dass "Expendables 4" immerhin relativ flott vorbei ist. Aber das sind jetzt nicht unbedingt die Kriterien für einen tollen Film. Teil 1 und 2 der "Expendables" haben jedenfalls gezeigt, wie man Ähnliches wesentlich besser (und mit wesentlich besser verteilter Action) stemmen kann. Der hier ist dagegen schon relativ entbehrlich.

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