Bad Boys for Life
Ich find Teil 2 ja immer noch knorke, auch wenn das Aufsplitten des Showdowns etwas unnötig war. Teil 3 orientiert sich wieder stark an Teil 1, was vielleicht auch am heruntergefahrenen Budget liegt. Die neuen Regisseure erweisen sich dabei als Franchise-Verwalter, die Michael Bays Erbe tüchtig in Bild und Sound zitieren, nicht nur vom Stil her, sondern auch mit direkt übernommenen Musikstücken oder Einstellungen. In Sachen Ermittlungsarbeit ist noch weniger los als in den Vorgängern, da hätte man mehr draus machen können: So ist die Todesliste relativ wurst, man hätte da noch viel mehr Spannung rausholen können, indem die Bad Boys etwa in einem Wettlauf gegen die Zeit potentielle Opfer zu retten versuchen etc. Der Background gehört zu dem Versuch, das Ganze etwas düsterer aufzubauen und größere Bögen zu etablieren (das Serien-Zeitalter lässt grüßen). Also hat Mike jetzt eine Vergangenheit, die in den Vorgängern nie erwähnt wurde und für die Fortsetzung legt man schon den Grundstein. Immerhin: Es kommen funktionierende Antagonisten heraus, wobei die eiskalte Kartellhexen-Mutti stärker fand als Sohnemann, der als ambivalenter Killer mit Prinzipien etabliert wird.
In Sachen Düsternis will man auch ernster sein als die Vorgänger (zumindest eine Szene in der Mitte ist ein unerwarteter Tiefschlag) und außerdem das Altern der Bad Boys thematisieren. Das funktioniert besser als gedacht, aber trotzdem: Sly oder Clint hatten sich für das Thema der alternden Actionhelden den passenderen Rahmen gesucht. Hier beißen sich der jugendlich-flapsige Grundton des Ganzen und das ernste Altersthema etwas (auch wenn es für eine köstliche Parallelmontage gut ist, die den Alltag von Mike und Marcus kontrastiert). Lawrence ist weniger hamsterbackig als der Trailer befürchten ließ, Smith ist immer noch fit, was der Film (über)deutlich betonen muss. Und die beiden sind weiterhin das Herz des Films, das jüngere AMMO-Team bleibt Support und wird besser eingebaut als etwa der Nachwuchs in "The Expendables 3". Vor allem Alexander Ludwig zeigt im Finale des Films Actionstarpotential, während die Etablierung eines anderen Youngsters als DJ-Cop dagegen etwas peinlich und bemüht wirkt.
Michael Bay gibt dem Ganzen seinen Segen, indem er in einer Hochzeitsszene als Entertainer auftaucht, aber sein Fehlen merkt man schon: Die beiden Neuen kopieren ihn zwar überzeugend, aber eine Kopie ist nicht das Original. Bay kann Bayhem als spektakulärer und packender als seine Epigonen. So ist der Showdown von Teil 1 kürzer und mit geringenem Bodycount, wirkt aber fetter als das Finale von "Bad Boys for Life". Aber die Action macht auch in Teil 3 Laune und ist weitestgehend handgemacht, was ein großer Pluspunkt ist - umso unschöner sind dann die CGI-Helikopterszenen im Finale. Highlight bleibt aber wohl die Verfolgungsjagd mit Motorrädern, Quads und Autos durch Miami, bei der man sich mit Pistolen, Uzis und MGs beharkt. Alles in allem also ein überraschend amüsanter Nineties-Throwback, aber nicht auf Augenhöhe mit den Vorgängern.
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Jimmy Dix: "Du glaubst wohl nicht an die Liebe?" - Joe Hallenbeck: "Doch ich glaube an die Liebe. Ich glaube auch an Krebs." [Last Boy Scout]
Perry Van Shrike: "Look up 'idiot' in the dictionary. You know what you'll find?" - Harry Lockhart: "A picture of me?" - Perry Van Shrike: "No! The definition of the word idiot, cause that is what you fucking are!" [Kiss Kiss, Bang Bang]