Bangkok Adrenaline
Verfasst: 17.09.2010, 08:46
Bangkok Adrenaline
Copyright aller Bilder: Sunfilm
Originaltitel: Bangkok Adrenaline
Herstellungsland: Thailand
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Raimund Huber
Darsteller: Praya Suandokmai, Daniel O’Neill, Gwion Jacob Miles, Conan Stevens, Raimund Huber, Liam Noel Harrison, Dom Hetrakul, Lex de Groot, Michael O’Choli, Nicky Tamrong u.a.
Vier ausländische Rucksacktouristen machen in Bangkok Urlaub und lassen es sich gut gehen. So gut, dass sie am Ende eines Spielabends mit zehn Millionen Baht in der Kreide stehen. Zahlt man diese nicht innerhalb einer Woche zurück, sei man alle Extremitäten und gerne auch das Leben los und der diese Drohung aussprechende Thai macht nicht gerade den Eindruck, als sei er ein sonderlich umgänglicher Typ in Geldangelegenheiten. Also versucht man alles, um an Geld zu kommen. Illegale Wrestlingfights, Strippeinlagen, Taschendiebstähle, doch der Lösung des Problems kommt man so nicht näher. Also beschließt aus letzter Verzweiflung, die Tochter eines Millionärs zu entführen und die zehn Millionen zu erpressen. Gesagt, getan. Blöderweise hat man sich mit der weiblichen Geisel eine sehr widerspenstige Vertreterin ihrer Art eingefangen und seltsamerweise scheint ihr Vater kein großes Interesse daran zu haben, sie lebend wieder zu sehen. Stattdessen schickt er den Jungs Killer auf den Hals, die vor nichts und niemandem Halt machen ...
Mit Ong Bak, Revenge of the Warrior, Born to Fight und Chocolate haben die Thailänder in Sachen Actionfilm Marken gesetzt, die ihresgleichen suchen. Leider musste man in letzter Zeit vermehrt feststellen, dass nicht alles aus der thailändischen Filmfabrik wirklich Gold ist, selbst wenn es ordentlich glänzt. Das mussten vor allem Actionfans in den letzten Jahren immer wieder schmerzvoll erfahren. Von Bangkok Adrenalin wollte man sich schon aufgrund seiner Entstehungsgeschichte nicht so viel erwarten, doch der Film überrascht mit einem grundsoliden Unterhaltungsfaktor und genialen Fights. Die Story erfüllt in diesem Zusammenhang einen rein funktionalen Sinn, was man ihr auch gar nicht vorhalten möchte. Sie hält den Film zusammen und eigentlich kann man ihr nur vorwerfen, dass sie ein wenig zu behäbig in Gang kommt. Denn die ersten 30 Minuten des Streifens sind schon durchaus zäh geraten, zumal das Drehbuch hier bis auf eine sehr coole Verfolgungsjagd zu Fuß auch noch mit Eye Candy spart.
Doch ist dieser Einstieg geschafft, befindet sich Bangkok Adrenalin nur noch in Bewegung, reiht Actionszene an Actionszene und rückt dabei vor allem Choreograph und Hauptdarsteller Daniel O’Neill in ein umwerfendes Licht. Wenn der junge, durchaus sympathische und nicht unansehnliche Kerl demnächst nicht durchstartet, weiß ich auch nicht mehr weiter. Wie ein Tony Jaa schraubt er sich in immer ausladenderen Fights durch die Lüfte und präsentiert ohne Netz und doppelten Boden hochgradig spektakuläre Kampfsportmanöver, die teils richtiggehend gewitzt rüberkommen und auch ein erstaunliches Quäntchen Härte nicht missen lassen. Auch diverse halsbrecherische Stunts zählt der junge Kerl zu seinem Repertoire und er weiß in wirklich jeder einzelnen Actionsekunde zu überzeugen. Darstellerisch wirkt er zwar unbedarft, aber das kann man ja alles üben ;-). Zwei weitere Co-Stars O’Neills sind ebenfalls kampfsporttechnisch sehr versiert und haben ein paar hübsche Actionmomente abbekommen, können aber gegen ihn niemals anstinken.
Die Action beschränkt sich weitgehend auf spektakuläre Thaikickereien, zwei sehr gelungene zu Fuß Verfolgungsjagden und eine saucoole Fighteinlage in einem dieser thailändischen Motorräder mit Fahrgastzelle. Das Ganze ist versiert und sauber inszeniert, was überrascht, wenn man bedenkt, dass dieser Film über mehrere Jahre hinweg entstand und als No Budget Streifen gewertet werden darf, den nur die Begeisterung seiner Macher am Genre am Leben erhalten hat. Das Ergebnis ist unter diesen Vorzeichen betrachtet schlichtweg eine einzige Überraschung. Was vor allem auch am Schauplatz liegt, denn selbst die Hinterhöfe in Bangkok haben deutlich mehr exotischen Flair als die rumänischen Hinterhöfe verschiedener Ostblockkracher. Was aber bei Weitem nicht heißt, dass es nur derartige Schauplätze zu sehen gäbe.
Was an Bangkok Adrenalin nicht gefallen mag, ist der durchweg präsentierte, thailändische Humor. Dieser hat durchaus geniale What the Fuck Momente (die ewig breitgewalzte Szene um die Franzosen sei genannt!) und den einen oder anderen gelungenen Gag, weitgehend ist er aber eher nervig und vor allem passt er mit der harten Martial Arts Action nicht so recht zusammen, steht ihr sogar manchmal im Weg. Und wo wir gerade bei Humor sind, muss auch erwähnt werden, dass der nicht kampfsportversierte Charakter unter den Helden einfach so dermaßen nervt, dass es eine wahre Freude ist. Was wohl vor allem daran liegt, dass man als Zuschauer nie auszumachen vermag, was der Knallkopp für den Film beizutragen hat. Erst beim Blick auf die Cast und Crew Angaben bemerkt man, dass hier der Regisseur unbedingt in seinem eigenen Film mitspielen wollte. Das hätte er lieber gelassen.
Bangkok Adrenalin ist ein seltsamer Mischmasch aus Thai Action und Thai Humor. Zwei Ingredienzien, die sich teilweise gegenseitig so sehr behindern, dass ein ziemlich unrunder Eindruck entsteht. Doch blendet man vor allem die Comedyeinlagen aus, bekommt man hier erstaunlich spektakuläres „Auf die Fresse Kino“ mit einem großartigen Haupt“darsteller“ geboten, der die Latte für Martial Arts Skills in Filmen noch einmal ein ordentliches Stück nach oben schraubt. Für seine Entstehungsgeschichte, für die der Film ja nichts kann, sieht er obendrein erstaunlich wertig aus und ist definitiv eine Empfehlung für Actionallesgucker wert ...
Die deutsche DVD erschien von Sunfilm und ist mit einer FSK 16 uncut.
In diesem Sinne:
freeman
Copyright aller Bilder: Sunfilm
Originaltitel: Bangkok Adrenaline
Herstellungsland: Thailand
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Raimund Huber
Darsteller: Praya Suandokmai, Daniel O’Neill, Gwion Jacob Miles, Conan Stevens, Raimund Huber, Liam Noel Harrison, Dom Hetrakul, Lex de Groot, Michael O’Choli, Nicky Tamrong u.a.
Vier ausländische Rucksacktouristen machen in Bangkok Urlaub und lassen es sich gut gehen. So gut, dass sie am Ende eines Spielabends mit zehn Millionen Baht in der Kreide stehen. Zahlt man diese nicht innerhalb einer Woche zurück, sei man alle Extremitäten und gerne auch das Leben los und der diese Drohung aussprechende Thai macht nicht gerade den Eindruck, als sei er ein sonderlich umgänglicher Typ in Geldangelegenheiten. Also versucht man alles, um an Geld zu kommen. Illegale Wrestlingfights, Strippeinlagen, Taschendiebstähle, doch der Lösung des Problems kommt man so nicht näher. Also beschließt aus letzter Verzweiflung, die Tochter eines Millionärs zu entführen und die zehn Millionen zu erpressen. Gesagt, getan. Blöderweise hat man sich mit der weiblichen Geisel eine sehr widerspenstige Vertreterin ihrer Art eingefangen und seltsamerweise scheint ihr Vater kein großes Interesse daran zu haben, sie lebend wieder zu sehen. Stattdessen schickt er den Jungs Killer auf den Hals, die vor nichts und niemandem Halt machen ...
Mit Ong Bak, Revenge of the Warrior, Born to Fight und Chocolate haben die Thailänder in Sachen Actionfilm Marken gesetzt, die ihresgleichen suchen. Leider musste man in letzter Zeit vermehrt feststellen, dass nicht alles aus der thailändischen Filmfabrik wirklich Gold ist, selbst wenn es ordentlich glänzt. Das mussten vor allem Actionfans in den letzten Jahren immer wieder schmerzvoll erfahren. Von Bangkok Adrenalin wollte man sich schon aufgrund seiner Entstehungsgeschichte nicht so viel erwarten, doch der Film überrascht mit einem grundsoliden Unterhaltungsfaktor und genialen Fights. Die Story erfüllt in diesem Zusammenhang einen rein funktionalen Sinn, was man ihr auch gar nicht vorhalten möchte. Sie hält den Film zusammen und eigentlich kann man ihr nur vorwerfen, dass sie ein wenig zu behäbig in Gang kommt. Denn die ersten 30 Minuten des Streifens sind schon durchaus zäh geraten, zumal das Drehbuch hier bis auf eine sehr coole Verfolgungsjagd zu Fuß auch noch mit Eye Candy spart.
Doch ist dieser Einstieg geschafft, befindet sich Bangkok Adrenalin nur noch in Bewegung, reiht Actionszene an Actionszene und rückt dabei vor allem Choreograph und Hauptdarsteller Daniel O’Neill in ein umwerfendes Licht. Wenn der junge, durchaus sympathische und nicht unansehnliche Kerl demnächst nicht durchstartet, weiß ich auch nicht mehr weiter. Wie ein Tony Jaa schraubt er sich in immer ausladenderen Fights durch die Lüfte und präsentiert ohne Netz und doppelten Boden hochgradig spektakuläre Kampfsportmanöver, die teils richtiggehend gewitzt rüberkommen und auch ein erstaunliches Quäntchen Härte nicht missen lassen. Auch diverse halsbrecherische Stunts zählt der junge Kerl zu seinem Repertoire und er weiß in wirklich jeder einzelnen Actionsekunde zu überzeugen. Darstellerisch wirkt er zwar unbedarft, aber das kann man ja alles üben ;-). Zwei weitere Co-Stars O’Neills sind ebenfalls kampfsporttechnisch sehr versiert und haben ein paar hübsche Actionmomente abbekommen, können aber gegen ihn niemals anstinken.
Die Action beschränkt sich weitgehend auf spektakuläre Thaikickereien, zwei sehr gelungene zu Fuß Verfolgungsjagden und eine saucoole Fighteinlage in einem dieser thailändischen Motorräder mit Fahrgastzelle. Das Ganze ist versiert und sauber inszeniert, was überrascht, wenn man bedenkt, dass dieser Film über mehrere Jahre hinweg entstand und als No Budget Streifen gewertet werden darf, den nur die Begeisterung seiner Macher am Genre am Leben erhalten hat. Das Ergebnis ist unter diesen Vorzeichen betrachtet schlichtweg eine einzige Überraschung. Was vor allem auch am Schauplatz liegt, denn selbst die Hinterhöfe in Bangkok haben deutlich mehr exotischen Flair als die rumänischen Hinterhöfe verschiedener Ostblockkracher. Was aber bei Weitem nicht heißt, dass es nur derartige Schauplätze zu sehen gäbe.
Was an Bangkok Adrenalin nicht gefallen mag, ist der durchweg präsentierte, thailändische Humor. Dieser hat durchaus geniale What the Fuck Momente (die ewig breitgewalzte Szene um die Franzosen sei genannt!) und den einen oder anderen gelungenen Gag, weitgehend ist er aber eher nervig und vor allem passt er mit der harten Martial Arts Action nicht so recht zusammen, steht ihr sogar manchmal im Weg. Und wo wir gerade bei Humor sind, muss auch erwähnt werden, dass der nicht kampfsportversierte Charakter unter den Helden einfach so dermaßen nervt, dass es eine wahre Freude ist. Was wohl vor allem daran liegt, dass man als Zuschauer nie auszumachen vermag, was der Knallkopp für den Film beizutragen hat. Erst beim Blick auf die Cast und Crew Angaben bemerkt man, dass hier der Regisseur unbedingt in seinem eigenen Film mitspielen wollte. Das hätte er lieber gelassen.
Bangkok Adrenalin ist ein seltsamer Mischmasch aus Thai Action und Thai Humor. Zwei Ingredienzien, die sich teilweise gegenseitig so sehr behindern, dass ein ziemlich unrunder Eindruck entsteht. Doch blendet man vor allem die Comedyeinlagen aus, bekommt man hier erstaunlich spektakuläres „Auf die Fresse Kino“ mit einem großartigen Haupt“darsteller“ geboten, der die Latte für Martial Arts Skills in Filmen noch einmal ein ordentliches Stück nach oben schraubt. Für seine Entstehungsgeschichte, für die der Film ja nichts kann, sieht er obendrein erstaunlich wertig aus und ist definitiv eine Empfehlung für Actionallesgucker wert ...
Die deutsche DVD erschien von Sunfilm und ist mit einer FSK 16 uncut.
In diesem Sinne:
freeman