Bad Ass
Ein Film, so unfreiwillig komisch, dass man die Unfreiwilligkeit schon wieder in Zweifel ziehen muss. Alleine der Umstand, dass Trejo zum "Bad Ass" hochstilisiert wird, weil er im Bus zwei Nazis fertigmacht, die einem alten Mann den Sitzplatz nehmen wollen ("The Specialist" lässt grüßen), gereicht kaum noch dem Anspruch einer Kritik an "Youtube" und Konsorten (der Vorfall wird über ein solches Medium verbreitet) - zu albern scheint die gesamte Anlage des Films. Und es wird nur schlimmer: der alte Mann scheint unbesiegbar wie Bud Spencer zu seinen besten Zeiten und kriegt mal eben problemlos eine hübsche, junge, alleinstehende Nachbarin ins Bett - mit Hilfe eines babyblauen Smokings und eines Blumenstraußes. Mißt man Filme nach ihrer Authentizität, überragt "Bad Ass" "Machete" um ein Vielfaches - zwischen Putzigkeit und Fremdscham erregt der Kampf eines alten Veteranen gegen den modernen Vorstadtkleinkrieg viele Emotionen, inwiefern diese aber intendiert waren, steht in den Sternen. Auf bizarre Art ein fragwürdiges Vergnügen, aber man muss eine Portion Mitleid für alle übrig haben, eine extragroße für Trejo. "Bad Ass", ein Film wie die erste Staffel Dschungelcamp: Handlungstrash und keine Sicht auf das Dahinterliegende.
Bad Asses
Man sollte meinen, dass eine Filmreihe mit einem Titel wie "Bad Ass" darauf ausgelegt ist, Actionfilme zu parodieren, die Helden alter Schule auf die Schippe zu nehmen oder mit sonstigen Späßen seinen kleinen Beitrag zur Sparte B-Movie zu leisten. Man wird aber das Gefühl nicht los, dass es lediglich darum geht, Danny Trejo ein kleines Dankeschön zukommen zu lassen. Dem Mann mit der hässlichen Villain-Visage mal zu zeigen, wie es ist, einen guten Kerl mit Herz zu spielen. Verdient hat er es allemal.
Natürlich funktioniert das Geschäft nicht mit Dankeschöns. Es steht also die Annahme im Raum, dass das Publikum den ewigen Nebendarsteller und Helfer der fiesesten Fieslinge tatsächlich als Sympathieträger sehen möchte. Eine Annahme, die mit der Fortsetzung "Bad Asses" bekräftigt wird. Zumindest eine kleine Nische dürfte sich auf einen weiteren Auftritt des vollbärtigen Bauchtaschenträgers gefreut haben, obwohl der erste Teil kaum mehr bot als einen Danny Trejo des Selbstzwecks wegen. Und obwohl Sidekick Danny Glover als "grüne Rakete" im Adidas-Jogginganzug nun jede Vorlage bietet, um "Lethal Weapon" & Co. mal so richtig zu verballhornen, bleibt es bei dieser seltsam milden Mischung aus zarter Action, bekömmlichem Drama und der zögerlichen Demontage von Coolness.
Nichts also, womit man sich in marktschreierischen Zeiten hervortun könnte. Keine hartkantigen Elemente wie sexuelle oder gewalttätige Explizitheiten, keine ironischen Manöver, die man nicht schon kennen würde, ja im Grunde nicht einmal ein Hauptdarsteller mit besonderer Tragkraft, obwohl Trejo verglichen mit Teil 1 nun ein wenig sicherer wirkt im für ihn ungewohnten Mittelpunkt. Viele peinliche Momente aus dem Vorgänger wiederholen sich (Liebesgeturtel mit einer Mittvierziger-Latina), wirken in ihrer Unbeholfenheit aber weiterhin liebenswert, so dass man sie nur ungern negativ herausheben möchte. Glover spielt den Support mit sichtbar mehr Gespür für die Feinheiten, die eine solche Rolle in Sachen Drama-Einsatz und Comedy-Timing benötigt; er harmoniert also nüchtern betrachtet wesentlich besser mit den schlecht einkopierten Explosionen, den überheblichen Gegenspielern und den aufgemischten Studenten-Parties. Gleichberechtigt ist das Oldschool-Duo lediglich in den Zeitlupensequenzen, in denen sie in unmöglicher Montur durch die Straßen stolzieren, bereit, ordentlich auf die Kacke zu hauen.
Das ist dann wohl eher weniger hohe B-Movie-Kunst, aber der Gedanke der Produzenten geht zugegebenermaßen auf: Einen Trejo muss man einfach lieb haben, auch in einer Hauptrolle, die ihm immer noch zwei Nummern zu groß ist.
Bad Asses on the Bayou
Alte Menschen sollte man mit Respekt behandeln, ernst nehmen und soweit möglich am öffentlichen Leben teilhaben lassen. Man nehme sich mal ein Beispiel an den Machern von "Bad Asses On The Bayou": Kaum wird es den Senioren im Gespräch mit einem Bankangestellten zu mühselig, da werden zur Aufheiterung ein paar Bankräuber reingeschickt, die man mit Gehhilfen und signierten Basebällen auf den Fußboden befördern kann. Quälen sich die Herrschaften ins Flugzeug, um zur Hochzeit einer alten Freundin zu fliegen, so wird die Reise stets mit einer hübschen jungen Zufallsbekanntschaft versüßt. Und wenn die Freundin am Zielort schließlich kurz vor ihrer eigenen Hochzeit von fiesen Lumpen entführt wird... ja, wie könnte man den alten Männern besser das Gefühl vermitteln, gebraucht zu werden?
Mehr noch als bei den beiden Vorgängern gilt das Motto: Kannst du die Greisenkörper von Trejo und Glover nicht mehr zur Action bewegen, dann bring die Action eben zu Trejo und Glover. Den Titel "Bad Asses" hat sich das schrumplige Duo in den gestellten Showkämpfen aus zwei Filmen erarbeitet; den Status Quo nun durch weitere Heldentaten zu behaupten, ist selbstverständlich keine Sache der Überlegenheit, sondern der Beliebtheit. Der Plot stellt sich mehr denn je als reinstes Alibi heraus, nur damit eine verschworene Fangemeinde noch ein drittes Mal dabei sein kann, wenn einer sich das Stirnband und der andere die Bauchtasche umschnallt. Die aus der Gattung "Sozialdrama" entliehenen Story-Elemente rund um Krankheit, Armut und Sucht weichen beinahe völlig einem sorgenfreien Ansatz, der durch die Krimi- und Action-Aspekte nur weiter gefördert wird. Das erlaubt es den Hauptdarstellern, die Häppchen voll zu genießen, die ihnen das Drehbuch im Minutentakt vor die Füße wirft - Trejo jedenfalls, zu Beginn der Reihe noch sehr wacklig auf den Beinen, befindet sich inzwischen im Dauergrinsemodus und wenn man Glover manchmal gestikulieren sieht, meint man fast, er interagiere gerade mit Mel Gibson in einem imaginären "Lethal Weapon V - Never Back Down".
Bei so einer langsamen, vorhersehbaren, mit Klischees vollgestopften Gangart sind starke Qualitätsschwankungen nach unten oder oben natürlich nicht zu erwarten; man könnte zwar sagen, dass "Bad Asses On The Bayou" ein, zwei schicke Explosionen vorweisen kann und insgesamt einem etwas griffigeren Skript unterliegt als der direkte Vorgänger, was aber keinen direkten Einfluss auf die Gesamtwertung hat. Der serielle Charakter der Reihe wird nicht zuletzt dadurch hervorgehoben, dass noch ein vierter Film angeteasert wird. Bad Asses in Bangkok? Würde man sich vielleicht anschauen. Muss man aber nicht unbedingt.