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Asia Mission

Verfasst: 06.05.2016, 14:22
von McClane
Asia Mission

Bild

Originaltitel: Gymkata
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 1985
Regie: Robert Clouse
Darsteller: Kurt Thomas, Tetchie Agbayani, Richard Norton, Edward Bell, John Barrett, Conan Lee, Bob Schott, Buck Kartalian, Eric Lawson, Sonny Barnes u.a.

„Gymkata“, hierzulande „Asia Mission“ getauft, von Robert Clouse basiert auf dem Idee Karate und Turnen zu einem Kampfstil zu verbinden und den Sportler Kurt Thomas zum Actionstar aufzubauen. In diesem schrägen Film, der seine einzige Hauptrolle blieb, nimmt er an einen gefährlichen Menschenjagd teil, bei der ihm Oberschurke Richard Norton ans Leder will.

Knappe :liquid5:

Hier geht's zur Kritik

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C4rter reibt seine Hände mit Magnesia ein:

Irgendwo in den zerklüfteten Bergen von Zentralmalyasia liegt das kleine Königreich Parmistan. Völlig abgeriegelt von der Außenwelt, gilt hier das Gesetzt des Stärkeren. Schon bald beginnen sich die Geheimdienste der Welt für das strategisch wichtige Land zu interessieren, denn die Lage des Landes ist ideal für die Lage eines SDI-Frühwarnsystems. Jonathan Cabot (Kurt Thomas), früher Olympiaturner und Meister des Gymkata(Martial Arts meets Gymnastik), wird vom Pentagon beauftragt die USA in Parmistan zu vertreten. Vertreten? Wobei? Berechtigte Frage. Man muss einen Wettkampf gewinnen, wenn man sich überhaupt weiter in Parmistan aufhalten will. Doch bei diesem Wettkampf handelt es sich um einen tödlichen Hindernislauf durch die Wildnis, verfolgt von den Soldaten des Khans. Doch bereits der Weg nach Parmistan gestaltet sich äußerst beschwerlich...

Irgendein Filmemacher in Hollywood hatte in der Actionhochzeit Mitte der 80er die großartige Idee Kurt Thomas als Actionstar zu vermarkten. Ein Milchbubbi, der mehrfacher Olympiasieger beim Turnen ist und sich naturgemäß gut bewegen kann. Der ist ja im Prinzip wie gemacht für einen Actionfilm. Nunja, ganz so einfach ist es dann doch nicht, denn „Gymkata“ von MGM floppte damals scheinbar ganz anständig und Kurt Thomas Karriere war direkt wieder beendet bevor sie begann. Die Gründe liegen quasi auf der Hand. Kurt Thomas hat im direkten Vergleich zu den Helden der 80er Jahre keine Schnitte. Aussehen und Kampftechnik spiegelt niemals den „harten Knochen“ wieder, der damals angesagt war und durch Figuren wie Sylvester Stallone oder Arnold Schwarzenegger verkörpert wurde. Dazu kamen dann allerdings auch noch die fehlenden Qualitäten von „Gymkata“.

Die Story des Films ist, nunja, bereits an den Haaren herbeigezogen. Das Königreich Parmistan(Pakistan? Parmesan?), das, wenn man alle Anhaltspunkte in Betracht zieht, irgendwo zwischen Rumänien, Türkei und dem Orient liegen muss, ist ein riesen Witz an sich. Der König hat von Tuten und Blasen keine Ahnung, das Volk besteht aus zahnlosen Bauern und die rechte Hand des Königs(Richard Norton) hat eine Armee aus Ninjas.
Nach der obligatorischen Ausbildung von Jonathan, der Einführung der hübschen Love-Interest und der beschwerlichen Anreise durch amerikafeindliches Gebiet auf dem Rücken eines Esels ist unser „Held“ auch schon im großen Parmistan angekommen.

Während des Wettbewerbs weisen am Rand der Strecke über Stock und Stein immer wieder Ninjas mit kleinen Fahnen den Weg. Ja, diese Ninjas stehen am Wegesrand, halten eine Fahne fest und sagen oder machen sonst nichts. Etwas mehr machen dürfen nur die verfolgenden Ninjas, die zusammen mit Richard Norton Jagd auf die Teilnehmerschaft machen und einen nach dem anderen abmurksen. Ja, ein sehr fairer Wettbewerb aber so war das nunmal in den 80er Jahren. Wollte man was gegen den kalten Krieg unternehmen musste man erst nach Parmistan.

Man merkt bereits, „Gymkata“ kann man unmöglich ernst nehmen. Als „guilty pleasure“ funktioniert der Film hingegen recht ordentlich. Zwar gibt es auch hier immer noch etliche Sachen die einem dem Spaß verhageln, seien es die absolut tristen, langweiligen Ostblock-Sets oder die dann und wann doch etwas lahme Inszenierung, aber immerhin kann einen mit der richtigen Einstellung die hohle Story wunderbar unterhalten. Besonders der absolut out of context wirkende Part, in dem sich Jonathan durch ein Dorf von wilden Kannibalen kämpfen muss und am Ende Minutenlang in Zeitlupe flieht, weiß zu unterhalten. Beim Kampf gegen die Irren kommt Jonathan zudem zu gute, das im Standzentrum ein Seitpferd bereit steht, mit Hilfe dessen unser Turner den Dorftrotteln wunderbar ins Fressbrett treten kann.

Objektiv betrachtet eine ziemliche Gurke, ist der Film unter dem Gesichtspunkt der reinen Unterhaltung noch recht brauchbar. Zwar tut er sich auch hier immer wieder etwas schwer, macht aber definitiv Spaß und die Sichtung wird man nicht bereuen.
:liquid6:

DVD technisch siehts in Deutschland schlecht aus. In den USA hat sich Warner des Films angenommen, sogar mit englischen Subs.

Verfasst: 09.05.2016, 10:07
von freeman
Sehr cool, warte noch immer auf meine Code 1 Scheibe. Und Mars ist schuld! ;-)

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 09.05.2016, 15:33
von MarS
Haha, aber nur weil du wieder die Kritik nur überflogen hast. Nachdem du ein paar passende Schlagworte gefunden hattest, war doch die Scheibe schon bestellt. Die miese Wertung wurde ja erfolgreich ignoriert. :lol:


Der Vollständigkeit halber mal noch mein Tagebucheintrag hier platziert:
MarS hat geschrieben:Gymkata (aka Asia Mission)

Beim Durchforsten der Fernsehzeitung bin ich auf "Gymkata" gestoßen. Schon alleine der Titel ließ mich aufhorchen. Das Enstehungsjahr 1985 forcierte mein Interesse umso mehr. Also forschte ich ein wenig weiter. Recht schnell fand ich dann heraus, dass man hier den (mir bis dato unbekannten) Turner und Weltmeister Kurt Thomas versuchte in das Filmgeschäft zu hieven. Dabei dachte man sich dann, dass es scheinbar cool wäre Gymnastik und Karate zu kombinieren. Gymkata was born!

Diesen Film muss ich unbedingt sehen, dachte ich mir, programmierte das Teil im Digitalrekorder ein und wurde nicht enttäuscht. Natürlich handelt es sich bei "Gymkata" um die absolute Obergülle und der Streifen ist total bekloppt. Aber genau das macht den Film eben so sehenswert.

Alleine die Story hat schon Hitqualitäten: Irgendwo in dem fiktiven Bergstaat Parmistan wird jedes Jahr ein brutaler Wettkampf, welcher eigentlich nichts weiter als eine Menschenjagd ist, veranstaltet, den die letzten 900 Jahre aber keiner der Teilnehmer überlebt hat. Aber wer den Wettkampf gewinnt, ja der hat einen Wunsch frei. Davon haben die Amis Wind bekommen und wollen deshalb Kurt Thomas dort hin schicken, damit er sich (aufgepasst!) wünschen kann, dass die Amis dort einen Satelliten hinbauen dürfen. Mit diesem Satelliten könnte man den Weltfrieden sichern, denn würde die "andere Seite" unseren Helden zuvor kommen wäre das Ende vorprogrammiert. Ich darf übrigens nicht vergessen zu erwähnen, dass der Vater von unserem Protagonisten ebenfalls schon bei den Spielen gescheitert ist. Damit Kurt Thomas das nicht passiert, wird er intensiv darauf vorbereitet und der Wahnsinn beginnt filmisch mit einer Trainingsmontage... Ach so wartet, unser Protagonist bekommt natürlich auch eine Love-Interest, welche (so viel darf ich verraten) nicht nur seine geheimnisvolle Trainingspartnerin ist, sondern auch die Tochter des Königs von Parmistan (was habe ich gelacht, die einzige asiatisch aussehende Schauspielerin ist die Tochter des Königs) und die versprochene Gemahlin des Oberschurken. Da ist Ärger vorprogrammiert!

Gymkata bietet also ein buntes Potpourri abstruser Ideen, was darin gipfelt, dass der Höhepunkt des Films, die Szenen in dem Dorf der Verfluchten, auch dicke in einen Horrorfilm gepasst hätte. Ich wollte es vorher nicht glauben als ich das las, es ist aber tatsächlich so. Allgemein lässt sich feststellen, dass die Schauplätze gut gewählt wurden (gedreht wurde in ehemals Jugoslawien). Es muss da teilweise aber schweinekalt gewesen sein. Bei den Reitszenen könnte man meinen, die Pferde sind Dampfloks, so wie das aus deren Mündern qualmt. Da beneide ich Richard Norton (der vielleicht bekannteste Schauspieler in dem Film) nicht, der lange Zeit mit nur leicht bekleideten Oberkörper zu sehen ist.

Kurt Thomas lässt jedenfalls erkennen, dass er durchaus akrobatisch ist. Wenn er mit Salto und Schraube auf einen seiner Gegner springt, dürfte auch Super Mario ins Staunen geraten. Der Härtegrad ist auch recht ordentlich. So ist "Gymkata" zwar nicht wirklich blutig, die Kills sind aber eiskalt und trocken. Wenn da mal wieder einer beim Sturz von der Klippe hart auf den Boden aufkommt, zwinkert keiner der restlichen Darsteller.

Auch wenn das jetzt alles nicht schlecht klingt, darf man nicht vergessen, dass "Gymkata" absolut bekloppt ist und sich dabei vor allem noch ziemlich ernst nimmt. Von einem guten Film sind wir Lichtjahre entfernt. Trotzdem sage ich, dass man sich den Film unbedingt mal ansehen sollte, wenn man was mit 80er Actionern anfangen kann. So etwas bekommt man nicht alle Tage zu sehen.

Da können Trashschmieden wie The Asylum noch so viele Haie auf die Filmwelt losschicken, so einen Irrsinn werden die vielleicht nie erreichen. :liquid4:

Edit: Jetzt habe ich fast vergessen zu erwähnen, dass es natürlich auch so etwas wie Ninjas gibt. Ja, hier gibt es die volle Dröhnung und zeitweise spürte ich beim Sehen des Films wie anspruchsvoll "American Fighter" tatsächlich ist. :lol:

Daumen hoch noch an McClane, dass du dir die Mühe gemacht hast den Film noch mit einem schicken Review zu würdigen.

Verfasst: 09.05.2016, 15:42
von MarS
Mal noch eine Anmerkung. Ich würde "Gymkata" beim Titel hier und auf der Hauptseite noch ergänzen. In der TV-Zeitung war der Streifen zumindest auch so aufgeführt und nicht mit dem dt. Verleihtitel "Asia Mission"

Verfasst: 10.05.2016, 09:39
von freeman
MarS hat geschrieben:Haha, aber nur weil du wieder die Kritik nur überflogen hast. Nachdem du ein paar passende Schlagworte gefunden hattest, war doch die Scheibe schon bestellt. Die miese Wertung wurde ja erfolgreich ignoriert. :lol:
DU bist schuld!

;-)

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 14.12.2016, 12:39
von freeman
Wir hatten zu dem Streifen sogar schon eine Kritik von C4rter! Selbige ist oben in McClanes Beitrag mit eingefügt!

Zum Film selber kann ich nur sagen, dass der schon eine recht krude Angelegenheit ist. Arg kurios und auf eine seltsame Art total witzig, weil irgendwie arg schräg. Es ist schon geil, wie da andauernd Gelegenheiten auftauchen, um ein wenig Geräteturnen zu betreiben und dabei dem einen oder anderen Lump nebenbei eine einzuklinken. Auch geil, dass die "Reckstange" direkt mit Magnesium eingerieben ist, damit der Held keine Blasen an den Händen bekommt. Die Geschichte ist derweil so egal, dass Regisseur Clouse "das Spiel" gleich dreimal ablaufen lässt und es in seiner Laufzeit einfach immer mehr verlängert und so auf Filmlänge kommt. Kurt Thomas ist zwar ein ziemlicher Bubi, macht aber einen recht sympathischen Eindruck und spielt auch erstaunlich unverkrampft. Was man von den meisten Nebendarstellern nicht sagen kann. Ein erstaunliches Kapitel ist das in der Stadt der Verdammten. Hier kommt nicht nur dank blutiger Effekte durchaus Horrorfeeling auf. Kurzum: Dieses Dumm-Dumm-Geschoss macht echt Laune!
:liquid6:

In diesem Sinne:
freeman

Verfasst: 30.03.2017, 09:37
von MarS
Der Streifen läuft morgen (31.03.2017) 23:30 Uhr auf TNT-Film. Wer also die Möglichkeit hat und den Film mal sehen will hat hier die Chance dazu. Nicht irritieren lassen, in manchen TV-Zeitungen steht "Gymkata" und auf TNT-Film "Asia Mission". Die Alternativtitel werden hier immer wieder schön durcheinander gewürfelt.

Re: Asia Mission

Verfasst: 09.06.2020, 22:50
von Fist_of_Retro
Jonathan Cabot Darsteller Kurt Thomas ist am 05.06.2020 verstorben :sad: . Er war hauptsächlich ein sehr erfolgreicher Turner.
Schön das deswegen auch eine gute deutsche Quelle gibt
https://www.filmfutter.com/news/kurt-thomas-tot/

Ich finde das sollte hier erwähnt werden. Er war ja kein richtiger Schauspieler und nur durch diesen Film ist er im Filmgenre bekannt geworden.

Edit 16.06.2020
Der Film ist gut und macht Spaß natürlich nur Uncut :liquid6: Punkte.

Re: Asia Mission

Verfasst: 06.08.2024, 20:07
von StS