Bright
Will man wohlwollend sein, dann war "Bright" der Film, den Max Landis erträumte, als er nach der "Shadowrun"-Runde noch einen Filmabend mit "Alien Nation", "Bad Boys" und "Training Day" veranstaltete. Weniger wohlwollend liefen die genannten Titel wohl gut auf Netflix, als sie sich "Bright" krallten bzw. die Endfassung des Drehbuchs in Auftrag gaben. Smiths Daryl Ward wirkt jedenfalls wie eine Mischung aus Mike Lowrey und Alonzo Harris: Weniger heldenhaft und sauber als Erstgenannter, weniger schurkisch als Letztgenannter. Gemeinsam geht das ungleiche Duo auf Streife in einer Welt, in der phantastische Wesen auf das Genre des gritty Cop-Actionfilms treffen, wobei man mit David Ayer einen Spezialisten für letztgenanntes Genre anheuerte - was vielleicht auch das große Problem des Films ist. Denn enttäuschend wenig wird das der Prämisse gemacht, wenn viele Fabelwesen (Zentauren, Feen) nur ganz kurz vorbeischauen und alle anderen nur Chiffren für real existierende sozialen Schichten sind: Die Elfen sind die Elite aus Beverly Hills, die Orks sind halt die verarmten Latinos und Schwarzen, die vom Rest der Welt eher geduldet als gern gesehen sind. So ist es dann nicht allzu doppelbödig, wenn sich hier Schwarze, Asiaten, Latinos und Frauen als rassistisch gegenüber den Orks erweisen, denn abgesehen von kurzen, treffenden Spitzen (etwa das von Stefan angesprochene "Fairy lives don't matter today") ist Ganze eigentlich nur pures Klischee.
So wird aus der Welt wenig gemacht, was sich auch auf die Handlung überträgt, in welcher ein umkämpfter Zauberstab ein purer McGuffin ist. Ob man mit seiner Hilfe jetzt einen Gangsterboss befreien, das Verbrechen das Jahrhunderts oder (wie hier im Film) den Dunklen Lord beschwören kann, ist letztendlich für die Handlung herzlich egal, Hauptsache diverse Parteien bekriegen sich darum. Mit einer Latinogang, korrupten Cops und einer Sicario- bzw. Eliteeinheit-artigen Elfenkillertruppe sind auch dies bloß Standards, bei denen es egal ist, ob da nun gerade Fabelwesen oder Menschen die Klinge schwingen oder die Knarre abfeuern. Außerdem nimmt "Bright" als Pionierfilm schon das Problem diverser anderer potentieller Netflix-Franchises wie "Enola Holmes" oder "The Old Guard" vorweg: Alles wirkt bloß wie ein Teaser auf eine noch viel größere Filmreihe, andernfalls würde die Mythologie (etwa die spärlichen Infos zum großen Krieg und dem Wirken des Dunklen Lords) wohl nicht so homöopathisch verabreicht.
Das Protagonistenduo funktioniert ziemlich gut, wobei Will Smith erfreulicherweise mal kein Problem hat seine Figur mal etwas kantenreicher anzulegen - leider kann sich "Bright" nur nicht ganz entscheiden, ob hier normales Buddy-Geplänkel oder doch tiefergehende Rassismusanalyse stattfinden soll. Denn nachdem der Anfang die Vorurteile und die Bigotterie Daryls aufgezeigt hat, scheint man in Hälfte zwei dann bei den eher Käbbeleien der Marke "Lethal Weapon" und "Bad Boys" angekommen zu sein. Die Sprüche sind ganz nett, die eher dosiert eingesetzte Action hat Druck, wobei sich Ayers realistischer Stil und manche Flummiball-mäßig durch die Gegend springende Elfe etwas beißen. Einfallsreich ist das Shoot-Out, in einer Tankstelle, in welche die Elfenkiller mit einem Auto hineingerast sind: Die Helden müssen versuchen, der Karre auszuweichen, die zwischen Snackregalen und Kühltheken schlechter manövrieren kann, während gleichzeitig noch geballert und gekämpft wird. Der Düsterlook ist etwas einfallsarm, aber dafür hat Ayer ein gutes Auge dafür Fantasy und Polizeifilm zu vereinen - wenn es doch nur mehr von ersterem gäbe, denn das ist doch nun einmal der "Unique Selling Point" von "Bright". Naja, vielleicht kann das angekündigte Sequel das ja ausbauen, denn der erste Teil hat zwar seine Momente, müffelt im Angesicht seiner Prämisse durchweg nach verschenktem Potential.
,5
PS: Außerdem scheint "Guardians of the Galaxy" auch nicht ganz spurlos an Landis vorbeigegangen zu sein. Nick erinnert mit seinem Aussehen und seinem Unverständnis für Ironie oder Redensarten an Drax, und das Ende weist auch noch eine Parallele auf.
So wie Star-Lord sein Wurzeln freilegt, wenn er den Orb anfasst, so erweist sich Daryl beim Händeln des Zauberstabes als Bright.