Death Wish (2018)
An einer eventuellen Abstumpfung des Publikums kann es nicht liegen, dass „Death Wish“ in der 2018er Neuauflage so wenig Resonanz erzeugt. Wir steigen zwar gerade aus einer Welle von Selbstjustiz-Streifen auf, die seit „96 Hours“ (2008) ausdauernd über unsere Köpfe rollt, doch aktuell herrscht immerhin ein Klima der Überempfindlichkeit in Bezug auf Kontroversen aller Art. Das Thema Selbstjustiz ist dabei ausdrücklich mit eingeschlossen. Eli Roth findet also Voraussetzungen vor, in denen das Remake eines 44 Jahre alten Bronson-Reißers durchaus den gewünschten Einschlag erzeugen könnte. Wer auf empörte Reaktionen aus ist, muss doch einfach nur einem stinkwütenden Familienvater eine Glock in die Hand drücken und eine Kamera draufhalten - sollte man meinen. Warum aber wirkt „Death Wish“ dann wie eine biedere dtv-Produktion, die schnell konsumiert und schnell vergessen wird?
Es ist jedenfalls keine große Überraschung. Eli Roths wilde Zeiten liegen eben auch schon mehr als eine Dekade in der Vergangenheit. Skandale löst er nicht mehr aus, obwohl er zwischen Kinder- und Kannibalenfilm nach wie vor um eine hohe Bandbreite bemüht ist. Auch ist Bruce Willis nicht mehr der Actionheld, der er einmal war. Der Mann, der sich kurz nach 9/11 einmal schwor, für keinen Film mehr eine Waffe in die Hand zu nehmen, verspielt seit Jahren Kredit mit lustlosen Fließband-Auftritten in unbedeutenden Filmen, in denen er sich das mit den Waffen noch einmal überlegt hat. „Death Wish“ wirkt nun wie eine mit etwas mehr Budget und Tralala ausgestattete Fortführung jener Art von Billigproduktionen auf einem etwas professionelleren Niveau. Allenfalls erhofft man sich, dass Willis unter Roth nochmal ein bisschen den Arsch hoch kriegt und sich zumindest zu seiner besten Leistung seit „Looper“ aufrafft.
In gewisser Weise bekommt man sogar, was man sich erhofft. Ganz der Alte ist Willis nicht und wird es wohl auch nie wieder werden, aber wenn er sein Smirkey Face aufsetzt, nutzt Roth es gerne für ein gewisses Augenzwinkern, das von der dargestellten Gewalt distanziert.
Joe Carnahans Drehbuch besteht aus einer Abfolge unorganisierter, spontaner Rachefeldzüge eines Amateurs, die oft nur durch Glück und Zufall glimpflich ausgehen. Dementsprechend viel Euphorie erzeugen die kurzen Splatter-Spitzen, mit denen einem Handlager nach dem anderen langsam die Lichter ausgeblasen werden. Der überlegte Umgang des Arztes mit den amerikanischen Waffengesetzen allerdings lässt sein Handeln allerdings im Nachhinein ausgesprochen raffiniert erscheinen. Die Einordnung der amerikanischen Waffenkultur ist aufgrund bestimmter Szenen, in denen die einfache Beschaffung von Waffen dem Helden den Tag rettet, durchaus als problematisch zu bezeichnen, jedoch könnte man auch sagen, dass der Film dazu anregt, die beiläufige Art, wie Waffen in ein Konfliktszenario eingebracht werden können, zu hinterfragen.
Am Ende des Tages ist aber festzustellen, dass weder eine übermäßig radikale Position für oder wider den Waffeneinsatz eingenommen wird. Es ist auch weder überdurchschnittliche Spannung zu fühlen noch Langeweile. Willis bringt weder die beste noch die schlechteste Leistung seiner Karriere, Roth liefert eine Arbeit in seinem persönlichen Mittelfeld ab. Kurz gesagt, „Death Wish“ geht schon irgendwie in Ordnung, lässt den Puls aber nicht gerade ausschlagen.
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