Bud Spencer / Terence Hill-Reviewgraphie

Der Action Film der 80er, der 90er und heute.
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Bud Spencer / Terence Hill-Reviewgraphie

Beitrag von Vince » 27.12.2005, 12:38

Bud Spencer / Terence Hill
Reviewgraphie

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In diesem Thread werden Reviews gesammelt zu Filmen, an denen Carlo Pedersoli (Bud Spencer), Mario Girotti (Terence Hill) oder beide im Doppelpack mitgewirkt haben. Im unten stehenden Review-Index sind diese Reviews direkt anwählbar. Der Übersicht halber sind Antwortpostings in diesem Thread allerdings nicht möglich. Wer also gerne ein Spencer/Hill-Review schreiben möchte, der kann das hier tun; alles andere sollte außen vor bleiben.
Auf Lob und Kritik zu unseren mühsam erstellten Texten wollen wir natürlich dennoch nicht verzichten. :wink: Kommentare sind deswegen in diesem Zwillingsthread möglich, der ursprünglich John Woos Thread zu "Zwei bärenstarke Typen" war. Wenn jemand doch in diesen Thread schreibt, wird der Kommentar hier gelöscht und in den Kommentar-Thread verpflanzt.
Macht uns Spencer/Hill-Fans also nieder oder lobt uns in den Himmel - wir sind bereit. :wink:

Index
Doc West
Gott vergibt - Wir beide nie
Krokodil und sein Nilpferd, Das
Rechte und die linke Hand des Teufels, Die
Vier Fäuste für ein Halleluja
Vier Fäuste gegen Rio
Virtual Weapon
Zwei Asse trumpfen auf
Zwei ausser Rand und Band
Zwei bärenstarke Typen
Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle
Zwei sind nicht zu bremsen
Zwei wie Pech und Schwefel

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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 12:47

Zwei bärenstarke Typen
Geschrieben von John Woo

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Originaltitel: Nati con la camicia
Herstellungsland: Italien/USA
Erscheinungsjahr: 1983
Regie: E.B. Clucher
Darsteller: Bud Spencer, Terence Hill, David Huddleston, Buffy Dee, Ricardo Pizzuti u.a.

Eine Verwechslung mit Folgen...
Rosco (Hill), ein Tagedieb der durch's Land streift, trifft in einer kleinen Truckerkneipe Doug (Spencer), der gerade auf Bewährung aus dem Gefängnis entlassen wurde.
Nach einigen Turbulenzen landen sie am Flughafen, wo sie vermeintlich für Geheimagenten gehalten werden. In Miami bereits erwartet, erhalten sie auch schon ihren Auftrag. Und schon sind sie daran, einen internationalen Verbrecherring zu zerschlagen.

Bud: Hast du schon trainiert deinen Laster im Gipskorsett zu fahren?

Der Film beginnt schon ausgesprochen vergnügt und locker. Der Titelsong am Anfang macht richtig Stimmung. Aber kann der Film das auch halten?
Problemlos. Bei der witzigen ersten Begegnung der beiden in einer Bar sind einige Lacher garantiert. Hill provoziert mittels Bauchredner-Einlagen ein paar Typen in der Bar, und schon fliegen die ersten Fetzen. Die Schlägerei ist hier aber noch verhältnissmässig kurz, macht aber dank amüsanten Einfällen dennoch Spass.
Als Hill sich dann an Spencer's Klette hängt, und die beiden nach der Verwechslung nach Miami fliegen, fängt der eigentliche Spass erst richtig an.

Terence: Und wo willst Du hin? Bud: So weit wie möglich weg von dir!
Terence: Gut, da bin ich gespannt, in der Gegend war ich noch nie, ich komm mit!


Nach erstem Kopfschütteln bekommen sie recht schnell Gefallen am luxuriösen Agentenleben. Protzwagen, Luxushotel, bester Service und ...

Bud : Lauter schöne Kälbchen hier!
Terence : Wo mögen die wohl alle weiden?


Erwähnenswert an dieser Stelle die absolut stimmige Musik, die es stets schafft, eine tolle, lockere Atmosphäre rauszuholen. Ferienstimmung kommt auf, und man möchte in den zahlreichen Prügeleien (Chinesen und Men in Black -Verschnitte werden zuhauf plattgehauen) am liebsten mitwirken. Im Gegensatz zu früheren Werken des Duos (z.B. "Zwei ausser Rand und Band") wirkt die Filmqualität wesentlich besser. Anzumerken ist allerdings auch, dass es in früheren Filmen auch schon wesentlich mehr Schlägereien gab. Meiner Meinung nach sind diese in diesem Film von der Dosierung her allerdings völlig genügend.
Neben den herkömmlichen Hauereien gibts actionmässig (zumindest für einen Spencer/Hill -Film) überraschend viel Abwechslung. Auf den Strassen von Miami Beach krachts ein paar mal, und Autos fliegen in die Luft.

Bild Bild Bild

Selbstverständlich gibts auch in diesem Film wieder eine Reihe von Logik- und Filmfehlern.
Wo zum Beispiel die echten Agenten abbleiben, ist ein Rätsel. Und wie beiden Haudegen nun wirklich auf das Schiff im Finale gekommen sind, muss wohl jeder für sich selbst entscheiden.
Aber wer sich ernsthaft über solche Sachen aufregt, ist selber Schuld.
Denn die Komik wird durch viele kleine Details (in der Hotelküche läuft mal eben im Hintergrund ein blinder Kellner mit Blindenstock vorbei) perfekt abgerundet.

Die grösste Stärke des Films ist aber, dass er gekonnt Agentenfilme wie z.B. die James Bond's zu parodieren vermag. Regisseur und Drehbuchautor E.B. Clucher hat sich dazu einige wirklich besonders witzige Ideen einfallen lassen. Dazu sei an dieser Stelle nichts genaueres verraten.

Das Finale enttäuscht dann allerdings etwas. Während es in früheren Filmen minutenlange Haue gibt, müssen Bud und Terence diesmal nur selten selbst Faust anlegen, zumal die "Bösen" diesmal extrem dämlich agieren. Immerhin dürfen sie sich in einer Sequenz kurz mit einer attraktiven wie kampfwütigen Frau (wohl die einzige weibliche Person in der Geschichte Spencer/Hill, die kampftechnisch den beiden Paroli bieten kann) herumschlagen.


Fazit: Unterhaltsamer, typischer Spencer/Hill -Film, der dank vielen Einfällen, reichlich Abwechslung und Action, genialer Musik und parodistischen Elementen zu Agentenfilmen allerdings sicherlich zu den besten Produktionen des langjährigen Erfolgsduos gehört.
Hirn ausschalten - und Spass haben.
:liquid8:

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Kritik von Vince:

“Stirb an einem anderen Tag” wird nachgesagt, er sei der zwanzigste Bond-Film. Offiziell mag das auch stimmen. Die Dunkelziffer liegt aber weitaus höher: es gibt Massen von Bond-Parodien in allen Farben und Formen. Zum Ende ihrer großen Zeit haben auch Bud Spencer und Terence Hill im Jahr 1983 ihren Teil dazu beigetragen, und zwar mit ihrem Roadmovie-Abenteuer “Zwei bärenstarke Typen”.

Typisch ist es für Regisseur Enzo Barboni, seine Beiträge zum Spencer/Hill-Universum mit Verwechslungssituationen zu würzen. Das hat er schon in “Vier Fäuste gegen Rio”, “Zwei außer Rand und Band” und “Die rechte und die linke Hand des Teufels” gemacht. Auch hier wendet er sein altes Rezept wieder an, und es funktioniert zumindest auf der naiven Schiene immer noch ausgezeichnet.

Diesmal stellen Spencer und Hill zwei Vagabunden namens Doug und Rosco dar, was seit ihren gemeinsamen Westernkomödien eine Rollenrichtung ist, die sie blind beherrschen. Es hat sich lediglich die Umgebung verändert. Die Cowboys wurden zu Asphalt-Cowboys, die ihre dreckigen Lumpen gegen Holzfällerhemd und Jeans getauscht haben. Das ziellose Umherstreifen durch die Gegend ist jedoch geblieben.
So macht gerade die erste halbe Stunde unglaublich viel Spaß, wenn sie sich auch atmosphärisch deutlich vom restlichen Film unterscheidet und mehr Landei-Charme versprüht als Agenten-Flair. Der drückend platte Humor jedoch wird jeden Fan des Prügel-Duos zum Jubeln bringen. Das ungezwungene Kennenlernen von Rosco und Doug in einer Kneipe für LKW-Fahrer versprüht im Sekundentakt dumme Ideen, dämliche Fratzen und die allseits beliebten Improvisationen der Synchronsprecher um Thomas Danneberg. Rosco (Hill) provoziert durch Bauchreden eine Prügelei zwischen Doug (Spencer) und ein paar Sauf- und Raufbolden, die es nicht besser verdient haben, als eins auf die Nase zu bekommen.
Und dann geschieht etwas Seltenes: Spencer und Hill gehen eine freundliche, gegenseitigen Respekt erweisende und auf beiden Seiten freiwillige Kooperation ein, was nach Filmen wie “Das Krokodil und sein Nilpferd” oder “Vier Fäuste für ein Halleluja” wahrlich nicht alltäglich ist.

Ab hier beginnt die Verwechslungsszenerie, indem zunächst einmal die beiden neuen Freunde in einen Laster einsteigen, von dem jeder denkt, er gehöre dem anderen. Eines kommt zum anderen, bis sich Rosco und Doug plötzlich mit einem Geldkoffer von einer Million Dollar Inhalt wiederfinden und vom Umfeld als Geheimagenten gehalten werden. Schaltet man nun das Gehirn aus in bezug auf die Tatsache, dass die CIA schon einen durchschnittlichen Kindergarten-IQ aufweisen müsste, damit ihr eine solch verheerende Verwechslung tatsächlich passiert, bekommt man nun gerade mit dem im Hinterkopf sitzenden Wissen über die Bond-Filme eine richtige Gaudi geboten, der man nur allzu gerne folgt.

Der Humor resultiert aus der Tatsache, dass man den beiden Landstreichern hunderte von exzellenten Fähigkeiten nachsagt, die einzige wirkliche Fähigkeit der lizenzlosen Geheimagenten aber in der besagten Bauchrednerei Roscos liegt. Die letztendliche Darstellung des Humors ist zweifellos Geschmackssache, für Kenner aber ein erlesener Tropfen. Unvergesslich bleibt Dannebergs jämmerlich-fröhliche Bemerkung “Ich brauche keine Waffen. Ich bin ein lustiger Vagabund!” und das anschließende gegenseitige Hände-Hochnehmen von Polizisten und Streunern, oder das Stürmen der Flughafen-Toilette mit Sprüchen wie “Mach ja keinen Scheiß!” oder “Verdrück dich nicht!”.
Auch ein Running Gag wird aufgefahren und verfehlt auf der Verwechslungssituation beruhend nicht seine Wirkung, wenn sämtliche Kontaktpersonen der vermeintlichen CIA-Agenten flehen, doch bitte die Mißgeschicke im Bericht nicht zu erwähnen. Das unterstreicht nochmals die Blödheit der Mitarbeiter, wodurch eine unübersehbare Übertreibung und Ironisierung erreicht wird, mit der nun wirklich niemand mehr darauf hinweisen kann, wie unrealistisch es ist, dass zwei Vagabunden von offizieller Seite her für Top-Agenten gehalten werden. Darauf kann man nur erwidern: Ja, es ist unrealistisch, aber das ist es mit voller Absicht.

Nach der Instruktion durch den Oberboss Tiger (eine Parallele zu “M”) und die Begutachtung der Gimmicks vom ansässigen Ingenieur (eine Parallele zu “Q”) geht die Bond-Parodie so richtig los. Im sonnigen Miami stoßen Rosco und Doug auf Last und Lust des Geheimagenten-Daseins. Im Klartext: Protzige Karren, Strand und Sonne, große Hotelzimmer, massenweise bestes Essen, schöne Frauen, aber auch schräge Killer, ausgebuffte Fallen, Verfolgungsjagden, Explosionen, Pistolen und wahnsinnige Welteroberer. Bei ihrem Treiben werden Rosco und Doug sowohl von gesichtslosen Hundestreichlern beobachtet (eine Parallele auf Blofeld und seine Katze) als auch von hässlichen Handlangern (eine Parallele zu Schergen wie dem Beißer) und unberechenbaren Frauen (eine Parallele zu Pussy Galore) verfolgt. Nicht fehlen darf letztendlich die sowohl aus Spencer/Hill-Sicht als auch aus Sicht der Bondreihe typische finale Massenkonfrontation mit anonymen “bösen” Mitarbeitern (hier weiß gekleidete Matrosen, die aus unerfindlichen Gründen schwarze Masken tragen) und dem total bekloppten Boss, von dem bis dahin nur die Hände zu sehen waren, der nun aber zur Erläuterung seines Welteroberungsplans mit seiner fiesen Fratze an die Öffentlichkeit gelangt.
Von der Inszenierung her bleibt es nach wie vor ein Spencer/Hill-Film. Die Buddies nehmen bei all den Parodien-Elementen dank ihrer durchringenden Charaktereigenschaften weiterhin die Mittelposition ein. Die finale Klopperei ist nicht ganz so geschickt choreographiert wie einige andere aus früheren Tagen, und überhaupt halten sich die Prügeleien in diesem Film im Rahmen. Dafür trumpfen Spencer und Hill diesmal mit all ihrem Charme voll auf.

Das darf dann auch als Fazit gelten. Die Action wird zugunsten der parodistischen und humoristischen Einlagen zurückgefahren, was dank des hohen Tempos und der ständig wechselnden Locations wunderbar funktioniert. Spencer und Hill geben auf der Zielgeraden nochmal richtig Gas und zaubern eine verblüffend gut funktionierende Bond-Parodie nach Spencer-Hill-Art, für die sich das Anschauen lohnt.
:liquid7:

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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 16:46

Zwei sind nicht zu bremsen

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Originaltitel: Pari e dispari
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1978
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Luciano Catenacci, Marisa Laurito, Kim McKay, Sal Borgese, Jerry Lester, Woody Woodbury, Carlo Reali, Riccardo Pizzuti, Giancarlo Bastianoni, Enzo Maggio, Giovanni Cianfriglia, Claudio Ruffini, Sergio Smacchi u.a.

Geschrieben von Vince am 18.07.2004

Tja... wenn man sich so die Inhaltsangabe auf dem Cover durchliest, stellt man gewisse Erwartungen an den Film, wenn man generell Spencer/Hill-Filme mag. Schließlich geht es hier ums Glücksspiel. Da werden doch die Ohren hellhörig, denn Kartentricks (mit altmodischen, aber nichtsdestotrotz überaus charmanten Zelluloidmanipulationen wie Fast Motion oder Rückwärtslauf) gehören seit ihren Western zum Markenzeichen des ungleichen Duos. Was haben wir uns amüsiert, als der gute Terence Hill die abgezocktesten Spieler an der Nase herumgeführt und selbige anschließend grün und blau geprügelt hat.

In "Zwei sind nicht zu bremsen" wird die Glücksspielthematik in die aktuelle Zeit versetzt. Charlie (Bud Spencer) ist ein Ex-Zocker, der inzwischen geläutert wurde und sich seinen Weg nun durch kleine Jobs bahnt wie Eisverkauf oder Delphine mit dem Truck durch die Gegend schippern. Ans Glücksspiel wird er nur durch eine Nonne erinnert, die er ab und zu mitnimmt und die wegen Geldmangels ihres Waisenhauses gerne schon mal ein Spielchen wagt (buahahaha!).
Johnny (Terence Hill) ist ein Navyoffizier, der undercover eine Glücksspielmafia ausheben soll, die in letzter Zeit die Gegend unsicher macht. Leider hat er vom Spielen überhaupt keine Ahnung. Was ein Glück, dass er schon bald auf den Glücksspielabstinenzler Charlie trifft...

Also dann. Das Setting wurde diesmal ins sonnige Florida verlegt. Passend zur Atmosphäre gibt es diesmal sehr viele Aktivitäten zu bestaunen. Pferderennen, Motorboot, Autorennen, ein Ball-mit-Wurfhandschuh-gegen-die-Wand-Wurf-Turnier und last but not least das eigentliche Glücksspiel.

Zwischen diesen Events gibts natürlich die obligatorischen Schlägereien, diesmal im Grunde genommen recht ansprechend choreografiert. Vor allem die abschließende Schlägerei im Casino bietet ganz nette Einfälle. Wie Hill da mit den Billardstöcken herumspielt, das hat fast schon was von Jackie Chan. Einen lustigen Kontrast bildet da Spencer mit seinen bewährten Kopfnüssen und Backpfeifen.
Diesmal wird auch überdurchschnittlich viel zertrümmert. Als Charlie merkt, daß sein Vater gar nicht blind ist (dazu später mehr), schlägt er einen kleinen Shop in Schutt und Asche wie ein wildgewordener Obelix. Überhaupt gibt es "familienbedingt" viele Reibereien, so daß sich Charlie und Johnny auch scho nmal gegenseitig verprügeln.

Okay. Sportliche Einlage-Prügelei-Dialog-Sportliche Einlage-Prügelei-Dialog. So sieht also das Grundgerüst aus. Wie wurde die Story nun darin integriert?
Zunächst einmal gibt es den besagten Familienzwist. Irgendwo in der Mitte stellt sich heraus, daß Johnny und Charlie Halbbrüder sind. Dann wird auch noch der Vater von beiden eingeführt. Er und Johnny spielen Charlie vor, daß er blind geworden sei. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn Charlie von der Scharade erfährt.
Dann gibt es noch eine kleine Romanze zwischen Johnny und "Mummelmäuschen", dem Mädchen vom bösen Mafiaboss, das eigentlich auf Johnnys Seite ist.
Na ja, um es kurz zu fassen: es gibt zwei Schlüsselszenen im Film. Erstens: Johnny spielt zum ersten Mal Poker gegen die Mafiajungs und stellt sich dabei extra blöd an (hält die Karten falsch herum, so dass sie jeder sehen kann... lol). Dabei verliert er alles.
Zweitens: Johnny kehrt durch Charlie belehrt zurück und spielt wieder gegen die Mafia Poker. Diesmal zockt er alle an die Wand und gewinnt alles. Die Mafiabrüder sind nicht einverstanden. Ergo kommt es zur Prügelei. Schnell noch ein netter Schlussgag, der hier aus Spoilergründen nicht verraten wird, und Ende.

Letztendlich ist die Story gar keine Story. Viele der Szenen sind auch total unnötig. Was sollte zum Beispiel dieses Ballwurfturnier? Wie hilft es der Story weiter, wenn Johnny durch Charlies Hilfe noch einmal beim Wetten auf dieses Turnier ordentlich absahnt, bevor er zum Pokern auf das Mafiaboot kommt. Muß er sich erst noch seinen Einsatz verdienen? Na ja. Fest steht: trotz der vielversprechenden Thematik haben wir es mit einer wirren und oftmals unlogischen Story zu tun, die zu einer der schwächsten im Spencer/Hill-Universum gehört.

Ein paar Momente retten den Film dann doch noch ins Mittelmaß. Spencer als Baby verkleidet ist eine Wucht, die Schlägereien sind auch okay, und wie Charlie für Johnny wieder und wieder die Eissorten aufzählen muss ("Vanille, Schokolade, Zitrone, leckere Erdbeere und Mokka"), damit dieser endlich kapiert, daß es keine Pistazie gibt, muss man auch mal gesehen haben.

Es ergibt sich eine Summierung von
:liquid5:

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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 16:51

Zwei Asse trumpfen auf

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Originaltitel: Chi trova un amico, trova un tesoro
Herstellungsland: Italien/USA
Erscheinungsjahr: 1981
Regie: Sergio Corbucci
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Olalla Aguirre, Asunción Balaguer, Louise Bennett, Sal Borgese, Enriqueta Carballeira, Carmen Conesa, John Fujioka, Herb Goldstein, Kainowa Lauritzen, Kathy Lun, Terry Moni Mapuana, Carmen Maura, Linda Prast u.a.

Geschrieben von Vince am 26.08.2004

Carlo (Bud Spencer) ist ein stadtbekannter Seebär, der regelmäßig mit seiner Schaluppe über die See fährt. Nebenbei macht er noch erfolgreich Werbung für Nahrungsmittel.
Als er sich gerade mal wieder bereit macht für eine neue Fahrt, nistet sich ein blinder Passagier auf seinem Boot ein: Mario (Terence Hill), der eine Schatzkarte besitzt und deswegen vor ein paar Strolchen flüchtet, die auch hinter der Karte her sind. Er vermutet nun auf einer geheimnisvollen Insel einen Goldschatz und will Carlo und sein Boot dazu benutzen, zu dieser Insel zu gelangen. Dort angekommen, treffen die Beiden auf Ureinwohner der Insel und einen alten japanischen Kriegsveteranen, der sich seit Jahren in seiner Festung verbarrikadiert in dem Glauben, der Krieg sei noch im Gange.
Es dauert aber nicht lange, bis Carlo und Mario Gesellschaft von einer fiesen Piratenbande bekommen, die auch von dem Schatz weiss...

Die 1981er-Produktion beginnt mit gutem, altbewährten Spencer-Hill-Slapstick. Das Versteckspiel auf Carlos Nußschale macht richtig Laune. Es dauert sehr lange, bis Carlo die Anwesenheit eines blinden Passagiers bemerkt. Dieser wagt sich nur an Deck, um auf Toilette zu gehen, während Carlo pennt oder um ihm die Mahlzeiten wegzuessen, während Carlo durch irgendeine Ablenkung nach draußen gelockt wird. So kriegt der Papagei die Schuld für das verschwundene Essen.
Dann aber verputzt Mario nicht nur das Essen, sondern er öffnet auch eine Getränkedose und trinkt sie aus. Carlo hat nun endlich kapiert, dass ein Fremder an Bord ist, denn ein Papagei kann ja keine Dose öffnen (aber wohl einen dicken Teller Bohnen essen, ho ho ho).

Es folgt eine kleine Prügelei, beide fallen ins Wasser, das Boot schwimmt weg und sie retten sich auf die besagte Schatzinsel.
Ab hier wird`s dumm, und schnell kommt der Wunsch auf, dass das Versteckspiel auf dem kleinen Segelboot noch etwas angedauert hätte. Sicher, wiedermal soll eine schöne Kulisse mit weißen Sandstränden und Palmen etliche Storyschwächen kaschieren. Natürlich sieht das alles schön aus, aber letztlich kommen doch eher Kinder bei den folgenden Ereignissen auf ihre Kosten. Denn selbst für Spencer-Hill-Verhältnisse wird jetzt alles übermäßig naiv und dümmlich, so dass ein Erwachsener nur noch bedingt Spaß haben kann.

Der Abwärtstrend beginnt bei den Eingeborenen. Unglaublich, wie viele Klischees man aufeinanderstapeln kann. Da haben wir als Stammeshäuptling eine Big Mama, bei der Martin Lawrence neidisch werden dürfte. Natürlich fehlt auch nicht der misstrauische Außenseiter, der die weissen Eindringlinge erstmal unter die Lupe nimmt.
Und die hübschen Hula-Hula-Mädchen umschwärmen Schwefelauge und Pechbart bei ihrer Ankunft erst einmal, als befänden wir uns mitten in einer Tui-Werbung.
Das (wahrscheinlich vom Kind des Produzenten mal eben in der Mittagspause erfundene) Uga-uga-Gequassel verstärkt den plakativen Eindruck noch.
Wie gesagt, Kindern werden diese lustigen Eingeborenen gefallen, der Erwachsene fühlt sich verarscht.

Die Sache mit dem alten japanischen Soldaten ist dagegen eine wirklich nette Idee. Zwar ist auch der ein wandelndes Klischee, aber zumindest ein interessantes. Schön, wie Mario und Carlo die Festung stürmen und im anschliessenden Face Off elegantes Martial Arts gegen handfeste Kopfnüsse stehen.
Doch dann gibt es eine Heirat zwischen Big Mama und dem Japaner, und der Brechreiz meldet sich beim Zuschauer wieder zu Wort.

Unfreiwillige, dabei aber wirklich witzige Komik kommt dann bei der Ankunft der "Piraten" auf. Hatten die Village People eigentlich auch einen Piraten im Team? Wenn ja, dann ist es wohl der Kerl aus diesem Film. Denn die Piraten sind eine tuffige SM-Crew, ganz in schwarzem Lack und Leder. Smithers hätte seine helle Freude gehabt.
Dabei ist das natürlich kein Schwulenwitz, sondern einfach das Ergebnis der Bemühung, die Piraten als rockig anmutende Bad Boys darzustellen.

Aber halt. Bei all den schrulligen Charakteren gibt es ja auch noch eine Geschichte zu erzählen. Ach was, nevermind. Wen juckt das schon. Wichtig ist nur, dass am Ende Mario und Carlo durch ein ungewolltes Mißverständnis den ganzen Schatz an die Polizei übergeben.
Der Dank ist ihr größter Lohn. Und Carlo könnte Mario dafür den Hals umdrehen.

"Zwei Asse trumpfen auf" ist platteste Unterhaltung und dabei der schwächste Spencer-Hill-Film, den ich bisher gesehen habe (und ich dürfte eigentlich alle durchhaben). Zumindest aus Sicht eines Erwachsenen ist der altbekannte Prügelspass nur solange bewährt, bis es auf die Insel geht. Kleinere Fans dürften aber auch hier auf ihre Kosten kommen. Obwohl die kleinen Rotzlöffel von heute sich wohl kaum noch Filme angucken, die 20 Jahre älter sind als sie selbst. Wozu gibt es denn heutzutage CGI?
:liquid3:

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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 16:58

Die rechte und die linke Hand des Teufels

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Originaltitel: Lo chiamavano Trinità
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1971
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Farley Granger, Elena Pedemonte, Steffen Zacharias, Dan Sturkie, Gisela Hahn, Ezio Marano, Luciano Rossi, Ugo Sasso, Remo Capitani, Riccardo Pizzuti, Paolo Magalotti, Vito Gagliardi, Antonio Monselesan u.a.

Geschrieben von Vince am 17.05.2005

Im Western bin ich alles andere als zu Hause. Ich kenne nur wenige der wichtigsten Werke. Lediglich die Spencer/Hill-Western sind mir seit meiner Kindheit ein Begriff, weshalb ich diese auch immer als zentrale Vertreter des Genres gesehen habe.

Dass es sich bei „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ und dem Nachfolger „Vier Fäuste für ein Halleluja“ jedoch, je nach Sichtweise, eher um Parodien oder Hommagen an die wahrhaftigen Italo-Western handelt, ist auch ohne Vorkenntnis im Genre zu erahnen, wenn nicht sogar deutlich spürbar. Was mit „Spiel mir das Lied vom Tod“ sein bitteres Ende nahm, erlebt gerade durch die Interpretation von Bud Spencer und Terence Hill eine humoristische Wiederauferstehung. Wird dies gerade im Nachfolger ganz offensichtlich, ist der Grundtenor in „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ noch etwas unentschlossen. Die lustige Nachbetrachtung des Genres inklusive Neuinterpretation aus distanzierter Perspektive ist das erklärte Ziel des Films; die Umsetzung ist im Vergleich zu späteren Werken des Duos allerdings noch etwas ernst.

Für jemanden, der sich sonst im Westerngenre nicht so sehr auskennt, der aber die Spencer/Hill-Filme mag, offenbaren sich jedoch vielmehr die Ursprünge, die alle späteren gemeinsamen und alleinigen Werke prägen sollten. In vielerlei Hinsicht zeigen sich Elemente, die immer und immer wieder aufgegriffen und alterniert wurden.

Terence Hill wird als „der müde Joe“ etwa von Beginn an so vorgestellt, wie man ihn auch aus allen weiteren Filmen in Erinnerung behalten sollte. Die erste Einstellung zeigt ihn schlafend auf einem selbstgebastelten Bett-Vehikel, das er an sein Pferd gebunden hat, welches ihn durch die Wüste zieht. Das sagt uns schon sehr viel. Hill mimt einen gewitzten Faulpelz, der durchaus Grips hat – immerhin ist er auf die Idee mit dem provisorischen Bett gekommen – jedoch lieber andere arbeiten lässt – hier sein Pferd – sofern das möglich ist. Später wird Bud Spencer die Position des Pferdes einnehmen. Es demonstriert zudem die Gelassenheit und die schlafende Kraft, die darauf wartet, im richtigen Moment losgelassen zu werden. Letztendlich ist es das Bild eines heimlichen Gewinners, den nichts aus der Ruhe bringen kann und der mit einem guten Herzen die Bösen bestraft und den Aufrichtigen hilft.
Und nie sollte es anders sein: man wähle per Zufallsverfahren einen beliebigen Film und suche nach eben diesen charakteristischen Kriterien. Man wird sie finden.

Was ebenfalls immer Spaß gemacht hat, waren die Fressorgien, von denen wir auch kurz darauf Zeuge werden. Eine ganze Pfanne Bohnen, ein Viertel von einem großen Laib Brot sowie eine Flasche Wein werden in Rekordzeit in den Magen befördert. Die Demonstration schlechter Manieren ist hier der Sinn; für den Spencer/Hill-Fan ergibt sich eine ähnliche Zusehens-Freude wie bei den Kloppereien. Denn auch hier gilt es, das Essen möglichst originell zu verputzen. Zwar hält sich die Originalität hier noch in Grenzen (in diesem Film sind die Mampf-Szenen schließlich auch noch kein Selbstzweck), doch eine erste Geschmacksprobe erhält der Zuschauer bereits.

Wenn Hill schließlich auf sein Gegenüber Spencer trifft, wird eines der erfolgreichsten und besten Buddy-Couples vereint. Auch hier wandte man sich nie sonderlich von dem Erfolgsrezept ab. Die angesprochenen Charaktermerkmale von Hill werden durch den brummigen Spencer komplementiert. Spencer ist, was Hill nicht ist, und Spencer ist nicht, was Hill ist. Das ist altbewährt und greift unter den richtigen Voraussetzungen meistens, aber selten stimmte die Chemie so sehr wie zwischen den beiden Italienern. Das wird nicht zuletzt durch den deutschen Filmtitel deutlich – man könnte ihn auch mit „Die eine und die andere Seite der Münze“ paraphrasieren – sowie durch die ironischen Namen „der müde Joe“ für den flinken Hill und „der Kleine“ für den großen Spencer. Nicht nur optisch, sondern auch vom Verhalten her geben die beiden Hauptdarsteller eine absolut interessante und abwechslungsreiche Mischung, die zu einem gewissen Grad einfach fasziniert.

Weiterhin wird das Prinzip des weichen Kerns unter der harten Schale eingeführt, was vor allem auf Spencer gemünzt ist. Hier ist es in die Story eingebaut, und zwar dadurch, dass Spencer eigentlich einen Pferdedieb spielt, der aber aus Versehen einen Sheriff erschossen hat und deswegen den Job übernommen hat. Zudem wird später eine Familie von Mormonen, die im Begriff ist, sich eine Heimat zu errichten, vor den typischen Schergen – Bosse und Handlanger - beschützt. Am Ende werden auch wieder die Unterschiede zwischen Spencer und Hill deutlich, als es darum geht, der glaubensfesten Gemeinde etwas Gutes zu tun und dafür selbst auf Vorteile zu verzichten.

Um auf die Schergen zurückzukommen: auch die wurden im Laufe der Filmreihe zu Typen, oft sogar von den gleichen Schauspielern gespielt, von denen einige auch hier schon zum Einsatz kamen. Wichtig ist es, hier eine Bösewichter-Hierarchie zu erkennen, so dass es in den Prügelszenen auch zu einer Art simpler Dramaturgie kommt, indem zuerst die Handlanger niedergemäht werden, und als Zuckerli am Ende der Big Boss. In „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ stechen nur wenige einzelne Charaktere aus der Reihe der Kontrahenten heraus, vor allem der Anführer der mexikanischen Raufbolde. Ansonsten bleiben sie noch etwas gesichtslos. Da wäre sicherlich noch mehr drin gewesen.

Auch die Prügeleien halten sich sehr in Maßen. Was aber da ist, hat Hand und Fuß. In Hinsicht auf den Aspekt des Films, der die Weiterentwicklung des Genres verfolgt, ist es interessant zu sehen, dass die Waffengewalt langsam, aber sicher durch die Gewalt der baren Fäuste verdrängt wird. Hat der müde Joe zu Beginn noch mehrmals die Gelegenheit, seine Schießkünste zu präsentieren, wobei er auch mal dem ein oder anderen Cowboy die Familienjuwelen wegschießt, gibt es irgendwann nur noch ein paar Aus-dem-Halfter-zieh-Kunststücke (in Fast Motion), bevor die Waffen schließlich ganz abgelegt werden. Erst sammelt der brave Gehilfe vom „Kleinen“ alle Waffen ein, schließt dann von außen die Tür zum Lokal ab und lässt innen sieben gegen zwei mit den bloßen Fäusten aufeinander losgehen. Die Schlägerei ist kurz, knackig und eindeutig: die sieben Gegner sind im Nu erledigt, wobei Hill nicht einmal wirklich eingreifen muss. Für das Auge ist das noch nicht das Spektakel schlechthin, aber die Aussage ist hier das Entscheidende: wir können zwar auch mit Knarren umgehen, aber die brauchen wir nicht, um euch plattzumachen. Vielleicht ist diese kurze Prügelei im Saloon der entscheidende Wendepunkt weg von der Waffengewalt, hin zur Faustarbeit.
Besiegelt wird dieses neue Gelöbnis sogar durch die Kraft Gottes (die übrigens auch oft ein Bestandteil der Spencer/Hill-Filme ist), nämlich am Tisch der gläubigen Gemeinde, an dem die Waffen abgelegt werden müssen.
Aus Sicht der Prügel-Fetischisten gilt es, Ruhe zu bewahren. Die Ernte ist sicherlich reichlich: das Finale protzt mit einer einfallsreichen Massenschlägerei. Bis dahin gilt es aber, durchzuhalten. Mit der Einführung der Gemeinde wird das Geschehen nämlich teils etwas dröge, und es ist nicht zu leugnen, dass die ein oder andere Szene durchaus hätte herausgeschnitten werden können und das Warten auf die stets in der Luft liegende Schlägerei verkürzt worden wäre. Andere Szenen wiederum bereiten so geschickt auf das Finale vor, dass man dieses um so mehr genießen kann. Da ist vor allem die Vorbereitungsszene zu nennen, in der die Gewaltabstinenzler von Hill, Spencer und dessen drei Compadres (die von ihrem Auftreten her etwas an die alten Freunde von El Mariachi in „Desperado“ erinnern) in Sachen Faustkampf und miese Tricks instruiert werden. Denn auf diese Szenen wird in der eigentlichen Schlägerei immer wieder Bezug genommen, indem die erklärten Schlagkombos wieder aufgegriffen werden – mal mehr, mal weniger erfolgreich. Insgesamt ist zu sagen, dass weitläufigere Massenszenen hier eher selten zum Einsatz kommen; meistens werden zwei oder drei Charaktere aus dem Gesamtbild geschnitten und ihre Aktionen vom Rest der Schlägerei separiert beobachtet. Das bietet Platz für Originalität, die vor allem der gelenkige Hill wieder ausleben darf.

Das strukturelle Gesamtbild setzt sich nun so zusammen, dass es eine extrem unterhaltsame erste Dreiviertelstunde gibt, in der die Buddies zueinanderfinden und sich mit der Situation vertraut machen; ebenso unterhaltsam wird der Film mit einer deftigen Massenschlägerei und der ein oder anderen inhaltlichen Pointe (die plötzliche Umentscheidung des müden Joe) beendet. Dazwischen liegt mit der Einführung der Glaubensgemeinde ein etwas trockenes Feld, das viele unnötige Sequenzen bereithält. Außerdem unterscheidet es sich mit all den weiten, grünen und insgesamt sehr eintönigen Feldern des Weidentals auch optisch von der viel interessanter erscheinenden dreckigen, staubigen Stadt.
Das Hauptdarsteller-Duo hilft jedoch mit glänzender Spiellaune über jegliche Längen hinweg und bietet eine summa summarum sehr unterhaltsame Westernkomödie, die zu gefallen weiß. Wie heute jemand den Film sehen würde, der sich noch nie bewusst mit Spencer und Hill beschäftigt hat, kann ich nicht beurteilen. Es ist sicherlich auch der nostalgische Reiz, der immer wieder zum Ansehen animiert. Für neutral eingestellte Zuschauer bleibt letztendlich immer noch der Hinweis erstens auf die Neuinterpretation des Westerngenres, für die „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ einer der Pioniere war, und zweitens auf die Tatsache, dass der Film gleichzeitig als Archetyp für alle späteren Filme des Duos funktioniert, indem erstmals die typischen Handlungselemente auftauchten. Sicherlich nicht die schlechteste Wahl, um in die Spencer/Hill-Reihe einzusteigen.
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Registriert: 30.09.2005, 18:00
Wohnort: Aachen

Beitrag von Vince » 27.12.2005, 17:03

Vier Fäuste für ein Halleluja

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Originaltitel: Continuavano a chiamarlo Trinitá
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Yanti Sommer, Jessica Dublin, Enzo Tarascio, Pupo De Luca, Dana Ghia, Emilio Delle Piane, Enzo Fiermonte, Tony Norton, Franco Ressel, Riccardo Pizzuti, Benito Stefanelli, Fortunato Arena, Gérard Landry u.a.

Geschrieben von Vince am 17.05.2005

The Buddy Couple goes to Town.
„Vier Fäuste für ein Halleluja“, das Sequel zum erfolgreichen Westernklamauk „Die rechte und die linke Hand des Teufels“, streitet sich mit Werken wie „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ oder „Vier Fäuste gegen Rio“ um den Status des besten Films des altbewährten Filmehepaars Bud Spencer und Terence Hill. Zumindest das Werben um diesen Status ist durchaus gerechtfertigt, bringt der Film doch alles mit, was einen Film noch besser macht als sein schon gelungener Vorgänger.

Regisseur Enzo Barboni verliert nicht viel Zeit – weder bezüglich des Produktionsjahrs noch von der Filmhandlung her. Hatte man die beiden Brüder wider Willen(damals „der müde Joe“ und „der Kleine“ genannt, jetzt auf „Trinity“ und „Bambi“ umgetauft) am Ende des ersten Teils noch aus dem Örtchen reiten sehen, sieht man sie nun getrennt voneinander wieder durch die Wüste stapfen. Ein Doppel-Gag (ein paar Halunken werden gleich zweimal hintereinander von dem getrennten Brüderpaar um ihre Bohnen und Kohlen erleichtert) bestimmt den Auftakt, bevor es zu den Eltern geht, die in einem einsamen Häuschen inmitten der Pampa leben und sich freuen, ihre beiden sehr unterschiedlichen (mehr oder weniger) erwachsenen Söhne wiederzusehen. Zumindest von der Mutter war schon im Erstling die Rede („Er hat gesagt, unsere Mutter wäre eine alte Hure.“ „Na, ist sie doch auch.“ „Nu, so alt ist sie auch wieder nicht.“), nun bekommt man sie mit ihrem Ehegatten erstmals zu Gesicht.
Der Elternbesuch ist eine inszenatorisch mehr oder minder abgeschlossene Episode, die auch in Anbetracht des Vorgängers darauf schließen lässt, dass sich das Folgegeschehen episodenhaft weiterentwickeln wird, was, wie man sehen wird, nur bedingt der Fall ist. Auch hier gibt es schon eine Funktion, die über die Elternepisode hinausgeht. Neben der schon dritten Fressorgie des Films und einem erneuten Wiedersehen mit den Wüstenbanditen (das hätte man auch etwas klüger zwischen Mitte und Ende des Films einfädeln können) geht es darum, die beiden Brüder zusammenzuschweißen. Kein leichtes Unterfangen, wo Bambi Trinity wegen der zurückliegenden Ereignisse nicht ausstehen kann. Aber die Eltern werden's (mit einem miesen Trick) schon richten, und prompt reiten Bambi und Trinity gemeinsam in die nächste Stadt, um ihrer Fähigkeiten im Pferdestehlen und Kartenspielen zu frönen – unter der Bedingung, dass Bambi der Boss ist.

Mit Einkunft in der Stadt geht die Story dann erst richtig los und entfacht ein Intrigennetz sämtlicher Beteiligter, das teilweise den Überblick vermissen lässt. Dagegen war die Story des Vorgängers so simpel wie ein Kinderreim. Der positive Effekt ist zunächst einmal der, dass die Längen, die sich ohne Zweifel auch in diesem Film finden lassen, nicht so ins Gewicht fallen, weil Zuschauer und Regisseur damit beschäftigt sind, den Verstrickungen der Akteure nachzugehen.
Parallel zur Mormonengemeinde aus dem ersten Teil wird das weiche Herz der beiden emphatischen Gringos nun an einer armen Bauernfamilie veranschaulicht, die mit ihrem furzenden Baby und den bockenden Gäulen stets im Schlamassel steckt und für Trinity zudem ein hübsches junges Bauernmädchen bereithält. Es ist ein Heidenspaß zu sehen, wie die Brüder mit Tüchern vor dem Gesicht auf die Karre zureiten, „Hände hoch!“ rufen, die Schießeisen bellen lassen... und den vermeintlichen Opfern fünf Minuten später das kaputte Rad gewechselt und Geld zugesteckt haben.
Im Dorf trifft man wieder auf die Familie; zwischen Trinity und dem Bauernmädchen bahnt sich eine Romanze an (die zu keiner Zeit stört), während die Eltern damit beschäftigt sind, den edelmütigen Gaunern für die Hilfe zu danken.
Um die Frau seines Herzens zu beeindrucken, gibt Trinity vor, ein geheimer Regierungsagent zu sein und mit seinem Boss Bambi auf geheimer Mission zu sein. Das wiederum bekommen ein paar Strolche mit, und schon ist der Regisseur wieder bei seiner geliebten Verwechslungssituation angelangt, die er später noch mehrmals verwendete.

Als Folge winken reichlich würzige Situationen, die sich im Laufe der Recherchen ergeben. Die inzwischen vierte Fressorgie des Films (die haben in diesem Film wohl ordentlich Kohldampf geschoben) ist zugleich eine der besten überhaupt, weil unter Berücksichtigung des steinzeitlichen Familienessens zu Beginn diesmal kulturelle Dimensionen aufeinandertreffen, wenn die Vagabunden mit Frack und Melone herausgeputzt ihre schlechten Manieren in einem piekfeinen Restaurant demonstrieren dürfen.
Weiterhin verprügelt Spencer aus Verständnisschwierigkeiten heraus einen Mönch, als der ihm gerade die Absolution erteilen will, und auch mit dem berüchtigten Kartenspieler-King wird ein Spielchen gewagt. Wenn man so will, sind dies alles also einzelne Episoden, die aber durch die Verstrickungen der Akteure zusammengehalten werden.

Im Finale, auf das man in gefühlter Zeit nicht ganz so lange warten muss wie im Vorgänger, gibt es erneut eine Massenprügelei, diesmal Football-Style. Ein Säckchen voll Geld ist das begehrte Objekt, dem es in einem Klosterambiente nachzujagen geht. In den dunkelblau-weißen Trikots von links nach rechts treten die Mönche unter Leitung der neu ins Team gekommenen Trinity und Bambi an gegen die reudigen Hunde in den dreckigen Lumpen. Insgesamt wird hier mehr Wert gelegt auf großflächige Massenszenen als auf einzeln fokussierte Schlägerpaare. Und dadurch, dass vor allem dem Geldsäckchen nachgejagt wird, bekommt die Prügelei sowieso eine ganz andere Struktur, bei der es zwar weniger akrobatische Einzelaktionen gibt, dafür aber mehr Rumms. So steht diesmal auch Bud Spencer stärker im Vordergrund als Terence Hill. Er darf in Obelix-Manier mit ausgestreckter Hand quer übers Feld laufen und eine Gegenspieler-Traube aufplatzen lassen (wenn sich die Wachowskis bei Neos Kampf gegen die Agent Smiths im Park da mal nicht was abgeguckt haben...).

Was die Grundstimmung anbelangt, kann man nun sagen, dass Spencer und Hill endgültig im Comedy-Sektor eingetroffen sind. Nachdem „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ noch einige ernste Italo-Western-Elemente beinhaltete, ist das Geschehen hier nun überhaupt nicht mehr für voll zu nehmen. Das tut dem Flair des Films spürbar gut.

Fazit: „Vier Fäuste für ein Halleluja“ gliedert sich durch köstliche Situationen, mehr Kurzweil, mehr Struktur, eine bessere Story und vor allem eine endgültige Bekenntnis zur Komödie in die Reihe der Sequels ein, die das Original übertrumpfen können. Das Duo Spencer/Hill bestärkt seine Position durch die treffende Grundidee von zwei Gaunern, die immer wieder durch ihr gutes Herz überrumpelt werden und am Ende nur Gutes tun. Ein schöner Film, der immer wieder zum Ansehen anregt.
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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 17:07

Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle

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Originaltitel: Più forte, ragazzi!
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1972
Regie: Giuseppe Colizzi
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Reinhard Kolldehoff, Carlos Muñoz, Riccardo Pizzuti, Marcello Verziera, Sergio Bruzzichini, Cyril Cusack, Alexander Allerson, Ferdinando Murolo, Michel Antoine u.a.

Geschrieben von Vince am 21.05.2005

Diesmal hat es Spencer und Hill in den südamerikanischen Dschungel verschlagen, und dort erleben sie ihr vielleicht bestes gemeinsames Abenteuer.
Wieso, ist schwer zu erklären. Der allgemeine Eindruck ist jedenfalls der, dass „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ atmosphärisch unvergleichbar ist und vollkommen für sich alleine steht. Komik, Action, Melancholie und Story sind absolut verträglich aufeinander abgestimmt und eingebettet in über alle Maßen authentisches Südamerika-Flair. So könnte man die Magie des Films vielleicht kurz zusammenfassen.

Im Detail gesprochen befinden wir uns zunächst einmal noch in der Frühphase des Duos. Das Produktionsjahr ist das gleiche wie „Vier Fäuste für ein Halleluja“, und das sieht man unter anderem an dem schön dreckigen Look der Umgebung und vor allem der Hauptdarsteller. Vom Filmcover her würde man fast schon einen weiteren Western vermuten, und tatsächlich zeigen sich Spencer und Hill als Salud und Plata gewohnt dreckig und verlaust, mit abgenutzten und zerrissenen Klamotten. Die Survival-Andeutungen stehen ihnen ins Gesicht geschrieben, und so gibt sich auch die Story. Salud und Plata geben vor, Piloten zu sein, sind tatsächlich aber Bruchpiloten, die ihre eigenen Abstürze vortäuschen, um anschließend die Versicherungssumme zu kassieren. Von der Anlage her ein sehr actionreicher und todesmutiger Job, gilt es hier aber vor allem, das eigene Überleben und das der Familie zu sichern. Um die Not, die Versicherungsgesellschaften auszutricksen, darzustellen, lernen wir Platas Bruder kennen, der chronisch pleite ist und einen Haufen von Kindern zu versorgen hat. Zudem wird der Staat – in Form der Polizei – als sorglos und gleichgültig dargestellt, so dass man als Zuschauer überhaupt keine Gewissensbisse bezüglich der Betrügereien haben muss.
Von den Abstürzen selbst sollte man sich keine allzu großen Versprechungen machen. Wie üblich wurden die so billig getrickst, dass man nie wirklich einen Absturz zu Gesicht bekommt, sondern einen solchen höchstens vermutet. Dass die Maschine überhaupt abstürzt, merken wir an Spencers vollmundigem Urschrei und Hills Vortäuschen der Bewusstlosigkeit/ des Todes nach der Bruchlandung.

In die Survival-Situation des südamerikanischen Dschungels verschlägt es die Himmelhunde, weil Saluds Bruder ihnen eine schrottreife Maschine angedreht hat und es tatsächlich zum Absturz kam. So verschlägt es die beiden Teufelskerle mitten ins Grün, wo sich ein paar vereinzelte Überlebenskünstler und Einheimische zu Hause fühlen, darunter ein verrückter Einsiedler, der behauptet, eine Smaragdader gefunden zu haben, und eine Gruppe von skrupellosen Diamantenschürfern unter dem Regiment des schwerhörigen Mr. Ears, der die Gegend ausbeuten will.
Sehr witzig und trashig ist übrigens der Schnitt kurz nach der Landung, als Hill erst noch seine Verarsche am besorgten Brummbär Spencer durchzieht und gleich nach dem nächsten Schnitt ohne jede Vorwarnung plötzlich Hill mit einem dichten Bart durchs Bild läuft, was uns sagt, dass inzwischen eine Menge Zeit vergangen sein muss. Der Absturz hat die Runde gemacht, und die Umgebung ist neugierig auf die beiden Tontauben geworden.

Nun kommt es natürlich, wie es in einer Spencer/Hill-Komödie immer kommen muss. Den Schwachen wird geholfen, die bösen Buben werden verdroschen. Eine Schwarzweißmalerei, wie sie jeder Fan liebt, nimmt ihren Lauf. Ein bisschen grau wird's aber doch, denn ganz ohne eigenen Vorteil agiert man nicht. Man wittert gar ein Geschäft, weshalb man den abgestürzten Flieger wieder flott macht und jeder abwechselnd einen Tag in die Stadt fährt, um Waren zu importieren, die ihnen von den Ansässigen nur so aus der Hand gerissen werden.

Wie schon zu Beginn angesprochen, glänzt das Drehbuch von Giuisippe Colizzi, Amedeo Pagani und Barbara Alberti mit einer absolut ausgewogenen Mischung aus Prügeleien, witzigen Dialogen, einer gesunden Mischung aus Humor und Ernsthaftigkeit sowie einem Buddy-Gespann, das sich bedingt durch die Flüge in die Stadt angenehmerweise auch schon mal trennt. Gerade Bud Spencer wird öfter mal im Dschungel mit den Einheimischen alleine gelassen (weil er immer „Gerade oder ungerade“-Spielchen verliert) und verliert mehr als einmal unter den Verhaltensweisen des verrückten Einsiedlers seine Fassung, zeigt aber auch Herz und schließt Freundschaft. Das einzige, was fehlt, sind die Techtelmechtel vom werten Herrn Hill (das Mädel im Blumenladen gilt nicht).

Die Prügeleien sind verhalten, rar und insgesamt relativ unspektakulär, glänzen aber mehr als in allen anderen Filmen mit stinkfrechem Wortwitz und sind auf dem Verarsch-Prinzip aufgebaut. Das heißt, erst werden Plata und Salud wegen ihres Absturzes auf den Arm genommen, bevor die es doppelt und dreifach zurückzahlen. Und zwar etwa in Form von Messertricks, Lockvogel-Zeigefinger etc. Dennoch sind die Kloppereien spektakulär genug, dass in einer Szene sogar ein ganzes Haus zusammenbricht.
Der Big Boss Mr. Ears, äußerlich an einen Bond-Bösewicht erinnernd, tritt jedoch viel zu selten in Erscheinung, um Eindruck hinterlassen zu können und ist darüber hinaus bei weitem nicht böse genug. Viel gemeiner sind seine Handlanger, die ungewohnt rabiat zur Sache gehen und auch nicht davor zurückschrecken, auf einen Hund zu schießen oder das Haus eines Einheimischen abzufackeln.
Der finale Fight ist etwas ganz Besonderes. Diesmal gibt's nämlich keine von den altbewährten Massenschlägereien, sondern einen Godzilla-ähnlichen Zweikampf zwischen den beiden Titanen Spencer und Hill. Als Vorbereitung dient eine mehrfache, an „Der unsichtbare Dritte“ erinnernde Flugzeugattacke, bevor sich Salud und Plata schließlich gegenseitig verkloppen. Ich erinnere mich noch genau an meine Gedanken, als ich diese Prügelei als Kind gesehen habe. Es war quasi eine Bestätigung einer Vermutung, die ich schon immer hatte: Spencer und Hill sind unbesiegbare Kampfmaschinen, denen kein Böser etwas anhaben kann. Und wendet man sie gegeneinander, wird es unvermeidlich ein Unentschieden geben und die Klopperei wird andauern, bis die Endzeit anbricht. Natürlich bevorzugte und identifizierte man sich normalerweise mit einem der beiden Buddies, doch hätte man es den Machern nie verziehen, den einen dem anderen überlegen zu machen. Somit ist diese Prügelei alles andere als ein Eyecatcher, dafür aber mit einer speziellen Bedeutung im Hinterkopf versehen, welche die Unbesiegbarkeit von Spencer und Hill unter Beweis stellte.

Mit dem Flugzeugausflug des verrückten Einsiedlers wird zudem noch der Vergleich zwischen Urbanisierung und unberührter Natur thematisiert, sicherlich auch in Hinsicht auf die eigentliche Handlung, nämlich die Ausbeutung der Diamantenvorräte in dem südamerikanischen Dschungel. Gewertet wird dabei allerdings nicht, wenn überhaupt, dann nur für beide Seiten positiv. Zu Beginn schwärmt der Alte noch von seinem wunderschönen Berg, während Spencer die Augen verdreht und nach Essen schreit. Später jedoch gibt er auch seine Begeisterung für die Stadt preis, für ein Wunderwerk der Menschheit. Fasziniert schaut er im Flugzeug aus dem Fenster und staunt ob der neuen Perspektiven, die ihm das Erfindungsreichtum der Menschen beschert. Er ist voller Ehrfurcht einerseits vor der Moderne, andererseits vor der unberührten Schönheit der Natur. Beides wird gleichermaßen respektiert und damit für einen Mittelweg plädiert, der von den gierigen Diamantenschürfern, die für den radikalen Kapitalismus stehen, keineswegs verfolgt wird. Stattdessen verkörpern Spencer und Hill diesen Weg, indem sie sich zwar der Vorzüge der Technik bedienen, diese aber für das Gute einsetzen, was hier heißt, die Natur zu schützen, ebenso wie ihre Bewohner, was vor allem in einer Szene eindringlich klar gemacht wird, als Salud sich unter Lebensgefahr ins Flugzeug setzt und einen schwer Verletzten in die Stadt transportiert und ihm damit das Leben rettet.

So ist „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“ die wohl ausgewogenste Geschichte, die jemals mit den Protagonisten Bud Spencer und Terence Hill erzählt wurde. Nichts kommt zu kurz, und ebenso wird nichts übertrieben. Zusätzlich begeistert die grüne Fauna, die dem Film ein absolut einzigartiges Flair verleiht.
Das gibt die Spencer-Hill-Höchstwertung:
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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 17:11

Zwei außer Rand und Band

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Originaltitel: Due superpiedi quasi piatti, I
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1976
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Bud Spencer, Terence Hill, David Huddleston, Laura Gemser, Luciano Catenacci, Edy Biagetti, Lusiano Rossi u.a.

Geschrieben von Vince am 21.05.2005

Bud Spencer und Terence Hill geraten wider Willen in die Police Academy.
Das riecht geradezu nach Enzo Barboni, und so ist es auch: der Stamm-Regisseur durfte nicht nur wieder seine beiden Akteure in eine Verwechslungsklamotte hinein dirigieren, diesmal in Polizeiuniform; nein, er schrieb sogar das Drehbuch. Und da hat er ganze Arbeit geleistet.

Denn wenn es einen großen Trumpf von “Zwei außer Rand und Band” gibt, dann ist es der Plot. Allgemein gilt, dass Filme mit Beteiligung von Spencer und Hill nicht selten sehr fragmentarisch wirken, einzelne Episoden auffahren und Struktur vermissen lassen. Da wird mal eben hier und da eine Schlägerei angezettelt, ein kleines Kartenspielchen, ein Mittagessen oder eine Romanze, und das alles ohne erkennbaren Sinn. Letztendlich sind es natürlich genau diese Dinge, die Spencer/Hill-Filme so liebenswert machen, doch nimmt man alles prinzipiell Unnötige aus dem Film heraus, bleibt oft nur ein erbärmlich abgenagtes Storyfragment, das maximal zwanzig Minuten ausfüllen könnte.
Nicht so hier. Verblüffend zusammenhängend erzählt Barboni die Geschichte zweier Gauner (Terence Hill als Matt Kirby und Bud Spencer als Wilbur Walsh), die durch einen blöden Zufall in ein Bewerbungsgespräch für einen Job bei der Polizei geraten und prompt eingestellt werden. Wie schon in “Zwei bärenstarke Typen” sollte man zum Filmgenuß das Hirn ausschalten, denn die Aufnahme in den Polizeiberuf verläuft so problemfrei und locker-flockig, dass sich jeder Arbeitsuchende verarscht fühlen muss.

Dabei wird zu Beginn sogar auf einen schwierigen Arbeitsmarkt aufmerksam gemacht. Die Motivation der beiden Gauner ist nämlich die, sich etwas hinter die Kiemen schieben zu können. Bevor es also zum Diebesstreifzug kommt, wird am Hafen erst einmal brav nach Arbeit gefragt. Das geschieht übrigens nach dem selben Schema wie die Anfangssequenz von “Vier Fäuste für ein Halleluja”: nacheinander werden die bösen Vorarbeiter für ihre Arroganz bestraft, erst durch Spencer, dann durch Hill.
Eine typische Einleitung ins Geschehen. Untypisch dagegen ist die weitere Verarbeitung dieser Einleitung, denn einzelne Personen, die hier auftauchen - die Vorarbeiter und ein Chinese - werden für den weiteren Handlungsverlauf noch eine Rolle spielen. Im angesprochenen “Vier Fäuste für ein Halleluja” war das keineswegs der Fall; spätestens nach dem Elternbesuch konnte man den Anfang abhaken und sich auf das weitere Geschehen konzentrieren. Der Regisseur leistet also ganze Arbeit in dem Vorhaben, das Geschehen zusammenzuhalten.

Mit dem Eintritt in den Polizeiberuf fühlt man sich unweigerlich an die Blödelreihe “Police Academy” erinnert. Zwar fehlen neben den beiden Hauptdarstellern die bunten Gesichter, doch diese beiden benehmen sich wie immer so extravagant, dass man sie durchaus neben Steve Guttenberg, Bubba Smith & Co. einordnen könnte. Zusätzlich verstärkt der eigenwillige Police Officer (welcher meines Wissens vom selben Schauspieler gespielt wird, der auch den CIA-Boss in “Zwei bärenstarke Typen” mimte) mit seinem Mischverhalten aus Lassard und Mouser den Eindruck, man habe eine Police Academy-Folge vor sich (die zu diesem Zeitpunkt ja noch gar nicht existierte).

Nach der fertigen Ausbildung, in deren Verlauf Hill zum Lieblings- und Spencer zum Sorgenkind des Polizeichefs wird, verdicken sich im Laufe der Ermittlungen die Verstrickungen, und die beiden Neu-Cops tauchen mit ihrer sorglosen Art immer tiefer in die Geschehnisse ein. Die Darstellungsmittel bleiben im Wesentlichen die alten. Da wären erstens die Prügeleien, die man diesmal wirklich en masse bewundern darf, und das sogar meist hochklassig. Spencer muss zwar erst ein wenig auftauen, ist aber spätestens nach der dritten Klopperei in Hochform, und Hill verteilt von Beginn an mit Leidenschaft blaue Bohnen. Erwähnenswert ist vor allem die Kreativität und sogar ein gewisser dramaturgischer Aufbau, da die Prügeleien von mal zu mal ausfallender und aufwändiger werden. Dabei wird die Latte von Beginn an hoch gelegt, in dem erst ein Auto mit dem Hammer bearbeitet wird und dann ein zweites mit dem Gabelstapler darübergelegt wird. Zwischendurch spielt Spencer einen Taubstummen und Hill einen Krückenträger, dann gibt es eine Football-Schlägerei und schließlich werden sämtliche Gebrauchsgegenstände einer Bowlingbahn verwendet, um einen ganzen Haufen von Kriminellen aufzumischen.
Dementsprechend bunt sind die Gegenspieler, die wirklich Eindruck hinterlassen. Neben dem Standard-Bösewicht, der schon seit den Western den Boxsack von Spencer und Hill mimt, ist gerade der Football-Indianer herauszuheben.

Die eigentlich herausragende Szene gebürt allerdings einem Vierer-Rendezvous mit zwei Bondschen Femmes Fatales, die die beiden Schnüffler aus dem Spiel bringen wollen. Endlich darf auch Spencer mal den Charmebolzen markieren, was bislang immer Hill vorbehalten war. Und als wäre das noch nicht genug, wird die Frauengeschichte auch noch mit der allseits beliebten Fressorgie kombiniert - eine Mixtur, die es zum Highlight des Films schafft. Nicht zuletzt ist das auch dem “Pinguin”, also dem Ober zu verdanken, der in den Privatgemächern der reichen Russin den Franzosen raushängen lässt und aufs höchste snobistisch einen Kontrapunkt zu den ordinären Teilzeitcops darstellt, die ihrem Date auch mal ins Gesicht rülpsen, dass die Haare nur so fliegen. Bemerkenswert ist zunächst die Ähnlichkeit zu “Dinner for One”, als der Ober, der keinen Alkohol verträgt, dazu gezwungen wird, mitzutrinken; dann wiederum fühlt man sich an “Asterix erobert Rom” erinnert, als der Ober in schneller Schnittfolge eine Mahlzeit nach der anderen in den Speiseraum transportiert.

Bei all dem Spaß, den die verrückten Szenen und die kluge Story machen, fehlt zu den ganz großen Filmen des Duos meiner Einschätzung nach jedoch ein wichtiges Element: die Atmosphäre. Wir bewegen uns hier einmal mehr in der Spencer/Hill-Lieblingsstadt Miami, von der man jedoch bevorzugt kleinere Gassen und Räume oder den Hafen sieht, im Gegensatz etwa zu “Zwei bärenstarke Typen”, wo wir auch mal den Strand zu Gesicht bekamen und die wunderschöne Gebäudepassage davor. Andere Filme boten wahlweise Landschaftsaufnahmen von exotischen Schauplätzen wie Südamerika oder Afrika oder atmosphärisch-dreckige Sets von staubigen Wüstenstädten. Das Setting in “Zwei außer Rand und Band” jedoch ist diesmal kein richtiger eigenständiger Akteur, so wie man es sonst gewöhnt ist. Zusätzlich ist zwar die Filmmusik ganz nett, kommt aber nicht ganz an Klassiker wie “Flying Through the Air” heran. So bleibt das Flair etwas zu bodenständig.

Fazit: “Zwei außer Rand und Band” bietet eine überdurchschnittlich durchdachte Story, eine insgesamt gute Regiearbeit von Enzo Barboni, sehr gute Prügeleien, viel Wortwitz und zwei Hauptdarsteller, die sich nach kurzer Eingewöhnungszeit in ihrer Polizeiuniform sichtlich wohl fühlen. Was mir persönlich fehlt, ist das gewisse Etwas, das gerade von Filmen wie “Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle” ausging. Atmosphärisch kann er also nicht ganz mit anderen Werken mithalten. Die zahlreichen Vorzüge reichen dennoch zu einer
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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 17:15

Gott vergibt - Wir beide nie

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Originaltitel: Dio perdona... Io no!
Herstellungsland: Italien / Spanien
Erscheinungsjahr: 1967
Regie: Giuseppe Colizzi
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Frank Wolff, Gina Rovere, José Manuel Martín, Frank Braña, Joaquín Blanco, Antonietta Fiorito, Francisco Sanz, Franco Gulà, José Canalejas, Bruno Arie, Remo Capitani, Antonio Decembrino, Juan Olaguivel u.a.

Geschrieben von Vince am 27.05.2005

Einem größeren Publikum dürfte “Dio Perdona... Io No” unter dem Titel “Zwei vom Affen gebissen” bekannt geworden sein, und zwar unter Kenntnis einer langjährigen Kollaboration der hier erstmals zusammen agierenden Bud Spencer und Terence Hill. Geht man von ihren erfolgreichen Comedy-Werken aus und betrachtet dann das zwanghaft auf Komödie zusammengeschnittene Endprodukt, wird man ohne Zweifel zu dem Schluß kommen, dass nichts so richtig stimmt, und enttäuscht wird man sich wieder den anderen Werken zuwenden. Das ist nur wenig überraschend, ist der erste Spencer/Hill-Film doch noch ein vollwertiger, ironiefreier, gnadenloser und dreckiger Italowestern. Und aus einem solchen eine Komödie zu basteln führt zwangsläufig zur Verschandelung.

In Hinblick auf das Ausgangswerk, welches alleine hier besprochen und bewertet wird, mutet der deutsche Neu-Titel “Zwei vom Affen gebissen” an wie ein schlechter Witz. Doch selbst der deutsche Originaltitel “Gott vergibt... wir beide nie” trifft es nicht ganz. Das hier ist nämlich nicht der Film zweier Hauptdarsteller. Es ist der Film von Terence Hill.

Hill spielt Django, einen gewitzten Spieler und Revolverhelden, der zusammen mit seinem Compadre, gespielt von Bud Spencer, einer Versicherungssumme hinterherjagt, die ausgezahlt werden würde, wenn jemand den Dieb einer Ladung Gold aus einem Zug und den gleichzeitigen Mörder der Insassen des gesamten Zuges ausfindig machen kann. Was wie ein gewöhnlicher Job beginnt, wird für Django am Ende persönlich, denn verbunden mit dem Raubüberfall holt ihn die Vergangenheit wieder ein.

Die persönliche Komponente betrifft nur Hills Charakter, weshalb er auch zum alleinigen Hauptdarsteller herausgehoben wird und die Gleichwertigkeit zwischen Spencer und Hill nichtig wird. Obgleich beide schon hier Kollegen spielen, ist Spencer trotz seines zweiten Platzes in der Order of Appearance untergeordnet, spielt nur den komplementären Partner, der Django/Hill unterstützen soll. Und selbst das ist weit weniger sauber, als man es von dem Gespann kennt: im Angesicht des Goldes kann da auch mal die Gier größer sein als die Loyalität.

So ist nicht die Verbindung zwischen Spencer und Hill der entscheidende rote Faden, sondern die neu aufgerollte Vergangenheit zwischen Django und Bill Sanatonio (Frank Wolff), einem alten Bekannten, den Django in einem Streit vor mehreren Monaten glaubte, erschossen zu haben. Doch nun ist er wieder da, putzmunter und zu allem Überfluss in den Raubüberfall verwickelt, dem Django und sein Partner nachgehen. Das Geschäft wird persönlich, und alles läuft auf eine eiskalte Abrechnung hinaus, bei der es nur einen Überlebenden geben kann.

Regisseur Giuseppe Colizzi bietet aufbauend auf diesem Verhältnis eine abwechslungsreiche Rückblenden-Struktur auf, beginnend bei dem (sehr schön eingefangenen) Eintreffen des Geisterzuges mit den toten Passagieren, einem weiterführenden Aufbau der Situation und schließlich einer Rückblende, bei der wir über das letzte Aufeinandertreffen zwischen Django und Bill Sanatonio informiert werden. Das lässt die Situation plötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen und erfordert völlig neue Handlungsmuster. Im weiteren Verlauf geht es darum, Bill zu finden, denn wo er ist, ist auch die Beute. Und der geschäftliche Aspekt wird um eine Dimension erweitert, womit die Aufgabe an Komplexität gewinnt.

Die vor Spannung knisternden Aufeinandertreffen zwischen Django und Bill sind das Highlight des Films. Die Motivation der Schießerei in der Rückblende und damit die gesamte Herleitung des Verhältnisses zwischen den beiden alten Freunden/Feinden wirkt allerdings etwas unglaubwürdig übertrieben. Vielleicht fehlt hier auch einfach nur eine weiterführende Erklärung, aber so, wie man es sieht, ist die Provokation Bills dem vorhergehenden Streit unangemessen. Das grandios inszenierte Schußduell im brennenden Haus wirkt da fast wie Perlen vor die Säue. Nimmt man die Motivation des Duells jedoch so hin, sind die Aufeinandertreffen von Django und Bill atmosphärisch packend.
Vor allem wird mehr als in allen späteren Werken deutlich, weshalb Hill von seinem Auftreten und von seinem Äußeren her für den Western prädestiniert ist. Er erscheint als dunkle Eminenz, wird in seiner ersten Szene am Kartentisch zunächst überhaupt nicht - wenn, dann nur als Schatten - gezeigt, bevor er mit wenigen kargen Worten seinen unumstößlichen Standpunkt klarmacht. Sein Gesicht wird von einem Drei-Tage-Bart verborgen, seine markante Knochenstruktur im Gesichtsbereich wirft Schatten, und ein großer Hut lässt es unmöglich zu, den schweigsamen Unbekannten zu identifizieren. Es ist etwas Geheimnisvolles an ihm, das später zugunsten der Komik aufgehoben wurde. Dementsprechend gibt seine Mimik durchweg Züge preis, die es in seinen Komödien nicht mehr gegeben hat; und umgekehrt vermisst der Spencer/Hill-Fan das verschmitzte Lächeln, das nur sehr selten aufblitzt. Wäre dieser Film erst in der Spätphase von Hills Karriere entstanden, hätte man ihn ob seiner straight-coolen Alternativ-Performance, die oftmals einen anderen Schauspieler hinter dem abgeklärten Gesicht vermuten lässt, im Vergleich zu seinen anderen Filmen in den Himmel gelobt. So sehr nimmt man ihm den düsteren Anti-Helden ab.
Besonders markant ist die Präsenz seiner stahlblauen, durchdringenden Augen, die wie funkelnde Diamanten in einer schwarzen Höhle glitzern und damit eine semantische Metaphorik bilden, die das tiefe Wasser, den Abgrund des wortkargen Django aufzeigen. Wie geschaffen ist dafür der durch Sergio Leone berühmt gewordene Eye-Shot, der in einer Szene auch hier Verwendung findet. Ebenbürtig ist da Djangos Gegenüber: Bill-Darsteller Frank Wolff drückt mit seinen dunklen, fast schwarzen Augen einen Kontrast zu Hill aus, der berechnende Leere vermuten lässt, die Leere eines gefühllosen Killers. Überhaupt zeigt Wolff als ruchloser Bill Sanatonio eine überragende Leistung, die der von Hill mindestens ebenbürtig ist, wodurch das Duell erst seinen Reiz bekommt. Nicht immer, aber oft legt er ein unberechenbares Verhalten an den Tag, das Zwischen Loyalität, Verrat und reiner Willkür pendelt, was sich in dem Verhalten gegenüber seinen Männern, aber vor allem gegenüber Django zeigt.

Bud Spencer hingegen spielt seine Rolle annähernd so, wie man es von ihm kennt. Seine Präsenz ist nicht so ehrfurchterregend wie das taktische Spiel zwischen Django und Bill, jedoch kann er seine Aufmerksamkeit trotzdem auf sich ziehen. Sein Charakter komplementiert die Szenerie, und die größte Leistung dieser Figur dürfte es sein, einen interessanten Gegenpart zu Hills Charakter zu bieten. Und diese Mischung funktionierte so gut, dass letztendlich noch Dutzende von Filmen mit Spencer/Hill-Rezeptur folgen sollten.

Insgesamt ist dem Film ein starker Spannungsaufbau zu attestieren, der jedoch in ein Finale mündet, das Geschmackssache ist. Nach der Vorgeschichte hätte man im Finale vermutlich eine Schießerei Mano à Mano erwartet. Vielleicht empfand man das als zu vorhersehbar, so dass man eine nicht ganz so dramatische, dafür unberechenbarere Alternative vorzog.

So oder so, “Zwei vom Affen gebissen” - oder, wie man ihn besser nennen sollte, “Gott vergibt... wir beide (noch besser: ich) nie” - ist ein spannender, vollkommen ironiefreier Spaghettiwestern. Zu bedenken ist, dass es kein Spencer/Hill-Film ist, sondern ein Film mit Bud Spencer und Terence Hill. Zudem agiert Spencer lediglich als untergeordneter Buddy, während sich das Duell zwischen Terence Hill und Frank Wolff als zentral herausstellt. Die Präsenz dieser beiden zentralen Figuren ist betonenswert, denn sie verleiht dem gesamten Film eine ungebrochene Atmosphäre. Der drum herum gestrickte Plot ist strukturell interessant und innovativ, allerdings mit einer fragwürdigen Ausgangsmotivation und einem vielleicht allzu unpersönlichen Finale versehen. Dennoch ein verblüffend gut funktionierender Western, der Sergio Leone alle Ehre macht.
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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 17:19

Das Krokodil und sein Nilpferd

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Originaltitel: Lo Sto Con Gli Ippopotami
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1979
Regie: Italo Zingarelli
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, Joe Bugner, May Dlamini, Dawn Jürgens, Malcolm Kirk, Ben Masinga, Les Marcowitz, Johan Naude, Nick Van Rensburg, Hugh Rouse, Mike Schutte, Kosie Smith, Joseph Szucs u.a.

Geschrieben von Vince am 29.05.2005

1979 entstand unter der im Spencer/Hill-Universum einzigen Regie von Italo Zingarelli ein Film, der mit “Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle”, einem der besten Spencer/Hill-Filme, beinahe schon ein zweieiiges Zwillingspaar darstellen könnte. Denn obwohl es atmosphärisch immense Unterschiede gibt (die Himmelhunde bleiben hier ein Unikat), tun sich doch erstaunliche Parallelen auf, die beide Werke miteinander verbinden.

Aber zunächst einmal zum Filmtitel.
“Das Krokodil und sein Nilpferd” - eine deutsche Übersetzung, die meinen bescheidenen Italienischkenntnissen zufolge relativ originalgetreu ist. Und irgendwie hätte es auch kein Titel besser treffen können.

Zunächst wird hiermit das Verhältnis zwischen Bud Spencer und Terence Hill zielgenau wie nie wiedergegeben. Wer hier welchem Tier zugeordnet wird, dürfte nicht sonderlich schwierig herauszufinden sein. Man beachte aber das Possessivpronomen “sein” vor dem “Nilpferd”. Der Titel gibt uns Aufschluss über die Buddy-Hierarchie, die eindeutig von Hill, dem Krokodil, dominiert wird. Und das, obwohl wir im Film sehen, wie Spencer, das Nilpferd, immer wieder die Führung zu übernehmen versucht. Hill nimmt das mit einem Achselzucken hin (“Is mir recht. Wer hat schon ein Nilpferd als Chef?”), denn er weiß genau, dass in Wirklichkeit er derjenige ist, der sagt, wo’s langgeht.
Damit ist dann auch die Grundbasis gelegt: Jepp, auch unter der Regie eines Neulings bekommen wir wieder die altbewährte Mischung serviert. Es ist ein Spencer/Hill-Flick.

So können wir uns dem Spezifischen des Filmes zuwenden. Und die Semantik des Filmtitels ist noch nicht ausgeschöpft, denn nicht umsonst wählte man Tierbezeichnungen als Rufnamen für unsere beiden Helden. Denn kameratechnisch haben wir es beinahe mit einer Naturdokumentation zu tun. Der Schauplatz ist Afrika, und dementsprechend wird die Umgebung mit ihrer Tier- und Pflanzenfauna zum eigenständigen Akteur, der schön wie selten in Szene gesetzt wurde. Faktisch wird das Flair des Settings sogar maximal vom angesprochenen Zwillingsbruder übertroffen.

Die klassische Spencer/Hill-Vorbestimmung, den Guten Gutes zu tun und den Bösen blaue Bohnen zu verabreichen, geht in Kombination mit der Wahl des Drehortes natürlich auf, und da schreibt sich das (einmal mehr sehr simple) Skript wie von selbst. Die Tatsache, dass ausschließlich die Weißen die Bösen sind und die Schwarzen die Aufrichtigen, mag auf den ersten Blick und gerade im Konsens anderer Filme der 70er Jahre (und eigentlich bis in die heutige Zeit hinein) extrem verblüffend sein. Natürlich, eine solche Rollenverteilung sieht man nicht oft. Und doch ist es einfach nur die simple Konsequenz der Mischung eines Spencer/Hill-Prügelfilms mit der Umgebung Afrika. Die beiden Italiener waren stets Vertreter von Minderheiten, ob es sich dabei nun um kleine Bauernfamilien handelte, um Naturschützer, um gewaltverachtende Amish-Gemeinden oder um wen auch immer. Wo sich diese Minderheiten nicht selbst helfen konnten, waren Bud Spencer und Terence Hill mit ihren Fäusten zur Stelle und regelten die Angelegenheit auf ihre Weise.
Dennoch ist “Das Krokodil und sein Nilpferd” in der Hinsicht einzigartig, denn die Afrikaner werden hier nicht nur als nettes Völkchen dargestellt, darüber hinaus ist es auch noch ein Völkchen, das sich selbst zu helfen weiß. Wenn die Schläger des Oberbösewichtes Mr. Ormond vorbeikommen, um mal wieder gegen die Ortszeitung anzugehen (Auflage: ca. 3 oder 4 Stück), dann hampelt der Zeitungsverleger nicht hilflos jammernd umher, sondern er weiß, wie man mit Ormonds Leuten umgeht. Der Gemeinde werden vom Drehbuch wunderbare Tugenden wie Frohsinn (die Gesangseinlage im Bus mit Bud Spencer) und knallhartes Durchhaltevermögen (das unbeirrte Weiterdrucken der Zeitung, die Ormonds Leute immer wieder vernichten, und das, obwohl sowieso niemand lesen kann) in die Wiege gelegt. Es ist sicher auch ein Unterschied, ob man die Afrikaner einfach nur nicht als böse darstellt, oder ob man ihnen dazu sogar noch Aktivität, Eigeninitiative und Persönlichkeit zuschreibt. Und genau das wird hier erfreulicherweise getan. Mancher wird jetzt mit aufgesetzter Political Correctness anfangen, aber das hat gar nichts damit zu tun.
Natürlich ist dennoch Hilfe von außen erwünscht, sonst gäbe es für das Krokodil und sein Nilpferd ja gar nix zu tun. Das schlagkräftige Pärchen wird so eingeführt, dass man eine Vorgeschichte zu erkennen glaubt, wobei der Film damit beginnt, dass das Krokodil nach einigen Jahren des Vagabundendaseins wieder in den Ort zurückkehrt und sich alle, egal ob Hokus-Pokus-Voodoo-Mama oder medizinisch orientierter Arzt, gleichermaßen über seine Rückkehr freuen - mit Ausnahme seines Halbbruders, dem Nilpferd. Das muss sich also erst wie gewohnt mal wieder zusammenraufen, was aber recht einfach geht, weil beide im Tierschutz und der Liebe zu dem afrikanischen Völkchen eine gemeinsame Basis finden. Als das Krokodil dann von den miesen Machenschaften des Mr. Ormond hört, bietet er seine Hilfe an. Und die wird gerne angenommen - obwohl man sich im Notfall auch selbst zu helfen wüsste.

Hier sind wir bei der Bösewicht-Fraktion, die diesmal so bunt wie nie ausfällt und mit einigen der ausgefallensten Charaktere aufwarten kann. Dabei ist die sonst so markante Prügelvorlage Riccardo Pizzuti (spielt u.a. einen der Cowboys in der Anfangssequenz von “Vier Fäuste für ein Halleluja” sowie den Vorarbeiter in “Zwei außer Rand und Band”) diesmal gar nicht mit von der Partie. Stattdessen gibt es einen fiesen, kleinen, vorlauten Wichtelzwerg mit Anführer-Ambitionen, einen dummen, gehorsamen Gorilla mit eiförmiger Glatze (sieht ein wenig wie die Bulldozer-Version von Ronaldo aus), einen ebenso dummen, dafür umso mehr von sich selbst überzeugten Gorilla mit Löckchen, einen stellvertretenden Chef aus dem Militärbereich sowie den eigentlichen Boss (Joe Bugner), einen arroganten Box-Champion.
Massenprügeleien gibt es eigentlich gar keine. Bei all den Charakterköpfen war es eine gute Wahl, die Bosse und Unterbosse alle einzeln gegen Hill, vor allem aber gegen Spencer antreten zu lassen. Und meist hat das Nilpferd mit seinem Schnuller auch gar keine Probleme, die Würstchen aus dem Weg zu räumen. Der Glatzen-Gorilla wird mit einer Kopfnuss aus dem Weg geräumt, der Wicht wird einfach weggeschoben, der Löckchen-Gorilla wird von Hill im Armdrücken verarscht, das Militärbübchen wird ebenfalls von Hill in “Kevin allein zu Haus”-Manier mit Hilfe einer zerfallenen Holzhütte an der Nase herumgeführt.
Ein paar unwesentliche Problemchen gibt’s gegen den Oberboss, den am Ende dann wieder Spencer serviert bekommt. Schließlich wird er über den gesamten Filmverlauf auch als Kampfkoloss aufgebaut, der seine eigenen Männer reihenweise aus dem Weg fegt. Spencer hat da erstmals in seiner Karriere richtig zu kämpfen. Dass Hill Bugner schließlich nur noch ins Wasser zu tippen muss, passt mal wieder perfekt ins Charakterschema. Spencer gibt die Assists, Hill haut sie alle rein. Und erntet das Lob.

Ein absoluter Glanzmoment ist die in den anderen Reviews schon mehrmals erwähnte Fressorgie, die zusammen mit der im Restaurant in “Vier Fäuste für ein Halleluja” zu den besten gehört. Diesmal nicht wegen irgendwelcher kultureller Normierungen, sondern vielmehr wegen der Kreativität. Es werden ganze Paletten Futter vom Feinsten aufgefahren, die gerade von Hill so geschmacklos gemischt werden, dass es eine wahre Freude ist. Sein Hummer-Wegknusperer und der exotische Drink sind die Höhepunkte, auf der anderen Seite darf Spencer sich wie ein Baby drei Lätzchen umbinden und mal wieder die Hand auf die Platte schlagen, als die Ober die Essensplatte wegräumen wollen.

Zum Ende hin gehen Struktur und Atmosphäre ein wenig verloren, als man sich aus dem Dorfsbereich entfernt. Die Szene im Casino hat dabei noch ein paar nette Kartentricks von Hill zu bieten. Besonders von Interesse ist der Umstand, dass hier letztlich doch wieder das Aufeinandertreffen kultureller Welten zelebriert wird, als Hill auf die streng festgelegten Casino-Regeln pfeift und mal eben ein Spielchen einführt, das er auf der Straße kennengelernt hat.
Dennoch ist gerade atmosphärisch schon hier kaum mehr ein Bezug zum vorhergehenden Filmverlauf vorhanden. Noch schlimmer wird es dann bei der Gerichtsverhandlung, die zwar einen geglückten Fluchtversuch Hills und einen lustigerweise mißlungenen von Spencer bietet, sich sonst aber noch mehr vom Flair des Rest-Films entfernt. Etwas besser wird es wieder beim Finale auf dem Schiff, obgleich so mancher Fan die Massenschlägerei vermissen wird, die zugunsten des angesprochenen Duells zwischen Spencer und Bugner aufgehoben wurde, was aber ja - wie schon gesagt - nachvollziehbar ist.

“Das Krokodil und sein Nilpferd” legt uns sehr authentisch eine ganz andere Welt nahe, die in unserer Gesellschaft in der Form meist nur theoretisch bekannt ist. Herausragend ist die Darstellung der Afrikaner, die sehr menschlich ausfällt und nur wenig mit den Bösewichter- oder passiven Opferrollen-Schablonen zu tun hat, die man sonst so kennt; ein Aspekt, der etwa bei “Zwei Asse trumpfen auf” (der mit den Inselbewohnern) völlig versaut wurde. Weiterführend werden mit die schönsten Naturaufnahmen überhaupt gezeigt. Zumindest das Nilpferd kommt nicht nur namentlich vor und wird durch Giraffen, Zebras, Antilopen, Löwen und Nashörner vervollständigt. Die böse Spencer/Hill-Opposition trumpft diesmal mit farbenreicher Charaktervielfalt voll auf, so dass in den Zweikämpfen Freude aufkommt; nicht zuletzt auch durch Danneberg & Co., die mal wieder jedem Fan das Herz aufgehen lassen. Die letzten zwanzig Minuten vor dem Finale auf dem Boot herrscht leider ein wenig Leerlauf, was aber niemanden davon abschrecken lassen sollte, sich diesen schönen Film anzusehen.
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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 17:23

Vier Fäuste gegen Rio

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Originaltitel: Non c'è due senza quattro
Herstellungsland: Italien
Erscheinungsjahr: 1984
Regie: Enzo Barboni
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, April Clough, Harold Bergman, C.V. Wood Jr., Dary Reis, Nello Pazzafini, José Van de Kamp, Fernando Amaral, Roberto Roney, Athayde Arcoverde, Claudioney Penedo, Dennis Bourke u.a.

Geschrieben von Vince am 06.06.2005

Bud Spencer und Terence Hill sind in die Jahre gekommen. Mitte der 80er befanden sie sich in einer schwebenden Übergangsphase, nur ein kurzer Moment, in dem das Duo die freche Frische der 70er Jahre gegen Reife eingetauscht hatte und trotzdem noch erfolgreich war. Oder sagen wir besser, es fand eine Anerkennung der langjährigen Leistungen durch das Publikum statt, indem etwa der erste Film mit Kollaboration der beiden 1980 als Comedy-Variante unter dem Titel „Zwei vom Affen gebissen“ wiederaufgeführt würde. Ein Zeichen der Beliebtheit und der Etablierung eines ganzen Subgenres im Action-Fun-Sektor.

Es war aber auch ein Zeichen dafür, dass die Spaßorgien kein Novum mehr waren. Sie konnten nicht mehr unbedingt überraschen, sondern vielmehr die vorgeformten Erwartungen der Zuschauer möglichst gut erfüllen. Und da alles ein Ende hat (außer der Wurst, die hat zwei), musste irgendwann die Fluktuationskurve vom Boom in die Depression übergehen. „Vier Fäuste gegen Rio“ steht durch ein gewaltiges, vor Originalität sprühendes Aufbäumen noch kurz vor der Trendwende. Ein letztes großes Feuerwerk, bei dem die Normalität, die Tradition, das Ritual wirklich noch in seiner unberührten Form und ohne Melancholie des Abschieds spürbar waren.

Zu verdanken ist das einmal mehr auch Stammregisseur Enzo Barboni, der diesmal seine bevorzugten Stilmittel voll ausschöpfte und seine beiden Protagonisten gleich doppelt ins Rennen schickte. Und das ist ein unglaublich geschickter Kniff. Es handelt sich hier um ein Konzentrat der wichtigsten Elemente, die die Blütezeit der Spencer/Hill-Ära geprägt hatten. Mit dem transformativen Übergangswestern „Die rechte und die linke Hand des Teufels“ wurden diese Elemente über zwei Stunden erstmals ausgebreitet und verteilt, nun vereinen sie sich wieder in eben dieser Vierer-Konstellation.

Zur Begründung seien kurz einige Punkte angesprochen. Da wäre zum einen mal wieder die gerade bei Barboni beliebte Verwechslungssituation, diesmal allerdings handelt es sich um eine forcierte Verwechslung, die absichtlich inszeniert wird (das lässt sich aus der Story erklären: die Milliardäre und Vettern Sebastiano (Hill) und Antonio Coimbra (Spencer) suchen Doppelgänger, weil sie von Geschäftsleuten mit Gangstermethoden bedroht werden und schicken die wie aus dem Gesicht geschnittenen Elliot (Hill) und Greg (Spencer) ins Rennen, um die Kontrahenten zu verwirren). Eine schöne Sache ist das: zwar bekommt der Zuschauer wieder etwas geboten, das er bereits kennen- und lieben gelernt hat, doch ergeben sich trotz des Altbewährten auch neue Möglichkeiten. Denn wo beispielsweise „Zwei bärenstarke Typen“ darauf baute, dass Spencer und Hill von allen Institutionen befreit agieren konnten, handeln sie nun im Auftrag derer, die sie imitieren.

Das bedeutet natürlich nicht, dass sie sich vorschreiben lassen, wie sie sich verhalten sollen. Und hier sind wir beim zweiten Aspekt: wie immer sind sich Spencer und Hill selbst treu und bleiben es auch. Das wird dadurch verdeutlicht, dass ihnen mit den beiden Millionären ein gesellschaftlicher, wenn auch umstrittener Idealtypus vorgesetzt wird, demzufolge man gute Manieren definieren kann. Dadurch, dass sie ihren Gegenübern auch noch wie aus dem Gesicht geschnitten sind, fungieren diese als eine Art Spiegel in eine mögliche Alternativwelt. Und es ist ungemein sympathisch, dass die bodenständigen Doubles (von Beruf übrigens Stuntman und Saxophonist) das nicht einmal wahrzunehmen scheinen und überhaupt nicht darüber nachdenken, dass es theoretisch möglich wäre, sich von einer neuen Welt so sehr ummanteln zu lassen, dass sich die Persönlichkeit daraufhin ändern würde. Nein, was wären sie ohne ihre Rülpser und ihre Fäuste... nicht auszudenken.

Die Buddy-Konstellation gibt sich dabei in der zu diesem Zeitpunkt bereits 17 Jahre andauernden Kooperation lustigerweise derart routiniert, dass sich Spencer und Hill gleich nach ihrem ersten Aufeinandertreffen locker-leicht die Bälle zuspielen – und das, obwohl sie sich laut Skript noch gar nicht kennen. Wenn sie als Elliot und Greg im Büro dem Sekretär der Millionärsvettern gegenübersitzen, Witze auf ihre eigenen und die Kosten des Gegenübers reißen und beide ganz offensichtlich das gleiche Anliegen haben („Wassn mit die Kohln?“), dann nimmt man ihnen nicht ab, dass sie Fremde sind. Das mag als Kritikpunkt herhalten können, ist aber dermaßen drollig, dass man als Spencer/Hill-Fan dafür einfach keinen Punktabzug über das Herz brächte.
Sicherlich hat auch die Synchro-Crew um Rainer Brandt ihren Anteil daran, die mit Wortwitz und eigenwillig-dümmlichen Pointen mal wieder nur so um sich pfeffert. Alleine die stetige Frage, was denn nun mit die Kohln ist, wirft einem nach der x-ten Wiederholung aus dem Sessel, vor allem, weil der Job an sich zu Beginn noch gar nicht zu interessieren scheint. Im späteren Verlauf übertrumpfen sich die Sprüche von mal zu mal gegenseitig, so dass „Vier Fäuste gegen Rio“ zu den wohl größten Sammelsurien an Gags aller Filme gehört. Bemerkenswert dabei ist diesmal das zwar wieder nicht lippensynchrone Zusammentreffen von Wörtern und Mundbewegung, aber dafür Gesichtsausdrücke, die öfter als gewohnt zum Gesagten passen. Während Spencer beispielsweise in „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle" fröhlich lachend in die tanzende Menschenmenge blickt und im Deutschen sagt „Mann, wär ich doch nicht so fett!“, unterstützt das Gezeigte nun das Gesagte. So darf der snobistische Spencer wunderbar köstlich das Gesicht verziehen und sagen „Hach, wie ordinär!“, als Reaktion auf das erstmalige Zusammentreffen mit seinem Double. Da kriegst du dich nicht mehr ein!

Die Aufeinandertreffen der Zwillingsgesichter bedurften einer technischen Lösung, die nun wirklich nicht allzu ausgereift ausgefallen ist. Es handelt sich hier um simple Bildmontagen, bei der jeweils die rechte und die linke Seite eines Bildes zusammengefügt wurden. Man achte in etwa darauf, dass sich die Zwillinge nie berühren. Dennoch verfehlt das Gezeigte nicht seine Wirkung, denn die Montagen wurden geschickt inszeniert, so auch bei der Szene am Speisetisch, die mal mit Doubles arbeitet, in Totalen dann wieder mit der angesprochenen Montage.
Gerade in der finalen Klopperei erweist sich die verwendete Technik als fantastisch integriert und gewinnt der ansonsten oft sehr gleich ablaufenden Endprügelei eines Spencer/Hill-Films neue Züge ab. Barboni spielt mit den Möglichkeiten, die sich ihm bieten. Ein verlassenes Landhaus dient als Kulisse, die voll genutzt wird. Erwähnenswert ist es, dass auch die Persönlichkeiten der Einzelakteure mit in die Choreographie eingeflochten wurden. So lenkt dann mal der ängstliche Sebastiano die Aufmerksamkeit der Schergen auf sich, rennt wie ein feiger Hase um die Ecke, wo dann der wagemutige Elliot steht und die überraschten Fieslinge ausknockt. Grandios wie nichts anderes ist aber eine spezielle Szene: das versiegelte Haus wird von den Bösewichten belagert. Zwei Bösewichte gehen rein. Man hört kurz nichts, dann eine Schlagkombo, dann bewegen sich Spencer und Hill ganz relaxt und lässig vor die Tür, warten, bis Sekunden später die Bösewichte aus dem Fenster fliegen und genau neben ihnen landen. Einfach nur ein Knaller. Die Soundkulisse hat übrigens ein besonderes Zuckerli zu bieten: auf einen speziellen Schlag von Spencer erfolgt ein Hit-Sound mit dreifachem Echo. Herrlich trashig!

Falls das noch nicht deutlich geworden ist, wir befinden uns übrigens in Rio de Janeiro, was dem Geschehen mal wieder einzigartiges Flair verleiht. Die sich stets wiederholende Titelmusik schmiegt sich da wunderbar ein, wenn sie auch nicht ganz die Ohrwurmqualitäten früherer Filme entfacht. Dennoch, die Drehorte sind teils wunderschön eingefangen, inklusive Karneval und dem dazugehörigen nackten Fleisch. Unter der Sonne Rio de Janeiros lässt es sich ganz besonders ausgelassen abrocken. Für die Motivation zur Schlägerei muss man da nicht lange suchen, zumal Spencer bereits vorher den gesamten Mitarbeiterstab der Millionärsvilla mit seinem Saxophon in Schwingungen gebracht hatte und sich Hill mit seiner „platonischen“ („Was issn platonisch?“ „Das bedeutet, man tut nur so, als ob.“) Freundin vergnügen durfte.

Diese Lockerheit ist es wohl auch, die eine Vorab-Abschiedsmelancholie verhinderte, wie sie dann etwa in „Die Troublemaker“ aufkommen sollte. Dem ist hier glücklicherweise nicht so: Spencer, Hill, Spencer und Hill prügeln sich zu viert mit sichtbarem Frohsinn durch eine Komödie mit Identitätentausch, die unter der sonnigen Atmosphäre ihre volle Power entfaltet. Die Doppelgängergeschichte ist das Gewürz und entpuppt sich zugleich als letzter Zusammenschluss der altbewährten Zutaten, die uns in zwei Jahrzehnten ans Herz gewachsen sind.
Ein letztes Mal strahlt die Sonne mit ganzer Kraft...
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Beitrag von Vince » 27.12.2005, 17:27

Zwei wie Pech und Schwefel

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Originaltitel: Altrimenti ci arrabbiamo
Herstellungsland: Italien /Spanien
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Marcello Fondato
Darsteller: Terence Hill, Bud Spencer, John Sharp, Donald Pleasence, Patty Shepard, Manuel de Blas, Luis Barbero, Katy Shepard, Deogratias Huerta, Jose Panzio, Jose Santa Cruz, Rafael Albaicín, Roberto Alessandri, Giancarlo Bastianoni, Emilio Laguna u.a.

Geschrieben von Vince am 12.09.2005

“Zwei wie Pech und Schwefel” ist ein Spencer/Hill-Film, der mehr als die meisten seiner Art die schematische Konstruktion des altbewährten Hau-Drauf-Konzeptes direkt anspricht und sich damit quasi selbst persifliert - vermutlich teilweise ungewollt.
Für mich persönlich fängt das schon beim deutschen Titel an; ich bezeichne das Klopper-Duo gerne mal als “Schwefelauge” und “Pechbart”, da passt das wie die berühmte Faust aufs Auge. Aber gut, spätestens, wenn wir handlungstechnisch beim Buggy ankommen, sind wir mitten drin in der Eigenparodie.

Freilich ist das ganze Jahrmarktsambiente mitsamt der Buggys, Karussells und Autoscooter moderner als etwa bei den Fahrradtouren in “Das Krokodil und sein Nilpferd” oder bei den ewigen Reitstunden in den Western. Doch gerade die Buggy- und Motorradrennen, die hier so sehr im Mittelpunkt stehen, zerren Stunts und Action in den Vordergrund und gewähren ihr damit höchste Priorität. Sieht man sich einen Film mit den beiden Italienern im Cast an, erwartet man in keiner Weise irgendwelchen Tiefgang, sondern einfach kunterbunte Unterhaltung mit möglichst hohem Spaßfaktor. Es soll im wahrsten Sinne des Wortes rundgehen, und um dies zu verdeutlichen, was wäre da besser geeignet als ein fahrbarer Geländeuntersatz und ein paar deftige Verfolgungsjagden auf dem Motorrad über Stock und Stein?

Unter Regisseur Marcello Fondato verzichtete man diesmal darauf, Landschaftsaufnahmen als festen Bestandteil in den Film zu integrieren. Der Handlungsort als solcher juckt mal ausnahmsweise gar nicht, vielmehr ein recht universeller Lebensstil, denn Jahrmärkte in der ein oder anderen Art kennt man auf der ganzen Welt.
Ein nicht zu verachtender Teil der Atmosphäre entzieht sich daher auch aus dem Einfangen der typischen Jahrmarktsstimmung. Große Menschenmassen, Jahrmarktsschreier mit Megafon, das Geklingel und Gedingel von Spielautomaten, lachende Kinder, Clowns und Attraktionen. Frauenheld Hill hat mal wieder Gelegenheit, ein ganz exotisches Püppchen zu vernaschen: Wenn er sich mit einem miesen Trick an die fesche Hochseilakrobatin heranmacht, wandelt er beinahe auf Bonds Spuren.

An Futter mangelt’s auch nicht. Spencer und Hill verputzen im gegenseitigen Wettbewerb Würstchen und Bier, dass dem Zuschauer beim Ansehen schon fast übel wird. Überhaupt ist der Wettbewerbsgedanke zwischen den Protagonisten hier ein bestimmendes Element, das den ganzen Film durchzieht und sich teilweise auch auf die Gegner entlädt, die in dem gegenseitigen Versuch des Übertreffens besonders viel Kloppe abbekommen.

Und das ganz klare Highlight sind sowieso die Bösewichte, zumindest in ihrer eigenparodistischen Funktion. Was gerade John Sharp als fetter Boss und Donald Pleasence als beratender Doktor da auf die Beine stellen, ist ernstzunehmend fern des guten Geschmacks, so aber recht unterhaltsam. Zunächst einmal verwundert es, was ein Donald Pleasence überhaupt in einem Spencer/Hill-Film zu suchen hat. Betrachtet man seine Rolle aber mal näher, wird das Ganze schon verständlicher. Der Doktor ist nämlich alles andere als die normale rechte Hand des gewöhnlichen Bandenbosses; zusammen mit dem Boss selbst wird er nämlich zu einem Abziehbild einer ganzen Generation von Möchtegern-Weltbeherrschern, die in Spencer/Hill-Filmen schon so oft auf den Arm genommen wurden, aber nie so gut wie hier. Am nächsten mag noch der Obermotz aus “Zwei bärenstarke Typen” herankommen, aber die offensichtliche Karikaturisierung, die in “Zwei wie Pech und Schwefel” vollzogen wird, bleibt wirklich unerreicht. Da spielt John Sharp einen fetten Möchtegern-Fiesling, angezogen mit einem Lätzchen-artigen Hemd und stets mit Essen in der Hand, der so abgrundtief böse sein will, wie es nur geht, seine Bösartigkeit aber nicht sinnvoll einzusetzen vermag. Wie das funktioniert, muss ihm immer wieder aufs Neue ein manisches HB-Männchen in Person von Donald Pleasence erklären. Der Boss stellt einem seiner Butler mal eben nur zum Spaß ein Bein, und Doc beginnt, die Aktion zu analysieren und darüber zu philosophieren, wie man denn nun Boshaftigkeit am besten einsetzt. Alleine die Idee, dem scheinbar hilflosen Kopf der Böse-Buben-Bande eine Art Engelchen-und-Teufelchen-Figur zur Seite zu stellen und ihm damit Uneigenständigkeit zu attestieren, ist so simpel wie effektiv. Jene Konstellation ist dann auch wahrhaftig als gewollte Parodie auszulegen.

Bei unseren beiden Helden wird dadurch natürlich automatisch die Selbstständigkeit und das Selbstbewusstsein hervorgehoben. Spencer und Hill laufen wie selbstverständlich durch die Jahrmarkts-Demolierungen der Rabauken, bleiben bei ihrem Wettfuttern sogar am Tresen sitzen und machen weiter, während um sie herum gerade die Kneipe abgerissen wird. Immer eine freche Antwort - und hier ist wieder Rainer Brandt am Werke - steht parat, wenn mal wieder einer ungehobelt wird. Es scheint nie einen Zweifel zu geben, dass der zerstörte Buggy vom Anfang des Films von den Verantwortlichen am Ende ersetzt wird.

Eine mysteriöse Komponente sorgt dann doch für eine etwas ernster zu nehmende Gefahr. Paganini, ein vom Big Boss ausgesandter Killer, macht sich auf den Weg, um die ungeliebten Raufbolde zur Strecke zu bringen. Wie ein vorgreifendes Konglomerat aus Crispin Glover (“Drei Engel für Charlie”) und Antonio Banderas (“Desperado”) bewegt er sich stoisch und wortlos durch den Film, wobei seine kompromisslose Ernsthaftigkeit in dem Komödchen so herrlich fehl am Platze ist, wie sie nur sein kann. Und durch diesen Umstand wird auch sie zur Parodie; wie anzunehmen ist, zu einer Parodie der wortkargen Antihelden aus der Leone-Italowestern-Ära. Spencer und Hill haben in der Hinsicht ja schon genug Übung, und Paganini-Darsteller Manuel de Blas weiß seine Rolle gut auszufüllen.
Rein technisch geben die Anschlagversuche des Killers Gelegenheit zu köstlichen Szenen. Herauszuheben ist Spencers Mitwirken an einem Gesangschor-Ensemble, als Paganini sich immer wieder einen neuen Attentats-Ort suchen muss, weil sich Hill mit in den Chor mischt und Spencer vor dem Killer warnt.

Die Prügeleien als solche entladen sich so recht erst im Finale, das inmitten von Luftballons stattfindet. Vorher gibt es noch eine Gym-Prügelei und eben vor allem die Motorrad-Tour durch das Gelände, ansonsten überwiegend kleinerer Firlefanz. Jenseits der Handlungsgewalt des Bosses bleibt das Bösewichter-Design, wie in dem Zusammenhang gesagt werden muss, leider erstaunlich farblos, weshalb Spencer und Hill bisweilen sogar etwas gelangweilt und unterfordert wirken. Aber das fällt dann doch nicht weiter ins Gewicht.

Lange Rede, kurzer Sinn: An “Zwei wie Pech und Schwefel” kann vor allem die Eigenparodie begeistern, die im Gesamtbild vielleicht sogar unbewusst verlaufen sein mag, in spezifischen Aspekten wie bei der Charakterisierung des Bosses aber mit großer Sicherheit gewollt war. Atmosphärisch ist zu sagen, dass die Rekonstruktion des Jahrmarktsambientes leider keinesfalls die Betonung der Landschaften bei den anderen Filmen ersetzen kann. Knallig bunt und kurzweilig ist das Geschehen aber auf alle Fälle, und mehr wollen wir doch gar nicht.
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Mein Name ist Nobody

Beitrag von Fäb » 05.10.2007, 14:37

Mein Name ist Nobody

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Originaltitel: Il Mio nome è Nessuno
Herstellungsland: Italien, Frankreich, Deutschland
Erscheinungsjahr: 1973
Regie: Tonino Valerii, Sergio Leone (ungenannt)
Idee und Buch: Sergio Leone, Fulvio Morsella, Ernesto Gastaldi
Darsteller: Terence Hill, Henry Fonda, Jean Martin, Piero Lulli, Mario Brega, Marc Mazza, Benito Stefanelli u.a.


„Mein Name ist Nobody“ als Reaktion auf die Entwicklung im Italo-Western und Abrechnung eines Genres


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Die Wurzeln

Bis gut zur Hälfte des letzten Jahrhunderts kann der Western wohl als uramerikanisch bezeichnet werden. Dies ist natürlich ein stückweit Schauplatz-inhärent, denn zur Zeit des als ersten vollwertigen Western geltenden Films – The Great Train Robbery von 1903 – war die Epoche der Eroberung des nordamerikanischen Westens oder zumindest die Auseinandersetzung mit den daraus resultierenden gesellschaftlichen Problemen und Phänomenen noch nicht abgeschlossen, bot aber schon einen reichen Fundus an spannenden Motiven für die Leinwand. Neben Indianerkriegen und Pioniergeschichten zählen hier in erster Linie Gesetzlose und Revolverhelden zu den beliebtesten Themen der Mythenbildung im Volk und lassen sich somit auch später im Film wiederfinden. Frühe Western über Indianer, später stilbildende Werke wie Fred Zinnemanns „High Noon“ oder natürlich die vielen Western aus der langen Schaffenszeit des Westernregisseurs schlechthin, John Ford, manifestierten diese Stellung für geraume Zeit scheinbar unantastbar. Darsteller wie John Wayne standen auf der ganzen Welt als markantes Synonym für US-Western und hatten eine Erfolgsstory innerhalb „ihres“ Genres vorzuweisen, die einmalig erschien. Umso erstaunlicher ist es, dass Anfang der 60er Jahren eine ganz neue Entwicklung Raum griff. Der amerikanische Western befand sich in einer Krise, nachdem eben jene langjährigen Gesichter und Ikonen allmählich an Überzeugungskraft und Glaubwürdigkeit verloren und keine entscheidenen neuen Impulse von aufstrebenden Filmemachern in diesem Genre ausgingen.


Interkulturelle Adaption

Europa entdeckte das Genre neu für sich, wobei die Verfilmungen der Geschichten von Karl May den Anfang machten. Der erste Film dieser Art, „Der Schatz im Silbersee“, sorgte für Aufsehen und auch die nachfolgenden Geschichten, wie natürlich allen voran die „Winnetou“-Trilogie, waren beim europäischen Publikum beliebt. Gedreht wurde mit europäischen Darstellern und auf europäischem Boden. Zwar sind die Filme eher als naiv und märchenhaft zu bezeichnen und zudem ihrem Wesen nach noch sehr dem US-Western verhaftet, fanden beim Publikum aber auf Anhieb Anklang. Nachdem ihr Erfolg gewissermaßen der Stein des Anstoßes war, nahm schließlich der Italo-Western seinen Siegessturm. Schon zuvor machten sich US-Western wie „Die glorreichen Sieben“ den Filmstoff anderer Kulturen – im konkreten Fall wurden Akira Kurosawas sieben Samurai-Kämpfer aus Japan zu Revolverhelden umgeschrieben – zu eigen. Und auch Sergio Leone traf mit eben jener Vorgehensweise, als er mit „Für eine Handvoll Dollar“ ein quasi-Remake von Kurosawas „Yojimbo“ drehte und das Szenario eines japanischen Dorfes in eine Westernstadt verlegte, voll ins Schwarze und mit dem Ergebnis in Europa den Nerv der Zeit. Zwar gab es bereits vor diesem Erfolg einige italienische Western-Produktionen, doch waren diese eher von zu vernachlässigender Qualität und die Filmschaffenden versteckten sich hinter englisch klingenden Pseudonymen, um mit ihren Werken überhaupt an der Kinokasse beachtet zu werden, da noch die Meinung vorherrschte, nur amerikanische Western taugten etwas.

Erst mit Sergio Leone emanzipierte sich die italienische Filmindustrie vom US-Western und vermochte ihn in den nächsten Jahren gar zu überflügeln, wobei sich auch Leone in seinem ersten Film seiner sogenannten „Dollar“-Trilogie ein Pseudonym gab und unter dem Namen Bob Robertson in den credits auftauchte. Der Film fungierte als eine Art Startschuss für eine regelrechte Flut europäischer Western ab diesem Zeitpunkt. Diese waren vornehmlich italienischer Herkunft und wurden oftmals in Koproduktion mit den Nachbarländern realisiert, unter denen vor allem Spanien als Drehort hervortrat. Zwar gab es in der nun folgenden, fast fließbandartigen Produktion von Genre-Filmen auch zahlreiche Filme von zweifelhafter Qualität, die sich den Vorwurf des einfallslosen Plagiats gefallen lassen müssen, jedoch sorgten auch revolutionäre Erfolge von Regie-Größen wie Sergio Corbucci, Sergio Sollima oder Enzo G. Castellari für Facettenreichtum, zumindest in der Spitze, und gelten rückblickend nach wie vor zurecht als stilbildend und substanziell. Filme wie „Django“ (Corbucci, 1966) prägten nicht nur ganz entscheidend das Genre mit und zogen unzählige Nachahmer nach sich, sie standen mit ihrer anarchistischen Art auch für eine kulturelle Attitüde außerhalb des Kinos. Gleichzeitig stellte die gesamte Entwicklung ein verblüffendes interkulturelles Genre-Phänomen dar, denn nun gingen vom europäischen Western, der sich zunächst ja selbst aus den Vorbildern aus den USA und auch aus asiatischen Einflüssen speiste, wiederum Impulse in die andere Richtung aus und veränderten somit auch den Western in seinem Heimatland. Zugleich läuteten sie dessen Untergang ein.


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Innerer Prozess im Italo-Western zum Klamauk

Doch der Italo-Western mit seinem rüden Ton, den Anti-Helden und seiner ungeschönten Brutalität mit einhergehendem düsteren Image als Abkehr vom amerikanischen Western, hatte in dieser puren Form eine vergleichsweise kurze Blütezeit. „Django“ & Co. töteten zwar ungebremst kaltblütig am laufenden Band, aber zunehmend erschöpften sich die Filme in Wiederholungen. Schon bald suchten daher findige Leute wie Enzo Barboni, zuvor als Kameramann tätig, nach neuen Wegen um die Kinos zu füllen und so nahm eine entscheidene Wendung seinen Lauf. Der harte Italo-Western begann ab Ende der 60er Jahre in der Gunst der Zuschauer abzunehmen und so forcierten Italiens Filmschaffende die eher klamaukige Gangart, in denen zunehmend Albernheiten und neue Gesichter zum tragen kamen. Einer dieser Neuen war Mario Girotti, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Terence Hill. Er wurde von besagtem Barboni entdeckt, welcher zusammen mit Regisseur Giuseppe Colizzi wohl zu den richtungsweisenden Personen innerhalb dieser neuen Genre-Abwandlung zu zählen ist.

Zuvor bereits in Karl May-Western in Nebenrollen zu sehen gewesen, hatte Girotti auch in ernst angelegten Filmen mitgewirkt, wie etwa „Gott vergibt... Django nie!“, welcher bezeichnenderweise Jahre später mit neuem Ton zur Komödie umgeschnitte wurde um auf der neuen Erfolgswelle mitzuschwimmen. Jedoch entwickelte er sich spätestens mit den „Trinity“-Filmen („Die Rechte und die linke Hand des Teufels“ / „Vier Fäuste für ein Halleluja“), welche endgültig den Umschwung des italienischen Westerns zum Klamauk markierten, zur herausragenden Ikone des spaßigen Westerns und wurde bald darauf zusammen mit Carlo Pedersoli, der sich Bud Spencer nannte, in vielen gemeinsamen Filmen weltweit zum Kult-Duo. Mit dem ursprünglichen Italo-Western, wie seinerzeit von Leone vorgezeichnet, hatte dies natürlich nicht mehr viel gemeinsam, außer dass der Schauplatz, also die äußere Form, noch übereinstimmte. Gar wurden Vergleiche mit dem weltbekannten Komiker-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy angestrengt. Ab dieser Zeit wurde in den einschlägigen Produktionen kaum noch gestorben und die Gewalt, zu Beginn eines der rabiaten Merkmale des ungeschönten Italo-Westerns, beschränkte sich zunehmend auf comichaft überzeichnete Prügelorgien gepaart mit lakonisch-lässigen Sprüchen, durch die sich die Darsteller, allen voran Bud Spencer und Terence Hill, in die Herzen der Fans spielten.


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Leones Antwort auf die allgemeine Entwicklung

„Mein Name ist Nobody“, Sergio Leones reflektierender Beitrag zur damals schon fortgeschrittenen Wende des Genres hin zur Komödie, kann wieder einmal mit Fug und Recht als Geniestreich angesehen werden. Zwar führte offiziell Tonino Valerii Regie, der in den Jahren zuvor schon mindestens zwei gute Genre-Beiträge in eben jener Funktion zu Wege brachte („Der Tod ritt dienstags“ / „Blutiges Blei“) und Sergio Leone wird im Vorspann lediglich als Ideengeber aufgeführt, doch behielt Leone im Hintergrund stets die Fäden in der Hand. „Mein Name ist Nobody“ wird oftmals als Zerrbild von „Once upon a time in the west“ bezeichnet, womit Leone attestiert wird, gleichsam die Vorlage gedreht als auch die persiflierende Dekonstruktion geliefert zu haben. Da auch er es war, der den Boom des Italo-Westerns auslöste, hat er inmitten von nahezu unzähligen Werken, die in seinem und im Fahrwasser einiger talentierter Filmemacher mitschwammen, stets die bedeutsamen Eckpfeiler gesetzt. Mit „The Good, the Bad and the Ugly“, dem dritten „Dollar“-Film, griff er 1966 sogar gewissermaßen einer noch bevorstehenden Entwicklung vor (ehe er mit „Once upon a time in west“ den ultimativen Abgesang schuf), denn der Film um die drei rivalisierenden zwielichtigen Gauner ist so facettenreich, dass er das Feld der Komödie bereits nicht ausspart.

In „Mein Name ist Nobdy“ geht Sergio Leone schließlich noch einen Schritt weiter und stellt das Alte dem Neuen gegenüber, wobei sich der Film zeitweise zwar durchaus witzig gestaltet, aber natürlich in keinester Weise eine Komödie vom Stil einer Spencer/Hill-Klamotte ist und gleichsam nachdenklich bleibt und eine vergangene Zeit leicht melancholisch Revue passieren lässt. Leones letzter Western – danach folgte mit „Once upon a time in America“ als Abschluss seiner nicht weniger großartigen „Amerika“-Trilogie leider nur noch ein weiterer Film – ist gewissermaßen eine abschließende Antwort auf das damals aktuelle Kapitel im italienischen Western.


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"If you go away, who is gonna be left? – Nobody."

Diese rhetorische Frage von Terence Hill, die er sich schelmischerweise gleich selbst beantwortet, ist die knappste Verdichtung der Umstände, die der Film zeigt. Gerichtet ist sie an Jack Beauregard, dargestellt von Henry Fonda. Beauregard ist der alternde Revolverheld, der zahllose Galgenvögel auf dem Kerbholz hat und schneller zieht und präziser schießt als jeder andere. Er ist Teil der Legenden, die man sich erzählt und denen kleine Jungs einmal nacheifern wollen. Gleichzeitig ist Henry Fonda, Jahrgang 1905, ebenfalls ein Veteran als Schauspieler und auch im Western-Genre wohlbekannt. Eine derartige Rolle, wie vom Schlage eines Jack Beauregard, übernahm Henry Fonda nicht zum ersten Mal. So schafft die Besetzung eine geniale Mehrdeutigkeit: Zum einen wird hier die Western-Machart vom alten Schlag, für die Henry Fonda Synonym steht, mit den neuen unbekümmerten Klamauk-Nummern, in denen Terence Hill zu dieser Zeit bereits seinen Ruf gefestigt hat und stellvertretend auftritt, konfrontiert und zum anderen wird der wilde Westen, wie er einst war, als Lebenseinstellung der Figuren und als Filmgenre an sich, mit der neuen Entwicklung zu einer Art Kapitulation getrieben.

Beauregard hadert zu Beginn des Films mit sich und seiner Zukunft, er hat in einigen Tagen ein Schiff in Aussicht, das ihn nach Europa bringen würde. Er könnte seiner Vergangenheit den Rücken kehren und die übrigen Jahre seines Daseins leben, ohne ständig auf der Hut sein oder sich seiner Haut erwehren zu müssen. Doch er zögert noch, und erst nachdem er sich auf Drängen seines ständigen Schatten Nobody dazu durchgerungen hat abzutreten, beschafft er sich kurzerhand die benötigte Anzahlung und fasst den Entschluss, demnächst an Bord dieses Schiffes zu gehen. Die Figur des Nobody indes bleibt lange undurchsichtig. Zunächst scheint er Beauregard schlicht herausfordern und ihn so als unbestritten besten Schützen stürzen zu wollen. Doch er ist einer dieser nacheifernden Jungen und erweist sich in der Biographie seines Gegenüber als sattelfest. Er kennt alle Taten und Opfer von Beauregard und möchte, dass dieser in einem grandiosen Finale abtritt, so dass er auf ewig einen festen Platz in den Geschichtsbüchern findet. Dieses Finale stellt er sich so vor, dass Beauregard alleine gegen die 150 Reiter zählende Bande von Outlaws antritt, die sich „Wild Bunch“ nennt – Der Name ruft natürlich sofort Erinnerungen wach. Der Name Sam Peckinpah, Regisseur des Films „The Wild Bunch“, der in seiner Machart einer jener US-Western ist, die wiederum Einflüsse des Italo-Westerns in sich tragen, ziert zudem zum Schmunzeln anregenderweise im Film bereits einen Grabstein und reiht sich – vorschnell wohlgemerkt, denn er starb erst später – ein in die Legenden des wilden Westens, die bis auf Jack Beauregard bereits alle nicht mehr sind.

Neben weiteren Reminiszenzen, beispielsweise auch bei der Musik von Ennio Morricone an die weltbekannten Melodien eigener vorheriger Werke, deutet ein bei Beauregard hintergründiges Ticken der Uhr eindringlich das Ablaufen seiner Zeit an. Und auch wenn das Drehbuch Henry Fonda auf die kindliche Begeisterung von Terence Hill für vergangene vermeintliche Heldentaten antworten lässt, „There was never any good old days“, ist der Film dennoch sicherlich als Verbeugung vor selbigen filmischen Entsprechungen zu sehen. Und auch Nobody lässt, obwohl er zunächst einmal für sich selbst die große Bühne braucht, auf der er, schließlich ein Niemand, sich zelebrieren kann, Beauregard nicht hängen. Obwohl er ihn zunächst vermeintlich zu seinem Verderben drängt, um als Held zu sterben, und ihn zudem geradezu der Lächerlichkeit preisgibt, inszeniert er ein Finale mit doppeltem Boden bis ins letzte Detail dergestalt, dass gleichzeitig er selbst als strahlender Meisterschütze dasteht, Beauregards Mythos für die Nachwelt gefestigt ist und zu guter letzt auch noch seine Reise ermöglicht wird und ihm dadurch, dass er fortan als tot (und dennoch als unsterblich) gilt, ein friedliches restlichen Leben beschert ist.


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Der Schluss als Resümee eines Genres

Das Ende von „Mein Name ist Nobody“ ist Abgesang und Wachablösung gleichermaßen. Die Figuren Jack Beauregard und Nobody werden als Personifizierung ihrer Subgenres aus dem Film verabschiedet. Das Unbekümmerte des Terence Hill, stellvertretend für die Unbeschwertheit der Komödie, zieht die Aufmerksamkeit der Massen auf sich und Nobody sonnt sich in deren Mittelpunkt. Währenddessen befindet sich der humorlose Held vergangener Tage auf dem Rückzug und stellt, zwar noch am Leben, bereits ein Ausstellungsobjekt dar, das zwar noch bewundert wird, aber nichtsdestotrotz obsolet erscheint, so wie es der US-Western ist und wie es der ursprüngliche Italo-Western der ersten Jahre ebenso bald sein wird.

Wie ist nun die Entwicklung des ehemals so beinharten und kompromisslosen Italo-Westerns zum eher seichtem Western-Klamauk zu bewerten? Fans der ursprünglichen Machart, die sich gerade durch demonstrative Trostlosigkeit und explizite Gewaltdarstellung, bitteren Zynismus und düstere Anti-Helden auszeichnete und den Italo-Western somit desillusionierend von den festgefahrenen Strukturen des US-Westerns abgrenzte und sich von dessen ideologischen Konventionen löste, sehen darin womöglich eine rein negative Wandlung und kulturelle Dekonstruktion der Erfolgsrezepte des Italo-Western. Doch die Folge, jenen Weg nicht zu beschreiten, hätte sein können, dass die italienische Westernzeit beinahe wieder so schnell vorbei gewesen wäre, wie sie angefangen hat – und zwar noch schneller als es ohnehin schon der Fall war. Und schließlich war der Italo-Western selbst seit seinen Anfängen eine Dekonstruktion, nämlich die des herkömmlichen US-Westerns. Wahrscheinlich war Europa, und vor allem die italienische Cinecittà, von der Möglichkeit des Erfolgs eigener Westernfilme so berauscht, dass die exzessive Produktion selbiger zu einer allzu schnellen Wiederholung und somit zu Ermüdungserscheinungen beim Rezipienten geführt hat.

Demnach war es nur recht und billig, von Leuten, die die Zeichen der Zeit erkannt hatten und dennoch weiter mit dem Produkt Western die Kinokassen zum Klingeln bringen wollten, nach neuen Wegen zu suchen. Personen, wie der angesprochene Barboni beispielsweise, sahen nun die Gelegenheit, auf komödiantischem Wege die Maschinerie am Laufen zu halten und schließlich trugen sie damit auch der veränderten Erwartungshaltung des Publikums Rechnung. Nur so konnte anscheinend ein vorzeitiges Desinteresse und ein damit verbundener jäher Rückgang italienischer Produktionen und gänzlicher Niedergang des Westerns in großem Stil aufgehalten oder verzögert werden.

Die eingeschlagene Richtung stellt demnach schlichtweg eine in kommerzieller Hinsicht konsequente Weiterentwicklung dar. Auch kulturell sollte sie nicht zu sehr verachtet oder unterschätzt werden, denn immerhin steckt auch eine gewisse Leistung dahinter, neue Wege einzuschlagen, wenn ob der alten Schemata allgemeiner Stillstand droht. Dass mit dem Klamauk nicht nur der Italo-Western, sondern der Western generell zugunsten einiger weiterer kurzfristig erfolgreicher Jahre eine neue Stufe in Richtung mittel- und langfristiges Aussterben erklommen hatte, ist wohl mehr eine unglückliche Nebenwirkung. Und doch gab und gibt es wohl kaum ein anderes Genre, dass so häufig totgesagt wurde und dennoch hin und wieder neue Grabgesänge in Form von Spätwestern erfährt.

:liquid9:,5


In Deutschland ist eine hervorragende restaurierte Fassung auf DVD von Paramount erschienen. Wahlweise zu erhalten als 2DVD-"Special Collector's Edition", Single Disc oder zusammen als "Double Movie Collection" mit dem weitaus schwächeren Nachfolgewerk "Nobody ist der Größte", dem im direkten Vergleich doch etwas die Raffinesse fehlt.

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John Woo
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Beitrag von John Woo » 08.07.2009, 21:05

Virtual Weapon

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Originaltitel: Cyberflic
Herstellungsland: Frankreich
Erscheinungsjahr: 1995
Regie: Antonio Margheriti
Darsteller: Terence Hill, Marvelous Marvin Hagler, Jay Amor, Ted Bartsch, Giselle Blondet, Juan C. Bofill, Libby Brien, Stephen Edward, Jorge Gil, Tommy Ray Harner, Jess Hill, Andy Horne u.a.

Nach der Explosion einer neuen, frequenzgesteuerten Bombe geschieht das Unglaubliche: Detective Skims, Computerexperte auf der Jagd nach dem Bombenterroristen Van Axel, ist nicht tot, sondern wird zum Computer-Hologramm! Um die Ermittlungen von Skims' Partner Mike zu stoppen, entführt Van Axel die kleine Lily. Doch der virtuelle Skims findet Mittel und Modems, um Van Axel zu stellen...

Die Geschichte hört sich richtig beschauert an? Ja! Aber das macht doch nichts, schliesslich handelt es sich hier um einen Terence Hill –Streifen, in welchem bestimmt niemand Logik oder eine sinnvolle Geschichte sucht. Dafür möchte der treue Fan natürlich eine lockere, witzige und kurzweilige Unterhaltung bekommen, wie zum Beispiel im trashigen, aber charmanten Klassiker „Der Supercop“, in dem Terence als Polizist mit übernatürlichen Fähigkeiten für Recht und Ordnung sorgte.
Doch Fehlanzeige. Dabei fängt der Film ganz nett an, mit schönen nächtlichen Hubschrauber-Aufnahmen von Miami, unterlegt mit einem halbwegs netten Titelsoundtrack. Dass man den Track danach aber bei jeder Gelegenheit wiederholen muss, zerrt mit der Zeit dann aber doch gehörig an den Nerven.

Dem geneigten Fan fällt sofort auf: Terence Hill ist sichtlich gealtert, man kauft ihm die Rolle aber dennoch ab, da er wie zu seinen besten Zeiten grinsend durchs Geschehen geht. Es mangelt aber leider schlicht und einfach an guten Sprüchen.

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Terence Hill liest das Drehbuch

Die Geschichte ist selbst für einen Terence Hill-Film schlicht und einfach unterste Schublade. Kein Wunder, denn kein geringerer als Bruno Corbucci (der Bruder des bekannteren „Django“-Regisseurs Sergio Corbucci), der Macher von den schon schlechten Filmen „Miami Cops“, „Bud, der Ganovenschreck“ oder „Aladin“ steckt hinter dieser Geschichte.

Für die „spektakulären“ Autostunts scheint man wohl offensichtlich kleine Automodelle besorgt zu haben und witzige Situationen bleiben dem Streifen genauso fern, wie vernünftige Darstellerleistungen.

Das kleine Mädchen Lily als Computergenie wirkt völlig unglaubwürdig, zumal es deren Mutter auch noch egal zu sein scheint, wenn diese die ganze Nacht durch am Computer sitzt. Nicht nur das, sie bringt ihr das Abendessen gleich kommentarlos an den Computer. Was für ein vorbildliches Beispiel an erzieherischer Fürsorge!
Boxchampion Marvin Hagler als Partner ist ein Witz, ohne jeglichen Charme oder Ausstrahlung scheint er nicht einen der wenigen Sprüche von Skims schlagfertig quittieren zu können. Apropos schlagfertig: Terence wirkte auf mich in den Schlägereien überzeugender. Nicht gerade ein tolles Zeugnis für einen Boxer…
Seine Filmografie ist entsprechend übersichtlich und dies war auch schon sein letzter Auftritt.
Wo blieb Bud Spencer? Obwohl, er hätte auch nichts mehr retten können…

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Da erblasst selbst Super Mario!

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Mutti, das Kleine Gespengst gibt es wirklich!

Die erste Filmhälfte wird wenigstens halbwegs flott erzählt, und eine nette Schlägerei auf einer Party erinnert sogar zeitweise an alte Klassiker. Von einer nachvollziehbaren Geschichte kann aber nie die Rede sein und lediglich die Hoffnung, dass sich der Film vielleicht doch noch steigert, bewahrt vor dem vorzeitigen Ausschalten.
Pustekuchen: Was in der ersten Hälfte noch durch halbwegs ordentliches Tempo wettgemacht wurde, endet nun wirklich in einem totalen Desaster. Nicht mal Kinder unter sechs Jahren (welche offensichtlich die Zielgruppe sein sollten, der Film ist ironischerweise aber erst ab 12 freigegeben) dürften daran grossen Gefallen finden. Terence Hill als Computer-Hologramm? Ein Graus! Die Effekte sind selbst für eine italienische Komödie zum Schreien schlecht. Waren sie in anderen Filmen wie dem genannten „Supercop“ zwar auch, aber dieser ist auch gut 20 Jahre älter und machte wenigstens Spass.
Na gut, dann läuft Terence alias Skims halt eben als unsichtbares Computerhologramm herum, und beamt sich mittels Telefonleitungen problemlos durch die ganze Stadt, dadurch wäre wenigstens für witzige Situationen gesorgt. Und was macht der Film daraus? Absolut nichts! Ich musste nicht ein-mal schmunzeln, geschweige denn lachen! Wo bleiben diese Sprüche, diese gemütliche Atmosphäre oder die herrlich doofen und durchgeknallten Bösewichte der alten Streifen?
Darüber hinaus zieht sich der Film in der zweiten Hälfte ungemein, sodass ich mich wirklich zwingen musste, bis zum Abspann dranzubleiben. Dabei beträgt die Laufzeit gerade mal knappe 90 Minuten.

Was zurückbleibt ist eine pure Ernüchterung und vergeudete Zeit: Terence Hill hat sich mit diesem Machwerk wahrlich keinen Gefallen getan, dabei war der nur zwei Jahre jüngere „Die Troublemaker“ zumindest noch annehmbare Unterhaltung.

Fazit: Gilt unter den Fans zu Recht als einer der allerschlimmsten Werke von Terence Hill. Besser Klassiker wie „Mein Name ist Nobody“ oder „Der Supercop“ zum hundertsten Male angucken, als seine Zeit für dieses Machwerk verschwenden.
:liquid1:

Die DVD ist ungeschnitten von Laser Paradise ehältlich, mit passabler Bild- und Tonqualität, aber ohne Extras.

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Beitrag von John_Clark » 18.04.2011, 03:11

Doc West

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Originaltitel: Doc West
Herstellungsland: USA, Italien
Erscheinungsjahr: 2009
Regie: Terence Hill, Giulio Base
Darsteller: Terence Hill, Paul Sorvino, Ornella Muti, Adam Taylor, Boots Southerland, u.a.

Als ich den Trailer sah traute ich meinen Augen kaum. Ist das echt die Westernrückkehr meines Kindheitshelden?

Inhalt:
Nachdem Banditen seine Pokergewinne gestohlen haben, macht sich Doc West (Terence Hill) auf die Jagd nach den Räubern. Sein Weg führt ihn in ein kleines Nest in welchem West nach einem Pokerspiel sofort verhaftet wird. Zudem zeichnet sich Streit in der Bevölkerung ab - und West muss sich für eine Seite entscheiden...

Als erstes, es ist toll, Mario "Terence Hill" Girotti wieder in einem Western zu sehen. Hill, inzwischen 72 Jahre alt, hat sich gut gehalten und hat noch immer die Ausstrahlung eines Jünglings, einfach mit ein wenig mehr Falten im Gesicht. Klar, die grossen Bewegungen von früher kann man nicht mehr erwarten. Trotzdem wirkt er noch präsent wie eh und je und man fühlt sich stellenweise zurückversetzt in seine alten Streifen.

Neben Hill agiert ein Cast, der mit Paul Sorvino und Ornella Muti immerhin zwei bekannte Namen aufweist. Einige hölzerne Darsteller gibts ebenso, aber die gabs auch schon in den alten Hill-Filmen. Also, kein Fingerklopfen in diesem Punkt. Die Regie teilte sich Terence Hill mit dem italienischen Regisseur Giulio Base. Und der Film wurde doch sehr stimmig in Szene gesetzt. Vorallem die Aussenaufnahmen können sich echt sehen lassen, und ausser einer etwas schlecht animierten CGI-Schlange lässt sich "Doc West" optisch gut sehen lassen. Für einen TV-Film sehr gute Arbeit. Gedreht wurde übrigens in den USA, nicht wie in den alten Spaghettiwestern in Italien.

Leider ist die Story etwas sehr weichgespült. Hill ist nicht mehr jung, klar muss da die Story etwas angepasst werden. Aber die Story wirkt zu konstruiert und der total klare rote Faden wie bei den Ur-Hills ist nicht mehr wirklich vorhanden.

Fazit: Nostalgie Pur. Terence Hill is back - und Doc West wird zurückkehren, wurde ein weiterer Film bereits abgedreht und ist ein dritter bereits angekündigt worden. "Doc West" ist für Fans von Terence Hill ein klares Muss. Kein grosser Wurf, aber ganz nett anzuschauen.

:liquid6:

PS: Ich find den Trailer ganz dufte :)
http://www.youtube.com/watch?v=GQJDh2vxs80

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Beitrag von Sir Jay » 03.01.2013, 13:28

Mittlerweile gibt es ja "Vier Fäuste gegen Rio" auf Blu Ray.

Dort gibt es tatsächlich sogar eine englische Tonspur!

Jetzt ist meine Frage. Wurde der Film original in englisch gedreht?
Laut imdb steht da unter Sprache: Englisch/Portugiesisch...

Andererseits ist der Originaltitel auf Italienisch. Weiß einer von euch besser Bescheid? Normalerweise sind glaube ich alle alten Spencer-Hill Filme auf italienisch gedreht, weiß nicht ob Vier fäuste (ohne Zweifel auch der Beste des Duos) da eine Ausnahme darstellt.

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