„Bleeding Steel – The Musical“ wäre nach dieser Arschbombe von SciFi-Actionthriller doch ein netter Absacker. In den zugehörigen J-Pop-Nummern könnte man dann die Ironie eines Herzens aus Stahl noch weiter erforschen, während das eigens für die Bühne erbaute High-Tech-Flugobjekt aus dem Filmfinale Funken sprüht und Jackie Chan mit Gegenspieler Callan Mulvey eine flotte Sohle hinlegt – so wie schon im Finale von „Kung Fu Yoga“ geschehen.
Historie, Gegenwart und Science Fiction, Drama, Action, Thriller und Komödie: Die thematische Bandbreite in Chans jüngerer Filmografie scheint auf den ersten Blick bemerkenswert, oftmals bleibt sie allerdings reines Blendwerk, eine leere Behauptung ohne Kontext. Dass sich die futuristischen Elemente im Plot so lapidar in die Gegenwart integrieren, als wären sie schon immer da gewesen, passt natürlich zum Image eines tech-affinen Landes wie China. Über die Lücken im Plot hilft das freilich nicht hinweg: Wo kommt das ganze Zeug her, wer sind diese merkwürdigen Stormtrooper und wie passen sie überhaupt ästhetisch in das hippe Urban-Youth-Produktionsdesign, zu dem verwinkelte Fabrikgelände mit Graffiti-Wänden ebenso gehören wie Jungschauspieler, die sich wie Parcoursläufer durch die engen Gassen bewegen und dabei im Namen des Slapstick auch mal die Hosen verlieren?
Es ist also ein verwirrender, konfuser, unnötige Ellipsen ziehender Actionfilm, der billiger wirkt, je mehr er aufzutischen versucht. Vielleicht kommt die Auftaktszene deswegen noch vergleichsweise gut weg. Hier haben wir ein abgeriegeltes Szenario, in dem auf Kommando Fahrzeuge in die Luft fliegen, Kugeln abgefeuert und Martial Arts praktiziert werden, fast wie in der pyrotechnisch spektakulären Liveshow eines Themenparks. Als dann aber schließlich die Open World ihre Pforten öffnet, offenbart nicht nur das Drehbuch seine durch und durch transparente Billigkeit, die tragischerweise auf einer durchaus ambitionierten, wenn auch völlig missratenen Konzeption fußt. Dass „Bleeding Steel“ nämlich nicht zwangsläufig zur Garde der schnell vergessenen Bügelfilme gehören möchte, sieht man ihm an diversen Akzenten in der Regie an: Zeitlupen, Schnitt, Musik, Choreografie und Ambiente tanzen dann doch manchmal miteinander ein holpriges Ballett.
Besser wird es durch Ambitionen alleine leider nicht. Für Jackie Chan artet der Ausflug ins vermeintlich aufregende SciFi-Fach mal wieder aus in ein schrilles Feuerwerk aus Ablenkungsmanövern. Dem längst in die Jahre gekommenen Stunt-Flummi mag ein solches Vehikel auch ein wenig als Schutz dienen, denn die Zeiten, in denen Chan der eigentliche Spezialeffekt seiner Filme war, sind längst vorbei. Es ist nur noch sein Gesicht, das als Aushängeschild auf dem Poster posiert. Selbst wenn er sich früher von Gadgets hat unterstützen lassen, wurden diese eher wie Bond'sche Verlängerungen seiner tollkühnen Abenteuerlust (vgl. „The Tuxedo“) behandelt. Nun verschwindet der Star einfach hinter dem Filmkonzept Wie könnten Raumschiffe, Cyborgs und Hi-Tech-Medizin auch die Lücke ausfüllen, die er zunehmend hinterlässt?